Zwei Welten von Nomaxs ================================================================================ Kapitel 4: In den Tunneln ------------------------- Darius entzündete die zweite Fackel, als sie gemeinsam unten eintrafen. Sie standen eng beieinander edrängt in dem dunklen Loch und stützten sich an die Brunnenwand, die bis nach ganz unten mit Fein Säuberlich aufeinander liegenden Steinblöcken unterlegt war. Darius schmunzelte zufrieden in sich hinein. Es war genau so wie er es sich gedacht hatte. Vor ihnen lag ein langer Korridor, der tiefer in das unterirdische Gebäude verlief. „Sie haben den Stützpunkt also unter dem Moor errichtet?“ fragte Sorna verblüfft. „Nein!“ lachte Darius. „Er ist lediglich eingesunken. Der Brunnen oben ist in Wahrheit die Spitze eines Wachturms, den man an einer Leiter hochgeklettert ist. Darum auch das Fehlen von Stufen. Und der Boden der eigentlich im Turm war ist nach und nach weggebröckelt, bis nur noch ein tiefer Schacht übrig blieb.“ „Und das ist niemandem hier im Dorf aufgefallen.“ „Wäre es sicher.“ Stieß Wilfort hervor. „Doch genau da wo dieser Gang ist war vorher ein Haufen Geröll. Den nun jemand entfernt haben muss. Doch sagt mir Darius, ihr scheint nicht sonderlich überrascht von dieser Entdeckung zu sein. Ihr musst etwas geahnt haben.“ Rasch berichtete Darius, was sie über die Herkunft des Brunnens vermuteten und das unter dem Dorf ein Stützpunkt, des nur aus alten Sagen bekannten Imperiums Araturien lag. Die Sache mit den Dämonen und Drachenreitern ließ er jedoch aus und behauptete er und sein Bruder wären Schatzjäger, die einen Hinweis in alten Schriften über die Anlage gefunden hätten. Nuroh und Wilfort hörten gespannt zu, nahmen die neuen Entwicklungen aber äußerst gelassen auf. In den letzten Stunden war auch genug Ungewöhnliches passiert, dagegen war das hier schon fast langweilig. „Na dann,“ rief Wilfort aus, als er sich schnaufend vom Boden erhob und die Schenkel abklopfte. „Mein Dorf geht zugrunde, Monster wollen uns an die Gurgel und ich müsste eigentlich das Mittagessen vorbereiten, aber stattdessen kann ich mich ja auch auf Schatzsuche begeben, vielleicht springt ja auch für mich was bei raus.“ „Hey Bürschen,“ meinte Kohras an Nuroh gewannd. „Ich weiß ja nicht wie die Gesetze in diesem Land bezüglich Eigentumsrecht sind, aber möglicherweise bist du der glückliche Erbe von einem unterirdischen Militärstützpunkt eines legenderen Reiches. Nuroh sah so aus als ob er lächeln wollen würde, war aber doch zu gebannt von der Wendung der Ereignisse, die sich da vor ihm auftat. „Nun gut dann mal los.“ Kohras klatschte in die Hände und schritt durch den Türrahmen hinaus in den dunklen Korridor, die anderen folgten ihm. Sie durchschritten eine Galerie mit einer Dachschräge, an deren beider Seiten Schießscharten lagen, durch die nun Moos, Dreck und Gestein hineinquollen. Das hier war eindeutig eine Festungsanlage gewesen. Sie kamen an eine Treppe sie kaum Abnutzungsspuren zeigte, besonders lange konnte dieser Stützpunkt nicht benutzt worden sein, bevor er im Sumpf verschwand mutmaßte Darius. Am unteren Ende der Treppe kamen sie in einen Raum in dem einige Möbel aus Stein standen. Malereien zierten Wand und Decke. Gingen sie vorher noch eng zusammengedrückt, so nutzten sie den neugewonnenen Platz um sich ein wenig zu zerstreuen und alles genau zu betrachten. Die Malereien zeigten typische Bilder von Schlachten und Heroen, Burgen aus weißem Stein und Könige und Prinzessinen. Die Bürgen waren mit runden Dächern ausgestattet und umrankt von Blumen und Kletterpflanzen. Offenbar zeigten die Bilder ein rasch anwachsendes Reich, welches sich mit heroisierter Gewalt immer weiter ausbreitete in seinem Inneren jedoch wirkte wie das Paradies auf Erden. Eine friedliche und wohlhabende Bevölkerung regiert von gerechten Königen und unter dem Schutz einer Darius unbekannten Gottheit. Welche durch eine schemenhafte Lichtgestallt repräsentiert wurde, die Schützend ihre Hand über Dörfer und Felder, Armeen und Schlachten, König und Volk hielt. Doch dann fiel Darius etwas an der Bevölkerung auf. Sie waren in ganz unterschiedlichen Körperbauten, Hautfarben und anderen Merkmalen dargestellt. Dann erkannte er sie. Zwerge, Elfen, Menschen und sogar Orks bestellten Hand in Hand die Felder, zogen gemeinsam in die Schlacht und schienen sogar Ehen untereinander zu schließen. Als er die anderen darauf aufmerksam machte verblüffte sie dies ebenso. Nur Sorna musste laut losprusten als sie ein Bild von einem Zwerg und einer Elfe sah, die Hand in Hand durch einen Wald spazierten. „Oh Mann, sehen sie nicht drollig aus. Aber das passt irgendwie zu diesen verdammten Waldfuzzis.