Und vieles mehr von jane-pride ================================================================================ Du bist mein Schlüssel ---------------------- Im Kreis ihrer Freundinnen fand Chelsea die Heiterkeit wieder, die sie in den letzten Tagen vergebens gesucht hatte. Für einen Abend schaffte sie es ihre Auseinandersetzung mit Vaughn in den hintersten Winkel ihrer Gedanken zu verbannen. Zwar blieb der Schmerz, aber sie konnte ihn aushalten und erlebte einen ausgelassen, wunderschönen und glücklichen Abend. Die jungen Frauen und teilweise ihre Mütter lachten viel und freuten sich gemeinsam mit Nathalie, die ab dem nächsten Tag Ehefrau sein würde. Die Freundinnen ließen vergangene Jahre Revue passieren und Nathalies Mutter und Mirabelle steuerten Erzählungen aus Nathalies Kindheit bei. Besonders Sabrina und Lily hörten begeistert zu und mussten von allen Anwesenden wohl am meisten lachen. Nachdem die Vergangenheit erzählt wurde, bewunderten die Frauen Lilys Modeentwürfe. Es hatte sich überall auf der Insel herum gesprochen, dass Lily einen Modeladen eröffnen wollte, der ausschließlich ihre eigenen Entwürfe anbieten sollte. Von Galamode bis hin zur Alltagskleidung sollte für jeden etwas dabei sein und diese Idee wurde mit Zustimmung gefeiert. Damit wäre das erste Modegeschäft auf der Insel, welches für jede Altersklasse Kleidung anbieten würde. Bisher wurden Einkäufe dieser Art stets auf dem Festland erledigt oder man bekam einen geringen Satz Kleidung im Gemischtwarenladen. Neben intensiven Gesprächen und einigen Partyspielen musste Nathalie etliche Geschenke auspacken, die hauptsächlich Babyutensilien enthielten, aber auch Präsente für das Brautpaar befanden sich darunter. Die zukünftige Braut war von jedem Geschenk dermaßen gerührt, dass sie vor Freude ein paar Tränen vergießen musste und hoffte, dass diese die letzten vor ihrer Hochzeit sein würden.   Weit nach Mitternacht lag Chelsea in ihrem Bett und rief sämtliche Erinnerungen, die sie besaß an Vaughn auf. Ihr fiel der Pferdeanhänger ein, den er ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Ein rührendes und fantastisches Geschenk, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch kein Paar gewesen waren. Dennoch hatte man gemerkt, dass sich Vaughn viele Gedanken bei der Wahl seines Geschenkes gemacht hatte. Aufwühlende Wochen später waren sie dann auch zusammen gekommen. Kurz zuvor hatte er sie im Wald gefunden und sie nach Hause getragen, als sie sich ihren Fuß verstaucht hatte. Nur er war in der Lage gewesen sie zu finden und kein anderer. Außerdem hatte er ihr seine grauenvollen Kindheitserinnerungen anvertraut. Damals war Chelsea nicht nur geschockt und traurig gewesen, dass jemand etwas derartig Schlimmes einem Kind antun konnte, sondern auch gerührt von Vaughns Offenheit ihr gegenüber und dem Vertrauen, welches er ihr bereit war zu geben. Viele Verabredungen und schöne Stunden zu zweit folgten darauf. Das zweite Geschenk zum Lichterfest war ein Armband gewesen. Leise schluchzend setzte sich Chelsea in ihrem Bett auf und holte den Gegenstand aus ihrer Kommode direkt neben dem Bett hervor. Vorsichtig betrachtete sie jeden einzelnen Anhänger und blieb schließlich beim Schlüssel hängen. Wieder fragte sie sich, was der Schlüssel zu bedeuten hatte. Während sie weiter still und leise weinte, überfiel sie das Unbehagen, den Grund wohl niemals zu erfahren…                                                                              ~<>~   Wer noch nie eine Hochzeit organisiert oder noch nie einer beigewohnt hatte, der kann sich nicht im Geringsten vorstellen, dass die größte Herausforderung daran darin besteht, dass