Zwei Welten von Nomaxs ================================================================================ Kapitel 1: Die drei Brüder -------------------------- Nargoh hatte keine Ahnung, wie die beiden Männer in dunkle Umhängen auf die Straße gelangt waren. Zu beiden Seiten erstreckte sich der alte Sumpf und die Straße war der einzige Weg, der nach Mooringheim führte. Er selbst war heute Morgen aufgebrochen, bis zur Wagenstation am Rand des Moores gefahren um seinen Passagier abzuholen und als sie auf halbem Weg zurück nach Mooringheim waren, stießen sie plötzlich auf die beiden Männer, die zu Fuß in gleicher Richtung unterwegs waren. Er hätte ihnen eigentlich schon auf dem Hinweg begegnen müssen und konnte es sich nicht erklären wie sie nun hier gelandet waren. Durch das dichte Moor konnten sie kaum gelaufen sein, dass wäre glatter Selbstmord. So war sein erster Verdacht, dass es sich um Räuber handeln musste, die ihm auflauern wollten, doch sie machten keinerlei Anzeichen ihn zu überfallen und so verlangte die gute Sitte unter Reisenden den beiden einen Platz in seiner Kutsche anzubieten, den diese dankend annahmen. Dennoch wollte er die beiden schwerbewaffneten Männer nicht ausfragen, wie es sie hierher verschlagen hatte, sonst könnte die Situation noch ins unangenehme kippen. Also fuhren alle vier nun schweigend die Straße entlang. Wirklich wohl fühlte er sich aber nicht, da er erkennen konnte, dass beide nicht nur ihre Schwerter am Gürtel, sondern auch ein Reportoire an Messern und anderen Werkzeugen unter ihren Mänteln versteckt hielten. Der andere Passagier war ein junger Mann, der ihm eine großzügige Summe bezahlt hatte um ihn nach Mooringheim zu bringen. Er schien aus reichem Hause zu kommen, so viel verriet zumindest der sauber geschnittene Reisemantel, und die sicherlich nicht billigen Reiterstiefel aus Hirschleder. Er selbst schien kein Problem mit den beiden neuen Passagieren zu haben. Ganz im Gegenteil, er wirkte eher freudig erregt, zwei so zwielichtige Männer bei sich zu haben. Typisch für die jungen Leute, die zum ersten Mal das gutbehütete Elternhaus verließen und nun das Gefühl hatten, die große weite Welt zu sehen und all die fremdartigen Gestalten die sie bevölkerten. Offenbar entflammte der Anblick in ihm Erinnerungen an die Zeit, als er dem Hausmädchen seiner Familie am Kaminfeuer lauschte, die ihm Geschichten von strahlenden Helden, Drachen, Kriegen und geheimnisvollen Kriegern, die auf dunklem Pfaden durch die Länder streiften, erzählte, von denen, wie er sich wohl erhoffte, zwei direkt vor ihm saßen und schweigsam in den Wald hineinstarrten, als ob sie von dort etwas erwarten würden. Nargoh machte sich für den Jungen wenig Hoffnung. Während der eine Mann mit seinen gut 25 Jahren, seinem leichten Bartwuchs, der fast flaumhaft wirkte, wie bei einem Jungen, der gerade erst das Mannesalter erreicht hatte, einen fast schüchternen Blick aufgesetzt hatte und er sich durch das verstrubbelte kurzgeschnittene schwarze Haar strich, machte der andere den Eindruck eines typischen nazistischen Arschs. Deutlich breiter gebaut, als sein jüngerer drahtiger Begleiter, mit einem stärkeren Bartwuchs und einer Glatze kaute er die ganze Zeit auf seinen Kiefern herum und stierte immer wieder in verschiedene Richtungen. Vermutlich würde dieses rüpelhafte Benehmen dem jungen Grünschnabel noch eine Weile die Illusion verschaffen es mit einem furchtlosen und selbstsicheren Kämpfer zu tun zu haben, der die halbe Welt bereits bereisst hatte. Wahrscheinlich waren beide aber nur Söldner, die irgendwo das nächste Schlachtfeld suchten. Aufgeregt wie er aber war, wollte der junge Mann unbedingt das Gespräch mit den beiden beginnen und fing so mit dem normalsten Satz an, den Reisende, die sich trafen als erstes Aussprachen. „Darf man fragen, was sie beide in diese Gegend führt.“ Beide Männer antworteten gleichzeitig. „Wir sind nur auf der Durchreise.“ antwortete der Jüngere, „Wir haben noch einen Job hier zu erledigen.“ sagte der Glatzkopf ohne den jungen Mann anzuschauen, der die Frage stellte. Nargoh wusste sofort, dass beide logen. In einem Dorf wie Noringheim gab es nichts womit man Söldner beauftragen konnte, noch etwas um sie zu bezahlen und wären sie nur auf der Durchreise, so hätte auch der Glatzkopf dies direkt sagen können. Die beiden Männer schauten einander kurz an und offenbar war entschieden, dass lieber der jüngere das Sprechen übernehmen sollte. „Ich und mein Bruder...“ Nun gut, dass diese beiden Gestalten, die unterschiedlicher kaum sein konnten Geschwister waren, war mal wirklich überraschend „, wir sind nur auf der Durchreise, um danach bei der Bekämpfung einiger Diebesbanden in der Fürstenschafft Hessex mitzuhelfen.“ Schon etwas glaubwürdiger, aber wahrscheinlicher war doch, dass die beiden etwas im Dorf zu erledigen hatten, nur hatte er keinen Schimmer was dies sein könnte. „Und was möchten sie in Mooringheim erledigen, oder seid ihr auch nur auf der Durchreise,“ setzte der jüngere das Gespräch fort. „Oh,“ meinte der junge Mann, sichtlich erregt die Hände reibend, „Mich führen Familienangelegenheiten nach Mooringheim. Vor kurzem ist in unserem Familienarchiv ein altes Testament von vor gut zweihundert Jahren aufgetaucht, welches besagt, das nahe des Dorfes einmal ein Grundstück im Besitz unserer Vorfahren gewesen war. Sollte dieses immer noch Dort sein, würde meine Familie überlegen, dort eine Torfgrube als kleines Unternehmen zu gründen.“ Der junge Fremde nickte nur. „Eure Eltern sind Geschäftsleute.“ hackte er nach. „Oh ja,“ erwiderte der junge Mann „Wir haben als Händler angefangen und dann damit weitergemacht überall im Land kleinere Unternehmen zu gründen. Mein Name ist übrigens Nuroh aus Haus Silbereisen.“ „Darius,“ antwortete der junge Krieger „Das hier ist mein Bruder Kohras.“ Die beiden schüttelten die Hände und auch Kohras, der ältere ließ sich nach kurzem Zögern auf einen Handschlag ein. Die letzte halbe Stunde ging dann auch schnell vorbei. Die jungen Männer tauschten noch ein paar Nebensächlichkeiten aus. Dabei fiel Norgath auf, dass Darius angab auf dem Weg zwischen zwei Städten eine gute Reise auf einem Händlerswagen gehabt zu haben, obwohl diese durch einen Gebirgsweg verbunden war, wo ganz sicher kein Wagen entlangfahren konnte. Oder waren diese Trottel wirklich mit dem Wagen um das Gebirge herum, anstatt einfach drei Tagesmärsche durch die Berge auf sich zu nehmen? Letztendlich kamen sie dann doch am Dorf an. Der Wald des Sumpfes lichtete sich und sie kamen auf einen Vorplatz des Dorfes. Mooringheim war auf einer Insel in der Mitte des Moores errichtet worden. Ein kleines Dorf mit gerade mal sechzig Einwohnern, die alle in Holzhütten lebten. Diese standen schon seit Jahrzehnten und man musste ihnen zugestehen, dass sie ungewöhnlich stabil waren. Sie waren aus Lehmblöcken errichtet, die ihrerseits von Dicken Baumstämmen und Pfählen zusammengehalten und gestützt wurden. Die Dächer bestanden aus zusammengeschnürten Strohbündeln. Für ein so kleines Dorf eher selten, gab es auch ein Gasthaus, mit dem zynischen Namen zur Moorleiche. Da die Straße durch den Sumpf die einzige Route für jeden war, der nicht drei Tage extra reisen wollte, kamen doch immer noch genug Reisende hierher um das Betreiben eines solchen Etablissements zu finanzieren. Durch den Nebel konnte man die Leute zwischen einer Torfgrube und einem Lagerhaus hin und herlaufen sehen. Torf war im Grunde das einzige womit die Leute hier ihren Lebensunterhalt verdienen konnten und der Sumpf bot einiges davon. Kein Einwohner des Dorfes lief herum, ohne von einer dicken Schicht aus Schlamm, Torf und Lehm bedeckt zu sein. Norgath fuhr direkt bis zum Tor des Lagerhauses, um bereit zu sein eine Ladung Torf aufzuladen bevor er zurückfuhr. Seine Gäste stiegen bereits aus und bedankten sich bei ihm für die Fahrt, schulterten ihre Bündel und marschierten ihn Richtung Gasthaus. Das gesamte Gasthaus schaute auf, als sich die Tür öffnete. Vorneweg ging Kohras und marschierte ohne sich umzusehen direkt in Richtung Tresen, hinter ihm folgten erst sein Bruder Darius und dann Nuroh, der sich im Schankraum nervös umsah. Dieser wurde nur durch ein leicht glühendes Kaminfeuer erwärmt, doch dank des Lehmbaus konnte die Hitze nicht entweichen, weshalb sich im ganzen Raum eine wohlige Wärme ausgebreitet hatte. Direkt gegenüber der Tür stand der Tresen, an dem der Wirt gerade selbst eine Flasche Bier trank. Hinter ihm erklang der Lärm aus der Küche. Die Gäste, saßen an verschiedenen Tischen im ganzen Raum verteilt in Gruppen beisammen oder alleine. Darunter fiel sofort eine grobe Gesellschaft aus Söldnern auf, die die Neuankömmlinge feindselig musterten und scheinbar den Schankraum zu ihrem eigenen Revier erklärt hatten, da jeder Gast darauf bedacht schien einen Platz zu kriegen, der so weit wie möglich von ihnen weg war. Die anderen Gäste bestanden aus einer einem Händler mit Frau, zwei erwachsenen Söhnen und einer Tochter, sowie zwei Leibwachen, die immer wieder zu der Söldnergruppe hinüber schielten. Der wohl auffälligste Gast hatte sich in die dunkelste Ecke des Raumes zurückgezogen. Eine Dunkelelfin mit kurzgeschnittenem Haar, in eine schwarze Rüstung gekleidet. Am Tresen saß zudem ein kahlköpfiger Wandermönch in seiner braunen Kutte, welcher an seinem Becher nippte und irgendwie ahnte jeder, dass der fromme Mann keine Ziegenmilch trank. Die letzten Gäste, welche nicht einfach nur Arbeiter waren, die eine Bierpause brauchten, waren eine Reisegesellschaft aus Zwergen. Zwei Frauen und drei Männer, die tuschelnd die Köpfe zusammensteckten und mit dem Rest der Menschen nichts zu tun haben wollten. Da die zehn Söldner die größte Gruppe waren, wagte es wohl niemand mit ihnen Streit anzufangen und scheinbar waren die Männer auch darauf bedacht, diesen Zustand beizubehalten. Als Korahs energisch in Richtung Tresen schritt, beschloss einer der Söldner, ein breiter Mann mit, der Korahs um gut einen Kopf überragte, die „Wer ist der stärkste Hund im Zwinger“ Frage zu klären und stoppte Korahs auf seinem Weg ab. „Hey, hey kleiner Mann, ich hoffe du hast nichts dagegen zu warten bis ich und meine Freunde uns ein weiteres Bier bestellt haben.“ Korahs Gesichtsmuskeln begannen zu zucken und er stierte sein Gegenüber mit zusammengepressten Lippen in die Augen. „Dann stellt ihr euch hinter mir in einer Schlange auf, so wie es sein sollte.“ „ Oh, wir haben scheinbar hohen Besuch hier.“ Lachte der Söldner und schielte zu seinen Kameraden hin, die wie auf Kommando mitlachten „Nun, ich hoffe ihr fühlt euch durch unsere Anwesenheit nicht gestört. Wäre es nicht am besten ihr sucht euch eine neue Unterkunft?“ „Mach dir keine Sorgen, sobald ihr den Raum verlasst, können auch wir unser Bier trinken, ohne uns gestört zu fühlen.“ „Ihr?“ Er erblickte Darius und Nuroh. Von denen ersterer nun Vortrat und seinem Bruder am Arm packte. Er wandte sich an den Söldner. „Ich bitte für meinen Bruder um Entschuldigung. Wir hatten eine lange Reise hinter uns würden uns gerne bei einem Bier erholen.“ Der Söldner schien von so viel Vernunft überrascht, doch man konnte erkennen, dass er dem tollwütigem Korahs am liebsten eine Lektion erteilen würde. Doch dann sah er in dessen zornige Augen und merkte, dass dies nicht gerade einfach werden würde. Zuletzt brummte er nur und ergriff den Lorbeerzweig, dem Darius ihm hinhielt. „Na dann will ich euch nicht weiter aufhalten, aber passt besser auf euren Bruder auf, der verpestet die Stimmung wie ein reudiger Hund.“ Um sich noch etwas Autorität zu erhalten klopfte er Korahs kameradschaftlich auf die Schulter, dessen Hände sich zu Fäusten ballten. Hätte Darius ihn nicht weitergezogen, so hätte er wohl hier und jetzt eine Schlägerei angefangen. Die drei setzten sich an den Tresen und der Wirt stellte ihnen zwei Bier hin, Darius bestellte sich noch einen heißen Apfelsaft. Dann erzählte Nuroh dem Wirt von seinem Vorhaben, das alte Familiengrundstück zu besichtigen. „Ihr meint bestimmt das alte Herrenhaus auf der Nordseite, etwas abseits des Dorfes.“ „Genau!“ nickte der junge Mann eifrig „Wie viel ist denn noch davon übrig.“ „Nicht mehr viel. Wir haben es vor einer weile noch als Lagerhaus verwendet, aber es steht an einer Stelle, wo der Sumpf besonders weich geworden ist. Es aufzubauen würde sich nicht lohnen, es könnte jederzeit in den Sumpf abrutschen und dann wäre es verloren.“ „Oh.“ Meinte Nuroh und nippte an seinem Bier „Aber ich sollte es auf jeden Fall mal besichtigen, möglicherweise befinden sich dort einige Dinge die interessant für meine Familie sind.“ „Ich wüsste nicht was. Dort gibt es nur noch die Wände und ein paar Kellerräume.“ In dem Moment ging die Tür zur Küche auf und ein blondes Mädchen steckte den Kopf herein. „Redet ihr über das Gebäude wo irgendein Alter drin hausen soll.“ „Airina!“ prustete der Wirt los „Bist du schon wieder dabei die Gäste zu belauschen.“ „Entschuldige, war nur neugierig.“ Das zierliche Mädchen ging wieder in die Küche zurück. „Es hat sich also jemand in der Ruine eingenistet?“ fragte Nuroh. „Ach, lasst euch davon nicht beunruhigen.“ Seufzte der Wirt. „Meine Tochter erzählt nur immer wieder gerne die alten Schauermärchen, die bei uns im Dorf umhergehen.“ „Mein Gebäude hat also bereits einen gewissen Ruf?“ „Kann man so sagen. Immer wieder behaupten Kinder, dass ein alter Mann oder manchmal auch eine alte Frau um das Gebäude herumschleichen würde. Aber als jemand der dort oft mitgearbeitet hat, kann ich euch sagen, dass das Gebäude leer steht. Obwohl sich manchmal irgendwelche Liebespaare dorthin verirren.“ „Na, wenn ein alter Mann alles ist worum ich mir Sorgen machen muss, wird wohl nicht viel schiefgehen. Sie saßen noch einige Stunden beisammen und plauderten über belangloses. Korahs saß jedoch die meiste Zeit schweigend in der Ecke. Immer mehr Gäste strömten in den Schankraum. Offenbar wollten sich die Arbeiter nun am Abend noch etwas hinter die Birne kippen, bevor sie zu Hause ins Bett fielen. Plötzlich kam einer der Arbeiter in den Raum, stellte sich in den Türrahmen und rief „Leute kommt mal mit raus, die gesamte Straße ist ihm Moor eingesunken.“ Alle starrten ihn nur unverständlich an. „Was meinst du Edgar.“ Rief der Wirt herüber. „Seht es euch selbst an. Die Straße ist im Moor versunken, es ist nur noch Sumpf dort.“ Alle standen ratlos vor der Stelle an der die Straße das Dorf verlies und dann abrupt im Wasser verschwand. Wo sie noch vor wenigen Minuten verlaufen war, wuchsen bereits die ersten Sumpfpflanzen, als ob sie ihre einstige Existenz verleugnen wollten. „Scheiße!“ Murrte ein alter Arbeiter, je nachdem wie lang die eingesunkene Strecke ist, kann es noch Monate dauern bis wir sie wiederaufbauen.“ „Was mag nur den Einsturz verursacht haben?“ fragte ein anderer. „Wahrscheinlich war ein größerer Hohlraum unter der Straße, der nun eingesackt ist.“ mutmaßte der Alte. Darius stieß seinem Bruder in die Seite „Komm mit, es gibt da etwas das wir uns ansehen sollten.“ Korahs nickte und die beiden entfernten sich unauffällig von der gaffenden Menschenmenge. Sie durchquerten das Dorf, während ihnen immer wieder Leute entgegenkamen, um zu schauen, was sich am Dorfrand zugetragen hatte. So gingen sie eine Weile die Straße aus dem Dorf raus entlang, ehe Korahs das Gespräch eröffnet. „Entschuldige wegen dem Stress in der Kneipe, dachte nur dieser Kerl hätte mal ein paar Klopfer nötig.“ „Hatte er auch, aber dafür ist auch noch Zeit sobald wir hier abreisen.“ „Was wohl nicht allzu früh der Fall sein wird, so wie es momentan aussieht.“ „Nur falls meine Vermutung richtig ist, und der Einsturz tatsächlich nicht einfach nur ein Unfall ist. Aber selbst dann können wir sehr schnell die Flatter machen.“ „Stimmt.“ Meinte Kohras vergnügt „Dann brauch ich vielleicht gar nicht so lange warten, bis wir und der edle Herr uns einmal ordentlich unterhalten.“ „Ich denke,“ fuhr er fort „Ich werde ihn ein wenig provozieren und ihn dann auf mich einschlagen lassen, mal sehen wie ihm das Schmecken wird.“ Beide grinsten bei der Vorstellung vor sich hin. Eine Weile gingen sie nebeneinander her bis Korahs weitersprach. „Aber mal was Anderes, bisher habe ich keinerlei Anzeichen gesehen, was auf unser Ziel hindeuten könnte.“ „Ich weiß.“ Korahs blickte in den Wald als würde er sich erhoffen, dort etwas zu finden „Doch es muss hier irgendwo sein. Möglicherweise liegt es irgendwo tief unterm Morast verborgen.“ „Und da können wir uns das Suchen im Grunde sparen. Zumindest wenn du Recht hast und der Sumpf tatsächlich versuchen wird uns zu fressen.“ „Dann werden wir wohl Jerrards Hilfe brauchen, aber auf diese würde ich gerne so lange es geht verzichten.“ Sie blieben am Ende der Straße stehen. Auch diese verlief in den Sumpf und war bereits von Pflanzen bedeckt, so dass es aussah als würde der Wald hier wieder zusammenwachsen. Die beiden Brüder seufzten. „Hattest mal wieder recht kleiner Bruder.“ murrte Korahs. „Dann komm gehen wir Jerrard hohlen. Etwas weiter in Wald auf einer kleinen Lichtung begann Darius damit seine Hände so übereinander zu legen, dass diese einen Hohlraum bildeten. Dann murmelte er etwas in einer den meisten Menschen unbekannten Sprach und als er seine Hände wieder öffnete, stieg aus ihnen eine kleine Kugel empor, welche immer weiter in den Nachthimmel stieg, bis sie wie ein weiterer Stern am Firmament prangte. Die beiden Brüder schauten eine Weile nach oben, bis sich plötzlich ein Schatten über das kleine Licht legte. Ein scharfer Windzug war zu hören, so als ob etwas in schnellem Tempo herunterfallen würde, und tatsächlich schien etwas näher zu kommen, denn immer mehr Sterne wurden von einer grösser werdenden Masse bedeckt. Kurz vorm Boden stoppte die Kreatur mit gewaltigen Flügelschlägen ihren Sturz. Darius und Korahs bedeckten ihre Augen, gegen den aufwirbelnden Staub, bevor der Drache mehr schlecht als recht auf dem Boden plumpste. Alle drei Husteten, wobei Jerrard so laut war, dass man es sicher noch im Dorf hören konnte. Er war über und über mit schwarzem Schlamm bedeckt, welcher ihm ermöglichte nahezu unsichtbar durch den Nachthimmel zu gleiten, doch unter der Schicht schimmerten grüne Schuppen hervor. „Das ging ja auch nicht ein wenig sanfter.“ Keuchte Korahs und versuchte sich ein paar Sandkörner aus dem Gesicht zu kratzen. „Entschuldigt, aber ich wollte nicht, dass mich jemand aus dem Sumpf heraus oder vom Dorf aus bei der Landung sieht. Also dachte ich, ich beeile mich etwas und kann endlich Pause machen, diese Schlammschicht stört echt mehr beim fliegen als ich erwartet habe.“ „Du hast gesehen was mit der Straße passiert ist?“ fragte Darius. „Ja, aber leider nicht wie. Glaubst du diese Dämonen haben das wegen euch so eingerichtet?“ Darius schüttelte den Kopf. „Das würde keinen Sinn machen. Wäre ihnen klar, dass wir es sind, so müssten sie wissen, dass wir hier einfach rausfliegen können und sie sich nur die Chance auf das Überraschungsmoment zerstören würden. Also hat irgendetwas anderes sie dazu bewogen in Aktion zu treten. Aber fragt mich nicht woran das liegt.“ Alle schienen in Gedanken ihre eigenen Theorien durchzugehen, aber keine kam zu einer befriedigenden Lösung. „Na ja.“ Schloss Darius „Ich denke sie werden demnächst weitere Schritte folgen lassen. Aber bis dahin müssen wir aufpassen, dass sie uns nicht unangenehm überraschen.“ „Oder Jerrard fegt einmal ordentlich durch diesen Matschhaufen, dann könnte sich das ganze Problem sehr schnell auflösen. Muss ja keiner wissen, dass er zu uns gehört.“ Jerrard leckte sich die Schnauze und schien sich wirklich Hoffnung zu machen, noch ein wenig zündeln zu dürfen. Er war eben doch noch ein heißblütiger Jungspund, der noch grün hinter den Ohren war. Dass beides eine vollkommen akkurate Beschreibung war lies Darius schmunzeln. „Nein.“ Winkte er ab. „Im Augenblick sind wir es, die keine Ahnung über die Stärke, Pläne und Anzahl unserer Gegner haben. Uns ihnen jetzt zu offenbaren wäre überstürzt. Nutzen wir lieber die Zeit, um das zu tun was wir ohnehin schon tuen wollten. Jerrard, hast du irgendwelche auffälligen Ruinen gesehen.“ Der Drache schüttelte den Kopf. „Na, das heißt zumindest, dass wir nicht in diesen Sumpf steigen.“ Seufzte Korahs erleichtert auf. „Oder falls wir die Ruinen nicht hier auf dem festen Land finden, dass wir den halben Sumpf durchgraben können.“ Merkte Darius an. „Du weisst ja echt wie du meine Stimmung anhebst.“ Stöhnte Korahs alleine bei dem Gedanken auf, in diesem riesigen Moor einen Haufen alter versunkener Ruinen ausfindig zu machen. „Das hieße dann wohl, dass ihr mich zum Reinemachen brauchen könntet.“ Warf Jerrard vergnügt ein „Ich glaube den ganzen Torf hier im Dorf könnte ich ordentlich zum brennen bringen. „Ich denke am besten wäre es, wenn du nachts über der Insel Patrouille fliegst und dich am Tage ausruhst. Du kannst eh nur nachts wirklich unbemerkt fliegen.“ Schlug Darius vor. „Ja, dass wäre am besten. Ihr solltet euch jetzt aber auch mal hinlegen. Ich passe dann heute Nacht noch auf.“ „Danke dir.“ Darius strich seinem langjährigen Begleiter über dir Schnauze, bevor er ihm einen Klaps verpasste. „Zünde nur nicht gleich das ganze Dorf an falls was passiert.“ Der Drache erwiderte die Neckerei, indem er seinen Schwanz so hinter ihm platzierte, dass er beim zurücktreten fast darüberfiel. Dann gaben Jerrard und Kohras einander einen Fauststoss, wobei Korahs grinsend meinte „Also wenn du mir mal den Arsch retten musst, brauchst du mit dem Feuer nicht zu geizen.“ Wenige Sekunden später fluchte er jedoch wieder über das verdammte Echsenvieh, als dieser ihm beim Abheben die Augen voller Staub zuwirbelte und die beiden Brüder gingen die Straße zurück ins Dorf. Doch obwohl beide versuchten zu scherzen und locker zu wirken, hatten sie beide das Gefühl bedrohlich aus dem Sumpf heraus angestarrt zu werden. Kapitel 2: Kapitel 2: Verbündete -------------------------------- Kapitel 2: Verbündete Wie zu erwarten hatte sich im Schankraum eine bereits lautstark diskutierende Stammtischrunde gebildet. Die Bewohner des Dorfes saßen in einem Sitzkreis in der Mitte des Raumes beisammen und versuchten herauszufinden wie mit dem Problem umzugehen sei. „wir sollten aus dem Wald Erde herankarren und versuchen einen Weg durch den Sumpf aufzuschütten.“ Schlug einer vor. „Unsinn.“ Rief sein besoffener Kollege hinein. „Das würde nur abrutschen. Wir brauchen Holzpfähle und massiven Stein um hier etwas zu erbauen. Und die erhalten wir nur von außerhalb des Sumpfes.“ „Oder wir könnten versuchen einen Floßverkehr einzurichten um so das Torf und Reisende durch das Moor zu bringen.“ War noch der wahrscheinlichste Vorschlag der gemacht wurde, bis einer darauf hinwieß, dass der gesamte Weg durch Pflanzen versperrt wurde, und es selbst mit einem Floss kaum möglich sein würde durchzukommen, geschweige denn große Mengen Torf zu transportieren. Und so schwiegen alle und dachten krampfhaft über eine Lösung für das Problem nach. Darius und Korahs schritten indes zur Theke. „Habt ihr es schon bemerkt, die Straße ist in beide Richtungen abgeschnitten.