Bird On A Wire von yezz ================================================================================ Kapitel 34: Alles im Griff?! ---------------------------- Wie vom Schlag getroffen stand Yūri da und blickte in blaue Augen, die ihn erwartungsvoll anschauen. Hatte er richtig gehört? War das wirklich wahr? Er war nicht während des Films eingeschlafen und träumte nun irgendwelchen Mist, während er Victors Schulter voll sabberte? Sein, vom Alkohol benebelter, Kopf versuchte fieberhaft die Worte zu verarbeiten, scheiterte jedoch kläglich daran. Sein Blut pochte in seinen Ohren und so hörte er alles nur noch wie durch eine dicke Nebelwand. Doch während er noch da stand und nicht Herr seines Körpers war, entfernte sich Victor von ihm. Er schrie gedanklich seinen Körper an, sich in Bewegung zu setzen, ihm nachzulaufen, aber seine Beine waren schwer wie Blei. In der Zeit sickerten ganz langsam Victors Worte ein. Das Geräusch der sich öffnenden Tür riss ihn aus seiner Schockstarre. Blind lief er drauf los, kollidierte beinahe mit seiner Zimmertür und schlitterte gefährlich auf dem Holzboden im Wohnzimmer. Er erreichte die Tür, bevor Victor sie hinter sich zuziehen konnte. „Victor“, brachte er krächzend hervor. Seine Stimme betrog ihn genauso wie sein Gehirn. Er blickte in die blauen Augen, die so verletzlich wirkten, dass Yūri noch mehr Probleme hatte, seine Sprachblockade zu überwinden. Doch Victor schaute ihn nun erwartungsvoll an, also öffnete er den Mund. Da er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte, sprach er einfach das Erstbeste aus, was ihm ihn den Sinn kam: „Ich will mein Alles!“ Victor sah ihn verwirrt mit zusammengezogenen Augenbrauen an und legte den Kopf schief. Yūri schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Das war nun wirklich das Dämlichste, was er hätte sagen können, doch diese Aussagen von einem früheren Zeitpunkt hatten ihn einfach nicht losgelassen. Nervös fuhr er mit den Fingern durch seine Haare. Das Blut pochte weiter in seinen Ohren, ihm war unglaublich heiß und schwindelig. „Du sagtest... für Karamell machst du alles“, erklärte er seinen Satz und Victor hob die Augenbrauen fragend. „Und was möchtest du, was ich jetzt tue, Yūri?“, fragte er vorsichtig. „Zuerst einmal, dass du wieder reinkommst und mir einen Moment gibst, wenn das in Ordnung für dich ist“, bat er schon fast flehend. Victor nickte, doch da er ein wenig unschlüssig aussah, trat Yūri zur Seite und deutete ihm, wieder hineinzukommen. Victor ging wortlos an ihm vorbei, zog seinen Mantel wieder aus und hängte ihn an die Garderobe. „Oh, das habe ich ja ganz vergessen“, Victor beugte sich vor und hob sein Handy auf. Yūri hatte es beim Anruf poltern hören, aber hatte nicht geglaubt, dass Victor das Handy tatsächlich aus der Hand gefallen war. Nun standen sie sich beide gegenüber und Yūri war immer noch unsicher. Natürlich hatte er Gefühle für Victor. Aber warum wollte Victor ausgerechnet ihn? Yūri war sich sicher, dass Victor so ziemlich jeden haben konnte, den er wollte. Was war da mit Victors Freund, mit dem er in dieser Bar getanzt hatte? Er hatte einen durchtrainierten Körper und sah gut aus. Warum also er? Und viel wichtiger war, wenn sie wirklich zusammenkamen, würde es Victor nicht langweilig werden? Er war kein besonders interessanter Mensch und fühlte sich oft unter vielen Menschen unwohl. Wie konnte er dann dauerhaft das Interesse von jemandem so Auffälligem lange halten können? Victor war das krasse Gegenteil von ihm. Das war Yūri nur allzu schmerzhaft bewusst. Also wie würde das nur funktionieren? „Willst du mir nicht erzählen, was in deinem Kopf vorgeht?