Das sechste Jahr von CruelLamia (Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?) ================================================================================ Kapitel 24: Treffen zu zweit ---------------------------- Drei kurze Zeilen. Das war alles gewesen. So ein Riesentheater nur um Harry mitzuteilen, dass er ihn sehen wollte. Untypisch für den dunklen Zauberer, der normalerweise sehr ausschweifend in seinen Erläuterungen war. Hätte Lucius Malfoy diese paar Worte nicht ebenfalls in seinem Brief verschlüsseln können? Nein! Stattdessen diese lächerliche kleine Anekdote. Harry ärgerte sich immer noch darüber.   Jetzt stand er hier in Hogsmeade – mal wieder viel zu früh – und wartete darauf, dass Voldemort auftauchte. Harry versuchte ruhig zu bleiben, aber die Nervosität ließ sich nicht vertreiben.   Severus, Draco und Harry hatten noch spekuliert, was Voldemort von ihm wollen könnte. Es konnte eigentlich nur um Bletchley gehen und was auch immer dieser mit ihrem Lord zu besprechen gehabt hatte. Was Gutes war es mit Sicherheit nicht. Aber es war sehr auffällig gewesen, dass Bletchley auch beim Donnerstagtraining nicht erschienen war. Draco und Harry hatten sich darauf geeinigt, es nicht weiter zu beachten. Erst einmal abwarten, was Voldemort zu sagen hatte.   Es war kalt und Harry war schrecklich müde. Warum mussten sie sich ausgerechnet in der Nacht zu Montag treffen? Harry hatte den nächsten Tag Schule und niemanden, der ihm eine Entschuldigung schrieb, wenn er nicht auftauchte.   Vielleicht sollte er noch ein Runde fliegen? Er hatte nichts zu tun und so würde er wenigstens noch ein bisschen den Kopf frei bekommen. Und dann könnte er den ganzen Platz im Überblick behalten. Hogsmeade war nicht so klein und Voldemort hatte den Treffpunkt nicht genauer benannt. Harry stand an der Stelle, wo schon das letzte Treffen stattgefunden hatte, da es am wahrscheinlichsten war, aber sicher war er sich nicht.   Aber bevor Harry seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, wurde er von einem lauten Plopp nicht weit von ihm entfernt aufgeschreckt. Erschrocken drehte sich Harry um und starrte mit weitaufgerissenen Augen in das Gesicht von Lucius Malfoy. Sein Herz pochte wie wild in seiner Brust und er versuchte sich erst einmal wieder zu beruhigen. Er musste zugeben, dass das Apparier-Geräusch gar nicht so laut gewesen war. Im Gegenteil. Es war eigentlich sogar sehr leise gewesen, was nur von Malfoys großem Geschick auf diesem Gebiet zeugte. Harry war einfach viel zu nervös. Warum musste Malfoy auch so früh hier auftauchen?   „Potter?“ Halb rufend, halb flüsternd drang sein Name zu ihm, während Malfoy sich umschaute. Nicht gerade sehr diskret. „Wenn du hier bist, dann zeig dich!“   Harry nahm seinen Tarnumhang ab. Es wäre besser, wenn sie schnell wieder hier verschwinden würden. Obwohl es sicher ganz interessant wäre, Malfoy dabei zu beobachten, wie er seine Anwesenheit hier, zu dieser Uhrzeit erklären würde, wenn jemand ihn sehen sollte. Keine Anonymität ohne die Todessermaske. Allerdings würde ein Todesser ganz sicher für mehr Aufsehen und Panik sorgen, als ein herumirrender Reinblüter.   „Du bist tatsächlich schon da.“, sagte Malfoy in einer Mischung aus Überraschung und Erleichterung, bevor er wieder seinen gewohnten arroganten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.   „Ihnen auch einen wunderschönen guten Abend, Mr. Malfoy. Das ist aber nett von Ihnen, dass Sie sich die Zeit nehmen, um mich abzuholen.“ Harry konnte sich die kleine Provokation nicht verkneifen.   