Star Trek - Timeline - 01-02 von ulimann644 (Kadettenjahre - Teil-2) ================================================================================ Kapitel 5: Die Suche -------------------- 5. Die Suche Nachdem der Sturm abflaute waren die fünf Menschen und der Andorianer in drei Gruppen aufgebrochen. Müde und erfolglos waren sie an diesem ersten Tag, bei Eintritt der momentan kurzen Nacht auf der südlichen Halbkugel Andorias, wieder zum Lager zurückgekehrt. Einer der Punkte in Dherans Aufzeichnungen hatte sich als am geringsten Deckungsgleich zu den ermittelten Koordinaten des Teams erwiesen, darum war er vorerst zurückgestellt worden. Zudem lag dieser Punkt etwas abgelegen, in einer Sperrzone, die dem Team von den andorianischen Behörden vor drei Tagen erst, genannt worden war. Da die übrigen Punkte in Dherans Unterlagen mit den Koordinaten des Forschungsteams annähernd übereinstimmten, hatten sie beschlossen, diesen Punkt vorerst unberücksichtigt zu lassen. Auch der zweite Tag hatte keine Erfolge gebracht, weshalb die drei Teams am Morgen des 30. Dezember Föderationsstandard relativ ernüchtert losgezogen waren. Nur noch drei Koordinaten, und jene in der Sperrzone, waren nicht überprüft worden. In einem der drei Kettenfahrzeuge rumpelten Christina Carey und Tar´Kyren Dheran durch die eisige Landschaft. Die übrigen Teammitglieder hatten sich auf das zweite und dritte Fahrzeug verteilt und waren in entgegengesetzte Richtungen davongefahren. Die draußen vorbeiziehende Landschaft hatte, in ihrer einheitlich bläulich-weißen Färbung, besaß noch immer etwas unwirkliches für Christina Carey. Auf sie wirkte diese Umgebung bedrohlich, und vermutlich war sie es mehr, als sie ahnte. Weite, im ersten Moment flach wirkende, Ebenen wechselten sich ab mit schroff aufragenden Felsnadeln, die sie vorsichtig umfuhr. Die seit dem Sturm permanent geschlossene Wolkendecke über Thlanek war heute zum ersten Mal wieder aufgerissen und blasses Blau schimmerte hier und da durch das etwas hellere Grau der Wolken. Ein seltsam weiches, goldenes Licht fiel auf die weiße Totenstarre der südlichen Eiskappe und verlieh ihr fast etwas Mystisches. Dort wo das einfallende Licht vom Eis hätte reflektiert werden müssen war die kalte Oberfläche, durch die Wucht tausender Stürme so weit aufgeraut und zerschürft worden, dass sie fast das Vermögen zur Reflexion verloren hatte. Diese weiße zerklüftete Landschaft hatte etwas Ungreifbares, fast Flüchtiges. In der einen Minute grell, mit harten Kontrasten und Konturen, wirkte die Landschaft, im nächsten Moment weich und verschwommen. Letzteres war keine Sinnestäuschung, sondern das Ergebnis einer über den Boden dahin rasenden Eisdrift, deren Wirbel stiegen und fielen ganz nach dem Willen des eisigen Windes, der heute mal stärker mal schwächer wehte, jedoch nie ganz nachließ und zuweilen wieder Sturmstärke erreichte. Er jagte eine wirbelnde Masse aus Milliarden winziger Eiskristalle vor sich her. Mit jeder Böe trommelten diese Kristalle dämonisch gegen die Außenhaut des Fahrzeuges. Dann wiederum legte sich der Wind fast ganz und eine seltsam anmutende Stille, in der nur das Summen der Aggregate zu hören war, entstand in diesen Phasen. „Das mit dieser ominösen Sperrzone finde ich wirklich seltsam“, sinnierte Tar´Kyren Dheran zum wiederholten Mal. Er beobachtete Christina Carey dabei, wie sie das Fahrzeug durch die schemenhaft erscheinende Schneelandschaft steuerte. Dabei stellte er zu seiner Freude fest, dass sie heute wieder das Armband trug, das er ihr geschenkt hatte. „Ja“, bestätigte die junge Wissenschaftlerin nachdenklich. „Als die Sternenflotte mit der Andorianischen Regierung die Verhandlungen wegen der Forschung nach der Eisstadt führte, war von einer solchen Sperrzone nie die Rede gewesen. Können Sie...