“, hörte er Victors Stimme leise. Er stand immer noch vor ihm, Mitten im Wohnzimmer. „Ich... bin nicht gut genug für dich“, sagte Yūri leise und blickte auf seine Füße. Doch als die Schuhspitzen von Victor in sein Blickfeld kamen, blickte er unweigerlich auf. Victors Augenbrauen waren zusammengezogenen und er sah ernst aus. Yūri war sich nicht sicher, ob nicht auch ein bisschen Ärger in seinen Augen funkelte. „Yuuuuuri", er zog wieder seinen Namen so lang, seine Stimme klang ein wenig schmollend-genervt. "Ob du gut genug für mich bist, sollte wohl besser ich entscheiden, oder? Außerdem habe ich das Gefühl, dass Selbstreflektion nicht deine Stärke ist“, sagte er dennoch sanft, hob eine Hand, um ihm liebevoll den Oberarm zu tätscheln. Selbst durch den Stoff seines Pullovers kribbelte seine Haut dort, wo Victor ihn berührte. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust und die Welt drehte sich. „Yūri?“, Victors Stimme erklang wieder durch den dichten Nebelschleier. „Geht es dir nicht gut?“ Victor war sich eigentlich sicher gewesen, dass er Yūri überfordern würde. Warum er plötzlich alle Vorsicht und Geduld über Bord geworfen hatte, wusste er selbst nicht. So gern er es wollte, konnte er noch nicht einmal den Alkohol wirklich dafür die Schuld geben. Immerhin war er nicht so betrunken, dass er nicht Herr seiner Sinne war. Tatsächlich hatte er, im Augenblick seiner spontanen Liebeserklärung, noch nicht einmal mit einer sofortigen Antwort von ihm gerechnet. Doch diese Schockstarre hatte ihn erwischt wie ein Eimer eiskaltes Wasser. Als hätte ihm jemand mit bloßer Hand das Herz herausgerissen. Also hatte er Yūri die Zeit geben wollen, in Ruhe darüber nachzudenken. Ihn dabei nicht ansehen zu müssen. Und vor allem wollte es Victor nicht mitansehen. Doch als Yūri ihm nachgelaufen war, er seinen Namen gerufen hatte, war Victor vor Freude fast das Herz stehen geblieben. Seine Aussage hatte ihn zwar erst verwirrt, aber hatte schlussendlich doch zur Folge, dass er nun Yūri gegenüber stand. Seine Worte ärgerten ihn zwar, denn immerhin war Victor alt genug, selbst zu entscheiden, ob wer gut genug für ihn war und vor allem... Yūri war sich offensichtlich gar nicht bewusst, was für ein besonderer Mensch er war. Was für ein besonderer Mensch er für ihn war. Doch nun machte ihm was anderes Sorgen. Yūri war blass geworden, die Augen schienen ein wenig glasig. „Yūri? Geht es dir nicht gut?“, fragte er besorgt und dirigierte ihn zum Sofa. Er ließ das alles einfach über sich ergehen. Behutsam, um ihn nicht zu verschrecken, legte er eine Hand auf Yūris Stirn. Waren seine Hände so kalt? Nein, Yūri war nur sehr warm! „Du hast Fieber, Yūri! Ging es dir den ganzen Abend schon nicht gut?“, Victor ging in die Hocke und schaute ihn eindringlich an. Yūri schüttelte den Kopf. 'Nein, es ging mir den ganzen Abend nicht gut' oder 'Nein, mir geht es erst seit Kurzem nicht gut', fragte sich Victor stumm, doch entschied, dass es im Prinzip erst einmal egal war. „Gliederschmerzen”, sagte Yūri, als würde ihm erst jetzt klar, was das war. „Ich hatte gedacht, ich habe mich auf der Arbeit verhoben.” „Du solltest ins Bett. Was hältst du davon, wenn du dir was zum Schlafen anziehst und dich schon einmal unter die Decke legst? Ich suche alles für Wadenwickel zusammen, ja? Handtücher sind im Bad?“, er hatte beide Hände auf Yūris Schultern gelegt und rieb mit dem Daumen sanfte Kreise über das Schlüsselbein. Yūri schien sich genießerisch gegen seine Berührungen zu lehnen und nickte. Also gab er dem einen Moment nach, bevor er seine Hände langsam zurückzog und aufstand. Dann reichte er Yūri eine Hand. „Komm, ich helfe dir beim Aufstehen“, bot er an, besorgt, dass ihm Yūri umkippen konnte. Keine 15 Minuten später saß Victor neben Yūris Bett auf dem Boden. Er hatte ihm noch ein Glas Wasser und eine Wasserflasche auf den Nachttisch gestellt. Nun zog er noch einmal die Decke ordentlich hoch und prüfte erneut den Sitz der Wadenwickel. „Du kannst das gut“, murmelte Yūri halb in die Decke. Victor schaute fragend auf. „Was meinst du?