man genügend Nerven besitzen musste, die jedem außerplanmäßigen Ereignis die Stirn boten. Obwohl der zeitliche Ablauf von Felicitas bis ins kleinste Detail getaktet war, dauerte es dennoch fast fünfzehn Minuten länger ehe sich alle Gäste in der Kirche eingefunden hatten. Vaughn erblickte Chelsea in der Nähe des Altars. Ihre Blicke begegneten sich, als er ebenfalls auf dem Weg nach vorne war. In diesem Moment wurde beiden bewusst, dass sie noch ihre jeweilige Funktion als Trauzeugen erfüllen mussten. Keiner von ihnen wusste, wie sie sich anreden sollten, nachdem sie sich vier Tage weder gehört noch gesehen hatten, aber ein knappes Hallo gelang ihnen dann doch. Und bald darauf verkündete Felicitas, dass die Braut endlich eingetroffen war. Nervös stand Mark am Altar und wartete voller Sehnsucht auf seine zukünftige Frau. Zuerst gingen die Brautjungfern, Julia und Lana in wunderschönen hellblauen Kleidern, den Mittelgang entlang. Danach folgte der Bürgermeister, und an seiner linken Hand gestützt ging die Braut. Ein traumhaft weißes Kleid umspielte ihre schlanke Figur. Viele cremefarbene Perlen waren darauf gestickt. Die langen Ärmel waren mit einem silbernen Muster bestickt, welches über ihre Brüste bis hinunter zur Taille verlief. Ein Schleier verhüllte Nathalies Gesicht, was ihr ein wenig Sicherheit verlieh und ihr die Nervosität nahm, als sie den Weg zu ihrem zukünftigen Ehemann antrat. Nathalies Anblick hatte dem jungen Mann den Atem verschlagen. Für ihn stand ein paar Sekunden die Zeit still, in denen nur die Orgelmusik zu hören war. Auch Nathalie bewunderte ihren baldigen Gatten, der einen komplett schwarzen Smoking trug und eine schwarze Fliege um den Hals hatte. Ausnahmsweise trug er an diesem Tag keine Mütze, sondern hatte seine Haare nach hinten gelegt, die mit Gel in Form gehalten wurden. Für beide begann ihre gemeinsame Zeit zu zweit, als sie während der gesamten Zeremonie nebeneinander standen und sich gegenseitig das Ja-Wort gaben.                                                                              ~<>~   Aufgrund des warmen Frühlingwetters fand die Hochzeitsfeier auf der Festwiese im Freien statt. Ein großes weißes Zelt wurde dafür aufgestellt und ein gewaltiges Büffet befand sich unter der Plane. Zusätzlich standen Tische und Stühle bereit, die die Tanzfläche markierten. Nach einer Ansprache des Brautpaares wurde sich über das Büffet hergemacht und herrliche Musik erklang im Hintergrund. Chelsea, die sich in Vaughns Gegenwart gewaltig zusammen nehmen musste, um nicht unkontrolliert in Tränen auszubrechen, nutzte bei der nächst besten Gelegenheit die Chance zur Flucht. An der kleinen Brücke angekommen, die zur Festwiese führte, beugte sie sich über das Geländer und starrte traurig in den klaren blauen Bach. Sie hoffte lange genug alleine sein zu können, um neuen Mut zu sammeln ehe sie Vaughn erneut gegenüber treten musste. Gedankenverloren spielte sie mit ihrem Armband und bemerkte erst, dass sie nicht mehr allein war, als Vaughn sie unvermittelt ansprach.   „Ist dir der ganze Zirkus auch zu viel?“ Erschrocken wandte sich die junge Frau um. Vaughn stand wenige Schritte von ihr entfernt in einem schwarzen Anzug, der ihn noch männlicher und atemberaubender aussehen ließ. Bereits in der Kirche war es Chelsea aufgefallen, und selbst wenn sie wütend auf ihn war, konnte sie nicht verhindern, dass sie sich magisch zu ihm hingezogen fühlte, und dass die ganze Zeit über. „Was willst du?“, fragte Chelsea frostiger als sie beabsichtigt hatte. „Mit dir reden.“ Vaughn entschloss sich nicht von Chelseas abweisenden Ton entmutigen zu lassen und trat einen Schritt näher auf sie zu. „Worüber? Zwischen uns ist alles gesagt.