Rise of the Dark von DarkAzura ================================================================================ Kapitel 24: Nachdenken ---------------------- Als Hermine wieder erwachte, wusste sie nicht mehr, wie sie aus der Zelle herausgekommen war oder wer sich um sich gekümmert hatte. Und auch jetzt noch fühlte sie sich seltsam leer und ausgelaugt. Langsam setzte sie sich in ihrem Bett auf und sah auf ihre Hände. Sie zitterten. Dieses leichte unmerkliche Zittern war es, das Hermine die Augenblicke in der Zelle erneut durchleben ließ. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ihr Hals wurde trocken. Sie wippte mit dem Oberkörper vor und zurück, um die Übelkeit zu verscheuchen, die sich allmählich in ihr ausbreitete. Lord Voldemort hatte sie vergewaltigt. Doch seltsamer Weise war nicht diese Erniedrigung Schuld an der bitteren Galle, die in ihr aufstieg. Und auch nicht der Umstand, dass sie sich immer wieder sagen musste, dass es Lord Voldemort und nicht Draco gewesen war, der sie geschändet hatte. Sie war ein verstandesbasierter Mensch und konnte sehr wohl Dracos Körper und Lord Voldemorts Geist unterscheiden. Was ihr wirklich zu schaffen machte und ihr die Tränen in die Augen trieb, war Dracos Verhalten danach. Die Abscheu in seinem Blick… Das wird nie wieder passieren. Hermine schluchzte auf. Sie hatte gedacht, er hätte sich geändert. Sie schnaubte bei diesem Gedanken. Menschen ändern sich nicht einfach. Und das Missachten dieser Regel war ihr nun zum Verhängnis geworden. Sie hatte sich – wenig verstandesbasiert – in Draco Malfoy verliebt. Sie hatte sich nie erlaubt das zu denken, sich innerlich verboten, romantisch über MALFOY zu grübeln, doch alles Verleugnen nützte nichts. Sie war ein Scherbenhaufen und den konnte sie nur wieder zusammensammeln, wenn sie die Ausgangslage gründlich analysierte, dazu gehörte auch das Eingestehen ihrer bescheuerten Gefühle. Die Erkenntnis ließ sie zurück in die Kissen sinken und ihre Tränen liefen still ihre Schläfen hinab, nässten ihren Haaransatz und ihr Kissen. Sie war in ihn verliebt. Dieser Gedanke ließ sie nicht mehr los. Ihr Herz spielte ihr einen Streich und erinnerte sie an die schönen und intimen Momente im Traum, den Träumen, die keine waren, eher eine zweite Realität. Unwirsch warf sie sich auf die Seite und krallte ihre Hände in ihr Kissen. Warum? Wie konnte das passieren? Unwillkürlich dachte sie an den nackten Draco und die Röte schoss ihr in ihre tränennassen Wangen. Ja okay, er sah wirklich gut aus, aber so oberflächlich dachte Hermine ja eigentlich nicht. Er hat dich gerettet. In diesem Augenblick hasste Hermine ihre Stimme der Vernunft. Ihr Drang alles zu analysieren und nachzuvollziehen, half ihr gerade jetzt nicht weiter, wo sie dringend nach Gründen suchte, Draco Malfoy zu hassen. Oder wenigstens das Verliebtsein zu löschen. Immer noch in Gedanken versunken überhörte sie fast das zaghafte Klopfen an der Tür zum Schlafsaal der Mädchen. Ginny schob sich vorsichtig durch einen Spalt und warf einen besorgten Blick zu Hermine. „Oh, du bist wach“, hauchte sie leise, „wie geht es dir?“ Die Rothaarige trat an Hermines Bett und setzte sich auf die Kante. Hermine richtete ihren Oberkörper auf und zuckte mit den Schultern: „Ich versuche gerade meine Gefühle zu sortieren“, sie machte eine Pause und seufzte, „aber das will mir nicht so richtig gelingen.“ Vorsichtig griff Ginny nach Hermines Hand und drückte sie: „Ich bin für dich da. Oder soll ich Harry holen?“ Hermine hörte das Bemühen von Ginny, nicht beleidigt zu klingen. Sie wusste, dass Rons Schwester nicht eifersüchtig auf ihre innige Beziehung zu Harry war, sondern lieber selbst so eng mit Hermine befreundet wäre. Harry wäre ihr tatsächlich lieber gewesen. Er wusste einfach schon so viel und Hermine müsste nicht von vorn beginnen. Doch vielleicht wäre ein Erzählen von Anfang an gut, um ihre Gedanken neu zu sortieren und alles in einem anderen Licht zu sehen. Also holte sie tief Luft und begann zu erzählen. Sie redete und redete und beobachtete dabei zeitweise, wie sich Ginnys Miene von besorgt, über erschrocken, zu entsetzt veränderte oder sie sogar die Hände vor den Mund schlug. Hermine ließ nichts aus und als sie beim Traum am See angekommen war, quietschte Ginny, riss die Augen auf und setzte, zu Hermines Verwunderung, ein freches Lächeln auf. Das war auch das erste Mal, dass sie Hermine unterbrach: „Stopp! Nicht so schnell! Wie war er? Du hast bisher alles so detailliert erzählt, jetzt hier nicht aufhören!