Contest Trouble von Auraya ================================================================================ Kapitel 14: Familie ------------------- Vor dem Pokémon Center tummelten sich wieder einmal eine Menge von Drews Fans. Der grünhaarige Koordinator kümmerte sich kurz auf charmante Weise um sie, bis er schließlich weiterging um mit dem Training zu beginnen. Er ließ sich auch nicht davon stören, dass eine Gruppe junger Mädchen ihn dabei nervös kichernd beobachtete. Das war er ja gewohnt. Plötzlich erklang eine bekannte Stimme hinter ihm. "Drew, Schätzchen, wie schön dich zu sehen!" Er drehte sich um und vor ihm stand Harley. Direkt daneben befand sich Solidad. Sie schenkte dem grünhaarigen Koordinator ein warmes Lächeln. "Solidad, Harley, was für eine Überraschung!", meinte Drew. "Wir haben uns ja ewig nicht gesehen." Harley war natürlich wie immer total überdreht und fragte ihn nach allen möglichen Dingen. Ein kleines bisschen erinnerte er Drew an Aiden, wie er feststellen musste, mit dem Unterschied, dass dem braunhaarigen Koordinator aus Roshan City jedwede Hinterlist zu fehlen schien. Harley hingegen genoss er noch immer mit Vorsicht. Die Erlebnisse mit ihm von damals hatten sich eingebrannt. Doch offenbar hatte er auch wirklich seine gute Seite, denn Solidad hielt stets große Stücke auf ihn. Man durfte es sich wohl bloß nicht mit ihm verscherzen. "Wie läuft es mit Maike?", fragte der überdrehte Koordinator schließlich. Drew schwieg und strich sich eine grüne Strähne aus dem Gesicht. "Oho, offenbar nicht so gut?" "Ich weiß nicht was dich das angeht", gab er gereizt zurück. "Aber wir sind nach wie vor Rivalen, also alles beim Alten." "Nein, wirklich?", fragte er übertrieben traurig nach. "Dabei war ich schon damals überzeugt, dass ihr zwei das perfekte Paar seid!" "Harley, hör auf", mischte sich Solidad mit ruhiger Stimme ein. "Er macht das schon." "Er braucht dafür aber mittlerweile schon zehn Jahre!", gab Harley zu bedenken. Drew wandte sich entnervt ab und trainierte weiter mit seinen Pokémon. Doch sein alter Rivale tänzelte fortwährend um ihn herum. Nun, damit hätte er eigentlich rechnen müssen. "Wir haben in den Nachrichten gesehen, dass sie gekidnappt wurde. Und du warst ihr Prinz auf dem weißen Galoppa. Wie romantisch! Ich verstehe gar nicht, was euch zweien im Weg steht." "Harley, bitte, ich möchte trainieren", wagte der Koordinator einen letzten Versuch, mit dem Rest an Selbstbeherrschung welche er aufbringen konnte. Solidad, die schon immer sehr feinfühlig gewesen war, zog den Koordinator mit den lilanen Haaren von ihrem alten Freund weg. "Komm, Harley, wir essen erst einmal etwas." Irritiert beobachtete Drew, wie der ältere Koordinator die Frau ganz verliebt ansah und ihr dann folgte. Konnte das sein? Solidad und Harley? Um Himmels Willen, niemals, das waren ja die Gegensätze schlechthin. Das musste er sich eingebildet haben. Andererseits waren beide nun schon recht alt und reisten offenbar gemeinsam umher. Nun, wenn es so war würde er das sicher bald in Erfahrung bringen. Erst mal musste er die Beiden jedoch fragen, warum sie hier waren. Wenn sie auch am nächsten Wettbewerb teilnehmen wollten würde das Drews Chancen ziemlich verringern, Solidad war ein echt harter Gegner. Doch eigentlich hatte sie ihre Karriere als Top-Koordinatorin schon vor einigen Jahren an den Nagel gehängt. Er beschloss, dieser ganzen Geschichte nach dem Training auf den Grund zu gehen. In Blütenburg City hatte Maike unterdessen ihren Vater in der Arena besucht. Kurz zuvor hatte er noch einen Trainer ohne Orden hinaus schicken müssen, da er den Kampf