“ Fragte Darius den Wirt. Dieser nickte. „Die alte Nahna hat es bereits entdeckt. Rannte verrückt wie sie ist durch das ganze Dorf und schrie wir wären verflucht, bis sie ans andere Ende der Straße kam und dort die Stelle entdeckte wo die Straße endete. Danach bekam sie erstmal einen Anfall und hütet nun das Bett.“ Er lachte zynisch. „Aber eine andere Erklärung habt ihr auch noch nicht gefunden?“ „Die ist auch offensichtlich, Junge. Das hier ist ein Moor. Feste Straßen rutschen hier schnell einmal ab, obwohl es natürlich verdächtig ist, dass es so schnell hintereinander passiert.“ Er schüttelte den Kopf und schaute zu seinen Mitbewohnern rüber, die wieder in ein Gespräch aus in den Raum gebrüllten Vorschlägen begannen, von denen nur die wenigsten wirklich praktisch erschienen. „Aber die Trampel werden sicher schon bald ihre ganz eigene Erklärung austüfteln. Die alte Nahna hat ihnen ja bereits genug Material zur Hand gegeben. Ich habe aber schon genug Geistergeschichten von meinen Gästen gehört um zu wissen, dass die meisten nur auf irgendwelchen Zufällen basieren.“ Inzwischen beschlossen auch die Gäste sich einmal einzuschalten. Einer der Zwerge trat nach vorne und alle verstummten kurz als er mit seiner für Zwerge ganz normal grölenden Stimme zu wissen verlangte, wie man ihn und seine Kameraden aus dem Dorf zu bringen Gedenke. „Gib du uns doch einen Rat Zwerg.“ Grölte der betrunkene Arbeiter. „Ihr wisst doch am besten wie man etwas aufbaut.“ Der Zwerg schüttelte den Kopf. „Wenn ihr ausreichend bezahlen könnt, was ich bezweifle, werde ich gerne einen unserer Baumeister zu euch entsenden. Doch dafür müssten wir erst einmal nach Nu´Hohl zurück. Sicher habt ihr einen Führer der weiß, wie man den Sumpf durchqueren kann.“ Die Arbeiter starrten ihn nur böse an, doch einer der Söldner meldete sich zu Wort. Derselbe der auch Korahs den Weg versperrt hatte. „Das wäre sicherlich ein lukrativer Gewinn für euch. Eure Heimat Nu´Hohl ist nicht einmal zu weit weg, ihr könntet eine Menge Gold einheimsen, wenn ihr den Menschen hier, sowie den umliegenden Dörfern anbietet ihre Straße zu reparieren.“ „Ähm…“ begann der Zwerg mit einer gespielten ironischen Unsicherheit, „Bist du gerade ernsthaft auf dem Weg behaupten zu wollen, wir hätten die Straße einstürzen lassen.“ Der gesamte Schankraum schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich haben wir mal eben den Weg, quer durch den Sumpf umgepflügt.“ Fuhr der Zwerg fort „Schnell graben können wir Zwerge in der Tat, auf eine Zerstörungsgeschwindigkeit von gut und gerne 100 Meter Straße die Minute kommen wir problemlos.“ Jetzt waren alle versammelten am losprusten und der Söldneranführer musste mehr und mehr mitansehen, wie er sämtliche Autorität an diesem einen Abend verlor. Doch dann hatte er einen verzweifelten Einfall um die Situation noch einmal herumzubiegen. „Doch was wäre wenn ihr jemanden hättet, der einen Fluch für euch wirkt,, der all dies verursacht.“ „Und wer genau soll das sein, in unserer Gruppe ist kein Magiebegabter.“ „Das nicht, aber was, wenn diese Dunkelelfin ihn für euch gewirkt hat. Sie würde sich mit Magie auskennen und da eure beiden Völker in Nu´Hohl leben versteht ihr euch sicher blendend.“ Beide, die Dunkelelfin und der Zwerg prusteten bei dem Gedanken los. „Mit denen bestimmt nicht.“ Schoss es beiden heraus. Und in der Tat, war diese Aussage völliger Blödsinn. Zwerge und Dunkelelfen lagen in ewigem Zwist miteinander und auch wenn sie beide auf den kargen Felsen von Nu´Hohl lebten, waren sie niemals bereit Frieden miteinander zu schliessen, sondern belagerten ständig die Burgen des jeweils anderen. Da aber niemand so recht in der Lage war, die Heimstätten des anderen zu erobern, hatte sich eine Art normaler Alltag in ihren Städten gebildet, der auch durch eine Belagerung kaum gestört wurde. Dennoch, das diese beiden jeweils kooperieren würden um ein Dorf auszubeuten, war vollkommen unvorstellbar. Das wusste zumindest jeder der mal etwas von der Welt gesehen hatte, wozu die Einwohner von Mooringheim jedoch nicht zählten. Diese starrten sofort zur Dunkelelfe hinüber, und malten sich die schlimmsten Fantasien über sie aus. Diese hatte sich nun von ihrem Tisch erhoben und wanderte direkt auf den Söldner zu. Sie selbst war gerade einmal 1,60 und der Mann vor ihr überragt sie um gut zwei Köpfe, dennoch sprühte aus ihren schwarzen Augen ein Funkenschauer, der den Mann eingeschüchtert zurückweichen ließ. „Wenn das wahr ist was du sagst, solltest du lieber ruhig sein. Dass du mir unterstellst mit einem Haufen Gnome zusammenzuarbeiten, wäre für die meisten in meinem Volk Grund genug, dir die Pest an den Hals zu fluchen. Aber ich bin da noch etwas gnädiger.“ Darius zog scharf die Luft ein. Was sie da machte war überhaupt keine gute Idee. Spätestens jetzt hatte der Söldner seine gesamte Glaubwürdigkeit wieder, auch wenn er nicht gerade glücklich über diesen Umstand aussah. Doch wenn die Dunkelelfin nicht bal einen Weg finden würde zu zeigen, dass sie nur am Schwerzen war, würde jeder hier im Raum bezeugen, sie habe sich mit ihrem Talent für dunkle Magie gebrüstet und müsse daher hinter dem Verschwinden der Straße stecken. Doch sie zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass es in ihrer Absicht lag den Spieß noch einmal umzudrehen. Und so fuhr sie mit bedrohlich gedämpfter Stimme, die durch den ganzen schweigenden Raum zu hören war fort. „Solltest du jedoch auf deinen Anschuldigungen bestehen bleiben, so sei gewarnt. Ich Sorna aus dem Clan der Sjaias, und oberste Schamanin, werde ganz sicherlich nichts von dem auf mich sitzen lassen, sondern gewaltige Tentakeln beschwören, die dich in meinem Sumpf zerren werden. Es sei denn du bittest hier und jetzt um Entschuldigung.“ Und da kippte die Stimmung endgültig. Die Einwohner begannen entsetzt aufzustehen, fühlten sich in der großen Menge wohl sicher genug, die Dunkelelfin, die ihnen soeben das Geständniss geliefert hatte, dass sie brauchten zu umkreisen und zu beschimpfen. Der Söldnerführer sah dennoch aus, als würde er sich doch der Vorsicht halber Sorna zu Füssen werfen wollen um sicher zu gehen, dass ihm nichts geschehen würde. Diese ging aber einfach nur zu ihrem Tisch zurück und war mit dem erreichten Ergebniss vorläufig zufrieden. Dennoch musste auch ihr klar sein, dass ihr Scherz möglicherweise nach hinten losgegangen war, denn sie schielte bereits in Richtung Tür, als ob sie überlegen würde was wohl der beste Weg war zu türmen. Das Gezeter der Einwohner ging noch eine Weile so weiter, doch erst nachdem einer die Hexenverbrennung zu fordern begann ertönte die wütende Stimme des Wirtes durch den Raum. „Sucht euch gefälligst einen anderen Platz zum Ausleben eurer Wahnvorstellungen.“ Seine Nachbarn starten ihn nur verdutzt an. „Aber Wilfort, sie hat doch selber zugegeben, dass sie eine Hexe ist.“ „Wenn dir Idiot nicht klar war, dass dies ein Scherz gewesen ist, bist du wirklich so dämlich wie ich es immer dachte.“ Schnauzte ihn sein Gastgeber an. „Ich habe hier bereits genug Dunkelelfen beherbergt, um zu wissen, dass diese einen schwierigen Sinn für Humor haben.“ „Wer sagt, dass ich es humorvoll meinte?“ fragte Sorna in den stillen Raum, doch Wilfort unterbrach sie wütend. „Geehrte Dame, wenn ihr dieses Spiel noch weiter treibt, sehe ich mich wirklich gezwungen euch vor die Tür zu setzen und da im Moment niemand von hier wegkann, wünsche ich euch jetzt schon mal viel Spass da draußen mit meinen Nachbarn fertig zu werden. Einstweilen gebietet mir jedoch das Gastrecht alles zu tuen um euch einen sicheren Unterschlupf zu bieten.“ Er wandte sich zu seinen Mitbürgern. „Ihr habt es gehört, ich betreibe hier seit Jahren ein Gasthaus, dass jedem Wanderer einen sicheren Ort der Ruhe bietet und dies wird sich nicht ändern, nur weil die Straße etwas nasser ist als sonst.“ Es war klar zu sehen, wie ernst er es meinte und da denn meisten Leuten im Raum allmählich dämmerte, dass sich kein Übeltäter ein so leichtes Geständnis würde abringen lassen, beschlossen sie die Sache auf sich beruhen zu lassen. Zumindest fürs erste. Es war schon später Abend als Kohras und der junge Nuroh ihre letzten Biere am Tresen leerten. Kohras konnte den jungen Kaufmannssohn dazu überreden ihm das Bier zu spendieren, wenn er ihm während des Trinkens Geschichten von ihren Reisen erzählte. Am Ende hatte der gesamte Gastraum den jungen amüsiert oder mitleidig gemustert, während er sich ein Kupferstück nach dem anderen aus der Tasche ziehen ließ und begierig an Kohras Lippen hing und immer wieder Darius um Bestätigung des soeben gehörten bat. Dieser war zwar schon mit zwei Apfelsäften zufrieden gewesen, ließ sich jedoch nicht davon abhalten am Scherz seines Bruders teilzunehmen, indem er auf jede noch so hanebüchene Erzählung einen draufsetzte und schwor sein Bruder würde nur aus reiner Bescheidenheit nie die ganze Wahrheit erzählen. So hatten sie sich inzwischen bis zum elften Bierkrug vorgearbeitet und beschlossen, dass es allmählich Zeit würde ins Bett zu gehen. Sie hatten sich im Laufe des Abends darauf geeinigt, zu dritt das Zimmer unter der Dachschräge zu nehmen. Noch während sie im Begriff waren ihre Bündel aufzuklauben, kam der Vater der Händlerfamilie zum Wirt und wirkte dabei äußerst beunruhigt. „Hören sie. Ich möchte sie wirklich nicht in Schwierigkeiten bringen, aber mir ist soeben aufgefallen, dass sie meine Familie und mich in das selbe Zimmer einquartiert haben wie die Dunkelelfe und an sich wäre es mir auch völlig egal, aber sie hat heute Nacht die Bürger ihrer Stadt dermaßen verunsichert, dass ich befürchte auf Unangenehme Art und Weise mit den Ereignissen der letzten Stunden in Verbindung gebracht zu werden, sollte sich rumsprechen, dass wir im selben Zimmer quartieren.“ Wilfort nickte nur mit dem Kopf. Er konnte es dem Händler nicht verübeln. Tatsächlich war jeder der mit dieser Frau verkehrte ebenfalls verdächtigt und so war der Wunsch des Kaufmannes vollkommen vernünftig. Er würde die Elfe wohl im Keller einquartieren müssen, so wie es aussah hatte sie auch nicht besonders viele Optionen übrig. Es sei denn sie wollte die Nacht ungeschützt im Dorf verbringen. Doch noch bevor er dem Kaufmann seinen Vorschlag unterbreiten konnte gesellte sich Darius hinzu. „Dürfte ich vorschlagen, dass die Dame Sorna mit uns auf ein Quartier kommt. Ich denke nicht, dass es für Leute wie mich und meinen Bruder allzu schlimm wäre, morgen auf der Straße schief angeschaut zu werden.“ „Das wäre in der Tat ein Angebot für das ich euch dankbar wäre Darius.“ Meinte Wilfort erfreut. So kann ich dem guten Ruf meines Gasthauses doch noch gerecht werden. Er schaute nach ob dies auch dem jungen Kaufmann recht wäre, doch dieser war bereits zu angetrunken um noch großartig widersprechen zu können, falls er überhaupt in der Lage war zu verstehen, was gerade um ihn herum geschah und so wurde er von noch recht munteren Kohras hinauf in Zimmer geschleppt. „Ich danke euch für das Angebot.“ Alle drehten den Kopf zu Sorna, die wohl mitbekommen hatte, was über sie gesprochen worden war. „Ich hoffe ich muss eure Gastfreundschaft nicht zu lange in Anspruch nehmen, nachdem ich euch in Streitigkeiten mit euren Mitmenschen gebracht habe.“ Fügte sie an den Wirt gewannt hinzu, doch dieser winkte nur ab. „Verhaltet euch in Zukunft bitte einfach unauffällig, dann werden sie die gesamte Sache sehr schnell wieder vergessen.“ „Sollte dieser stinkende Saufbold aber noch einmal sein Maul so weit öffnen, kann ich für nichts garantieren.“ Dafür erhielt sie von Wilfort einen mahnenden Blick, der noch furchteinflößender war, als der mit dem Sorna den Söldneranführer eingeschüchtert hatte. „Vorsicht. Ihr solltet eine Gastfreundschaft wirklich nicht auf eine so harte Probe stellen. Denn auch wenn ich nicht glaube, dass dieser Kerl euch noch einmal zu Nahe kommen wird, so haben wir doch noch unsere Spezialzutaten, die wir Gästen untermischen, die sich nicht zu benehmen wissen.“ Diese Drohung war wohl für jeden einschüchternd genug und so nickte auch Sorna verständnisvoll mit dem Kopf. „Keine Sorge, ich danke euch dafür, dass ihr mir nach allem noch Unterkunft gewährt. So viel Geduld und Großzügigkeit ist selten unter euch Menschen zu finden.“ Damit verabschiedete sie sich, um noch aus ihrem vorigen Zimmer ihre Habe zu holen. Darius, Kohras und Nuroh fingen derweil schon einmal an ihre Schlafplätze vorzubereiten. Wobei sie Nuroh einfach nur eine Decke überwarfen, da dieser schon in den Traum des selig betrunkenen gefallen war. Als sie sicher waren, dass er schlief griff Darius rasch in seine Tasche und holte ein kleines Flächen heraus, dessen Inhalt er vorsichtig auf seine Hände schüttete. Heraus kam ein weißes Pulver, dass er sich auf die Hand schüttete. „Hast du sie zu uns eingeladen, weil sie eine Schamanin ist?“ fragte Korahs ihn. „Genau.“ Darius erhob sich und begann das weiße Pulver sorgsam über den Türrahmen zu verteilen. „Ich denke sie könnte zu einer Verbündeten werden, denn im Gegensatz zu allen anderen wird sie zumindest eine Vorstellung von dem haben, was passiert, ohne gleich panisch zu werden.“ „Das hieße dann aber auch, dass wir uns ihr möglicherweise offenbaren müssten. Sie wird wissen wollen warum unser Wissenstand um diese Wesen so viel grösser ist als der ihre.“ „Das stimmt, aber sie hat vielleicht auch Wissen, dass wir nicht haben und von dem wir profitieren würden.“ Warf Darius ein und fuhr damit fort, mit dem Pulver eine Linie auf dem Boden vor der Tür zu zeichnen. „Und um ehrlich zu sein werden wir bestimmt noch über jede Hilfe froh sein. Und ansonsten wird es sicherlich ein interessantes Gespräch.“ Nuroh schnarchte lautstark und drehte sich mit einem zufriedenem Seufzer auf die Seite. „Zumindest er wird wohl Nichts mitbekommen.“ Stellte Korahs zufrieden fest. „Ich wünschte ich könnte auch so schnell betrunken werden wie die jungen Leute von heute.“ Dann sah er auf. „Ich glaube sie kommt zurück.“ „Gut, ich bin sowieso jetzt fertig.“ Darius ließ das Flächen in seiner Tasche verschwinden, gerade als die Tür aufging und Sorna den Raum betrat. Beladen war sie mit verwunderlich leichtem Gepäck. Lediglich ein Bündel, bestehend aus einer Decke, einem Beutel für Wasser und einem für Essen, sowie zwei auf den Rücken geschnallten Kurzschwertern. Sie sah sich in der Kammer und legte ihre Sachen in die einzige noch freie Ecke. Als Nuroh erneut laut aufschnarchte rümpfte sie die Nase. „Ist es bei euch Menschen eigentlich noch Anstandsgemäß, einen der Gastgeber wegen Ruhestörung zu knebeln?“ „Nicht wirklich.“ Lachte Kohras munter. „Aber wir würden hier auf jeden Fall ein Auge zudrücken.“ Da sie nun alle müde waren und niemand wirklich Interesse an weiteren Gesprächen hatten, beschlossen sie zu Bett zu gehen und sich schlafen zu legen. Selbst Nurohs lautstarkes Schnarchen und Kohra´s, der nach einer Weile mit einstimmte störten niemanden wirklich. Obwohl er selbst kurz vorm Einschlafen war, gab Darius sich alle Mühe wach zu bleiben, bis er sicher war, das auch Sorna dahingeschlummert war. Erst dann traute er sich aus seinem Bett und begab sich zum Fenster, an dem er stehen blieb und in die dunkle Nacht hinausstarrte. Es dauerte etwa eine Stunde, bis er sah, was er befürchtet hatte. Zuerst ging er vorsichtig, Korahs wecken, der erst wütend murrte, dann aber in das ernste Gesicht seines Bruders blickte und wusste was geschah. Langsam richtete er sich auf rekelte sich einmal um den Schlaf aus dem Körper zu bekommen, bevor auch er sich zum Fenster begab und hinaussah. Als er sah was draußen vor sich ging verzog er angeekelt das Gesicht. Dann nickte er Darius zu, der sich zu Sorna begab um diese zu wecken. Als er sich herabbeugte und der schlafenden Elfe die Hand auf die Schulter legte fuhr diese blitzartig herum und hielt ihm einen schwarzen Dolch direkt an die Kehle. Dann merkte sie jedoch, dass Darius keine bösen Absichten verfolgte und senkte ihre Abwehr wieder, starrte die beiden Brüder aber weiterhin böse an. Darius erhob sich langsam bedeutete ihr still zu sein und winkte sie zu Fenster. Alle drei starten hinaus auf das skurrile Schauspiel, dass sich ihnen bot. Mitten am Rand des Moores, dass man von Fenster aus direkt betrachten konnte hatten sich die Einwohner des Dorfes versammelt, ebenso wie die Gäste des Wirtshausen und tanzten im Kreis um eine Gruppe aus drei Musikanten und deren Lagerfeuer. Ihre Bewegungen hatten keine Form der Kontrolle in sich, Gliedmaßen schlackerten nach allen Seiten hin und her, die Körper zuckten und verrenkten sich, dass es ein Wunder war, dass sie nicht alle übereinander stolperten und zuckend am Boden liegen blieben. Doch dass erschreckendste waren ihre Gesichter. Wann immer sie ins Licht des Lagerfeuers traten zeigten sich neue Gefühlsregungen auf ihnen. Diese reichten von blankem Entsetzen und Todesangst, bis hin zu wahnsinniger Euphorie. Obwohl die Musikanten leidenschaftlich in ihre Flöten bliesen, und die tanzende Menge den Mund zum Mitsingen bewegte war kein einziger Laut zu hören, als das Knistern der Äste im Lagerfeuer. Alles war in eine beklemmende Stille getaucht, als ob das ganze Dorf friedlich inn den Häusern schlafen würde. Im Lagerfeuer waren nun die Gesichter von zwei Musikanten gut erkennbar. Einer war der Wirt, ein anderer einer der Arbeiter, die Darius im Gasthaus erkannt hatte. Die dritte Person, war eine Frau, die dem Fenster von dem aus Darius, Korahs und Sorna nach draußen starten den Rücken zugewandt hatte. Darius hörte wie Sorna neben ihm scharf die Luft einsog. Dennoch wirkte sie erstaunlich gefasst als sie sich an Darius wandte. „Habt ihr mich extra zu euch geholt um mir das hier zu zeigen.“ Er nickte. „Ich hoffte ihr könntet uns hiermit weiterhelfen.“ Er wagte es nicht den Blick vom Fenster zu nehmen aus Sorge etwas Wichtiges zu verpassen. „Als Schamanin, seit ihr die einzige hier, die möglicherweise schonmal mit ähnlichem zu tun gehabt hat.“ „Wie kommt ihr darauf?“ fragte Sorna verwundert. „Das meintet ihr doch unten im Gastraum. Ihr wäret die Schamanin vom was weiß ich nicht Clan.“ „Oh.“ Sorna lachte kurz auf. „Ich fürchte ich muss euch gestehen, dass ich da ein wenig geflunkert habe um unserem Haudegen ein wenig einzuschüchtern.“ Mit Magie habe ich nahezu gar nichts zu tun. Ich behersche den Kampf mit Kurzschwertern, das Fährtenlesen und Giftmischen. Mit so etwas musste ich mich mit meinen 213 Jahren aber noch nicht auseinandersetzen.“ Darius hörte Kohras neben sich auflachen. „Na dann, können wir ja anfangen darüber nachzudenken ob wir diese Wesen nicht mit vergiftetem Bier überlisten sollten.“ Sorna warf ihm einen bösen Blick zu. Einer den man mit Bier leicht reinlegen könnte fiele mir zumindest ein. Doch sagt mir lieber womit wir es hier zu tuen haben.“ Darius überlegte wie er es am besten erklären sollte. „Was ihr da draußen seht, ist das was wir am ehesten och als Dämonen beschreiben würden. Mein Bruder und ich wir jagen sie nun schon seit über zwanzig Jahren. Es ist könnte man sagen ein nicht enden wollender Krieg zwischen uns. Wir beide ziehen nun seit Jahren umher und versuchen einen weg zu finden, wie man sie für immer unschädlich machen kann. Doch bisher haben wir es nur geschafft einzelne kleine Fische zu erlegen. Doch der letzte von ihnen den wir töteten bot uns vorher noch einen Handel an. Wenn wir ihn verschonen würden, dann würde er uns von einer Bedrohung erzählen, die wir unbedingt aufhalten müssten. Und das führte uns hierher.“ „Und wovon hat er euch erzählt.“ „Was sagen euch die Legenden rund um Araturien?“ Sorna schnaubte verächtlich. „Ein Haufen uralter Märchen. Geschichten rund um ein uraltes Imperium, dass früher einmal fast die ganze Welt beherscht hat und dann vor hundert oder auch tausenden von Jahren einfach verschwunden sein soll. Aber was hat das mit den Dämonen zu tun.“ „Ihr hegt eine gesunde Skepsis gegenüber Legenden und sicherlich wird vieles davon eine schamlose Übertreibung sein. Doch in einer Sache sind wir uns sicher. Araturien war ein Imperium, dass zumindest Stützpunkte hier hatte, um eine Besiedelung voranzutreiben, und dass sich dann aus diesem Gebiet zurückgezogen hat. Möglicherweise sind die Einwohner unseres Landes Nachkommen dieser Siedler. Was uns der Dämon jedoch verriet, war, dass es hier einen Stützpunkt geben sollte, genau an der Stelle wo Mooringheim erbaut wurde. Doch bisher konnten wir nichts finden was darauf hindeutet.“ Sorna atmete einmal tief durch. Ihr war anzusehen, dass sie am liebsten direkt tausend Fragen gestellt hätte, sich jedoch nicht entscheiden konnte welche sie zuerst nehmen sollte. „Und was hofft ihr in diesem Stützpunkt zu finden.“ „Einen Schlüssel, der von Araturien erschaffen wurde, und die Möglichkeit bietet zwischen der Welt der Dämonen und der unseren hin und her zu wechseln. Oder besser gesagt, man braucht drei dieser Schlüssel. Einer oder zwei ermöglichen es nur sofort über grosse Entfernungen in der unsrigen Welt zu reisen. Diese Schlüssel zu finden und zu zerstören ist unser wichtigstes Ziel, denn wenn sie dem Feind in die Hände fallen, könnte dieser mit aller Macht zu uns vordringen.“ Und im Besitz von einem dieser Schlüssel sind sie wohl bereits. Und dieser soll hier in Mooringheim versteckt worden sein.“ Sorna überlegte langsam. „Und welche Verbindung habt ihr zu den Dämonen.“ Die beiden Brüder schauten einander an. Und diesmal war es Korahs der das Wort ergriff. „Sie haben damals jeden getötet, der uns etwas bedeutet hat. Darunter auch Sarphisk. Meinen Drachen.“ Ein Schweigen trat in den Raum. Sorna starrte Korahs ungläubig an und Darius schaute betroffen zu Boden. Beide Brüder schienen von schmerzlichen Erinnerungen geplagt. „Wollt ihr sagen, dass ihr beide einmal Drachenreiter wart.“ Hackte Sorna nach. „Von diesen hat man doch schon lange nichts mehr gehört.“ Beide nickten und Darius fuhr fort „Es heißt tatsächlich wir Drachenreiter wären ein Orden gewesen, welcher den Frieden zwischen den Reichen erhalten sollte, aber auch wenn wir dies taten, so war doch unsere eigentliche Aufgabe, die Jagd auf Dämonen gewesen. Dies haben wir jedoch stets geheim gehalten, denn wäre die Existenz dieser Wesen bekannt geworden, so hätte es noch mehr Menschen gegeben, die diese für ihre Zwecke hätten nutzen wollen.“ „Und jetzt seit nur noch ihr beide übrig.“ Sorna konnte kaum glauben was sie da hörte. Sie stand vor den letzten beiden Drachenreitern, von die vor zwei Jahrzehnten wie vom Erdboden verschluckt waren und ihr nun erzählten, dass sie schon immer da waren um einen Krieg auszufechten von dem niemand auch nur gehört hatte. „Nicht ganz richtig.“ Antwortete Darius. „Außer uns beiden ist noch unser Drache Jerrard übrig.“ „Du meinst dein Drache.“ Warf Korahs ein, doch Darius winkte nur ab. „Es existiert noch einer der Drachen?