“ „Das sehe ich nicht so. An unserem letzten Abend bist du zu schnell davon gelaufen ohne dass ich die Gelegenheit bekam dir zu erklären, was es mit dem Brief auf sich hatte.“ „Das weiß ich doch. Du hast ein Jobangebot auf dem Festland bekommen und willst ihn annehmen. Was gibt es daran nicht zu verstehen?“ „Chelsea, bitte hör mir erstmal zu bevor du dein Urteil fällst.“ „Allerdings habe ich keine Lust dazu.“ Mit traurigen Augen sah sie ihren Freund an. „Du hast mein Vertrauen missbraucht. Hinter meinem Rücken hast du dich nach einer Jobalternative erkundigt ohne mit mir darüber zu sprechen.“ „Das wollte ich noch tun. Doch dafür benötigte ich noch weitere Informationen über die Stelle.“ „Halt dein Mund! Ich will das nicht hören! Ich will nicht hören wie du ein Leben planst, in dem ich keine Rolle mehr spiele.“ Tränen, die die Braunhaarige bisher erfolgreich zurückgehalten hatte, liefen über ihr Gesicht. „Du willst wieder zurück aufs Festland? Dann geh endlich und lass mich verdammt noch mal in Ruhe!“ „Chelsea, so einfach ist das nicht.“ Am liebsten hätte der junge Mann seine Freundin liebevoll in die Arme genommen. Tatenlos zuzusehen, wie sie krampfhaft versuchte sich aufrecht zu halten brach ihm das Herz. Die Tatsache, dass diese Reaktion seine Schuld war, machte für ihn das Gespräch nur noch schwieriger. „Mein früherer Kumpel, Billy, hatte mir den Brief geschickt und mir die Stelle vorgeschlagen. Zuerst war ich perplex und wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte.“ „Außer den Job anzunehmen.“, unterbrach Chelsea ihn. „Nein, Chelsea. Das habe ich nicht getan.“ „Wie?“ Verwirrt starrte sie ihn an. „Das hast du nicht?“ Vaughn schüttelte den Kopf. „Nein, denn der Brief enthielt zu wenige Informationen über die Arbeitsstelle und ich hatte mir vorgenommen weitere einzuholen. Allerdings gestaltete es sich als schwierig, da ich für meine Tante vermehrt im Tierladen arbeiten und kleinere Aufträge für die Hochzeit erledigen musste. Ich war zu sehr von den Geschehnissen hier eingenommen, als das ich mich voll und ganz auf den Brief konzentrieren konnte.“ „Ich versteh nicht…“ „Bitte, Chelsea, lass mich ausreden. Ansonsten weiß ich nicht, ob ich den Mut wieder dazu aufbringe. Also, ich war fest entschlossen mehr über diesen Job herauszufinden und die Möglichkeit in dem Transportunternehmen sein eigener Boss zu werden, reizte mich, das gebe ich zu. Jedoch, oder glücklicherweise, erlebte ich viele schöne Stunden und Nächte mit dir. Zudem hatte mich Mark zu seinem Trauzeugen gemacht, auch wenn ich zuerst Widerwillen verspürte dieser Aufgabe nachzukommen, konnte ich mich nicht davon zurückziehen. Auch Mirabelle und der Arbeit im Tierladen konnte ich mich nicht distanzieren und hätte es auch nicht gewollt. Denn meine Tante brauchte mich, als Julia nicht da war. Ich hätte sie niemals hängen gelassen.“ „Ich weiß.“, entgegnete Chelsea und tupfte sich mit einem Taschentuch die Tränen aus ihrem Gesicht, um ihr Make-Up nicht noch mehr zu ruinieren. „Das hätte mich auch sehr gewundert, wenn du das getan hättest.“ „Anscheinend.“ Liebevoll sah Vaughn die junge Frau vor sich an und fand, dass sie trotz der Tränen eine unglaublich schöne Erscheinung war. Ihr langes rosafarbenes Kleid – sie als Trauzeugin durfte `ne andere Farbe als die Brautjungfern tragen – betonte sämtliche ihrer weiblichen Vorzüge. Einige Strähnen aus ihrer Hochsteckfrisur lösten sich bereits, die ihr aber eine sinnliche Ausstrahlung verliehen. „Du trägst das Armband.“, konstatierte Vaughn, nachdem er mit der Betrachtung seiner Freundin fertig war. „Ja…Ich musste gestern Abend oder viel eher heute Nacht daran denken, wie du es mir geschenkt hattest.