“ Eine Weile schritt Darius die Wand entlang ehe er seinen Blick nach oben wandte. Als er die Fackel nach oben hob erblickte er über sich die gewaltige und mit manischer Genauigkeit gemalte Abbildung einer Stadt. Diese war ganz aus weißem Stein errichtet, jedes einzelne Gebäude war einzeln aufgemalt und sie thronte auf einem monströsen grauem Felsen. Der scheinbar in der Luft schwebte. Und so wirkte als würde diese Stadt in den Wolken direkt über ihnen schweben. Sie alle versammelten sich unter dem Gemälde und begannen, es genau zu betrachten, wobei ihnen immer mehr kleinere Details auffielen. So schien die Stadt in drei Areale unterteilt zu sein. Ganz oben thronte ein gewaltiger Palast umgeben von weiteren kleinen Palästen. Danach kam ein Viertel aus verhältnismäßig normalen Gebäuden, obwohl Darius schwor, dass sie alle Aussahen als wären sie mindestens fünf Stockwerke hoch. Und danach schwanden die weißen Fassaden und wischen einem grauen Viertel, welches am ehesten den Hafenvierteln großer Städte glich. Auch schien die Stadt großflächig militärisch gesichert zu sein, überall waren Türme auf denen Balisten und Katapulte standen. Doch was seine Aufmerksamkeit am meisten erregte war etwas, was er zuerst für einen Vogel hielt. Dann erkannte er jedoch das Echsenhafte Antlitz eines Drachen, auf dessen Schultern ein Reiter in seiner Rüstung saß, der schützend auf die Stadt herabblickte. Kurz darauf entdeckte er noch weitere, die alle um die Stadt herum patrouillierten. Er machte Korahs darauf aufmerksam und er und Sorna betrachteten ebenfalls aufmerksam die Echsen mit ihren Kriegern, die als Wächter über der Stadt kreisten. Es war als wäre diese Stadt der Mittelpunkt des Raumes, als würde all das Geschehen auf den Gemälden sich in Wahrheit doch nur um sie drehen. „Meint ihr dieser Ort ist wirklich die Hauptstadt Araturiens?“ staunte Sorna. „Red keinen Unsinn, so etwas kann es nicht geben.“ Erwiderte Korahs nur, doch auch er schien sich nicht ganz sicher zu sein. „Wahrscheinlich nur eine ihrer Legenden die sie hier erzählen.“ Wir sollten weiter drängte Wilfort. Es wird passendere Zeiten geben dass hier zu studieren. Sie stimmten zu und gingen weiter, doch kurz bevor sie die Tür erreichten fiel Darius noch eine Malerei ins Auge. Sie zeigte eine Armee, welche durch eine Straße in Richtung einer Plattform schritt und als sie diese Übertrat befand sie sich in einem Wald, von dort ging dieser direkt über in eine Wüste, dann marschierten die Truppen durch Berge und dann entlang einer Küste. In der Mitte der Plattform war ein runder Stein, in dessen Mitte ein Edelstein lag und von dem ein Licht ausging welches die Plattform erleuchtete. Die drei wussten sofort dies musste der Schlüssel sein, welcher es ermöglichte mithilfe des Portals in alle möglichen Ecken der Welt zu reisen und damit auch Güterzüge und Truppen innerhalb kürzester Zeit zu transportieren. Zumindest hatten sie nun eine grobe Ahnung wonach sie suchen mussten. Vom Raum mit den Malereien aus gelangten sie direkt in einen Engen Tunnel und Darius mutmaßte, dass sie sich direkt in der Mauer befanden. Er fragte sich, wie groß die gesamte Anlage wohl sei. Ob es sich nur um eine Festung mit ein paar Mauern, Türmen und Baracken handelte, oder vielleicht sogar um eine ganze Stadt oder Siedlung die sich hinter den Mauern befand. Aber auch wenn dies so wäre, so gäbe es kaum eine Möglichkeit in diese Stadt zu gelangen, es sei denn jemand hätte auch dort das