My Story of Seasons von Jisary ================================================================================ Kapitel 5: Valentinstag ----------------------- „Liebes Tagebuch, letzte Woche habe ich mich zum Gespött der ganzen Stadt gemacht. Erst erwischt mich Iris dabei, wie ich an Klaus' Tür horche und dann kommt er extra zu mir, damit ich nicht noch mal den weiten Weg zu ihm machen muss und ich mach' mich voll zum Affen. Gott, das war so peinlich. Er war natürlich höflich und gut aussehend... Er riecht immer so anregend; nach Vanille oder Lavendel. Fast wie ein Kuchen... Wie dem auch sei, aus Höflichkeit hat er mich als Dankeschön für das Zurückbringen seiner Taschentücher zu sich nach Hause eingeladen, um mir ein Parfüm zu schenken.Ich wollte mich erst darum drücken, aber ich denke, das wäre mehr als unhöflich, also habe ich mir etwas überlegt, wie ich den Besuch nicht absolviere und es dennoch nicht peinlich ist: Ich gehe einfach am Mittwoch, wenn er nicht in der Stadt ist. Super Plan, was?“ Fynn steht auf ihrem Feld und betrachtet ihre langsam wachsenden Rübenpflanzen. Sie waren noch immer klein und zerbrechlich, aber doch schon deutlich zu sehen. Sie hockt sich hin und stupst eine an; noch so weich... Der Mittwoch war gekommen... der Tag der Wahrheit. Fynn richtet sich auf und atmet durch. Heute würde sie ihren Plan in die Tat umsetzen: Zu Klaus' Haus gehen, an der Tür klopfen und nachdem keiner aufgemacht hat schnell wieder heim gehen. Iris würde das Ganze bestimmt sehen und Klaus berichten, dass Fynn da gewesen war. So hätte sie ihre Schuldigkeit getan, ohne dass sie irgendwas Peinliches hätte machen können. Na ja... Raum für Peinlichkeiten war natürlich immer. Fynn atmet tief ein. Also los! Fynn braucht recht lange für den Weg in die Stadt. Auf den Feldern von Elise war niemand zu sehen gewesen. Es gab einfach nichts, was sie hätte von ihrem Unterfangen ablenken können... Tolle Wurst. In der Stadt herrscht recht reges Treiben. Insbesondere die jüngeren Leute scheinen aufgekratzt zu sein. Komisch. Egal, weiter zu Klaus' Haus. Ein paar Minuten später steht sie davor. Es ist majestätisch und groß, genau wie sie es in Erinnerung hat. Entschlossen tritt sie auf die Eingangstür zu und klopft. Schnell und schmerzlos war ihre Devise. Da hört sie plötzlich Schritte. Oh oh... Die Schritte verstummen und die Tür öffnet sich. Es ist Klaus, der anfängt zu lächeln als er sie sieht. Er scheint erfreut zu sein Fynn zu sehen, wenn auch etwas überrascht. Fynn seufzt. War eigentlich klar, dass er das ist, wenn er es nicht sein sollte. „Hallo.“, sagt sie schließlich etwas kleinlaut. „Oh hallo, was für eine nette Überraschung. Komm' doch rein.“ Klaus öffnet die Tür weiter. Fynn tritt ein und befindet sich in einem großen Wohnzimmer. Klaus schließt die Tür und tritt näher. Er sieht wie immer tadellos und gut aus. Im ganzen Haus duftet es nach den verschiedensten Gerüchen. „Was kann ich für dich tun?“, fragt er freundlich und verschränkt die Arme hinter dem Rücken. Fynn kratzt sich verlegen am Kopf. „Nun, du hattest gesagt, dass ich dich besuchen soll, wenn ich Zeit habe.“ Klaus geht ein Licht auf: „Ach genau, wegen der Taschentücher. Ich freue mich, dass du es extra eingerichtet hast.