“ Sorna sah überrascht auf. „Wo?“ „Direkt über uns.“ Darius zeigte mit dem Finger zur Decke. „Er fliegt gerade über dem Dorf im Schutz der Nacht Patrouille. Wir haben ihn extra schwarz angemalt. Wahrscheinlich schaut er sich auch gerade diesen Volkstanz an.“ Er sah wieder aus dem Fenster. „Ah, sieht so aus als ob sie gerade aufgehört hätten.“ Tatsächlich waren die Musikanten verschwunden und die Dorfbewohner gingen langsam in ihre Hütten zurück. Wobei sie alle starr vor sich hin gafften und sich nun nach Beendigung des Tanzes keinerlei Regungen mehr auf ihren Gesichtern abzeichnete. „Würdet ihr mir mich demnächst mit Jerrard bekannt machen.“ Fragte Sorna eifrig. Irgendwie erinnerte sie gerade erstaunlich an den begeisterten Nuroh, der friedlich wie ein kleines Kind unter seiner Decke schnarchte, stellte Darius amüsiert fest. Auch wenn sie keine Schamanin war, so machte sie doch nicht den Eindruck als würde sie in Panik geraten. Darius merkte plötzlich ein Gefühl als ob ihm eine Last von den Schultern genommen würde. All die Jahre hatten er und sein Bruder den Kampf alleine geführt. Und nun stand eine Elfin vor ihm, die ohne jede Furcht von ihrer Situation hörte. Er hoffte nur, dass sie auch bereit war ihnen zu helfen. „Ihr werdet ihn sicher noch kennenlernen, aber erst, wenn das hier vorbei ist.“ „Na umso besser.“ Meinte Sorna grimmig. „Mir wurde eh gerade klar, dass wir erstmal diese Dämonen beseitigen müssen bevor ich aus dieser Kloake hier rauskomme. Also, wie fangen wir an.“ Kapitel 3: Das Monster im See ----------------------------- Das Monster im See Als Darius, Korahs und Sorna am Morgen oder eher am frühen Mittag die Treppe ins Gasthaus herunterstiegen fiel Sorna wieder die Frage ein, mit der sie in der Nacht zuvor eingeschlafen. „Wie kommt es eigentlich, dass wir nicht gestern Nacht auch ums Feuer getanzt sind.“ Darius lächelte und griff in seine Tasche, wo er ein kleines Fläschen mit weißem Pulver hervorholte. „Zerriebene Gebeine eines Drachen. Ich habe es gestern entlang der Tür verteilt. Es gibt nichts besseres um die Macht von Dämonen abzuwehren.“ Als sie unten ankamen begegneten sie Nuroh der bereits vor ihnen aufgestanden war und eifrig einen Rucksack packte. „Ich will deine Wanderlust ja nicht dämpfen,“ grüßte Korahs ihn, „aber ich fürchte eine Weitereise ist die Tage schwierig.“ Nuroh sah auf und lächelte. „Nein ich möchte mir nur einmal mein Haus anschauen. Möchtet ihr mich nicht begleiten.“ „Später vielleicht.“ Winkten sie ab. „Erst einmal wird gefrühstückt.“ Sie bekamen jeder ein Ei, einen Leib Brot und einen Becher Milch. Der Wirt mahnte sie sparsam mit dem Essen umzugehen, es sei schwierig abzuschätzen, wie viel es in nächster Zeit noch geben würde. Sorna starrte den Wirt misstrauisch an. „Können wir ihm überhaupt trauen. Wenn er doch gestern Nacht zu den Flötenspielern gehörte.“ Raunte sie Darius ins Ohr als sie sich weit genug weg von Wilfort wähnte. Doch dieser schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass er eine Gefahr ist. Er steht bei Nacht unter einem Bann, so wie alle anderen auch.“ Sie setzten sich zusammen an einen Tisch in die hinterste Ecke. „Also begann Sorna, wie fangen wir an.“ „Um ganz ehrlich zu sein, wir haben selber keine Ahnung wo wir anfangen sollen, wir haben gehofft die Dämonen würden uns vielleicht irgendwelche Hinweise geben, aber so lange sie nur in den Sümpfen hocken können auch wir nicht sagen wo der alte Stützpunkt sein könnte.“ erklärte Darius. „Diese Wesen könnten ihn auch einfach im Sumpf einsinken lassen, so das niemand mehr in der Lage ist ihn von außen zu entdecken. Und schlau wie sie sind, werden sie das wohl auch gemacht haben.“ Knurrte Korahs missmutig. Plötzlich fiel Sorna etwas auf. „Warum nennt Darius sie eigentlich immer Dämonen und du sie Wesen?“ Darius seufzte. „Ein altes Streitthema, dass ich auch nicht ganz verstehe. Korahs empfindet den Begriff Dämon nicht als passend genug.“ „Wieso. Für mich schien doch so ziemlich jedes Dämonenklischee erfüllt.“ Wante sich Sorna an Korahs.“ „Ja, aber auf der anderen Seite denken bei Dämon alle an Kreaturen, die vollkommen ohne Gewissen handeln. Die keinerlei größere Idee verfolgen mit dem was sie tuen. Aber wenn ich mir anschaue, wie energisch sie versuchen in unsere Welt zu gelangen, glaube ich doch immer mehr, dass sie ein Ziel haben, für das es sich lohnt so weit zu gehen.“ „Und das wäre wohl.“ Hackte Sorna nach. „Ich weiß es nicht, aber ich glaube es ist mehr als nur ein Instinkt böses zu tun.“ „Da sei dir mal nicht zu sicher. Ich habe Menschen und Elfen kennen gelernt, für die das als Grund völlig ausgereicht hat.“ Sorna wollte die Unterhaltung gerne Fortsetzen, da es ihr gerade interessant zu werden schien, merkte jedoch, dass beide Brüder grumelige Mienen aufgesetzt hatten und diese Debatte, die sie wohl schon öfters geführt hatten, lieber beenden sollte. Sie aßen schweigend eine Weile ihr Frühstück und machten hin und wieder Vorschläge wie sie am besten weiter vorgehen sollten, doch keine ihrer Ideen erschien ihnen wirklich überzeugend. Dann erregten jedoch aufgeregte Rufe von draußen ihre Aufmerksamkeit. Als sie heraustraten hatten sich die meisten Einwohner am Ufer versammelt und zeigten aufgeregt in den Sumpf auf etwas das sich im Schatten zwischen den Bäumen bewegte. Als die drei näher herantraten erkannten sie, dass sich ein Floss voller Zwerge vom Dorf wegbewegte. „Heyho.“ Rief ein dickleibiger fröhlicher Zwerg mit rotem Bart ihnen fröhlich zu. „Wir machen jetzt, dass wir raus aus diesem Scheisskaff kommen, viel Glück dabei uns zu folgen.“ Trotz der Schmähung ihrer Heimat klatschen die Leute begeistert in die Hände über die Wagemutigen, die ihnen bewiesen, dass es nichts zu befürchten gab und jeder der wollte diesen Ort verlassen konnte. Die Gruppe Zwerge winkte vom Floss aus und genoss ganz offensichtlich die Aufmerksamkeit, die ihnen zu Teil wurde. Darius blickte ihnen jedoch entsetzt nach und sah aus als ob er gleich in den Sumpf rennen würde um die Ausreißer zurückzuholen, während sein Bruder mit den Zähnen knirschte und den Kopf schüttelte. „Verdammt, wir müssen diese Idioten aufhalten.“ Flüsterte Darius und sah sich nach einer Möglichkeit um, zum Floss der Zwerge zu gelangen, blieb jedoch erfolglos. „Möglicherweise passiert auch gar nichts. Diese Wesen werden nicht gerade daran interessiert sein einen Haufen reisender Zwerge zu erwischen. Vielleicht lässt man sie einfach passieren.“ Mutmaßte Korahs. Darius schüttelte den Kopf. „Dafür sind sie zu gründlich, sie werden sie möglicherweise erst erledigen, wenn sie nicht mehr in Hör und Sichtweite sind.“ Darius lief zum Ufer und schrie der Gruppe zu auf der Stelle umzukehren. „Ich kann euch dann auch erklären wieso.“ Na das würde zumindest mal eine Unterhaltung die Sorna gerne miterleben würde. Doch die Zwerge lachten nur und winkten ihm zum Abschied, und der rotbärtige sendete ihm noch einen Luftkuss zu. Als sie fast zwischen den Bäumen verschwunden waren machte sich auf einmal Unruhe auf dem Floß der Zwerge breit. Nur konnte man vom Ufer nicht wirklich erkennen was diese auslöste. Die Gruppe starrte intensiv ins Wasser und Begann mit dem Ruder herumzustochern. „Komm schon, wir sollten da jetzt reingehen.“ Darius hatte bereits die Hand an seinem Schwertknauf. „Wenn du meinst, ich habe schon lange aufgehört diese Debatte mit dir führen zu wollen. Aber lass lieber mich bis tief in den Sumpf gehen. Du solltest mir lieber Rücken und Fluchtweg freihalten.“ „Und ich.“ Warf Sorna ein, die sich irgendwie vergessen fühlte. „Du.“ Kohras überlegte. „Suchst dir einen schönen Baum und gibst uns Deckung mit dem Bogen.“ Sorna wusste nicht, ob das gerade spöttisch gemeint war, entschied jedoch, dass dies gar keine so schlechte Idee wäre. Während die beiden Brüder zum Erstaunen aller Versammelten, die noch neugierig das Floß der Zwerge beobachtet hatten, zu Fuß in den Sumpf stiegen, schwang Sorna sich in die Bäume um von dort, von Baum zu Baum zu hüpfen und sich so dem Floß zu nähern. Plötzlich wurden die Zwerge schlagartig aggressiver und begannen mit Padel ins Wasser zu schlagen. Darius und Korahs versuchten sich zu beeilen, kamen aber durch das Moor nur sehr zerrend voran und auch Sorna musste sich immer länger nach Baumstellen umsehen, die nicht so vertrocknet oder glitschig waren, dass sie selbst einer leichtfüssigen Elfe wie ihr zu riskant waren. Dann drangen Schreie herrüber, einer der Zwerge war gestürzt und hielt sich am Rand des Floßes fest, als würde ihn etwas packen und mit sich hinunterziehen wollen. Die anderen brüllten sich Anweisungen zu, begannen ihre Äxte, Schwerter und Messer zu ziehen und hackten nach etwas, dass sich am Fuß ihres Kameraden festgesetzt hatte. Doch als sie alle am in Richtung ihres in Not schwebenden Freundes starrten, schoss mit einem lauten Klatschen ein schlangenartiger Arm, an dessen Ende sich eine Hand zu befinden schien, packte den Rotbart von hinten, schlang sich mehrfach um ihn und riss ihn dann mit einem lauten Klatschen ins Wasser, wo er Augenblicklich und der dunkelgrünen Oberfläche verschwand. Jetzt brach die Ordnung völlig zusammen. Einige versuchten noch ihren Kameraden freizubekommen, die anderen starten aber nur panisch ins Wasser und einer versuchte das Ruder zu erwischen, um wieder an Land zu kommen, doch als er ins Wasser stach wollte das Floß sich einfach nicht bewegen. Immer mehr Arme tauchten aus dem Sumpf aus, es waren schlangenartige Tentakeln, an deren Enden Hände waren, die Aussahen wie von Leichen die lange schon verrottet waren. Nur das in jeder Hand ein Fischauge thronte, und damit stets sehen konnte wohin sie griff. Eine Zwergenfrau wurde gepackt und durch die Luft geschleudert, wo sie weiter tief im Sumpf herunterfiel. Man hörte nur noch panische Schreie aus ihrer Richtung, dann verstummten auch diese. Darius und Kohras waren nun auf dreißig Fuß an das Floß herangekommen und Kohras machte seinem jüngeren Bruder klar er solle hier stehen bleiben. Dieses völlig idiotische Verhalten konnte Sorna überhaupt nicht verstehen. Darius sah nicht gerade schwach aus und Korahs könnte jede Hilfe gebrauchen. Doch der Glatzkopf drang weiter durch das Schäumende Wasser vor. Der Zwerg der als erstes gepackt worden war und sich nur noch mit einer Hand festhielt, wurde von einem weiteren Tentakel umschlungen und mit einem letzten Ruck in den Sumpf gezerrt. Ein Kamerad wollte mit der Hand im Wasser nach ihm suchen, wurde jedoch von seinem Freund zurückgehalten. Kohras war nur noch zwei Armlängen vom Boot entfernt als drei Arme aus dem Wasser schossen um ihn zu packen. Doch er trennte mit einem Streich mühelos zwei auf einmal ab. Der dritte härre sich wohl um seinen Hals geschlungen und ihn herabgezerrt, doch er wurde von einem Pfeil durchbohrt. Sorna hatte endlich einen Baum gefunden, von dem aus sie eine perfekte Schussbahn auf das Geschehen hatte. Korahs griff nach dem Rand des Flosses um sich mit hinauf zu ziehen, doch kam plötzlich nicht mehr weiter. Unter Wasser hatten sich die Tentakeln bereits um seine Hüften und Beine gewickelt und zerrten unerbittlich an ihm. Dann kamen weitere hinzu die sich um Arme und Schultern wickelten, auch wenn Sorna zwei von ihnen mit Pfeilen spickte, die sich rasch wieder unter Wasser verkrochen. Es waren nun zu viele und mit einem plötzlichen Ruck beförderten sie Korahs unter Wasser. Einen Moment war es still. Auch die Tentakeln die das Floss eingekreist hatten zogen sich ins Wasser zurück. Eilig suchte Sorna die Wasseroberfläche nach Hinweisen ab, aber nur ein paar Bläschen stiegen zu Wasseroberfläche. Dann kam ihr eine verzweifelte Idee, die wohl niemals funktionieren würde, aber das einzige war was sie jetzt hatten. Sie zielte mit dem Bogen auf die Stelle wo sie die Bläschen hochkommen sah, legte so viel Kraft in den die Sehne des Bogens wie sie nur konnte und schoss. Der Pfeil sirrte los wie ein Blitz, traf mit einen leisen Platscher die Wasseroberfläche, geriet dort zwar sichtlich aus der Bahn, hatte aber immer noch genügend Wucht um ins Wasser einzudringen und dort etwas zu treffen. Und tatsächlich zwei drei Sekunden nachdem der Pfeil unter Wasser verschwunden war, begann die Wasseroberfläche wieder leicht aufzuwirbeln. Dann gab es einen großen Knall und mit einem ohrenbetäubendem Getöse brach ein unförmiger fischartiger Körper mit einem riesigem Maul aus dem hunderte scharfer Reißzähne herausblitzten aus dem Wasser. In der Seite des Maules steckte das Schwert des Dämonenjägers, der nun ebenfalls prustend aus dem Wasser kam. Das plötzliche auftauchen des Ungeheuers hatte eine Welle ausgelösst, die die Zwerge von Bord fegte. Schreiend landeten sie im Wasser, alle starten entsetzt auf das Monster vor ihnen. Der Hauptkörper war nicht größer als eine Kuh, doch er schien gut zur Hälfte aus dem erschreckendem von Zähne überwuchertem Maul zu bestehen. Doch wirklich entsetzlich war der Wald aus Tentakeln, der sich ihnen nun offenbarte. Hundert waren es bestimmt, mit einer Länge von sicherlich zwanzig Armeslängen eines Menschen. Die Zwerge begannen in Panik so schnell sie konnten wegzuschwimmen. Korahs bekam eine Zwergenfrau zu packen, nur ein Augenzwinkern bevor das Monster sich entschied nun klarzustellen, dass es nun genug von diesen Spielchen hatte. Es hob die Hälfte seiner Arme und ließ sie in einem einzigen Schauer aus Peitschenartigen Schlägen auf die Zwerge niedersausen. Vollkommen hilflos im Wasser strampelnd konnten diese sich nicht mehr wehren und wurden unter Wasser gezerrt. Das Ganze geschah so plötzlich, dass sie nicht einmal die dazu kamen zu schreien. Mit einem Wutschrei machte Korahs zwei Schritte nach vorne, packte das Schwert, das och immer im Mund des Vieches steckte. Als er in den Mund griff schnappten wie zu erwarten war die Reißzähne zu. Doch obwohl sein ganzer Arm nun zerfetzt sein musste, schien er den Griff des Schwertes erwischt zu haben und sägte nun gegen die Innenseite, der Backe des Monsters. Dieses schrie wütend auf und wisch zurück. Der Arm mitsamt dem Schwert in der Hand kam zum Vorschein. Sorna konnte ihren Augen kaum trauen. Die Ärmel des Hemdes waren zwar zerrissen und zerfetzt wie zu erwarten war, doch das Fleisch schien vollkommen unbeschadet zu sein. Wütend schlug der Dämon nach Kohras, doch noch mitten im Flug wurde der Arm von Darius abgeschnitten, der sich nun an die Seite seines Bruders gesellte. Zusammen gingen sie mit der Zwergenfrau langsam rückwärts und trennten jeden Arm ab, der ihnen zu nahe kam. Auch Sorna unterstützte sie kräftig durch einen konstant anhaltenden Pfeilbeschuss. Mehr und mehr zögerte die Kreatur weiter vorzudringen. Schlug mit ihren Armen zur Drohung links und rechts von den Brüdern und der Zwergin ins Wasser, wagte es aber nicht weiter vorzudringen. Dann waren die drei plötzlich nur noch in Kniehohem Wasser, drehten sich um und rannten so schnell sie konnten ans rettende Ufer, wo sie von den geschockten Dorfbewohnern empfangen wurden. Auch Sorna merkte, dass sie nun am besten zurücksollte, bevor das Viech sie als neue Beute entdeckte. Geschickt sprang sie von Baum zu Baum. Als sie endlich am Ufer ankam und sich umdrehte verschwand der letzte Arm des Wesens wieder im Wasser, und hinterließ nur ein Kräuseln auf der Wasseroberfläche. Derweil wurden die Brüder und die gerettete Zwergin mit dem nötigsten versorgt. Dennoch war ihnen der Schrecken anzusehen, als ihnen klar wurde, in was für einer Lage sie sich befanden. Einschlossen und belagert von Monstern wie ihre Eltern sie ihnen in Gruselgeschichten beschrieben hatten. Aber immerhin blieb zu hoffen, dass sie nun nicht versuchen würden in irgendwelchen selbstmörderischen Aktionen das Dorf zu verlassen. Im Gasthaus kamen sie erstmals zur Ruhe. Wilfort brachte die Zwergin hoch in ein Einzelzimmer, und seiner Tochter machte heißen Tee und gesellte sich zu ihr. Sie hatte kein Wort mehr gesprochen, seit die Brüder sie aus dem Sumpf gezerrt hatten, machte aber trotzdem einen äußerst gefassten Eindruck als sie die Treppe hinaufstieg, so als ob ihr bereits klar wäre was passiert war und, dass sie nun darüber hinwegkommen müsste. Körperlich waren alle drei gut davongekommen, wenn man mal davon absah das Darius sich unter Wasser an einem Stein den Fuß verstaucht hatte. Doch was Sorna am meisten verunsicherte, war Die Sache mit Kohras Arm. Als sie ihn darauf ansprach meinte er lediglich er hätte Glück gehabt und hätte genau in eine Zahnlücke gegriffen. Doch das erklärte für sie noch nicht, warum seine Ärmel dann so zerrissen waren. Es wurmte sie auf jeden Fall, dass die beiden Brüder ihr immer noch nicht zu vertrauen schienen um ihr wirklich alles zu verraten. Doch sie merkte Korahs an, dass es etwas war worüber er nicht gerne reden wollte, und so ging sie nicht weiter darauf ein. Viel wichtiger war es nun zu schauen, wie sich die Lage im Dorf weiter entwickeln würde. Unter den Einwohnern war entweder eine Schockstarre oder schlimmer noch in vollkommene Hysterie verfallen. Allen voran die alte Nahna, deren Bekanntschaft sie nun auch machen durften. Sie stand auf einer Kiste vor dem Wirtshaus und hielt jedem der es hören wollte, was leider nicht Wenige waren einen Vortrag über das Ende der Welt, welches sie bald erwarten würde. Die etwas weniger esoterichen hatten sich erneut im Wirtshaus eingefunden und diskutierten gemeinsam mit den Gästen aus, was nun als nächstes zu tun wäre. Und überaschenderweise schienen es dieses Mal die Söldner zu sein, die halbwegs gute Vorschläge zu machen schienen. „Ihr könnt uns glauben rief ihr Anführer, wenn jemand weiß wie man am besten eine Stadt zu halten hat, dann sind wir das. Wir werden euch zeigen wie ihr Barrikaden baut, die selbst solchen Monstern standhält. Wir haben schon einmal einen Händlertross so vor einer Horde Trolle bewahrt.“ Die Leute nickten zustimmend. „Ihr zwei da.“ Er zeigte auf Kohras und Darius. „Es wäre für uns alle eine große Hilfe, wenn ihr uns weiterhin unterstützen würdet.“ Die Menschen nickten. Nachdem sie gesehen hatten wie die beiden durch den Sumpf zum Monster gestiegen waren, hatten sie wohl ihre offiziellen Titel als Dorfhelden. Was Korahs dazu veranlasste sich mehrere Runden auf Kosten der Einwohner spendieren zu lassen. „Die Vorschläge die ihr macht sind durchaus vernünftig. Ich würde vorschlagen ihr und die Einwohner, sowie die Gäste teilen sich in Wachmannschaften auf und übernehmen unterschiedliche Schichten. Mit dem Bau der Barrikade fangen wir am besten sofort an.“ „Ach übrigens, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Harvus mein Name.“ Er trat selbstbewusst vor und streckte Darius lächelnd die Hand entgegen. Dieser erwiderte den Händedruck, Kohras starrte den Mann jedoch nur entnervt an. Offenbar war er über ihre kleine Auseinandersetzung noch nicht ganz hinweggekommen. „Oh.“ Merkte Harvus geistesgegenwärtig an. „Ich muss mich wohl für mein gestriges Benehmen entschuldigen, da haben ich und meine Jungs wohl etwas über den Durst getrunken.“ Nach kurzem Zögern nahm Korahs dann doch die Hand entgegen und drückte etwas stärker zu als wohl eigentlich nötig. Harvus nahm dieses Verhalten gelassen hin und wandte sich zurück an die Versammlung. „Nun denn, dann möchte ich euch mitteilen, dass ich guter Dinge bin was unsere Zukunft angeht. Wir haben zwei, die einfach in einen Sumpf voller Monster hineinsteigen, wir haben uns…“ er klopfte sich auf die Brust „..und wir sind das nächste mal vorbereitet. Und was immer uns erwartet, wir werden es überstehen.“ Die Menge klatschte begeistert zu. Doch Darius begann sich Sorgen zu machen, er sah es nicht besonders gerne, dass dieser Haufen höchstwahrscheinlich gewissenloser Söldner das Kommando an sich riss. Nazistischen Männern wie Harvus den Schutz eines Dorfes anzuvertrauen war alles andere als verantwortlich. Aber wenn er Korahs und Sorna die Sache schnell genug beendeten, würde es vielleicht gar nicht so weit kommen müssen. Zumindest beschlossen sie sich erstmal in Gruppen einzuteilen, welche an verschiedenen Stellen Barrikaden erbauen und diese später bewachen sollten. Als Waffen würden wohl Werkzeuge wie Äxte, Schaufeln und Mistgabeln herhalten müssen, während die Söldner sich bereit erklärten den Leuten einen groben Kampfunterricht zu erteilen. Sie waren gerade die Frage der Vorratseinteilung am besprechen, als die Tür aufschwang und Nuroh hereinkam und aufgeregt zu Darius und Korahs rannte. „Stimmt es, ich habe gerade von der alten Frau da draußen gehört, es würden bald hunderte Monster über uns hereinfallen.“ Der ganze Raum schüttelte mitleidig den Kopf. „Ich glaube sie liegt falsch.“ Knurrte Kohras „Es waren mehr was um die Tausend.“ Als alle Nuroh´s entsetztes Gesicht sahen, mussten sie losprusten und die Stimmung im Raum lockerte sich augenblicklich. „Nein, keine Sorge ganz so schlimm wird´s auch nicht.“ Beruhigte Darius ihn amüsiert lächelnd. „Es sind bestimmt nur ein paar dutzend.“ Nuroh atmete erleichtert aus. „Diese sind in etwa so groß wie eine Scheune, aber damit sollten wir klarkommen.“ Jetzt bemerkte Nuroh erst das ganze amüsierte Gelächter im Raum und setzte sich leicht beschämt in die Ecke. „Darius.“ Flüsterte er ihm ins Ohr „Ich war gerade bei dem alten Gebäude und es gibt dort etwas das ich euch gerne zeigen würde.“ Während sie durch den Wald, der noch auf dem trockenem stand schritten, erzählten Sie Nuroh was passiert war. Dieser lauschte der ihnen mit offenen Augen, und war froh auch etwas beitragen zu können, als sie ihn darum baten ihnen zu erzählen, was er denn so besonderes entdeckt hatte. Ihre Gruppe bestand aus Nuroh, Darius, Korahs, Sorna und Wilfort. Letzterer hatte angeboten sie zu begleiten, da er sich am besten in der Gegend auskennen würde. „Und so fand ich Keller diesen alten Brunnen. Der aber ganz anders aussah als die Architektur des restlichen Gebäudes. Das war einfach nur normales Gestein, während der Brunnen mit Runen versehen war, und aus einem eher grünem Stein zu bestehen schien.“ „Ja, ich kenne den Brunnen.“ Bestätigte Wilfort Nuroh´s Geschichte. „Wir im Dorf haben auch keine Ahnung was es damit auf sich hat. Wir wissen nur, dass er zugeschüttet ist.“ „Das würde mich wundern.“ Meinte Nuroh „Aus dem Brunnen kommt ein Kühler Windhauch heraus, als ob es dort noch tief hinabgehen würde.“ Wilfort zog die Augenbraue hoch „Das würde mich doch sehr wundern. Ich bin auch einmal dort unten Gewesen und die Kinder klettern ebenfalls immer wieder hinein. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern.“ Sornah sah zu Darius und Korahs. Die Aufregung der beiden war mit den Händen greifbar. Sollte dieser Brunnen etwa wirklich ein Überrest des alten Stützpunktes sein. Nach gut zwanzig Minuten Fußmarsch kamen sie am alten Gebäude an. Es war bereits völlig heruntergekommen. Lediglich drei der vier Außenmauern standen noch, die oberen Etagen fehlten völlig. Dennoch konnte man erahnen, dass es einmal ein prachtvoller Steinbau gewesen sein musste. „Na viel Spaß damit, dass wieder aufzubauen, Jungchen.