Geröll beiseite geräumt. Oder überlegte er, vielleicht gab es auch Tunnel, die die Verteidigungsanlagen mit dem Rest der Stadt verbanden, sofern eine solche auch vorhanden. Der Gang verlief stets in einer leichten Biegung, sollte es sich also um eine Kreisförmige Mauer handeln, so musste deren Umfang gewaltig sein. Ansonsten wäre die Biegung deutlich steiler gewesen. Seine Hoffnung, dass sich in der Mauer so etwas wie eine Stadt befand wuchs. Dann gelangten sie erneu in einen Raum, der genauso gebaut war wie der in dem sie zuletzt gewesen waren. Nur ohne Wandgemälde. Dafür stand in der Mitte des Raumes eine kleine Bildhauerei, die eine Anlage zeigte. Erfreut stellte Darius fest, dass es sich um einen detaillierten Nachbau der Anlage in der sie sich befanden sein musste. Und tatsächlich war es ein Mauerring in dem einzelne quadratischen Gebäude eingelassen waren, aus denen Türme ragten. Genau wie das Gebäude mit den Malereien. Dann besah er sich, was von der Mauer eingeschlossen wurde. Sie umschloss mehrere vielleicht drei Stockwerke hohe Gebäude, welche jedoch alle so miteinander verbunden waren, dass sie ein Gebäude ergaben. Ein achteckiges Gebäude war das Zentrum der Anlage. Auch Verbindungen zwischen Mauer und in der Stadt liegenden Gebäuden exestierten. So liefen stet Gänge zu den in der Mauer eingelassenen Gebäuden. Darius sah sich im Raum um und entdeckte tatsächlich in der Seitenwand einen kleinen Eingang. „Sie haben wirklich alle Gebäude miteinander verbunden, und hatten so auf engstem Raum ein kompaktes Labyrinth.“ Meinte Nuroh beeindruckt. „In so einem ist es natürlich einfachst, Feinde, die die Mauern überwunden haben in Hinterhalte laufen zu lassen.“ „Ja.“ Ergänzte Sorna. „Die Gebäude auf dem Gemälde der fliegenden Stadt waren ebenfalls so gebaut, als würden sie ein großes Gebäude ergeben.“ Sie näherten sich dem Spalt in der Mauer und gingen, wie von dem Nachbau im Raum hinter ihnen zu erwarten durch einen engen Gang. Sie mussten sich im Gänsemarsch einreihen um durchzupassen. Feinde die versucht hätten hier einzudringen hätten keine Chance gehabt ihre zahlenmäßige Überlegenheit auszuspielen. Am Ende ging es ein paar Stufen hinauf in einen runden Raum. Doch Wilfort der mit einer Fackel das Schlusslicht bildete stoß sich den Zeh an der Treppe. „Verdammt.“ Fluchte er so laut, dass nur so durch die Räume schalte. „Dieser vermaledeite Zeh.“ Er schien sich völlig in Rage zu reden schlug wild gegen die Mauer, hielt sich den Fuß. Nuroh klopfte ihm auf die Schulter, doch die anderen überließen ihn erstmal seinem Wutanfall, bis Darius etwas einfiel. Mit einem Satz war er bei Wilfort und hielt ihm die Hand auf den Mund. „Ruhig, wir wissen immer noch nicht ob wir alleine hier sind.“ Alle sahen sich nervös um und Wilfort riss über sein Verhalten bestürzt die Augen auf. Er nickte einmal um Darius zu signalisieren, er könne die Hand jetzt runternehmen. „Verzeiht, es ist nur so, dass ich mir vor Jahren den Zeh geknackst habe und jeder kleine Stoß dagegen sofort heftigste Schmerzen verursacht.“ Darius winkte ab. Er hoffte nun mehr denn je, dass sie tatsächlich alleine hier unten waren. Der Runde Raum in dem sie nun standen war wohl einmal eine Art Schenke oder Gemeinschaftsraum gewesen. Es gab eine steinerne Theke und in der Mitte stand oder besser lag ein längst zerfallener runder Tisch, mit Bänken und Stühlen drum herum. Hier wurden wohl alle wichtigen Entscheidungen getroffen. Hinter dem Tresen führte eine Treppe nach oben und Darius vermutete, dass es von da aus in das achteckige Gebäude gehen würde welche das Zentrum und damit den interessantesten Ort der Anlage darstellen würde. Langsam winkte er die anderen ihm zu folgen und sie umrundeten den Tresen. Sie gingen so leise wie möglich, zum einen aus Andacht für diesen Ort, zum anderen aus Furcht etwas erwecken zu können. Auf einmal sah jede Dunkle Ecke furchteinflößend aus, jede Schießscharte ließ einen herausschießenden Schlangenarm vermuten. Darius trat auf die erste Stufe, doch er machte keinen weiteren Schritt, als er die Treppe hinaufsah. Im Licht der Fackel war die Silhouette eines Mannes in einem Kapuzenumhang zu sehen, der zu den fünf Eindringlingen herunterstarrte. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, da es im Schatten seiner Kapuze verborgen lag. Für einen Moment herschte totenstille zwischen ihnen. Dann wie auf ein geheimes Signal ließen Darius, Kohras und Sorna ihre Waffen sirrend aus den Scheiden fahren. Sie standen sich in Kampfbereitschaft gegenüber, doch gerade als sie den ersten Schritt vorwärts machten hob die Gestalt eine Hand. Die Bewaffneten hielten inne, der Mann hohlte wie zum Wurf bereit aus, schwang seinen Arm nach vorne und aus seiner Hand flog ein silbernes Fläschen, dass im Fackelschein glitzerte und in die Decke einschlug. Ein Ohrenbetäubender Knall erschütterte den Raum und eine sie wurden von einer Druckwelle erfasst und umgeworfen, erst rieselte nur Staub von der Decke, doch dann lößten sich nach und nach Felsbrocken aus ihrer Halterung und stürzten hinab. Das letzte, was Darius sah, war der Mann wie er sich umdrehte und verschwand. Hustend rappelten sie sich wieder auf die Beine und schauten nach ob sich jemand von ihnen verletzt hatte. „Verdammt, wer war das.“ Schrie Wilfort erschrocken. „Jemand der dich wohl gehört haben musste.“ Erwiderte Kohras missmutig „Und was war bitte das in der Flasche.“ Darius überlegte schnell welche Möglichkeiten sie jetzt hatten. „Keine Ahnung was das war, aber wenn wir uns beeilen, können wir vielleicht von einem anderen Gang aus in das Gebäude rein, bevor er den zum Einsturz bringt.“ „Ohne mich.“ Keuchte Wilfort „Ich bin zu alt für so ein Zeugs.“ „Richtig.“ Stimmte Kohras ihm zu „Du und das Bürschen ihr wartet besser mal gemeinsam hier.“ „Ihr könnt uns doch nicht alleine lassen.“ Rief Nuroh entsetzt. „Ich komme mit euch.“ „Verdammt, ihr könnt einen alten Wirt doch nicht alleine hier lassen.“ „Na dann beeil dich besser und stoß dir nicht den Fuß alter Mann.“ Stichelte Kohras und erntete nur einen bösen Blick.“ „Glaub mir ich merke mir stets ob meine Gäste mir die Gastfreundschaft danken. Du wirst in Zukunft sicherlich nur noch das schimmeligste Bier aus der verstaubtesten Kellerecke bekommen, dass ich auftreiben kann.“ „Ach und ich dachte, dass hättest du die ganze Zeit gemacht, so wie´s schmeckte.“ Lachte Kohras „Aber wenn du noch einen guten Wein im Keller hast, kann ich dich gerne auf meinen Schultern tragen.“ Wilfort schüttelte den Kopf. Sie liefen so schnell sie konnten, durch den Gang, bis sie in den Raum mit der Nachbildung der Stadt ankamen. Von dort aus wanden sie sich dem Gang in der Mauer zu durch den sie noch nicht gegangen waren, doch gerade als sie den ersten Fuß hineinsetzten, hörten sie eine Explosion und das prasseln von Stein. Da wurde Darius klar, dass sie nur noch einen einzigen Fluchtweg hatten um zum Turm zurück zu gelangen. „Er will uns hier drin einschließen.“ Rief Darius. Alle wußten sofort was er meinte und rannten so schnell sie konnten den weg in Richung Turm. Sorna ließ sie alle mit Abstand hinter sich. „Diese elende egoistische Elfe.“ Keuchte Kohras „Einfach kein Kameradschaftsgefühl.“ Und setze Sorna mit langen Schritten nach. Es dauerte nicht lange, da stolperten sie aus dem engen Tunnel heraus und gelangten sie in die Baracke mit den Wandmalereien, auf welcher der Turm erbaut worden war. Darius schaute in den Gang zur Seite der in das achteckige Gebäude führte, doch offenbar waren sie schneller als der Unbekannte. Also stolperten sie die Treppe nach oben und gelangten in die Galerie, die direkt zum Turm führte. Hinter ihnen gab es einen weiteren Rumms und man hörte das Fallen von Stein. Der Unbekannte hatte sich in seiner Ruine eingeschlossen. Erleichtert seufzten sie auf, wissend, dass sie einem langsamen Hungertod in dieser toten Stadt entkommen waren. So gönnten sie sich noch eine Verschnaufpause, bevor sie mit dem Aufstieg begannen und als Darius sich aus dem Brunnen zog und die Kellertreppe hinaufstolperte, war er noch nie glücklicher den Sternenhimmel zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)