“ Die Irin unterbrach sich und blickte für einen Moment zu ihrem rechten Handgelenk. Dann meinte sie bestimmt: „Jetzt reicht es mir aber. Ich finde es albern, dass wir beide uns, wenn auch unfreiwillig, nackt gesehen, und gemeinsam in einem Bett übernachtet haben, und wir uns immer noch siezen. Nenn mich Christina, und ich werde Tar´Kyren zu dir sagen. Falls du keine Einwände hast, heißt das.“ Die Antennen des Andorianers spreizten sich. „Ich würde mich darüber sehr freuen, Lieu… ich wollte sagen: Christina.“ Die Wissenschaftlerin lächelte zufrieden. „Dann ist das geklärt, Tar´Kyren.“ Draußen ließ die allgemeine Windstärke etwas nach. Dafür schwebten vereinzelte, glitzernde Schneeflocken vom Himmel herab. In der nun wieder schärfer abgegrenzt wirkenden Leere der Eisebene wirkten sie irgendwie verloren und sorgten bei Christina Carey für eine leicht melancholische Stimmung. Sie war fast erleichtert, als sie sich endlich, am frühen Nachmittag lokaler Zeitrechnung, ihrem Zielpunkt näherten, an dem sie ihre heutigen Tiefenmessungen vornehmen wollten. „Noch etwa fünf Minuten, bis wir die angepeilten Koordinaten erreichen“, gab die Wissenschaftlerin Auskunft. Danach nahm sie das angeschnittene Thema wieder auf und fragte nachdenklich: „Wozu hat deine Regierung eine Sperrzone in dieser gottverlassenen Einsamkeit errichtet? Was findet dort statt?“ Der Andorianer machte ein ratloses Gesicht. „Das kann ich mir offen gestanden nicht vorstellen. Dort gibt es weder irgendwelche Ansiedlungen, noch militärische Stützpunkte. Wenn es anders wäre, so hätte mein Vater mich darauf hingewiesen, bevor ich von Zuhause aus hierher aufgebrochen bin.“ „Verrückte Geschichte.“ Wenig später hielt die Wissenschaftlerin inmitten einer gewaltigen Ebene, die sich wie ein abgeräumtes Tablett in überwältigender Leere und Einsamkeit vor ihnen erstreckte. Sie deaktivierte den Antrieb und wandte sich zu ihrem Begleiter. „Ich bohre hier die Sonde ins Eis hinunter. Bitte beobachte die eingehende Telemetrie auf deiner Konsole. Wenn du ungewöhnlich große Hohlräume, sehr tief reichende Spalten oder Schächte entdeckst, dann sag bitte umgehend Bescheid und speichere die Koordinaten.“ Der Andorianer gab konzentriert zurück: „Aye, ich bin bereit.“ Zwanzig Minuten lang arbeiteten beide so intensiv, dass kein einziges Wort zwischen ihnen fiel. Endlich gab Christina Carey ein enttäuschtes Seufzen von sich und meinte, wenig Hoffnungsvoll: „Ich habe gar nichts, was ist mit dir? Sind dir irgendwelche Unregelmäßigkeiten oder auffällige Gangsysteme unter der Oberfläche aufgefallen?“ „Nein, tut mir leid“, erwiderte Dheran mit ehrlichem Bedauern in der Stimme. „Vielleicht hatten die zwei anderen Teams ja mehr Glück?“ „Danke für den Versuch mich aufzumuntern, Tar´Kyren. Aber die hatten die kürzeren Wege und hätten sich bestimmt längst gemeldet, wenn sie erfolgreich gewesen wären.“ „Kri´Turonn“, entfuhr es dem Andorianer. Er bemerkte den fragenden Blick der Irin und erklärte schnell: „Ich habe nur meinem Unmut Ausdruck verliehen. In deiner Sprache bedeutet es Verdammt, oder So ein Mist.“ „Wahrscheinlich ist das noch die vornehme Umschreibung, dem Klang nach zu urteilen.“, vermutete Christina Carey grinsend und atmete tief durch und fuhr die Eissonde ein. „Komm, fahren wir zurück zum Basislager.