“ Stellte Korahs fest. Was aber noch erhalten war, war die Treppe hinab in den Keller. So stiegen sie die abgetretenen Stufen hinab und kamen in einen großen feuchten Lagerraum, in dem ein modriger Geruch vorherschte. Sie hatten zum Glück Fackeln dabei, welche Darius mit einem Fingerschnipsen entzündete. Wilfort und Nuroh waren sichtlich beeindruckt von dieser Fertigkeit. „Ihr zwei steckt wirklich voller Überraschungen meinte der Wirt vergnügt. Dann wanden sie sich dem Grund ihres Kommens zu. In der Mitte des Raumes stand ein alter Brunnen, ganz aus Stein. Auf vier Pfeilern thronte über dem Loch ein Dach aus grünlichen Kacheln, welche im Laufe der Zeit unvollständig geworden waren. Der Steinring rund um das Loch war aus glatten weißen Steinblöcken geformt. Kein Marmor, aber auch kein häufig zu findendes Gestein. „Das kann ja die Zwergenfrau für uns herausfinden.“ Kommentierte Kohras Darius´s Beobachtung. Als sie sich über den Brunnen beugten spürten sie alle einen leichten kühlen Hauch. Eindeutig merkte Darius, hier musste es tief hineingehen. „Und ihr seit sicher, dass er stets verschlossen war.“ Fragte Darius Wilfort. „Bisher schon. Fragt die anderen im Dorf. Ich spüre diesen Luftzug auch zum ersten Mal.“ Darius nickte. „Dann muss ihn jemand geöffnet haben. Bruder gibst du mir mal das Seil.“ Kohras ließ sich eine dicke Rolle von den Schultern gleiten und befestigte sie an einem der Brunnenpfeiler. Warf das Seil über die Kante und sie warteten einen Moment. Erleichtert hörten sie, dass das Seil irgendwo auf dem Boden aufschlug, es war also lang genug. „Also, wer kommt mit.“ Fragte Kohras in die Runde und alle fünf nickten. Darius schwang sich zuerst hinab und noch während er hinunterglitt fragte er sich, was oder wen sie dort unten wohl antreffen würden. Dann schlug er auf feuchtem Boden auf. Kapitel 4: In den Tunneln ------------------------- Darius entzündete die zweite Fackel, als sie gemeinsam unten eintrafen. Sie standen eng beieinander edrängt in dem dunklen Loch und stützten sich an die Brunnenwand, die bis nach ganz unten mit Fein Säuberlich aufeinander liegenden Steinblöcken unterlegt war. Darius schmunzelte zufrieden in sich hinein. Es war genau so wie er es sich gedacht hatte. Vor ihnen lag ein langer Korridor, der tiefer in das unterirdische Gebäude verlief. „Sie haben den Stützpunkt also unter dem Moor errichtet?“ fragte Sorna verblüfft. „Nein!“ lachte Darius. „Er ist lediglich eingesunken. Der Brunnen oben ist in Wahrheit die Spitze eines Wachturms, den man an einer Leiter hochgeklettert ist. Darum auch das Fehlen von Stufen. Und der Boden der eigentlich im Turm war ist nach und nach weggebröckelt, bis nur noch ein tiefer Schacht übrig blieb.“ „Und das ist niemandem hier im Dorf aufgefallen.“ „Wäre es sicher.“ Stieß Wilfort hervor. „Doch genau da wo dieser Gang ist war vorher ein Haufen Geröll. Den nun jemand entfernt haben muss. Doch sagt mir Darius, ihr scheint nicht sonderlich überrascht von dieser Entdeckung zu sein. Ihr musst etwas geahnt haben.“ Rasch berichtete Darius, was sie über die Herkunft des Brunnens vermuteten und das unter dem Dorf ein Stützpunkt, des nur aus alten Sagen bekannten Imperiums Araturien lag. Die Sache mit den Dämonen und Drachenreitern ließ er jedoch aus und behauptete er und sein Bruder wären Schatzjäger, die einen Hinweis in alten Schriften über die Anlage gefunden hätten. Nuroh und Wilfort hörten gespannt zu, nahmen die neuen Entwicklungen aber äußerst gelassen auf. In den letzten Stunden war auch genug Ungewöhnliches passiert, dagegen war das hier schon fast langweilig. „Na dann,“ rief Wilfort aus, als er sich schnaufend vom Boden erhob und die Schenkel abklopfte. „Mein Dorf geht zugrunde, Monster wollen uns an die Gurgel und ich müsste eigentlich das Mittagessen vorbereiten, aber stattdessen kann ich mich ja auch auf Schatzsuche begeben, vielleicht springt ja auch für mich was bei raus.“ „Hey Bürschen,“ meinte Kohras an Nuroh gewannd. „Ich weiß ja nicht wie die Gesetze in diesem Land bezüglich Eigentumsrecht sind, aber möglicherweise bist du der glückliche Erbe von einem unterirdischen Militärstützpunkt eines legenderen Reiches. Nuroh sah so aus als ob er lächeln wollen würde, war aber doch zu gebannt von der Wendung der Ereignisse, die sich da vor ihm auftat. „Nun gut dann mal los.“ Kohras klatschte in die Hände und schritt durch den Türrahmen hinaus in den dunklen Korridor, die anderen folgten ihm. Sie durchschritten eine Galerie mit einer Dachschräge, an deren beider Seiten Schießscharten lagen, durch die nun Moos, Dreck und Gestein hineinquollen. Das hier war eindeutig eine Festungsanlage gewesen. Sie kamen an eine Treppe sie kaum Abnutzungsspuren zeigte, besonders lange konnte dieser Stützpunkt nicht benutzt worden sein, bevor er im Sumpf verschwand mutmaßte Darius. Am unteren Ende der Treppe kamen sie in einen Raum in dem einige Möbel aus Stein standen. Malereien zierten Wand und Decke. Gingen sie vorher noch eng zusammengedrückt, so nutzten sie den neugewonnenen Platz um sich ein wenig zu zerstreuen und alles genau zu betrachten. Die Malereien zeigten typische Bilder von Schlachten und Heroen, Burgen aus weißem Stein und Könige und Prinzessinen. Die Bürgen waren mit runden Dächern ausgestattet und umrankt von Blumen und Kletterpflanzen. Offenbar zeigten die Bilder ein rasch anwachsendes Reich, welches sich mit heroisierter Gewalt immer weiter ausbreitete in seinem Inneren jedoch wirkte wie das Paradies auf Erden. Eine friedliche und wohlhabende Bevölkerung regiert von gerechten Königen und unter dem Schutz einer Darius unbekannten Gottheit. Welche durch eine schemenhafte Lichtgestallt repräsentiert wurde, die Schützend ihre Hand über Dörfer und Felder, Armeen und Schlachten, König und Volk hielt. Doch dann fiel Darius etwas an der Bevölkerung auf. Sie waren in ganz unterschiedlichen Körperbauten, Hautfarben und anderen Merkmalen dargestellt. Dann erkannte er sie. Zwerge, Elfen, Menschen und sogar Orks bestellten Hand in Hand die Felder, zogen gemeinsam in die Schlacht und schienen sogar Ehen untereinander zu schließen. Als er die anderen darauf aufmerksam machte verblüffte sie dies ebenso. Nur Sorna musste laut losprusten als sie ein Bild von einem Zwerg und einer Elfe sah, die Hand in Hand durch einen Wald spazierten. „Oh Mann, sehen sie nicht drollig aus. Aber das passt irgendwie zu diesen verdammten Waldfuzzis.“ Eine Weile schritt Darius die Wand entlang ehe er seinen Blick nach oben wandte. Als er die Fackel nach oben hob erblickte er über sich die gewaltige und mit manischer Genauigkeit gemalte Abbildung einer Stadt. Diese war ganz aus weißem Stein errichtet, jedes einzelne Gebäude war einzeln aufgemalt und sie thronte auf einem monströsen grauem Felsen. Der scheinbar in der Luft schwebte. Und so wirkte als würde diese Stadt in den Wolken direkt über ihnen schweben. Sie alle versammelten sich unter dem Gemälde und begannen, es genau zu betrachten, wobei ihnen immer mehr kleinere Details auffielen. So schien die Stadt in drei Areale unterteilt zu sein. Ganz oben thronte ein gewaltiger Palast umgeben von weiteren kleinen Palästen. Danach kam ein Viertel aus verhältnismäßig normalen Gebäuden, obwohl Darius schwor, dass sie alle Aussahen als wären sie mindestens fünf Stockwerke hoch. Und danach schwanden die weißen Fassaden und wischen einem grauen Viertel, welches am ehesten den Hafenvierteln großer Städte glich. Auch schien die Stadt großflächig militärisch gesichert zu sein, überall waren Türme auf denen Balisten und Katapulte standen. Doch was seine Aufmerksamkeit am meisten erregte war etwas, was er zuerst für einen Vogel hielt. Dann erkannte er jedoch das Echsenhafte Antlitz eines Drachen, auf dessen Schultern ein Reiter in seiner Rüstung saß, der schützend auf die Stadt herabblickte. Kurz darauf entdeckte er noch weitere, die alle um die Stadt herum patrouillierten. Er machte Korahs darauf aufmerksam und er und Sorna betrachteten ebenfalls aufmerksam die Echsen mit ihren Kriegern, die als Wächter über der Stadt kreisten. Es war als wäre diese Stadt der Mittelpunkt des Raumes, als würde all das Geschehen auf den Gemälden sich in Wahrheit doch nur um sie drehen. „Meint ihr dieser Ort ist wirklich die Hauptstadt Araturiens?“ staunte Sorna. „Red keinen Unsinn, so etwas kann es nicht geben.“ Erwiderte Korahs nur, doch auch er schien sich nicht ganz sicher zu sein. „Wahrscheinlich nur eine ihrer Legenden die sie hier erzählen.“ Wir sollten weiter drängte Wilfort. Es wird passendere Zeiten geben dass hier zu studieren. Sie stimmten zu und gingen weiter, doch kurz bevor sie die Tür erreichten fiel Darius noch eine Malerei ins Auge. Sie zeigte eine Armee, welche durch eine Straße in Richtung einer Plattform schritt und als sie diese Übertrat befand sie sich in einem Wald, von dort ging dieser direkt über in eine Wüste, dann marschierten die Truppen durch Berge und dann entlang einer Küste. In der Mitte der Plattform war ein runder Stein, in dessen Mitte ein Edelstein lag und von dem ein Licht ausging welches die Plattform erleuchtete. Die drei wussten sofort dies musste der Schlüssel sein, welcher es ermöglichte mithilfe des Portals in alle möglichen Ecken der Welt zu reisen und damit auch Güterzüge und Truppen innerhalb kürzester Zeit zu transportieren. Zumindest hatten sie nun eine grobe Ahnung wonach sie suchen mussten. Vom Raum mit den Malereien aus gelangten sie direkt in einen Engen Tunnel und Darius mutmaßte, dass sie sich direkt in der Mauer befanden. Er fragte sich, wie groß die gesamte Anlage wohl sei. Ob es sich nur um eine Festung mit ein paar Mauern, Türmen und Baracken handelte, oder vielleicht sogar um eine ganze Stadt oder Siedlung die sich hinter den Mauern befand. Aber auch wenn dies so wäre, so gäbe es kaum eine Möglichkeit in diese Stadt zu gelangen, es sei denn jemand hätte auch dort das Geröll beiseite geräumt. Oder überlegte er, vielleicht gab es auch Tunnel, die die Verteidigungsanlagen mit dem Rest der Stadt verbanden, sofern eine solche auch vorhanden. Der Gang verlief stets in einer leichten Biegung, sollte es sich also um eine Kreisförmige Mauer handeln, so musste deren Umfang gewaltig sein. Ansonsten wäre die Biegung deutlich steiler gewesen. Seine Hoffnung, dass sich in der Mauer so etwas wie eine Stadt befand wuchs. Dann gelangten sie erneu in einen Raum, der genauso gebaut war wie der in dem sie zuletzt gewesen waren. Nur ohne Wandgemälde. Dafür stand in der Mitte des Raumes eine kleine Bildhauerei, die eine Anlage zeigte. Erfreut stellte Darius fest, dass es sich um einen detaillierten Nachbau der Anlage in der sie sich befanden sein musste. Und tatsächlich war es ein Mauerring in dem einzelne quadratischen Gebäude eingelassen waren, aus denen Türme ragten. Genau wie das Gebäude mit den Malereien. Dann besah er sich, was von der Mauer eingeschlossen wurde. Sie umschloss mehrere vielleicht drei Stockwerke hohe Gebäude, welche jedoch alle so miteinander verbunden waren, dass sie ein Gebäude ergaben. Ein achteckiges Gebäude war das Zentrum der Anlage. Auch Verbindungen zwischen Mauer und in der Stadt liegenden Gebäuden exestierten. So liefen stet Gänge zu den in der Mauer eingelassenen Gebäuden. Darius sah sich im Raum um und entdeckte tatsächlich in der Seitenwand einen kleinen Eingang. „Sie haben wirklich alle Gebäude miteinander verbunden, und hatten so auf engstem Raum ein kompaktes Labyrinth.“ Meinte Nuroh beeindruckt. „In so einem ist es natürlich einfachst, Feinde, die die Mauern überwunden haben in Hinterhalte laufen zu lassen.“ „Ja.“ Ergänzte Sorna. „Die Gebäude auf dem Gemälde der fliegenden Stadt waren ebenfalls so gebaut, als würden sie ein großes Gebäude ergeben.“ Sie näherten sich dem Spalt in der Mauer und gingen, wie von dem Nachbau im Raum hinter ihnen zu erwarten durch einen engen Gang. Sie mussten sich im Gänsemarsch einreihen um durchzupassen. Feinde die versucht hätten hier einzudringen hätten keine Chance gehabt ihre zahlenmäßige Überlegenheit auszuspielen. Am Ende ging es ein paar Stufen hinauf in einen runden Raum. Doch Wilfort der mit einer Fackel das Schlusslicht bildete stoß sich den Zeh an der Treppe. „Verdammt.“ Fluchte er so laut, dass nur so durch die Räume schalte. „Dieser vermaledeite Zeh.“ Er schien sich völlig in Rage zu reden schlug wild gegen die Mauer, hielt sich den Fuß. Nuroh klopfte ihm auf die Schulter, doch die anderen überließen ihn erstmal seinem Wutanfall, bis Darius etwas einfiel. Mit einem Satz war er bei Wilfort und hielt ihm die Hand auf den Mund. „Ruhig, wir wissen immer noch nicht ob wir alleine hier sind.“ Alle sahen sich nervös um und Wilfort riss über sein Verhalten bestürzt die Augen auf. Er nickte einmal um Darius zu signalisieren, er könne die Hand jetzt runternehmen. „Verzeiht, es ist nur so, dass ich mir vor Jahren den Zeh geknackst habe und jeder kleine Stoß dagegen sofort heftigste Schmerzen verursacht.“ Darius winkte ab. Er hoffte nun mehr denn je, dass sie tatsächlich alleine hier unten waren. Der Runde Raum in dem sie nun standen war wohl einmal eine Art Schenke oder Gemeinschaftsraum gewesen. Es gab eine steinerne Theke und in der Mitte stand oder besser lag ein längst zerfallener runder Tisch, mit Bänken und Stühlen drum herum. Hier wurden wohl alle wichtigen Entscheidungen getroffen. Hinter dem Tresen führte eine Treppe nach oben und Darius vermutete, dass es von da aus in das achteckige Gebäude gehen würde welche das Zentrum und damit den interessantesten Ort der Anlage darstellen würde. Langsam winkte er die anderen ihm zu folgen und sie umrundeten den Tresen. Sie gingen so leise wie möglich, zum einen aus Andacht für diesen Ort, zum anderen aus Furcht etwas erwecken zu können. Auf einmal sah jede Dunkle Ecke furchteinflößend aus, jede Schießscharte ließ einen herausschießenden Schlangenarm vermuten. Darius trat auf die erste Stufe, doch er machte keinen weiteren Schritt, als er die Treppe hinaufsah. Im Licht der Fackel war die Silhouette eines Mannes in einem Kapuzenumhang zu sehen, der zu den fünf Eindringlingen herunterstarrte. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, da es im Schatten seiner Kapuze verborgen lag. Für einen Moment herschte totenstille zwischen ihnen. Dann wie auf ein geheimes Signal ließen Darius, Kohras und Sorna ihre Waffen sirrend aus den Scheiden fahren. Sie standen sich in Kampfbereitschaft gegenüber, doch gerade als sie den ersten Schritt vorwärts machten hob die Gestalt eine Hand. Die Bewaffneten hielten inne, der Mann hohlte wie zum Wurf bereit aus, schwang seinen Arm nach vorne und aus seiner Hand flog ein silbernes Fläschen, dass im Fackelschein glitzerte und in die Decke einschlug. Ein Ohrenbetäubender Knall erschütterte den Raum und eine sie wurden von einer Druckwelle erfasst und umgeworfen, erst rieselte nur Staub von der Decke, doch dann lößten sich nach und nach Felsbrocken aus ihrer Halterung und stürzten hinab. Das letzte, was Darius sah, war der Mann wie er sich umdrehte und verschwand. Hustend rappelten sie sich wieder auf die Beine und schauten nach ob sich jemand von ihnen verletzt hatte. „Verdammt, wer war das.“ Schrie Wilfort erschrocken. „Jemand der dich wohl gehört haben musste.“ Erwiderte Kohras missmutig „Und was war bitte das in der Flasche.“ Darius überlegte schnell welche Möglichkeiten sie jetzt hatten. „Keine Ahnung was das war, aber wenn wir uns beeilen, können wir vielleicht von einem anderen Gang aus in das Gebäude rein, bevor er den zum Einsturz bringt.“ „Ohne mich.“ Keuchte Wilfort „Ich bin zu alt für so ein Zeugs.“ „Richtig.“ Stimmte Kohras ihm zu „Du und das Bürschen ihr wartet besser mal gemeinsam hier.“ „Ihr könnt uns doch nicht alleine lassen.“ Rief Nuroh entsetzt. „Ich komme mit euch.“ „Verdammt, ihr könnt einen alten Wirt doch nicht alleine hier lassen.“ „Na dann beeil dich besser und stoß dir nicht den Fuß alter Mann.“ Stichelte Kohras und erntete nur einen bösen Blick.“ „Glaub mir ich merke mir stets ob meine Gäste mir die Gastfreundschaft danken. Du wirst in Zukunft sicherlich nur noch das schimmeligste Bier aus der verstaubtesten Kellerecke bekommen, dass ich auftreiben kann.“ „Ach und ich dachte, dass hättest du die ganze Zeit gemacht, so wie´s schmeckte.“ Lachte Kohras „Aber wenn du noch einen guten Wein im Keller hast, kann ich dich gerne auf meinen Schultern tragen.“ Wilfort schüttelte den Kopf. Sie liefen so schnell sie konnten, durch den Gang, bis sie in den Raum mit der Nachbildung der Stadt ankamen. Von dort aus wanden sie sich dem Gang in der Mauer zu durch den sie noch nicht gegangen waren, doch gerade als sie den ersten Fuß hineinsetzten, hörten sie eine Explosion und das prasseln von Stein. Da wurde Darius klar, dass sie nur noch einen einzigen Fluchtweg hatten um zum Turm zurück zu gelangen. „Er will uns hier drin einschließen.“ Rief Darius. Alle wußten sofort was er meinte und rannten so schnell sie konnten den weg in Richung Turm. Sorna ließ sie alle mit Abstand hinter sich. „Diese elende egoistische Elfe.“ Keuchte Kohras „Einfach kein Kameradschaftsgefühl.“ Und setze Sorna mit langen Schritten nach. Es dauerte nicht lange, da stolperten sie aus dem engen Tunnel heraus und gelangten sie in die Baracke mit den Wandmalereien, auf welcher der Turm erbaut worden war. Darius schaute in den Gang zur Seite der in das achteckige Gebäude führte, doch offenbar waren sie schneller als der Unbekannte. Also stolperten sie die Treppe nach oben und gelangten in die Galerie, die direkt zum Turm führte. Hinter ihnen gab es einen weiteren Rumms und man hörte das Fallen von Stein. Der Unbekannte hatte sich in seiner Ruine eingeschlossen. Erleichtert seufzten sie auf, wissend, dass sie einem langsamen Hungertod in dieser toten Stadt entkommen waren. So gönnten sie sich noch eine Verschnaufpause, bevor sie mit dem Aufstieg begannen und als Darius sich aus dem Brunnen zog und die Kellertreppe hinaufstolperte, war er noch nie glücklicher den Sternenhimmel zu sehen. Kapitel 5: Nachts in im Gasthaus zur Moorleiche ----------------------------------------------- Müde und erschöpft stolperten sie ins Gasthaus, vor der Tür hatten die Söldner und die Einwohner des Dorfes erfolgreiche Arbeit geleistet, das gesamte Dorf mit Barrikaden aus Wagen, Kisten und Baumstämmen abzuriegeln, die nun als provisorische Mauer das Dorf schützen sollten. Sie hatten beschlossen erst einmal niemanden zu erzählen, was in den Tunneln passiert war, sondern lieber selbst erst einmal einen Plan auszuarbeiten, wie sie weiter vorgehen sollten. Aber das konnte bis morgen warten, erst einmal brauchten sie alle eine gehörige Portion Schlaf abholen. Kaum in der Kammer angekommen ließ sich Kohras geradewegs auf die Matratze fallen, während sich die anderen wenigstens noch die Mühe machten ihre Stiefel auszuziehen. Doch noch bevor sie sich richtig hingelegt hatten, meldete sich Nuroh zu Wort. „Leute, ich muss euch noch etwas erzählen.“ „Spars dir für morgen.“ Stöhnte Kohras entnervt. „Es geht aber um das Gebäude. Ich glaube ich sollte euch erzählen warum ich eigentlich so sehr daran interessiert war.“ Plötzlich richteten sich die drei Anderen auf, auch wenn Kohras sich beklagte, woher der Junge nur die Motivation nehmen würde. „Einiges habe ich euch bereits erzählt. Es stimmt, dass ich aus einer wohlhabenden Händersfamilie stamme und durch ein altes Testament auf mein Erbe hier in Mooringheim gestoßen bin, doch in dem Testament war auch eine alte Familiengeschichte niedergeschrieben, welche eine Erklärung für eine Plage beinhaltet, die mich, meine Verwanden und Vorfahren seit Generationen heimsucht. Kein Mitglied unserer Familie hat jemals das dreißigste Lebensjahr überschritten. Sie alle starben kurz zuvor an einer Krankheit für die es keine Heilung gibt und die auch nur in meiner Familie auftritt.“ Alle im Raum schwiegen. „Und wie alt bist du Nuroh?“ fragte Darius aufrichtig besorgt. „Fünfundzwanzig, aber auch bei mir machen sich die ersten Anzeichen der Krankheit bereits bemerkbar.“ Mit diesen Worten krempelte er sein Hemd hoch. Alle zogen scharf die Luft ein, als sie das dunkelblaue Mahl erblickten, dass Handgroß auf seinem Bauch prangte. „Wenn es so groß ist, dauert es in der Regel nur noch ein oder zwei Jahre, bis man stirbt. Und glaubt mir. Meine Familie hat über Generationen hinweg, die besten Heiler aufgesucht, damit diese eine Lösung finden. Und jeder von ihnen ist gescheitert.“ „Und was hat das ganze nun mit der alten Ruine zu tun?