(A)I complicate von Naoi-chan ================================================================================ Kapitel 13: Family ------------------ » Yujis View « In den Filmen enden die Romanzen meist mit den beiden Protagonisten glücklich vereint. Aber Ken und ich waren schon immer anders. So kompliziert, wie unsere Liebesgeschichte verlaufen war, gab es natürlich nicht sofort das Happy End. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis zu dem Moment, als wir uns in dem Büro seines Onkels so gegenüberstanden, wie in diesem Augenblick. „Ken...” ich schob ihn von mir. „Ich - ich muss mich auch bei dir entschuldigen. Es tut mir leid.” Ich hatte Angst ihm meine Entscheidung mitzuteilen. „Ich - ich will mich nicht länger verstecken... ich bin heute hergekommen, um dir das zu sagen. Ich liebe dich... habe dich wohl schon immer geliebt.” ich zwang mich zu einem erschöpften Lächeln. Es kam wirklich nur sehr schwer über meine Lippen. „Aber ich - ich brauche Zeit... ich erkenne mich selbst nicht wieder...” Es war grausam zusehen, wie etwas in Kens Augen zerbrach. Wie meine Worte ihn offensichtlich gerade völlig unerwartet trafen. „Das - das was ich Sei angetan habe... das war furchtbar.” ich presste meine Lippen zusammen und musste den Blick von ihm abwenden, ehe ich ihm mit den nächsten Worten endgültig das Herz brechen würde. „So ein Mensch wollte ich nie sein...Ich - ich kann nicht so tun, als wäre nichts gewesen und mich in die nächste Beziehung stürtzen. Das wäre falsch... und auch dir gegenüber ungerecht.” „Es ist mir egal!” schoss es aus Ken heraus und seine grünen Augen fixierten mich funkelnd. „Yu... bitte tu mir das nicht an. Ich habe dir damals versprochen dein Freund zu sein. Und war ich das nicht all die Jahre? War ich dir nicht immer ein guter Freund gewesen?” „Der Beste sogar...” ich lachte leise. Das war nicht einfach nur eine Floskel. Das war er wirklich. Er hatte immer zu mir gehalten. Egal was es war. „Und heute verspreche ich dir, dass ich dich immer lieben werde. Egal was passiert... es ist mir bewusst, was wir getan haben. Ich weiß, dass du das nicht bist... aber das sind wir. Du und ich... es ist passiert, weil WIR es sind. Yuji und Ken... wir beide. Nur deshalb. Lass uns dieses elende Versteckspiel beenden Yu-Chan.” „Ken...” der Ausdruck in seinen Augen lies darauf schließen, dass er noch nicht bereit war das - uns - aufzugeben. Das war der selbe Ausdruck, mit dem er sich damals selbst das Gitarre spielen beibrachte. Die selbe Entschlossenheit mit der er beschlossen hatte, einer der bekanntesten Musiker Japans zu werden. „Gib uns eine echte Chance...” „Eine Chance...?” Ich dachte kurz daran, was ich ihm die letzten Jahre alles zugemutet hatte. Wenn jemand eine Chance verdient hätte, dann wohl Ken „Das bin ich dir wohl schuldig...“ „Nein, das bist du UNS schuldig Yu.” flüsterte er und versiegelte meine Lippen mit den seinen. Nach einigen Sekunden schob ich ihn dennoch von mir. „Trotzdem... ich - ich will uns eine Chance geben... aber nicht gleich von 0 auf 100. Lass -” ich senkte den Blick. Hoffte er verstand worauf ich hinaus wollte. „Lass es uns langsam angehen.” „Langsam...?” der Griff um meine Talije wurde fester. „Yu... Wir kennen uns seid 17 Jahren... noch langsamer ist nur der Beat von Shinto.” Ich lachte bei dieser Bemerkung. Shinto war einer der Musiker mit denen Rey in seinem ersten Jahr, nach Gründung des Studios gearbeitet hatte. Bekannt für seine langsamen und endlos langen Liebes Arien. „Du weißt was ich meine...” murmelte ich und hoffte inständig er verstand wirklich, was ich meinte. Wir waren absurd schnell von besten Freunden zu feurigen Liebhabern übergegangen. Ich hatte das Gefühl, dass wir das ganze etwas endschleunigen mussten. Ken musterte mich daraufhin einen sehr langen Moment. Seine Augen schienen nach etwas in meinen zu suchen. Dann lächelte er plötzlich, ehe er einen Kuss auf meine Stirn hauchte. „Mmmmhhh... Würdest du mit mir ausgehen Yu?” Ein breites Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich schlang beide Arme um seinen Nacken. Er hatte es verstanden. ‚‚Sehr gerne Ken-ken.” Was wir beide vollkommen unterschätzt hatten, war Kens Terminkalender und die Tatsache, dass er zwei Tage später, nach unserem ersten offiziellen Date - auf Tour