Rise of the Dark von DarkAzura ================================================================================ Kapitel 18: Gefahr ------------------ Die nächsten Tage ging Draco ihr aus dem Weg. Er war nie zur gleichen Zeit in der Großen Halle, verschwand zeitig aus dem Unterricht und auch in der Bibliothek traf sie ihn nicht an. Die einzige Zeit, in der sie ihn sah, waren ihre Träume, die sie schweigend in der wolltuenden Schwärze verbrachten. Hand in Hand. Es war frustrierend. Seufzend saß sie über dem Tagebuch, welches Draco ihr gezeigt hatte und blätterte beinah lustlos darin herum. Es wäre so viel einfacher gewesen, ihre Gefühle zu sortieren, wenn sie nicht Nacht für Nacht seinen Atem spüren oder seine Hand halten würde. In den ersten Nächten hatte sie versucht mit ihm zu reden, doch er hatte eisern geschwiegen. Sie traten auf der Stelle, das wusste sie. Aber die einzige Lösung, die bisher im Raum stand, ihre Ängste zu besiegen, schien für sie aussichtslos. Deswegen verbrachte sie jede freie Minute in der Bibliothek und suchte nach einem anderen Weg. Doch außer dem Tagebuch, stieß sie auf keine Quelle, die von Ähnlichem berichtete. Sie raufte sich die Haare. Dieses ganze Thema war genauso bekloppt wie Wahrsagen. Ihr Kopf ruckte hoch. So abwegig dieser Gedanke war, einen Versuch war es allemal wert. Voller Elan knallte sie das Tagebuch zu, ließ es an seinen Platz schweben und rannte beinahe aus der Bibliothek, dass Miss Pince missbilligend hustete. Am Fuße des Turm angekommen, stütze sie die Hände auf die Knie und schnaufte schwer. Die Treppen hochzuspurten war keine gute Idee gewesen. Sie rappelte sich auf, atmete noch mal tief durch und kletterte dann die silberne Leiter in das Wahrsagezimmer hinauf. In der stickigen, Räucherstäbchen getränkten Luft konnte man wie immer kaum atmen. „Professor Trelawney?“, fragte Hermine unsicher in den Raum und zwängte sich an den kleinen Bistrotischen vorbei. Die Wahrsagelehrerin kam aus dem Hinterzimmer und rückte sich ihre Brille zurecht, die ihre Augen so stark vergrößerten, dass sie an eine Fliege erinnerten. „Miss Granger! Was führt sie in meinen Turm mit ihrer ausdruckslosen Aura?“, fragte sie, während sie ihre unzähligen Schals um ihren Hals drapierte. Hermine überhörte die Beleidigung und kam gleich zur Sache. „Ich wollte sie in einer Frage konsultieren. Wenn wir schlafen und träumen, betreten wir Welten“, begann sie und machte dann eine Pause. Sie wusste nicht genau, wie sie die Problematik erläutern sollte, ohne zu viel preiszugeben. „Ah! Sagen Sie nicht, sie öffnen sich dem inneren Auge? Was sehen sie, wenn sie schlafen?“ Ihre Stimme hatte einen bedeutungsschwangeren Ton angenommen, ein unheimliches Flüstern. Hermine schluckte. „Das ist nicht so wichtig. Viel mehr interessiert mich die Frage, ob die Welt der Träume sich mit denen der Übergangswelt der Toten überschneidet?“ Trelawney nickte langsam: „Sie kommunizieren mit dem Jenseits. Das hätte ich ihrer kalten Seele gar nicht zugetraut. Sehen sie sie hinübergehen?“ Hermine musste ein Schnauben unterdrücken: „Das ist es ja! Der, den ich sehe, will nicht hinübergehen und belästigt mich im Traum!“ „Oh jaaah! Das kann zu schweren Depressionen führen. Das erklärt auch das Erkalten ihrer Aura. Ich kann ihnen helfen und sie in Trance anleiten. Solche Seelen können gebannt werden.