In Blossom von Raimei ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Gespannt lauschte Kouyou auf das Schließen der Lifttüren und wartete genau so lange ab, wie er glaubte, dass ihr Gast brauchte, um sein Zimmer zu betreten und sich erst einmal zurecht zu finden. Das war gar nicht so leicht. Takanori Matsumoto war der größte V.I.P., den sie seit langem hatten. Alle Angestellten waren beeindruckt gewesen, als sie vor Tagen erfahren hatten, dass er heute ankommen und ein paar Nächte bleiben würde. Mittels Smartphone aktivierte Kouyou die elektronische Klingel. So bekam er sofort eine Mitteilung, sobald jemand am Empfang läutete. Den Computer schaltete er mit einer kurzen Tastenkombination auf Standby und stieg dann in den Personallift, nicht weit von ihm. Den Weg nach unten zum Servicebereich würde er im Schlaf noch finden. Oft genug lief er die unterirdischen Gänge entlang. So kam er am schnellsten an, wo er hin wollte und Gäste traf er auch nicht, weil die im Idealfall nichts von dem Gang wussten. Am Ende des Ganges stieß er eine Tür auf und stand direkt in der größten von drei Küchen. Natürlich ging es hektisch zu. Immerhin war Zeit fürs Abendessen. Eigentlich war dies absolut keine Zeit, um seine Mitarbeiter zu stören. Allerdings ging es nicht anders, er musste zwei der Mitarbeiter unbedingt informieren. Yutaka zu finden war nicht schwer. Der Koch war wie üblich am Herd und weilte seines Amtes. Kouyou huschte schnell durch die schmalen Gänge und drückte sich an die linke Seite des Kochs. Yutaka war Rechtshänder und hatte weniger ein Problem damit, wenn sich der Blonde links von ihm aufhielt, als dass er auf der rechten Seite sich neben ihn quetschte. "Oh, hey Kou. Ist gerade ganz schlecht", grüßte ihn der Koch direkt und schenkte ihm einen kurzen Blick, sowie ein entschuldigendes Lächeln. Es kam nicht selten vor, dass Kouyou herunterkam, um sich einfach nur mit jemandem zu unterhalten. Und allem Anschein nach vermutete der Koch genau dies. "Du brauchst nur zuzuhören", fing er an und wollte gerade erzählen, da bekam er einen Löffel direkt in den offenen Mund geschoben. "Fehlt was?", fragte Yutaka und zog den Löffel zurück, nachdem Kouyou überrascht geschluckt hatte. "Ja, Salz. Also, was ich sagen wollte. Takanori Matsumoto hat soeben eingecheckt. Ich denke, er will sich erst einmal ausruhen und bestellt dann später etwas, um oben zu essen." Yutaka hatte ihm still zugehört und griff nun nach dem Salz, um nachzuwürzen. Anschließend rührte er gut um und bot dem Blonden erneut den Löffel an. Kouyou probierte erneut und hob dann den Daumen. "Also bleib ich bis der Gast sich meldet", erkannte er ganz richtig, auch wenn das Überstunden für ihn bedeutete. Das Blossom hatte genau genommen drei Küchen, zwei größere Restaurants und eine Bar, welche aber auch Speisen servierte. In der größten Küche war immer nach dem Abendessen Schluss und damit hatte Yutaka eigentlich Feierabend. Nur wollte Kouyou nicht, dass jemand Anderes für ihren V.I.P. kochte. Kouyou seufzte leise und nickte dann. "Ja, tut mir leid. Ich dachte, er kommt eher an." "Da kannst du ja nichts für. Ich habe da kein Problem mit. Wen hast du für den Service erwählt?", fragte der Koch und schaffte es einwandfrei zu kochen, obwohl seine linke Körperhälfte unbrauchbar war, dadurch dass Kouyou so eng bei ihm stand. Allerdings musste er das auch, um nicht unnötig Platz zu verbrauchen. Die ganzen Hilfsköche und Helfer mussten immerhin noch an ihm vorbeikommen. Irgendwann hatte Yutaka gelernt, so trotzdem weitermachen zu können. Und meistens blieb der Blonde wirklich nur für einen kurzen Plausch. "Yuu natürlich. Er wird fluchen, aber er ist am kompetentesten. Hast du ihn gesehen? Ist er bei den Gästen?" "Ich glaube, er ist rauchen gegangen. Kann aber sein, dass er schon zurück ist." "Ich werde ihn schon finden. Dann bis später", verabschiedete er sich und huschte