Der kleine Vampir von abgemeldet (KageHina) ================================================================================ Kapitel 1: ..., der sich einsam fühlt ------------------------------------- Das Leben als Vampir war nicht einfach. Nach Umfragen sagten viele Menschen: ‚Ey, ist doch geil, unsterblich zu sein!‘ – aber sie hatten keine Ahnung. Klar war es geil ewig zu leben, aber wenn etwas Entscheidendes im Leben fehlte, war auch Unsterblichkeit nicht wirklich toll. So erging es dem kleinen Vampir Hinata Shouyou. Er war verliebt. In seinen besten Freund Kageyama Tobio. Er war, wie er, ein Vampir, ein sehr sehr sehr gut aussehender, sexy Vampir. Hinata war ihm verfallen, schon viele Jahrzehnte, aber er hatte es nicht geschafft, es ihm zu gestehen. Weil er Angst hatte, dass seine Liebe unerwidert bleiben würde. Und dann hätte er am Ende gar nichts mehr. Dann wollte er lieber noch weitere Jahrhunderte verliebt sein, weil das ein schönes Gefühl war und ihm einfach nichts davon sagen. Es kribbelte immer so süßlich in ihm, wenn Kageyama ihn ansah und mit ihm redete. Seine Haut vibrierte unter jeder Berührung und wenn es ein Faustschlag gegen den Kopf war, Hinata liebte einfach alle Berührungen. Aber in den letzten Tagen bekam Hinata überhaupt keine Aufmerksamkeit von seinem Freund. Er ging deutlich auf Abstand, was den kleinen Vampir frustrierte und auch Angst machte. Hatte Kageyama jemand anderes gefunden? Würde er ihn verlassen?! Die Angst nagte an ihm und es wurde ihm schwer um das Herz. Er musste mit ihm reden, die Sache klären. Er würde es nicht verkraften, würde Kageyama sich von ihm abwenden und mit einem süßen Vampirmädchen durchbrennen. Hinata würde an diesem Schmerz qualvoll sterben. Aber genauso, wie sehr er sich davor fürchtete, Kageyama zu verlieren, fürchtete er sich auch vor dem Gespräch. Doch er musste den Schritt gehen, auch wenn das Risiko sehr groß war, dass es in einem Streit endete… „Warum hast du mich hierher bestellt?“ Kageyama sah nicht wirklich erfreut aus, als er in Hinatas Zimmer stand. Er war leicht von dem Kleineren abgewandt und seine Mimik wirkte angespannt. Als würde es ihm wirklich viel Überwindung kosten hier zu sein. Hinata merkte das natürlich und zog seinen Kopf leicht ein. Er saß auf dem Bettrand und blickte verunsichert auf seine Hände, die auf seine Oberschenkel lagen. Seine Finger krallten sich in den Stoff seiner Hose und er biss sich unruhig auf die Unterlippe. „Warum bist du so?“, fragte er leise und versuchte den Schluchzer zu unterdrücken, der ihm beinahe entflohen wäre. Seine Augen fingen an zu brennen. Er hatte Angst. Angst vor der Antwort. Angst vor Kageyamas Wut. Aber am meisten hatte er Angst davor, ihn hier und jetzt zu verlieren. „Warum ich so bin? Ich habe gerade genug um die Ohren, Hinata… also komm zum Punkt!“, erklärte Kageyama gereizt. „Genug um die Ohren, huh?“ Davon wusste Hinata nichts. Er wusste einfach gar nichts mehr von Kageyama. Seit Tagen ging der Schönling ihm deutlich aus dem Weg, sogar jetzt sah es so aus, als könne Kageyama es nicht mehr erwarten, den Raum zu verlassen. Es tat weh, so sehr weh. Wenn er wenigstens wüsste, was er denn so Schlimmes angestellt hatte. Oder was Kageyama dazu bewegte, sich von ihm zu entfernen. Er hatte so viele Fragen, aber irgendwie hatten Kageyamas deutliches Abblocken und Kälte dazu geführt, dass Hinata nicht wirklich ein Wort herausbekam. All die zurechtgelegten Fragen und Worten waren wie weggeblasen. Es befand sich nur noch Luft in seinem Gehirn und seine Augen brannten noch stärker. Sein Blick verschleierte sich für einen Augenblick, aber Hinata blinzelte die Tränen hastig wieder weg. Er musste stark bleiben, zumindest solange, wie Kageyama hier war. Er öffnete letztendlich den Mund und Worte, an die er vorher nicht mal gedacht hatte, sprudelten hervor. „Ich werde einen Menschen an mich binden. Ihn zum menschlichen Diener machen.