“ „Du wolltest unbedingt wissen, was der Schlüsselanhänger bedeutet.“ Näher trat Vaughn an sie heran, sodass nur noch ein winziger Schritt sie voneinander trennte. „Was wirst du nun tun?“, fragte Chelsea. „Chelsea…Du hast mich an dem Abend an Mirabelles Geburtstag angesprochen, obwohl ich nicht angesprochen werden wollte. Ich sah mich als vorübergehenden Gast bei meiner Tante, würde meine Arbeit erledigen und dann wieder verschwinden. Doch du hast mich immer wieder angesprochen. Eigentlich war ich fest entschlossen dir aus dem Weg zu gehen, weil du nicht locker lassen wolltest. Während es all die anderen getan haben, du jedoch nicht und glaube mir, im Stillen hatte ich dich sehr oft dafür verflucht. Aber, nun ja, dir immer wieder über den Weg zu laufen ließ sich nicht vermeiden und ich stellte – zwar erst viel später – fest, dass ich deine Nähe genoss und mich zu dir hingezogen fühlte. Von diesem Moment an wollte ich die Begegnungen nicht mehr vermeiden, sondern eher suchen. Dadurch lernte ich deinen Bruder kennen, und eure gewaltige Leistung eine Ranch aufzubauen, noch dazu zu zweit. Ich schloss Bekanntschaft mit der zickigen Nathalie und der nerv tötenden Lana, dem nicht auszuhaltenden Koch und dann auch noch Denny…Später Regis Familie. Plötzlich war ich verstrickt mit all deinen Freunden und vor kurzem deinen Eltern. Ich wusste nicht, wie ich wieder daraus kommen sollte. Weißt du, warum es mir so schwer fiel? Weil ich es schlicht nicht wollte. Wegen dir will ich gar nicht mehr woanders sein, arbeiten oder leben, als hier auf der Insel. Bei meiner Tante oder was mir tausendmal lieber wäre,“ Nun überbrückte Vaughn die minimale Distanz zwischen den beiden und ihr Handgelenk mit dem Armband an seine Lippen. „Chelsea, du bist mein Schlüssel. Dank dir habe ich Zugang zu all deinen Freunden erhalten, die jetzt auch meine Freunde sind. Wegen dir habe ich mich den Blicken deiner Eltern ausgesetzt, was kein Zuckerschlecken gewesen ist.“ Beiden entfuhr ein leises Kichern. „Du öffnest für mich die Türen durch die ich mit dir zusammen treten kann. Das hat vorher kein Mensch für mich getan. Am wenigsten meine Eltern.“ „Oh, Vaughn, ich…“ „Bitte, Chelsea, kannst du mir verzeihen? Ich weiß, ich hätte nicht hinter deinem Rücken versuchen sollen alleine zu handeln und Entscheidungen zu treffen. Aber du sollst wissen, dass ich nur mit dir zusammen von hier gegangen wäre. Auf keinen Fall ohne dich. Da, wo du wohnst, will ich auch wohnen. Mit dir zusammen will ich leben.“ „Vaughn.“ Mit einem strahlenden Lächeln und freudigen Tränen in den Augen fiel Chelsea ihrem Freund um den Hals und schmiegte sich eng an seine Brust. Zugleich schlang Vaughn seine kräftigen Arme um sie und fühlte, wie er wieder im Begriff war ein kompletter Mensch zu werden. „Liebling. Endlich habe ich dich wieder. Die letzten Tage ohne dich waren die Hölle.“ „Ging mir genauso.“ Ein langer und inniger Kuss besiegelte ihre tiefen Gefühle füreinander. Sogar Vaughn traten Tränen in die Augen und eine einzige davon wanderte zu seinen Lippen. „Oh, Vaughn!“ Behutsam trocknete Chelsea seine Tränen und rahmte mit ihren Händen sein Gesicht. „Ich bin dein Schlüssel und gemeinsam werden wir noch viele, viele, viele Türen damit aufschließen. Aber nur zusammen wird uns das möglich sein.“ „So ist es und nicht anders. Ich liebe dich, Chelsea. Und ich will für immer an deiner Seite stehen.“ „Geht mir genauso. Ich werde dich immer lieben, Vaughn.“                                                                           ~ Happy End ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)