“ Sorna starrte fasziniert auf das Mal. In ihren zweihundertdreizehn Jahren hatte sie so etwas noch nicht gesehen und sie bezweifelte, dass selbst die Heiler unter den Dunkelelfen eine Ahnung hätten, wie sie damit umgehen sollten. Wenn sie sich überhaupt bereit erklären sollten, einem Menschen zu helfen. „Nun, wie ich bereits sagte befand sich neben dem Testament, noch eine von einen Vorfahren erstellte Schriftrolle in der Kiste. In der eine Geschichte niedergeschrieben stand, welche von der Zeit erzählt, als meine Familie noch in Mooringheim stationiert war. Zur damaligen Zeit, war Mooringheim noch ein recht wohlhabender Ort, da viele Händler hier durchreisten, und Wegezoll bezahlten. Unsere Vorfahren lebten damals noch als Verwalter in dem altem Haus, in welchem wir heute waren. Die Eltern mit ihren Bedienstetem, einem Sohn und einer Tochter. Der Sohn zeigte wohl schon sehr früh eine Begabung für die Wissenschaft und so stellten seine Eltern einen alten wandernden Medikus ein, der ihren Sohn in den Künsten der Medizin, sowie der Astrologie und der Magie unterrichten sollte. Dies geschah auch über drei Jahre, wie die Eltern es sich gewünscht hatten, und alles lief ganz wunderbar. Der Sohn wurde ein begabter Arzt, dessen Fähigkeiten im ganzen Dorf geschätzt wurden. Leute aus allen umliegenden Nachbarsdörfern kamen, um sich von ihm und seinem Meister heilen zu lassen. Eigentlich wäre seine Ausbildung hier beendet, doch sein Meister bat die Eltern darum ihn weiterhin bei sich zu behalten, damit er ihrem Sohn noch in die tieferen Kenntnisse der Wissenschaft unterweisen könne. Dies freute sie natürlich und inzwischen waren sich alle sicher, dass der Junge einmal zu den ganz großen Legenden unter den weisen Männern und Frauen der Zeitgeschichte zählen würde. Auch erbat der Meister sie, ihm und ihrem Sohn den Keller als Labor zur Verfügung zu stellen, indem sie ungestört ihre Forschungen Fortsetzen wollten. Auch dies wurde gerne gewährt und die Tatsache, dass sich Schüler und Meister sich manchmal tagelang im Keller einschlossen und von niemanden gesehen wurden, wurde wohlwollend als ein Zeichen von Tüchtigkeit und Strebsamkeit notiert. Daran änderte sich auch über lange Zeit nichts, selbst als das Dorf mehr und mehr von ungewöhnlichen Vorfällen heimgesucht wurde. Am Anfang waren es nur kleinere unauffällige Leiden. Eine neue Art der Masern, seltsame Hautverfärbungen und häufigere Fieberanfälle. Nichts, was nicht einfach behandelt werden konnte. Doch irgendwann begannen die Leiden immer skurriler und Wahnwitziger zu werden. Der Sohn und sein Meister mussten immer häufiger erklären, dass auch sie den Menschen nicht mehr helfen könnten. Die Dorfbewohner und die Familie zeigten Verständnis für die Situation der Beiden. Die Tochter hatte zu jenem Zeitpunkt geheiratet und erwartete demnächst ihr erstes Kind. Die Absurdität der Plagen steigerte sich immer mehr. Mal waren es Hörnerhafte Knochenauswüchse, die den Menschen gezielt am Kopf oder sogar am gesamten Körper heraussprossen. Es gab Leuten, die Schuppenhaut hatten und welche, deren Augen die merkwürdigsten Farben bekamen, oder aussahen wie die eines toten Fisches. Für all diese Dinge fanden Sohn und Meister nur selten eine Lösung. Irgendwann kam der Zeitpunkt wo fast jeder im Dorf ein Gebrechen hatte. Händler kamen schon lange keine mehr. Überall im Land hatte sich herumgesprochen, das Mooringheim verflucht und ein Ort der tausend Krankheiten sei. Und so war die Gemeinschaft vollkommen heruntergekommen, und nur noch ein Kaff in dem die Menschen versuchten das nötigste zu Überleben aufzutreiben. Der Sohn, sein Meister und die Familie erfreuten sich alle noch bester Gesundheit, was wohl auf die regelmäßige Pflege des Jungen zu schieben war. Dennoch war sein Ansehen bei den Einwohnern des Dorfes gesunken. So kam es, dass sich eines Nachts alle Einwohner zu einem Dorfrat zusammenfanden und über die Krankheiten sprachen, die sie heimsuchten. Sehr schnell ergab sich für alle ein überraschendes Muster. Jeder der von einem merkwürdigem Leiden befalle war, hatte zuvor wegen einer normalen Krankheit den Sohn und seinen Meister aufgesucht. Als die Einwohner die Familie des Jungen konfrontierten, waren diese ehrlich entrüstet über die Vorwürfe, die gegen ihren Sohn erhoben wurden und erklärten, sie wüssten nicht ob ihr Sohn derzeit zu sprechen wäre, da er und sein Meister seit über einer Woche im Keller eingeschlossen wären. Doch da platze den Einwohnern der Kragen und eine wütende Gruppe marschierte ins Gebäude und stieß die Kellertür auf. Auch den hartgesottensten Kerlen gefror das Blut in den Adern. In der Mitte des Raumes war ein Pentagramm gezeichnet, in dem der wahnsinnig lachende Sohn saß. Sein Meister rezitierte eine Beschwörungsformel in einer fremden Sprach, die niemand zu übersetzen wußte und ließ sich auch von den Neuankömmlingen, die gewaltsam eingedrungen waren nicht ablenken. Vielleicht hatte er sie aber auch gar nicht bemerkt. Dann erhob sich eine Gestalt, wie eine Wolke aus dem Pentagramm, ein Teufel mit Reißzähnen und spitzen Hörnern, aus dessen breit grinsenden Mund das Blut herausströmte. Das Wesen beugte sich über den lachenden Schüler und es wirkte, als ob die beiden miteinander verschmelzen würden. Der Meister rezitierte immer lauter seine Formeln und alles schien auf einen großen Höhepunkt hinauszulaufen. Kurz bevor die Vereinigung zwischen Schüler und Monster vollendet war, stürmten panisch schreiend die Mutigsten der Einwohner herbei, denn ihnen war klar, was immer sich dort vor ihren Augen abspielte, musste gestoppt werden. Der Rest war zu verängstigt um sich auch nur zu bewegen. Der Meister wurde niedergerungen, er schrie wütend auf und stieß wilde Flüche gegen die Angreifer aus. Ob die Beschwörung dadurch verhindert wurde, dass konnte keiner genau sagen. Der Raum wurde durch ein grelles Licht erleuchtet, dass alle Anwesenden blendete. Nachdem es verglomm herschte Stille im Raum. Nun erst traten weitere Einwohner hervor. Packten den benommen am Boden liegenden Schüler und zerrten ihn und seinen Meister hinaus auf den Dorfplatz, wo man sie fesselte und dem ganzen Dorf berichtete, was sich zugetragen hatte. Man hatte die Schuldigen für die vielen Krankheiten endlich gefunden. Man errichtete einen Scheiterhaufen, um die beiden Hexer in die Höhle zu schicken, aus der sie scheinbar so gerne Dämonen beschworen. Der Meister wurde zuerst verbrannt. Doch er schrie nicht vor Schmerz, sondern lachte die anwesenden Einwohner hämisch aus, bis er erstickte und sein toter Körper bis auf die Knochen abgebrannt war. Dem Jungen sollte noch Zeit gegeben werden, um sich von seiner Familie zu verabschieden. Diese hatte nur entsetzt danebengestanden und zugesehen. Er flehte sie darum an ihn zu verschonen, der Meister habe ihn gezwungen und als Werkzeug für seine Zwecke missbraucht. Doch obwohl die Familie ihn gerne erhört hätte, so erkannten sie doch in seinen Augen ein bösartiges Glitzern, welches sie zuvor noch nie gesehen hatten. Schließlich war es so weit und mehrere Männer lössten die Fesseln, die den flehenden Jungen Mann an einen Baum hielten, um ihn zum Scheiterhaufen zu führen. Doch gerade als sie ihn hochzerren wollten, ließ der Schüler ein kleines Fläschen aus seinem Ärmel gleiten, welches herunterfiel und am Boden zerbrach. Dampf schoss heraus, der den Männern in die Augen brannte und sie erschrocken zurückweichen ließ. Dies nutzte der junge Mann für sich um die Flucht zu ergreifen. Laut lachend lief er in Richtung Fluss, eine mit Heugabeln und Stöcken bewaffnete Dorfgemeinschaft hinter sich. Zur Überaschung aller versuchte er direkt in den Sumpf zu flüchten. Die Einwohner blieben am Ufer stehen und beobachteten, wie ihr früherer Arzt versuchte immer weiter in den Sumpf zu gelangen. Doch anstatt einzusinken, schoss mit einem mal ein schlangenartiger Arm aus dem Wasser, der den Jungen hochhob und mit in den Sumpf zerrte. Doch noch lange danach schwören die Einwohner, dass der Junge, kurz bevor er für immer im Sumpf verschwand triumphal gelächelt habe. Die Krankheit, die meine Familie heimsuchte, kam erst nach diesen Ereignissen. Das erste Opfer war der Sohn, den die Schwester des Schülers zur Welt brachte. Von da an waren all seine Nachkommen betroffen. Nuroh endete mit seiner Geschichte und Stille machte sich breit. „Und so kam ich hierher. In der Hoffnung vielleicht auf eine Heilmittel zu stoßen.“ „Da dürftest du sogar auf deutlich mehr gestoßen sein, Junge.“ Kohras rieb sich das Kinn. „Ob wir tatsächlich eine Lösung für deine Krankheit finden werden, kann ich dir nicht versprechen. Aber immerhin kannst du sagen noch was erlebt zu haben bevor du abtrittst.“ „Wir werden morgen schauen ob sich etwas findet.“ Warf Darius beschwichtigend ein. „Gerne Brüderchen, wenn du Lust hast den Tunnel neu zu buddeln. Verdammt, warum mussten gerade die Zwerge drauf gehen.“ Kohras ließ sich nach hinten auf die Matratze fallen, schloss die Augen und man merkte sofort, dass er einfach nur noch schlafen wollte. Irgendwie schien ihn Nuroh´s Geschichte kaum beeindruckt zu haben. Sie war nur ein weiteres kleines Puzzleteil in einer Reihe absurder Geschehnisse der letzten Stunden. Vor nicht einmal sechsunddreißig Stunden, war dies hier noch ein kleines Dorf am Rand der Zivilisation und nun war es eine kleine Festung geworden, welche einen Krieg gegen einen der Menschheit unbekannten Feind führte. Kurz nachdem sie alle eingeschlafen waren verspürte Nuroh einen brennenden Durst. Draußen war alles still, aber im Schein der Laternen konnte man die an den Barrikaden entlangschlendernden Wachen sehen, die angespannt in den Sumpf starrten, vorsichtig darauf bedacht, jede einzelne Bewegung wahrzunehmen. Er überlegte was er machen sollte und kam zu dem Schluss, dass es ihm nicht schaden könnte einen Schluck Wein zu sich zu nehmen. An der Theke würde niemand sein, aber er konnte sich ja in den Keller schleichen. Morgen würde er Wilfort das Geld zurückzahlen. Nach allem was sie gemeinsam erlebt hatten, würde dieser es ihm wohl verzeihen, wenn er sich ungefragt an zwei Schlücken bediente. Vorsichtig stieg er über den schlafenden Darius hinweg und öffnete langsam die leise quietschende Tür. Vorsichtig stieg er die Treppe zum Schankraum hinab, die Stufen ächzten unter ihm, aber das würde nun niemanden stören. In ihm stieg das Gefühl kindischer Freude auf, wie damals als er sich als kleines Kind in die Küche gestohlen hatte, um dort von den Kuchenresten zu naschen. Mit diesem kribbeligem Gefühl im Bauch schlich er sich in die Küche und fand dort eine Treppe, die in den Keller hinabführte. Hoffentlich gab es noch einige gute Weine. Bisher hatte Korahs dafür gesorgt, dass er nur Bier zu trinken bekommen hatte, auch wenn das nicht schlecht war. Aber zum schlafen gehen, brauchte es doch etwas mit mehr Klasse. In der Küche fand er noch eine Kerze und zwei Feuersteine. Er brauchte Weile, bis er diese zum zündeln brachte, doch nachdem er es endlich schaffte, schlich er gut gelaunt die Treppe hinab. Als er die Tür zum Weinkeller aufstieß stutzte er jedoch plötzlich. Mitten im Raum mit den Fässern an der Seite, stand ein alter Brunnen. Und zwar genau der selbe, wie er auch im Keller seines alten Anwesens gestanden hatte. Lief hin und spähte hinein. Der Brunnen war an der Seite mit demselbem weißem Gestein ausgestattet, wie die aus denen die gesamte unterirdische Anlage gebaut worden war. Kein Zweifel, dass hier musste ein weiterer Turm sein. Er wollte sich gerade umdrehen um hochzulaufen und den anderen von seiner Entdeckung berichten, als er die schemenhafte Gestalt Wilforts im Türrahmen stehen sah. „Wilfort, warum hast du uns nicht gesagt, was bei dir im Keller ist?“ Aber noch bevor er den Satz beendete, wusste er, dass die Antwort auf keinen Fall eine schöne sein wurde. Doch Wilfort sagte nichts, stattdessen setzte er zum Sprung an und mit einem einzigen Satz überwand er die drei Meter zwischen sich und Nuroh. Dieser wurde der Wucht des Aufpralls zu Boden gerissen und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Der Wirt war nun über ihn gebeugt und drückte ihm mit nassen Händen die Kehle zu. Als Nuroh in das wütende Gesicht des Mannes blickte riss er entsetzt die Augen auf. Unter der Haut von Wilfort kamen grüne Schuppen zum Vorschein, der Mund war gespickt mit kleinen messerscharfen Reißzähnen, wie man sie des öfteren bei Fischen hatte. Die Hände die um Nurohs Hals gedrückt waren, glichen den Füßen von Fröschen. Die Kreatur stieß gurgelnde Laute aus, so als ob sie unter Wasser sprechen würde. Erst jetzt spürte Nuroh wie ihm die Luft wegblieb, doch klar denken konnte er nicht mehr. Wie ein verängstigtes Tier, versuchte er sich freizustrampeln und schlug dabei wild nach seinem Peiniger, doch ohne Erfolg. Immer mehr blieb ihm die Luft weg und die Welt verschwamm vor seinen Augen. Erst als der Schmerz in seiner Lunge unerträglich wurde ließ der Druck nach und die Hände glitten ab von ihm. Panisch schnappte er nach Luft und drehte sich zur Seite. Die Kreatur lag wütend gurgelnd neben ihm auf dem Boden und kämpfte mit einer kleinen Gestallt über ihm, die jedoch kaum in der Lage zu sein schien, das Monster, das vor kurzem noch Wilfort gewesen war zu bändigen. Mit einem Fußtritt wurde die Gestalt hinfort gerissen und prallte gegen ein Fass an der Wand, von dem aus es zu Boden glitt. Nun erkannte Nuroh, dass es sich um die Zwergenfrau handelte, welche Darius und Kohras aus dem Sumpf gerettet hatten. Diese musste entdeckt haben, was sich im Keller abgespielt hatte und den Wirt von Nuroh weggerissen. Dieser erhob sich ebenfalls und es wirkte als ob er um zwei Köpfe gewachsen wäre. Er ragte nun bis zur Decke, von dem speckigem Bierbauch war kaum etwas übrig. Stattdessen wirkte das Monster groß und abgemagert. Mit einer Haut aus Fischschuppen und Stelzenhaften Froschbeinen, mit denen es auf Nuroh zugestackst kam. Es hob ein Bein an und Nuroh wußte sofort, dass der nun folgende Tritt ihn zermatschen würde. Doch wieder stürzte sich die Zwergenfrau schreiend dem Monster entgegen. Sprang gegen das Bein, dass noch am Boden war und brachte die Kreatur zu fall. Schnell rappelte sie sich auf und begann den Fischkopf mit Schlägen zu bearbeiten. Auch Nuroh kam allmählich wankend auf die Beine und stürzte sich auf die Arme des Wesens, damit es die Zwergenfrau nicht wegstoßen konnte. Aus den Augenwinkeln konnte er eine weitere Gestalt sehen, die den Raum betrat. Es war ein Arbeiter aus dem Dorf. Aber nicht irgendeiner. Es war genau der, der mit Wilfort zusammen am Feuer Flöte gespielt hatte und auch unter seiner Haut kamen die ersten Schuppen hervor, als er sich die Lechzen leckend der Zwergenfrau von hinten näherte. Nicht noch so einer. Nuroh war der Verzweiflung nahe und wollte um Hilfe schreien. Doch dann wurde die Gestalt zurückgerissen. Korah packte den sich verwandelnden Mann von hinten und schlug seinen Kopf gegen ein Fass. Dieses zerbrach und roter Wein ergoss sich über den Boden. Dann huschten Darius und Sorna in den Raum. Beide mit gezogenen Waffen. Auch Korahs hatte sein Schwert dabei, aber scheinbar wollte er die Sache mit den Fäusten beenden. Und so trümmerte er immer weiter auf den Schädel des Mannes vor ihm ein, der sich unaufhörlich immer weiter verwandelte. Nuroh fiel nach hinten um, die Kreatur, die er versucht hatte festzuhalten, war einen Herzschlag später wieder auf den Beinen und wütend zischend nach Darius. Dieser bekam den Tritt im die Magengegend und sackte keuchend zusammen. Wahrscheinlich hätte er noch mehr fatale Treffer abbekommen, wäre nicht Sorna gewesen. Mit einem Dolch schnitt sie direkt durch die Sehnen des Angreifers, und dieser zog schnell sein Bein weg. Die Wunde verlangsamte ihn sichtlich und so hüpfte Sorna geschickt um ihn herum und wisch Tritten und Schlägen aus, während sie nach einer Lücke für ihren nächsten Angriff suchte. Dann kam die Zwergin erneut hinzu. Für eine kleine Frau sehr überraschend, packte sie sich ein Fass, fast so groß wie sie selber und warf es gegen das Ding, das wüst gurgelnd nach vorne fiel und dabei die Dunkelelfinzu packen bekam und unter sich begrub. Diese Stach mit ihrem Dolch nach dem Monster, konnte jedoch aus ihrer Position nur die Schulterpartie anvisieren. Dann stand Darius neben ihnen, hob sein Schwert in Stichposition und hackte nach dem Kopf des Wesens. Mehrfach glitt die Klinge durch den Schädel und beförderte Blut, Schleim und Gehirnfetzen zum Vorschein, bis das Viech endlich mit einem letzten Röcheln zusammensackte und starb. Keuchend rappelten sie sich auf, bis auf Sorna, die immer noch unter dem Leichnam begraben lag, und drehten sich zu Kohras um. Doch schnell war klar, auch er würde keine Hilfe mehr brauchen. Der Kopf seines Gegenübers war eine einige Matschlache. Er hatte sich bereits halb verwandelt. Überall, wo einmal Haut gewesen war ragten grüne Schuppen heraus, die Beine waren bereits zu unnatürlicher bizarrer Länge herangewachsen, Schwimmhäute spannte sich zwischen den Fingern und wo einst der Mund gewesen war, ragte nun ein Fischmaul heraus. Kohras erhob sich nun, grüner Glibber tropfte von seinen Fäusten auf den Boden. Dann sanken sie alle erschöpft zu Boden. Kapitel 6: Der Alchemist ------------------------ Darius umwickelte den Stab mit einem abgerissenem Lappen, den er unter der Teke gefunden hatte. Dann überprüfte er noch einmal ob Sein Gürtel richtig saß und das Schwert auch sauber aus der Scheide glitt. Alle anderen waren ähnlich beschäftigt und rüsteten sich für einen weiteren Abstieg hinab in die Ruinenstadt. Doch diesmal hatte sich ihnen die Zwergenfrau angeschlossen. „Wie heißt du eigentlich?“ fragte Darius sie. „Nor´in.“ Antwortete diese, während sie sich ein Schwert von der Länge einer menschlichen Elle aber von gut einer Handlänge Breite auf den Rücken schnallte. „Ich bin übrigens noch gar nicht dazu gekommen euch für meine Rettung zu Danken.“ Sie streckte Darius, Kohras und Sorna die Hand entgegen. Die Dunkelelfin war sichtlich überrascht von so viel Freundlichkeit einer Zwergin ihr gegenüber. „Gerne geschehen.“ Gab Darius stellvertretend für alle anderen zurück. „Tut mir Leid, dass wir eure Kameraden nicht retten konnten. Die Zwergin seufzte und Schmerz trat in ihre Augen. „Ja, aber ich glaube das war auch nicht zu ändern. Ich werde wohl drüber wegkommen müssen. Ein kleines Abenteuer wie dieses hier dürfte dabei wohl am ehesten helfen.“ Sie lächelte müde. „Ich merke, nach unserer kleinen Schlägerei eben fühle ich mich schon viel besser.“ „Auch ich muss mich noch bei euch bedanken.“ Nuroh trat hervor. Ausgerüstet war er mit einem Dolch und einem von Sornas Kurzschwertern, obwohl zu bezweifeln war, dass er auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, wie man damit umgehen sollte. Aber trotzdem bestand er darauf, mit in den Schacht zu dürfen und Korahs meinte flüsternd, dass wäre auch in Ordnung, mehr als zwei Jahre würde er es so oder so ja nicht mehr machen. Also Band Darius erneut ein Seil am Brunnen fest und ließ es in den dunklen Schacht fallen. Nach einer Weile schlug es am Boden auf. Und sie schwangen sich erneut hinab in die Dunkelheit. Als sie unten ankamen wirkte erst einmal alles wie im anderen Turm. Derselbe Turm, dieselbe Galerie die man entlanggehen musste, bis man am Ende zu einer Treppe kam, die hinunter in einen Raum führte. Nur schmückten diesen keine Wandgemälde, sondern es handelte sich um eine alte Waffenkammer. Auch wenn keine der dort lagernden Klingen auch nur ansatzweise funktionstüchtig war. Alles war verrostet und oft schon in zwei Teile gefallen. Was jedoch auffällig war, war die große Vielfalt an Waffen die es gab. Von normalen Schwertern, bis hin zu Schwertern mit gebogenen Klingen, bis hin zu Messern, die an Ketten befestigt waren um sie wie eine Peitsche zu schwingen. Es gab verschiedene Klingen zum Werfen, manche geformt wie Sterne, andere waren einfach nur einstmals scharfe runde Scheiben. Schlagringe mit Stacheln dran und zum Teilen auch Waffen von denen Darius keine Ahnung hatte wofür sie eigentlich gut waren. Sorna pfiff anerkennend. „Da waren ja einige noch kreativer als unsere Schmiede. Und jeder der einmal das Glück hatte in unsere Reiche zu kommen weiß, wir sind sehr kreativ im Ausdenken von Klingenwerkzeugen. Was ist mit dir Zwergin. Habt ihr so etwas in euren Werkstätten.“ Nor´in schüttelte den Kopf und war sichtlich fasziniert von der Handwerksgunst der Völker Araturien´s. „Die meisten dieser Dinge sehen auch nicht so aus, als würden sie aus ein und derselben Kultur stammen. Sondern als ob man die Handwerkskünste verschiedenster Völker zusammengemischt und alle möglichen Ideen übernommen. Damit hatte man sicherlich einige der flexibelsten Soldaten überhaupt.“ Sie strich über eine der Klingen an der Kette. „Wer verstand mit so etwas umzugehen muss wirklich ein Meister seiner Kampfkunst sein.“ „Apropos“ lachte Sorna auf „Mit verschiedenen Völkern liegst du ziemlich richtig. „Ich muss dir nachher einmal ein Wandgemälde mit einem echt schnuckeligem Pärchen zeigen.“ Sie stieß der Zwergin vergnügt mit dem Ellebogen an die Schulter, woraufhin diese verwirrt zu Darius schaute, der jedoch mit Nuroh eine Armbrust begutachtete, die so klein war, dass man sie problemlos in eine Hand nehmen konnte. Doch dann fiel ihnen ein, dass sie nicht für eine Besichtigung hier waren. Also suchten sie diesmal direkt nach dem Gang, der sie zum achteckigem Gebäude führte, welches das Herzstück der Anlage darstellte. Nuroh fand ihn dann auch und wollte direkt in den Gang treten. Doch kaum hatte er den ersten Fuß hineingesetzt lößte sich Plötzlich der Boden unter ihm und er fiel nach vorne und stürzte in ein tiefen Loch. Zu geschockt um zu schreien platschte er unten in ein Wasserbecken. Prustend tauchte er wieder auf und blickte nach oben. Er musste direkt in einer Fallgrube gelandet sein, die sich über vielleicht hunderte von Jahren mit Grundwasser aus der Erde gefüllt haben musste. Sein Glück, sonst wäre er nun ziemlich zermatscht. Er war sicherlich sieben Meter tief gestürzt. Um ihn herum konnte er nur glatte Wände fühlen. An ein hochklettern war nicht zu denken. „Alles in Ordnung?“ Drang Darius Stimme von oben zu ihm herab. „Ja!“ schrie Nuroh „Ich bin in einem Wasserbecken gelandet, aber ich komme im Moment nicht nach oben. Ihr müsst ein Seil runterwerfen.“ Schweigen, dann rief Darius zurück. „Machen wir, aber erst nachdem wir uns im Hauptgebäude umgesehen und unseren Freund im Kapuzenmantel erledigt haben. Solange musst du versuchen über Wasser zu bleiben, kannst du das?“ Nuroh war kein schlechter Schwimmer. „Mach ich, aber beeilt euch ein wenig. Ich hole mir hier noch eine Erkältung.“ Oben hörte man Korahs auflachen. „Dann bete für unsere Sicherheit Bürschen, den wenn wir nicht lebend hier rauskommen wird es in ein paar Stunden sehr unbequem für dich. Die Sorgen um deinen Fluch und eine Erkältung bist du dann immerhin endgültig los.