So nah und doch so fern von Fiamma ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Kapitel 11   Müde saß Adrien am nächsten Tag in der Schule und konnte kaum den Unterricht folgen. Zum Glück war es die letzte Stunde für heute. Gähnend schrieb er zwar fleißig mit, was genau er dort jedoch von der Tafel abschrieb, konnte er gar nicht so genau sagen. Er war schon froh, dass ihm nicht die Augen zufielen. Die Nächte waren die letzten Tage doch etwas kurz gewesen, aber immerhin konnte er sie so wenigstens sehen und sich selbst ein Bild davon machen, wie es ihr ging. Leider hatte er tagsüber auch nicht wirklich Zeit zum Durchatmen. Nathalie hetzte ihn von einem Termin zum Nächsten. Und zu seinem Ärgernis hatte er immer noch kein neues Smartphone, obwohl sich Nathalie darum kümmern wollte. Erleichtert, dass die Schulglocke klingelte und das Ende des Schultages damit verkündete, packte er seine Sachen in seine Tasche. Er wollte gerade von seinem Platz aufstehen, als lautes Gezeter seinen Blick zu Chloé wandern ließ. Sie hielt eine Karte in der Hand und warf sie lachend Nathaniel ins Gesicht. Er konnte sie nicht schnell genug fangen und so fiel sie zu Boden. „Einfach lächerlich. Die simuliert doch nur, damit sie nicht zur Schule muss. Komm, wir gehen Sabrina.“ Schwungvoll stand Chloé von ihrem Stuhl auf, warf ihre Haare in den Nacken und lieferte allen einen standardmäßigen Chloé - Abgang. Sofort tippelte Sabrina ihr hinter her und die beiden verließen den Klassenraum. Augenblicklich wandten sich alle, nachdem Chloé gegangen war, wieder Nathaniel zu, der niedergeschlagen die Karte vom Boden aufhob. Verwundert drehte sich Adrien zu Nino, doch der zuckte nur mit seinen Schultern. Er wusste also auch nicht, was schon wieder los war. Alya, die mittlerweile aufgestanden war, ging zu Nathaniel und legte eine Hand auf seine Schulter. „Mach dir nichts draus. Du weißt doch, wie sie ist. Ich finde, das ist wirklich eine tolle Idee.“ „Danke Alya.“ Langsam standen nun auch Adrien und Nino von ihren Plätzen auf, als Alya sie heranwinkte. „Ich glaube, Adrien und Nino finden das bestimmt auch.“ Verwundert hob Adrien seine Augenbraue in die Höhe. Wovon sprach Alya da nur? Doch bevor er etwas sagen konnte, hatte das Nino schon übernommen. „Worum geht es denn?“ Nathaniel hat eine Karte für Marinette gemacht und sich überlegt, dass die ganze Klasse ihr damit gute Besserung wünschen kann. Es fehlen nur noch Chloés und eure Unterschrift. Wobei ich glaube, auf Chloés kann sie sehr gut verzichten.“ Genervt verdrehte Alya ihre Augen, als sie Chloés Namen aussprach. Darum ging es also eben. Kurz zog sich Adriens Magen zusammen. Wie konnte Chloé behaupten, sie würde nur simulieren. Was hatte sie nur gegen Marinette. Sie tat ja nun wirklich niemanden etwas. „Natürlich bin ich dabei.“ Nino nahm sich die Karte und holte einen Stift aus seiner Tasche. Schnell hatte er unterschrieben und überreichte sie Adrien. „Das ist wirklich eine tolle Idee“, sagte nun auch Adrien. Er drehte die Karte in seinen Händen. Es war wirklich eine schöne Karte. Nathaniel hatte sie offenbar selber gemacht und mit kleinen Zeichnungen verziert. Auf der einen Seite stand, Werd schnell wieder gesund und darunter hatten alle unterschrieben. Schnell schrieb er seinen mit herauf und gab sie Nathaniel zurück. „Vielen Dank ihr beiden.