“ „Kranke pflegen“, bemerkte Yūri nur knapp und Victor lächelte. „Ich bin immerhin sozusagen ein großer Bruder“, zwinkerte er mit einem kleinen Lächeln. Das Lob aus Yūris Mund machte ihn ein wenig Stolz. „Es gibt so viel, was ich nicht von dir weiß“, kam es ganz leise, doch Victor hatte es gehört. Er nahm behutsam Yūris Hand, beugte sich dann vor und küsste Yūri auf die Stirn. „Genauso wie ich noch nicht viel von dir weiß. Aber wir haben ja Zeit. Werde du erst einmal gesund“, er drückte noch einmal kurz die Hand und wollte dann langsam aufbrechen, doch Yūri hielt seine Hand fest. „Geh nicht“, sagte er so leise und flehend, fast wie ein kleiner Junge, der Angst vor Monstern unter dem Bett hatte. Victor küsste Yūris Handrücken und drückte sie dann noch einmal versichernd. „In Ordnung. Ich warte bis du eingeschlafen bist, aber dann muss ich zumindest kurz nach Hause, ein paar Sachen holen und Makkachin versorgen, ok? Dann komme ich aber sofort wieder“, erklärte er leise. Yūri nickte, ließ seine Hand jedoch nicht los. Langsam setzte sich Victor im Schneidersitz neben das Bett und lehnte eine Seite gegen den Holzrahmen. Lange musste er nicht warten, bis Yūri fest schlief. Er sah so friedlich aus, dass Victor noch ein paar Minuten ruhig da saß, weil er befürchtete, dass er den Zauber brechen konnte, wenn er sich bewegen würde. Als Yūri wach wurde, fühlte sich sein Gehirn wie Matsch an. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er zu Hause war. Langsam setzte er sich auf, doch der Schwindel holte ihn sofort wieder ein. Trotzdem musste er dringend auf Toilette. Behutsam schwang er die Füße aus dem Bett, und wartete einen Moment, bevor er sich auf die Beine stellte, um wieder einen Moment zu warten. Dann ging er langsam zur halb offenen Zimmertür. Es war mitten in der Nacht, das sagte ihm ein Blick nach draußen. Doch als er im Wohnzimmer stand, war er wie erstarrt. Dort lag Victor auf dem Sofa, schlief friedlich auf der Seite, umarmte eines der Sofakissen und trug nur Boxershorts und T-Shirt. Für einen langen Moment überlegte er angestrengt, was am letzten Abend passiert war. Doch als es ihm endlich einfiel, schienen seine Knie weich zu werden und er musste sich am Türrahmen festhalten. Victor hatte ihm sogar Wadenwickel gemacht und später wohl auch noch entfernt, denn er hatte keine Tücher mehr im Bett gefunden. Ungläubig blickte er auf den friedlich schlafenden Victor. Er hatte die Stehlampe neben dem Fernseher angelassen und das warme Licht zauberte sanfte Schatten auf sein Gesicht. Sein Herz flatterte bei dem Gedanken, dass sich Victor tatsächlich in ihn verliebt hatte. Kurz kam ihm in den Sinn, dass es eigenartig war, dass er das gar nicht in Frage stellte, doch Victor schien nicht der Typ, der einfach nur irgendetwas behauptete. Vor allem nicht bei so etwas Wichtigem. Er hätte ewig dort stehen und Victor beim Schlafen beobachten können. Sein entspanntes Gesicht, die Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht fielen, die schlanken und doch kraftvollen Arme, die das Kissen eng gegen seine Brust drückten, die schlanke Taille... Die schlanken, großen Füße, die trainierten Beine und die Rundungen seines Hinterns. Yūri musste schlucken, es war ihm bisher nicht aufgefallen, aber Victor schien tatsächlich mehr für seinen Körper zu tun, als sich nur gesund zu ernähren und mit Makkachin spazieren zu gehen. Da langsam wieder der Schwindel einsetzte, schlich er sich langsam an Victor vorbei und ging ins Bad. Er sendete Stoßgebete in den Himmel, dass Victor nicht durch die Toilettenspülung oder