gegen ihn verloren hatte. Doch der Junge hatte Mumm und Ehrgeiz, wie er seiner Tochter erzählte, und würde sicher bald wieder vor den Türen der Arena stehen. Norman war unendlich froh, Maike wohlauf zu sehen und zu wissen, dass sie in nächster Zeit bei ihnen daheim bleiben würde. Zwar hatte er sich mit den Jahren immer mehr mit dem Gedanken angefreundet, dass sein kleines Mädchen überwiegend allein umherreiste, doch die väterliche Sorge hatte stets überwogen. Caroline musste ihn gar oft überreden, Maike nicht ständig anzurufen und zu fragen wie es ihr geht. Er hatte sich wesentlich besser gefühlt, als sie noch mit Ash und Rocko unterwegs gewesen war. Da war seine Kleine zwar noch viel jünger gewesen, aber durch Rocko war ein vernünftiger Mensch an ihrer Seite gewesen der mit auf sie achten konnte. Zurück in ihrem Elternhaus ging sie wieder in den Garten, wo all ihre Pokémon umhertollten. Sie hatte sie zuvor aus ihren Pokebällen heraus gelassen, damit sie bei dem guten Wetter etwas entspannen und spielen konnten. Traurig bemerkte sie einmal wieder, dass Luxio fehlte. Sie seufzte. Sie hätte Drew nicht so anblaffen dürfen. Immerhin kümmerte er sich um ihr Pokémon, und sie war sich ziemlich sicher dass er das auch sehr akribisch tat. So war er nun mal. Ein kleiner Perfektionist. Und ein riesiger Trampel, wenn es um ihre Gefühle ging, wie sie mit einem müden Lächeln feststellte. Dabei hatte er eine Weile eine ziemlich nette Seite von sich gezeigt, wenn sie im Nachhinein so darüber nachdachte. Nach der Sache bei den Bewahrern hatte er sich auch die meiste Zeit über seine Sprüche verkniffen. Wahrscheinlich war er jetzt der Ansicht, dass ihre Schonfrist vorbei war. Sie seufzte erneut und vertrieb die Gedanken an ihren Rivalen aus ihrem Kopf. Ihr Lohgock saß im Garten und genoss die warme Nachmittagssonne, und Maike setzte sich zu ihm. Es sah sie voller Zuneigung an. Noch immer hatte es mit den Nachwirkungen der Gefangenschaft zu kämpfen, das merkte sie ganz genau. Jedem Anderen wäre das vermutlich gar nicht aufgefallen, doch für sie war jede noch so kleine Änderung offensichtlich. Schließlich war es ihr erstes Pokémon gewesen und hatte sie nun schon seit 10 Jahren durchweg treu begleitet. So fiel ihr auf, dass es noch immer ziemlich müde wirkte und es ein bisschen stiller und zurückhaltender war als üblich. Nun, der Vorfall hatte eben bei Beiden auch seine psychischen Wunden hinterlassen, und bis diese heilten würde es weit länger dauern als das Verschwinden ihrer blauen Flecken oder das Abheilen der Wunden an ihren Handgelenken. Maike lehnte den Kopf an die Schulter ihres Pokémon und gemeinsam beobachteten sie Enekoro und Glaziola beim Spielen. Als sich irgendwann die Sonne dem Horizont näherte, erschien wieder ihre Mutter in der Tür zum Garten. "Maike, es gibt bald Abendessen. Außerdem wird es langsam kühl draußen, kommt doch lieber alle rein." Beim Abendessen saß nun endlich die ganze Familie beisammen und gemeinsam unterhielten sie sich fröhlich. Sie schienen zu spüren dass Maike einfach nur vergessen wollte und sprachen sie nicht mehr auf ihre Erlebnisse bei den Bewahrern an. "Sag mal, Maike, wann bringst du Drew eigentlich mal mit nach Hause?", erkundigte sich Max bei seiner Schwester, welche hochrot anlief. "Oh, der junge Mann mit den grünen Haaren, ich erinnere mich noch genau, wie ihr zwei in Graphitport City gemeinsam am Strand wart", schwärmte Caroline und trieb ihrer Tochter damit noch mehr Röte ins Gesicht. "Ich hab dir doch damals schon gesagt dass wir nur Freunde sind", protestierte die Koordinatorin kleinlaut, doch sie erntete bloß