“ Schnell verabschiedete sich Nathaniel und steuerte, gefolgt von Alya, die Tür an. Adrien sah den beiden hinter her und dann fiel ihm wieder etwas ein. Er hatte wirklich Tomaten auf den Augen gehabt, anders konnte er sich das nicht erklären. Damals, als sie gegen Nathaniel, beziehungsweise den Evillustrator gekämpft hatten, hatte ihn Ladybug mitgeteilt, dass er nicht mehr auf Chloé aufpassen musste, sondern nun Marinette beschützen sollte, da sie selber eine wichtige Geheimmission erledigen musste. Natürlich konnte sie nicht als Ladybug kommen, wenn sie schon als Marinette anwesend war. Und dann musste er kurz schmunzeln, da er sich erinnerte, wie er sie gefragt hatte, ob sie nicht seine Ladybug sein wollte. Wie recht er damit gehabt hatte, ohne es zu wissen. Dass sie dabei selber nicht lachen musste. Aber dann fiel ihm noch etwas ein und stirnrunzelnd beobachtete er, wie Nathaniel das Klassenzimmer verließ. Nathaniel war in Marinette verliebt. Daher hatte er sich auch als Evillustrator mit ihr verabredet. Warum hatte sie ihn damals eigentlich nicht einfach als Ladybug besiegt, wie sie es bei allen anderen auch gemacht hatte, und war als Marinette zu ihm gegangen? Hieß das etwa, dass sie vielleicht auch etwas für ihn empfand und nicht gegen ihn kämpfen wollte? Grübelnd sah er ins Leere, als er bemerkte, dass Nino vor seinem Gesicht herum schnipste. „Äh, ja? Was ist?“ „Alles in Ordnung mit dir? Du bist die ganzen Tage schon irgendwie so seltsam. Schläfst du überhaupt genug? Deine Augenringe sind nicht zu übersehen.“ Verlegen kratzte sich Adrien an seinem Hinterkopf. „Ach, viel zu tun zurzeit. Mein Vater hetzt mich von einem Termin zum Nächsten. Ich sollte auch mal lieber los jetzt. Der Gorilla wartet mit Sicherheit schon draußen. Bis Morgen.“ Schnell nahm er seine Beine in die Hand, winkte, dem sittlich irritierten, Nino noch kurz zu und eilte dann heraus. Nino war zwar sein bester Freund, aber über alles konnte er leider nicht mit ihm sprechen. Die ganze Ladybug Chat Noir Sache durfte niemand erfahren. Es wäre viel zu gefährlich für alle beteiligten, wenn dies herauskam. Mit schnellen Schritten verließ er das Schulgebäude und eilte, mit der Hoffnung, dass es heute vielleicht nicht so ein langer Tag werden würde, zum Auto.     Freudig begrüßte Marinette Alya, als sie am Nachmittag das Krankenhauszimmer betrat. „Entschuldige. Ich wollte eigentlich schon früher hier sein. Aber habe es nicht eher geschafft.“ Abgehetzt zog sich Alya einen Stuhl an Marinettes Bett und ließ sich darauf fallen. „Das macht doch nichts.“ Kopfschüttelnd verschränkte Alya ihre Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ehrlich Marinette, eine Badewanne? Ich glaube, beinahe in einer Badewanne zu ertrinken und sich dabei auch noch eine Rippe prellen, das schaffst nur du.“ Bedrückt senkte Marinette ihren Blick. Es entsprach ja nicht der Wahrheit, aber was sollte sie machen, sie konnte die Wahrheit nicht erzählen. Nicht mal ihr. „Ja … ich glaube, da hast du recht.“ Schief lächelte Marinette und versuchte schnell das Thema zu wechseln. „Und, was gibt es so Neues? Hab ich irgendetwas in der Schule verpasst?“ Alya stieg zum Glück darauf ein und erzählte ihr den neusten Tratsch aus der Schule.     Leise landete Chat Noir spät am Abend auf dem schmalen Fensterbrett und ihm huschte ein Lächeln übers Gesicht. Sie hatte das Fenster wieder offen gelassen. Vorsichtig sah er ins Zimmer hinein. Nicht, dass sie nachher schon schlief. Es war schon sehr spät und wecken wollte er sie dann auch nicht. Es hatte alles wieder viel länger, als ihm lieb war, gedauert. Nach dem Fechtunterricht stand er noch Stunden vor der Kamera. Immer wieder musste er sich umziehen und das Set wurde umgebaut. Seufzend hoffte er, dass diese blöde Fotostrecke bald mal im Kasten wäre. „Was stehst du denn da, wie angewurzelt. Komm doch rein“, holte ihm plötzlich eine sanfte und ruhige Stimme aus seinen Gedanken zurück. Mit einem Satz sprang er ins Zimmer und blickte in große blaue Augen. „Ich wollte dich nicht wecken.