Tsubasa Chronicle - Kyuketsu Hen von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 5: E ------------ Mokona war bereit, seinen ultimativen Masterplan auszuführen. Schritt 1: Von dem Kissen aus auf die Bettkante hopsen. Schritt 2: Direkt auf Syaorans Brust springen. Sollte dies nicht ausreichen um ihm zu wecken, würde Schritt 3 erfolgen. Einer seiner 108 geheimen Künste, der Mokona-Wecker. Das kleine Wesen würde sich als äußerst nützlich erweisen und so von dem Jungen gelobt werden. Und wer weiß, vielleicht würde seine Stimme sogar ausreichen und Fai und Kurogane aus ihren Träumen zu reißen. Mokona sprang nun auf das Bett und von dort aus auf Syaorans Brust. Doch anders erwartet, hob und senkte sich diese nicht. Die Augen des Jungen waren bereits geöffnet und starrten an die Decke. Mokona schien ihn lediglich aus den Gedanken zu reißen. „Nanu? Du bist schon wach, Syaoran? Hast du etwa gar nicht geschlafen?“, fragte Mokona sorgenvoll. Der Junge setzte ein Lächeln auf. „Doch, schon. Naja, etwas zumindest. Ich habe über viel nachgedacht.“, gestand er. „War dir das Bett etwa zu weich? Hätte Mokona lieber sein Kissen mit dir teilen sollen?“ Syaoran wollte anmerken, dass dies kaum möglich gewesen wäre, beließ es aber dann dabei. Er packte Mokona und stand auf. Nachdem er das Wesen auf dem Laken absetzte, schritt er zu dem Stuhl im Raum und begann seine Kleider zu wechseln. Im Moment trug er immer noch jene, die er und die anderen im Land Nirai Kanai gekauft, inzwischen aber nicht mehr in einwandfreiem Zustand waren. „Du siehst ja aus wie ein richtiger Vampir!“, spielte Mokona den Erschrockenen, als Syaoran die schwarze Tracht mit dem Umhang angelegt hatte. Der Junge ging darauf ein und fletschte seine Zähne. Damit jagte er Mokona vermutlich noch mehr Angst ein, als es Kurogane normalerweise tat. Dann trat er zur Tür und öffnete sie. Als er auf den Gang trat, waren weder Schritte noch Stimmen zu hören. „Na sieh mal einer an, der Bengel ist auch schon wach.“, erklang nun eine bekannte Stimme hinter ihm. Syaoran drehte sich um und erkannte Fai und Kurogane, welche ebenfalls gerade aus ihren Gemächern traten. Auch sie hatten es vorgezogen die schwarzen Kleider anzulegen. „O waia Kuro-Kuro, du siehst ja noch angsteinflößender aus als normalerweise.“, stichelte Fai gleich am frühen Morgen. Dieser erwiderte nichts darauf, scheinbar wollte er erst etwas in den Magen bekommen. „Und ihr, Moko-chan und Syaoran-kun? Gut geschlafen?“, wollte der Magier erfahren. Ihr permanentes Reisemittel nickt sofort. „Mokona hat geschlafen wie ein Baby. Nur Syaoran scheint etwas wach gehalten zu haben.“, gab es von sich. Der Junge streichelte Mokona über den Kopf und bestritt die Tatsache. Als nächstes schlug er vor, erneut den Speisesaal aufzusuchen. Womöglich würde sich Hokuto, oder eine andere Ansprechperson dort aufhalten. Keiner seiner Freunde besaß Einwände und so schritten sie voran. Dennoch war es ungewöhnlich, immer noch keine Geräusche zu vernehmen. „Oh Mann, sind wir verpeilt! Es ist ja noch früh am Morgen. Wusstet ihr denn nicht, dass es Vampire vorziehen, am Tag zu schlafenden? Deswegen waren sie gestern Nacht auch so aktiv. Ich wette, Hokuto-hime und ihr Clan ruhen momentan in ihren Särgen und wollen gar nicht gestört werden.