“ Häh?! Was?! Was laberte er da gerade für einen Scheiß?! Das hatte er sicherlich so nicht geplant gehabt. Aber der Trotz und der Schmerz in seinem Herzen hatten ihn auf diese irrwitzige Idee gebracht. Im Raum wurde es deutlich kühler. Kageyama sah ihn endlich wieder richtig an. Seine dunkelroten Augen brannten sich in Hinatas. „Was hast du da eben gesagt?“, fragte er leise, aber in schneidendem Ton. Jeder Vampir wusste, dass man den Vampirrat auf sich zog, wenn man sich an einen Menschen band. Die Erfahrungen hatten ergeben, dass die Vampire, die auf ein Bündnis eingingen, Krieg wollten oder darauf aus waren, die Macht an sich zu reißen. Man drückte ein Auge zu, wenn ein Vampir sich mit einem Menschen anfreundete, gab es ja alles. Es gab sogar Vampir-Mensch-Paare, das wurde alles geduldet. Aber sobald ein Vampir einen Menschen an sich band, wurde es kritisch. Man stünde dann nur noch unter Beobachtung, jede einzelne Tat würde analysiert werden und täte man irgendetwas, was dem Vampirrat nicht passte, würde man auf der Stelle exekutiert werden. Mit einem Menschen wurde ein Vampir ungeheuer stark, nicht, dass sie so nicht stark wären, aber so wurden sie schon fast unbesiegbar. Der Vampir saugte die Kraft seines Dieners in sich auf und verband diese mit seiner eigenen Kraft, was der Mensch mit der Stärke des Vampirs auch machte. Es gab schon mal den Fall, dass ein Vampir mit seinem Diener so stark wurde, dass er beinahe die Weltherrschaft an sich gerissen hätte. Nur mit Müh und Not konnte man ihn am Ende töten. Deswegen wurden solche Bindungen missbilligt. Und Kageyama schien es auch zu tun, so wie er Hinata mit seinen Blicken erdolchte. „Du hast schon richtig gehört… ich werde mich an einen Menschen binden“, wiederholte er trotzig. „So…? Du willst freiwillig zu Abschaum werden?“, fragte Kageyama bissig. So wurden Vampire genannt, die diesen Schritt gingen. Eine Weile funkelten sie sich an. Einer wütender als der andere. „Ja!“ Das kleine Wort hallte mehrfach in Kageyamas Ohren wider. Er knirschte mit den Zähnen. „Wie kommst du auf diese hirnverbrannte dumme Idee?!“ Kageyama ballte seine Hände zu Fäusten, die angefangen hatten zu zittern. „Ich wäre nie wieder alleine“, erklärte Hinata und ließ den Kopf hängen. „Deswegen nehme ich den Vampirrat auf mich. Sollen sie mich doch beobachten, ich habe nichts Böses im Sinn.“ „Was?!“ „Ich habe gesagt, dass ich so nie wieder einsam bin! Mein Diener wäre immer bei mir! Ich will nicht mehr alleine sein!“, brüllte Hinata und seine roten Augen standen unter Tränen, dennoch funkelten sie Kageyama wütend an. „Du bist doch nicht…“ „Halt die Klappe, Bakageyama! Das war so klar, dass du es nicht bemerkst! Wo warst du die letzten Tage?!“ „Ich…“ „Ah, ich will es gar nicht wissen! Geh doch wieder und lass mich links liegen! Das scheint deine neue Lieblingsbeschäftigung sein! Mach weiter, huschhusch! Ich brauch dich ganz bestimmt nicht!“ Beide atmeten schwer. Sie stritten oft, aber so sehr war es noch nie ausgeartet. Es nahm beide sehr mit und es kostete sie viel Kraft nicht aufeinander zu stürzen und sich zu prügeln. Kageyamas Augen wurden kälter und er wandte sich abrupt von ihm ab. „Wie du meinst… mach doch, was du willst, du Arsch. Ich trauer dir sicherlich nicht hinterher.