“ „Wie du siehst, bin ich noch wach.“ Langsam näherte er sich ihrem Bett. Sie sah immer noch so blass aus. Aber ansonsten schien es ihr besser zu gehen, stellte er erleichtert fest. Er entdeckte den Stuhl, der an ihrem Bett stand und lächelnd setzte er sich darauf. „Und wie geht es der Patientin?“ Er zwinkerte ihr zu und tat so, als würde er sie fachmännisch mustern. „Es wird besser.“ Chat Noir wollte gerade etwas dazu sagen, als laut knurrend sein Magen dazwischen funkte. Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf und räusperte sich. „Entschuldige. War ein langer Tag.“ Grinsend zeigte Marinette auf das kleine Schränkchen neben ihrem Bett. „Also, wenn du magst, ich hab hier noch einen Pudding stehen. Nimm ihn dir ruhig.“ „Danke … aber ich kann dir doch nicht dein Essen wegfuttern. Außerdem hab ich eh gar keinen Hunger.“ Gerade hatte er zu Ende gesprochen, da machte sich allerdings sein Magen erneut laut bemerkbar. „Na los. Nimm ihn dir. Ich esse ihn ohnehin nicht mehr.“ „Danke“, räusperte er sich und beugte sich zu dem kleinen Schränkchen herüber. Schnell nahm er sich den Pudding und griff gerade nach dem Löffel, der noch auf dem Schränkchen lag, als ihm eine kleine Karte auffiel. Die kannte er doch. Das war die Karte von Nathaniel. Er musste also heute hier gewesen sein und sie besucht haben. Marinette hatte offenbar bemerkt, dass er die Karte fixierte, und nahm sie lächelnd in ihre Hand. „Die ist von einem Klassenkamerad. Meine ganze Klasse hat darauf unterschrieben und mir gute Besserung gewünscht … Gut, bis auf eine, aber wir verstehen uns ohnehin nicht … Wirklich lieb von ihm.“ Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete Chat Noir, wie sie die Karte betrachtete und ein leichtes Lächeln dabei über ihre Lippen huschte. Mochte sie Nathaniel nachher wirklich? „Das ist wirklich eine schöne Idee. Scheint ein netter Junge zu sein.“ Nickend legte Marinette die Karte zurück und ließ sich etwas in ihre Kissen sinken. „Er ist sehr nett.“ Sehr nett, was hieß das? Fand sie ihn wirklich nur nett oder war da womöglich doch mehr? „Und wie ist der Pudding?“ Verwundert sah Chat Noir auf den Pudding in seiner Hand und dann wieder zu Marinette. Den hatte er ja ganz vergessen. Eilig öffnete er ihn, probierte einen Löffel und lächelte sie dann schief an. „Ähm … lecker … für einen Krankenhauspudding.“ Marinette begann zu kichern und er stimmte mit ein. Ihr Lachen war einfach ansteckend. „Das Essen ist wirklich nicht besonders lecker hier.“ Schnell begannen sie über schlechtes Essen zu diskutieren und schweiften danach immer weiter ab. Sie erzählten über Gott und die Welt und vergaßen beide dabei total die Zeit.       Aufgeregt sah Marinette immer wieder zum Fenster herüber und danach auf ihre Uhr. Sie wusste selbst nicht, warum sie auf ein Mal so aufgeregt war. Er kam sie ja nun wirklich nicht zum ersten Mal hier besuchen. Die letzten fünf Tage kam er jeden Abend zu ihr und sie unterhielten sich über alles Mögliche. Sie hätte nie gedacht, dass sie eigentlich so viel gemeinsam hatten und es wirklich Spaß machte mit ihm Zeit zu verbringen. Gestern hatten sie festgestellt, dass sie denselben Lieblingsfilm hatten und, wie es der Zufall so wollte, lief er sogar heute Abend im Fernsehen. Sie wusste gar nicht mehr so genau, wie es dazu kam, aber sie hatten kurzerhand beschlossen, ihn zusammen zu sehen. Nun wartete sie hier, dass er kam, und war irgendwie total nervös. „Was ist denn plötzlich los mit mir?