Spuren im Schnee von Sins ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Sein Blick glitt aus dem Fenster, wo leise die ersten Flocken vom Himmel fielen. Ein sanfter weisser Film hatte sich über die Hausdächer und Vorgärten seiner Heimatstadt gelegt. Er spürte den heissen Becher in seinen Händen und genoss es, wie seine klammen Finger langsam wieder auftauten. Zaghaft trank er einen heissen Schluck und setzte seine Maske wieder an seinen Platz, als es an der Tür klopfte. Kurz räusperte er sich, bevor er seinen Besucher in sein Büro bat. Er setzte sich wieder an den Schreibtisch, während ein junger Mann eintrat. „Hokage-Sama?“ „Ah Sai…“, sprach Kakashi und zog seinen Umhang enger um die Schultern, als es ihn erneut fror. „Ist es fertig geworden?“ Der junge ANBU nickte und entfernte den Schutz gegen die Nässe von dem lebensgrossen Bild einer blondhaarigen Frau. „Die Godaime…“ „Gut getroffen!“, lobte ihn der Grauhaarige. „Ich hab auch nichts anderes von dir erwartet … ich lasse es gleich von Shikamaru draussen im Gang anbringen…“ Sein Blick glitt zur offenen Tür, wo man im abschwächenden Licht des Tages den Hokage der vierten Generation erkennen konnte. Es war ihm wichtig gewesen, dass der Gang mit den vergangenen Führer Konohas ausgestattet war und sein Wunsch, dass er bei offenen Tür seinen Mentor sehen konnte. Er hoffte, dass ihm sein Anblick auch bei schwierigen Entscheidungen helfen würde. „Es fehlt nur noch das Bild von Ihnen, Kakashi-sama!“ Der Grauhaarige fing an zu Husten. „Auf keinen Fall kommt da noch ein Bild von mir hin! Es reicht, wenn mein Kopf im Grossformat an den Felswänden hängen muss…“, entgegnete er und scheuchte ihn mit einer Handbewegung fort. Erneut fror er, als er den kalten Stift ergriff um sich wieder an die Arbeit zu machen.   „Komm rein, Shikamaru..“ Der Nara verdrehte die Augen. Er hasste es, wenn Kakashi so tat, als ob er schon ewig vor der Tür stehen würde. Obwohl er gerade erst die Treppe hinauf kam. „Sie sollten echt dringend die Heizung reparieren lassen .. ist ja hier drin wie in einem Iglu…“ Der Hokage deutete auf das Bild von Tsunade. „Hängst du es bitte auf … und danach wünsche ich dir einen schönen Urlaub in Sunagakure… Grüss Gaara, Kankuro und Temari von mir!“ Beim letzten Namen wurde Shikamaru leicht rot um die Wangen, was ihm durchaus ein spöttisches Lächeln seines Vorgesetzten einbrachte. „Soll ich vorher noch jemanden beauftragen wegen der Heizung?“ Der Grauhaarige blickte kurz zur Decke. „Es gibt immer noch zerstörte Häuser und Leute ohne feste Wohnung im Dorf … noch sind die Schäden des Krieges nicht komplett behoben … also wird garantiert nicht mein Büro erste Priorität haben…“ Shikamaru ergriff kommentarlos das Bild und verliess den Raum. Er hatte die Diskussion schon so oft versucht zu führen, aber Kakashi war stur. Er hatte vor seiner Abreise über die Weihnachtszeit nach Suna auch noch einiges zu erledigen. Kurz hielt er nochmals inne. „Und Sie gehen wirklich zu dem Treffen mit dem Feudalherren?“ Kakashi schwieg kurz, bevor er nickte. „Die Summe die er uns spenden will, ist immens … auch wenn ich gespannt bin, was für einen Hacken das Ganze haben wird…“ „Sollten Sie nicht lieber jemanden an ihrer Stelle schicken? Es stand in dem Schreiben nichts, dass sie persönlich erscheinen müssen … ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen, dass es eine Falle ist…“ Der Hokage der sechsten Generation grinste nur kurz und wurde sofort wieder ernst. „Natürlich ist es eine Falle…“   ***   Leise öffnete das kleine Mädchen die Tür und blickte in den abgedunkelten Raum. Die Fensterläden waren bereits geschlossen nur die Lampe beim Schreibtisch spendete ein wenig Licht. Auf dem Stuhl sass ein blonder Mann und war vertieft in Unterlagen. „Papa?