bei nächster Gelegenheit durch die engen Gänge wieder hinaus. Kouyou war gerne in der Küche, aber von der Arbeit abhalten, wollte er niemanden. Er war zu Anfang sogar richtig erstaunt gewesen, dass Yutaka scheinbar gar nicht beeinträchtigt wurde durch seine Anwesenheit. Auch wenn es so stressig war, wie jetzt, hörte ihm der Koch zu und schickte ihn nicht weg. Nun ging er den langen Gang wieder zurück, an dem Lift, der ihn runter gebracht hatte, vorbei, und trat direkt daneben durch eine Tür, die direkt hinaus auf eine kleine Terrasse führte. Und hier fand er auch den Gesuchten. Genau wie Yutaka vermutet hatte, war der Oberkellner gerade in seiner Zigarettenpause. Der Ältere stand mit dem Rücken zu ihm und hatte die Kippe in den Mundwinkel geklemmt, während er eine Hand auf dem Geländer liegen hatte und mit der anderen auf seinem Smartphone herumtippte. Die wunderbare Aussicht auf den Aragusuku Beach beachtete er dabei gar nicht und das obwohl die untergehende Sonne alles in ein romantisches, dunkles Orange tauchte. Kouyou sah allerdings auch nur Yuus Profil und das genügte, um zu erkennen, dass Yuu offensichtlich entspannt und nicht schlimmster Laune war. Kouyou seufzte lautlos, das würde sich nun ändern. "Yuu", machte er sich bemerkbar und trat neben den Schwarzhaarigen. Die Tür ließ er hinter sich zu fallen. Yuu sah sofort von seinem Handy auf, als Kouyou neben ihm am Geländer erschien und grinste ihm kurz zu. Anschließend nahm er die Zigarette aus dem Mund und klemmte sie zwischen zwei Finger. "N'abend Kou, genug von Yutaka? Oder hat er dich rausgeworfen?", stichelte Yuu gekonnt und amüsierte sich königlich über Kouyous Augenrollen. Er würde sich gerne ganz zwanglos mit dem Anderen unterhalten. So gerne er zu Yutaka in die Küche kam, um kurz mit dem zu schnacken, so gerne war er auch bei dem Oberkellner und ließ sich ein wenig von ihm hochnehmen. Sie waren Freunde, keiner von beiden würde jemals ihre Sticheleien ernst meinen. Trotzdem musste man bei Yuu etwas vorsichtig sein. Der Kellner konnte auch ganz anders. "Nein, ich komme geschäftlich." Sofort verdüsterte sich Yuu's Gesichtsausdruck, als Kouyou das so ernst sagte. Trotzdem gestikulierte er mit der Zigarette in der Hand Kouyou, er solle fortfahren. "Takanori Matsumoto hat eben eingecheckt. Er nimmt am Abendessen nicht teil. Er möchte, nachdem er sich ausgeruht hat, auf dem Zimmer essen", erklärte er ruhig und schob beide Hände in die Taschen seines Jacketts. Yuu steckte sich die Zigarette wieder in den Mund und nahm einen langen Zug. Anschließend tippte er erneut auf seinem Handy herum. Kouyou war nun schon etwas erstaunt. Er hatte mit einem unschönen Fluch oder zumindest einem dramatischen Seufzen gerechnet, aber gar keine Reaktion konnte kein gutes Zeichen sein. Umso überraschter war er, als sein Handy meldete, das Yuu's Gerät bereit zur Synchronisation war. Kouyou musste Yuu's Handy mit Takanoris Zimmertelefon koppeln, damit die Bestellung sofort bei Yuu aufgegeben werden konnte. Kouyou tat zwei Klicks und die Sache war erledigt. Nun hatte er erledigt, weswegen er herunter gekommen war. Sein Handy würde sich sofort bemerkbar machen, wenn irgendwer etwas wollte. Also hatte er nun im Grunde etwas Freizeit. Deswegen musste er Yuu nicht direkt verlassen. Vielleicht konnte er ihm ja helfen. "Braucht ihr Hilfe draußen?", fragte er daher und steckte das Handy weg. Einen Moment noch behielt Yuu sein eisernes Schweigen bei, dann aber drückte er die Zigarette aus und entsorgte sie im dafür bereit stehenden Behälter. "Kellner haben wir genug. Tatsächlich fehlt uns in der Spülküche jemand", meinte er und blickte wehmütig seiner Zigarette nach. Kurzerhand griff Kouyou in Yuu's Westentasche und nahm sich aus dessen Packung eine Zigarette, zündete sie auch direkt mit Yuu's Feuerzeug an. Dann steckte er alles wieder zurück, zog zwei Mal an der entflammten Zigarette und