Das sechste Jahr von CruelLamia (Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?) ================================================================================ Kapitel 12: Lauernde Blicke --------------------------- Ein Traum. Er wusste es in dem Moment, in dem er seine Augen aufgeschlagen hatte. Niemals würde die Person, die jetzt über ihn auf seinem Bett kniend, die Arme neben seinem Kopf abgestützt und ihn verführerisch anlächelte, hier sein. Er wusste, er sollte den Traum abschütteln, wie er es schon so oft getan hatte. Er durfte sich nicht dieser Fantasie hingeben. Denn, wenn er dann aufwachte, würde es eine Leere in ihn zurücklassen, die ihn den ganzen Tag über quälen würde. Gepeinigt schaute er in die schönen Augen, die auf ihn herabblickten, ihm alles versprachen, was er sich so sehnlichst wünschte. Er sollte ganz schnell aufwachen. Aber er konnte es nicht, wollte nicht. Die letzten Wochen waren so anstrengend, so nervenaufreibend gewesen. Er sehnte sich nach ein bisschen Frieden, und wenn er nur eine Illusion war. Vorsichtig streckte er eine Hand aus und berührte leicht dieses schöne Gesicht, streichelte sanft die helle, gegen seine eigenen sonnengebräunten Finger fast weiße Haut. ‚So weich.‘ Genießerisch wurden die traumhaften Augen geschlossen und das Gesicht schmiegte sich in seine streichelnde Handfläche. Nur kurz verweilten sie so, bis er seine Hand weiter wandern ließ und in den seidig glatten Haaren vergrub. Er zog den Kopf näher zu sich, gab sich dem Traum völlig hin. Immer näher kamen sie sich. Nur wenige Zentimeter trennten sie noch voneinander. Er konnte schon den warmen Atem auf seinen Lippen spüren…   „Krähhhh! Krähhhh!“ Harry schreckte hoch. Verwirrt und desorientiert schaute er sich um, versuchte herauszufinden, wo er war und was er hier tat. Der Nebel in seinem Verstand lichtete sich und er schaute frustriert zu seinem Wecker. Stocksauer wollte er dieses dämliche Ding ergreifen und gegen die nächste Wand donnern. Es hatte ihn eine Stunde zu früh geweckt. Harry war sich absolut sicher, dass es das mit Absicht gemacht hatte. Es hatte ihn bestimmt beobachtet, bis es festgestellt hat, dass er sich in einem schönen Traum befand, um ihn dann in purer Boshaftigkeit da herauszuholen. Nur die Tatsache, dass dieser Wecker auf seinen beiden Hahnenfüßen äußerst schnell war und er sich unterm Bett versteckt hatte, bevor Harry ihn mit seiner Faust treffen konnte, bewahrte ihn vor größeren Schaden.   Erschöpft ließ sich Harry zurück auf sein Bett fallen. Erst jetzt spürte er, wie der Schock des plötzlichen Aufwachens nach einer mal wieder viel zu kurzen Nacht alle Wärme aus seinen Gliedern vertrieben hatte. Sein ganzer Körper zitterte und sein Herz raste. Der Schlafmangel forderte langsam seinen Tribut. Er sollte in Zukunft wirklich früher ins Bett gehen, sonst würde sein Körper irgendwann schlapp machen. Aber jetzt war er wach. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte jemand ein Engorgio auf ihn gehext, aber sein Geist war klar. Es war erst sechs Uhr und die anderen schliefen noch selig.   ‚Dämlicher Wecker!‘ Nun würde er ohnehin nicht mehr schlafen können, also konnte er auch genauso gut aufstehen. Harry schnappte sich seine Sachen und ging ins Bad. Ein Blick in den Spiegel genügte und er wusste, dass er ganz dringend eine erfrischende Dusche benötigte. Die mitleidigen Kommentare des Spiegels überhörte er geflissentlich.   