“ Nuroh fluchte innerlich über diesen nazistischen Bastard. Ein Bier würde er ihm so schnell sicher nicht wieder ausgeben. Dann hörte er nur noch wie die Stimmen sich entfernten und er bleib alleine in seinem nassen Dunklem Loch. Ihm wurde sofort klar, dass die nächsten Stunden sehr lange sein würden. Irgendwann begann er aus Langeweile und um sich ein besseres Bild seiner Lage machen zu können damit, die Mauern abzutasten und als er etwas höher griff spürte er eine glitschige Kante. Er tastete mit beiden Händen danach und zog sich vorsichtig hoch. Mitten in der Wand schien röhrenartiger Gang schräg nach oben zu verlaufen. Er war so eng, dass er sich hinlegen und hineinkriechen musste. Dunkel wie es war, hatte er keine Ahnung, wie weit er gehen konnte, dennoch tastete er sich vorsichtig nach vorne. Er musste immer wieder gegen die Wände drücken, um nicht abzurutschen und zurück ins Becken zu fliegen, aber trotzdem gelang es ihm sich Stück für Stück weiter nach oben vorzuarbeiten. Zwischendurch fluchte er einmal erschrocken auf, als ihm etwas über die Hand zu huschen schien. Hoffentlich gab es hier unten keine Ratten. Plötzlich bemerkte er ein schwaches flackerndes Licht, welches das Ende des Tunnels anzukündigen schien. Motiviert davon, bald hier herauszukommen baggerte er weiter vorwärts. Bis sein Kopf endlich aus einem Loch in der Wand herausguckte und er in einen von einer Kerze beleuchteten Raum blickte. Es handelte sich um eine Art Labor. In der Mitte des Raumes stand ein alter Arbeitstisch, auf dem Gläser und Zutaten fein säuberlich sortiert aufgereiht waren. Von den meisten der Zutaten konnte Nuroh nicht genau sagen wofür sie da waren, oder worum es sich überhaupt handelte. Doch viele von ihnen jagten ihm einen Schauer über den Rücken. Organe waren fein säuberlich in Alkohol aufbewahrt, die Hand eines Menschen welche mit Klauen versehen und Fischschuppen übersät war wirkte in dem trübem Alkohol, als würde sie sich noch bewegen. Daneben war ein Glas mit Augen, deren Blick jedoch nichts totes an sich hatte und die den fremden Eindringling, der gerade aus der Wand gekrochen kam wachsam zu beobachten schienen. Auch allerlei Getier, ob nun ausgestopft oder in Alkohol eingelegt, starrte von den Regalen herab. Darunter waren viele Wesen, die er noch nie gesehen hatte, die meisten von ihnen Fischartig, mit Tentakeln und Schuppen, aber auch blassweißen Krallen aus Horn. Einige Wesen, wirkten wie bereits bekannte Tiere, doch vollkommen Abnormal. So fand er Ratten mit Zähnen lang wie Zahnstocher und blutroten Augen. In der Ecke war ein ausgestopfter Hund ohne Fell, dafür mit einer labbrigen Fischhaut und ungewöhnlich langen Hinterbeinen, so als ob er nur auf diesen hätte laufen können. An der Decke hing wie bei einer Jägertrophäe, der Kopf einer Kuh, deren Hörner jedoch Spitz wie Speere, und aus deren Mund statt einer Zunge ein Tentakel hing. Immer mehr Abnormalitäten kamen zum Vorschein, darunter auch Kästen voller lebender Insekten. Darunter ein Wurm, der seinen Kopf mit leidenschaftlich zuckenden Fühlern stets in Richtung des verängstigten Eindringlings, der sich gerade am überlegen war, ob er nicht lieber wieder in seinen Schacht zurückrutschen sollte. Doch Letztenendes gewann seine Neugierde doch die Überhand. Im Raum gab es vier Türen. Nuroh entschied sich spontan für die zu seiner Rechten. Erst als er nach dem Türknauf griff und das Knarzen der schweren Holztür am andren Ende des Raumes hinter ihm hörte, wurde ihm klar wo genau er sich überhaupt befand. Er war direkt in achteckige Gebäude gelangt. Er war direkt im Heim des Fremden. Zitternd drehte er sich um. Die Tür hatte sich nur einen Spaltbreit geöffnet, doch an Weglaufen war nicht mehr zu denken. Nuroh´s Beine zitterten und seine Hand glitt verschwitzt vom der Tür herab. Aus dem Türspalt schob sich eine Leichenblasse knorrige Hand, welche die Tür immer weiter aufstieß. Allmählich war sie weit genug offen, um die Gestalt hinter ihr zu offenbaren. Der Mann hatte seine Kapuze zurückgezogen und schenkte Nuroh ein kaltes grausames Lächeln als er ins Licht der flackernden Kerze trat. Nuro blickte in das Antlitz allen Bösens. Das Gesicht in dem sich Triumph, Hass und die Freude am Leid Anderer spiegelte. Das eines unwahrscheinlich alten Mannes, der aber immer noch mehr körperliche und geistige Kraft besaß, als alle die sich seinem Alter auch nur annähern konnten. Die Stirn wirkte eingefallen und in den Schädel gepresst. Ein Bart, der ihm bis unter den Gürtel reichte und knittrige ungepflegte graue Haare umwucherten sein Gesicht. Die schwarzen Augen betrachteten Nuroh mit dem Blick, mit dem ein Raubtier seine Beute musterte. Dann lachte er, laut auf und begann Nuroh zu erzählen wer er war, mit einer Stimme die jedoch keinem menschlichen Wesen gehören konnte. Eine Stimme wie aus einem langen Rohr. Doch Nuroh, der vor Angst an der Tür hinter sich hinuntersank und auf dem Boden kauernd liegen blieb. Der Fremde erzählte etwas von einem törichten jungen Alchemisten, der ihn besser niemals beschworen hätte. Von dem Mord an dessen Verwanden, den nur wenige überlebt hätten, und wie er sich deren Blut nahm um das Elexier des Lebens zu gewinnen, dass ihn bis heute Jung gehalten hätte. Nun würde sein Körper seit geraumer Zeit verfallen, als er spürte, dass ein letzter Verwanter in das Dorf zurückgekehrt sei. Er freue sich so sehr über sein Erscheinen, er würde nun länger leben können, dank seines Blutes um seine Aufgabe als Wächter weiter fortzusetzen. Sein Tod würde schnell und schmerzhaft sein. Damit hob er die Hand zu einer Wurfbewegung und Nuroh wusste, dass er dem nicht entgehen konnte. Eine Phiole blitzte in der Hand auf, gerade als eine weitere Tür aufgestoßen wurde und seine Freunde in den Raum stürmten. Da warf der Fremde die Flasche und Kohras, der als erstes eintrat stellte sich schützend vor Nuroh. „Du Narr.“ Lachte die Gestalt „Denkt ihr ich würde einen von euch hier entkommen lassen.“ Doch was immer das Fläschen anrichten sollte, es geschah nichts, außer dass Kohras sich langsam in Bewegung setzte und auf den Fremden zumarschierte, dessen hämisches Grinsen völliger Verwunderung wisch. „Das kann nicht sein.“ Rief er erzürnt, „Du solltest dich wie von Höllenfeuern gebraten fühlen und am Schmerz verenden.“ Nichts davon schien den Krieger zu plagen. „Es gibt nur eine Erklärung dafür.“ Schrie er aus. „Du musst über eine Haut verfügen, stärker als jeder Stahl, als jeder Schutzzauber und jede Mauer. Und es gibt nur einen weg diese zu erlangen. Einen den ein Mensch kaum erreichen kann.“ Er machte eine Pause. „Du hast im Blut eines frisch gestorbenen Drachen gebadet.“ Noch bevor er ein weiteres Wort sagen konnte wurde er von Kohras an der Kehle gepackt und zu Boden gezerrt. Stumm starrten sich die Beiden Männer in die Augen und niemand konnte sagen, was sich in ihren Blicken zwischen ihnen abspielte. Doch dann lachte der Alchemist. „So ist das also.“ Er kam aus den kichern nicht mehr heraus. „Na gut, weil ihr euch so viel Mühe gemacht habt will ich euch entsprechend entlohnen, bevor ihr mich tötet. Fünfundvierzig, einundachtzig und dreihundertelf. Dann ertönte ein lautes Knacken und die Leiche plumpste schwer auf dem Boden auf. Der Kopf war einmal auf den Rücken gedreht wie bei einer Eule und grinste mit einem wahnwitzigem Lächeln in den Raum. Man erwartete bereits, dass er sich wieder lauthals lachend erheben würde. Kohras stand langsam auf. Schweigen herschte im Raum als er sich zu seinen Kameraden umdrehte. Sein Hemd war auf der Vorderseite von der Substanz zerfressen und hing nur noch in Fetzen herab, doch die Haut darunter war vollkommen unbeschadet. In seinen Augen war der leere Blick völliger Erschöpfung. Fast schien es als würde er die anderen kaum wahrnehmen. Erst als Sorna ihre Stimme erhob, blickte er auf. „Was war denn das gerade?“ fasste sie für alle die Geschehnisse der letzten Minute zusammen. „Du hättest ihn nicht einfach am Leben lassen können.“ Kohras nickte „Vielleicht, aber er war auch gefährlich.“ Doch Darius sah ihn nur besorgt an. „Nein Bruder, du hast nur die Kontrolle verloren, wie so oft wenn es um Daianus geht.“ „Da hast du Recht. Aber jetzt ist es vorbei.“ Er schaute zu dem Leichnam, beugte sich herab und drehte den Kopf wieder richtig rum. Dann strich er mit der Hand einmal übers Gesicht, so dass der wahnsinnige Ausdruck einem halbwegs normalem friedlicherem wisch. „Aber jetzt können wir uns in Ruhe umsehen was es noch so gibt.“ Immer noch erschüttert von dem was sie gerade gesehen hatten halfen Darius und Sorna dem völlig abwesendem Nuroh auf die Beine und folgten Kohras und Nor´in, die schon vorgingen und die Treppe hinaufstiegen. Sie kamen in einen weiteren Raum, vollgestellt mit Vorräten, von denen einige bereits vergammelt waren. Scheinbar schien der Mann oder was auch immer es war, keinerlei Probleme damit zu haben, für den Menschen unbekömmliche Lebensmittel zu sich zu nehmen. Dann ging eine weitere Wendeltreppe, hoch in den nächsten und wie sich durch die Dachschräge abzeichnete auch letzten Raum des Hauses. Dieser wirkte erst einmal vollkommen Leer. Es waren weder Möbel noch sonstige Gegenstände im Raum gelagert. Bis auf eine kleine Kiste, die verstaubt in einer dunklen Ecke stand. Dann fielen ihnen die Erhebungen auf dem Boden auf. Die eine war eine runde Plattform, in deren Mitte ein rundes Loch eingelassen war. Das andere waren drei runde, im Boden neben der Plattform eingelassene Drehscheiben, mit einem eingeritzten Pfeil, die alle in Richtung des Loches in der Mitte der Plattform zeigten. Darius durchquerte den Raum und kniete sich vor die kleine Kiste. Er öffnete sie und als er hineingriff fand er, wonach sie gesucht hatten. Er drehte sich zur Gruppe um und präsentierte ihnen eine kleine runde Scheibe, in deren Mitte ein Edelstein prangte. Darius, Sorna und Kohras wussten sofort, was sie da vor sich hatten und welchen Zweck dieser Raum erfüllte. Und im Hinblick auf die drei Drehscheiben, die im Boden versunken waren, achten auch die Zahlen die der tote Alchemist ihnen genannt hatte Sinn. Und in ihren Köpfen, malten sie sich bereits aus, was sie wohl demnächst erwarten würde. Die Nacht lag immer noch über dem Dorf als sie aus dem Brunnen ins Gasthaus gekrochen kamen. Der Weinkeller war inzwischen erfüllt von Gestank der toten Körper, die bisher scheinbar noch niemand entdeckt hatte. Kohras hatte sich die Leiche des Alchemisten auf die Schulter geschnallt und marschierte nun mit ihr nach oben. Der Rest folgte ihr. Direkt marschierte er aus dem Gasthaus zum Rand. Als die Dorfbewohner, die Wache hielten ihn mit der Leiche auf dem Rücken sahen verlangten sie zu wissen, was das zu bedeuten habe, doch der Hühne bedeutete ihnen nur still zu sein. „Das werdet ihr noch früh genug erfahren.“ Damit marschierte er direkt auf den Sumpf zu und watete mit der Leiche ins Wasser. Darius machte derweil einige Handzeichen und als er die Hände öffnete stieg eine leuchtende Kugel gen Himmel empor. Kohras stand nun mit knapp über den Knien im Wasser, zog die Leiche von seiner Schulter herunter und warf sie soweit es eben ging ins Moor. Dann marschierte er zurück und zog schon mal sein Schwert. Gerade als er nur noch bis zu den Schenkeln im Wasser stand explodierte die Wasseroberfläche hinter ihm und mit zornigen Schreien erhob sich der Wächter aus dem Sumpf. Rasend vor Wut über den Tot seines Meisters oder Freundes schlug es mit seinen unzähligen Armen ins Wasser und entfachte damit ein Konzert aus zerberstendem Holz, planschendem Wasser und dem tosendem Grölen, das dem Monster entfuhr als es seinen Mund mit den rasiermesserscharfen Zähnen aufriss. Dazu mischten sich noch die entsetzten Schreie der Wachen auf den Palisaden, die panisch die Flucht ergriffen. Das Monster hatte augenblicklich Kohras im Visier und begann sich zu ihm vorzubaggern, indem es seine Arme in den Boden schlug und sich damit nach vorne zog, während die anderen wütend jedes Hindernis beiseite schlugen. Kohras drehte sich erst zu ihm um als er schon fast in Bissweite des Maules war. Dieses riss auf, die Greifarme schlugen auf ihn herab, da stürzte etwas aus dem Dunklen Nachthimmel herab und landete mit einem Fauchen auf dem Wächter, der von der Wucht des Aufpralls laut wimmernd in den Schlamm gedrückt wurde. Dutzende von Armen umschlangen Jerrard, doch nichts schien den tobenden Drachen stoppen zu können. Immer wieder gruben sich Klauen in das Fischartige Fleisch und rissen klaffende Wunden hinein. Dann begann das Inferno. Von Schlangenarmen umschlungen richtete sich sein Hals mühsam nach oben, einmal holte er tief Luft, dann setze ein Strahl aus Flammen den Wächter in Brand. Heulende Schmerzensschreie zerrissen die Nacht und das Monster wälzte sich hin und her im Wasser, um die Flammen loszuwerden. Nun gesellten sich auch Kohras und Darius hinzu. Wütend schlugen sie auf die Tentakeln ein, die Jerrard umschlungen hielten. Doch stets schossen neue aus dem Wasser. Dann versuchte es wütend nach den Beiden Männern zu schlagen. Darius duckte sich unter Wasser, während Kohras sich einfach wegschleudern ließ. Er knallte gegen einen Baum, Holz splitterte, doch er rappelte sich völlig unbeeindruckt wieder auf um seinem Bruder beizustehen, der prustend aus dem Wasser hervorkam und sich die Augen rieb. Die anderen standen am Land und schauten dem Kampf zu. Flammen beleuchteten die Szenerie in der die beiden Bestien miteinander Rangen und die Schemen der Brüder winzig klein wirkend verzweifelt um sich hackten. Das Feuer griff immer weiter um sich und schien den Ganzen See in Flammen zu hüllen. Allen Beobachtern war klar, dass sie bei diesem Kampf der Titanen nichts beizusteuern hatten und so schauten sie nur zu. Dann kam der Moment in dem sich alles entschied. Mehrere Greifarme umwickelten den Hals des Drachen und zogen seinen Kopf in Richtung des gierig geifernden Mundes, der nur darauf wartete den Kopf des Drachen abzutrennen. Die Arme drückten Jerrard den Hals zu und er konnte kein Feuer ausstoßen. Darius sah das Bedrängnis seines Freundes und stürmte verzweifelt nach vorne um sein Schwert in den Hauptkörper zu bohren. Der Wächter schrie vor Schmerz auf und seine Greifarme lockerten sich für nur einen Moment. Doch der genügte. Jerrard schöpfte einmal tief Atem und spie mit einem triumphalen Brüllen einen Feuerstrahl direkt in den Schlund der Bestie, der nur darauf wartete gefüttert zu werden. Mit entsetztem Kreischen ließ das Monster los, drehte sich verzweifelnd hin und her und versuchte noch ins tiefe Wasser zu kommen. Vergebens. Die Flammen brachen überall aus dem Körper heraus und die Kreatur fiel in sich zusammen. Kapitel 7: Die Nacht von damals ------------------------------- Kohras stellte das Bierfass auf der Wiese ab. Die anderen hatten sich Krüge aus der Bahr geholt und so machten sie es sich nun auf der Wiese vorm Gasthaus bequem. Die Sonne ging gerade auf, doch dass dies die wohl schlechteste Zeit für ein Bier war, war im Moment allen herzlich egal. Von den Einwohnern hatte sich seit dem Kampf gegen den Wächter keiner ehr blicken lassen. Der Anblick Jerrards, der ebenfalls bei seinen Freunden auf der Wiese hockte musste sie genug verschreckt haben um sich für die nächste Zeit in ihren Häusern zu verbarrikadieren. Zufrieden goss Kohras sich ein Bier ein und ließ sich auf die Wiese plumpsen. Er, Darius, Nuroh, Sorna, Nor´in und Jerrard saßen gemeinsam in einen Kreis, während Darius sich am Fuß des Drachen anlehnte. Nor´in und Nuroh, die zum ersten mal vom Drachen hörten, starrten Jerrard ungläubig an und konnten das, was Darius und Kohras ihnen erzählt hatten noch nicht so recht glauben. Sorna dagegen war fasziniert von dem Wesen und schielte Jerrard die ganze Zeit von der Seite an. Doch der Drache hatte seit dem Kampf noch kein Wort gesagt als wollte sich erst einmal ein Bild von den Anderen machen. Darius stellte seinen Becher, den er nur mit Wasser gefüllt hatte ab und sah einmal in die Runde. „Ich denke es wird allmählich Zeit, dass wir euch allen erklären, wer genau wir sind, und was unsere Aufgabe ist. Danach könnt ihr entscheiden, was ihr mit diesem Wissen anfangen werdet.“ Er überlegte eine Weile. „Ich denke ich werde in der Nacht anfangen, als der Orden der Drachenreiter ausgelöscht wurde und nur noch ich und mein Bruder übrig geblieben sind.“ Er atmete einmal tief durch. Darius erinnerte sich nie besonders gerne an die jene Nacht. An den Feuerroten Himmel, dem Gestank von verdorrtem Fleisch und den verzweifelten Schreien von Drachen und Reitern. Und für seinen Bruder, der in jener Nacht das wichtigste was ein Reiter besaß verloren hatte, war es noch schlimmer. Bis heute hatte Kohras ihm nie erzählen wollen, was genau sich bei ihm abgespielt hatte und so konnte sich Darius die Sicht seines Bruders auf die Ereignisse nur zusammenreimen. Dann begann er zu erzählen. Es war eine dieser grau schwarzen düsteren Nächte gewesen, in denen jeder nur hoch in den wolkigen Himmel schauen musste und schon das Gefühl hatte, er würde froh sein wenn endlich die ersten Sonnenstrahlen hervorbrachen, um die bedrohliche Düsternis zu vertreiben und ihm zu zeigen, dass er einen weiteren Tag auf dieser Erde verbringen würde. Im Schutz der Nacht, pirschten sie sich an die alte Festungsruine heran. Diese lag auf einem kahlen Felsen inmitten eines kahlen Gebirges voller Spitzer Berge, die unheilverkündend in den Himmel ragten. Die Drachenreiter waren in Drei Abteilungen aufgeteilt. Vorne die erfahrenen und gut ausgebildeten, ihnen folgten jene, die ihre Ausbildung vor noch nicht allzu langer Zeit abgeschlossen hatten und denen man lediglich eine Unterstützende Rolle zugedachte und ganz am Ende kamen jene, die noch in ihrer Ausbildung waren. Die letzte Gruppe landete auf einem Berg gegenüber der Ruine. Etwa fünfundzwanzig Novizen und drei Ausbilder. Die Novizen waren nervös und aufgeregt, ebenso auch ihre Drachen. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, so schnell bei einem echten Einsatz dabei sein zu dürfen. Aber noch war nicht klar, ob sie überhaupt kämpfen würden. Man hatte extra klargestellt, dass sie lediglich als letzte Reserve gedacht waren, sollte man dem Feind nur noch durch pure Überzahl besiegen können. Also warteten sie und starrten zur Feste rüber, wo gut vierzig Reiter damit angefangen hatten den Berg zu umkreisen und zu schauen, ob sie etwas erkennen konnten. Doch nichts schien zu geschehen. Sie waren auf der Suche nach einem Bündnis verschiedener Nekromantengilden, die sich hier in den Bergen eigefunden hatten um mit gemeinsamen Kräften einen Dämon stärker als alle anderen zu beschwören. Darius und Jerrard versuchten von ihrem Platz auf dem Felsen aus, zu erkennen ob sie Kohras und Daianus unter den Reitern finden würden. Doch in dem düsteren Schleier war es unmöglich die Reiter voneinander zu unterscheiden. Nach einer Weile beschlossen fünf der Reiter, aus der Ruine zu landen, um das Innere diese zu erforschen. „Warum glauben die nur, dass wir so viele Reiter brauchen?“ erkundigte sich Jerrard. „Es ist doch nur eine kleine Festungsruine, die Puste sogar ich mit einem Huster weg.“ Darius klopfte ihm auf die Seite. „Mach dir keine Sorgen. Das tun sie nur weil sie nicht wissen, was sie erwartet. Besser zu viele als zu wenig.“ Er erinnerte sich an die Mittagszeit als sie aufgebrochen waren. Sein großer Bruder war so freudig aufgeregt gewesen endlich bei seinem ersten wirklich großem Einsatz dabei sein zu dürfen. Er hatte den ganzen Tag über mit Daianus gescherzt und kurz vor ihrem Abflug hatte er sich noch breit grinsend von seinem vierzehnjährigen Bruder verabschiedet und ihm und Jerrard mitgeteilt, wenn etwas schiefgehen sollte, so sollten sie kommen und ihm den Rücken freihalten. Darius hatte keinen Moment daran gezweifelt, dass für seinen sechs Jahre älteren Bruder alles glatt gehen würde, so freudig wie er war. Doch dieser Ort hatte etwas, dass all seine Zuversicht im eisigen Wind der Berge verwehen ließ. Er starrte hinauf in die Wolkendecke als ob er dort eine Antwort finden würde und musste für einen kurzen Moment stutzen. Es wirkte für einen Moment so als ob sich etwas in der Wolkendecke bewegt hatte. Etwas, dass sicherlich größer als jeder Drache wäre. Doch es verschwand nach einem Augenblinzeln wieder. Dieser Ort machte einen tatsächlich paranoid. Er blickte wieder zu der alten Ruine zurück. Die fünf Drachen hockten noch auf ihr, doch ihre Reiter waren längst im Inneren verschwunden. Nun schien alles angespannt darauf zu warten, dass sie wieder herauskamen und berichten würden was geschehen war. Doch das geschah nicht. Stattdessen entstieg eine Gestalt in einem Umhang der Ruine und stellte sich direkt zwischen die fünf Drachen. Nie würde Darius erfahren, was sich genau auf der Plattform abspielte. Doch zeitgleich brüllten die Drachen Hasserfüllt auf und alle fünf richteten ihre Flammen auf die Gestalt. Eine Feuerkugel hüllte die Ruine ein, doch plötzlich wurde sie kleiner und kleiner, bis sie die Größe eines normalen Balles hatte. Der Fremde in der Mitte schloss beide Hände um die Kugel und es wirkte als wäre er in der Lage das Feuer zu kontrollieren. Dann richtete er die Hände in denen er das Feuer hielt gehen Himmel und ein gewaltiger Flammenstahl schoss hervor, traf auf die Wolken und breitete sich nach allen Seiten hin aus, bis es so schien als würde der Himmel in Flammen stehen. Plötzlich war nichts mehr von der Dunkelheit der Nacht übrig. Alles lag im roten Licht, wie an einem Lagerfeuer. Die Stellung der Drachenreiter im Himmel schwankte, dennoch schafften sie es sich wieder zu fangen und umkreisten in enger werdenden Zirkeln die Festung. Auf dieser tobte ein Kampf zwischen den Drachen und der Gestalt in der Kapuze. Diese bändigte immer wieder das Feuer der Drachen und schleuderte es auf sie zurück. Einem der Drachen war ein Flügel abgerissen und ein anderer hatte eine klaffende Wunde an der Seite. Er versuchte noch Feuer zu speien, rutschte aber mehr und mehr an der Seite der Festung entlang, bis er endgültig den Halt verlor und am Felsen entlang in die Tiefe stürzte. Aus dem Kreis lösten drei weitere Drachen und begannen den Fremden mit anzugreifen. Scheinbar hatte dies auch Erfolg, denn er stellte seine Angriffe ein und konzentrierte sich nur noch auf seine Verteidigung, die darin bestand die Flammen zu bündeln und dann verpuffen zu lassen. Es waren noch mehr als dreißig Reiter in der Luft, diese würden bald auch Angreifen und dann würde nichts sie mehr daran hindern ihren Fein niederzuringen. Doch kaum hatte Darius diesen Gedanken zu Ende gedacht, da rissen die Feuerroten Wolken für einen Moment auseinander und unvergleichliches Entsetzen packte alle Anwesenden. Drei gewaltige Monstrositeten glitten herunter. Jede dieser Kreaturen hatte die Fläche eines Kornfeldes und war auch scheinbar ebenso flach. Wie die herabgefallenen Blätter eines Baumes glitten sie durch die Luft. Sie erinnerten Darius sofort an eine Meereskreatur, von welcher er nur in einem Buch gelesen hatte. Rochen oder so ähnlich nannte man sie. Nur das diese durch die Luft glitten und unbeschreiblich groß waren. Der Schatten den sie warfen schirmte das Schlachtfeld vor dem strahlend roten Himmel ab. Auf der Unterseite der Ungetüme waren schlitzartige Mäuler, die sich vom Kopf bis zum hintersten Teil des Körpers zogen. Mit Entsetzen erkannt Darius, dass diese Mäuler aufschnappten wie Fangnetze und in der Lage waren mehrere Drachen und ihre Reiter zu verschlingen. Die Formation brach nun endgültig zusammen. Alle stoben auseinander um den riesigen Bestien zu entkommen. Doch nicht alle hatten Erfolg. Mindestens vier Reiter konnten den klaffenden Schlünden nicht rechtzeitig ausweichen und verschwanden im Dunkeln. Die Drachen die ausgewichen waren, begannen nun wahllos damit die gleitenden Bestien zu attackieren. Diese legten auf einmal eine erstaunliche Wendigkeit und Schnelligkeit an den Tag. Sie drehten sich in der Luft und verwendeten ihre Schwingen um Drachen in der Luft zu schlagen, aus dem Gleichgewicht zu bringen und sie dann mit dem Mund zu fangen und zu schlucken. Auf den Angreifer auf der Ruine war niemand mehr fokussiert. Und dieser unterstützte seine Verbündeten Bestien tatkräftig mit Feuerstrahlen und hohle erfolgreich mehrere Drachen vom Himmel. Darius geriet in Panik. Er konnte Kohras und Daianus nirgendwo in dem Gemetzel entdecken. „Los! Komm mit.