“ Klaus lächelt freundlich. Ich freue mich auch sehr, denkt Fynn. Selbst in ihren Gedanken ist sie sarkastisch. „Ich habe dir tatsächlich etwas vorbereitet. Wenn du kurz Platz nehmen möchtest, dann hole ich es schnell.“ Klaus zeigt auf einen bequem aussehenden Sessel im Wohnzimmer. Fynn nickt: „Aber natürlich.“ Sie geht zum Sessel und nimmt Platz. „Sehr schön. Ich bin gleich wieder da.“ Geschwind verlässt Klaus das Wohnzimmer und schließt die Tür hinter sich. Fynn bleibt im Wohnzimmer zurück. Die Einrichtung war genau wie man es sich vorstellen würde bei Klaus: Klassisch und stilvoll, dunkel und edel... Vermutlich fast Alles Sammlerstücke. Die Möbel waren alle schon sehr betagt, aber äußerst gepflegt und neu bezogen. Obwohl es ein großes Fenster gab, war das Zimmer recht dunkel, einerseits von den dunklen Holzmöbeln und andererseits vom dunklen Holzboden. Fynn hebt eine Augenbraue. Sie muss daran denken, dass er neulich in ihrem kleinen Verschlag stand. Das muss ja für ihn furchtbar gewesen sein: Klein und unaufgeräumt; das genaue Gegenteil von seinem Haus. Auf einer Anrichte an der Wand sieht Fynn mehrere Fotos. Wer die Leute wohl sind? In dem Moment öffnet sich die Tür und Klaus tritt herein. Wieder lächelt er freundlich. „Tut mir sehr leid, dass du warten musstest.“ Fynn winkt ab: „Ach was, kein Problem. Das Haus ist wirklich wunderschön. Und dieser Sessel ist so was von bequem und alt... also positiv alt... so wie bei Oldtimers...!“ Warum redet sie doch gleich von den Möbeln? Sie sollte besser den Mund halten. Sie schaut beschämt zu Boden. Klaus schließt kurz die Augen: „Vielen Dank.“ Er stellt ein kleines Parfümfläschchen auf den Tisch. „Würdest du mir deine Hand geben?“, fragt er verheißungsvoll. Sein Lächeln wirkt fast aufgeregt. Etwas zögerlich reicht Fynn ihm die Hand. Er nimmt sie vorsichtig und dreht sie, so dass das Handinnere nach oben zeigt. Klaus hat wirklich große Hände; warm und weich. Er über nur wenig Druck aus und doch hat er volle Kontrolle über Fynn's Hand. Als sie realisiert, dass er ihre Hand hält, wird sie rot. Vorsichtig träufelt Klaus zwei Tropfen Parfüm auf ihr Handgelenk. Als er fertig ist, lässt er ihre Hand los. Es fühlt sich fast so an, als hätte er seine Hand absichtlich an ihrem Handrücken lang gleiten lassen. „Wie wirkt das Parfüm auf dich?“ Gespannt wartet er auf ihre Antwort. Fynn nimmt ihr Handgelenk an die Nase und riecht. Es riecht dezent, aber dennoch sehr gut, etwas blumig. Sie kann nicht genau sagen nach was, aber sie entspannt direkt beim Einatmen. „Es wirkt beruhigend und entspannend.“ Klaus schlägt die Hände zusammen und frohlockt. „Das freut mich sehr. Genau das hatte ich beabsichtigt.“ Fynn betrachtet ihn. Sie hatte ihn noch nie so fröhlich gesehen. Freundlich war er ja immer, aber so richtig gelacht hatte er noch nicht. Direkt niedlich. Bei dem Gedanken fängt ihr Herz an zu schlagen und ihr wird warm. Sogleich hat Klaus seine Fassung wieder gewonnen und nimmt das Fläschchen in die Hand. Er hält es Fynn entgegen: „Das möchte ich dir gerne schenken. Ich hoffe, es entspannt dich ein bisschen, wo du doch so einen stressigen Beruf hast.“ Wieder lächelt er freundlich. Fynn ist noch immer rot im Gesicht, als sie das Parfüm nimmt. „V-vielen Dank.