“, erklärte Fai. Kurogane seufzte und warf seinem Freund vor, so etwas Wichtiges vergessen zu haben. „Aber das ist ein Problem. Wir haben es nur Prinzessin Hokuto zu verdanken, dass wir so freundlich hier aufgenommen wurden. Die anderen aus ihrem Clan waren weniger zugänglich. Wenn wir uns jetzt einfach so frei im Schloss bewegen, wäre das sicher ein Vertrauensbruch.“, überlegte Syaoran laut. Seine Freunde stimmten ihm in dieser Angelegenheit zu, nur Mokona gab einen undefinierbaren Laut von sich. „Schon aber… Mokona knurrt der Magen. Wären sie uns auch böse, wenn wir eine Kleinigkeit essen würden?“, fragte er hoffnungsvoll. Die Mitglieder der Gruppe sahen einander an und überlegten. „Das denke ich weniger. Da sie lediglich Blut trinken, können sie mit normaler Nahrung ohnehin nicht viel anstellen. Wenn wir einen Happen zu uns nehmen, werden sie es uns sicher nicht verübeln.“, war sich Fai sicher. Sie nickten einander zu und setzten dann ihren Weg fort. Zumindest, bis sie an einer Weggabelung ankamen. „Sagt mal, wo genau liegt noch einmal der Speisesaal?“, gab Syaoran zu, sich verlaufen zu haben. Doch nicht nur er, auch seine Freunde schienen unschlüssig zu sein. Sie strengten ihr Gehirn, doch ohne Erfolg. Während Kurogane darauf bestand nach links zu gehen, war Fai für rechts. Mokona schlug vor den Hauptgang weiter zu gehen, doch waren sie gestern wirklich so lange gewandert? Kurogane beschwerte sich, dass in diesem Schloss alle Gänge gleich aussahen, doch am Ende entschieden sie sich für Mokonas Vorschlag. Also schritten sie voran, bis sie am Ende des Hauptgangs angekommen waren. Doch vor ihnen erstreckte sich keine Tür, sondern eine Treppe nach unten. „Hey, wartet mal, wir haben doch keine Treppe benutzt, oder?“, fragte Kurogane, war sich aber nicht komplett sicher. „Ich glaube nicht. Aber vielleicht führt sie uns wieder in den Innenhof. Von dort aus können wir uns besser orientieren.“, schlug Syaoran vor. Seine Freunde willigten ein und begannen gemeinsam mit dem Jungen die Treppe Stufe nach Stufe nach unten zu stapfen. Für einen Moment befanden sie sich in absoluter Dunkelheit, da es keine Fenster mehr gab, durch die das Tageslicht dringen konnte. Das war nachvollziehbar, denn wozu benötigten Vampire mit ihren übermenschlichen Augen Licht in dunklen Räumen? Dennoch gelang es ihnen jegliches Stolpern zu vermeiden und unbekümmert am Ende der Treppe anzukommen. Vor ihnen erstreckte sich ein weiterer Gang, den sie entlang schritten, in der Hoffnung eine Tür nach draußen zu finden. Als sie jedoch auch an dessen Ende angelangt waren, war lediglich eine Tür auszumachen. Sie bestand aus dicken Eisen und auf ihr prangte ein Symbol, das ihnen fremd war. „Sollen… wir wirklich weiter?“, hakte Fai nach und schlug vor, doch einen anderen Weg zu beschreiten. Kurogane gab nur einen genervten Laut von sich. „Jetzt sind wir schon mal hier. Außerdem, spürt ihr nicht die Kälte, die hinter der Tür lauert? Es ist definitiv ein Weg nach draußen.“, sagte er bestimmt. Dann schritt er vorwärts und begann die Tür zu öffnen. Die vier traten ein und stellten bald fest, dass sie keineswegs an der frischen Luft waren. Doch Kurogane behielt zumindest weitestgehend recht, dass es in diesem Abschnitt des Schlosses extrem kühl war. Man konnte sich beinahe schon wie in einem Kühlschrank fühlen. „Ich könnte mich irren, aber sind wir hier vielleicht in einem Kühllager? Ihr wisst schon, ein Ort, wo Speisen für den späteren Verzehr gelagert werden.