“ Raunte ihm Jerrard zu, so als ob er Darius Gedanken gelesen hätte. Dass musste ihm niemand zweimal sagen. Schnell schwang er sich in den Sattel. Er ignorierte die Entsetzten Ausrufe einer seiner Ausbilder und schwang sich in die Lüfte. Dann hörte er Schreie hinter sich. Ein viertes Monster war direkt über der Gruppe der Novizen auf den Wolken gebrochen und sank nun auf die Plattform herab um alles und jeden der darauf stand unter sich zu begraben oder direkt zu fressen. Panisch rannten alle zu ihren Drachengefährten. Die tapfer auf ihre Reiter warteten, statt einfach davonzufliegen. Doch dann kam die Bestie rasend schnell näher. Zuerst sah Darius nur, wie alle im Schatten verschwanden, dann legte die Bestie sich ganz auf dem Berg nieder und sah aus als ob sie sich dort ausruhen wollte. Von den Novizen hatte Darius nie wieder einen gesehen. Tränen und Schuldgefühl stiegen in ihm hoch, auch Jerrard sagte kein einziges Wort, während sie auf das völlige Chaos vor sich zuflogen. Inzwischen waren gerade mal knapp zwanzig Reiter übrig. Und zehn von ihnen hatten sich ganz weit oben knapp unter der Wolkendecke versammelt um einen gemeinsamen Angriff zu starten. Der Rest schwirrte umher und attackierte wahllos die Riesenbestien. Dann bildete die Zehnergruppe eine Keilformation und stürzte im Sinkflug herab direkt auf die Ruine zu. Sie glitten zwischen zwei der Bestien hindurch, doch einer aus der hinteren Reihe wurde von einem Flügel gestreift und durch die Luft geschleudert. Dann krachte er unten gegen eine Bergwand welche von einer Blutfontäne rotgespritzt wurde. Der Rest aber schafte es zur Ruine. Alle Drachen holten gleichzeitig tief Luft. Der Fremde versuchte verzweifelt ihre Formation durch Flammenschüsse ins Wanken zu bringen. Jedoch erfolglos. Neun Flammenstähle trafen ihn gleichzeitig und ließen die Ruine in einem Flammenmeer explodieren. So verherrend der Einschlag für ihren Feind sein musste, so sehr war er auch für sie. Die Explosion riss die Formation auseinander. Viele konnten nicht länger rechtzeitig Abdrehen, trudelten du stürzten hinab oder schafften es nicht mehr rechtzeitig wieder hochzufliegen und krachten direkt in den Berg. Dann sah Darius Kohras. Er hatte sich an Daianus festgekrallt, der keine Kontrolle mehr hatte und in Richtung Fuß des Berges trudelte. Verzweifelt schlug er mit nur noch einem Flügel, der andere hing gebrochen zur Seite um Die Landung so sicher wie möglich zu gestalten. Darius jagte den nach unten den beiden hinterher, doch noch bevor er auch nur in die Nähe kam, schob sich ihm etwas in den Weg. Das vierte Biest hatte sich scheinbar wieder erhoben und wollte sich der Schlacht anschließen. Jerrard versuchte noch verzweifelt abzubremsen, prallte dann jedoch mit voller Wucht gegen einen Flügel. Jerrard versuchte sich festzukrallen, doch vergeblich. Das Ding war mit einer massiven glitschigen Schuppenhaut ausgestatten und so rutschten sie einfach nur ab. Darius umklammerte panisch den Sattel und presste sich eng an Jerrard dran, während dieser sich zu fangen versuchte. Doch durch den Aufprall mit der Bestie, war er der Ohnmacht nahe und so schlug er nur verzweifelt mit den Flügeln, bis sie unsanft am Boden aufkamen, Darius abgeworfen wurde, er durch die Luft flog und dann das Bewusstsein verlor. Stöhnend, nach er wußte nicht wie langer Zeit, richtete er sich wieder auf und sah sich um. Einige Meter neben ihm lag Jerrard, der ebenfalls das Bewusstsein verloren hatte, aber scheinbar nicht ernsthaft verletzt war. Der Himmel war nun in einem leichten Orange gefärbt. Die Sonne ging allmählich über den Bergen auf. Langsam erhob er sich, jeder einzelne Knochen fühlte sich an als würde er gleich zerbersten. Er war ja auch auf rauem Geröll gelandet. Als er sich umsah stockte ihm der Atem. Die Leichen der Drachen und Reiter waren überall auf dem Berghang verteilt. Viele der toten Körper waren von dem harten Aufprall aufgeplatzt und zerfetzt. Von vielen fehlte wiederum jede Spur, vermutlich waren sie für immer im Magen der Bestien verschwunden. Dann fiel ihm wieder ein, weswegen er hier war und verzweifelt rannte er umher und rief nach Kohras und Daianus. Doch niemand antwortete ihm. Er überlegte, wo er die beiden hatte runterstürzen sehen und kam zu dem Schluss, dass sie wohl am ehesten über ihm auf dem Berghang gelandet sein mussten. Also machte er sich an den Aufstieg, obwohl sein ganzer Körper protestierte. Er kam nur sehr mühselig voran. Wann immer er einen Schritt nach oben tat, rutschte er auf dem Schotter ab und wurde wieder zurückgezerrt. Als er dann zu der Höhe kam wo er die beiden vermutete stellte er sich auf einen Felsen und sah sich um. Er brauchte eine Weile, doch dann erkannte er den staubbedeckten Rücken eines Drachen. Plötzlich hatte er wieder genug Energie um sich zu beeilen. Hecktisch rutschte er vom Felsen herunter und lief zu dem Drachen herüber. Schnell erkannte er das Schwarz rötliche Muster von Daianus. Als er ihn umrundete stockte ihm der Atem. Daianus Bauch war aufgeschlitzt und Blut floss in heraus. In diesem lag sein Bruder. Ob tot oder nur bewusstlos konnte Darius nicht sagen. Kohras lag in einer kleinen Mulde, die sich wie ein Badezuber mit dem Blut des Drachen füllte. Er wollte losrennen und seinen Bruder wachrütteln, doch dann sah er etwas, nur wenige Meter entfernt von den beiden. Dort lag ein weiterer Leichnam, gehüllt in einen Kapuzenmantel. Er wußte sofort wer dies gewesen sein musste. Die Explosion der Ruine musste ihn bis hierher geschleudert haben. Vorsichtig näherte er sich der Gestalt, deren Kopf immer noch durch die Kapuze versteckt war. Sie regte sich nicht, also hatten sie tatsächlich Erfolg gehabt, diesen Dämon zu töten. Er packte die Kapuze und riss sie zurück. Darunter kam ein verbranntes Gesicht zu Vorschein, das im Schmerz verzerrt war. Aus den Seiten ragten Hörner, wie bei einer Ziege und er glaubte hier und da Schuppen in der Haut zu erkennen. Langsam ließ er das Schwert aus der Scheide gleiten, hob es hoch und stieß es auf den Kopf des Dämons. Wieder und wieder stieß er zu, bis von dem grauenhaftem Antlitz nicht viel mehr als eine Paste aus Knochen, Blut und Gehirnmasse übrig war. Dann wandte er sich zu seinem Bruder um und stolperte auf ihn zu. Kurz davor selbst erneut das Bewusstsein zu verlieren. Darius stellte seinen Becher ins Grass zurück. „Denn Rest könnt ihr euch sicher denken. Wir hörten nie wieder etwas von unseren Kameraden. Wie sich das Drachenblut auf Kohras auswirkte fanden wir erst später durch Zufall heraus.“ „Also ist Kohras unsterblich?“ fragte Nuroh ungläubig. „Nein, so weit geht es auch wieder nicht.“ Winkte Darius ab, da erhob Kohras das Wort. „Das Blut von Daianus hat meine Haut stärker gemacht als jeden Drachenpanzer. Klingen, Äxte, Klauen und Zähne gleiten einfach an ihr ab. Aber dennoch bin ich nicht zwingend gegen Magie gefeilt, oder auch Gift oder das Altern. Auch weiß ich nicht, ob es nicht doch auch eine Grenze gibt. Wenn ich mich aus einer Meile Höhe von Jerrard fallen lassen würde, könnte es sein, das auch meine Haut mich nicht mehr retten wird.“ Nun, das war schon mal eine ganze Menge Schutz. Doch Sorna dachte schon nach wie es weitergehen würde. „Also, was habt ihr nun vor zu tun?“ Im Grunde lag es doch auf der Hand. „Wir werden, dass tun wozu der besessene Alchemist uns aufgefordert hat. Wir werden den Schlüssel und das Portal benutzen und zu dem Ort reißen, den er uns genannt hat.“ „Und ihr glaubt, er hat euch die Wahrheit gesagt.“ Das ihr Feind ihnen kurz vor seinem Tod einen echten Hinweis geben sollte. Doch Darius und Kohras schienen es wirklich ernst zu meinen. „Ich glaube tatsächlich nicht, dass er das getan hat. Diese Dämonen besitzen einen gewissen Stolz. Eine simple Lüge würde nicht zu ihnen passen.“ „Außerdem…“ fügte Kohras an. „Ist es der einzige Hinweis den wir haben. Ansonsten können wir auch gleich wieder zehn Jahre im Dunkeln tappen.“ Damit hatte er wohl den Punkt ausgesprochen, der für ihn und Darius am wichtigsten war und wegen dem an dieser Entscheidung nichts mehr gerüttelt würde. Beide hatten ihr Leben lang nach einem Weg gesucht, den Dämonen ernsthaft Schaden zuzufügen und eine Möglichkeit lag im finden und zerstören der Schlüssel, welche es für sie unmöglich machen würde in großer Zahl in diese Welt einzudringen. „Ach ja.“ Fügte die Zwergin hinzu. „Wie wollt ihr denn Bitte euren Drachen durch das Portal bekommen? Ihr könnt ihn wohl kaum durch den Tunnel mit in die Ruinen nehmen.“ Jerrard blickte ein wenig beleidigt drein. „Sehe ich etwa aus wie das Haustier der beiden?“ Nor´in sah auf und senkte dann den Kopf. „Verzeiht Jerrard, ich vergaß, dass Drachen mehr als nur Tiere sind.“ Davon war Jerrard erstmal besänftigt, aber dennoch fiel ihm auf, dass an dem Einwand durchaus etwas dran war. Also sahen alle Darius an. „Keine Sorge. Ich habe mir auch schon darüber Gedanken gemacht, die Lösung ist aber recht einfach. Ich denke ich muss dich Jerrard, darum bitten dich bis zum Gebäude durch zu buddeln und dann das Dach einzureißen. Da das Gebäude sehr hoch gebaut ist, sollte das Loch dafür nicht allzu hoch sein. Das Portal liegt in der Mitte der Anlage, also genau in der Mitte zwischen den beiden Türmen, die uns bekannt sind. Und dann liegt es auch im obersten Stockwerk.“ Damit waren alle einverstanden, nur Jerrard wirkte nicht besonders begeistert, bei dem Gedanken, als edles Wesen der Lüfte, den ganzen Tag im Dreck schaufeln zu dürfen. „Ihr wisst doch hoffentlich, dass ich euch begleiten werde.“ Meldete sich Sorna erneut zu Wort und Darius lächelte. „Ich habe bereits damit gerechnet meinte er.“ Dann meinte zu aller Überraschung auch Nuroh „Wäre es in Ordnung für euch, falls ich mitkomme?“ „Warum das denn?“ Darius war verblüfft, offenbar musste den Jungspund die Abenteuerlust gepackt haben. „Wie ihr wisst bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Ich hege ja noch die Hoffnung im Labor ein Heilmittel zu finden. Sollte es aber keines geben ist meine einzige Hoffnung in einem anderen Land ein Heilmittel zu finden. Möglicherweise haben wir ja Glück und der Ort wohin das Portal uns bringt, ist einer an dem die Menschen wissen, wie man mich von meinem Fluch befreit.“ Darius nickte. Er würde dem Jungen auf keinem Fall eine seiner letzten Chancen sein Leben zu retten nicht nehmen. „Ist gut, wir helfen dir nachher noch dabei, dass Labor zu durchkämmen.“ Nuroh strahlte. Scheinbar, war es doch auch ein guter Batzen Abenteuerlust. Dachte Darius bei sich. Nun blickten alle zu Nor´in. Welche in Gedanken versunken war. Dann blickte sie auf. „Nachdem ich auf dieser Reise so viele Menschen verloren habe, bleibt mir nicht mehr viel was ich tun kann. Das einzige, was mir noch bleibt, ist den Weg weiterzugehen, den ihr mir aufgezeigt habt.“ Alle waren einverstanden und erhoben sich. Darius schaute in die Runde. „Wir brechen noch heute Abend auf. Packt nur ein, was auch wirklich notwendig ist, darunter auch Proviant. Wir wissen nicht, wann wir das nächste Mal die Möglichkeit haben etwas zu Essen zu bekommen.“ Über der Erde dürfte bald die Nacht hereinbrechen, als die Gruppe im Labor des toten Alchemisten herumlungerte oder eifrig die Regale und Schriftrollen durchkämmte. Doch erfolglos. Nirgendwo war auch nur ein Wort niedergeschrieben über den Fluch der Nuroh belastete. Kohras kam gerade die Treppe herunter. „Und?“ fragte Darius. „Man hört ihn bereits eifrig schaben, nicht mehr lange dann hat er das Dach erreicht und muss nur noch durchbrechen.“ „Wir sind auch so gut wie fertig.“ Meinte Nuroh. „Das hier ist die letzte Schriftrolle.“ Er überflog sie und legte dann auch diese beiseite. Darius fiel auf, wie gefasst Nuroh doch wirkte, für einen Menschen, der eine seiner größten Überlebenschancen verloren hatte. Aber er wirkte wie jemand, der sich mit dem Tod bereits abgefunden hatte. Dann hörte man oben ein lautes Krachen und Jerrard rief herunter sie sollten doch endlich hochkommen. Jeder packte seinen Rucksack und sie stiegen die Treppe hinauf. Die Decke war aufgerissen, und so blickten sie nach oben in den rötlichen Sonnenuntergangshimmel. Darius holte den Schlüssel heraus, ging zu den drei Drehscheiben und stellte die Zahlenkombination ein. Von links nach rechts ging er die Scheiben entlang. Fünfundvierzig, einundachtzig und dreihundertelf. Dann ging er in Die Mitte der Plattform. „Ich werde zuerst einmal alleine vorgehen um zu schauen ob die Lage sicher ist.“ Dann bückte er sich und steckte den Schlüssel in das Loch in die Mitte. Einen Lidschlag später war er verschwunden. Er musste erst die Augen zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden. Auch wurde im schwindelig durch den plötzlichen Temperaturwechsel. Nach einer Weile konnte er die Augen wieder öffnen und sah, dass er auf einem Hügel inmitten einer warmen und freundlichen Hügellandschaft stand. Das Land wirkte eher kahl, ein paar kleine Bäume und trockene Sträucher mal abgesehen. Die Felsen waren von heller Farbe und reflektierten das Sonnenlicht, so dass er stets geblendet wurde. Sehr weit konnte er nicht schauen, da immer wieder Hügel im Weg standen, dann betrachtete er seine nähere Umgebung. Die Plattform war direkt unter freiem Himmel auf dem Hügel errichtet. Nicht mehr als eine runde Steinplatte mit einem Loch für den Schlüssel drinnen. Dann fiel ihm auf, dass es auch keine Drehscheiben für die Koordinaten gab. Er überlegte einen Moment, wenn er den Schlüssel in das Loch stecken würde, würde er dann wirklich am Richtigen Ort wieder rauskommen. Doch schnell wurde ihm klar, dass er gar keine andere Wahl hatte. Also ging er das Wagnis ein. Er legte den Schlüssel wieder in das Loch. Das Gefühl der Reise, war wie in einen kalten Wasserfall gestoßen zu werden. Magie, so stark wie er sie noch nie zuvor gespürt hatte. Allerlei Farben rauchten um ihn herum, dies aber auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann stand er wieder auf der Plattform in Mooringheim. Seine Kameraden starrten ihn an und er lächelte zurück. „Alles gut. Wir können uns auf den Weg machen.“ Kapitel 8: Ankunft ------------------ Die Sonne ging über der trockenen weitläufigen Landschaft unter, als Nor´in und Kohras die Lagervorbereitungen beendeten. Seit sie das Portal durchquert hatten war gerade mal ein Tag vergangen, doch Dank Jerrard hatten sie in dieser kurzen Zeit eine erstaunliche Strecke zurückgelegt. Sie waren einfach rein zufällig in eine Richtung aufgebrochen, da sie ansonsten keinerlei Anhaltspunkte hatten, wohin sie gehen sollten und beschlossen, sollten sie drei Tage lang in diese Richtung fliegen, ohne etwas zu finden, was weiterer Aufmerksamkeit bedarf, so würden sie sich wieder auf den Rückweg machen und in anderer Richtung weitersuchen. Es wäre gelogen, zu sagen, dass die bisherige Reise ein Genuss war. Zumindest für Nor´in und Nuroh. Beiden war beim Fliegen Speiübel geworden, doch während sie vorausschauenderweise aufs Frühstück verzichtet hatte, hatte Nuroh nicht an sich halten können und einen erbosten Blick von Jerrard erhalten, für die beschmutzen Schuppen. Leider konnte Jerrard sie nicht alle fünf tragen, weshalb sie sich stets in zwei Gruppen einteilten, die Abwechselnd geflogen wurden. Es war nun schon eine Weile her, das Drache wieder zurückgeflogen war und so hatten Sie und Kohras genug Zeit gehabt, Zelte aufzuschlagen, und genug trockenes Geäst zu finden um ein hoffentlich lange brennendes Feuer zu errichten. Sollte ihnen das nicht gelingen, meinte Kohras, könnten sie ja Jerrard als Küchenchef engagieren. Nun lag Kohras in einer Ecke herum und kaute auf einem zähen Stück rohen Fleisches herum. Jerrard hatte unterwegs noch zwei Fuchsartige Tiere fangen können, die sie wohl als Hauptmahlzeit zu sich nehmen würden. Nur fragte sich Nor´in, was der gewaltige Drache wohl futtern würde. Sie schaute in die Sonne, die im Begriff war hinter einer weit entfernten Gebirgskette zu verschwinden, die sie wohl morgen überqueren würden. Erstmals seit ihre Kameraden im Moor versunken waren, hatte sie wirklich die Möglichkeit über das nachzudenken, was passiert war. Davor war sie noch abgelenkt, von Geschehnissen rund um Dämonen, Drachen, uralten Reichen und anderen Mythen, von welchen sie, seit ihre Mutter ihr Märchen am Kinderbett erzählt hatte nichts mehr gehört hatte. Doch nun überkamen sie all die Fragen, die sich jemand stellen musste, dessen altes Leben in einem einzigem Augenblick vernichtet worden war. Ihr wurde klar, dass die Verwanden ihrer Kameraden wohl niemals erfahren würden, was eigentlich geschehen war. Auch ihre Eltern würden es nicht wissen, aber noch würden einige Jahre vergehen, bis sie bemerken würden, dass ihre Tochter, die stets auf langen Reisen unterwegs war überhaupt verschwunden war. Noch hätte sie die Möglichkeit umzukehren, sie könnte einfach Darius und Jerrard bitten, mit ihr zum Portal zurückzufliegen und sie nach Mooringheim zu schicken. Doch dann wäre sie wieder alleine, in einer Welt, wo ihr das Leben, das sie sich aufgebaut hatte genommen worden war. Sie war doch nur mitgekommen um genau das nicht einsehen zu müssen. Weil es hier etwas gab, das sie von all dem Ablenkte, damit sie nicht alleine dastand ohne eine Ahnung was sie zu tun hätte. Fast hätte sie lachen können. Von allen Möglichkeiten, sich alleine durchzuschlagen, zu ihren Eltern zurückzukehren oder eine andere Zwergengruppe zu suchen, war die Sache, die ihr am naheliegendsten vorgekommen war, sich zwei Dämonenjägern und deren Gefolgschaft anzuschließen. Und es war auch der beste Weg gewesen um nicht an das denken zu müssen was passiert war. Als sie nun in die Sonne starrte stiegen all diese Gedanken und Tränen in ihr hoch und am liebsten wäre es ihr, irgendein Fischmonster würde auf sie zukommen und sie wüßte endlich wieder was zu tun wäre. Doch dann wurde ihr klar, dass sie gar nicht die einzige war, die diesen Schmerz kannte. „Du Kohras.“ Der Dämonenjäger, der mit dem Kopf auf einem Stein in den letzten Sonnenstrahlen gelegen hatte richtete sich auf und schaute zu ihr hinüber, während er den Fleischklumpen ausspuckte. „Wie war es eigentlich für euch drei, nachdem die anderen Drachenjägergetötet wurden?“ „Suppi.“ Meinte dieser scherzhaft, obwohl es nicht ganz so rüberkam, da er völlig ernst dreinschaute. Nor´in schaute ihn nur weiter an, bis er seufzte und anfing zu erzählen. „Am Anfang, haben wir nur das nötigste gemacht. Wir haben unsere Wunden versorgt, uns einen Versteck gesucht, wo wir mehrere Tage lang gelebt haben. Doch dann wurde uns sehr schnell klar, dass wir so nicht lange weitermachen konnten, also haben wir das getan, worauf unser Leben seit wir Kinder waren ausgerichtet war. Die Wesen, die unsere Kameraden töteten zu jagen und zu vernichten.“ „Also habt ihr euch an Rache festgehalten.“ Kohras schüttelte den Kopf. „Weder Jerrard, Darius noch ich sind von Rachegedanken erfüllt. Darius und Jerrard glauben, dass diese Wesen wie Tiere sind, die nur aus einem Instinkt heraus den Menschen schaden. Ich denke, dass da jedoch mehr hintersteckt.“ Er nahm ein weiteres Stück Fleisch aus dem Beutel und begann darauf herumzukauen. „Jedenfalls, war der Hauptgrund gewesen, dass es das einzige war, was wir kannten und wir nicht bereit waren alles hinzuschmeißen um etwas zu tun wofür wir nicht gemacht worden waren. Auch wenn wir immer gerne eingeredet haben, wir täten es um den Stolz unseres Ordens hochzuhalten.“ Er sah Nor´in an. Weißt du eigentlich schon, was du nun machen willst. Oder möchtest du uns ewig begleiten.“ Nor´in schüttelte den Kopf. „Wer weiß, vielleicht begleite ich euch ja bis an mein Lebensende.“ Dann wurde auf einmal Staub aufgewirbelt, und Jerrard stieg über ihnen zum Boden herab. Nuroh lag erstmal vollkommen flach. Als er von Jerrard herabgestiegen war, hatte er sich einfach nur zu Boden fallen lassen und machte den Eindruck, als ob er noch eine ganze Weile dort liegen bleiben wollte. In der Zwischenzeit hatte Jerrard die trockenen Äste entzündet und sie hatten angefangen die Füchse zu braten. Jerrard hatte noch drei weitere und eine Bergziege gefangen, die ihm als weiteres Abendessen dienen würden. Mit einigen Gewürzen, die sie aus dem Gasthaus hatten mitgehen lassen gelang es ihnen das Fleisch schmackhaft zuzubereiten und so dauerte es nicht lange, bis sich eine wohlige Lagerfeueratmosphäre breit machte. Scheinbar fiel nun von allen der Stress ab, den sie die letzten Tage und Stunden mit sich herumgetragen hatten. Kohras meckerte, dass sie kein Bier mitgenommen hatten, erzählte aber Nuroh als dieser ihn darum bat, weitere Geschichten von ihren Reisen als Dämonenjäger, obwohl Nor´in die gespannt mitlauschte schätzte, das die meisten Sachen erstunken und erlogen waren. Darius, Jerrard und Sorna waren auch in Gespräche vertieft, wobei Sorna recht aufgeregt schien, einmal mit einem Drachen sprechen zu können. Doch nach einer Weile wurden sie alle müde und beschlossen, dass es Zeit wäre sich hinzulegen. Worüber Nor´in recht froh war, da Kohras dem großäugigem Nuroh einige Fremdscham hervorrufende Geschichten zu erzählen begann, wie er und sein Bruder ihre Geschick als Krieger zu nutzen um die Töchter reicher Adeliger zu befreien, die sich auch entsprechend bedankten. Als sie unter der Zeltplane waren, mussten sie nur die Augen schließen und waren sofort eingeschlafen. Der nächste Tag begann mit einem schnellen Frühstück, bestehend aus den Resten des gestrigen Tages. Irgendwie waren alle aufgedreht, nachdem sie lange und ausgiebig geschlafen hatten, und wollten sich so schnell wie nur irgend möglich auf den Weg machen, um endlich zu erfahren, ob ihre Reise irgendwelche weiteren Erfolge für sie bereithielt. So beschlossen sie, dass zuerst Kohras, Nuroh und Nor´in über die Berge fliegen, und Jerrard dann zurückkommen würde um auch Darius und Sorna abzuholen. Nor´in und Nuroh waren sich wohl beide einig, den schrecklichen Flug, so schnell wie irgend möglich hinter sich zu bringen. Also machten sie erst einen kleinen Verdauungsspaziergang, bevor sie sich das schlimmste ahnend auf den Rücken des Drachen schwangen. Zurück blieben Sorna und Darius, die sich daran machten, dass Lager abzubauen. Als sie fertig waren, legten setzten beide sich in den Schatten eines Felsens und warteten darauf, dass Jerrard kommen und sie abholen würde. „Sag mal, Sorna.“ Fing Darius an als sie sich niederließen. „Was hast du eigentlich gemacht, bevor wir uns im Gasthaus trafen.“ „Tatsächlich bisher noch gar nichts. Das hier sollte meine erste Bewährungsreise sein. Zuvor habe ich nur meine Ausbildung beendet.“ Darius zog die Augenbraue hoch. „Sagtest du nicht du wärest zweihundertdreizehn Jahre alt.“ Sorna lachte. „Sehen wir Elfen für dich so aus als ob wir es eilig hätten. Wir lernen erst dreißig Jahre auf Strohpuppen zu schlagen und zu schießen, bevor wir auch nur auf ein lebendes Wesen kämpfen und dann kommen hundertfünfzig Jahre weiteren harten Trainings, bis wir unsere Prüfung ablegen und danach die Welt bereisen dürfen. Unser Volk ist sehr darauf bedacht, dass ihre Söldner ihnen keine Schande machen.“ Darius starrte sie ungläubig an. Das waren fünf Leben eines Menschenkriegers, alleine für die Ausbildung. Kein Wunder, dass sie dermaßen gut darin war, die Tentakeln des Monsters abzuschießen. Sorna flunkerte ihn belustigt an, als sie sein erstauntes Gesicht sah. „Willst du es auf einen Probekampf ankommen lassen. „ Er wollte unbedingt, also erhoben sie sich wieder, legten beide ihre Schwertgurte an und positionierten sich einander gegenüber mit etwa vier Schritten Abstand. Dann gingen sie beide in eine Position, aus der heraus sie schnell ziehen konnten. Für einen Moment schauten sie einander nur in die Augen, dann meinte Darius „Los.