steckte sie dann Yuu zwischen die Lippen. Der Kellner nahm einen langen Zug und seufzte befreit. Kouyou lächelte etwas. Was diese blöden Glimmstängel doch bewirken konnten. Dann erst realisierte er, was der Andere eigentlich gesagt hatte. "Wir haben doch gerade erst zwei neue eingestellt", meinte er mit überraschtem Gesichtsausdruck. "Krank und Kind", erklärte der und reichte Kouyou die Zigarette. Der Blonde zog zwei Mal, bevor sie ihre Reise zurück zu Yuu antrat. Kurz strich er sich eine Strähne seines eigentlich blonden, aber durch die Abendsonne rot wirkenden, Haares hinters Ohr. Yuu's Blick bemerkte er nicht. Wie ärgerlich, sie waren unterbesetzt und das, wo jemand so wichtiges heute im Haus war. Da konnte man wohl nichts dran ändern. Kouyou hatte jeden Bereich dieses Hotels durchlaufen, bis er sich den Posten am Empfang erarbeitet hatte. Er war schon Kellner an Yuu's Seite gewesen, sowie Spülhilfe, als auch Hilfskoch unter Yutakas Fittichen. Yuu wollte Oberkellner werden, das hatte er geschafft und Yutaka wollte Chefkoch werden, auch das hatte er geschafft. Nur Kouyou hatte noch höhere Ziele und die hatte er noch nicht erreicht. Der Job am Empfang bedeutete zwar schon viel Verantwortung, aber Kouyou strebte einen Posten an, der noch eine Etappe höher lag. Er hatte sich von der untersten Stufe bis hier oben durchgearbeitet, irgendwann würde er sein Ziel erreichen. Auch wenn das hieß, viele Schritte zurück zu gehen. Erneut bekam er die Zigarette gereicht. Es war nicht mehr viel dran, also nahm er nur einen kurzen Zug und überließ den letzten Zug seinem Freund, welcher den auch nahm und die Reste entsorgte. Anschließend gingen sie zusammen zurück. Yuu nahm Kouyou das Jackett ab und gab ihm eine Schürze, damit er sich nicht nass machte und Yutaka kam kurz vorbei, um Kouyous Haare zusammen zu binden. Beide waren froh, dass er einsprang. Das merkte er sofort. Natürlich war das nicht seine Aufgabe, aber solange er nicht gebraucht wurde, konnte er aushelfen, wo Hilfe gebraucht wurde. Tatsächlich meldete sich das Handy in seiner Gesäßtasche die ganze Zeit über nicht. Die Gäste, die zum Abendessen erwartet wurden, kamen, speisten und gingen wieder. Die ganze Zeit über sah Kouyou nichts Anderes als dreckiges Geschirr. Ab und zu kam Yuu oder einer der anderen Kellner um sauberes Geschirr wegzuräumen oder allerhand dreckiges zu bringen. Letzteres kam wesentlich öfter vor. Nun war wirklich alles sauber und Kouyou säuberte unaufgefordert die Spülküche genau nach Vorschrift. Die Schürze war vollkommen durchnässt und seine Kleidung, sowie Haare waren trotz der Fürsorge der Anderen nicht ganz trocken geblieben. Aber Kouyou sah es positiv. Sie waren fertig. Alle Angestellten, bis auf die paar Leute für die Nachtschicht, hatten Feierabend. Trotzdem hielten die drei die Stellung, bis der hohe Besuch sich meldete. Alle zusammen saßen sie an einem Tisch und in der Mitte lagen die Handys, vollkommen vergessen, bis sich eines davon meldete. Obwohl sie darauf gewartet hatten, schreckte Kouyou auf als Yuu's Handy los ging. Inzwischen war er selbst vollständig getrocknet und Mitternacht war verdammt nah. So lang hatten sie noch nie warten müssen. Kein Wunder, dass er eingedöst war. Yuu ging sofort ran und meldete sich, professionell wie er war, betont höflich und nahm die Bestellung entgegen, die er direkt auf einen Zettel schrieb und an Yutaka weiterreichte. Yutaka stand auf und eilte in die Küche, noch während das Gespräch lief. Endlich war das Warten vorbei. Nun musste Kouyou nur noch abwarten, bis die beiden den letzten Gast zufrieden gestellt hatten. Kou zweifelte nicht daran, dass sie das schafften. Seine Arbeit war schon lang beendet, trotzdem wartete er bis die anderen beiden auch fertig waren. Erst als Yuu von oben wieder kam, machten sie sich zusammen auf zur Personaletage. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)