das Waschbecken geweckt werden würde. Und wer auch immer gerade dort oben Dienst hatte, er hatte ihn ausnahmsweise erhört. Leise schlich er sich wieder in sein Zimmer, holte eine zweite Decke hervor, die er immer für Besucher im Kleiderschrank liegen hatte und breitete sie vorsichtig über Victor aus. Dann überlegte er sich, ob er noch schnell duschen sollte, doch die Anstrengungen seines nächtlichen Ausflugs hatten sich schon bemerkbar gemacht, also ging er wieder in sein Bett. Victor rührte gerade die Suppe um, die er vor einer Stunde mit einem Suppenhuhn und Gemüse aufgesetzt hatte. Er wusste, dass Yūri in der Nacht aufgestanden sein musste, denn als er aufgewacht war, war er sorgsam zugedeckt gewesen. Victor konnte darüber eigentlich nur mit dem Kopf schütteln. Doch eigentlich war das auch einer der Eigenschaften von Yūri, die Victor so gerne mochte. Er hatte selten einen Menschen erlebt, der sich so sehr für andere zurücknahm und auf das Wohl seines Umfeldes aus war. Manchmal kam Yūri ihm vor wie ein Engel. Doch genau das war auch einer seiner Schwachpunkte, das war Victor ebenfalls klar. Also hatte er nach dem Aufwachen den Entschluss getroffen, schnell in den Supermarkt um die Ecke zu eilen und alles einzukaufen, wovon er dachte, dass es nützlich werden könnte. Doch nun holte ihn ein komisches Geräusch aus seinen Vorbereitungen. Er ging ins Wohnzimmer und sah, dass Yūris Handy auf dem Couchtisch vibrierte. Sollte er ran gehen? Doch da der Anrufer scheinbar nicht auflegen wollte, nahm er es kurzentschlossen auf und nahm den Anruf entgegen. „Hallo, hier bei Katsuki“, meldete er sich und hoffte, dass der Anrufer direkt merkte, dass er nicht Yūri war und so nicht irgendeine missverständliche Situation entstehen würde. „Du bist nicht Yūri“, kam es aber nur von der anderen Seite. Ok, das wäre schon mal geschafft, dachte Victor, zog aber die Augenbrauen zusammen, weil er nicht wusste, wie viel er verraten sollte. Also ging er erst einmal wieder in die Küche, damit er Yūri nicht weckte. „Stimmt. Mein Name ist Victor. Ich bin... ein Freund von Yūri“, erklärte er. „Wo ist Yūri?“, wollte der Anrufer nur wissen und irgendwas an der Tonlage nervte Victor gewaltig. „Ich richte ihm gerne aus, dass er sie zurückrufen soll. Ich habe keine Ahnung, in welcher Verbindung sie mit ihm stehen, daher warten sie bitte auf seinen Rückruf“, sagte er in bester Sekretärsmanier. Manchmal war es doch von Vorteil, mitzubekommen, wie Sara ihre Arbeit machte. „Ich bin Phichit, Yūris Mitbewohner“, stellte der Anrufer ungeduldig klar. Phichit, Phichit... bei dem Namen klingelte etwas bei Victor. „Wir haben uns beim japanischen Imbiss und in der Eishalle getroffen.“ Jetzt ging Victor ein Licht auf und er lachte. „Ach, ja! Tut mir leid, ich habe es nicht so mit Namen“, gab Victor verlegen zu. „Das ist mir relativ egal. Wo ist Yūri“, jetzt war die Stimme deutlich barscher. „Yūri schläft noch. Er-“, doch weiter kam er nicht. „Mit dir?“ Jetzt schnaubte Victor hörbar genervt. „Nein. Ich hab auf der Couch geschlafen, Yūri in seinem Bett. Er hat gestern Abend Fieber bekommen und Schwindelanfälle. Ich habe ihn ins Bett gebracht, aber er wollte nicht, dass ich gehe und ich wollte ihn so auch nicht alleine lassen“, stellte Victor ungeduldig klar. „Er ist krank? Wie hoch ist das Fieber? Ich komme mit dem nächsten Flieger zurück!