“ Obwohl er wusste wann er das Signal geben würde, hatte Sorna ihre Hände schneller an der Klinge. Gleichzeitig während sie zog, machte sie drei große Schritte nach vorne und stand direkt vor Darius. Dieser hatte gerade noch genug Zeit seine Klinge zu ziehen und das Kurzschwert welches in Form eines kurzen Blitzes im Sonnenlicht von rechts kam abzuwehren, als dann jedoch auch das von links dazukam, musste er sich eingestehen, dass er keine Chance mehr hatte. Der kalte Stahl legte sich an seinen Hals und beide verharrten in dieser Position. Grinsend ließ Sorna ihre Klingen einfahren, während Darius angespannt die Luft entweischen ließ. Irgendwie pikierte es ihn schon, das er als Drachenreiter so einfach zu besiegen gewesen war, für eine Dunkelelfe, die nach Verhältnissen ihres Volkes noch eine blutige Anfängerin war. Aber jetzt wo sie schonmal alleine hier warten mussten, konnte er ja auch das Beste aus der Situation machen. „Sorna, wäre es für dich in Ordnung, wenn du mich unterrichten würdest.“ Sorna kicherte in sich hinein. „Wer hätte gedacht, dass ich irgendwann einmal als Ausbilderin für einen Drachenreiter fungieren soll. Was ist nur aus den alten Legenden geworden.“ „Ich kann gerne noch Jerrard dazuholen, dann können wir ja nachprüfen was wir noch draufhaben.“ „Der würde mir doch nichts antun, so gut wie wir uns bisher verstanden haben.“ Jetzt war es an Darius zu lachen. „Stimmt so wie du ihn die ganze Zeit schöne Augen gemacht hast, würde er deine Gesellschaft sicher sehr vermissen. Am Ende verbündet ihr euch noch gegen mich.“ Sorna hatte dem Drachen auf ihrer Reise bisher in der Tat stets bewundernd angestarrt und wirkte aufgeregt bei jedem einzelnen Flügelschlag und Atemzug, den Jerrard tat. „Haben Drachen für euch irgendeine besondere Bedeutung.“ Sorna nickte. „Für unser Volk gilt es oftmals als Schande, dass die Drachen sich lieber mit den Menschen als mit uns verbündet haben. Warum sie das taten weiß ich selber nicht, aber wenn ich mir Jerrard so anschaue, dann hat er tatsächlich mehr mit dem wankelmütigem Gemüt der Menschen gemein, als mit dem ruhigen und ausgeglichenem der Elfenvölker. Ich hatte mir einen Drachen etwas mehr…“ sie überlegte nach dem richtigen Wort. „würdevoller vorgestellt.“ „Na, dass er sich dann auf dem Weg andauernd über Nuroh´s Mageninhalt auf seinen wunderbaren Schuppen geärgert hatte, dürfte dem Bild wohl einen Dämpfer verpasst haben.“ Bei der Erinnerung, und das panische Gesicht Nurohs mussten beide lächeln. Dann aber kam Sorna schwungvoll wieder auf die Beine. „Also dann, legen wir los. Als erstes solltest du anfangen zu lernen schneller dein Schwert zu schwingen und zu reagieren.“ In den darauffolgenden Stunden taten sie nichts anderes außer, dass Darius mit dem Schwert verschiedene Bewegungen in der Luft ausführte, während Sorna ihn immer wieder mit einzelnen Schlägen oder Kombos angriff, während er diese zu blocken versuchte. Dabei war klar, dass Sorna sich sehr in ihrem Tempo zurückhielt. Zwischendurch hob sie immer wieder die Hand und er musste sagen wie viele Finger sie hochhielt und dass so schnell wie möglich. Dabei wirkte sie jedoch nie besonders zufrieden mit seiner Reaktionszeit. Dies ging eine Weile so weiter, bis Darius zu seiner Erleichterung Flügelschläge hörte. Seine Arme waren völlig ausgebrannt und er wollte nur noch eine ihrer Wasserflaschen leertrinken, was er auch sofort tat, während Jerrard neben ihnen landete. „Hat ja lange gedauert mein Alter.“ moserte er rum. „Entschuldige, aber ich musste zweimal zum Waschen anhalten, will zwei Personen einfach nicht an sich halten konnten. Und außerdem, weil ich am Ende die Aussicht bewundern musste.“ Letzteres sagte er in einem bedeutungsvollem Tonfall, so dass Darius und Sorna ihn um Erklärung bittend ansahen. „Aber das werdet ihr ebenfalls sehen sobald wir da sind. Ich denke aber wir haben das Ziel unserer Reise erreicht.“ Eilig verstauten Sorna und Darius ihre Sachen und luden sie bei Jerrard auf. Unterwegs versuchten sie Jerrard noch zu entlocken, was er denn gesehen habe, allerdings vergeblich. Der Drache musste sich schon den ganzen Weg hierher darauf gefreut haben, sie damit zu überraschen und die Spannung so hoch aufzubauen wie möglich in dem er immer wieder betonte, so etwas hätten sie noch nie gesehen. Als sie die Berge überquerten, zogen dichtere Wolken über dem Himmel auf. Keine Sturmwolken, aber dichte weiße Wollberge. Dann ging Jerrard runter und sie landeten auf einem Felsvorsprung, auf der anderen Seite der Berge. Dort standen auch schon ihre anderen Kameraden, die in die Ebene hinabblickten oder in die Wolken. Vor ihnen lag eine mit Äckern und Siedlungen durchzogene weite Landschaft. Vertrocknete Nadelwälder erstreckten sich entlang Berge. Wer immer dort lebte, würde ihnen vielleicht zumindest einen Anhaltspunkt liefern, wie ihre Mission von hier an aussuchen würden. „Wooohohooooo.“ Spöttelte Sorna und klatschte Jerrard auf die Flanke. „Also da hast du uns ja echt eine Überraschung geliefert. Ein paar trockene Äcker und zusammengebastelte Strohhütten. Ich spring gleich den Berg herunter vor Begeisterung.“ Doch Darius bemerkte die Ernsthaftigkeit in den Blicken seiner Kameraden die schon länger hier waren und sah, das mitten Im Tal ein gewaltiger Krater lag, so als ob dort gewaltige Felsblöcke herausgenommen worden wären. Dann kahm ein plötzlicher Wind auf und er musste sich die Haare aus dem Gesicht streichen. Die Wolken wurden beiseite gerissen und er sah ganz deutlich wovon Jerrard gesprochen hatte. Er hatte lediglich damit falsch gelegen, als er meinte, so etwas hätten sie noch nie gesehen. Ein einziges Mal hatte er so etwas schon einmal erblickt. Nur verschlug es ihm den Atem als er es nun in Wirklichkeit zu sehen bekam. Er kannte diesen Anblick von einem Wandgemälde aus den Ruinen in Mooringheim. Doch nun starrte er voller Unglauben, auf die weiße Stadt im Himmel, die hinter den Wolken zum Vorschein kam. Kapitel 9: Hinauf in die Wolken ------------------------------- Sie stiegen hinab in die Ebene. Beschlossen hatten sie, dass Jerrard lieber oben in den Bergen warten sollte, bis sie genauer wussten, wie die Situation in der sein würde. Ihr erstes Ziel war ein kleiner Hof, der leicht abseits aller Siedlungen lag. Zuerst einmal mussten sie einige Einwohner treffen und ausfragen, bevor sie damit beginnen würden sich in die Siedlungen zu begeben, wo man sie möglicherweise nicht willkommen heißen würde. Auf ihrem Weg stolperte jeder von ihnen mehrfach, da keiner seinen Blick auf den Weg, sondern stets auf den monströsen Felsbrocken in der Luft über ihnen richtete. Die Wolken hatten sich endgültig verzogen und gaben den Blick auf eine Vielzahl weißer Bauten frei. Ein jeder von ihnen prächtig genug um in ihrer Heimat einem König als Palast zu dienen. Die Dörfer und Höfe auf die sie zumarschierten, waren dagegen aus schlichtem grauem Stein und mit Strohdächern erbaut. Nichts wirkte so, als ob es irgendeine Verbindung zu der Prachtvollen Stadt darüber hätte. Sie erreichten das erste Kornfeld, nahe des Hofes. Der Weizen war in seinen besten Tagen und bis zu Ernte würden wohl nur noch wenige Tage vergehen. Darius war überrascht, dass in dieser Hitze die Ernte so gut gedeihen konnte. Plötzlich bemerkte er ein Rascheln vor ihnen und eine kleine Gestalt rannte in Richtung Hütte des Hofes. Offenbar hatte sich ein Kind im Kornfeld versteckt und lief vor ihnen weg. „Hey.“ Rief Darius ihm nach in der Hoffnung es zu beruhigen „Ihr müsst euch keine Sorgen machen, wir haben keine Gewalt im Sinn.“ „Sagt ein Typ der mit einem Haufen Bewaffneter im Rücken durchs Feld geschlichen kommt.“ Schnaubte Kohras amüsiert. Darius sah ein, dass das Kind kaum zu beruhigen sein würde und sie nur hoffen konnten, dass die Eltern und Besitzer des Hofes gelassener reagieren würden. Als sie vor der Hütte ankamen fanden sie eine angelehnte Tür vor. Darius klopfte an den Türrahmen und man hörte Schritte näher heranschlurfen. Dann schwang die Tür auf und ein kräftig gebauter Mann stand in der Tür. Hinter ihm stand ein kleiner Junge, der die fünf Neuankömmlinge misstrauisch beäugte. Er zeigte mit dem Finger auf die Gruppe. „Das sind sie, aber ich dachte es wären vier, die Zwergin habe ich im Kornfeld nicht gesehen.“ Sorna prustete los, währen Nor´in einen Gesichtsausdruck annahm, als ob sie gerade in gammeliges Brot gebissen hätte. „Ist schon gut Sohn.“ Meinte der Mann, geh zurück ins Haus. Der Junge drehte sich um und lief zurück. „Guten Tag Sir.“ Darius senkte leicht den Kopf. „Ich weiß, unser Erscheinen hier, muss für sie überraschend kommen und wirft sicherlich einige Fragen auf. Doch wir hatten eine lange Reise hinter uns und wären dankbar, für zumindest ein paar Stunden hier unterzukommen.“ Der Mann beugte sie und ihre Waffen und meinte dann. „In Ordnung aber nur für ein oder zwei Stunden. Ihr esst etwas und danach verschwindet ihr wieder.“ Dann zögerte er noch einen Moment. „Aber bleibt bitte außerhalb des Hauses, ich bringe euch das Essen dann raus.“ Damit waren sie einverstanden. Sie setzen sich auf den Boden in den Schatten des Hauses. „Der schien uns ja nicht für besonders vertrauenswürdig zu halten.“ Bemerkte Kohras. „Wahrscheinlich war er verwundert, warum mehrere Fremde hier in der Gegend herumstreunen. Wir kamen ja aus Richtung der Berge und dahinter lag nichts als Ödland. Besonders viele Reisende kommen aus dieser Richtung wohl kaum. Das hätten wir besser anders gehandhabt.“ Darius war verärgert. In ihrem Erstaunen über das Wunder dieser Stadt hatten sie völlig versäumt einen Plan zu schmieden, wie sie subtil an Informationen gelangen konnten. Aber im Notfall wäre Jerrard ja in der Lage sie überall zu verstecken und mit Essen zu versorgen. „Lasst uns einfach gucken, dass wir so viel von ihm erfahren wie irgend möglich. Danach verdrücken wir uns wieder.“ Dann kahm auch schon ihr eher unfreiwilliger Gastgeber mit einem Leib Brot und einem Krug Wasser an.“ Sie bedankten sich freundlich, dann versuchte Darius ein Gespräch zu eröffnen. Wie groß ist eure Familie eigentlich. „ Ich habe meine Frau und zwei Söhne. Dem älteren kennt ihr ja bereits. Der andere wohnt oben in der Azaris.“ Dass überraschte Darius. „Wie kommt es, dass er dort oben lebt.“ Der Mann schaute Darius verwundert an, als ob dies selbstverständlich wäre. „Er wurde als Knappe dort hochgeschickt, um dort zu lernen und ein achtbarer Mann zu werden. Ich habe nun schon seit über einem Jahr nichts mehr von ihm gehört, ich hoffe er will mich überhaupt wiedersehen, wenn er ausgebildet ist. Der Sohn meines Nachbarn, will nun mit seiner Familie nichts mehr zu tun haben und schickt nur noch Briefe zu ihnen.“ Er seufzte und sah hoch in die Stadt. „Wenn ihr wollt, könnten wir nach ihm suchen und ihm eure Grüße ausrichten.“ Bot Darius an. „Wie heißt euer Sohn denn?“ „Nathanael. Erzählt, was wollt ihr in der Stadt?“ „Oh“ Darius überlegte „ wir sind nur Reisende, die unbedingt einmal Azaris sehen wollten.“ Jetzt schnaubte ihr Gastgeber entrüstet. „Hört zu, ich habe keine Ahnung wer ihr seid und woher ihr kommt. Jeder der nicht schon in Azaris lebt, oder von den Herschern dort hochgeholt wird, kommt nicht in die Stadt rein. Und das weiß auch jeder der hier lebt. Also von wo kommt ihr her.“ Fieberhaft überlegte Darius nach einer Antwort, doch ihm fiel nichts zufrieden Stellendes ein. Doch dann wurde ihm klar, dass Ehrlichkeit möglicherweise das Beste in dieser Situation war. „Wir sind von weit weg hier her gereist. Unser Ziel ist eben jene Stadt und wir sind weder mit den hiesigen Bräuchen vertraut, noch sind haben wir eine Ahnung, wie dieses Land aussieht.“ Die ganze Gruppe blickte gespannt auf und sah Darius an, dieser fuhr fort. Ich sage euch dass nur, weil wir sowieso bald verschwinden werden und ihr uns nie wieder sehen werdet. Von daher wären wir euch dankbar, wenn ihr uns so viele unserer Fragen wie möglich beantworten werdet.“ Ihr Gastgeber überlegte lange, bevor er fortfuhr. Dann meinte er. „So wie ihr hier zu fünft bewaffnet vor mir steht, wäre es sowieso kein guter Einfall euch zu verärgern.“ „Wie wahr.“ meinte Kohras. „Ganz üble Gesellen sind wir.“ Darius warf seinem älteren Bruder einen bösen Blick zu, bevor er sich wieder an den Mann wandte. „Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Eurer Familie oder euch wird auf gar keinen Fall ein Leid geschehen. Egal wie ihr antwortet.“ Ihr Gastgeber nickte beruhigt. „Also gut, so wie ich das verstehe wollt ihr in die Stadt hinein. Wenn die da oben es euch jedoch nicht gestatten wird es euch kaum gelingen. Der einzige Weg ist der große Aufzug. Ein gewaltiger Kasten aus Holz und Metall, der von einer ebenso gewaltigen Winde zur Stadt hoch und runter gelassen wird. Damit werden Waren und Menschen hoch und runter befördert. Dort oben ist nämlich kein Platz um Getreide anzubauen und Tiere zu halten, also übernehmen wir das und im Gegenzug gewähren sie uns, nun ja , Schutz.“ Das letzte Wort spie er mit Verachtung aus. „Um nicht zu sagen, dass sie darauf verzichten mit ihren Truppen anzurücken und alles niedermachen.“ Er seufzte. „Andererseits ist es auch nicht so schlecht, so verhindern sie immerhin einen Krieg zwischen Menschen, Elfen, Orks und Zwergen.“ „Stimmt.“ Merkte Darius an „Was ist eigentlich mit denen? Wie leben die Rassen hier miteinander?“ „Jede von ihnen hat ihr eigenes Terretorium, in dem sie für Azaris arbeiten und Rohstoffe herstellen. Azaris wacht dafür über die Grenzen und sorgt durch Androhung von Gewalt dafür, dass niemand die ihm zugeteilten Grenzen überschreitet. Ansonsten würden wir uns wohl im ständigen Krieg gegeneinander befinden.“ „Scheint so als ob die Rassen einander nicht so mögen würden?“ hackte Darius nach. „Nun, irgendwo muss man ja die Grenzen ziehen. So direkt gegeneinander haben wir nichts, aber da wir genau wissen, dass jemand zum anderem Gebiet gehört, misstrauen wir ihm grundsätzlich. Deshalb war es für mich sehr überraschend, eure durchmischte Gruppe zu sehen. Wo ihr herkommt, handhabt man das ganze wohl anders.“ „Nicht wirklich.“ Schaltete sich Nor´in ein. Wir sind da wohl eher die Ausnahme. Von da an fragte sich Darius immer weiter durch. Sie erfuhren, dass es wohl unmöglich war unbemerkt in den Aufzug zu gelangen, doch das machte Darius wenig Sorgen. Er wußte bereits, wie sie in die Stadt gelangen würden. Dass dieses Land wohl tatsächlich einmal ein gewaltiges Imperium war, welches nun jedoch nur aus der Wolkenstadt Azaris und den darunter liegenden Dörfern bestand. Doch dann hielt ihr Gastgeber auf einmal inne. „Nachdem ihr nun schon eine Weile hier seid, glaube ich nicht mehr, dass ihr schlechte Leute seid. Deshalb möchte ich euch raten zu verschwinden. Mein Sohn ist durch die Hintertür entflohen und auf dem Weg zur nächsten Garnison, um dort die Wachen zu informieren. Er dürfte in etwa einer halben Stunde mit ihnen hier eintreffen.“ Kohras fluchte wütend und sah aus als wollte er dem Mann eine scheuern. Doch alle anderen blieben ruhig, sie wussten, sie müssten nur über den Berg außer Sichtweite sein, dann würde Jerrard sie abholen. Darius erhob sich und stand vor dem Mann der ihn nur entschlossen provokant musterte. Dann nickte er mit dem Kopf. „Habt vielen Dank für eure Hilfe und das ihr uns rechtzeitig gewarnt habt. Ich kann euch kaum verübeln wie ihr gehandelt habt, als eine Gruppe Bewaffneter euren Hof betrat.“ Das meinte er auch ehrlich. Im Grunde ärgerte er sich über sich selbst so ungeschickt vorgegangen zu sein. Sie nahmen noch den Rest Brot mit, dann machten sie sich auf dem Weg. Darius erkundigte sich noch nach dem Namen des Mannes. „Johann.“ Antwortete dieser. „Danke Johann, sollten wir es in die Stadt schaffen, werde ich nach eurem Sohn suchen und ihm eure Grüße ausrichten.“ Darüber war ihr Gastgeber sichtlich glücklich. „Gebt ihn ruhig stellvertretend von mir ein paar hinter die Lauscher, dafür, dass er sich nicht gemeldet hat.“ Scherzte er noch zu Abschied, bevor Kohras sich umdrehte und dem Rest der Gruppe nachlief. Als sie sich auf den Weg den Berg hoch machten, konnten sie bereits die Waffen der Soldaten im Sonnenlicht glitzern sehen, die gerade am Hof eintrafen. Darius hoffte wirklich, dass Johann keine Konsequenzen deswegen zu fürchten hatte. Dann erreichten sie den Bergkamm, auf dessen anderen Seite Jerrard wartete. „Schon zurück. Wie war es?“ begrüßte er sie. „Erzählen wir dir gleich. Bring uns erst einmal weg von hier.“ Als die Nacht hereinbrach, hatten sie sich einen ruhigen Lagerplatz ausgesucht und sie beratschlagten darüber wie sie weiter vorgehen sollten. Bisher kam allen Darius Vorschlag noch am sinnvollsten vor. „Dann wirst du also um die Lage auszukundschaften dich von Jerrard über der Stadt absetzen lassen, dort einen oder zwei Tage verbringen und dann Bescheid geben, ob wir nachkommen können.“ Schloss Nuroh noch einmal zusammen. Darius nickte. „Was nur schwierig wird ist einen Landeplatz zu finden, wo uns niemand sieht, doch heute sind die Wolken dicht, bestimmt wird eine solche auch irgendwann die Stadt vernebeln, dann sollte ein guter Zeitpunkt gekommen sein. Jerrard, dich müsste ich bitten dir noch einmal eine Ladung Schlamm überzukippen, damit man dich nicht so gut sieht.“ Es war ziemlich offensichtlich, was der Drache von dieser Idee hielt, dennoch schwang er sich in die Lüfte, um sich das matschigste Wasserloch zu suchen, das man in der Gegend auftreiben konnte. Derweil überlegte Darius, wie er sich am besten Kleiden sollte und entschied sich dafür, seine Rüstung abzulegen und sein Schwert in einem Bündel zu verstauen. Er hatte keine Ahnung, wie gerne man es dort oben sah, wenn normale Bürger bewaffnet umherstolzierten. Nach einer Weile kehrte Jerrard zurück, schwarzer Schlamm tropfte von ihn herunter, aber dafür stellte Darius zufrieden fest, war er in der schwarzen Nacht, vor dem wolkenverhangenem Himmel kaum erkennbar. Darius sattelte auf. Die anderen wünschten ihm noch viel Glück. Er sollte so schnell wie möglich dafür sorgen, dass sie bald zurückkehrten und die anderen Nachfolgen könnten. Dann war er auch schon hoch überm Boden und durchbrach die Wolken in Richtung Stadt, deren Lichter ihnen den Weg wiesen. Wie ein rieseiger Kerzenhalter wirkte die Stadt als sie sich ihr näherten, mit tausenden kleiner Lichter, die leicht die Umrisse der Stadt erkennen ließen. Darius musste fluchen. Der Schlamm auf Jerrards Rücken war noch nicht getrocknet und tröpfchenweise löste er sich ab und bespritzte Darius. Jerrard lachte. „Komm schon, leide mit mir. So sind wir wenigstens beide gut getarnt.“ Darius schlug Jerrard eins auf die Schuppen. „Umkreis erst einmal die Stadt, bis wir einen guten Landepunkt haben“ Dies taten sie, und erneut, hatte Darius die Möglichkeit festzustellen, dass die Stadt in drei Teile gegliedert war. Der unterste und äußerste Bereich bestand aus Handwerkshallen, Lagerräumen und Baracken sowie Wohnvierteln und sah aus wie ein typisches Hafengebiet. Darüber der Bereich aus prachtvollen weißen Bauten, in denen ausgiebig gefeiert zu werden schien. Und ganz oben lag ein gewaltiger Palast, der in seiner Heimat einen jeden Kaiser vor Neid hätte erblassen lassen. Der Palast setzte sich aus mehreren prächtigen Gebäuden erinnerte, die alle um ein Kuppelförmiges Hauptgebäude lagen, welches den höchsten Punkt der Stadt markierte. Ausgestattet mit prächtigen Statuen und Wasserspeiern, mochte Darius sich kaum ausmalen wie lange man für die Fertigstellung eines solchen Gebäudes brauchen mochte. Am besten erschien ihm die Möglichkeit im Arbeiterviertel zu landen. Dort dürften die wenigsten Wachen sein und ein Fremder wie er sollte ebenfalls nicht allzu schnell auffallen. „Lass uns noch eine Runde drehen, dann suchen wir uns einen Landeplatz.“ Am sinnvollsten schienen ihm mehrere öffentlich Terrassen, die direkt in der Luft zu schweben schienen. Sollten sie eine finden, auf der sich niemand aufhielt würden sie dort landen können. Dennoch war das Risiko groß entdeckt zu werden, doch sollte dies nur von ein oder zwei Personen der Fall sein, so würde niemand deren Geschichte Aufmerksamkeit schenken und sie nur als das Geschwätz einiger Betrunkener abtuen. Gerade als er anfangen wollte, nach einen geeigneten Balkon zu finden, hörte er Rauschen über sich. Er blickte nach oben und entdeckte in einer Wolke einen Schatten, der rasch größer wurde, bis er durch die Wolkendecke brach. Darius konnte fühlen wie Jerrard der Atem stockte, als der fremde Drache zu ihnen herunterstieß und begann auf gleicher Höhe neben ihnen einher zu fliegen. Auf seinem Rücken hockte eine drahtige Frau, gut um die fünfzig Winter rum, die überrascht Darius und Jerrard anstarrte. Die Tatsache hier auf einen fremden Drachen samt Reiter gestoßen zu sein, war für sie genauso verblüffend wie für Darius und Jerrard. Doch sehr schnell schien sie sich zu fangen und versuchte Darius etwas zuzurufen, während sie mit den Händen nach oben gestikulierte. Offenbar wollte sie irgendwo dort oben landen. Dann schaltete auch ihr Drache sich ein und brüllte gegen den Wind. „Ihr sollt nach oben fliegen und dort zum großen Landeplatz des Palastes.“ Inmitten des Rauschens der Luft, kam es Darius nur wie ein Flüstern vor. Kurz wog er ihre Chancen ab einfach davon zu fliegen und sich in den Bergen zu verstecken, doch der fremde Drache war ein ganzes Stück größer als Jerrard. Sollte es zum Kampf kommen, so würden sie wohl den kürzeren ziehen und ein heimliches infiltrieren der Stadt war nun nicht mehr möglich, jetzt da diese gewarnt war. Es war wohl das beste, dieses Spiel erst einmal mitzumachen. Sie rauschten durch die Wolken und kamen letztendlich beim Palast an. Und tatsächlich, war das Dach von einem der Gebäude neben dem Palast eine große Plattform auf der man problemlos landen konnte und in deren Mitte ein großes schwarzes Loch prangte, welches in das Gebäude hinabführte. Sanft landete Jerrard und Darius ließ sich heruntergleiten. „Bleiben wir lieber kooperativ, solange wir noch nicht wissen, wie sie auf uns reagieren werden.“ „In Ordnung.“ Jerrard nickte. „Aber mach dir darum keine Sorgen. Drachen würden einem anderen nie etwas antun.“ Darius hoffte, dass das nicht zu optimistisch war, aber es stimmte. In ihrer Heimat verband alle Drachen stets ein Band der Freundschaft, ob das für diese hier auch galt, konnte er nicht sagen. Dann gab es einen Rumms als der zweite Drache herniederging. Seine Masse ließen ihn deutlich ungestümer landen, seine Reiterin glitt jedoch elegant von ihm herunter. Dann marschierte sie auf Darius zu. „Wie ist euer Name?“ fragte sie laut, noch während sie auf ihn zumarschierte. „ Darius heiße ich, dies ist mein Begleiter Jerrard. Ihr müsst euch keine Sorgen machen, wir kommen in friedlicher Absicht.“ „Ich hoffe, dass ihr damit die Wahrheit sprecht, dennoch muss ich euch erst einmal trennen und von euch erfahren wer ihr seid.“ Sie blieb stehen und streckte ihre Hand hin. Mein Name ist Victoria, Kommandant des imperialen Drachenchor von Azaris.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)