Und vieles mehr von jane-pride ================================================================================ Der Angelausflug ---------------- Kapitel 3: Der Angelausflug     Zu früher Stunde waren Chelsea und Vaughn aufgestanden und bereiteten sich für den ausstehenden Angelausflug vor. Ihre Rücksäcke waren seit dem gestrigen Abend gepackt und standen neben der Wohnungstür. Die Sonne würde erst in einer Stunde aufgehen. Somit hatten sie noch genügend Zeit, um in aller Ruhe zu frühstücken. Kurze Zeit später kamen auch Nathalie und Mark in ihren Morgenmänteln in die Küche. Nathalie entfuhr ein lang gedehntes Gähnen. „Ich habe euch doch gesagt, dass ihr nicht aufzustehen braucht.“, wandte sich Chelsea an die beiden. „Wir werden nur noch eine Kleinigkeit frühstücken und uns dann mit Lana und Denny am Waldrand treffen.“ „Das wissen wir, Schwesterherz.“ Mark beugte sich zu ihr vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Nathalie und ich sind rein zufällig wach geworden.“ „Von wegen.“, murrte die Pinkhaarige und stützte ihren Kopf auf ihren Händen ab, wobei ihr ein erneutes Gähnen entfuhr. „So viel eher ist es auch wieder nicht. Wenn ich meinen Kontrollrundgang mache, kannst du dich wieder ins Bett legen.“ „Hilft mir auch nicht mehr. Immerhin bin ich schon wach.“ „Mehr oder weniger.“, grinste Chelsea und setzte eine weitere Kanne Kaffee für ihren Bruder auf.   „Es wundert mich immer noch, Vaughn, dass du dich bereit erklärt hast mit Lana ein komplettes Wochenende zu verbringen.“ „Erinnere mich bloß nicht daran.“, brummte der Angesprochene und warf seinem Kumpel einen vielsagenden Blick zu. „Ich weiß wirklich nicht, was mich da geritten hat. Lana lag uns gestern stundenlang in den Ohren, dass wir ja alles einpacken, was wir für den Ausflug benötigen und vor allem, das ist das Beste, gute Laune im Gepäck haben. Dabei hat sie mich so eigenartig angesehen, als würde sie mir das nicht im Entferntesten zutrauen.“ „Nun ja, du bist oft einsilbig und wirkst verschlossen. Und lächeln tust du kaum.“, murmelte Nathalie und rieb sich demonstrativ ihre Augen. Perplex sah Vaughn sie an. „Nicht streiten, ja?“, kam Chelsea ihrem Freund zuvor, die ahnte, dass ihm Nathalies Äußerung zu dieser frühen Stunde nicht gefiel. „Ich glaube dennoch, dass es ein schönes Wochenende wird. Lana und ich werden bestimmt zwischendurch unter uns sein wollen, dann haben Denny und du Ruhe vor uns.“ „Mach dir keine Sorgen. Mit Lana fange ich garantiert keinen Streit an.“ „Ich weiß.“ Zufrieden lächelte Chelsea ihn an und nahm seine Hand in ihre.   Mark war gerührt von diesem Anblick und freute sich ungemein, dass seine kleine Schwester jemanden gefunden hatte mit dem sie glücklich war und sie offenbar auf Händen trug. Denn Vaughn hatte ihm gegenüber zugegeben, dass er sich in erster Linie nur darauf freute mit Chelsea durchgehend zusammen sein zu können, weswegen er Lana notgedrungen in Kauf nahm. Es war nicht zu übersehen, dass seine Schwester einen positiven Einfluss auf ihren Freund ausübte. Wahrscheinlich war es andersherum genauso. Nun kam Vaughn bei ihr an erster Stelle, und das war auch richtig so. „Wollt ihr eventuell Toto mitnehmen? Über das kleine Abenteuer in den Bergen würde er sich bestimmt freuen.“ „Nein, lieber nicht. Nicht das ihm was passiert. Außerdem braucht ihr ihn doch als Aufpasser der Ranch.“ „Nun denn. Es war auch nur ein spontaner Vorschlag gewesen.“ Nachdem Mark seinen Kaffee getrunken hatte, stand er auf und rüttelte seine Verlobte sanft wach, die nebenbei friedlich vor sich hin gedöst hatte. Erschrocken fuhr sie hoch und blinzelte ein paar Mal um sich zu orientieren. „Liebling? Es ist soweit. Chelsea und Vaughn gehen jeden Augenblick los. Möchtest du dich wirklich nicht wieder ins Bett legen?