“, murmelte sie eigentlich mehr zu sich selber, doch Tikki hatte sie natürlich verstanden. „Weil du dich mit ihm verabredet hast, um einen Film anzusehen. Klingt für mich nach einem Date.“ Sofort bekam Marinette große Augen und schüttelte ihren Kopf. „Blödsinn. Das ist doch kein Date.“ Oder war es das doch und sie war deshalb so aufgeregt? Ach, Quatsch. Er war ein Freund, wenn man das so sagen konnte, mit dem sie einfach nur einen Film anschauen wollte, mehr nicht. „Rede dir das nur weiter ein.“ „Tikki!“, quietschte Marinette und öffnete dabei die Schublade zu ihrem Schränkchen, „Los, da rein. Er ist bestimmt gleich da.“ Kichernd huschte Tikki in die Schublade und Marinette konnte sie gerade noch schließen, als sie im Augenwinkel sah, wie Chat Noir auf dem Fensterbrett landete. „Ich hoffe, ich bin noch nicht zu spät. Aber ich musste noch etwas besorgen.“ Marinette wandte ihren Blick zum Fenster und sah in das grinsende Gesicht von Chat Noir. Ihr Herz machte aus irgendeinem Grund einen kleinen Hüpfer, als sie ihn sah. „N-nein … g-genau pünktlich.“ Marinette stutzte sofort. Das gab es doch nicht, warum begann sie denn jetzt zu stottern. Es war doch bloß Chat. Behielt Tikki etwa doch recht? Sofort schüttelte sie unbemerkt ihren Kopf. Das war bloß dieses dumme Gerede, was sie irritierte, mehr nicht. Gekonnt sprang Chat Noir ins Zimmer und hielt danach etwas in die Höhe. „Das war doch deine Lieblingssorte oder?“ Überrascht sah sie auf die Tafelschokolade in seiner Hand und nickte. Deshalb hatte er also gefragt. Vor zwei Tagen gab es mal wieder so richtig mieses Essen und sie hatte, vor sich her murmelnd, gemeckert, dass sie jetzt ein Stück Schokolade vertragen könnte. Er hatte sie daraufhin gefragt, was denn ihre Lieblingssorte sei. Sie verstand zwar nicht warum, aber nun wusste sie es. Er wollte ihr Schokolade mitbringen. Rot, um die Nasenspitzen räusperte sie sich. „Danke.“ „Nichts zu danken. Wozu ist man sonst ein Superheld.“ Lachend schüttelte Marinette ihren Kopf. „Um die Stadt vor Superschurken zu beschützen?“ „Das auch. Und um jungen Frauen in Nöten zu helfen. Zwinkernd überreichte er ihr die Tafelschokolade und sah dann herauf zum Fernseher. „Ich glaube, der Film fängt schon an.“ „Stimmt. Setz dich.“ Marinette rutschte etwas zur Seite und klopfte neben sich. Zögerlich sah Chat Noir auf das Bett und dann wieder zu Marinette. „Na setz dich schon. Oder willst du dir den Nacken verzerren, weil du von da unten vom Stuhl aus guckst?“ Chat Noir kratzte sich an seinem Hinterkopf. „Nein, nicht wirklich.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, setzte er sich neben Marinette und lehnte sich gegen das hochgestellte Kopfteil des Bettes. Schweigsam saßen die beiden eine ganze Weile nur da, und sahen sich den Film an, bis sich Marinette verwundert zu Chat Noir herumdrehte, da sie ein leises Schnarchen vernommen hatte. Und tatsächlich. Er war eingeschlafen. Schmunzelnd beobachtete sie ihn. Er muss wirklich müde gewesen sein, wenn er hier einfach so, noch verwandelt, einschlief. Sie hatte die ganzen Tage schon bemerkt, dass er müde und kaputt ausgesehen hatte. Als sie ihn jedoch darauf angesprochen hatte, verneinte er es nur. Sie hatte also doch recht. Vorsichtig zog sie die Bettdecke etwas höher und deckte ihn damit zu. Sollte er ruhig ein wenig schlafen, bis der Film zu Ende war. Danach würde sie ihn einfach wecken. Doch, ohne es zu merken, wurde sie selbst immer müder, bis ihr schließlich auch die Augen zufielen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)