musste. Wir sahen uns also fast neun Wochen lang nicht. Und Gott, fehlte er mir. . . . Die erste Woche erschien mir bereits wie eine Tortour. Ich musste nicht nur in die Uni am Tag seiner Abreise. Nein, zu allem Überfluss war es gleich die erste Vorlesung, die ich mit Seiji und Suri gemeinsam hatte. Ich saß bereits im Vorlesungssaal als die beiden den Raum betraten. Suris fröhliche Stimme konnte ich bis in die letzte Reihe vernehmen. Als sich unsere Blicke begegneten, senkte ich meinen sofort und starrte auf das Buch was ich zur Vorbereitung schonmal geöffnet hatte. Auch wenn ich nun nichts mehr von den Zeilen dadrin wirklich registrierte, war es besser als die beiden anzuschauen. Mein Herz blieb fast stehen, als ich bemerkte, dass sich jemand mir näherte und schließlich beide ihre gewohnten Plätze neben mir einnahmen. ‚‚Guten Morgen Yu!” rief Suri und ich klammerte mich an meinem Buch. ‚‚Warum schaust du so bedrückt?” Suri lehnte sich zu mir rüber, wie sie es immer getan hatte. Ich nahm meinen Mut zusammen und hob den Kopf. Suris Augen, spiegelten Verwirrung wieder. Als ich nach einigen Sekunden noch immer nichts gesagt hatte, wandt sie ihren Kopf, zum Dunkelhaarigen neben ihr. ‚‚Kein Kuss? Ist - ist etwas passiert?” Meine Augen weiteten sich und ich konnte nicht verhindern, wie sie fast sofort zu ihm schossen. Hatte Seiji ihr etwa nichts erzählt? Unsere letzte Begegnung war immerhin bereits zwei Tage her und Suri war seine beste Freundin. Ich wusste, dass er ihr eigentlich so ziemlich alles erzählte. ‚‚Sei??” Suris Stimme klang nun besorgt. ‚‚Was ist los mit euch beiden? Habt ihr immer noch Streit...? Seid nicht so. Ihr liebt euch doch.” Das schien einen Schalter in ihm umzulegen. Er erhob sich mit einer rasenden Geschwindigkeit und donnerte seine Handflächen auf den Tisch. ‚‚Liebe?!” er lachte mit einem düsteren Funkeln in den Augen. ‚‚Der einzige der hier irgendwen liebt, bin ich.” Suri und ich schraken beide zusammen. Sie war die erste, die ihre Sprache wiederfand. ‚‚Uhm...Sei - Seiji... Was ... was ist-” Seiji starrte mich einen langen Moment aus diesen dunklen tief blauen Seen an und ich konnte nicht fassen, dass sie mich vor einigen Tagen noch voller so viel Liebe angeschaut hatten. ‚‚Ich habe genug.” zischte er dann, wandt den Blick ab und griff nach seiner Tasche, ehe er die Treppen hinunter stampfte und auf dem Weg die Tür raus mit seinem Bruder, Professor Niwa, zusammen stieß. ‚‚Ugh... Sei?” Ich sah wie Professor Niwa ihn verblüfft anstarrte. ‚‚Jetzt nicht!” knurrte Seiji aber lediglich und stürmte hinaus. Alle starrten ihm sprachlos hinterher, einschließlich seinem Bruder. Ich hielt die Hand vor Schreck vorm Mund und hatte die Augen weit aufgerissen. Suri sah mich genauso erschrocken an. ‚‚Yu - Yuji...? Was ist los?” ‚‚Ich - ich muss mit ihm reden...” rief ich und lief ihm hinterher. ‚‚Yu!” hörte ich Suri noch rufen, aber war schon am Fuß der Treppen angekommen. Gerade als ich die Tür raus wollte, wurde ich am Arm festgehalten. Ich wandt mich um und sah mich den selben Mitternachtblauen Augen gegenüber, die mich vor wenigen Sekunden voller Wut angefunkelt hatten. ‚‚Was glaubst du, was du da tust?" ‚‚Ich- ich...” Mir ging so vieles in diesem Moment durch den Kopf, aber eigentlich fehlten mir die Worte. ‚‚Du hast genug angerichtet... Setz dich auf deinen verdammten Platz.” zischte Professor Niwa so leise, dass nur ich es hören konnte. ‚‚Ich sehe nach ihm.” Ich wollte protestieren. Ich wollte mit ihm reden. Mich entschuldigen. Aber ich sah ein, dass er vermutlich recht hatte und lies die Schultern sinken. ‚‚Du hast dich entschieden.” sagte er dann etwas sanfter. ‚‚Mach ihm keine neuen Hoffnungen.” Dann sah er zur Klasse. „Sie beschäftigen sich bitte mit Kapitel 23. Ich werde dazu in der nächsten Woche einen kleinen Test machen.” Ich trat zurück an meinen Platz. Suris große noch immer völlig verwirrte Augen auf mir, lies ich mich kraftlos auf meinen Stuhl sinken. „Yu, Wa -.” „Sprich mit Sei... es ist sein Recht, ihm seine Sicht zuerst zu erzählen.” murmelte ich. Suri kräuselte die Augenbrauen. „Du machst mir Angst...” Eine Vibration riss mich aus meinen Gedanken. »»»»»»»»»»»»»»»»»» Empfangen: 09:32 Uhr Von: Ken Guten Morgen mein Engel. Ich vermisse dich... Wo bist du gerade? »»»»»»»»»»»»»»»»»» Mein