“ Ohne eine Antwort abzuwarten stand sie auf und kramte in einem hohen Schrank nach einem Pendel. Mit eiligen Schritten kam sie zurück und ließ das Pendel vor Hermines Augen baumeln. „Hypnose, wirklich?“, fragte Hermine und konnte nicht verhindern, dass ihre Frage vor Sarkasmus nur so triefte. Das Gesicht der Professorin versteinerte sich. „Sie können auch wieder gehen und sich allein mit ihren Dämonen herumschlagen!“, sagte sie pikiert. Hermine schüttelte heftig den Kopf, sodass ihre braunen Locken um sie herum flogen. Ein Versuch war es immerhin wert. Langsam begann Professor Trelawney das Pendel zu schwingen und murmelte dabei fremdartige Laute. Lächerlich, dachte Hermine und ärgerte sich über sich selbst, dass sie so verzweifelt war, den Rat der verwirrten Professorin einzuholen. Sie blinzelte. Doch als sie die Augen wieder aufschlug war sie nicht mehr in dem stickigen Turmzimmer, sondern im Malfoy Manor. Der kalte Marmor in ihrem Rücken, die Dunkelheit und die nasse kalte Luft, alles war wieder da. Und bevor sie etwas dagegen tun konnte, sah sie ihn. Er stand am Kamin und drehte sich langsam zu ihr um. „Miss Granger, wie lange habe ich auf eine erneute Begegnung gewartet. Ich bin kein geduldiger Mensch“, sagte er bedrohlich und kam langsam auf sie zu. „Aber die Zeit des Wartens hatte einen gewissen Vorteil. Ich konnte mich vorbereiten, ich konnte nachdenken, wie ich sie zu meinem Werkzeug mache. Und wissen sie was mir dabei einfiel?“ Hermine brachte keinen Ton heraus. Das gefährliche Lächeln, das seine Züge einnahm und die roten Augen, die sie fixierten, jagten ihr panische Angst ein. Voldemort wartete nicht auf eine Antwort, sondern fuhr fort: „Sie sind aus Fleisch und Blut, ihre Anwesenheit ist eine Projektion ihres Geistes. Ich muss lediglich diese Projektion unterwerfen und brechen, dann kann ich sie besitzen. Wenn sie erneut aufwachen, werden es nicht sie sein, sondern ich in ihrem Körper!“ Hermine konnte nicht mehr als stumm den Kopf schütteln. Dann packte er sie am Genick und zerrte sie würgend und röchelnd auf die Beine. Woher die Ketten kamen, die sie ihm an die Handgelenke anlegte, wusste sie nicht. Plötzlich fand sie sich an den Armen gefesselt in der Halle wieder. Voldemort hatte die Hände auf die Schellen gelegt und murmelte etwas, das wie ein Zauberspruch klang. „Aber das hier ist ein Traum! Sie haben keinen Zauberstab, man kann hier nicht zaubern!“, stieß sie verzweifelt aus. Voldemort lachte kalt. „Noch ein Vorteil des langen Wartens. Träume sind voll von Magie! Ich brauche keinen Zauberstab! Nun kannst du nicht entkommen. Du kannst nicht aufwachen.“ Er umrundete sie wie ein Tier auf der Schlachtbank. „Ich hasse die Muggel, aber eines muss man ihnen lassen. Ihre Magielosigkeit lässt sie sehr kreativ werden in ihren Foltermethoden. Ich werde dich brechen, kleines Schlammblut.“ Hermine spürte seine kalte Hand in ihrem Nacken und erschauderte. Plötzlich griff er in den Stoff ihres Shirts und riss es entzwei. Und dann spürte sie, wie ihr Rücken aufriss und Schmerz ihren Körper durchzuckte. Er peitschte sie aus. Doch nicht mit einer Rute oder einem Seil, er peitschte mit Magie. Sie biss die Lippen fest zusammen, um nicht zu schreien. Sie wusste, dass das für ihn eine Genugtuung wäre. Und er schien zu wissen, dass sie nicht schreien wollte, denn seine Hiebe wurden fester und