“, führte Fai die Möglichkeit vor Augen. Seine Freunde zögerten mit der Antwort, denn eine Sache widerlegte diese Option ganz deutlich. Wozu sollten Vampire, welche nur Blut zu sich nahmen so einen Ort benötigen? Außer natürlich, hier wurde Blut an sich aufbewahrt. Doch dieser Raum war ziemlich groß, wie viel Blut benötigten ihre Gastgeber? Syaoran näherte sich den schneeweißen Wänden, die jedoch keine waren, wie er gleich darauf feststellte. Es war Glas, das aufgrund der Kälte lediglich stark beschlagen war. Zaghaft presste er seine Hand dagegen und begann den Frost wegzuwischen. Kurz darauf waren Schritte hinter ihnen zu hören. Ein Mädchen, das etwas außer Puste war, hatte den Raum betreten. „Es wäre besser gewesen… ihr hättet diesen Bereich nicht betreten.“, sagte Hokuto, die auf ein Guten Morgen vollends verzichtete. Kurogane starrte sie nur verwirrt an. „Warum? Was ist das für ein Raum?“, verstand er das Problem nicht. Syaoran ließ seine Hand sinken. „Das hier… sind ‚E’. Habe ich nicht recht?“, fragte er, ohne sein Gesicht in Hokutos Richtung zu schwenken. Auch Fais Miene verdunkelte sich ein wenig, während Kurogane immer noch nicht ganz verstand. Erst als er zu Syaoran schritt und selbst einen Blick hinter das Glas warf, sah er klarer. „Das ist es also… euer Futter.“ Hokuto reagierte unsicher, aber nicht schuldbewusst. Mokona hüpfte erschrocken auf und ab. „Syaoran… sind das etwa… Leichen?“, starrte er gefrorenen Menschen hinter dem Glas. Hokuto hingegen schüttelte sofort den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Wir würden nie das Blut von echten Menschen trinken, sofern kein absoluter Ausnahmezustand vorliegt. Esa… sind gezüchtete Menschen. Allerdings haben sie nie eine Seele entwickelt, weshalb es keinerlei moralische Probleme geben sollte.“, erklärte sie den Umstand. Kurogane schlug mit Faustkante gegen das Glas, das aber locker standhielt. „Das mag ja sein, aber… sie sehen wie echte Menschen aus. Alleine diese Tatsache irritiert mich stark.“, sprach er seine Bedenken aus. Fai äußerste sich nicht. Er betrachtete die Angelegenheit objektiver. Er verstand Kuroganes Standpunkt, doch das Aussehen allein machte noch keinen Menschen aus. Ein Blick zu seinem Freund Syaoran bestätigte jedoch seinen Verdacht. „Woher… wisst ihr dass sie keine Seele besitzen? Oder besser gesagt, dass sie niemals im Stande sein werden eine zu besitzen?“, fragte dieser leise. Hokuto hingegen reagierte überrascht darauf. „Was Syaoran-kun sagen möchte ist… ein gezüchtete Körper… ist im Grunde nichts weiter als ein Klon, richtig? Und somit ein Lebewesen. Und selbst wenn ein Lebewesen nicht von Anfang an ein Bewusstsein entwickelt, so kann es doch vorkommen, dass es dies im Verlauf seiner Existenz tut, oder?“ Syaoran kniff die Augen zusammen, als er Fais Argumentation lauschte. In Wahrheit hätte er es nicht anders ausgedrückt. Die Vampir-Prinzessin seufzte tief. „Bitte. Ihr müsst euch wirklich keine Gedanken darüber machen. Das würde nur zutreffen wenn sie auch tatsächlich am Leben wären und Erinnerungen sammeln würden. Doch das, was ihr hier seht ist lediglich ein tiefer Schlaf ohne Träume. Ihr könnt uns vertrauen, dass wir mit ihnen sehr verantwortungsvoll umgehen.“, verteidigte sie sich. Während Kurogane und vor allem Syaoran noch zögerten, ihr Antwort zu geben, klatschte Fai wieder einmal freudig in die Hände. „Also gut, wir haben keinen Grund, Hokuto-hime zu misstrauen. Immerhin hat sie uns aufs herzlichste in ihrem Schloss aufgenommen. Wir mögen unterschiedliche Ansichten über dieses Thema haben, doch dies hier ist ihre Kultur und ihre Vorangehensweise. Ich denke nicht, dass uns zusteht, Kritik zu üben. Nicht wenn wir erst einen Tag hier sind.