Rise of the Dark von DarkAzura ================================================================================ Kapitel 6: Eine Antwort ----------------------- Hermine hatte die Nacht im Badezimmer verbracht und darauf gewartet, dass es hell wurde. Sie war einfach an den Fliesen sitzen geblieben. Die Kälte in ihrem Rücken hielt sie vom Schlafen ab. Müde rieb sie sich die Augen, stand schwankend auf und streifte langsam ihre Hotpants und das Shirt ab. Sie betrachtete sich nackt im Spiegel. Es kam kein Zweifeln, sie war dürr geworden. Der Schlafmangel und wahrscheinlich auch das bescheidene Essen hatten dazu beigetragen. Und immer noch hatte niemand auch nur versucht, ihr zu helfen. Und jetzt verunstaltete auch noch dieses Mal ihren Arm. Beim Anblick des Totenkopfes mit der Schlange stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie wandte den Blick ab und stieg unter die Dusche, hoffte, dass sie sich den seelischen Schmutz entfernen könnte. Heute verstand sie die Abscheu hinter dem Wort „Schlammblut“, denn heute fühlte sie sich wie eines. Beschmutzt von Voldemorts Hand und seinem Fluch. Langsam wusch sie sich ihre Haare und genoss den Strahl des Wassers auf ihrem Gesicht. Sie brauchte einen Plan. Ihr Körper würde eine längere Tortur von Schlafentzug nicht mehr lange mitmachen. Seufzend drehte sie das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Sie nahm sich ein Handtuch und spürte der Berührung des weichen Frottees nach, das ihre Haut abtrocknete. Bei einem erneuten Blick in den Spiegel beschloss sie, dass es sich nicht lohnte, ihre Haare zu föhnen und zu ordnen. Sie war in einer Irrenanstalt, niemand erwartete von ihr perfektes Aussehen. Im Gegenteil. Widerwillig kämmte sie ihre Haare schließlich wenigstens durch und Band sie im Nacken zu einem Knoten. Sie spürte vereinzelte Tropfen an ihrem Hals entlanglaufen, doch das störte sie nicht. Nachdem sie sich fertig angezogen hatte, beschloss sie, in den Aufenthaltsraum zu gehen. Als sie durch die Gänge strich, verfolgte sie eine düstere Stille. Es war noch sehr früh und wahrscheinlich waren viele Patienten ohnehin sediert und würden noch nicht erwachen. Bei dem Gedanken an das Frühstück erhellte sich für einen Augenblick ihr Gesicht. Die Zeitung würde eintreffen! Hoffentlich hatten die Jungs ihre Nachricht gelesen. Beflügelt von dieser Hoffnung beschleunigte sie ihre Schritte, bog um die letzte Ecke und betrat den Frühstückssaal. Ein zwei Pfleger wuselten schon in dem großen hellen Raum herum, bereiteten das Frühstück und verteilten Tagespropheten auf den Tischen. „Guten Morgen, Miss Granger. Sie müssen sich noch ein wenig gedulden, aber im Propheten sind neue Rätsel!“, sagte Simon höflich. Hermine nickte zum Dank, suchte sich einen Tisch in einer Ecke am Fenster und schlug den Tagespropheten auf. Sie musste an sich halten, nicht sofort zur Wizard Love Page vor zu blättern, denn sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Es dauerte eine viertel Stunde bis sie langsam und lustlos, die anderen Artikel überflogen hatte und endlich auf ihrer gewünschten Seite ankam. Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre matten Züge. Es hatte tatsächlich einer geantwortet. Hoffentlich war es Harry, wünschte sie sich insgeheim. Ihre eben noch fröhlichen Züge erstarrten. Sie blinzelte heftig, schüttelte den Kopf und las die Zeilen erneut. Wut stieg in ihr auf. Was bildete sich dieses eingebildete Frettchen eigentlich ein? Sie setzte schon zu einer zornigen Erwiderung an, Satzfragmente wie „eher Frettchen statt Drache“ geisterten in ihr herum, bis sie die Feder plötzlich sinken ließ. Die Logik besiegte ihre Wut und sie resümierte ihre Lage: Sie war – ihr fiel kein besseres Wort ein – gefangen in