Auch wenn Harry sich wie gecruciot fühlte, er musste zugeben, dass es seine Vorteile hatte, so viel früher als seine Hauskameraden aufzuwachen und zu duschen. Sein Dunkles Mal war zwar nicht an so einer auffälligen Stelle wie bei den anderen Todessern, aber es war nicht völlig unsichtbar. Er konnte wohl von Glück sagen, dass keiner seiner Kameraden an dem interessiert war, was sich zwischen seinen Beinen befand, sonst wäre er mit Sicherheit schon aufgeflogen.   Harry konnte nicht behaupten, dass die Dusche erholsam oder wenigstens erfrischend gewesen wäre. Immer wieder holten ihn die Bilder seines Traumes ein, immer wieder erwachte in ihm der Wunsch, diese süße Lippen zu kosten und immer wieder kam die quälende Enttäuschung, weil ihm selbst im Traum dieses Gefühl verwehrt wurde. Es würde ein schlechter Tag werden.   Im Schlafsaal war immer noch alles ruhig. Nur vereinzelte Schnarcher waren zu hören. Es war noch Zeit, bis seine Klassenkameraden aufwachen würden. Sie würden ihn nicht vermissen, wenn er jetzt noch mal hinausging, solange er zumindest rechtzeitig wieder da wäre, um mit ihnen allen zum Frühstück zu gehen. Das hatten sie sich angewöhnt, seit dem merkwürdigen Verhalten der Slytherins vor zwei Wochen. Kurz überlegte er, ob er nicht seinen Feuerblitz nehmen und noch ein paar Runden fliegen sollte vor dem Frühstück, entschied sich aber dagegen. Am Abend hätte er eh noch Quidditch-Training und er sollte besser nicht mit Schlafmangel und leeren Magen einen Besen besteigen. Leise schlich er sich aus dem Schlafsaal. Das Portrait schwang zur Seite und die fette Dame beobachtete ihn misstrauisch aus noch halb geschlossen müden Augen, sagte aber nichts. Es war noch sehr früh, aber die Nachtruhe war offiziell vorbei und somit konnte Harry kommen und gehen, wie er wollte.   Der Weg vom 7. Stock bis zur Eingangshalle war weit. Eine unfaire Verteilung der Häuser, wie Harry fand. Sicher war es schon etwas Besonderes, wenn man in den hohen Türmen Hogwarts wohnen durfte und jederzeit hinausschauen und die weiten Ländereien überblicken konnte. Es hatte etwas Atemberaubendes. Harry fühlte sich jedes Mal dabei so klein und unbedeutend und zur gleichen Zeit aber frei und mächtig, wenn er dabei die anderen Zauberer beobachtete, wie sie sich wie kleine fleißige Ameisen unter ihm tummelten. Allerdings waren die Wege weit. Lediglich das Klassenzimmer für Wahrsagen war ebenfalls in der siebenten Etage; zumindest das von Professor Trelawney. Firenzes war im Erdgeschoss. Also sehr weit weg von Gryffindor und Ravenclaw, genauso wie viele andere Klassenräume und die Große Halle und natürlich auch die Küche. So gesehen, eine Menge Vorteile für Slytherin und Hufflepuff. Sie hatten kürzere Wege, konnten so länger schlafen und mussten nach einem anstrengenden Schultag nicht noch die vielen Treppen hochkraxeln, um in ihre Räume zu gelangen. Und wenn sie zwischendurch Hunger bekamen, dann konnten sie mal eben schnell in die Küche gehen, die sich wie ihre Gemeinschaftsräume ebenfalls in den Kerkern befand, und sich nach Herzenslust bedienen. Der Einzige Vorteil war, dass Harry es näher zur Bibliothek hatte, in der er in der Zwischenzeit die meiste Zeit verbrachte. Und falls er mal zwischendurch Hunger bekam, brauchte er nur Dobby zu rufen und der brachte ihm mit Freuden alles, was Harry sich nur wünschen konnte. Und natürlich auch das Bad der Vertrauensschüler, dass er als Kapitän seiner Quidditch-Mannschaft auch nutzen durfte.   