“ Sie macht so etwas wie eine Verbeugung. Klaus kichert ganz leise. „I-ich muss dann auch wieder los.“ „Ja natürlich.“ Klaus richtet sich gerade auf und macht einen ernsteren Blick. „Du hast mit Sicherheit viel zu tun. Tut mir leid, dass ich dich so lange aufgehalten habe.“ Meint er das ernst? Entweder er versteckt seine Ironie gut, oder er hat ein besseres Bild von ihr und ihrem Beruf, als sie denkt. „Nein, nein. Es war wirklich sehr nett. Das nächste Mal bringe ich etwas mehr Zeit mit.“, erwidert sie und bereut es sogleich. Hatte sie gerade gesagt, dass sie wiederkommt? Oh man. Klaus nickt zustimmend: „Immer gerne. Deine Gesellschaft ist mir stets eine Freude.“ Klaus hält eine Hand hinter den Rücken. Er nimmt Fynn's rechte Hand behutsam, führt sie langsam nach oben und gibt ihr einen zärtlichen Handkuss: „Bis zum nächsten Mal, werte Fynn.“ Fynn's Herz und Kopf explodieren förmlich. Benommen und etwas desorientiert wackelt sie aus der Tür. Klaus nickt ihr nochmal zu und schließt die Tür hinter ihr. Fynn torkelt weiter die Treppe hinauf zum Stadteingang, als ihr Iris entgegen kommt. Sie schaut Fynn erstaunt an: „Oh, hallo Fynn.“ Fynn's Gehirn arbeitet noch immer nicht richtig und so bekommt sie nur ein „Hallo Iris.“ raus und torkelt weiter. Erst am Stadtausgang kriegt sie ihre Sinne wieder zusammen. Hatte er ihr gerade einen Handkuss gegeben? Bestimmt war das bei ihm nichts Besonderes! Klaus wirkte generell wie eine Person aus der Jahrhundertwende. Handküsse gehörten bestimmt zu seinem regulären Umgangsformen. Seine Lippen waren so weich. Und die Strähnchen, die in sein Gesucht fielen... Fynn schüttelt den Kopf. Schluss jetzt! Klaus war bestimmt 10 Jahre älter als sie und zudem so was von über ihrer Liga, dass sie daran wirklich keinen Gedanken verschwenden sollte. Schließlich konnte er Iris haben. IRIS! Eine Frau mit großem, prallem Busen und langen, blonden Haaren! Da konnte Fynn sicher nur gegen abstinken. Der Gedanke frustriert sie. In dem Moment fällt ihr Blick auf Raeger's Restaurant. Zwei Frauen verlassen es gerade und kichern. Fynn kräuselt die Stirn. War Mittwoch nicht Raeger's Ruhetag? Neugierig geht sie die Treppen hinunter zum Restaurant. Als die die Tür erreicht, kommt ihr noch ein Mädchen entgegen. Sie ist ganz rot und aufgeregt. Fynn wundert sich und tritt ein. Das Restaurant ist ziemlich voll. Alle Tische sind besetzt und nur ein paar Sitze an der Bar sind frei. Raeger kocht und unterhält zwei Mädchen, die auch an der Bar sitzen. Er sieht gestresst aus, aber amüsiert. Fynn setzt sich auf einen der leeren Hocker an der Bar und beobachtet das Treiben im Restaurant. Es sitzen erstaunlich viele Pärchen an den Tischen. Raeger scheint mit den Mädchen an der Bar zu flirten. Fynn bekommt ein schlechtes Gefühl. Da entdeckt Raeger sie und reißt sich von den Mädchen los. „Ah, Fynn. Habe dich schon eine Weile nicht gesehen.“ Er lächelt wie gewohnt; eine Mischung aus schelmisch und charmant. „Ja, ich musste die ganze letzte Woche meine Felder fertig machen, weil die Saison bald endet und da hatte ich wenig Zeit für etwas anderes.