“ „Ich bin wach, Mark.“ „Das sieht man dir an.“ Jeder musste schmunzeln, da man Nathalie ihre Müdigkeit überdeutlich ansah und sich nur mit aller größten Mühe auf den Beinen halten konnte.   Vor der Wohnungstür verabschiedeten sich die Paare voneinander. Selbstverständlich hatte sich Chelsea darüber gefreut, dass ihr Bruder und ihre Freundin ebenfalls so früh aufgestanden waren, um sie persönlich aus dem Haus zu begleiten. Schwanzwedelnd tänzelte Toto um sie herum und forderte von seinem Frauchen eine letzte Streicheleinheit ein. „Viel Erfolg beim Angeln.“ „Danke, Mark. Und ich versichere dir, dass ich auf deine Schwester aufpassen werde.“ „Davon bin ich überzeugt.“ „Bring Nathalie wieder hinauf ins Bett.“, flüsterte Chelsea ihrem Bruder zu, nachdem sie ihn ein letztes Mal umarmt hatte. „Sie schläft beinahe im Stehen ein.“ „Hatte ich sowieso vor. Das Frühaufstehen ist sie noch nicht gewohnt.“, grinste er. „Das wird sie noch. Immerhin will sie für immer mit dir zusammen leben.“ „Gott sei Dank.“ Die letzten Glückwünsche zum Angeln wurden ausgesprochen und danach gingen Chelsea und Vaughn mit Rücksäcken und Angelausrüstung beladen den Weg zum Haupttor der Starry-Sky- Ranch hinunter.                                                                                     ~<>~   Es war der erste Morgen seit langem, dass Mirabelle alleine am Frühstückstisch gesessen hatte. Gedankenverloren hatte sie ihre Gedanken kreisen lassen und sehnsüchtig an ihre Tochter gedacht, die zusammen mit Elliot ihren ersten Urlaub unternahm. Sie gönnte es ihr und hatte sich aus tiefsten Herzen für die beiden gefreut. Beide waren noch jung und es war eine tolle Idee von Elliot gewesen. Mirabelle musste schmunzeln. Dieser junge Mann liebte ihre Tochter über alles und würde stets alles für sie tun, um sie glücklich zu sehen. Zudem half er oft in ihrem Laden oder im Tiergehege aus, nur um Julia näher zu sein und sie jeden Tag sehen zu können. Sie hoffte, dass auch die beiden eines Tages heiraten würden. Denn Julia war ebenso in Elliot vernarrt wie umgekehrt. Des Weiteren war sie glücklich über Vaughns Entwicklung, seitdem er auf diese Insel gezogen war. Anfangs war er so verschlossen gewesen, doch es hatte nur Chelseas hin reizenden Charme bedurft und der Junge blühte immer mehr auf. Seinen bescheuerten Cowboyhut trug er seit Wochen nicht mehr, worüber Mirabelle heilfroh war. Heute Morgen war auch er mit Chelsea zu einem Wochenendausflug aufgebrochen. Auch das war richtig. Sie alle waren noch jung und lebhaft. Solange es ihnen möglich war, sollten sie so viele Eindrücke und Erfahrungen von der Welt wie nur möglich machen. Es mochte egoistisch klingen, aber Mirabelle war froh darüber, dass Vaughn in zwei Tagen wieder zu Hause sein würde. Denn die Einsamkeit in ihrer Küche machte ihr an diesem Morgen zu schaffen. Sie war es eben gewohnt ihre Kinder stets um sich zu wissen und nun waren beide gleichzeitig für kurze Zeit außer Haus. Daran musste man sich erstmal gewöhnen, was ihr vermutlich niemals gelingen würde. Dafür war sie zu sehr Mutter und ständig um ihre Kinder in Sorge. Wie es ihrer guten Felicitas wohl gehen mag? Elliot auf Reisen und Nathalie im Grunde genommen nur noch bei ihrem Verlobten auf der Ranch. Sie würde ihr einen saftigen Pfirsichkuchen backen und sie nachher besuchen gehen. Dann wären beide einsamen Mütter zusammen und könnten gemeinsam die Zeit vertreiben, bis ihre Kinder wieder zurück sein würden.                                                                                ~<>~   Lana, Chelsea, Vaughn und Denny hatten ohne Probleme den Wald auf ihrem Weg zur Mine durchkehren können. Das einzig störende war ihr Gepäck, aber an das Gewicht hatten sie sich schnell gewöhnt. An der Mine angekommen, schlugen sie einen schmalen Pfad ein, der sie einmal um die Mine herum führte und dann steil bergauf. Keuchend setzten sie einen Fuß vor den anderen und halfen sich gegenseitig, wenn eine dicke Baumwurzel ihren Weg versperrte und sie darüber klettern mussten. Mit ihren schweren Rücksäcken war es nicht ganz so einfach, aber sie bewältigten jedes Hindernis. Um Energie für den gesamten Aufstieg zu haben, unterhielten sich die Freunde nur wenig. Es war viel wichtiger auf den Weg zu achten, anstatt den neuesten Tratsch auszutauschen. Das Wetter veränderte sich nicht. Zwar war es kühl, aber keine Regenwolke oder stürmischer Wind kamen auf, wie es der Wetterbericht vorausgesagt hatte. Vaughn gestand sich ein, dass Denny und die anderen recht gehabt hatten, was die Temperaturen betraf. Kaum lag das Neujahrsfest einige Tage zurück, stiegen die Temperaturen allmählich wieder an. Eindeutig waren es keine Wintergrade sondern angenehmes Frühlingswetter lag in der Luft. Hier und da sprossen die ersten Triebe aus dem Boden heraus und das Grün kehrte wieder auf Felder, Wiesen und in den Wald zurück.   Der junge Fischer führte die kleine Truppe an. Durchgehend war er einige Schritte voraus und erkundete den Weg vor ihnen, um möglichen Schwierigkeiten von vornherein gezielt zu umgehen. Als der Aufstieg zwischen den dicken grauen Felsen begann, wurde es schon schwieriger das Gepäck auf dem Rücken zu transportieren. Aufgrund der schweren Zelte und Schlafsäcke entschlossen sie sich, ihr Gepäck vom Rücken zu schnallen und von Hand zu Hand weiter zu befördern. Es war eine mühselige Arbeit den Aufstieg bis zum Ende zu erklimmen und Lana stellte sich als zäher und ausdauernder als gedacht heraus. Sie selbst war davon am meisten überrascht, denn es war ihr erster Bergaufstieg überhaupt, aber sie besaß eine hervorragende Kondition. Vermutlich hatte es mit ihren jahrelangen Gesangsstunden zu tun, in denen sie immer wieder ihre Atmung trainieren musste.   Als sie endlich den See sahen, waren sie erleichtert. Sammelten ihr Gepäck an einer günstigen Stelle, die sehr eben war, kramten Thermoskannen mit heißem Kaffee und Tee heraus und ruhten ihre müden Glieder aus. „Das Ganze hat doch länger gedauert, als ich dachte.“, verkündete Denny, als er einen Blick auf seine Armbanduhr warf. „Bisher brauchte ich für den Aufstieg nie mehr als neunzig Minuten, aber weil wir mehrere Personen sind und unser Gepäck noch hinzukommt, dauerte es über zwei Stunden bis wir hier oben waren.“ „Dafür, fand ich, waren wir aber verdammt schnell.“, erwiderte Vaughn und genehmigte sich einen großen Schluck schwarzen Kaffee. Er war wohltuend für seinen Körper, der noch ziemlich aus der Puste war. „Ja, finde ich auch. Schlagen wir dann gleich unsere Zelte auf?“, fragte Chelsea. „Ja. Am besten dort drüben an der Felswand.“, deutete Denny hinter sich. „An der Stelle sind wir durch die hohen Felsen vor Wind geschützt. Falls wir durch die Witterung plötzlich überrascht werden sollten, müssen wir uns keine Gedanken um unsere Sicherheit machen.“   „Kommt es denn oft vor, dass das Wetter sich abrupt verändert?“, wollte Lana von ihm wissen. Sie war sehr aufgeregt, immerhin wird das ihr erster Angelausflug und Camping zugleich in den Bergen. „Manchmal. Ich habe das erst einmal erlebt. Ein Gewitter war recht rasch aufgezogen und hielt fast einen ganzen Tag an. Eine magere Fischbeute war das gewesen.“ „Wie oft angelst du hier oben?“ „Maximal zweimal im Jahr. Ist mit Taro so vereinbart. Dieser See hat keinen Zufluss zu größeren Gewässern, wie ihr unschwer erkennen könnt. Damit die Fische sich über das ganze Jahr vermehren können, darf nur einmal im Monat im See geangelt werden. Andere Angler kommen ebenfalls hierher, um ihr Glück zu versuchen. In meinem Fischerhaus führe ich regelmäßig Buch darüber.