Harrys Schritte hallten laut durch die Korridore, als er die vielen Treppen hinabstieg. Er versuchte nicht, leise zu sein. Er musste sich nicht verstecken. Die Gemälde erwachten aus ihrem nächtlichen Schlummer und sahen ihm unverhohlen neugierig hinterher. Nur die Wenigsten gaben sich Mühe, ihre Absichten hinter halb geschlossen Lidern oder gemalten Dekorationen zu verbergen. Sollten sie doch. Sollten sie ihn ruhig ausspionieren. Sie würden ja doch nichts finden. Ein Schüler, der nicht mehr schlafen konnte und das Schloss verließ, um noch ein bisschen vor dem Frühstück spazieren zu gehen, war ja nichts Ungewöhnliches. Nichts Verdächtiges. Sollten sie es ruhig Dumbledore erzählen. Harry war sich sicher, dass der Alte die Nachricht erhalten würde, sobald er die Eingangshalle durch die große Flügeltür verlassen hätte.   Aber auch wenn er wusste, dass er beobachtet wurde, auch wenn er wusste, dass sie ihm nichts nachsagen konnten, und auch wenn er sich einen Spaß daraus machte und ihnen bewusst erlaube, ihn auszuspionieren, war er dennoch froh, als er den Eingang zum Schloss hinter sich gelassen hatte. So ganz wohl fühlte er sich nie. Immer war diese kleine Unsicherheit, diese kleine Ungewissheit gegenwärtig und eine leise Stimme wisperte immer wieder ‚Aber, wenn doch?‘. Er konnte nie richtig durchatmen. Zielsicher brachten ihn seine Füße an den einzigen Ort in ganz Hogwarts, an dem er das noch konnte. Das Quidditch-Feld. Um diese Uhrzeit war hier niemand und er konnte einfach mal entspannen. Harry sprach kurz einen schwachen Dürrezauber und ließ sich dann auf das Stückchen Rasen fallen, das er soeben vom nächtlichen Tau befreit hatte. Die Augen geschlossen ließ er seine Finger durch das weiche Gras gleiten, genoss die Kühle des Morgens, die ein sanfter Wind über sein Gesicht streichen ließ, was ihn mehr belebte, als die klägliche Dusche nur weniger Augenblicke zuvor. Tief atmete er die frische Luft ein, roch das Gras und den beginnenden Frühling. Ein paar Tautropfen, die der Zauber wohl übersehen hatte, blieben an seinen Fingen haften und er verrieb sie sanft zwischen seinen Fingerspitzen. Wie kühlender Balsam. Es war fast perfekt.   Seine Ruhe wurde gestört von dem einzigen Menschen, dessen Anwesenheit er nicht ignorieren konnte, selbst wenn er es wirklich gewollt hätte. Draco Malfoy folgte ihm seit zwei Wochen, seit dem Treffen mit Voldemort in Hogsmeade, wie ein Schatten. Er nahm seine Aufgabe, Harrys heimliche Liebe herauszufinden sehr ernst, seit er im Rang aufgestiegen war. Und er gab einfach nicht auf. Wann immer Harry sich von seinen Klassenkameraden trennte, war Draco nicht weit, beobachtete ihn. Hoffte, dass Harry irgendwie sich und damit seine heimliche Liebe verraten würde. Und sei es nur, dass er sie etwas zu häufig oder zu lange ansah. Deswegen konnte Harry immer wieder Dracos Blicke auf sich spüren, darauf lauernd, dass er irgendetwas tat, um doch ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn Draco nur wüsste, wie unnötig das doch war. Aber Harry musste zugeben, dass er die Aufmerksamkeit des Slytherins genoss. Er würde nie etwas finden und wenn Harry doch mal etwas von dem tun würde, was Draco sich erhoffte, würde er es nicht bemerken. Er würde sich stattdessen einfach nur ertappt fühlen. Harry schloss die Augen, ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen.   