Malfoy zwinkerte kurz irritiert, dann wurde sein Ausdruck – zu Harrys großer Überraschung – eine Spur weicher. Er tat Harry nicht den Gefallen, auf diese Spitze einzugehen. Stattdessen erwiderte er den Gruß höflich.   „Guten Abend, Mr. Potter. Der Dunkle Lord hat mich beauftragt Sie abzuholen und deutete an, dass Sie wahrscheinlich zu früh am Treffpunkt sein würden. Wie es scheint, hat er damit richtig gelegen. Sind Sie bereit, dass wir apparieren können?“, sprach Malfoy während er auf Harry zulief   Diese offene Höflichkeit brachte Harry völlig aus dem Konzept. Er konnte nichts Hinterhältiges in seinen Augen erkennen. Lucius Malfoy war ihm bisher immer mit der größten Verachtung entgegengetreten. Was hatte sich geändert?   „Ähm, ja. Ich bin bereit. Zumindest soweit man zum Apparieren bereit sein kann.“ Harry atmete tief durch.   Malfoy hob fragend eine Augenbraue, während er Harry einen Arm hinhielt, an dem er sich festhalten konnte. Harry starrt auf den Arm und holte noch einmal tief Luft, bevor er danach griff. Es dauert keine Sekunde und schon waren sie aus Hogsmeade verschwunden.   ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~   Eine Sekunde später tauchen sie in einem Gang aus schwarzem Stein wieder auf. Harry wollte sich von Lucius lösen, aber seine Beine zitterten so stark, dass er sich lieber doch noch länger an dem Zauberer festhielt. Sein Atem ging stoßweise und es drehte sich alles. Eine sehr erniedrigende und sehr ernüchternde Situation. Egal wie mächtig und stark er werden würde, Apparieren würde ihn immer wieder in die Knie zwingen. Gegner hätten jetzt ein leichtes Spiel mit ihm. ‚Gut, dass ich mich hier unter Freunden befinde.‘ Wenn es Harry gerade nicht so schlecht gegangen wäre, hätte er über seine eigenen Gedanken gelacht.   Harry spürte, wie Malfoy stützend einen Arm um ihn legte. „Sie vertragen Apparieren nicht sehr gut.“ Das war keine Frage. Es war aber auch mehr als offensichtlich.   Harry schüttelte leicht mit dem Kopf und bereute sofort seine Entscheidung, weil ihm nun auch noch übel wurde. „Ich habe den Eindruck, dass es jedes Mal schlimmer wird.“   „Bevor wir nachher wieder disapparieren, zeige ich Ihnen noch eine Technik, wie man sich besser darauf vorbereiten kann. Ich schätze, Sie hatten niemanden, der Ihnen das gezeigt hat?“   „Ähm, nein.“ Überrascht schaute Harry auf. Malfoy wollte ihm helfen? „Danke, Mr. Malfoy.“   „Nichts zu danken, Mr. Potter. Geht es wieder besser?“   „Ja, danke sehr.“ Harry löste sich von ihm. Das Zittern hatte nachgelassen und auch die Übelkeit war wieder weg. Sein Kopf dröhnte zwar noch etwas, aber auch das würde gleich wieder vorbei sein. Momentan fühlte er sich eher benommen von der unerwarteten Freundlichkeit. Er wusste nicht, ob er das als gutes oder als schlechtes Zeichen sehen sollte. Vielleicht hatte ja auch Draco ein gutes Wort für ihn eingelegt?   Malfoy führte Harry ein paar Schritte den Gang entlang, bis sie vor einer großen schweren steinernen Flügeltür stehen blieben. Harry erinnerte sich wage daran. Als er das letzte Mal hergebracht wurde, hatten seine Begleiter mit ihm direkt in den Raum dahinter appariert. Malfoy schwenkte kurz seinen Zauberstab und schon öffnete sich die Tür – gerade weit genug, dass sie beide hindurchgehen konnten.   Der Raum hatte sich seit Harrys letztem Besuch nicht verändert. Er wirkte vielleicht ein bisschen bedrohlicher als beim letzten Mal. Die mitternächtliche Dunkelheit ließ kein Licht durch die getrübten Fensterscheiben. Dafür waren alle Kerzen entzündet. Die Flammen tanzten durch den Raum, ließen den geschmolzenen Kandelabern unheimliche Schatten wachsen, die sich schlangengleich durch den Raum bewegten und nach allem Lebendigen griffen, nur um sie mit sich in die Dunkelheit zu ziehen. Ein beeindruckendes Schauspiel und eine Warnung, was passieren würde, sollte man den Dunklen Lord verärgern.   