Das sechste Jahr von CruelLamia (Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?) ================================================================================ Kapitel 41: Nackte Tatsachen ---------------------------- Lautes Geschnatter erfüllte die Große Halle. Es war ohrenbetäubend und hinterließ nichts als ein dumpfes Dröhnen, welches die stetig schlimmer werdenden Kopfschmerzen beinahe unerträglich machte. Alle Stimmen vermischten sich zu einem Rauschen – bis auf eine. Granger hatte ihn gleich bei seiner Rückkehr in Beschlag genommen und bombardierte Harry seitdem mit hohlen Entschuldigungen, versteckten Beschwerden und inhaltslosen Worten. Er wollte einfach nur, dass sie still war.   Leider fehlte ihr jedes Feingefühl. Sie ignorierte seine abweisende Haltung, seine nichtvorhandenen Antworten und, dass er jedes Mal, wenn er sich vorbeugte, um sich etwas vom Tisch zu nehmen, weiter von ihr wegrückte.   Sein Teller war in der Zwischenzeit mit so vielen Dingen gefüllt, die er nie essen würde und das, was er eigentlich Essen wollte, nicht mehr zu sehen war. Aber Granger rückte jedes Mal wieder zu ihm auf. Sie nahm sich sogar etwas von seinem Teller, das sehr deutlich zeigte, dass sie sein abweisendes Verhalten sehr wohl bemerkt hatte, ihr aber völlig egal war.   „Könntest du mich wenigstens ansehen? Ich versuche, mich hier zu entschuldigen!“ Da war es wieder. Der Ton allein sprach Bände. Sie wollte sich nicht entschuldigen. Sie wollte seine Aufmerksamkeit, um ihm wieder irgendetwas vorwerfen zu können. Aber da machte er nicht mit. Er hatte kein Frühstück gehabt, wozu brauchte er Mittagessen?   Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stand Harry auf und verließ die Große Halle. Seine Mitschüler sahen ihm verwirrt nach, aber keiner wagte es, ihn aufzuhalten.   „HARR…!“ Fast keiner.   Aus dem Augenwinkel konnte Harry sehen, wie Granger aufgestanden war und ihm hinterher wollte. Sie zog damit mehr Aufmerksamkeit auf sich, als er mit seinem Abgang. Glücklicherweise war Longbottom so geistesgegenwärtig und hielt sie am Arm fest, bevor sie den Tisch verlassen konnte. Dass dieser schüchterne Junge es gewesen war, hatte sie soweit aus der Fassung gebracht, dass Harry verschwinden konnte.   Er wusste nicht, wohin er gehen sollte, nur, dass er im Moment niemanden sehen wollte. Es war immer noch Mittagszeit und Harry hatte seine Mühe, sich einen Weg durch das Schloss zu bahnen, ohne jemandem zu begegnen.   Nur darauf bedacht, den Auren um ihn herum auszuweichen, achtete er nicht darauf, wo er hinlief. Er wurde sich seiner Umgebung erst wieder bewusst, als etwas Kleines mit voller Wucht gegen seine Beine stieß.   Völlig überrascht schaute Harry auf den Boden und versuchte zu verstehen, was er dort sah. War das eine Ratte? Nein! Dafür war es viel zu groß. Und war da Fell? Eine Katze! Das Hinterteil mit dem Schwanz sah eindeutig nach einer Katze aus. Aber der Kopf… Durch das fehlende Fell wirkten die Ohren viel zu groß. Die Haut zwischen ihnen war viel zu faltig und erinnerte an die Oberfläche eines Gehirns.   Es erinnerte ihn an eine Sphynx, eine haarlose Katze. Aber sollten die nicht komplett felllos sein? Nicht diese bizarre Mischung aus nackt und Fell.   Als ob die Katze seine Gedanken gelesen hätte, schaute sie ihn vorwurfsvoll an – vielleicht aber auch nur wegen des Zusammenstoßes – und fauchte durch ihr haarloses Maul. Wenigstens hatte sie noch ihre Schnurrhaare.   Ein leises Plopp lenkte Harrys Aufmerksamkeit ab. Rechts neben der Katze tauchte plötzlich ein Hauself auf, den Harry sofort erkannte. Die Katze erkannte ihn auch.   