Herzschlag beschleunigte sich sofort. Ich hatte von ihm seid seiner Abreise nichts gehört und war erleichtert diese Worte zu lesen. »»»»»»»»»»»»»»»»»» Gesendet: 09:34 Uhr An: Ken Ich vermisse dich viel mehr. Ich bin in der Uni... seid ihr gut in Shanghai angekommen? »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Empfangen: 09:35 Uhr Von: Ken Ja, sind gut angekommen. Akira ist ziemlich aufgeregt, weil Onkel Rey nicht dabei ist. Aber er wird es schon machen. Erster Soundcheck in zwei Stunden. Uni? Aufregend ;) »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Gesendet: 09:42 Uhr An: Ken Könnte man so sagen... »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Empfangen: 09:45 Uhr Von: Ken Ist etwas passiert? »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Gesendet: 09:47 Uhr An: Ken Seiji. »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Empfangen: 09:47 Uhr Von: Ken Hat er dir weh getan? »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Gesendet: 09:51 Uhr An: Ken Mach dir keine Sorgen... war nur etwas viel. »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Empfangen: 09:54 Uhr Von: Ken Du hast keine Ahnung, wie sehr du mir fehlst. Pass auf dich auf. In ein paar Wochen, bin ich wieder da. »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Gesendet: 09:57 Uhr An: Ken Du fehlst mir auch... Kann es kaum erwarten. »»»»»»»»»»»»»»»»»» Und oh, es war verrückt... Seiji war die nächsten zwei Wochen nicht zu den Vorlesungen gekommen. Suri hatte mich zwei Mal angesprochen, da er nicht mit ihr sprach und ihre Anrufe ignorierte. Sie war sehr besorgt gewesen und selbst ich konnte kaum schlafen. Dr. Niwa beruhigte uns in der dritten Woche. Seiji sei wohl zu ihren Großeltern nach Kyoto gefahren, um einen klaren Kopf zu kriegen. In der fünften Woche von Kens Abwesenheit war Seiji zurück, aber ignorierte mich natürlich vollkommen. Es war okay. Ich hatte kein Recht, auf ein Gespräch. Suri warf mir noch immer fragende Blicke zu - schien hin und hergerissen, zwischen ihrer Loyalität Seiji gegenüber und ihrer Zuneigung gegenüber mir. Ich beschloss diese Situation nicht komplizierter als nötig zu machen und distanzierte mich von ihnen. Ging ihnen soweit wie möglich aus dem Weg. Es war nicht einfach. Schließlich verbrachte ich die letzten zwei Jahre jede Mittagspause oder Vorlesungsfreie Stunde mit den beiden. An einem Freitagnachmittag war ich noch etwas länger geblieben und hatte noch einige Informationen aus einer Vorlesung notiert. Erst, als ich die Treppe herunter stolperte, bemerkte ich, dass ich nicht alleine im Saal war. Seiji stand an der Wand neben der Tür gelehnt und starrte mich aus harten dunkel blauen Augen an. „Wie lange?” fragte er mich. Ich war so überrascht davon, dass er mich überhaupt ansprach, dass ich meine Tasche fallen lies. „Wie lange habt ihr es hinter meinem Rücken getrieben?” „Sei... ich -” mir fehlten die richtigen Worte. Ich verfluchte mich. Endlich hatte ich die Gelegenheit mit ihm zu sprechen und es kam kein vernünftiges Wort über meine Lippen? „Ich muss wissen seid wann... an dem Abend vor deinem Geburtstag, die Art wie du mich angesehen hast...” „Nein! Da war nichts zwischen uns bis - ” Ich biss mir auf die Lippe voller Frust. Er hob eine Augenbraue fragend. „Du glaubst mir vermutlich kein Wort, aber da war nichts zwischen uns, bis - bis die Woche nachdem er aus Shanghai zurück kam.” Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber Seijis Blick wurde etwas weicher. „Du hast zwei Jahre mit mir verbracht, obwohl du ihn liebst?” „Sei...” „Schon gut.” Er lachte frustriert. „Du und Ken huh? Ich - ich hätte es ahnen müssen.” Ich hatte noch nie so viel Mitleid mit jemanden und gleichzeitig so viel Wut auf mein eigenes Verhalten empfunden. „Sei...” Er trat näher. „Ich war in Kyoto, um Abstand zu gewinnen...” er musterte mich mit einem intensivem Blick. „Aber ich liebe dich verdammt nochmal Yu... ich kann an nichts anderes denken, als dein Gesicht... dein Geruch...” Wir starrten uns an. „Ich kann dir das nicht verzeihen.” er hob eine Hand und ich zuckte etwas ängstlich zusammen. Daraufhin kräuselte er seine Augenbrauen. „Hast - hast du Angst vor mir Yu?” Ich zögerte und als ich den verletzten Ausdruck in seinen Augen sah, realisierte ich, wie absurd es eigentlich war. Das war schließlich Seiji. Der Mann mit dem ich die letzten zwei Jahre fast täglich verbracht hatte. Der mir - anders als ich selbst - nie einen Grund gegeben hatte, ihm zu Misstrauen. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. Einen Moment schwiegen wir, bis er schließlich erneut die Hand hob und mir einige Strähnen aus dem Gesicht strich. „Wie konntest du mir das antun Yuji? Du hast mir das Herz gebrochen.” Mein Herz schlug hart gegen meinen Brustkorb und ich biss mir auf die Unterlippe, während heiße Tränen meine Wangen herunterliefen. „Es - es tut mir leid.” Seiji musterte mein Gesicht für eine Weile. Strich mit seinem Daumen die Tränen aus meinem Gesicht. „Das glaube ich dir nicht.” Es war erschreckend, wie ruhig seine Stimme war. „Ich tue dir leid. Aber das was geschehen ist... das tut dir nicht leid. Sonst wärst du mir gefolgt. Du hättest um mich gekämpft. Und der Idiot der ich nun mal bin - wenn es um dich geht - hätte dir vermutlich verziehen.” Mir fehlten jegliche Worte. Da war was Wahres dran. „Hör auf zu weinen. Du weißt ich hasse es, wenn du weinst.” seine Augen waren nun wieder härter und er nahm Abstand zu mir. „Ich liebe dich Yu. So sehr.” er hatte nun ein schwaches Lächeln auf den Lippen. „Ich kann dir nicht verzeihen, was du getan hast. Aber ich akzeptiere deine Gefühle für ihn. Hab es eigentlich schon immer irgendwie geahnt... ich wollte es wohl nicht wahrhaben.” Ein bitteres Lachen entfloh seiner Kehle. „Ich hoffe er macht dich glücklich.” Das waren seine letzten Worte, ehe er mich noch eine Weile anstarrte und schließlich von mir abwandte und den Saal verlies. Ich brach in noch bitteren Tränen aus. Weinte, dass ich ein so gutherzigen Menschen verletzt hatte. Dass ich so dumm und feige war, nicht vorher alles mit ihm klarzustellen und die entsprechenden Schritte einzuleiten. Aber diesen Fehler würde ich nie wieder begehen. . . . Eathan war der erste, den ich sah als sie aus dem Geheimausgang des Flughafens traten. Er grinste mich an, als er meinen hoffnungsvollen Blick sah. „Oh... Er hat den selben Gesichtsausdruck...” murmelte er. Ich war nervös. Onkel Rey hatte mir erst vor zwei Tagen seine Rückreisedaten mitgeteilt und alles arrangiert. Dafür gesorgt, dass ich dort sein konnte. Und es vergingen nicht viele Sekunden, ehe er endlich ebenfalls aus der Tür trat. Er trug eine schwarze Maske, aber seine Augen funkelten, als er mich sah. „Halt das!” hörte ich ihn sagen, ehe er einem jungen Mann einen Koffer in die Hand schob und seine Maske herunter schob. „Fuck! Endlich...” Er lief auf mich zu und noch ehe ich reagieren konnte, hielt er mich in den Armen, bevor er mein Gesicht mit unzähligen Küssen belegte. „Du hast mir so gefehlt.” flüsterte er immer wieder. „Verlegen wir das Ganze auf einen etwas privateren Bereich?” Murmelte Eathan nach einer Weile, als Ken seine Lippen auf die meinen gepresst hatte. „Hier sind keine Paparazzi, aber wir sollten nichts riskieren.” Ken löste sich von mir, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. „Bring uns nach Hause Eathan...” Und in dieser Nacht hatten wir all die Regeln die wir - ich - uns selbst auferlegt hatten, über Bord geworfen. Langsam? Dafür war keine Zeit. »»» FLASHBACK ENDE ««« Und seitdem war es fast wie früher, nur so viel intensiver. Monate waren inzwischen vergangen... Es war schwierig aufgrund seines Terminkalenders, all der Fans und Paparazzi, aber ich war tatsächlich in einer glücklichen Beziehung mit Ken. Es gab Gerüchte was mich betraf. Aber die meisten taten mich als seinen besten Freund ab. Onkel Rey war nicht wirklich bemüht diese Gerüchte in Keim zu ersticken. In den letzten Semesterferien durfte ich ihn sogar auf Tour nach Europa begleiten und ich glaube, ich habe mich wieder völlig neu verliebt. Verliebt, in den Musiker Ken. Versteht mich nicht falsch. Ich war schon immer ein Fan seiner Musik. Noch weit bevor er berühmt wurde. Er war schließlich schon immer so unfassbar talentiert. Aber ihn auf der Bühne vor hundert Tausenden von Menschen performen zu sehen... der Ausdruck in seinem Gesicht... die Leidenschaft mit der er sang... es bescherte mir immer wieder eine Gänsehaut. Aber so sehr ich seine Performances genoss, gab es nichts besseres, als die Zeit die wir fernab seiner Fans oder neugieriger