Am anderen Ende des Saals saß Voldemort auf seinem Thron. Drei seiner Anhänger standen vor ihm. Nun, nicht alle drei standen. Bellatrix Lestrange saß zu seinen Füßen und spielte mit dem Saum seines schwarzen Umhangs und sah mit einer Mischung aus Wahnsinn und grenzenloser Verehrung zu ihrem Herrn hinauf. Voldemort beachtete sie aber nicht weiter. Er unterhielt sich mit den anderen beiden Zauberern.   Harry konnte sich an die beiden erinnern. Sie waren bei ihrem letzten Treffen in Hogsmeade dabei gewesen. Einer der beiden hatte Voldemorts Cruciatus abbekommen, aber Harry konnte nicht mehr sagen, wer von den beiden. Ihre Signaturen waren sich sehr ähnlich. Sie mussten Brüder sein. ‚Rabastan und Rodolphus.‘, erinnerte sich Harry. Etwas nagte an seinem Bewusstsein. Er überlegte, wo er die Namen einsortieren sollte, bis es ihm schlagartig wieder einfiel. Lestrange. Einer der beiden musste mit der verrückten Hexe verheiratet sein.   Irritiert weiteten sich Harrys Augen. Aber nur einen Moment, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. Er war überrascht, dass sie sich so schamlos verhielt und das auch noch vor ihrem Ehemann. Allerdings schien keiner der beiden ein Problem mit ihrem Verhalten zu haben. Sie verhielten sich, als wäre sie gar nicht da. Es ging keine Anspannung von der Gruppe aus, wie man es vielleicht erwarten würde.   Aber Anspannung gab es. Und sie nahm zu, je weiter sich Harry der Gruppe näherte. Allerdings ging sie von seinem Begleiter aus. Harry unterdrückte den Drang, sich zu Malfoy zu drehen und zu fragen, was plötzlich los war. Sie hatten heute einen überraschend guten Start gehabt und Harry wollte das nicht durch eine unangebrachte Frage zerstören. Also schwieg er.   In der Zwischenzeit hatten sich Voldemort und die Lestrange-Brüder ihnen zugewandt und warteten auf ihre Ankunft. Malfoy ließ sich sofort auf seine Knie fallen, als er vor dem Thron angekommen war. „Mein Herr.“   „Ah, Lucius. Da bist du ja wieder und hast mir unseren jungen Mr. Potter mitgebracht. Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?“ Voldemorts raue Stimme kratzte wie feines Sandpapier über Harrys Nervenenden und hinterließ ein feines Kribbeln auf seiner Haut, nicht völlig unangenehm, aber auch nicht willkommen.   „Nein, mein Herr. Mr. Potter war, wie Ihr es vermutet hattet, bereits da, als ich nach Hogsmeade appariert bin. Uns hat niemand bemerkt.“ Malfoy hielt seinen Kopf die ganze Zeit gesenkt.   Harry ging an Malfoy vorbei und verneigte sich leicht, sein Blick war dabei die ganze Zeit auf Voldemort gerichtet. „Mein Lord, du wolltest mich sprechen?“   In dem Moment drehte sich Bellatrix zu ihm um. Ihre Augen funkelten Harry hasserfüllt und mit abgrundtiefer Verachtung an. „Wie kannst du es wagen, du dreckiges Halbblut! Knie gefälligst nieder!“   Vielleicht wäre Harry schnell genug gewesen. Vielleicht hätte er seinen Zauberstab ziehen können und einen Fluch sprechen, der Bellatrix daran gehindert hätte, ihren auszusprechen. Aber Harry war erst 16 Jahre alt. Er durfte außerhalb von Hogwarts nicht zaubern oder die Spur auf seinem Stab würde das Ministerium an seinen Aufenthaltsort führen. Nicht sofort, denn so schnell reagierten sie nicht, aber sie würden es mit Sicherheit überprüfen. Und ihn selbst. Er war eindeutig schon zu oft wegen Zauberei Minderjähriger angeklagt gewesen. Dieses Mal gab es auch keinen Grund, der ihn vor einer Verurteilung bewahrte. Im Gegenteil. Die Gründe würde ihn nach Askaban bringen. Zaubern kam also nicht infrage. Stattdessen versuchte Harry sich wegzuducken, aber er war zu nah. Bellatrix zog ihren Zauberstab und Harry konnte noch das eine Wort hören, bevor seine Welt in Schmerz versank.   