Sie fauchte erneut und machte einen Buckel. Das gesträubte Fell ihres Hinterteils stand in alle Richtungen ab. Es wirkte mehr mitleidserregend als beängstigend.   Dobby wollte nach ihr greifen, aber da war sie auch schon wieder in die Richtung verschwunden, aus der sie gekommen war.   „Dobby! Warte!“, schrie Harry als der Hauself ihr hinterher wollte.   „Mr. Harry Potter, Sir.“ Aufgeregt hüpfte der Hauself auf und ab und ließ seine riesigen Ohren wackeln. Die Katze hatte er völlig vergessen. „Was kann Dobby für Sie tun, Sir?“   Einen kurzen Moment lang wusste Harry nicht, was er sagen sollte. Er sah in die Richtung, in der Katze verschwunden war. Hatte er am Morgen nicht schon eine nackte Katze gesehen? Seitdem war so viel passiert, dass er es völlig verdrängt hatte.   „Was genau ist hier los?“, fragte er schließlich.   Der kleine Hauself sah ihn mit großen Augen an. Er wusste wirklich nicht, was Harry meinte.   Bevor er reagieren konnte, bemerkte er eine weitere Präsenz, die schnell immer näherkam.   „Oh nein, bitte nicht.“ Harry fühlte sich mit einem Mal völlig kraftlos.   „Was hat Harry Potter? Soll Dobby ihn zum Krankenflügel bringen? Oder was zu Essen holen?“ Die Augen wurden immer größer, während er besorgt zu ihm hinaufschaute.   Harry musste lächeln. Dobby war eine zu gute Seele. „Nein, Dobby. Es ist alles in Ordnung. Es gibt nur eine Hexe, die ihre krumme Nase immer in fremde Angelegenheiten stecken muss.“   „Soll Dobby sie davon abhalten? Dobby kann das machen, wenn Harry Potter es wünscht.“ Wieder ein Zeichen der großen Unterwürfigkeit, die der Hauself für Harry empfand.   „Das ist nicht nötig. Ich werde mich selbst darum kümmern.“ Harry war ihm wirklich sehr dankbar. Der kleine Hauself war eine riesige Unterstützung und trotz der Schwierigkeiten, die sie am Anfang hatten, war Harry froh, einen so treuen Freund gefunden zu haben. Seine Bewunderung für Harry ging über jede Moral hinaus. Aber er würde ihn nicht dafür benutzen, seine Schmutzarbeit zu machen. Er würde sich selbst um dieses lästige Schlammblut kümmern.   Genau diese kam gerade um die Ecke geschossen und hielt direkt auf sie zu.   „Harry!“, rief sie außer Atem, sobald sie ihn erblickt hatte.   „Warum rennen nackte Katzen durch das Schloss?“, fragte er Dobby als würde Granger nicht existieren. ‚Wenn es doch nur so wäre.‘   „HARRY! Hast du mich nicht gehört?“ Sie hatte Harry am Arm gepackt und ihn herumgedreht. Sie sah abgehetzt und wütend aus.   „Du bist schlecht zu überhören.“, antwortete er bissig, während er sich aus ihrem Griff befreite.   „Warum antwortest du dann nicht? Du hast mich eben beim Essen schon ignoriert.  Anstatt mit mir zu reden, rennst du weg. Sehr erwachsen!“ Sie stemmte ihre Hände in die Hüften. Ihre braunen Augen starrten ihn herausfordernd an. Nie hatte sie ihn mehr an Mrs. Weasley erinnert.   „Ich hatte keine Lust, mich mit dir zu unterhalten. Ich dachte, das wäre klar. Weil du aber wie so häufig keine Rücksicht auf meine Wünsche nimmst, bin ich eben gegangen. Aber selbst das hält dich offensichtlich nicht auf und jetzt verfolgst du mich auch noch. Wie erwachsen ist das, bitte?“ Er hatte keine Lust mehr auf diese Diskussionen. Dieses Mal würde er nicht so tun, als wäre alles wieder in Ordnung. „Woher wusstest du überhaupt, wo ich bin?“   Der Schock in ihrem Gesicht wich ganz schnell einem Ausdruck purer Arroganz. „Das war nicht schwer. Ich wusste, dass du nicht in den Gemeinschaftsraum zurückgehen würdest und dich stattdessen in der Bibliothek versteckst.