Paparazzi miteinander verbringen konnten. Diese Momenten waren selten, da Ken inzwischen vermutlich der erfolgreichste Musiker Japans war und sogar seine Europa Konzerte ausverkauft waren. Aber er versuchte sich mindestens einmal im Monat ein Wochenende für uns frei zu nehmen. Nichts besonderes denkt ihr? Für einen Workaholic wie ihn schon... Und dies war einer dieser Wochenenden. Wir hatten gemeinsam mit Liam und Oji-san beschlossen, nach Chiba zu reisen, um unsere Familien zu besuchen. In erster Linie wollten Ken und ich die beiden unterstützen. Sie hatten immerhin sehr große Pläne. Mein Herz schlug hart gegen meinen Brustkorb und dabei betraf es mich nicht mal so richtig. Onkel Reys Nervosität war einfach verdammt ansteckend. Ich hatte ihn noch nie so unruhig gesehen. „Entspann dich.” erhob Ken die Stimme, nachdem wir unsere Koffer erhalten hatten. Es war ein Privatjet gewesen und so hatten wir unser Gepäck direkt erhalten, um eine Hysterie an der Gepäckausgabe zu vermeiden. Rey verdrehte die Augen. „Du hast leicht reden... Yujis Eltern lieben dich, seid du ungefähr fünf warst.” Eathan - führte uns zu einem Geheimausgang. Dort angekommen, wartete bereits eine schwarze Limousine. Wir waren nicht überrascht, als Kens Vater plötzlich vor uns stand. Er lächelte kaum merklich und umarmte mich herzlich. „Yu... dein Vater hatte erwähnt, dass du ebenfalls nach Hause kommst.” Er musterte mich. „Tokio scheint dir gut zu tun...” Ich errötete und lächelte ihn an. Onkel Ryo war mir gegenüber immer sehr freundlich gesinnt gewesen. „Junge.” Ryo nickte Ken zu und natürlich fielen seine Augen sofort auf die feinen schwarzen Linien an Kens Handgelenk. „Du hast jetzt auch noch ein Tattoo?” Für Außenstehende wäre es merkwürdig, aber für Ken war es absolut normal. Sein Vater schien ihm einfach keine physische Liebe zeigen zu können. Stattdessen musste er immer erst Defizite aufführen. „Oji - san... Ken-Ken ist zum erfolgreichsten Artist Asiens gewählt wurden...” warf ich lächelnd ein und trat voller Stolz an seine Seite. „Hmm...” der ältere lächelte verhalten und seine grünen Augen musterten den Musiker. „Wer hätte gedacht, dass du dich tatsächlich damit ernähren kannst.” Er klopfte ihm auf die Schulter. Ken verdrehte die Augen. „Es ist auch schön dich wiederzusehen Vater...” Ryos Augen flackerten unsicher, als sie auf Liam fielen. „Dieses Gesicht ist neu.” sagte er emotionslos. „Hallo. Mein Name ist Liam Chen.” der Halb-Chinese lächelte und verbeugte sich etwas. Oji-san sah ihn einen Moment an. Nickte dann und reichte ihm seine Hand. „Ryo Sagai.” Er musterte ihn noch eine Weile, ehe er auf die Limousine deutete. „Deine Mutter kann es kaum erwarten dich zu sehen." Dass er Rey nicht mal angesehen hatte, war schmerzhaft mit anzusehen. Liam warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. Nathan griff nach dem Gepäck und wir fuhren mit der Limousine in unsere alte Nachbarschaft. Kens Vater war der oberste Richter in Chiba und ihm gehörte eine der angesehensten Kanzleien des Landes. Jene Kanzlei von der er sich gewünscht hätte, dass Ken sie mal übernehmen würde. Die Fahrt verlief sehr schweigsam und erst als das Fahrzeug wieder zum Halten kam, erhob Ryo das Wort. ‚‚Meg, wir haben einen weiteren Gast. Kannst du ein zusätzliches Gästezimmer vorbereiten?” ‚‚Nicht - nicht nötig. Macht euch keine Umstände. Liam kann - " sagte Rey hastig, wollte seinem Bruder keine Umstände machen. Ryo sah ihn an. ‚‚Mach dich nicht lächerlich Rey... wo soll er sonst schlafen?" zischte er harsch. Rey öffnete den Mund um zu protestieren, als er und Liam aber kurzen Blickkontakt hatten, schloss er selbigen und senkte seinen Kopf. Kens Vater war schon immer sehr hart zu Rey. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, das diesmal sogar etwas Wut in seinem Verhalten mitschwang. ‚‚Dachte ich es mir..." er schritt Richtung Eingang des Hauses und richtete sich dann an einen Mann im mittleren Alter in einem dunklen Anzug. ‚‚Kaito! Hilf ihnen bitte mit ihrem Gepäck." Er nickte und schritt eilig Richtung Limousine, um Nathan mit dem Gepäck zu helfen. ‚‚Wow... er ist ein noch größeres Ar-" ‚‚Ken!" zischte ich leise, als ich ahnte was er mir ins Ohr flüstern wollte. Liam legte eine Hand auf Reys Schulter und drückte sie zärtlich, ehe wir ins Haus traten. ‚‚Ken, Rey ihr kennt eure Zimmer... Yuji - " ‚‚Schläft bei mir!" rief Ken sofort und nahm meine Hand in seine. Ryo hob eine Augenbraue aber schmunzelte dann lediglich. ‚‚Natürlich tut er das...wie immer.” Ich sah ihn mit heißen Wangen an. ‚‚Ich wollte nur kurz nach Hause und meine Eltern begrüßen." ‚‚Nicht nötig. Wir haben sie bereits zum Abendessen eingeladen." sagte Ryo lächelnd! Und sein Kopf wanderte zur massiven Treppe in der Eingangshalle. Eine wunderschöne Frau mit dunkel braunen Locken kam herunter. Kens Mutter war schon immer eine der elegantesten Frauen, die ich jemals gesehen habe. Sie lief auf ihren Sohn zu und zog ihn in eine warme Umarmung. „Baby!” Während Kens Vater der Inbegriff einer Eisskulptur war, war seine Mutter der Inbegriff eines warmen Sommertags. Sie war in meinen Augen nicht nur die schönste Frau in ganz Japan. Sie war sanft, liebevoll und gütig. „Mein Junge...” Sie küsste ihn immer wieder. „Sieh dich an... so erwachsen.” Ken grinste. „Mutter... Hör bitte auf.” Sie grinste ebenfalls und ihre dunklen Augen fielen auf mich. „Oh... und Yu... mein kleiner Engel. Du wirst hübscher von Tag zu Tag. Wer könnte Kens Herz jemals erobern, solange du unter dieser Sonne atmest?” Ich versuchte mir die Nervosität nicht anmerken zu lassen. Wenn sie wüsste... „Liebling...” ihr Blick wurde noch weicher wenn möglich, als sie Oji-san sah. Sie fiel ihm sofort in die Arme. „Du hast versprochen dich zu melden und doch habe ich monatelang nichts von dir gehört.” Er erwiderte die Geste sofort und brach in Tränen aus.„Verzeih Nii-Chan... bitte verzeih.” „Schon gut...” sie küsste seine Stirn. „Hauptsache du bist jetzt hier. Zu Hause.” sie strich ihm die Tränen aus dem Gesicht. Es war verrückt, dass Kari - Kens Mutter - Onkel Rey so sehr liebte, während Kens Vater ihn kaum anschauen konnte. „Und wer ist das?” Ihr Blick fiel auf Liam. Er lächelte sie an und reichte ihr eine Hand. „Das - das ist Liam.” stammelte Rey und ich glaube ich hatte ihn noch nie so nervös gesehen. „Wow...” sie musterte ihn und lächelte schließlich freundlich. „Willkommen Liam. Ich bin Kari.” „Danke.” Er lächelte. „Euer zu Hause ist atemberaubend.” „Danke.” Sie starrte ihn noch einen Moment an, ehe sie in die Hände klatschte. „Na kommt... ihr müsst hungrig sein. Ihr könnt euch frisch machen und danach können wir gemeinsam essen. Wie klingt das?” Wir nickten alle und Kaito brachte gemeinsam mit Eathan das Gepäck ins Haus. „Verrätst du mir später, wer er wirklich ist?” hörte ich Kari Onkel Rey zuflüsternd und ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht für meine Ohren bestimmt war. . . . Beim Abendessen tat sich die Hölle unter uns allen auf. Es hatte zunächst vollkommen unschuldig begonnen. Meine Eltern waren kurz nach uns gekommen. Mutter war in Tränen ausgebrochen und hatte auch Ken unfassbar oft geküsst. Alles gut. Das war normal. Sie liebte Ken. Der erste Hinweis, dass dieser Abend nicht so enden würde wie erhofft, war als wir am Tisch Platz nahmen. Onkel Rey deutete Liam an, sich neben ihn zu setzen. „Er sitzt hier!” Ryo deutete auf den Stuhl zu seiner rechten. Kari starrte ihn an. „Liebling, er ist Reys Gast sie - ” „Ich sagte, er sitzt hier.” Ryo sah Onkel Rey nicht mal an. Seine Augen lagen auf Liam. Herausfordernd. Er drückte kurz Reys Hand, ehe er auf dem freien Stuhl gegenüber von Kari Platz nahm. Meine Eltern saßen nun zwischen ihm und Onkel Rey. Ken ballte seine Hände zu Fäusten und wenn Blicke töten könnten, wäre sein Vater in diesem Moment vermutlich Tod umgefallen. Ken saß neben seiner Mutter und zu meiner rechten. Meine Eltern saßen uns gegenüber. „Also Liam, bist du auch in...” Ryo zögerte. „In dieser Branche?” Liam sah ihn einen Moment an. „Ich bin leider kein Künstler. Das kreativste was ich jemals gemacht habe, war ein Nudelbild in der dritten Klasse.” Kari und meine Mutter lachten. Sie waren offensichtlich hin und weg von ihm, obwohl er noch nicht wirklich viel von sich erzählt hatte. „Ich bin Arzt.” „Oh! Gutaussehend und ein Doktor.” Kari sah ihn lächelnd an und ihre Augen wanderten zu Oji-Rey. Sie tauschten einen Blick in dem sehr viel lag, aber ich konnte es nicht wirklich interpretieren. Ryo hob eine Augenbraue anerkennend. Seine grünen Augen musterten Liam. „Arzt?” „Ich habe eine