Die ersten Tropfen, die auf sein Gesicht fielen, waren sanft und kühl, genauso wie man sich einen leichten Frühlingsregen vorstellte. Friedlich, aber erfrischend, angenehm und entspannend; sanfte Regentröpfchen, vor denen man nicht Reißaus nehmen musste. Aber ein Paar, das durch den Nieselregen spazieren ging, würde sich enger aneinanderschmiegen, vorgeben, sich gegenseitig vor dem Nass schützen zu wollen, dankbar für die Ausrede, um näher beieinander sein zu können. Seine Sachen würden nass werden, wenn er weiter hier liegen blieb, aber das störte ihn nicht. Er konnte sie jederzeit wieder trocken zaubern.     ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~   Zehn Stunden später lag Harry wieder auf der gleichen Stelle. Der angenehme Nieselschauer war einem leichten Sturm gewichen. Große, schwere, eiskalte Tropfen peitschten gegen sein Gesicht. Das war übertrieben. Aber sie trainierten jetzt schon anderthalb Stunden trotz des ungemütlichen Wetters und der Wind und die Kälte hatten Harrys Gesicht nicht wie erwartet taub, sondern noch empfindlicher werden lassen. Er sollte das Training abbrechen. Nicht zuletzt, weil ihn ein Klatscher von dem äußerst talentierten Jimmy Peakes getroffen hatte. Harry hatte ihn nicht gesehen. Er war in diesem Moment zu sehr auf Katie Bell, Ginny Weasley und Demelza Robins konzentriert gewesen. Sie trainierten ein neues Manöver. Sie waren auch schon richtig gut. Jemand, der die Strategie nicht kannte, würde sie nicht so einfach hinter den komplizierten Bewegungsabläufen erkennen. Es schienen teilweise nur einfache Züge zu sein. Sie hatten aber nur den Zweck, den Gegner zu irritieren und in falscher Sicherheit zu wiegen, bis es zu den eigentlichen Spielzügen kam. Die Abläufe an sich, hatten die Mädchen verinnerlicht. Nun sollten sie versuchen, einen Treffer zu landen. Das war jedoch nicht so einfach, denn der ‚Gegner‘ kannte die Taktik genau. Peakes und Ritchie Coote waren trotz ihrer Jungend richtig gute Treiber – sie kamen fast an die Weasley-Zwillinge heran – bombardierten die Jägerinnen regelrecht mit den gefährlichen Klatschern und schonten die Mädchen kein bisschen. Sie mussten sehr aufpassen, nicht von den schmerzhaften Geschossen, in denen die Jungs die Bälle verwandeln konnten, getroffen zu werden. Dazu kam, dass Ronald Weasley, ihr Torhüter, so viel Geltungsdrang besaß, dass er niemals absichtlich – nicht einmal für seine Teammitglieder – einen einzigen Quaffel durch seine Torringe durchlassen würde. Es könnte ja jemand denken, dass er ein schlechter Torhüter sei. Sei Ego würde das wahrscheinlich nicht verkraften. Deswegen trainierten sie jetzt schon anderthalb Stunden und der Quaffel war nicht mal in der Nähe der Ringe gekommen. Harry war sich sicher, dass ein Torhüter, der keine Ahnung von der Strategie hatte, keinen der Bälle gehalten hätte, aber er hatte zu Beginn des Trainings gesagt, dass sie erst aufhören würden, wenn sie den Spielzug erfolgreich abgeschlossen hätten. Und das hieß nun mal, dass der Ball durch einen der Ringe musste. Nur weil er sich selbst nicht mehr zu seinen Hauskameraden zugehörig fühlte, hieß das nicht, dass er irgendein anderes Haus im Quidditch gewinnen lassen, geschweige denn kampflos den Hauspokal überlassen würde. Er hatte immer noch seinen Stolz. In zweieinhalb Monaten war das letzte Spiel in diesem Jahr, Gryffindor gegen Ravenclaw. Und Harry würde gegen die eingebildeten Raben sicher nicht verlieren. Aber es waren dennoch noch elf Wochen bis zu dem Spiel. Und seine Spieler waren gut und motiviert. Die Jäger beherrschten den neuen Spielzug