“   Harry verzog das Gesicht. Er hatte nicht darauf geachtet, aber es stimmte. Um diese Zeit waren die meisten Schüler beim Essen und die Bibliothek so gut wie leer, genauso wie Gänge dorthin. Dennoch… „Wenn ich mich hätte verstecken wollen, hätte es genug andere Möglichkeiten gegeben. Der Ort, an dem ich mich am meisten aufhalte, wäre ein ziemlich mieses Versteck, meinst du nicht?“   „Wäre ja nicht deine erste dumme Entscheidung gewesen.“ Ihr herablassender Ton überraschte ihn dann doch. Dieses Mal versuchte sie nicht, sich herauszureden.   „Schluss damit! Dobby lässt nicht zu, dass Sie Harry Potter beleidigen.“ Dobby stand hocherhobenen Hauptes vor ihnen. Es war beeindruckend wie so ein kleines, merkwürdig aussehendes Wesen plötzlich so bedrohlich wirken konnte. Es erinnerte Harry an sein zweites Schuljahr. Kurz nachdem er Dobby befreit hatte, hatte er genauso ausgesehen, seine Wut auf Lucius Malfoy gerichtet, als er Harry schlagen wollte.   „Huch, Dobby! Was machst du denn hier?“ Sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie seine Worte verstanden.   Dobby sah etwas widerwillig aus, aber er antwortete ihr. „Dobby wollte eine Katze rasieren, aber sie ist ihm entwischt, bevor er fertig war. Als er sie verfolgt hat, ist er zufällig Harry Potter über den Weg gelaufen.“ Seine Stimme klang immer noch grimmig, aber Harry war sich sicher, dass es daran lag, dass diese Katze weggelaufen war und Dobby sich darüber ärgerte.   „Du wolltest eine Katze rasieren? Warum denn das?“, fragte sie vorwurfsvoll.   „Die Katzen haaren die ganze Zeit. Dobby muss ihnen ständig hinterher putzen. Gerade hat er ein Zimmer sauber gemacht, da kommt so ein Felltier, schüttelt sich und schon ist wieder alles voller Haare und Dobby muss wieder von vorne anfangen. Die Haare bleiben immer an Dobbys Socken kleben. Dobby dachte, es wäre einfacher, wenn er die Katzen einfach rasiert. Kein Fell, keine Haare.“ Mit einem Mal sah ganz verunsichert zu Harry. „Hat Dobby was falsch gemacht?“   Bevor Harry etwas erwidern konnte, hatte Granger sich schon eingemischt. „Natürlich ist das falsch, Dobby. Du kannst doch nicht einfach die armen Katzen rasieren!“ Sie war aufgebracht.   „Hermine!“, ermahnte Harry sie, aber wie so oft ignorierte sie ihn.   „Hast du etwa Krummbein auch rasiert?“, ihre Stimme wurde immer höher, Dobby immer kleiner.   „N-nein. Die Katze von Ms. Hermine Granger versteckt sich immer, sobald Dobby kommt.“ Unsicher schaute er zwischen Harry und ihr hin und her.   „Kluger Krummbein.“ Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus. „Dobby, du darfst keine Katzen rasieren! Hörst du?“   Dobby sah sie entsetzt an, bevor er sich hektisch umschaute. „Dobby ist ein böser Hauself. Dobby muss sich bestrafen.“   Alarmiert zog Harry seinen Zauberstab und hexte die Wand flauschig weich, in die der kleine Hauself gerade sein Kopf rammen wollte. Als Dobby merkte, dass die Wand nachgab, zog er sich heftig an den Ohren.   „Dobby! Ich verbiete dir, dich zu bestrafen.“ Harry wünschte, dass er daran sofort gedacht hätte. Dobby hatte hart zugepackt und tiefrote Blutergüsse an seinen Ohren hinterlassen. Er heilte sie schnell und betastete hinterher die knorplige Haut. Dobby zuckte leicht zusammen. „Es wird noch bisschen wehtun, aber in spätestens zwei Stunden sollte es vorbei sein.“   „Danke, Harry Potter, Sir. Sie sind ein guter Zauberer. So gut, zu uns Hauselfen.“ Dobby sah erleichtert aus. Er hätte sich noch Schlimmeres angetan, wenn Harry ihn nicht unterbrochen hätte. Vielleicht sollte Harry ihm generell verbieten, sich zu bestrafen. Konnte er das?   „Tsk.“   „Hast du ein Problem, Hermine?