Harrys Lungen schienen sich mit Feuer zu füllen, seine Knochen zerschmolzen und hinterließen eine ätzende Säure, die sich durch sein Fleisch fraß. In seinem Kopf dehnte sich ein nie gekannter Druck aus und Harry war sich sicher, dass er jeden Moment platzen und Fetzen seines Gehirns den schwarzen Boden bedecken würde. Er wollte einfach nur, dass es aufhörte, sehnte eine Ohnmacht herbei oder besser noch, den Tod. Dann würde er nie wieder irgendetwas spüren, nie wieder Schmerzen.   Dann war der Schmerz plötzlich verschwunden. Alles, was blieb, war eine kratzende Kehle von den Schreien, die Harry zweifellos ausgestoßen haben musste. Langsam kam die Welt wieder in sein Bewusstsein zurück.   Harry war auf seinen Knien, wie Bellatrix es beabsichtigt hatte. Aber das verrückte Lachen, das er erwartet hatte, konnte er nicht hören. Zwei Paar starke Hände packten ihn rechts und links an seinen Armen und zogen ihn vorsichtig auf seine Füße. Als er den Kopf hob, sah er in paar hellgrauer Augen, die ihn besorgt ansahen, aber Harry konnte sich nicht auf sie konzentrieren. Der Mund vor ihm bewegte sich, die Worte kamen aber nicht in seinem Bewusstsein an. Sein Blick glitt an langen hellblonden Haaren vorbei und heftete sich auf die Gestalt dahinter.   Voldemort saß auf seinem Thron und sah tödlich wütend aus. ‚Habe ich doch mein Gehirn in seinem Thronsaal verteilt?‘ Noch leicht benommen versuchte Harry sich zu konzentrieren.   Dann konnte er es spüren. Die Magie in den Raum vibrierte und zitterte. Es war nicht so schlimm, wie in der Nacht in Hogsmeade, doch es half, dass Harrys Kopf augenblicklich wieder klar wurde. Er stellte sich aufrecht hin und drehte sich ein Stück in die Richtung, in die Voldemort mit wutverzerrten Gesicht starrte.   Harry wusste nicht ganz, was er von dem Bild halten sollte, was sich ihm bot. So sehr es ihn auch erschreckte, so sehr erfüllte es ihn auch mit Bewunderung und Ehrfurcht.   Bellatrix war nach hinten gefallen und lag nun mit dem Kopf nach unten auf den Stufen, die zu Voldemorts Thron führten. Sie versuchte, sich mit ihren Unterarmen abzustützen, aber es sah so aus, als würden sie jeden Moment nachgeben, so heftig zitterten sie. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Augäpfel schienen aus ihren Höhlen quellen zu wollen, sprachen von Angst und Entsetzen. Ihr Mund war von verschmierten blutroten Lippenstift entstellt, aufgerissen in einem stummen Schrei. Über ihr lauerte bedrohlich eine riesige Schlange. Nagini.   Naginis riesiger oberschenkelbreiter Körper war aufgebäumt und wurde von den tanzenden Schatten bedeckt, die über ihre Schuppen leckten und brachten Bewegung in die ansonsten reglose Gestalt. Ein Teil ihres über vier Meter langes Körpers lag auf Bellatrix‘ Beinen. Die Hexe hatte keine Chance, sollte Nagini sich entschieden, sie anzugreifen. Ihre Augen leuchteten als bestünden sie aus Feuer, die Kiefer waren auseinandergeklappt, die Giftzähne glänzten bedrohlich und warteten nur darauf, sich in weiches Fleisch zu versenken. Aber sie würde nichts ohne den Befehl ihres Meisters tun.   „Herr, bitte…“, stammelte Bellatrix.   „Schweig! Erspar mir dein Gejammer! Ich hatte einen eindeutigen Befehl gegeben und du hast ihn missachtet.“ Voldemort fletschte die Zähne. In dem schaurigen Licht, gepaart mit seinem lippenlosen Mund und der unnatürlich weißen Haut, die spindeldürren, langen Fingen, die spinnenartig seinen Zauberstab umklammert hielten, der viel zu magere Körper eingehüllt in schwarze Roben, sah er aus wie der Tod selbst.   „Aber Herr…“, versuchte Bellatrix es erneut.   „GENUG!“ Voldemort hatte sich von seinem Thron erhoben, sein Zauberstab zielte genau auf die am Boden liegende Hexe. „Crucio!“   Der Schrei war markerschütternd, aber Harry hatte kein Mitleid. Sie hatte es verdient. Er wünschte nur, dass er es hätte machen können. Bellatrix wandte und krümmte sich und schlug dabei ihren Kopf mehrfach gegen die Steinstufen. Nagini glitt von ihr herunter und schlängelte… auf ihn zu.   Harry war starr vor Schreck. Vergessen war Bellatrix, vergessen war Voldemort, vergessen waren die drei Zauberer, die eben noch um ihn gestanden hatten und jetzt eilig zur Seite sprangen. Alles, was Harry noch wahrnahm, waren die beiden riesigen gelben Augen mit ihren schlitzförmigen pechschwarzen Pupillen und der langen gegabelten Zunge, die immer wieder aus dem Maul hervorschnellte. Er erwartete beinahe, dass Nagini es aufriss und ihre langen Zähne in seinen Körper rammen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Sie glitt an ihm vorbei, um ihn herum, wickelte sich ein paar Mal um seinen Leib. Kurz bevor sie ihren schweren Kopf auf Harrys Schulter ablegte, sah sie ihn von der Seite an und ließ ein weiteres Mal ihre Zunge hervorschnellen und streifte dabei seine Wange.   ~Mein Fressen.~ Es klang beinahe anklagend und genauso sah auch Naginis Blick aus, als sie von Harrys Schulter aus auf Bellatrix hinabstarrte.   Harry hatte seine Mühe unter dem Gewicht der Schlange aufrecht stehen zu bleiben. Er strauchelte und hatte Mühe zu atmen.   ~Nagini, ich befürchte, unser Mr. Potter steht heute nicht auf der Speisekarte.~ Voldemort hatte sich von der immer noch wimmernden Bellatrix abgewendet, ließ sie liegen als wäre sie Nichts.   Harry war sich nicht sicher, ob ihn diese Worte beruhigen oder doch eher beunruhigen sollten. Er japste angestrengt nach Luft, als Nagini noch mehr ihres Gewichtes auf ihn ablegte, um sich aufzubäumen. Sie zischte verärgert.   ~Sei nicht wütend, meine Liebe, vielleicht lasse ich dich später Bellatrix fressen.~ Nagini drehte ihren Kopf zu der am Boden liegenden Frau, drehte sich dann wieder zu Voldemort. Es sah aus, als würde sie ihren Kopf schütteln und ein angewidertes Zischen war zu hören.   Bildete Harry sich das ein oder konnte die wirklich die Launen der Schlange aus den Lauten heraushören? Gehörte das mit zu der Sprache? War das normal für einen Parselmund?   Voldemort grinste nur breit und zeigte dabei zu viele Zähne. Dafür schien aber seine Wut verflogen zu sein.   ~Ich bin jagen.~ Endlich glitt die Schlange von ihm hinunter. Harry hatte das Gefühl, dass sie extra langsam machte, um ihn zu ärgern. Erleichtert holte er Luft. Keiner sagte ein Wort, während die Schlange aus der Halle glitt. Nur Bellatrix‘ leises Wimmern war zu hören.   „Schaft sie mir aus dem Augen. Ich werde mich später um ihre Bestrafung kümmern.“ Voldemort schaute mit ausdruckslosem Blick auf sie hinab. Um ihren Kopf hatte sich eine kleine Lache mit dunkler Flüssigkeit gebildet. „Und Narzissa soll sich ihren Kopf anschauen.“   „Jawohl, mein Herr.“, antworteten alle drei Zauberer gleichzeitig. Die Brüder gingen zu Bellatrix und zogen sie mit einem Ruck auf die Füße. Sie waren viel grober zu ihr, als sie es mit Harry gewesen waren.   Ein kurzer Aufschrei entfuhr Bellatrix‘ Mund, als sie wieder auf den Boden zurücksackte. Sie hatte keine Kraft, um sich selbst zu halten und keiner schien gewillt, sie zu stützen.   Malfoy verdrehte genervt seine Augen. Dann zog er seinen Zauberstab. „Mobilcorpus!