“ Noch während sie das Fahrzeug in die Richtung wendete, aus der sie gekommen waren, fiel Tar´Kyren Dheran etwas ein. „Was hältst du davon, wenn wir einen kleinen Umweg fahren, und uns, Sperrzone hin oder her, trotzdem mal da umsehen. Vielleicht ist ja niemand vor Ort.“ Die Irin nickte und ein besonderer Glanz erfüllte ihre Augen. „Ein Versuch kann bestimmt nicht schaden. Was soll schon großartig passieren. Schlimmstenfalls wird man uns von dort wegschicken. Allerdings werden wir auf dem letzten Stück der Rückfahrt aufpassen müssen, da wir dadurch erst nach Eintritt der Dämmerung das Basislager erreichen werden.“ Dherans Antennen richteten sich steil auf. „Das werden wir schon schaffen.“ Sie blickten sich in die Augen und sie schlossen in diesem Moment wortlos einen Pakt miteinander. Die Abenteurer-Ader war ihnen beiden gleich stark zu eigen, wie die Irin in diesem Augenblick erkannte. „Okay, fahren wir also hin.“ * * * Sie kamen unbehelligt bis dicht vor die Sperrzone, und sowohl Tar´Kyren Dheran als auch Christina Carey waren zuversichtlich, dass sie niemand aufhalten würde. Doch plötzlich meldete die Irin: „Der Scanner zeigt zwei Luftfahrzeuge an. Die müssen ganz in der Nähe aufgestiegen sein, denn sie waren fast übergangslos auf der Anzeige. Schnell, schalte deine Instrumente auf Aufnahme, bevor die uns von hier vertreiben.“ Der Andorianer an der Seite der Irin kam der Aufforderung wortlos nach. Bereits einen Moment später krachte eine harsche, tiefe Stimme aus dem Funkempfänger. „Unbekanntes Fahrzeug, hier spricht Commander Rhy´Dar Keren von der Andorianischen Garde. Stoppen Sie unverzüglich. Sie sind im Begriff in eine Sperrzone einzudringen. Ich wiederhole: Stoppen Sie unverzüglich - Kommen.“ „So viel zum Thema: Niemand ist vor Ort“, knurrte Christina Carey missmutig und hielt das Vehikel an. „Verdammter Mist.“ Sie öffnete einen Audiokanal und meldete sich. „Commander Keren, hier spricht Lieutenant Christina Carey von der Sternenflotte. Wir haben unser Basislager, mit dem Wissen Ihrer Regierung, auf Thlanek errichtet. Ich bin durch einen zeitweiligen Ausfall der automatischen Navigation vom Kurs abgekommen und korrigiere ihn umgehend - Kommen.“ Die Wissenschaftlerin ließ ihren Worten Taten folgen. Mit mürrischem Gesicht lenkte sie das Fahrzeug herum, so dass es nun direkten Kurs zum Basislager einschlug. Erneut klang die tiefe Stimme des andorianischen Commanders auf. „Verstanden, Lieutenant Carey. Meine Leute verfolgen den Kurs Ihres Fahrzeuges. Keren, Ende.“ Christina Carey bestätigte und wandte sich zu Tar´Kyren Dheran. „Misstrauischer Haufen. Was treibt bloß ein andorianischer Commander der Garde in dieser Einöde?“ Dheran machte eine nachdenkliche Miene. „Ich kann mir das nicht erklären. Ich kenne diese Gegend und hier gibt es wirklich weit und breit nichts von Interesse.“ „Außer das, was wir vermuten, Tar´Kyren. Hoffentlich haben die Instrumente etwas aufgezeichnet, das uns weiter bringt.“ Der andorianische Kadett verstand in derselben Sekunde und fragte überrascht: „Du glaubst, die sind wegen dir und deines Teams hierher beordert worden? Das würde ja bedeuten, dass sie mehr wissen, als wir.“ Die Frau nickte bedeutungsvoll. „Zumindest scheinen sie neuerdings in etwa zu wissen, wo die Verlorene Eisstadt zu suchen ist. Ich weiß nicht, Tar´Kyren. Mir scheint es fast so, als würden sie...