Zwischen Schmerz und Scherben von MadMatt ================================================================================ Kapitel 2: Verständnis ---------------------- Kakashi schenke sich ein weiteres Glas ein, er hatte das Bild weggesteckt und blickte nun aus dem Fenster in die finstere Nacht hinaus. Irgendwo da draußen hörte man eine einsame Eule die Nacht die scheinbar nach Gesellschaft rief.  Der Jonin nippte an seinem Glas, wieso hatte diese Foto nun wieder diese Gefühle bei ihm ausgelöst? Eigentlich war sich Kakashi sicher darüber hinweg zu sein, er hatte all den Schmerz doch weggesperrt. Wieso hatte er es damals nicht einfach gelassen? Wieso hatte er Itachi nicht wie jeden anderen Kollegen behandeln können? Wieso musste es alles in einem Scherbenhaufen enden? Er hatte schon genug leid ertragen müssen. Der Tod seines Vaters hatte sein Herz verletzt, der Tod seines Senseis hatte ihm den Mut genommen, doch Itachi hatte seine Seele gebrochen… Nach all den Rückschlägen hatte Kakashi nicht geglaubt, dass er noch einmal einen Menschen finden würde, der auch nur im Ansatz verstehen würde warum er so war wie er war. Doch dann kam dieser Teenager gerade einmal 16 Jahre alt, selbstbewusst, talentiert und anders als sie alle. „Wie hat das ganze nur angefangen?“, sprach er leise und nahm einen kraftgien Schluck aus dem Glas.   Er blickte wieder in die Dunkelheit der Nacht, plötzlich fiel es ihm ein. Es war der 17. Juni gewesen, ein heißer Sommertag, Itachi und er unterwegs auf einer Mission.     „Du kannst wirklich nerven. Weißt du das?“, knurrte Kakashi, der seit Stunden gemeinsam mit Itachi ein Tor beobachtete.   „Es ist lachhaft wie schnell du eifersüchtig werden kannst. Ziehst du dein ganzes Selbstwertgefühl etwas daraus, wie erfolgreich du bei einer Mission bist.“, harkte Itachi nach. Beide lagen in einem Gebüsch auf einem Hang und warten auf ein Zeichen, von ihren Kollegen, die rund hundertfünfzig Metern von ihnen weg lagen.   Kakashi schnaubte verächtlich. Langsam ging ihm dieser Itachi mächtig gegen den Strich, gerade einmal acht Wochen dabei hatte er nichts Besseres zu tun, als ihm ständig solche Fragen zu stellen und alles zu hinterfragen und zu kritisieren. Itachi hatte Kakashis Meinung nach etwas von einem Poeten mit Weltschmerz, da er ziemlich schnell einen Hang zur Schwarzmalerei hatte   „Es kann dir doch im Grunde egal sein, immerhin habe ich die Verantwortung über euch alle. Hör einfach auf immer wieder nachzufragen. Ist das klar?“, blaffte Kakashi und war der Meinung, dass Itachi es nun endgültig begriffen hatte.   „Bei vielen Menschen gingen einmal Dinge zu Bruch. Bei dir habe ich das Gefühl, dass du in einem ganzen Haufen von zerbrochenen Scherben stehst.“, sprach der Uchiha in unbeeindruckten Ton.   Und wieder hatte er nachgebohrt, er konnte es einfach nicht lassen.  Für einen Moment spürte Kakashi das Verlangen Itachi ein Kunai direkt durch die Handfläche zu jagen und ihn einfach liegen zu lassen, doch die Mission hatte oberste Priorität. Wer ein Mitglied der ANBU-Einheit war musste Haltung bewahren. Es wäre eine Schande gewesen, eine Tat die Kakashi sich nicht aufbürden würde. Im Grunde hatte Itachi Recht, Kakashi war fast krankhaft davon besessen eine Mission erfolgreich abzuschließen. Es war die einzige Konstante in seinem Leben die ihm geblieben war- das einzige was zu funktionieren schien.   „Das würdest du nicht verstehen.“, antwortete Kakashi nach einer Weile und blickte weiterhin stur zum Tor.   Beide Schwiegen.   „Niemand sieht hinter die Fassade. Es würde Arbeit machen, nein es ist lästig. Deshalb gibt sich keiner auch nur die Mühe zu Fragen wie man sich fühlt, bei Shinobi ist das Ganze noch viel schlimmer. Man erwartet von uns immer stark zu bleiben, ein Moment der Schwäche bedeutet Schande. Wir sollen nicht hinterfragen, wir sollen einfach nur handeln.