“ „Das ist auch gut so. Nicht das irgendwann der Fisch ausgeht. Ein Leben ohne Fische ist schwer vorstellbar.“ Chelsea lachte. „Du magst Fische ziemlich gern, oder?“ „Und ob. Schon lange wollte ich mich ans Angeln versuchen. Als ich noch drüben auf dem Festland gewohnt hatte und fast jeden Abend gesungen hatte, dachte ich mir, dass es Zeit wird für ein weiteres Hobby. Irgendwann fiel mir das Angeln ein und ich kam hierher. Ein Glück, dass ich Denny getroffen habe. Ansonsten würde ich immer noch versuchen Fische ohne Köder zu fangen.“   Die Anwesenden lachten. Jeder von ihnen erinnerte sich an Lanas ersten Angelversuch zurück, bei dem sie irgendwann wütend ihre Angel in den Sand geschmissen hatte, weil kein Fisch anbeißen wollte. Nachdem Denny die Ursache gefunden hatte, war es Lana unendlich peinlich gewesen. Noch dazu hatte sie kurz zuvor Vaughn und Chelsea um Hilfe gebeten, die zufällig am Strand entlanggegangen waren. Das war eine Begegnung, die Vaughn nicht sonderlich gemocht hatte. Lana war ihm seitdem mehr als suspekt. „Lasst uns schnell mit dem Zeltaufbau anfangen. Dann haben wir es hinter uns und wir können unsere Angelausrüstung aufbauen.“ Gesagt, getan. Denny gab Anweisungen, wie und wo am Günstigsten die Zelte aufzuschlagen waren und alle anderen hielten sich daran ohne seine Entscheidungen anzuzweifeln.                                                                                 ~<>~   „Haha. Weißt du noch, wie Elliot angefangen hat das Laufen zu lernen? Kaum hatte er seine ersten Schritte gemacht, stolperte er über seine tapsigen Füße und landete auf seiner Lieblingsrassel, die dabei kaputt ging.“ Fröhlich und ausgelassen, saßen Felicitas und Mirabelle bei Kaffee und dem selbstgebackenen Pfirsichkuchen und plauderten über frühere Zeiten. „Ja, das weiß ich noch. Seitdem er seinen ersten Schritt getan hatte, zeigte sich, dass er zwei linke Füße besaß und fiel verhältnismäßig oft hin, bei dessen Folge dann auch noch was zu Bruch ging.“ „Hingegen Nathalie nicht. Sie war ganz anders als ihr großer Bruder und vor allen Dingen viel selbstbewusster. Sie war von Anfang an diejenige, die den Ton angegeben hatte, obwohl sie ein Jahr jünger als Elliot ist.“ „Wohl wahr. Das Dreiergespann, deine Kinder und meine Tochter, haben von klein auf zusammen gelebt und miteinander gespielt. Und als sie größer worden, blieben sie weiterhin sehr gut befreundet, was mich ungemein erleichtert hatte. Zudem haben unsere Kinder stets bei unserer Arbeit ausgeholfen. Julia hatte schon immer ein Herz für Tiere gehabt. Nathalie den Sinn übers Geschäftswesen. Ich denke, dass sie auf der Ranch mit Mark und Chelsea zusammen gut aufgehoben sein wird.“   „Ich denke auch. Es erleichtert und freut mich, dass Nathalie einen guten und netten Mann gefunden hat, dem sie beistehen wird, sowohl beruflich als auch in Familienangelegenheiten. Mark ist der richtige für sie. Es könnte keinen besseren für meine Tochter geben.“ „Das sehe ich genauso. Außerdem bin ich überzeugt davon, dass Elliot ebenso der einzig richtige für meine Tochter ist. Dein Sohn hatte Julia immer heimlich beobachtet. Ich glaube, dass er von dem Augenblick an in sie verliebt war, als er sie das erste Mal gesehen hat.“ „Kann schon sein und ich glaube es auch. Über Julias Besuche hatte er sich immer am meisten gefreut und ihr unaufgefordert geholfen, wenn sie ein Problem hatte. Zwar machte er es dadurch manchmal schlimmer als vorher, aber Julia war stets gutmütig und sehr geduldig mit ihm. Vielleicht hat sie gespürt, dass er der Partner fürs Leben für sie sein wird. Sie hat ihn oft vor Nathalie beschützt. Das fand ich immer sehr rührend und tröstlich.