dieser Anstalt, da sie, aus welchen Gründen auch immer als gemeingefährlich galt. Bei diesem Gedanken juckte der Arm mit dem Todessermal. Unwirsch strich sie den Ärmel darüber glatt. Sie musste hier raus, um wirkliche Hilfe zu finden. Und scheinbar war der einzige Mensch, den sie momentan kontaktieren konnte, Draco Malfoy. Seufzend setzte sie die Feder zu einer Antwort an. Sie betete, dass er sie nicht nur verarschte, sondern wirklich bereit war, mit ihr die Regeln zu brechen, wie sie es formuliert hatte. Sie musste irgendwie unauffällig seine Aufmerksamkeit auf die Dringlichkeit ihrer Lage lenken und ihm darüber hinaus auch noch ihren Standort mitteilen. Ihr kam eine Idee und sie hoffte inständig, dass Malfoy das Rätsel lösen konnte. Ich hoffe, dass ich mit dir fliegen kann, Drachenjunge und, dass du was zu bieten hast. H ier I st L eider Fiel E rnüchterung. 50°11'37.4"N 4°58'05.8"W Sie schrieb die Zahlen so klein wie möglich, damit sie besonders unauffällig waren. Jetzt hieß es erneut warten. Sie holte sich eine Kanne Tee und Armeritter. Während sie ihr Frühstück genoss, besah sie sich draußen das Meer, das unter einem trüben Himmel an die Küste schwabte. Zur selben Zeit stieg Draco Malfoy gerade die Treppe zur großen Halle hinab. Er hatte sehr schlecht geschlafen und mal wieder diesen Traum gehabt. Mürrisch schüttelte er den Kopf. Er hasste es, diese Gefühle Nacht für Nacht zu durchleben. Lustlos betrat er die große Halle, bis er sich daran erinnerte, dass Frühstückszeit auch Eulenzeit war. Beschwingt ging er zu seinem Platz und wartete, bis endlich ein großer Uhu vor ihm landete und seinen Lohn forderte. Hastig steckte er die geforderten fünf Knuts in das Ledersäckchen am Fuß des Vogels, der auch sogleich geräuschvoll davon flog. In aller Eile blättere er die Seiten um und gelangte, seiner Meinung nach viel zu langsam, zur gewünschten Seite. Fast schon begierig las er ihre Zeilen. „Und ob ich was zu bieten habe, Granger“, dachte er. Doch nachdem er die Anzeige ein zweites Mal gelesen hatte, fielen ihm die Rechtschreibfehler auf, die sie gemacht hatte, absolut untypisch für Streberkind Hermine Granger. Er runzelte die Stirn, strich das Zeitungspapier noch mal glatt und las erneut ihre enge Handschrift. Seine Augen weiteten sich, als er begriff. HILFE. Sie brauchte Hilfe. Nur warum zum Teufel verbarg sie so eine Nachricht? War sie irgendwo gefangen, dass sie keine Eule schicken konnte? Er wollte schon ansetzten und „Wo bist du?“ in das Feld kritzeln, doch dann bemerkte er die kleinen Ziffern bei ihrer Nachricht. Beim ersten Lesen hatte er sie für Tintenklekse gehalten. Erst jetzt erkannte er die Zahlen und Buchstaben, die scheinbar wahllos aneinander gereiht waren. Hastig notierte er sich die Ziffern auf seinem Handrücken. Vielleicht war das ja ein Hinweis auf ihren Aufenthaltsort? Solch seltsame Kombinationen hatte er noch nie gesehen. Doch er wusste, dass Granger auf Rätsel und Verschlüsselungen stand, immerhin hatte sie Alte Runen belegt. Er nahm sich vor, Professor Babbling danach zu fragen. Er schlang den Rest seines Frühstücks herunter und wollte schon gehen, als ihm einfiel, dass er ihr nicht geantwortet hatte. Es gab einen kleinen Knall, als er den Propheten erneut auf den Tisch warf und seinen Federkiel zückte. Mein rätselhaftes MuggelMädchen, du hast einen außergewöhnlichen Flug zu erwarten, der dich davon trägt, nachdem ich all deine Geheimnisse gelüftet habe. Inständig hoffte er, dass das romantisch genug klang ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Dann verließ er die große Halle. Sein Vorhaben die Professorin für Alte Runen zu befragen, musste leider bis nach dem Unterricht warten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)