“ Dheran blickte fragend in die Augen seiner Begleiterin, als sie sich selbst mitten im Satz unterbrach. Einen Moment später erfasste er, was sie hatte andeuten wollen und etwas ungläubig erwiderte er: „Du glaubst doch nicht, dass die da draußen sind, um die Arbeit von dir und deinem Team nicht zu einem erfolgreichen Ende kommen zu lassen.“ Die Wissenschaftlerin biss sich auf die Unterlippe, bevor sie leise überlegte: „Ich bin mir nicht sicher. Aber die Beamten, hier auf Andoria, haben die Genehmigung des Antrages der Sternenflotte, hier in dieser Gegend zu forschen, immer wieder verzögert. Mein Vorgesetzter auf der Erde, Commander Angelo, hielt einige der Gründe für ziemlich fadenscheinig, wie er es nannte.“ Tar´Kyren Dheran wollte nicht so recht an die Theorie der Terranerin glauben. Dann fiel sein Blick auf die Anzeigen des Fahrzeuges. Die Scanner zeigten an, dass eines der Shuttles ihnen in einigem Abstand folgte. Grübelnd erwiderte er schließlich: „Nach dem, was ich aufzeichnen konnte, gibt es, unweit der Stelle an der sie uns aufgespürt haben, einen tiefen Canyon. Mit einem Bodenfahrzeug können wir den nicht befahren. Außerdem ist die Energiesignatur des Fahrzeuges zu stark. Aber mit dem Shuttle, mit dem ich hergekommen bin, könnte man in diesen Canyon einfliegen. Ich könnte vorher dafür sorgen, dass die Energiesignatur des Shuttles sich zerstreut. Mit Minimalleistung sollte es vielleicht möglich sein, dass sie uns nicht bemerken. Der Canyon mündet, nach diesen Aufzeichnungen, an einer tiefen Spalte im Eis, und ich wüsste zu gerne, was sich darunter befindet.“ Christina Carey blickte den Andorianer mit neu erwachender Hoffnung an. „Du meinst, wir sollten es nochmal versuchen?“ Dheran nickte grimmig. „Nach meinen Anzeigen wird für heute Nacht ein Gewitter vorhergesagt. Die dabei entstehenden elektromagnetischen Störungen könnten uns vor einer Entdeckung schützen, wenn ich das Shuttle dicht über dem Boden halte, bis wir den Canyon erreicht haben.“ Die Augen der Irin blitzten förmlich auf vor Unternehmungslust. Dabei erklärte sie eindringlich: „Aber wir werden uns vermutlich aus dem Lager heraus stehlen müssen. Mein Stellvertreter, Ensign Kuznow, ist einer von diesen übergenauen Typen. Der stimmt unserem Vorhaben bestimmt nicht zu und würde vermutlich alles daransetzen um diese Exkursion zu verhindern, und darüber hinaus sofort die andorianischen Behörden kontaktieren.“ „Das klingt langsam nach einem Plan“, erwiderte Dheran in gespannter Erwartung. „Seile und alles Andere, was man für eine Kletterpartie unter der Oberfläche braucht, habe ich im Shuttle mitgebracht. Für alle Fälle. Du musst nur meine Unterlagen aus dem Arbeitszelt holen, sobald wir wieder im Lager sind.“ Die Wissenschaftlerin nickte zustimmend. „Ich werde trotzdem einen Versuch starten, mein Team für dieses Unternehmen zu gewinnen. Falls sie nicht mitmachen, dann hole ich dich in deinem Zelt ab, sobald alle anderen schlafen, und wir brechen allein auf. Aber wenn die Garde uns erwischen, dann kommen wir bestimmt in Teufels Küche.“ „Wohin kommen wir?“ Christina Carey lachte humorlos. „Die Sternenflotte schmeißt uns achtkantig raus.“ „Ich verstehe, was du meinst. Ich nehme es in Kauf.“ Die Irin lachte, diesmal aus vollem Herzen. „Wenn wir zwei das Paradebeispiel für den Nachwuchs an verantwortungsbewussten Sternenflotten-Offizieren sind, dann sehe ich aber schwarz für die Sternenflotte.“ Tar´Kyren Dheran fiel in ihr Lachen mit ein und in bester Laune fuhren sie weiter dem Basislager entgegen, wo bisher noch niemand ahnte, zu welch gefährlichen Unternehmen sie schon bald aufzubrechen gedachten. 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