Krampfhaft Perfekt. von Nephlima ================================================================================ Prolog: -------- Jung, rein, unberührt -Perfekt. Ich ließ meine Augen durch das mir zugewiesene Zimmer schweifen und fragte mich, ob ich hier je wieder hinauskommen würde. Natürlich war mir klar, dass ich wieder herauskommen würde, die Frage war eher: wann. Und dass alles nur, weil es eskaliert ist. Nun es war nicht das erste Mal, das es eskalierte, aber es war, das erste Mal das ich selbst realisierte, wie nah ich am Abgrund stand. Meine Hand strich über meinen Unterarm, der von tiefen Wunden und Narben gezeichnet war. Doch nicht nur dort waren welche, sondern überall an meinem Körper. Meist hatte ich mir stellen gesucht, die nicht direkt ersichtlich waren, wegen der Schule und meinen Betreuern. Dabei hatte ich schon 11 Jahre die Hölle erlebt. Manche werden sich nun denken während sie dies, Lesen, warum niemand was gesagt hat oder getan hat -das Jugendamt informiert. Glaubt mir, wenn ich Euch sage, die Menschen schauen weg. Sie haben es ignoriert, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich mir selbst Hilfe gesucht habe. Indem ich den stummen Schrei, der sich in mir ausgebreitet hatte endlich nach außen Trug. Jetzt war ich 15 Jahre alt. Zerbrochen, geschändet, am Ende. So weit getrieben mir das Leben zu nehmen -denn das Atmen war ein Mechanismus. Kapitel 1: ----------- „Mia. Steh endlich auf! Es ist ja kaum auszuhalten mit dir.“ Tina -meine Mutter, hatte meine Zimmertür aufgerissen und starrte mich fassungslos an als ich schon fertig angezogen, geduscht und natürlich gestylt in meinem Zimmer, auf meinem Bett, saß und von meinem Handy aufblickte. „Was fällt dir ein? Warum bist du nicht unten? Ich bin doch nicht dein Bimbo!“ Wütend verließ Sie mein Zimmer wieder, während ich ein wenig überfordert war mit dem Verhalten. Ich hatte nicht gewusst, dass ich nach unten in die Küche sollte, damit Sie weiß, dass ich wach wäre, da ich davon ausgegangen bin, dass Sie schon mitbekommen hatte, dass ich wach wäre. Wie immer ließ Sie auch die Tür von meinem Zimmer auf, was mir deutlich zeigte, dass ich nun nach unten kommen sollte. Ich kroch von meinem Bett runter und ging zu meinem Kleiderschrank, der auf der rechten Seite außen ein Spiegel besaß. Mein Outfit war für das Alter, was ich damals hatte zu reizvoll und vor allem zu freizügig, doch ich wollte es so -irgendwie brauchte ich ja Aufmerksamkeit. Meine hellbraunen Haare hatte ich mit Locken geschmückt, denn diese waren sonst eher wellig, was ich auf den Tod nicht leiden konnte, es war nichts Halbes und nichts Ganzes. Meine Blau-Grünen-Grauen Augen hatte ich mit einem schwarzen Kajal auf der Wasserlinie verziert, wobei ich Kajal selbst nicht einmal vertrug und meine Augen dadurch immer anfingen zu tränen, doch jeder Trug es so also musste ich es auch tun denn ungeschminkt konnte man sich ja nicht zeigen vor allem, aber wäre man dann wieder „anders“ gewesen. Meine Wimpern, die zwar recht lang waren, ich sie mir aber aus unerfindlichen Gründen irgendwann einmal abgeschnitten hatte, waren mit Wimperntusche so verklebt, dass man gedacht haben musste, ich hätte mir dort Fliegen oder Spinnen Beine dran geklebt. Aber ich fand es „betonte“ meine Augen. Das, das Make-up im Laufe des Tages verschmierte und sich der Kajal im äußeren