“, blieb er diplomatisch wie eh und je. Dann trat er zu Syaoran und legte ihm eine Hand auf die freie Schulter. „Kannst du nicht spüren, dass sie die Wahrheit spricht? Von diesen ‚E’, wie sie genannt werden, geht nichts aus, das man als Seele definieren könnte.“, versuchte er ihn zu überzeugen. Der Junge nickte ernst und trat von dem Glasbehälter zurück. „Hat Seishirou-san etwas hierzu gesagt, als er es gesehen hat?“, fragte er an Hokuto gewand. Diese verneinte sofort. „Nein, er war niemals an diesem Ort. Davon abgesehen… hat er sich nicht für diese Dinge interessiert. Er… war immer nur in der Bibliothek und hat dieses bestimmte Buch gelesen.“, gestand sie. Dies reichte scheinbar aus um Syaorans Interesse auf etwas anderes zu lenken. „Könntet Ihr uns diese Bibliothek und jenes Buch zeigen, Prinzessin?“, bat er um den Gefallen. Hokuto schien einen Moment zu überlegen und nickte dann. „Also gut. Aber nur wenn ihr mir versprecht Onkel Kazuo und den anderen nicht zu erzählen, dass ihr hier unten wart. Sie könnten… eure Bedenken womöglich falsch interpretieren.“, flüsterte sie den letzten Satz. Ihre Gäste versprachen ihr, kein Wort mehr darüber zu verlieren und begleiteten sie aus der Kühlkammer. Hokuto schloss die schwere Eisentür und führte Syaoran und Co die Treppe nach oben und direkt zu der hohen Holztür, welche ihnen Einlass zur Bibliothek gewähren würde. Hier war es wesentlich wärmer und die hohen Regale mit den Büchern aus dieser Welt wirkten wirklich interessant und einladend. „Und hier hat Seishirou-san den Großteil seiner Zeit verbracht?“, hakte Fai nach. Die Vampir-Prinzessin nickte und hielt vor einem der Regale an. Sie zog ein Buch heraus und betrachtete es gedankenverloren. „Hierin befindet sich alles was wir über die Lascar wissen, ein altes Volk, das hier in der Nähe gelebt hat und von dessen Oberhaupt behauptet wurde, durch verschiedene Welten reisen zu können.“, erzählte sie. Syaoran weitete die Augen und nahm das Buch etwas unsanft an sich. „Was ist denn, Bengel?“, wunderte Kurogane die Reaktion seines Kameraden. Syaoran, der erst ganz versessen auf das Buch, reichte es wieder der Besitzerin. „Ach… die dachte nur erst, dass sich dieses Buch vielleicht auf Clow Reed beziehen könnte. Doch das Emblem auf dem Einband entspricht so gar nicht dem, das ich schon so oft vor Augen hatte.“, klärte er schnell auf. Fai brummte nachdenklich. „Und wenn es in dieser Welt einen Magier gab, mit denselben Fähigkeiten wie Clow Reed und möglicherweise genau so mächtig? Das würde die Sache um einiges Interessanter machen.“, spekulierte er. Kurogane pflichtete ihm bei. „Ich stimme zu. Dieser Seishirou schien ebenfalls gedacht zu haben, dass das Buch wertvolle Informationen enthält. Einen Blick hinein zu werfen könnte zumindest nicht schaden.“ Doch es war Hokuto, die ihn enttäuschen musste. „Tut mir leid, aber ihr könntet den Inhalt nicht einmal lesen. Mein Bruder hat sich bereit erklärt, Seishirou-san alles vorzulesen, doch am Ende… reichte ihm das Wissen über jene alte Zivilisation nicht aus.“, berichtete sie. Ihr war auf einmal eine große Traurigkeit anzusehen, die sie heimsuchte. Doch wovon wurde diese ausgelöst? Von dem Buch? Von Seishirou? Oder ihrer gemeinsamen Vergangenheit? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)