“ „Ginny!“, Hermine schlug ihr lachend auf die Schulter und erzählte einfach weiter ohne auf Ginnys Wunsch einzugehen. Ginny schnaubte zwar enttäuscht, aber unterbrach Hermine kein zweites Mal. Als Hermine irgendwann endlich geendet hatte, blickte sie Ginny erwartungsvoll an. Diese aber schmiss sich neben Hermine aufs Bett und starrte in den Baldachin. „Das ist soooo romantisch“, sie verstummte kurz und sah Hermine ernst an; „Naja, bis auf die jüngsten Ereignisse.“ Mit offenem Mund starrte Hermine Rons Schwester an. „Bist du übergeschnappt?“, fragte sie entrüstet, „Wo ist das denn romantisch?“ Ginny grinste über beide Ohren: „Naja, wenn man die Tatsachen miteinbezieht, die ich hier mitbekommen habe.“ Und Ginny erzählte von den scheinbar bedeutungslosen Ausrastern Malfoy am Tisch der Gryffindors. „Ich glaube schon, dass er in dich verschossen ist, aber er darf es natürlich nicht zeigen, ganz der reinblütige Eisprinz. Ihr seid wie Romeo und Julia, eine verbotene Liebe.“ Hermine schnaubte erneut: „Ich wiederhole mich nur ungern. Aber in diesem Fall geht es wohl nicht anders. Du bist übergeschnappt!“ „Ach wirklich! Dann machen wir einen Test! Du stehst doch so auf Analysen, Expertisen und Experimente! Schließ die Augen!“ Hermine folgte Ginnys Anweisungen widerstrebend und nicht ohne vorher mit den Augen zu rollen. Die Rothaarige ließ sich nicht beirren und fuhr fort: „Woran denkst du als erstes, wenn du den Namen hörst?“ Und Ginny kam ganz nah an Hermines Ohr und flüsterte: „Draco Malfoy!“ Augenblicklich stellten sich Hermines Nackenhaare auf und ein wohliger Schauer lief ihren Rücken hinab. Sie bemerkte zunächst nicht, dass sich ihre Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verzogen, aber Ginnys triumphierender Aufschrei machte sie darauf aufmerksam. „Das hat rein gar nichts zu bedeuten!“, rief sie entrüstet, „Wunschtraum und Realität sind zwei völlig verschiedene Dinge!“ Ginny zog eine Augenbraue hoch und ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus: „Ach wirklich!“ Hermines Mund wurde mit einem Mal staubtrocken. Das war mit das Unlogischste, was sie je von sich gegeben hatte, nach all dem, was sie erlebt hatte! „Denk doch mal nach“, begann Ginny erneut eine Lanze für Draco zu brechen, „was hat er denn davon? Sein Ansehen bei den Slytherins ist ohnenhin am Tiefpunkt, eine Romanze mit dir, selbst wenn er dir bewusst weh tun wollen würde, würde seinen Ruf völlig ruinieren.“ „Und was, wenn er was auf seinen Ruf scheißt?“ Ungeduldig schüttelte Ginny den Kopf: „ Er ist ein Malfoy, das betont er doch immer wieder. In dem Punkt wird er sich sicherlich nicht ändern. Und selbst wenn, was hätte er dann davon?“ „Seine eigene diabolische Freude?“ schlug Hermine abwehrend vor. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Draco, nein, Malfoy, um ihretwillen mit ihr Zeit verbrachte. „Hermine, er mag dich! Da bin ich sicher!“, setzte Ginny noch einmal nach, diesmal aber sanft und ruhig und strich Hermine dabei über die Schulter. „Hast du denn auch eine Erklärung für sein Reaktion, als er mit mir…“, sie brach den Satz ab, weil sie nicht wusste wie sie es formulieren sollte. Dracos Geist hatte sie mitten in der Vergewaltigung befreit. „Aber natürlich du Dummchen, er sorgt sich! Kapier das doch endlich! Er will dich nicht wieder in Gefahr bringen! Du glaubst doch nicht, dass er den…äh….“ Ginny machte eine Pause und suchte genau wie Hermine nach den richtigen Worten. Anders als Hermine fand sie welche: „Du glaubst doch nicht, dass er den körperlichen Kontakt gemeint hat!“ Hermine blickte betreten auf ihre Hände, was ihr von ihrer Freundin einen Knuff in die Seite einbrachte. „Wer ist jetzt bescheuert?“, fragte Ginny herausfordernd. „Du solltest jetzt schlafen und dich ausruhen. Professor McGonagall hat dir einen Traumlos-Trank hingestellt.“ Ginny wies auf den Nachttisch, erhob sich aus dem Bett und ging zur Tür. „Denk nicht zu viel nach!“ Mit diesem Ratschlag ließ sie Hermine allein im Zimmer zurück. Doch so einfach dieser Ratschlag auch war, Hermines Gedanken rasten. Hatte Ginny wirklich Recht? Langsam griff sie nach der Flasche mit dem Zaubertrank und leerte ihn in einem Zug. In ihre Gedanken schlich sich wieder Malfoys Gesichtsausdruck, so voller Abscheu und Ekel. Sie schluckte. Ginnys Worte waren zwar aufmunternd gemeint, doch dieser Blick war es, der Hermine so beschäftigte. Und über diesen Gedanken schlief sie traumlos ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)