Praxis in Tokio.” „Er ist der bekannteste Kinderarzt Japans. Ihr könnt euch nicht vorstellen wieviele - ” „Dich habe ich nicht gefragt.” Zischte Ryo ohne seinen Bruder anzusehen. Rey verstummte sofort und sank in seinem Stuhl zurück. Liam kräuselte irritiert die Augenbrauen. „Respekt. Ich habe mich damals für Jura entschieden... aber Medizin war in der engeren Wahl.” er lächelte. „Und woher kennst du meinen Sohn?” Er fragte nicht mal nach Rey. Liam starrte ihn an. Ich konnte sehen, wie irritiert er von ihm war. „Wir haben gemeinsame Freunde.” Ryo starrte ihn noch einen Moment an, ehe er nickte und schließlich mich ansah. „Ihr müsst gute Freunde geworden sein, wenn er dich hier her bringt.” Es war irritierend wie lange er mich anstarrte. „Vater...” Ich spürte, dass Ken langsam wütend wurde. Ich legte eine Hand auf seinen Arm. „Nicht...” flüsterte ich. „Yu... es muss ermüdend sein, ständig auf Ken aufzupassen.” Ryo sah mich aus tief grünen Smaragden an. Ken, verdrehte die Augen. Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Unsinn... außerdem kümmert sich Oji Rey um alles.” „Du sprichst, als hätte ER einen Anteil an seinem Erfolg.” Ken lies seine Gabel fallen und ich sah aus den Augenwinkeln, wie Liam inne hielt. Ich war perplex. Wie konnte er das in Frage stellen. „Na - Natürlich. Er -” „Ich bin überrascht. Als er nach Tokio ging, war ich mir ziemlich sicher, dass er eines Tages seinen Körper verkaufen muss, um zu überleben.” Und das waren die Worte die das Fass zum überlaufen brachten. Ich konnte nicht mal so schnell reagieren, wie Ken aufgesprungen war und auf seinen Vater zu lief. Liam hatte zum Glück wirklich gute Instinkte und hielt ihn gerade rechtzeitig zurück. „Wie kannst du es wagen, so über ihn zu sprechen?! Ich habe ihm alles zu verdanken! DU hast nichts für uns getan... Er ist derjenige der immer für mich da ist. Sprich noch einmal so über ihn und ich bringe dich um!” „Ken!” Rey war ebenfalls aufgesprungen. „Das ist dein Vater.” „Na und?! Das gibt ihm kein Recht dich so zu behandeln...!” „Ken...” Auch Kari war aufgestanden und legte eine Hand auf seinen Arm, um ihn zu beruhigen. „Was?! Ihr tut alle so, als würdet ihr nicht sehen und hören, wie er Oji-san behandelt... Ich habe genug davon!” Er trat zurück. Seine Augen funkelten noch immer. „Er ist dein Bruder! Hast du kein verdammtes Herz?” Ryo sah ihn aus emotionslosen Augen an. Ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen. „Was mache ich hier überhaupt?” Ken griff nach dem Weinglas was an seinem Platz gestanden hatte, leerte es mit einem Zug und starrte mich an. Er musste nichts sagen. Ich erhob mich sofort und er nahm meine Hand in sein. „Yuji!” rief mein Vater verärgert, als wir Anstalten machten, den Raum zu verlassen. Aber es war mir egal. Ken hatte recht. Sein Vater verhielt sich Onkel Rey gegenüber wie ein Monster. Schon immer. Erst als wir in seinem alten Zimmer waren, lies er meine Hand los. Er schlug die Tür zu und seine Faust landete fast sofort darin. Ich schrak zusammen. Ken war temperamentvoll, aber nie aggressiv. Er fuhr sich durch die Haare. „Ich soll ein verdammtes Steak essen und zuhören, wie er denjenigen beleidigt, dem ich alles - wirklich alles - verdanke? Auf keinen verdammten Fall!” „Ken...” „Und er sitzt da und sagt nichts... er verteidigt sich nicht mal. Was stimmt mit denen nicht?” „Ken.” Er sah mich endlich an und es brach mir das Herz, all den Schmerz und die Wut in seinen Augen zu sehen. Ich nahm ihn in den Arm und er schlang seine Hände sofort um meine Talje. „Er hat das nicht verdient verdammt...” Ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte. Also tat ich das, was ihn schon immer beruhigte. Ich war ihm nahe - küsste ihn und er küsste mich zurück. Frustriert. Verzweifelt. Und ehe ich mich versah, lagen wir auf dem Bett und er zupfte an meinem Hemd. „Aus... Zieh das aus!” „Fuck!” durchbrach plötzlich eine Stimme den Raum und wir sahen beide in Panik zur Tür. Wir hatten nicht abgeschlossen - dumm. Wirklich dumm! Onkel Rey starrte uns entsetzt an. „Was wenn nicht ich, sondern dein Vater oder Yus Eltern reingekommen wären?” fauchte er. Ich schob mein Hemd herunter und richtete mich auf. „Ist mir inzwischen egal.” knurrte Ken und nahm an der Bettkante Platz. „Wir sollten reden.” „Oh... jetzt