“, fragte Harry zwischen zusammengebissenen Zähnen. Er weigerte sich, sie anzusehen.   „Wieso sollst du gut zu Hauselfen sein? Du tust gar nichts, damit sie die Rechte bekommen, die ihnen zustehen. Du hast nicht mal deinen B.ELFE.R-Anstecker getragen.“ Es interessierte sie nicht, dass sie schuld war, dass Dobby sich gerade verletzt hatte. Stattdessen nutzte sie die Situation aus, um Harry wieder Vorwürfe machen zu können und dann auch noch mit so einem fadenscheinigen Thema.   „Weil sie das gar nicht wollen. Hauselfen wollen nicht frei sein.“ Harry hatte sich wieder aufgerichtet und zu ihr umgedreht. „Und BELFER klingt wie etwas, das schon mal gegessen worden ist.“   Granger schnaubte vor Wut. „Da sind Punkte. Das heißt B Punkt ELFE Punkt R. Und Dobby wollte frei sein.“ Ihre Augen glitzerten triumphierend.   „Dobby wollte nur nicht mehr den Malfoys dienen. Sie konnten nicht mit ihm umgehen und haben sich deswegen ihm gegenüber völlig falsch verhalten. Ich will auch nicht, dass Hauselfen missbraucht werden. Aber sie gegen ihren Willen zu befreien, ist deswegen keine Lösung. Selbst Dobby will nicht wirklich frei sein.“   Harry hatte sich in Rage geredet. War sie wirklich so blind, dass sie das nicht sehen konnte? Als Dumbledore ihn angestellt hatte, hatte Dobby dessen Angebote immer weiter heruntergehandelt, bis beinahe nichts übrig geblieben war. Was sollte auch ein Hauself mit Galleonen und freien Tagen anfangen?   Die Antwort stach ihm in Form von zwei völlig unterschiedlichen Socken voller Katzenhaare ins Auge.   „Warte mal, Dobby. Ich habe eine Idee. Lutum repellivum!“ Sofort fielen die Haare von den Socken ab.   Dobby schaute auf seine Füße als sähe er sie zum ersten Mal. Er trat immer wieder auf die Fellreste, aber sie blieben nicht haften. Als er endlich wieder aufschaute, hatte er Tränen in den Augen. „Vielen Dank, Harry Potter. Wie kann Dobby das nur jemals vergelten?“   „Das hättest du auch ganz leicht selbst machen können.“ Wieder hängte sich Granger rein. Ihr war anzuhören, dass es ihr nicht gefiel, dass Harry diese Idee gehabt hatte. „Du hättest die Haare auch ganz leicht mit einem Fingerschnipsen vom Boden wegzaubern können. Also warum die Katzen rasieren?“   „Es reicht, Hermine. Das passiert eben, wenn Hauselfen sowas wie Urlaub haben.“   „Soll das heißen, du unterstützt die Versklavung der Elfen? Harry, ich bin so enttäuscht von dir. Gerade von dir hatte ich gedacht, dass du sie unterstützt.“   „Sie? Oder dich? Sieh es doch endlich ein, die Hauselfen wollen nicht frei sein. Wie kannst du erwarten, dass Hexen und Zauberer deine Sache unterstützen, wenn nicht mal die Wesen, denen du helfen willst, auf deiner Seite sind?“   „Dobby…“   „Nichts Dobby! Ein Hauself. Ein einziger, der in der Zaubererfamilie, in der er war nicht zurechtgekommen ist. Das ist alles. Darauf stützt du dein gesamtes Programm. Du wirst nie etwas erreichen.“ Und er meinte nicht nur dieses dämliche B.ELFE.R. Mit ihrer Einstellung würden sie die reinblütigen Hexen und Zauberer irgendwann in ihre Schranken weisen. Harry würde ihnen mit Freuden dabei helfen. Naja. Wenn Voldemort endlich an der Macht war, würde sie sowieso keine Rechte mehr haben, wenn sie dann überhaupt noch leben würde.   „Wie kannst du so etwas sagen? Du hast doch gesehen, was diese Haltung mit den Hauselfen macht. Sie verletzen sich, sobald sie einen Fehler gemacht haben. Das ist nicht normal. Und das unterstützt du?“, fauchte ihn Granger an. „Diese armen Wesen leiden unter der Knechtschaft von Hexen und Zauberern.“   „Ich finde es auch nicht in Ordnung, wenn sie sich verletzen. Aber es liegt eben in ihrer Natur. Und du kannst so viele Rechte für sie erwirken wie du willst, du kannst daran nichts ändern.