perfekt, der Hüter hielt jeden Quaffel, die Treiber schlugen jeden Klatscher präzise und kräftig. Er sollte vielleicht nicht so übertreiben und seine Teamkammeraden nicht bis zum Umfallen trainieren lassen. Zumal sie eben erst das Match gegen Hufflepuff spielerisch gewonnen hatten. Dieser Meinung waren sie mit Sicherheit auch. Denn andernfalls hätte Harry nicht diesen Klatscher abbekommen. Für ihn stand außer Frage, dass es Absicht gewesen war. Diese schwarze Eisenkugel hatte ihn perfekt an der linken Schulter getroffen, sodass Harry herumgerissen und vom Besen gefallen war. Er konnte wahrscheinlich froh sein, dass Peakes solange gewartet hat, bis er relativ nah am Boden war, um sich nicht ernsthaft zu verletzen. Abgesehen davon war es seiner eigenen Unachtsamkeit geschuldet, dass er ihn überhaupt hatte treffen können. Er war der Sucher. Er war in der Lage einen kleinen goldenen wallnussgroßen Ball ohne Probleme zu sehen. Da sollte ein großer schwarzer kein Problem sein. Hätte sie sich nicht lieber Weasley als Ziel aussuchen können? Die Ringe wären frei gewesen, die Mädchen hätten ihren Spielzug abschließen können und er müsste jetzt nicht kleinbeigeben und entgegen seiner Worte das Training beenden. Mit einem frustrierten Seufzer machte Harry ein Zeichen mit der Hand, dass sie aufhören konnten und sich umziehen gehen sollten.   Harry rappelte sich wieder auf, ignorierte seine schmerzende Schulter und Rücken und stieg wieder auf den Besen. Er war der Sucher. Also würde er jetzt auch noch den Schnatz fangen, egal, wie lang es dauern würde. Das musste sein, um seinen verletzten Stolz wiederherzustellen.   In weniger als einer halben Stunde hatte Harry den Schnatz gefangen und ging ein weniger zufriedener mit sich selbst in die Umkleidekabine der Gryffindors. Keiner seiner Teamkameraden war noch da, wie er erfreut feststellte. Er war nicht überrascht. Das Wetter war furchtbar und das Abendessen hatte bereits begonnen. Selbst die kleine Weasley, die nur schwer von Harrys Seite zu bekommen war, hatte sich anscheinend heute Abend lieber für das Essen entschieden, als auf unbestimmte Zeit auf ihn zu warten. Nur gut. Er hatte wirklich keine Nerven, sich heute noch mit ihr auseinandersetzen zu müssen.   Langsam zog er seine Sachen aus. Sie klebten an seinem Körper, nass und schwer von Regen und Schweiß, und erschwerten jede Bewegung. Seine Schulter war wohl doch schwerer in Mitleidenschaft gezogen, als er sich selbst eingestehen wollte. Nun war der Adrenalinrausch vorbei und die Schmerzen bohrten sich wie spitze, scharfe Pfeile in sein Bewusstsein. Aber er musste sich erst ausziehen und das ganze Ausmaß begutachten, bevor er sich heilen konnte. Glücklicherweise fühlte es sich schlimmer an, als es tatsächlich war. Harrys Körper war übersät mit Schürfwunden und blauen Flecken, darunter leichte Quetschungen und Prellungen. Also nichts, was ein paar gezielte Episkey und ein Abschwelltrank aus dem Erste-Hilfe-Schränkchen nicht heilen konnten. Nur nach ein paar Minuten sah Harrys Körper wieder so aus, als hätte er nicht eine knappe Stunde zuvor Bekanntschaft mit einem unbarmherzigen Klatscher gemacht und er seufzte erleichtert auf, als der Schmerz langsam seinen Körper verließ.   