Angel of Darkness von LittleAimi (Verbotene Liebe) ================================================================================ Kapitel 2: Traumwelt -------------------- Die ersten Sonnenstrahlen weckten Lucia an diesem Morgen. Müde drehte sie sich noch zweimal um, bevor sie sich dazu aufraffen konnte ihr bequemes Bett zu verlassen. Ein Blick in den Spiegel erinnerte sie an den Albtraum der letzten Nacht und sie zuckte unsicher zusammen. »Wenn Misty diese Augenringe sieht, wird sie sofort wissen wie schlecht ich geschlafen habe und ein schlechtes Gewissen haben…«, murmelte sie nachdenklich und griff zu ihrem kleinen Schminktäschchen. Nachdem sie die verräterischen Schatten unter ihren Augen versteckt hatte, stolperte sie zum Fenster und riss es auf. Die kühle Morgenluft stieß ihr entgegen und klärte ihre Gedanken. Sie liebte den Geruch am Morgen, wenn es die ganze Nacht geregnet hatte und es juckte sie in den Fingern die Stille noch einen Moment zu genießen, bevor die anderen wach wurden. Also schnappte sie sich ihre Jacke, schlüpfte in die Schuhe und schlich sich auf leisen Sohlen nach draußen, damit niemand ihre Abwesenheit bemerkte. Draußen blieb das Mädchen fröstelnd stehen und sah sich um. Von der Pension führten zwei Wege fort, der eine verlief am Pokemoncenter vorbei und in das kleine Dorf, der andere in den nahegelegenen Wald. Sie entschied sich für das Dorf, auch wenn sie sich ein bisschen schämte, den neuen Ort ohne ihre Freunde zu erkunden. Der feuchte Kies knirschte unter ihren Schritten und unterbrach die Stille. Im Dorf war kaum ein Mensch unterwegs, was an einem Sonntagmorgen vermutlich auch nicht weiter verwunderlich war. Im Zentrum war ein großer, kreisrunder Marktplatz. Sie lief bis zur Mitte und drehte sich einmal um die eigene Achse, um die vielen Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Weiter hinten torkelte ein Mann entlang, der die Nacht zuvor wohl zu tief ins Glas geschaut hatte. Mit gerümpfter Nase wandte Lucia sich ab und lief auf eine Straße in die andere Richtung zu. Plötzlich hatte sie wieder das Gefühl beobachtet zu werden. Nervös beschleunigte sie ihren Schritt und ließ ihren Blick hektisch von links nach rechts wandern. Als sie gerade an einer Bank vorbei kam ergriff sie ein eigenartiger Schwindel. Nein, kein Schwindel. Müdigkeit. Ehe sie irgendetwas tun konnte, kippte sie nach vorne, während ihr Verstand immer weiter in eine schwarze Tiefe gezogen wurde. Sie spürte noch, wie sie weich auf etwas landete, dann umfing sie Dunkelheit. Dieser Traum war anders als ihre bisherigen Albträume. Alles war verschwommen und unklar, während sie selbst aber bei vollstem Bewusstsein war. Sie wusste, dass sie träumte. Verwirrt sah sie sich um und versuchte irgendwas Bekanntes zu entdecken. Und wenn es nur Blut am Boden war oder die monsterartigen Gestalten, die sie sonst heimsuchten und nach ihrem Leben zu trachten schienen. Doch nichts von alledem geschah. »Hab keine Angst«, flüsterte eine Stimme. Lucia drehte sich um die eigene Achse, doch nirgends konnte sie den Ursprung der Stimme entdecken. »Wer bist du?!«, fragte sie laut und versuchte dabei so mutig wie möglich zu klingen. Stille. Lucia trat einige Schritte vorwärts, was einen seltsamen Widerhall verursachte. Diese ganze Situation verwirrte sie. Klar, Träume waren oft unklar und verwirrend, doch dieser hier übertraf alle bisherigen. Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie schnappte erschrocken nach Luft. »Warum bin ich hier?«, stellte sie eine weitere Frage, weil sie auf ihre erste offenbar keine Antwort erhielt. Wieder ein Ruck. »Verdammt! Was ist hier los?!«, schrie sie nun mit einem Anflug von Panik. »Du musst aufwachen«, flüsterte die Stimme eindringlich. Und wie auf ein unsichtbares Zeichen hin löste der Traum sich auf. »Hey, Mädchen, wach auf!« Der unangenehme Geruch nach Alkohol stieg Lucia in die Nase, als sie blinzelte. Langsam klärte sich ihr Blick und sie erkannte den Mann vom Marktplatz, der sie an den Schultern gepackt hatte und mit seinem Gesicht unangenehm nah an ihrem war. Hustend versuchte sie sich hochzurappeln, von dem Geruch wurde ihr schlecht. Der Mann half ihr, ohne sie dabei loszulassen. »Hast einfach da am Boden gelegen«, nuschelte er. Seine Hand wanderte an ihre Hüfte, während er sie ein paar Schritte mit sich zog. »Ich wohne gleich um die Ecke, kannst mitkommen« Lucia zog die Augenbrauen zusammen und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. »Was? Nein! Ich gehe einfach zurück nach Hause, es ist nicht weit«, versicherte sie ihm. Doch der Mann ließ nicht locker und verstärkte seinen Griff. Panisch begann Lucia sich zu winden. »Lassen Sie mich los!«, rief sie. Der Mann sah sie an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Mit schreckensgeweiteten Augen starrte er an ihr vorbei, ließ sie los und stolperte so schnell er konnte davon. Lucia schauderte und drehte sich um, doch hinter ihr war nichts außer die leere Straße. Wovor hatte der Mann solche Angst gehabt? »Hallo?«, fragte sie leise. Keine Antwort. Fröstelnd wandte sie sich ab und lief so schnell sie konnte zurück zur Pension. In der Pension angekommen huschte sie ohne ein Wort zu den Duschen und begann sich die helle Haut zu schrubben, als könnte sie den Schrecken aus sich herauswaschen. Das warme Wasser prasselte ihr auf den Kopf und sie schloss für einen Moment die Augen. Das war alles verrückt. Sie verlor den Verstand. Plötzlich mischten sich Tränen unter das Wasser und sie schlang die Arme um sich. Ein stummes Schluchzen schüttelte sie. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich endlich beruhigt hatte. Müde stellte sie das Wasser aus, trocknete sich ab, zog sich an und verbrachte den Rest des Tages mit ihren Freunden, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)