vielsagende Blicke. Max rückte seine Brille gerade. "Du kannst uns nichts vormachen, wir sind deine Familie." "Und du bist mal wieder Mister Oberschlau", grummelte sie leise vor sich hin. Das Thema war nicht gerade gut dazu geeignet, ihre Laune zu verbessern. "Ich kombiniere einfach nur die Fakten und ziehe daraus logische Schlüsse", meinte ihr kleiner Bruder stolz, der ihren Kommentar wohl fälschlicherweise als Kompliment gewertet hatte. Ihr Vater sah sie bloß an. Im Gegensatz zu Caroline hatte er diesen Drew noch nie in Wirklichkeit gesehen, immer bloß im Fernsehen bei den Wettbewerben. Ihm gefiel die Vorstellung gar nicht, dass sein kleines Mädchen irgendeine Beziehung mit einem Mann haben könnte. Doch es war offensichtlich, dass das Thema an ihrer Laune kratzte, also konnte Max nicht allzu falsch liegen. Nun, zumindest hatte dieser Drew geholfen seine Tochter zu befreien, also war er vermutlich gar nicht so verkehrt. Doch wenn er es wagte Maike das Herz zu brechen, dann würde er ihn kennenlernen! Caroline, die die Mimik ihres Mannes nach so vielen gemeinsamen Jahren sehr gut lesen konnte, lachte amüsiert. "Ach Schatz, sie ist immerhin schon 20! In dem Alter waren wir schon verheiratet." Liebevoll betrachtete er seine Frau. "Da hast du Recht. Aber, Maike, lass dir trotzdem ruhig noch Zeit damit! Heutzutage ist ja schließlich alles etwas anders." Maike musste nun ein Lachen unterdrücken. "Mensch Papa, es ist doch nicht so als ob ich noch nie einen Freund gehabt hätte." "Ja, aber kennenlernen durften wir bisher noch keinen", gab Max seinen Senf dazu. "Komm du doch erst mal mit einer Freundin heim, bevor du so tust als ob du wüsstest wovon du redest", entgegnete Maike und streckte ihm die Zunge raus. "Oh, das werde ich sicher bald, ich habe nämlich zufällig eine!" Nun schwiegen sie alle und sahen Max sprachlos an. "Ist das jetzt echt so verwunderlich?", fragte er etwas verletzt. "Was? Aber nein! Schatz, das ist doch toll! Wir waren nur überrascht, warum hast du uns das nicht längst erzählt?", wollte Caroline wissen. Max kratzte sich verlegen am Kopf. "Naja, erst war da die Sache mit Maike, und dann hab ich nie den richtigen Augenblick gefunden." Seine Schwester grinste freudig und stupste ihn mit dem Ellenbogen an. "Max, du kleiner Aufreißer, freut mich für dich! Wie heißt sie denn und wie alt ist sie und wann lernen wir sie kennen?" Nach der anfänglichen Überraschung hatte sie sich schnell wieder gefangen. Irgendwie war es zwar komisch für sie, da sie in ihm noch immer bloß ihren kleinen besserwisserischen Bruder sah, aber andererseits freute sie sich auch sehr für ihn und hoffte dass er glücklich war mit seiner ominösen Freundin. "Ihr Name ist Alea, ich stelle sie euch bestimmt demnächst mal vor. Sie ist so alt wie ich." Nun war ihm der Stolz richtig anzusehen. Sie plauderten noch eine Weile, bis sich irgendwann alle schlafen legten. In ihrem alten Bett betrachtete Maike die Zimmerdecke. Sie fühlte sich wohl hier daheim. Es war immer jemand da, sie war nicht allein und dazu waren es auch noch die Menschen, die sie am meisten liebte. Das war einfach dieses Gefühl von Geborgenheit, welches man nur Zuhause hatte. Ihre Gedanken schweiften zu Ash. Er hatte ihres Wissens nach seinen Vater nie kennengelernt und seine Mutter war völlig allein, wenn er auf Reisen war. Nun, abgesehen von dem Pantimos natürlich. Trotzdem musste das unfassbar einsam sein für sie. Maike hoffte sehr, dass es ihr gut ging und wirklich nichts Schlimmes war. Irgendwann schloss sie die Augen und fiel in einen traumlosen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)