Augenwinkel absetzten würde verdrängte ich. Jetzt, gerade, in diesem Augenblick, als ich mich sah, fand ich mich unglaublich hübsch. Ich zupfte an den langen Ärmeln meines Pullovers, welcher Schwarz war und gefühlt einen Ausschnitt bis zum Bauchnabel hatte jedoch meine „Kurven“ betonte. Ehrlich gesagt sah ich aus wie eine gepresste Wurst in dem Ding und auch mein Ausschnitt ließ nicht mal mehr erahnen, was sich darunter verbarg, im Gegenteil man konnte es ja schon sehen. Zufrieden mit mir selbst, zumindest so zufrieden, wie es mir möglich war, verließ ich mein Zimmer, da meine beiden Jüngerin Geschwister beide schon an meiner offenen Zimmertür vorbei gelaufen sind und dumme Kommentare abgegeben hatten. Es war eine Qual mit Ihnen zusammenzuleben und mich jeden Tag aufs Neue mit Ihnen anzulegen, auch wenn ich es eigentlich wollte, doch oft ließen Sie mir keine Wahl. Ich ging die Treppe hinunter in die Küche, in der meiner Mutter schon wartete und mich anschrie, weswegen ich, den jetzt erst heruntergekommen sei und wie ich denn wieder aussehen würde. „…Wie eine Hure.“ Gehässig und zu gleich vergnügt. Schweigend setzte ich mich auf einen Hocker, der zu unserem Esstisch gehörte und in der Küche an der linken Seite Stand. Ich frühstückte nicht, das tat ich nie, denn ich wollte so schnell wie möglich das Haus verlassen, um mich mit Menschen zu umgeben, die ich mochte, die mich mochten. Damals war ich tatsächlich so naiv und dumm, dass ich dachte, dass ich gemocht wurde, aber auch das war eine einzige Lüge. Im Laufe der Jahre, in denen man viel durchgemacht hat, wird man vorsichtig und vor allem bedacht und dennoch kann ich irgendwo meine Gutherzigkeit, meine Fürsorge und vor allem meinem Glauben in anderen Menschen nicht vollkommen Ablegen. Nachdem ich saß und meine beiden Geschwister sich ebenso hingesetzt hatten, rauchte meine Mutter noch eine Zigarette und mustertet mich abwertend. Ich wusste schon lange, dass ich ein Fehler für Sie war. Dass Sie mich doch lieber hätte abtreiben sollen, dass Sie es hasste, dass ich meinem leiblichen Vater so aus dem Gesicht geschnitten war und dass mein Charakter seinem ebenso glich. Mit Tränen in den Augen, da ich den Hohn auch so hören konnte, ohne dass sie was sagte, drehte ich mir meine Zigaretten für die Schule, damit ich endlich das Haus verlassen konnte. Während ich das tat, unterhielten sich die anderen unbeschwert, bis zu dem Punkt, als meine jüngste Schwester ein Kommentar von sich gab, der sich in mein Herz bohrte, so als sei es ein rostiger Nagel, den man dort nicht mehr spurlos hinausziehen konnte. „Mia, du siehst heute echt hässlich aus.“ Sie lachten. Alle -sogar meine Mutter. Ohne ein Wort darauf zu erwidern, erhob ich mich und ging. Meine Mutter schrie mir hinterher und ich wusste das, wenn ich von der Schule wiederkommen würde, es Ärger geben würde aber ich wollte gehen. Ja es mag eine harmlose Bemerkung gewesen sein und vielleicht hätte man auch darüber hinwegsehen können, aber ich konnte das nicht. Im Gegenteil ich nahm mir diese Worte zu Herzen und drückte meinen rechten am. Den Arm, an welchem sich neue Wunden befanden, entzündet, offen und tief. Krampfhaft unterdrückte ich, den drang den Ärmel des Pullovers hochzuziehen und alle wieder zu öffnen, da es einige gab, die gerade am Verheilen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)