“ Und außerdem wollte sie Klaus aus dem Weg gehen, aber diese Info sollte wohl besser nicht ausgesprochen werden. Raeger nickt zustimmend: „Verstehe.. und heute ist natürlich Zeit für was anderes.“ Fynn schaut ihn fragend an. „Du hast doch bestimmt noch eine Verabredung, oder?“ Raeger zwinkert ihr zu. Fynn's Blick wird immer fragender. Sie schaut ein bisschen dumm aus der Wäsche. Raeger ist etwas verwirrt. „Na, du weißt schon.“ Er zwinkert nochmal. Fynn hat keinen blassen Schimmer, wovon er redet. „Weißt du denn nicht, was heute für ein Tag ist?“ Er zeigt auf einen Kalender, der gegenüber an der Wand hängt. Fynn kneift die Augen zusammen und sucht das heutige Datum auf dem Kalender. Zugegebener Maßen hatte sie die Zeit völlig aus den Augen verloren, seit sie hier war. Da entdeckt sie den Marker... es war der 14te... Valentinstag. Sie schaut Raeger entsetzt an. Sie hatte Klaus am Valentinstag zu Hause besucht?! Ernsthaft? Sie schlägt mir dem Kopf auf den Tisch. Rager erschrickt kurz und schaut sie besorgt an. Hätte es einen schlechteren Tag geben können? Deswegen war Klaus so überrascht gewesen. Und Iris! Fynn reißt den Kopf wieder nach oben. Iris war so entgeistert, weil sie gesehen hatte, wie Fynn am Valentinstag aus Klaus' Haus gekommen war. Oh man... Fynn vergräbt das Gesicht in den Händen. Der Ofen gibt ein Klingeln von sich. Raeger legt Fynn seine Hand auf die Schulter: „Was auch immer dein Problem ist, es wird bestimmt bald wieder. Sag' Bescheid, wenn du etwas möchtest.“ Er dreht sich um und widmet sich dem Inhalt de Ofens. Nachdem Fynn ein großes Stück Kuchen zum Frust verdrückt hat, macht sie sich auf den Heimweg. Hoffentlich hatte Iris nicht die falschen Schlüsse aus dem Ganzen gezogen. Sie ist gerade aus der Stadt raus, als sie Fritz am Fluss sitzen sieht. Er schaut auf das Wasser und bemerkt sie nicht. Sie geht zu ihm. „Hey Fritz.“, sagt sie, erfreut ihn mal wieder zu sehen. Fritz erschrickt leicht: „Oh, hallo Fynn.“ Er seufzt. „Was ist los?“ Fynn setzt sich neben ihn. Er sieht betrübt aus. „Ach, meine Valentinstags - Verabredung hat spontan abgesagt. Ich hatte mir den Nachmittag aber schon freigenommen und na ja... jetzt sitze ich hier alleine.“ Er schaut traurig auf das Wasser. „Du bist doch bestimmt verabredet.“ Fynn schüttelt energisch den Kopf. „Nein, egal was du vielleicht hören wirst, ich bin nicht verabredet.“ Fritz horcht auf: „Ach komm! Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Er lächelt ein wenig. „Ich war gerade bei Raeger im Restaurant. Der kann sich vor Damenbesuch kaum retten.“ Fynn stupst Fritz freundschaftlich an. „Ja, das grenzt bei ihm schon fast an Arbeit.“ Sein Lächeln wird breiter. „Na komm, wenn wir schon beide nichts zu tun haben, dann unternehmen wir einfach was!“ Fynn steht entschlossen auf. Fritz schaut verdutzt zu ihr hoch. „Öh, klar. Was möchtest du machen?“ Fynn überlegt kurz: „Wie wäre es, wenn du mir mal deinen Hof zeigst? Ich kenne den noch gar nicht.“ Das stimmte natürlich nur bedingt, weil sie ihn neulich besuchen wollte, aber das wusste er ja nicht. Fritz nickt: „Klar, gerne.“ Er steht auf. „Dann mal los!“ Fritz zeigt auf die Brücke, die über den Fluss führt. „Es ist nicht weit.“ Beide grinsen sich an und gehen los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)