“, Phichit klang nun etwas panisch. „Ich schätze es liegt irgendwo bei 39 Grad, aber ich wollte nicht durch eure Sachen wühlen, um ein Fieberthermometer zu suchen. Aber ich glaube nicht, dass es nötig ist, dass du deswegen extra hierher kommst“, Victor schwankte zwischen Unmut und Freude darüber, dass Yūris Mitbewohner so sehr um ihn besorgt war. Es erleichterte ihn irgendwie, dass Yūri einen Freund hatte, der sich so sehr um ihn sorgte. Dennoch war er jetzt ja auch da. „Doch, das ist nötig. Yūri ist mein Freund und ich bin Arzt. Ich kann mich um ihn kümmern“, es klang so, als würde Phichit auf und ab laufen. „Bis du zurück bist, ist Yūri wahrscheinlich wieder fit. Ich habe ihm gestern Wadenwickel gemacht. Heute war ich schon einkaufen, habe ein Fieberthermometer, Himbeerblättertee, Ingwer und Honig besorgt. Dazu koche ich gerade eine Hühnersuppe mit ordentlich Petersilie und habe eben schon Basilikum abgekocht. Zur Not habe ich noch ein fiebersenkendes Mittel in der Apotheke besorgt. Ich habe das alles im Griff, keine Sorge. Und sollte das Fieber nicht sinken, bringe ich ihn ins Krankenhaus“, zählte Victor alle Vorkehrungen auf, die er getroffen hatte. Für einen Moment war es am anderen Ende der Leitung leise, doch dann lachte Phichit ein wenig. „Du bist schlimmer als ich“, stellte er trocken fest. „Verwöhn ihn nicht so, sonst möchte er das ab sofort immer, wenn er krank ist.“ Da musste auch Victor lachen. „Damit hätte ich sogar überhaupt kein Problem, wenn ich ehrlich bin“, gestand er. „Ok, ich sehe, du hast tatsächlich alles im Griff und ich kann dir da vertrauen. Hast du ihm schon deine Gefühle gestanden?“ Die Frage kam so unverhofft, dass Victor, der gerade ein Schluck Wasser trinken wollte, den Inhalt seines Mundes in der Küche verteilte und hustete. „Wie...?“, krächzte er zwischen seiner Hustenattacke. „Wer sich solche Mühe gibt, ist entweder ein verdammt guter Freund oder will mehr. Ihr kennt euch noch nicht allzu lange und eben hast du vor 'ein Freund' gezögert“, zählte Phichit auf und sein Grinsen schwang deutlich in der Stimme mit. „Ja, hab ich“, bestätigte Victor, nachdem er sich wieder erholt hatte. „Schön, jetzt hat Yūri endlich seinen Victor“, seufzte Phichit, doch Victor legte fragend den Kopf schief. Als er bemerkte, dass Phichit das gar nicht sehen konnte, fragte er: „Seinen Victor?“ „Er hat die letzten Tage fast nur von dir geredet“, lachte Phichit. Victor musste sich anlehnen. „Ernsthaft? Gestern habe ich kurzzeitig gedacht, dass er eine Panikattacke bekommt, als ich ihm meine Gefühle gestanden habe. Ich bin beinahe geflüchtet“, gestand Victor und nun hörte er ein Prusten auf der anderen Seite. „Ernsthaft? Oh Gott, du tust mir ja schon fast leid. Aber Yūri gerät schnell in Panik, wenn er überfordert ist. Nimm ihm das bitte nicht übel“, erklärte Phichit. „Nein, ich schiebe es auch ein wenig auf den Alkohol und den Virus oder was auch immer ihn da niedergestreckt hat“, sagte Victor ehrlich, was er dazu dachte. „Ich rechne dir hoch an, dass du dir da keinen Vorteil raus geschlagen hast. Yūri macht schnell Dinge, die er bereut, wenn er betrunken ist“, Phichit war wieder vollkommen ernst. „Ich nehme an, als Mitbewohner weißt du relativ viel von Yūri und egal, wie es mit uns angefangen hat, ich meine es wirklich ernst mit ihm. Er ist mir viel zu wichtig, als es mit einer übereilten Aktion ruinieren zu wollen. Scheiße, ich dachte schon fast, dass mein Geständnis zu früh kam“, Victor fuhr mit seinen Fingern durch die Haare. „Er hat es dir gestanden?“, Phichits Stimme war fassungslos. „Das mit der Hotline? Ja. Wie du schon sagtest, wenn Yūri getrunken hat, macht er Dinge, die er bereut. Nur fühle ich mich wie der letzte Vollidiot, dass ich es nicht kapiert habe. Und du wusstest es auch sofort und konntest mich deswegen nicht leiden, was?“, sprach Victor die Vermutung aus, die er seit gestern Abend gehegt hatte. „Dumm bist du nicht gerade“, pfiff Phichit durch die Zähne. „Also gut, ich bin ehrlich bereit, dich zu akzeptieren. Vorerst. Ich gebe dir meine Nummer. Halte mich bitte auf den Laufenden, wie es Yūri geht, ja?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)