“, fragte sie leise und betrat das gespenstisch wirkende Zimmer. Die Gestalt am Arbeitsplatz drehte sich nur kurz zu ihr um und widmete sich wieder den Dokumenten. „Tut mir leid, Himawari … ich hab gerade echt keine Zeit zum Spielen…“, sagte Naruto leise und rupfte sich an den Haaren. „Kakashi-sensei .. will noch diese Woche mit über diesen Müll hier ausfragen und ne Bewertung abgeben, wie weit ich noch vom Jounin entfernt bin …. Aber das Zeug ist sooo langweilig zu lesen … dein Papa muss jetzt wirklich weiter arbeiten…“, seufzte er und stand auf. „Frag doch deinen Bruder ob er mit dir spielt…“, sprach der Blonde grinsend und sank auf ihre Augenhöhe. Sanft wuschelte er durch die blauen Haare und lächelte sie an. Trotzig verschränkte sie die Arme. „Ich will nicht mit ihm spielen! Er ist immer so gemein!“ „Es tut mir echt Leid … deine Mutter ist in der Küche … frag sie…“ Mit einer etwas ernsteren Geste scheuchte er seine Tochter aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter ihr zu. Dann widmete er sich wieder den langweiligen Unterlagen. Er verstand irgendwie nichts, obwohl im Iruka es schon mindestens drei Mal erklärt hatte. Ich hasse dich, Kakashi-sensei ….   Himawari ging beleidigt die Treppe nach unten, wo ihr ein feiner Duft aus der Küche zuwehte. Ihre Mutter stand beim Herd und rührte in einem silberfarbenen Topf. Sie summte eine leise Melodie dazu und drehte sich dann zu ihr um. „Mama, mir ist langweilig…“, sagte das kleine Mädchen und kletterte auf einen der Stühle. „Dann mal doch noch so ein schönes Bild und wir hängen es bei Papa ins Arbeitszimmer, das wird ihn garantiert aufmuntern um den Stoff zu lernen!“, meinte wunderschöne blauhaarige Frau. Sie trat zu ihrer Tochter hin und strich sanft eine verirrte Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Na?“ „Ich mag aber nichts Malen … kannst du nicht draussen mit mir einen Schneemann bauen… bitte?“ Hinata blickte aus dem Küchenfenster und sah die dicken Flocken vom Himmel fallen. In Gedanken an die vergangene Zeit hoffte sie nur, dass ihre Tochter und ihr Sohn in Frieden aufwachsen konnten. „Mama!“ Hinata blickte entschuldigend zu ihr und dann auf ihre Arbeitsfläche, wo sie gerade Gemüse für das Abendbrot zu Recht schnitt. „Es tut mir Leid, meine Kleine … aber ich muss noch das Abendessen vorbereiten, frag doch deinen Bruder ob er mit dir einen baut…“ „Aber…“ Die blauhaarige Kunoichi drückte ihrer Tochter eine Karotte, sowie ein paar Knöpfe in die Hand. „Na geh deinen Bruder fragen!“   Ein wenig beleidigt über die Ablehnung von ihren Eltern fand das kleine Mädchen ihren grösseren Bruder. Der war mit ein paar Freunden im Schnee und sie lieferten sich eine heftige Schneeballschlacht. „Boruto?“ Ein Junge stiess den Angesprochenen mit dem Ellbogen in die Rippen und deutete auf dessen Schwester. Der blondhaarige Chaot verdrehte sichtbar die Augen, als er die Karotte in den Händen sah. „Gib mir mal einen Schneeball..“, flüsterte er leise zu einem der Jugendlichen und trat dann zu seiner Schwester hin. „Was gibt’s, Schwesterlein?“ „Baust du mit mir einen Schneemann?“ Er liess den Schneeball auf ihren Kopf fallen. „Ich könnte ja dich eingraben und mit der Karotte verzieren…“, sagte er spöttisch, während sich Tränen in den Augen des kleinen Mädchens ansammelten. „Ich hasse dich!“, schrie sie an. Mit diesen Worten rannte sie davon, während die Gruppe von Jungs in schallendes Gelächter ausbrach.   Himawari rannte solange bis sie kaum noch Luft bekam. Erst dann verlangsamte sie ihr Tempo und blickte sich um. Es war inzwischen am Dämmern und die Gegend kannte sie nicht. Eine Gestalt mit weisser Tiermaske und dunklen leeren Augen beobachtete sie. Hastig bog sie in die nächste Seitengasse ein, doch auch hier schien alles dunkler zu werden. „Mama?“, flüsterte sie leise und blickte sich suchend um. „Papa?“ Doch keiner der Menschen antwortete ihr. Sie gingen stumm an ihr vorbei um schnell in die Wärme zu kommen. Auch die kleine Uzumaki fing an zu frieren und schluchzte leise. Sie hatte keine Ahnung wo sie gerade war. „Kleine, hast du dich verlaufen?“, fragte plötzlich eine Stimme neben ihr, aus den Schatten trat ein schwarzer Mann mit gespenstischer Tiermaske auf sie zu. Um nicht noch gefährlicher zu wirken, entfernte er seine Maske und ging auf die Knie. Noch bevor er seine Frage wiederholen konnte, hatte das Mädchen angefangen zu weinen und lief panisch davon. Ich sollte wirklich nie Kinder haben … dachte sich Yamato bitter.   ***       „Naruto?“ Seine Frau klopfte an der Tür und betrat den Raum. Ihr Gatte schlief inzwischen über den Unterlagen und schnarchte vor sich hin. Sie lächelte sanft und weckte ihn. „Hast du Himawari gesehn? Ich mache mir langsam Sorgen um sie…“ Der Angesprochene verneinte nur kurz. „Vielleicht ist sie mit Boruto draussen…“ Hinata nickte nur kurz und trat an die kühle kommende Winternacht. Sie rief nach ihrem Sohnemann, dieser erzählte, dass er kein Interesse gehabt hätte einen Schneemann zu bauen, worauf hin seine Schwester abgehauen sei um wen anders zu suchen…   „Naruto?“ Der Blonde öffnete verschlafen erneut die Augen. Diese Schuldokumente waren sterbenslangweilig. Er wusste nicht wieso ihn sein Sensei dermassen quälte um ihn als Jounin durchgehen zu lassen … reichte da sein sonstiges Können nicht aus? „Ich geh mal draussen nach Himawari suchen .. schaust du bitte zum Essen…“ Mit diesen Worten verliess die besorgte Hinata ihr gemeinsames Haus und ging rufend nach ihrer Tochter durch die Stadt.   ***   „Mama!“, schrie die Kleine erneut und schaute sich panisch um. Sie hatte sich komplett in der Stadt verlaufen und ihr war entsetzlich kalt. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und schaut in eine düstere menschenleere Gasse. Als sie weiterlief erkannte sie einen roten Mülleimer wieder, fast schon entsetzt stellte das Mädchen fest, dass sie im Kreis lief. „Hast du dich verlaufen, Himawari?“, fragte plötzlich eine Stimme und ein grossgewachsener Mann trat aus einer der Gassen auf sie zu. Noch bevor sie erschrocken weglaufen konnte, wurde ihr Arm sanft ergriffen und erst als er die Kapuze entfernte, erkannte sie ihn. „Kakashi-san!“, erleichtert schluchzte sie und liess sich von ihm auf die Arme hochheben. „Du bist ja ganz unterkühlt … bringen wir dich erstmal ins Warme…“ Er lief durch die düstere Gasse zurück und erst als sie ein grüngestrichenes Haus erreichten, blieb er stehen. Einhändig schloss er die Haustüre auf und trat ein. Er liess sie von seinem Arm runter und führte die kleine Dame ins Wohnzimmer. Rasch besorgte er ihr ein Handtuch damit sie sich die nassen Haare trocken rubbeln konnte und eine dicke Wolldecke, damit sie sich keine Erkältung zuzog. Während Himawari langsam wieder warm wurde, schaute Kakashi dass einer der ANBU, die nicht unweit seiner Wohnung Wache schoben, die Mutter der Kleinen informierte. Er konnte sich durchaus vorstellen, dass Hinata inzwischen krank vor Sorge war. „Hier…“, sagte er und stellte eine dampfende Tasse vor ihr auf den Tisch. „Trink den Tee, aber vorsichtig er ist noch heiss…“ Sie nickte und bedankte sich kurz, bevor sie zaghaft ein paar Schlückchen nahm. „Wieso bist du den von zu Hause weggelaufen?“, fragte er sie, als er gegenüber auf einem älteren Sessel platznahm und sie kurz musterte. Himawari schaute unsicher zu Boden und suchte dann die Wand ab um etwas Interessantes zu finden, wo sie ihren Blick lassen konnte. „Boruto hat mich mit einem Schneeball beworfen .. und niemand will mit mir einen Schneemann bauen… Mama und Papa haben keine Zeit…“ Kakashi erstarrte einen Moment als er die Worte der Kleinen hörte. Will ich zu viel von Naruto? Sollte ich ihm womöglich mehr Zeit geben um die Dokumente zu lernen… damit er mehr Zeit für seine Familie hat? „Ich werde mal mit deinem Vater reden..“, versprach er ihr. „Und wenn du das nächste Mal dich verläufst .. ist dir das weisse Gebäude mit dem roten Dach schon mal aufgefallen? Das Mitten in der Stadt steht…“ Eifrig nickte die Kleine. „Lauf einfach in die Richtung des Hokageturms … auch wenn wieder niemand mit dir einen Schneemann bauen möchte … nicht einfach planlos durch die Stadt, versprochen?“ Er wollte gerade noch etwas hinzufügen, als ein Klingeln ihr Gespräch unterbrach. Der Grauhaarige öffnete die Haustür und eine etwas aufgewühlte Hinata stand vor ihm. „Kakashi-sen-sama!“, keuchte sie und im Wohnzimmer hörte sie schon die Rufe ihrer Tochter. „Mach das nie mehr wieder, Himawari!“, sprach sie streng, bevor sie erleichtert die Kleine in die Arme schloss. „Danke…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)