willst du reden?” Ken stand auf. „Warum hast du nicht geredet, als er dich vor uns allen beleidigt hat?” „Es ist kompliziert.” er seufzte. „Klär mich auf.” Onkel Rey fuhr sich durchs Haar. „Er ist mein großer Bruder...” „Und genau das, verstehe ich nicht!” Ken kräuselte die Augenbrauen. „Er ist dein Bruder. Aber er behandelt dich wie einen Fremden.” Onkel Rey seufzte und nahm schließlich auf einem Stuhl an Kens ehemaligen Schreibtisch Platz. „Es wird wohl Zeit, dass ich dir etwas erzähle.”er fuhr sich durchs Haar und ihm war anzusehen, dass er etwas nervös war. „Dein Vater hat meinetwegen seinen besten Freund verloren... Yaten Koshiwari. Yaten stammte aus einer ähnlich wohlhabenden Familie wie unsere Eltern. Er und Ryo haben sich noch bevor ich geboren wurde, in der Mittelstufe kennengelernt und waren seitdem sehr enge Freunde. Er studierte mit ihm Jura und war sogar Trauzeuge als Nii-Chan und Ryo geheiratet haben. Sie waren unzertrennlich und er verbrachte alle Familienfeste bei uns, da seine Familie nicht wirklich viel Interesse an ihm hatte und sein Vater ein gewalttätiger Alkoholiker war. Ich sah immer einen freundlichen und lustigen Onkel in ihm. Er brachte mir Geschenke mit und manchmal spielte er mit mir, obwohl Ryo genervt war. Mit 9 wurde ich das erste Mal etwas stutzig. Wir hatten eine Barbecue Party bei uns und ich hatte mich mit Saft vollgeschüttet. Yaten bot an, mir beim sauber machen zu helfen. Ryo war vermutlich froh, nicht selbst gehen zu müssen. Als wir in meinem Zimmer waren, stand er da und starrte mich an, während ich mich umzog. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Aber irgendwann stand er plötzlich direkt hinter mir und ich - ich kann mich noch genau erinnern, wie dunkel seine Augen waren im Spiegelbild. Er legte seine Hände auf meine Schulter und ich zuckte zusammen. »Weißt du eigentlich wie schön du bist Rey? Du und dein Bruder seid euch verdammt ähnlich.« Damals war ich stolz, dass er mich mit Ryo verglich. Ich meine, er war schließlich mein großer Bruder. Schon erwachsen und sogar verheiratet. Ich hatte gelacht, woraufhin er eine Hand um mein Gesicht legte und einen Daumen in meinen Mund schob. Ich war so perplex... ich wusste nicht was vorsich ging. Doch ehe er etwas sagen konnte, kam Nii-Chan herein. Er hatte den Rücken zur Tür gerichtet, somit hatte sie nicht gesehen, was er getan hatte, aber war trotzdem irritiert, dass er so dicht vor mir stand. »Alles in Ordnung?« »Alles in Ordnung.« hatte Yaten damals gelacht und war von mir weg getreten. Das nächste Mal, als ich sicher war, dass etwas nicht mit ihm stimmte, war an Ryos 30. Geburtstag. Ich war gerade 11. Ryo hatte mich gebeten mehr Wein aus dem Keller zu holen und als ich gerade den Weinkeller verlassen wollte, stand er vor mir. »Hast du schon mal Wein probiert Sweetheart?« Ich weiß noch wie ich den Kopf geschüttelt habe und mich gleichzeitig gefragt habe, warum er mir gefolgt war. »Du wirst immer schöner Rey.« Sein Blick... ich werde nie vergessen wie er mich ansah. »Ausziehen.« waren seine letzten Worte, bevor er die Tür zum Weinkeller schloss.” Onkel Rey schloss die Augen und atmete tief durch. Er schien mit sich zu hadern. „Er - Er hat mich -” er stockte. „Nach diesem Tag war nichts mehr wie vorher... ich hatte panische Angst vor ihm.” Ken starrte ihn entsetzt an. „Er - hat er -?” Rey konnte uns nicht mal in die Augen schauen. „Drei Jahre lang... es war Zufall, dass dein Vater - Gott... er ist durchgedreht. Er hat ihn bewusstlos geschlagen. Damals war ich 14... ich - ich wollte das alles nicht... Aber Ryo - er er konnte mich seitdem nicht mal mehr ansehen.” Tränen rannen Reys Gesicht herunter. Mir wurde schlecht bei der Vorstellung, was er erlebt hatte. Ken zitterte und ich konnte sehen, wie schwer es Rey fiel uns das alles zu erzählen. Ich fiel ihm sofort in die Arme. Weinte nun ebenfalls bitterlich. „Kein Grund für Tränen... er hat keine weiteren Tränen mehr verdient.” flüsterte Rey leise und strich mir über den Rücken. Er sollte nicht derjenige sein, der mich tröstet. Ich sollte ihn trösten. „Rey...” Wir hoben alle drei den Kopf und als wir uns tief grünen Smaragden gegenüber sahen, schien die Zeit still zu stehen. Mein Herz rutschte mir in die Hose. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)