“   Kakashi blickte auf. Er war erstaunt, Itachi hatte mit nur wenigen Worten genau das beschrieben was, ihm schon ewig im Kopf rumschwirrte und die Ereignisse seines Lebens ihm nur bestätigt hatten. Allem voran sein Vater, der eigenmächtig entschieden hatte und so, durch eine Verkettung von Ereignissen den Freitod gewählt hatte. Ja Shinobis hatten zu funktionieren – fertig. Zu ersten Mal empfand Kakashi eine Woge der Zuneigung für Itachi – dem Genie des Uchiha-Clans.   „Also, ich…“, doch der Hatake würde diesen Satz niemals beenden, denn plötzlich öffnete sich das Tor, dann bekamen sie ihr Zeichen – Zugriff. Es dauerte nicht allzu langen und Einheit C hatte den observierten Ken Takada, der wegen schweren Betrugsfällen in mehr als zweiundsechzig Fällen gesucht wurde, dingfest gemacht. Nun galt es Takada an das Verhörteam zu übergeben, dann ging es die ANBU nichts mehr an.   Während Einheit C bestehend aus fünf Mitgliedern durch die Dunkelheit wieder Richtung Konoha lief gingen Kakashi die Worte nicht mehr aus den Kopf. Er konnte sich zu voll und ganz dabei identifizieren. Plötzlich spürte er Zorn in sich aufsteigen, Zorn auf das ganze veraltete System der Ninja. Wieso hatte er diesen Weg überhaupt so lange beschritten? Machte es alles überhaupt Sinn? Eigentlich wäre es doch viel einfacher gewesen, alles hinter sich zu lassen, und die Menschen, die einfach nur an großen Tischen saßen und den ganzen Tag redeten, selbst ihre Kämpfe austragen zu lassen. Er war nicht deren Spielfigur. Im nächsten Moment blieb Kakashi stehen. Was war mit seinem Kopf los, wie konnte er nur so schnell einen derartigen Groll aufbauen. Es lag an ihm. Dieser Junge war zu ihm durchgedrungen. Wusste er etwa wie es ihm ging? Nein, das konnte eigentlich nicht sein. Kakashi sprach nicht über Gefühle, geschweige dessen über Dinge, die ihn wirklich verletzt hatten.     „Hey ist alles okay?“, eine Stimme neben dem Truppenführer hatte gesprochen. Es war Yamato, der seine geistige Abwesenheit offenbar bemerkt hatte.   „Ich war in Gedanken, entschuldige.“, antwortete Kakashi und blickte auf. Er sagte es nicht, doch spürte er ein weiteres Augenpaar auf ihm ruhte. Er spürte das Verlagen in sich aufsteigen Itachi noch einmal danach zu fragen, ihm zuzustimmen, allerdings geschah nichts der Gleichen. ANBUS hatten den Schein der Anonymität zu wahren. So schweig der Jonin, den ganzen Weg bis ins Dorf herrschte Stille. Eine Stille die von der Omnipräsenz der Augen des Uchihas beherrscht wurde. Gegen vier Uhr in der Nacht wurde Takade schließlich an das Verhörteam von Konohagakure übergeben und jeder Einzelne der ANBUs ging wieder seines Weges. Es war Zeit nun Ruhe und Frieden, für zumindest ein paar Stunden zu finden, doch Kakashi fühlte sich wie ein streunender Hund, der von der Ungewissheit in die Schlaflosigkeit getrieben wurde. Er würde heute Nacht keinen Schlaf finden. Also lief er, er lief einsam durch die finsteren Gassen Konohas, mit ihm ein Gefühl des Unbehagens. Je weiter Kakashi lief desto mehr verwandelte sich das Unbehagen in ein erdrückendes Gefühl, fast schon eine Art Ohnmacht. Plötzlich schien alles relativ zu sein. All die Konstrukte aus Regel und Vorschriften, die sich über Jahre zu einem Maxim geformt hatten, waren wegen einem Satz auf einmal ins Wanken geraten. Mittlerweile hatte sich ein kühler Wind aufgetan, der Kakashis nächtlichen Spaziergang nun ziemlich ungemütlich gestalte. Wieso kam dies nun auch noch dazu? Hatte er doch mit seinen Gedanken, schließlich genug zu tun. Alles nur wegen diesem Teenager, dachte der Jonin verbissen. Dann hielt er inne. Der Wind pfiff eisig, seine Haut zuckte leicht, sein Atem blieb stehen. Er sah an das dunkle Firmament, dass nur von wenigen Sternen hell erleuchtet war.   „Du hattest recht…“, sprach er in die kalte erdrückende Dunkelheit hinein und schloss für einen Moment die Augen.       Der Wind war verschwunden.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)