Anders als am Morgen konnte er die Dusche genießen. Das heiße Wasser belebte seine müden Knochen und vertrieb die restlichen Schmerzen aus seinen steifen Gliedern. Die Waschlotion roch angenehm nach Waldkräutern und wirkte beruhigend auf seinen rastlosen Geist. Harry hielt sein Gesicht in den sanften Wasserstrahl. Die Wärme lullte ihn ein und bevor er es ihm überhaupt bewusst wurde, waren seine Gedanken schon wieder in den Bereich abgedriftet, den er so unbedingt vermeiden wollte. Aber er versuchte erst gar nicht, die Bilder abzuschütteln, die sich in sein Bewusstsein drängten. Er war müde, erschöpft und hatte einfach keine Kraft mehr, sich dagegen zu wehren. Er wollte ein bisschen Frieden, ein bisschen Glück, auch wenn es nur in seiner Fantasie war.   Mit geschlossenen Augen fuhr Harry mit seinen Daumen über seine feuchten Lippen. Er genoss das sanfte Kribbeln, welches seine raue Fingerkuppe auslöste. Mit sanften Druck drängte sich sein Zeigefinger in seinen Mund, presste gegen die Zungenspitze, die sich ihm beinahe zögerlich entgegenstreckte. Wie würde sich wohl ein Kuss anfühlen? Wäre er sanft und zärtlich? Oder eher stürmisch und voller Leidenschaft? Er konnte sich beides gut vorstellen und oh! wie sehr würde er beides genießen. Gierig sog er auch noch seinen Mittelfinger in Mund, massierte mit beiden Fingerspitzen seine Zunge, spielte mit ihr, ließ sie seine Finger umschlingen. Er warf den Kopf in den Nacken und ein kleines Stöhnen entschlüpfte seinen Lippen. Seine Finger rutschten aus seinem Mund, glitten über sein Kinn, seinen Hals hinab, strichen sanft über seinen Adamsapfel. Federleicht wanderten sie seinen Körper hinab, fuhren über seine erwartungsvoll zuckenden Bauchmuskeln, immer tiefer und tiefer. Harry stellte sich dabei vor, wie andere Händen ihn streichelten, elegantere, mit seidig glatter, heller Haut. Wie sie seinen Körper erkundeten, seine Haut liebkosten oder auch mal fest zugriffen oder mit feinen Fingernägeln blassrosa Spuren auf seinen Armen und seinem Rücken hinterließen. In Harrys Kopf spielten sie mit ihm, machten ihn wahnsinnig, nach mehr verlangend, bis sie endlich ihren Weg zu seinem Schritt gefunden hatten, wo sich ihnen Harrys Erregung hart und verlangend entgegenreckte. Ein kleines Wimmern entkam seiner Kehle als seine Finger endlich seine Erektion erreichten und vorsichtig über die empfindliche Kuppe tanzten. Sie glitten den Schaft nach unten, bis sie an der Wurzel angekommen waren. Erst dann griff er richtig zu und begann seine Hand auf und ab zu bewegen, langsam aber fest. Das Wasser und die Seife halfen ihm, einen stetigen Rhythmus aufzubauen, den er nur kurz unterbrach, als er seinen Daumen sanft in kleine Öffnung an der Spitze drückte. „Aahh!“ Das Gefühl zusammen mit seiner Vorstellung ließen ihn schwach werden. Seine Beine fingen an, zu zittern und Harry musste sich mit seiner rechten Hand an den irritierend kalten Fliesen vor ihm abstützen.   Der Kontakt war ein Schock, holte Harry aber soweit in die Wirklichkeit zurück, dass er den Zauberer bemerkte, der sich eilig den Quidditch-Umkleideräumen näherte. „Dracooo.“ Da hatte ihn wohl jemand beim Abendessen vermisst und versuchte jetzt herauszufinden, was ihn so Wichtiges aufgehalten hatte. Harry konnte es nicht verhindern. Der Gedanke, dass Draco ihn beobachten würde, während er sich selbst verwöhnte, jagte einen wohligen Schauer durch seinen ganzen Körper.   