fester. Tränen des Zorns und des Schmerzes rollten ihre Wangen hinab. Sie keuchte bei jedem Hieb leise auf. Ihre Lippen wurden blutig. Niemand würde ihr helfen, niemand konnte ihr helfen. Selbst wenn Draco hier wäre, was könnte er schon tun? Draco brachte gerade einen Erstklässler in den Krankenflügel. Slughorn hatte ihn dazu verdonnert, als er durch den Kerker spaziert war. Der kleine Slytherin hatte sich einen misslungenen Zaubertrank über die Hände gekippt und diese waren jetzt so groß wie Pizzateller. Mürrisch übergab er ihn gerade in seine Obhut, als eine völlig aufgelöste Professor Trelawney hereinstürmte, gefolgt von einem Ravenclawschüler, der scheinbar ebenso wie Draco als Krankentransport verdonnert worden war. In seinen Armen lag ein Mädchen mit… Draco sackte das Herz in die Hose. „Was ist mit ihr?“, bellte er Trelawney an und vergaß dabei alle Umgangsformen. Mit geballten Fäusten baute er sich vor ihr auf. Der Ravenclaw Schüler legte Hermine auf ein freies Bett und trollte sich hinaus. Draco sah ihm missbilligend hinterher. „Sie bat mich um Rat. Sie wollte ihre Dämonen bezwingen, ich versetzte sie in Trance!“, die Professorin für Wahrsagen hantierte aufgelöst mit ihren Händen herum. Draco sah auf seine Hand. Deswegen folgte er ihr nicht! Sie schlief nicht wirklich. Verärgert ballte er seine Hand erneut zur Faust. Entschlossen sah er die Professorin an. „Machen sie das Gleiche mit mir!“ Sein Ton war befehlend, ein Malfoy eben, der bekommt, wonach er verlangt. „Seien sie nicht albern, Mr. Malfoy!“, schaltete sich die Krankenschwester ein und hantierte mit ihrem Zauberstab: „Rennervate!“ Nichts geschah. „Sie ist in großer Gefahr!“, polterte Draco los, doch Madam Pomfrey schüttelte nur den Kopf: „Sie gehen jetzt besser. Ich werde Professor McGonagall verständigen und…“, doch Draco fiel ihr ins Wort: „Sie wissen nicht, wo sie ist! Ich schon! Er hat sie in seiner Gewalt, sonst würde sie aufwachen!“, in seiner Sorge plapperte er zusammenhangslos und panisch. Er ging auf und ab, raufte sich die Haare und überlegte, wie er zu Hermine gelangen konnte. In seiner Panik bemerkte er nicht den Patronus, der McGonagall rief. Wenige Augenblicke später stand die Professorin vor ihnen. Ihr Blick durchquerte einmal den Raum bis sie schließlich sagte: „Wieso immer sie beide, Mr. Malfoy?“ Doch ohne eine Antwort abzuwarten, schritt sie zu ihrer Schülerin und besah sich ihren Zustand. „Sie ist in Gefahr!“, versuchte es Draco erneut, „wenn er sie gefangen hält, dann…“ Doch weiter kam er nicht, denn diesmal wurde ihm das Wort abgeschnitten. „Wer sollte sie gefangen halten, Mr. Malfoy?“, fragte sie ruhig. „Sie wissen schon wer.“ Die Stille, die auf seine Worte folgte, war unerträglich. „Voldemort ist tot!“, sagte Professor McGonagall fest. Draco ließ die Schultern hängen. Sie hatten versagt, sie hatten es nicht geschafft Voldemort allein zu besiegen und für immer zu verbannen. Er setzte gerade an und wollte der Lehrerin alles erzählen, als Hermine plötzlich die Augen aufschlug. Draco atmete erleichtert aus und wollte zu ihr stürmen, als ein völlig dämonisches Lächeln auf ihre Züge trat und sein Blut in den Adern gefrieren ließ. Entsetzt blickte er sie an, brachte kein Wort heraus, als sie schließlich sagte: „Das war einfacher, als ich dachte!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)