“, rief er und Bellatrix wurde von unsichtbaren Händen in die Höhe gezogen. Ihr Kopf war auf ihre Brust gefallen und wackelte merkwürdig hin und her, während sie versuchte, ihn anzuheben und erfolglos gegen den Zauber anzukämpfen, der eigentlich für leblose menschliche Körper gedacht war. Dabei gab sie immer wieder merkwürdige gurgelnde Laute von sich.   Malfoy ließ sie ihn drei Meter Abstand vor sich herlaufen, verneigte sich noch einmal tief vor seinem Meister, nickte Harry zu und verließ dann den Raum. Die Lestrange-Brüder taten es ihm gleich, aber Harry hielt sie auf, bevor sie durch die Seitentür hinter dem Thron Lucius folgen konnten.   „Ja?“ Gespannt schauten sie ihn an und warteten, was er von ihnen wollte.   „Ähm…“ ‚Wie immer sehr eloquent, Harry!‘, schallt er sich selbst. „Ich wollte mich für Ihre Hilfe eben bedanken.“ Er schaffte es, dass seine Stimme fest und selbstsicher klang, nicht so unsicher und verwirrt, wie er sich im Moment fühlte.   „Das war das Mindeste, Mr. Potter.“, antwortete der eine, während der andere ihn aufmunternd anlächelte und das Gesagt durch ein leichtes Nicken bestätigte. „Immerhin stehen wir in Ihrer Schuld.“ Mit diesen Worten drehten sich die beiden um und ließen einen sehr verwirrten Harry zurück.   In dem Moment, als sie durch die Tür gegangen waren, war diese verschwunden. Es blieb nichts zurück als nackter Stein. Keine Rille, keine Klinke, kein Schloss. Alles, was davon zeugte, dass da etwas gewesen sein musste, war die Blutspur, die Bellatrix hinterlassen hatte und genau an der Wand aufhörte. Sicher würden später ein paar Hauselfen kommen und diese entfernen. Oder Wurmschwanz bekam die zweifelhafte Ehre.   Hinter sich konnte Harry Voldemort leise lachen hören. Er drehte sich zu seinem Lord um, der belustigt auf ihn herabschaute. „Was meinten sie damit? Dass sie in meiner Schuld stehen würden, meine ich.“   „Ah, weißt du das nicht?“ Voldemort ging auf ihn zu, seine Augen funkelten. Harry konnte den Blick nicht deuten und versteifte sich, unsicher, was er zu erwarten hatte. „Immerhin warst du es gewesen, der mich gestoppt hat, als ich den Cruciatus bei unserem letzten Treffen gegen Rodolphus eingesetzt habe. Wenn du dich nicht eingemischt hättest, hätte er vermutlich seinen Verstand verloren.“   „Oh!“ Jetzt ergab das alles einen Sinn. Sie waren dankbar für Harrys Hilfe gewesen. „Du siehst nicht so aus, als ob es dich stören würde. Ich hätte eher damit gerechnet, dass du wütend deswegen bist.“   Wieder ein kleines Lachen. „Aber warum sollte ich wütend deswegen sein, Harry?“ ~Du willst doch eines Tages an meiner Seite stehen.~ Der plötzliche Wechsel zu Parsel hatte beinahe etwas Bedrohliches. ~Dann ist es doch nur angebracht, dass meine Todesser dich respektieren. Und fürchten.~ „Für beides hattest du einen guten Start. Die Jungtodesser fürchten dich schon für das, was du mit diesem Bletchley-Jungen getan hast. Und Lucius, Rodolphus und Rabastan respektieren dich, sind dir sogar dankbar für das, was du getan hast. Und nein, ich bin nicht verärgert deswegen. Rodolphus und sein Bruder sind wertvolle Anhänger. Ich hätte den Verlust einer der beiden sehr bedauert.“ ~Aber sei versichert, Harry, solltest du anfangen, meine Autorität zu untergraben, wirst du es bereuen. Ich muss nicht wissen, welche Slytherin dir etwas bedeutet, wenn ich nach und nach eine nach der anderen töte.~   Nun das war eindeutig eine Drohung gewesen. Harry schluckte den Kloß, der sich in seiner Kehle gebildet hatte, hinunter und nickte leicht zum Zeichen, dass er verstanden hatte.   „Gut.“ Voldemorts Lippen verzogen sich wieder zu diesem unheilvollen Lächeln. „Jetzt, da wir endlich nur noch zu zweit sind, kommen wir zum Grund deines Besuchs.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)