Ja, er hätte damit rechnen müssen, dass der Slytherin ihn suchen kommen würde, nachdem er nicht mit seinen Teamkameraden beim Essen erschienen war. Vielleicht war er einfach nur zu erschöpft, um daran zu denken. Oder er hatte es unbewusst sogar gehofft? Wie würde Draco wohl reagieren, wenn er ihn so vorfinden würde? Zitternd und keuchend vor Lust? Natürlich würde er bleiben. Nicht wahr? Immerhin könnte es sein, dass Harry ein Name entschlüpfte, während er so selbstvergessen mit sich selbst beschäftigt war. Harry spürte, wie sich seine Slytherinseite in ihm regte. Ja… Er würde jetzt nicht aufhören. Sollte Draco ihn ruhig beobachten.   Das Wasser prasselte auf Harrys Nacken und Rücken, rann über seine Schultern, seine Arme, seinen ganzen Körper, tropfte unbemerkt in den kleinen Teich, der sich um seine Füße gebildet hatte. Seine feuchten Haare klebten an seinem Kopf, verdeckten seine Augen. Seine Stirn hatte er gegen seinen rechten Arm gepresst, der ihn vor den kalten Fliesen schützte, die Hand zur Faust geballt. Sein Atem ging stoßweise. Nachdem Draco beinahe lautlos hineingeschlichen war, hatte er sich fast augenblicklich hinter einen Korb mit nassen Handtüchern versteckt. Harry konnte sich gut seinen geschockten Blick vorstellen, als er die Situation erfasst hatte. Draco hatte sich seitdem nicht mehr bewegt. Er hockte hinter dem Korb, der ihm genügend Schutz bot, um nicht entdeckt zu werden, aber genug Möglichkeiten durch die geflochtenen Weidenzweige Harry genau zu beobachten.   Harry konnte Dracos Präsenz überdeutlich spüren. Seine Sinne waren völlig auf den Slytherin fixiert. Nur leider war es ihm nicht möglich, zu erkennen, in welche Richtung er schaute. Hatte er sich weggedreht? Oder starrte er ihn gerade an, verfolgte jede seiner Bewegungen? „Mmhhh, ahhh!“ Harry war völlig in der Vorstellung gefangen, dass diese grauen Augen, ihn beobachteten, zu sahen, wie er sich streichelte und verwöhnte. Harry drehte sich ein Stück, stellte sich leicht breitbeinig hin, schob sein rechtes Bein ein Stück nach vorne. Falls Draco ihn wirklich beobachtete, konnte er jetzt sein Dunkles Mal sehen und ihn genau beobachten. Langsam fuhr er mit seinen Fingerspitzen über die schwarze Markierung, liebkoste kurz die Schlange, die sich um den Totenkopf wand. Dann griff er wieder sein Glied, dass er immer schneller und schneller massierte. Harry konnte hören, wie Draco scharf die Luft einsog. ‚Also schaut er mir wirklich zu.‘ Bei dem Gedanken wäre Harry fast gekommen. Aber noch nicht. Noch wollte er das Spiel nicht beenden. Sollte er ihn noch weiter reizen? Tief in seinem Inneren wusste Harry, dass er das lassen sollte, dass es nur zu Problemen führen würde, wenn er die Idee, die sich gerade in seinem Kopf gebildet hatte, weiterführte. Aber er konnte nicht widerstehen. Er wollte Draco völlig aus der Fassung bringen.   Wieder veränderte Harry seine Position. Noch einmal pumpte er seine Erektion, bevor er sich von ihr löste. Sofort bedauerte er den Kontaktverlust und ein kleines Wimmern löste sich von seinen Lippen. Er drückte sich leicht mit seiner linken Hand von der Wand ab, brachte sich in eine halbwegs aufrechte Position. Den Kopf legte er in den Nacken, führte zwei Finger an seinen Mund, sog sie gierig ein, leckte und saugte an ihnen. ‚Kannst du sehen, wie gut ich mit meiner Zunge umgehen kann, Draco? Gefällt dir das?