“   „Aber…“ weiter kam sie nicht.   „Nein!“ Das musste endlich ein Ende haben. „Halt endlich einfach mal deinen Mund. Du hast schon genug angerichtet.“   Harry wollte sich nicht mehr mit ihr auseinandersetzen. Es reichte für heute. Am liebsten für immer.   „Komm mit, Dobby. Ich habe einen kleinen Auftrag für dich.“ Er brauchte ganz dringend eine Pause.   Dobbys Augen begannen zu leuchten. „Harry Potter hat einen Auftrag für Dobby. Dobby wird alles tun, um Sie zufriedenzustellen, Sir.“   „Wo willst du jetzt schon wieder hin? Du verschwindest immer wieder, ohne jemanden zu sagen, wo du hin gehst.“, beschwerte sich Granger.   Harry hätte sie am liebsten ignoriert. Aber er wollte vermeiden, dass sie ihm wieder hinterherschlich. Nicht, dass er wirklich daran glaubte, dass sie es nie wieder tun würde. „Ich gehe in die Küche und hole mir etwas zu Essen, weil ich riesigen Hunger habe. Denn dank dir habe ich heute sowohl das Frühstück als auch das Mittagessen verpasst. Es sei denn natürlich, du hast was dagegen, weil du mir nicht zutraust, dass ich es ohne dich in die Küche schaffe.“   Er hatte ihren Streit vom Morgen nicht vergessen und er würde es auch nicht einfach auf sich beruhen lassen. Diese Genugtuung würde er ihr nicht geben.   „Harry, ich habe das nicht so gemeint und ich habe mich entschuldigt.“, jammerte sie.   „Ich habe deine Entschuldigung, die du sowieso nicht ernst gemeint hast, nicht angenommen. Ich bin es leid nach deiner Pfeife zu tanzen. Am besten jeder kümmert sich nur noch um seinen eigenen Kram. Dann musst du dir auch keine Sorgen mehr um mich machen.“ Harry wusste, dass sie das niemals mitmachen würde. Für den Moment allerdings verschaffte es ihn ein bisschen Ruhe.   Granger starrte ihn mit offenem Mund an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie war es gewohnt am Ende ihren Willen zu bekommen. Dieser Anblick war der Streit beinahe wert gewesen.   Dieses Mal ließ Harry sie stehen.   ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~   Es war Abend. Das Abendessen war vorbei und die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Die Tage waren angenehm warm, aber wenn die Sonne unterging, wurde es schnell kalt. Harry bedauerte es etwas, seinen Tarnumhang nicht nutzen zu können, aber den brauchte Draco, um ungesehen in ihr Versteck zu gelangen.   Harry konnte es kaum erwarten, in den Armen seines Slytherins zu liegen. Dieser Tag war so lang und so ermüdend gewesen. Am liebsten hätte er sich einfach in sein Bett gelegt und den Rest des Wochenendes geschlafen.   Aber er brauchte Draco. Er brauchte diese starken Arme, die ihn umklammerten, diese Lippen, die seine liebkosten, diesen Duft, den er tief einatmen konnte und ihn immer wieder versicherte, dass das kein Traum war. Einen kurzen Moment des Friedens und der Illusion, dass sie keine Probleme hatten, um die sie sich sorgen mussten. Keinen Dumbledore, keinen Voldemort, keine Granger.   Dank Dobby war Harry wieder etwas zu Kräften gekommen. Der kleine Hauself hatte sich beinahe überschlagen – wortwörtlich – als er für Harry kochen durfte. Nicht einfach etwas von den anderen Hauselfen bereits Zubereitetes servieren. Nein! Er durfte kochen. Er hatte es wie immer übertrieben, aber es war absolut köstlich gewesen. Harry hatte ihn vor den anderen Elfen gelobt und Dobby wäre fast geplatzt vor Stolz.   Zum Abschied hatte Harry ihm noch mal eingebläut, dass auf nichts hören sollte, was irgendeiner seiner ehemaligen Freunde sagte und schon gar nicht Granger. Am besten wäre es, er ginge ihr aus dem Weg.   