“ „Ich hätte es auch kaum für möglich gehalten, dass Nathalie so ruhig werden wird. Seitdem sie Mark hat, hat sie sich sehr verändert. Äußerlich als auch innerlich. Sie war schon immer ein nettes, aber auch aufbrausendes Mädchen gewesen. Häufig hatte ich den Eindruck, dass sie gelegentlich unglücklich war, aber mit Mark ist es anders. Sie strahlt förmlich und lebt mehr von innen heraus.“   „Es freut mich als Mutter, das von dir zu hören. Auch ich habe beobachtet, dass Nathalie erwachsener geworden ist. Das erfüllt mich als Mutter mit Stolz. Unsere Kinder werden es sehr gut in ihrem weiteren Leben haben. Sie kennen sich und haben einander. Auch ihre Freundschaft mit den anderen wird ihnen viel Trost und Kraft geben.“ „Das denke ich ebenso. Wir können wahrhaftig Stolz auf unsere Kinder sein. Diese Insel wird sie brauchen und ihre Kinder werden hier garantiert genauso glücklich und zufrieden werden, wie wir es sind.“                                                                                   ~<>~   Am Bergsee unterhielten und lachten die vier Freunde ebenfalls sehr viel. Nebenbei ruhten ihre Angelschnüre im Wasser und man wartete geduldig darauf, dass ein Fisch anbiss. Gegen Abend hatten sie drei Fische erfolgreich aus dem See ziehen können. Einer davon ging auf Lanas Konto und sie vollführte einen langen Freudentanz darüber. Die anderen zwei hatte Vaughn geangelt. Es war das erste Mal, dass er überhaupt eine Angel in der Hand gehalten hatte. Chelsea war sehr stolz auf ihn und Denny klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter. „Du bist ein echter Glücksbringer, Vaughn.“ „Es sind doch erst drei Fische.“ „Das ist schon mehr als ich gehofft hatte. Es gibt Tage an denen angelt man gar keine und an anderen Tagen wieder etliche. Mein Rekord liegt bei sieben Fischen. Das war ein verdienter Tag gewesen.“ „Und wenn du mit deinem Kahn aufs Meer hinaus fährst? Du kommst doch Fässerweise mit Fischen zurück.“ „Schon, aber dafür lege ich Netze aus, das hat mit dem Angelsport nichts zu tun. Außerdem verdiene ich mit den Netzen meinen Lebensunterhalt. Der Ausflug heute, dass ist Freizeit und dient unserem Vergnügen.“   „Ach so. Und was hast du mit den Fischen vor?“, hakte Vaughn neugierig nach. „Nun, erstmal gehören zwei davon dir. Du kannst mit denen machen, was du willst. Lana hat den anderen gefangen. Ich kann von Glück reden, dass sie den Fang mit mir teilt.“ „Mal aus Neugierde, wie hältst du das eigentlich mit ihr aus?“ „Was meinst du?“ „Tja, ich…Also, ist sie dir nicht zu laut?“ „Zu laut? Haha! Du bist mir ja ein Spaßvogel, haha! Nein, sie ist mir nicht zu laut. Lana ist recht lebhaft und ziemlich ungeduldig, dass gebe ich zu, aber sie ist herzlich und hat stets ein Lächeln auf dem Gesicht. Das gefällt mir so an ihr. Dadurch vergesse ich vieles und meine eigene Traurigkeit von früher.“ „Wovon redest du?“ „Weißt du, Vaughn, mittlerweile sind wir gute Kumpel geworden, deswegen werde ich es dir erzählen. Mein Vater war auch Fischer. Schon immer gewesen und ich schloss mich ihm an, als ich alt genug war. Mein Vater hatte immer spannende Geschichten über die See und das Meer auf Lager gehabt. Jede einzelne hat mir gefallen und förderte mein eigenes Interesse an der See. Eines Tages, wir waren auf dem Kutter meines Vaters unterwegs und drei weitere Fischer an Bord. Zunächst war der Tag klar und wolkenlos gewesen, weswegen wir immer weiter aufs Meer hinausfuhren. Dann, mit einem Mal, schlug das Wetter abrupt um. Dunkle Wolken zogen auf und der Wind wehte uns gnadenlos ins Gesicht. Der Kutter fing heftig an zu Schaukeln und ich verlor meinen Halt und fiel irgendwann über Bord. Sofort sprang mein Vater hinterher und schaffte es mich zurück an Bord zu holen. Kaum war ich in Sicherheit gebracht, wollten die anderen Fischer meinen Vater aus dem Meer ziehen, aber eine gewaltige Welle zog ihn weit vom Kutter fort. Es war zu stürmisch, wir konnten nicht hinterher. Bis mein Vater letztendlich vor meinen Augen ertrank. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade mal zehn Jahre alt.“   „Das ist schrecklich. Tut mir Leid. Meine Mutter habe ich auch früh verloren. Ich kann also verstehen, was du durchgemacht hast.“ „Danach habe ich versucht normal weiter zu leben, aber es gelang mir nur mäßig. Ich blieb Fischer, trotz allem und zog dann hierher. Als ich dann Lana begegnete, spürte ich, dass von jetzt an alles besser werden wird. Wenn ich mit ihr zusammen bin, ertrage ich viel leichter meinen Verlust und kann es inzwischen akzeptieren, dass mein Vater gestorben war um mich zu retten.“ „Ich verstehe.“ Lächelnd sah Vaughn zu Chelsea, die mit Lana um das Lagerfeuer saß. Für einen kurzen Moment hob sie ihren Kopf und ihre Blicke begegneten sich. Ja, Vaughn konnte Dennys Gefühle nachempfinden. Seine Chelsea hatte ihn ebenfalls unbewusst gerettet und aus seiner Isolation geholt.   „Du bist absolut vernarrt in Vaughn, habe ich Recht?“, holte Lana die Braunhaarige aus ihren Gedanken. „Wie? Ja, ich denke schon.“ „Du denkst es nur?“ „Okay, Lana. Ich weiß es. Bist du nun zufrieden?“ „Jetzt ja.“ Beide lachten. „Und? Bist du mit Denny glücklich?“ „Mehr als das. Er ist der Mann meiner Träume.“ „Huch! Das hört sich aber schon ziemlich ernst an.“ „Ist es auch.“, versicherte ihr die Blondhaarige. „Als ich ihn zum ersten Mal sah, wusste ich, mit ihm möchte ich den Rest meines Lebens verbringen. Nur mit ihm, und keinem anderen. Es war Liebe auf den ersten Blick.“ „Du hast keine Hemmungen offen über deine Gefühle zu reden. Das bewundere ich an dir.“ „Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich Sängerin geworden bin. Durch meine Stimme bringe ich meine Gefühle zum Ausdruck, die ich vorher mit Worten auf Papier festgehalten habe und lasse andere daran teilhaben.“   „Vermisst du dein Leben als Sängerin?“ „Nein. Ich wusste, dass es irgendwann vorbei sein würde. Ein gefeierter Star zu werden, war nie meine Absicht. Es geschah einfach nebenbei. Hierher zu ziehen und alles hinter mich zu lassen, fiel mir nicht schwer. Ich hatte auch keine Familie mehr, die mich hätte halten können.“ „Wieso? Was ist mit deinen Eltern?“ „Ich habe sie nie kennen gelernt. Ich bin im Waisenhaus großgeworden. Geschwister habe ich auch keine. Mit fünfzehn fing ich dann an zu singen und verdiente schnell mein eigenes Geld. Etwas über zwei Jahre habe ich nur in Hotels gewohnt. Mein Manager war meine einzige Bezugsperson.“ „Irgendwie hört sich das traurig an.“, mitfühlend sah Chelsea ihre Freundin an. „Du musst dich sehr einsam gefühlt haben.“ Doch Lana schüttelte ihren Kopf. „Nein, Chelsea. Ich fühlte mich nie einsam. Schließlich hatte ich alles, was ich zum Leben brauchte und immer Freunde um mich herum. Dies war das Leben was ich kannte und liebte. Über Einsamkeit oder das mir was fehlt, habe ich nie nachgedacht. Der Gedanke dazu wäre mir überhaupt nicht gekommen.“ „Du bist ziemlich erstaunlich, Lana. Und ich bin froh dich getroffen zu haben.“ „Ich auch, Chelsea. Ich liebe diese Insel und ihre Bewohner. Und am liebsten habe ich meine tollen Freunde und meinen absolut wunderbaren Denny.“   Es wurde noch ein ausgelassener und fröhlicher Abend für die Freunde. Selbst Vaughn vergaß seine Abneigung Lana gegenüber und schaffte es sogar mit ihr zu scherzen und zu lachen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)