‘ Ein Keuchen war die Antwort auf seine unausgesprochene Frage. Und wie zu Beginn ließ er beide Finger aus seinem Mund gleiten und seinen Körper hinab streichen. Aber dieses Mal ignorierte er sein Glied. Stattdessen wanderten sie zu seinem Hintern. Dabei drehte er sich so, dass Draco einen perfekten Ausblick auf seinen Po hatte, die Beine leicht gespreizt. Kurz streichelte und massierte Harry seine Backen, zog das Vorspiel absichtlich in die Länge, steigerte damit seine Vorfreude und sein Verlangen. Dann endlich hatte er Erbarmen. Seine Fingernägel bohrten sich einmal kurz aber schmerzhaft in sein empfindliches Fleisch, bevor seine Hand zu dem Spalt glitt und seine Finger zwischen seinen Pobacken verschwanden. Mit seinem Zeigefinder reizte Harry seinen Eingang und die Muskeln zuckten in freudiger Erwartung. Als sein Finger endlich die Barriere durchbrach, konnte er ein lautes Stöhnen nicht unterdrücken. „AAAHH!“ So lange hatte er sich diesem Gefühl verweigert. Er konnte Draco stoßweise atmen hören. War er etwa erregt? Sein eigener Atem wurde immer unregelmäßiger, während er seinen Finger erst langsam, dann immer schneller, raus und wieder rein bewegte, immer ein bisschen tiefer. Aber bald war es nicht mehr genug. Er nahm einen zweiten Finger hinzu und begann, sich mit scherenartigen Bewegungen zu weiten. Weiter und tiefer. Weiter und tiefer. Bis er endlich diesen einen Punkt gefunden hatte, der ihn Sterne sehen ließ. Immer wieder strich er darüber, stöhnte und schrie beinahe vor Lust und Verlangen. Für einen kurzen Moment hätte er beinahe vergessen, dass er nicht allein war. Als er einen dritten Finger dazu nahm, waren seine Sinne vollkommen vernebelt. Aber Draco war schon immer sehr einnehmend, er hasste es, wenn man ihn ignorierte. Harry schob es auf den Charakter des Slytherin als dessen Präsenz sich mit voller Gewalt wieder in sein Bewusstsein bohrte. Es war so überwältigend, dass Harry für einen Moment die Luft weg blieb. Er konnte es nicht verhindern, als seine Beine unter ihm einknickten. Auf Knien weiter seinen Anus penetrierend griff er mit der anderen Hand um seine nach Aufmerksamkeit schreiende Erektion. Sie war in der Zwischenzeit so empfindlich geworden, dass er nur einmal zu pumpen brauchte und er kam. Hart. Und so sehr er auch seinen Höhepunkt hinausschreien wollte, er biss sich so fest auf die Lippen, dass er sein Blut schmecken konnte und zwang so den einen Namen zurück, der so unbedingt aus seinem Mund schlüpfen wollte. Nein, er würde sich nicht verraten.   Harry kniete auf dem Boden, seine Hände mussten ihn abstützen, damit er nicht gänzlich vor Erschöpfung zusammenbrach. Erst das Training, dann dieses köstliche Zwischenspiel, das zwar etwas aus dem Ruder gelaufen, nichtsdestoweniger einfach nur fantastisch gewesen war. Allerdings hatte er seit dem Mittag nichts mehr gegessen und das alles forderte jetzt seinen Tribut. Die Dusche war immer noch an und das Wasser prasselte stetig auf seinen Rücken. Seine Haut war jetzt so empfindlich, dass es sich langsam unangenehm anfühlte. Mit zitternden Beinen stand er auf, musste sich wieder an den kalten Fliesen abstützen. Er unterdrückte den Drang nach Draco zu schauen, der immer noch schwer atmend hinter dem Wäschekorb hockte. Erst als Harry stand, kam Bewegung in den blonden Zauberer. Langsam, ohne ein Geräusch zu machen stand er auf und verließ ebenso leise die Umkleide. Harry wollte schon erleichtert aufatmen als die Erkenntnis, was genau eigentlich gerade passiert war, ihn so hart traf, als hätte er einen Hippogreif beleidigt. Wie hatte er sich nur so vergessen können? Seine schockgeweiteten Augen richteten sich automatisch in die Richtung, in der das Schloss lag. In die Richtung, in die Draco jetzt rannte. ‚Oh, Merlin! Was habe ich getan?‘   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)