Harry wünschte sich, dass er das auch einfach machen könnte. Sie war ihm zwar nicht in die Küche gefolgt und hatte beim Abendessen kein Wort über ihren Streit verloren, sondern lieber getan als sein alles in Ordnung, aber Harry wusste, dass sie das nicht auf sich beruhen lassen würde. Sie war nicht der Typ, der eine Niederlage einfach so wegsteckte.   Zu seinem großen Bedauern hatte sie sich nicht viel Zeit gelassen, um ihn wieder auf die Nerven zu gehen.   Als ihre Präsenz sich in sein Bewusstsein schob, wäre er am liebsten umgedreht und hätte sie angeschrien, was sie sich erlaubte, ihn zu verfolgen. Er tat es nicht.   Sie hatte einen Desillusionierungszauber an sich angewendet. Harry musste zugeben, dass er gar nicht so schlecht war. Würde er ihre Präsenz nicht spüren, hätte er sie nicht bemerkt. Sollte sie ihn ruhig verfolgen. Ihm war spontan eine perfekte Möglichkeit eingefallen, wie er ihr das zukünftig austreiben konnte. Draco würde ihm bestimmt zu gern dabei helfen.   ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~   Draco wartete bereits in der Hütte auf ihn. Ohne zu zögern, ging Harry auf ihn zu und zog ihn in einen verlangenden Kuss. Das hatte er so sehr gebraucht.   Plötzlich schob Draco ihn von sich weg und sah ihn verwirrt an. „Granger! Sie hat dich verfolgt.“   „Mmmmh…“ Harry versuchte, ihre Münder wieder aufeinanderzupressen, gab dann aber auf. Draco wollte nicht nachgeben.   Es tat gut, jemanden zu haben, bei dem man sich nicht verstellen musste. Mit einem diabolischen Grinsen im Gesicht antwortete er: „Wir haben uns gestritten und ich habe zu verstehen gegeben, dass ich mich nicht mehr von ihr herumkommandieren lasse. Sieht aus, als würde sie mir jetzt stattdessen hinterherspionieren wollen. Hast du Lust, ihr das mit mir auszutreiben?“   Harry biss sich hart auf die Unterlippe, als Draco in seiner arroganten Art eine Augenbraue hochzog. Das war so verdammt sexy. „Was hast du denn vor?“   Wieder zog Harry Draco zu sich heran, küsste ihn hart und begann dabei ihn auszuziehen. Diesmal wehrte sich Draco nicht. Ungeduldig rissen sie an ihren Umhängen. Es war plötzlich viel zu warm unter ihnen geworden und trotzdem sehnten sie sich nach der Hitze des anderen Körpers.   „Was glaubst du,“ – ein Kuss – „wie sie reagiert, wenn“ – ein Pullover über den Kopf gezogen – „sie uns so sieht. Aah!“ Der Mund an seinem Hals ließ Harry kurzzeitig alles andere vergessen. Er war so sehr von dem Gefühl, wie ihre beiden Körper gegeneinanderpressten, von dem Gefühl von Haut auf Haut abgelenkt, dass er beinahe Dracos Antwort nicht gehört hätte.   „Sie wird wahnsinnig werden, es nicht glauben wollen und versuchen, dich von mir wegzuholen. Das werde ich aber nicht zulassen.“ Es war so unfair, wie gefasst Draco noch war, während die kaum merkliche Berührung seiner Lippen an seinem Schlüsselbein bei diesen geflüsterten Worten Harry fast wahnsinnig werden ließ.   Das musste er schnellstmöglich ändern. Harry schob sein Bein weiter nach vorne und rieb seinen Oberschenken gegen Dracos Schritt. Draco stöhnte bevor er seine Zähne in Harrys Schulter bohrte. Der leichte Schmerz war so süß. Schnell löste er den Umhang und schob ihn Dracos Schultern. Gerade als er das Oberteil zu fassen bekommen hatte, hielt Draco ihn auf.   „Ah, ah, ah! Nur nicht übermütig werden. Wir wollen ihr doch eine gute Show liefern. Oder etwa nicht?“ Etwas Gefährliches blitzte in den hellgrauen Augen auf.   Harry leckte sich über die Lippen. „Na dann zeig mal, was du draufhast.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)