“ Kageyama verzog sein Gesicht, als er Hinata den Rücken zugewandt hatte, ging auf die Tür zu, verließ den Raum und es knallte laut, als er die Tür hinter sich zuschlug. Hinata starrte die Tür einen Moment wie hypnotisiert an und die Tränen kullerten nun haltlos über seine Wangen. „D-Du Arschloch, Kageyama… Du Arschloch…“, flüsterte er und rieb sich mit den Handballen seine Tränen weg, doch die Salzperlen wollten gar nicht aufhören zu laufen. Kageyama liebte ihn nicht. Das hatte er eben deutlich gespürt. Es war ihm egal, was Hinata machte. Ihm bedeutete nicht mal die Freundschaft etwas. Wahrscheinlich würde er ihn sofort vergessen, wenn Hinata gegangen war. Hinata schlug sich die Hände vor das Gesicht und wimmerte laut auf. Sein Herz war gebrochen. Das Ganze war sicherlich nicht so geplant gewesen. Er hatte nicht wirklich vorgehabt, sich an einen Menschen zu binden. Aber so hatte er auch seine Antwort bekommen. Die Antwort, mit der er eh gerechnet hatte. Und obwohl man darauf vorbereitet gewesen war, tat es so unglaublich weh. Doch jetzt war ja eh alles egal. Er würde ihren kleinen Clan verlassen und sich einen Menschen suchen. Jemanden, der immer bei ihm bleiben würde und sich auch niemals von ihm abwendete! *~* „Du wirkst gestresst, Kageyama.“ Der Angesprochene lag auf seinem Bett, sein Oberkörper war frei. Über ihm war ein anderer Vampir gebeugt, der sich zurückzog und sich auf den Stuhl setzte, der neben dem Bett stand. Er steckte ein paar Utensilien in seinen silbernen Koffer und machte ihn zu. „Hinata spinnt wieder herum“, murrte er und setzte sich auf. „Wie sieht es aus?“ „Alles geheilt.“ „Gott sei Dank… hat auch lang genug gedauert. Du bist wirklich der beste Arzt, Akaashi.“ Akaashi winkte ab, aber man konnte ein klitzekleines Lächeln auf seinen Lippen erkennen. „Du hattest wahnsinniges Glück, Kageyama. Hätte sich die Weihrauchkugel nur etwas weiter unten erwischt, hätte sie dein Herz getroffen und dann hätte nicht mal ich was machen können“, korrigierte er ihn und tat somit das Kompliment ab. „Aber dein Opfer scheint wirklich schießwütig gewesen zu sein, kannst du deine Schulter wieder bewegen?“ Kageyama kreiste seine Schulter und nickte dann. „Wenn ich den Mistkerl von Mensch nochmal erwischen sollte, sauge ich ihm das Blut vollständig aus“, prophezeite er gereizt. Er war vor ein paar Tagen auf Jagd gegangen, aber Kageyama hatte das Glück gehabt, auf einen bewaffneten Menschen zu treffen, der auch noch gut zielen konnte. Zumal es wirklich selten vorkam, dass jemand sogar mit Weihrauchpatronen ausgestattet war, die für einen Vampir tödlich waren. Wie Akaashi sagte, hatte Kageyama wahnsinniges Glück gehabt, dass er überhaupt noch lebte. Er war kurz nach dem Angriff sofort zu Akaashi, der ihn daraufhin versorgte und die Kugeln herausnahm. Deswegen war Kageyama ein paar Tage abwesend und Hinata gegenüber abweisend gewesen, als sie sich mal sahen. Zum einen hatte Kageyama lange Schmerzen gehabt und zum anderen hatte er den Kleinen nicht unnötig aufregen wollen. Der kleine Arsch war ihm wahnsinnig wichtig, aber der schien das echt nicht zu kapieren. Nein, stattdessen rastete er komplett aus, unterstellte Kageyama irgend so einen Scheiß, dass er ihm plötzlich egal wäre und wollte sich sogar an einen Menschen binden! Gott, so hirnverbrannt konnte doch nur er sein! „Du schaust schon wieder so grimmig, Kageyama. Willst du mir erzählen, was mit Hinata ist?“, fragte Akaashi, der natürlich bemerkt hatte, dass da mehr dahintersteckte als ein: ‚Hinata spinnt nur mal wieder herum‘. „Hinata ist der dämlichste Vampir, der mir je begegnet ist. So dumm, so blöd, so hirnverbrannt! So dumm!“, wiederholte er sich, doch man konnte ihm ansehen, dass er nach Worten suchte, der die Blödheit seines Lieblings am besten definierte. Akaashi schnaubte leise. „Was hat er denn nun wieder angestellt?“ „Er will sich an einen Menschen binden. Dieser Arsch!“, zischte Kageyama und er zog die Augenbrauen verärgert zusammen. Akaashi hob überrascht eine Augenbraue. „Bist du sicher, dass du nicht irgendetwas Falsches verstanden hast?“, hakte er hoffnungsvoll nach, weil alles andere wäre wirklich schrecklich. „Er hat es sogar betont. Er wolle nicht mehr alleine sein… Fuck nochmal. Es waren doch nur ein paar Tage… muss man daraus ein Drama machen?“ „Ich habe dir gleich gesagt, dass du ihm sagen sollst, was passiert ist. Er malt sich jetzt sonst was aus. Ihr hängt jeden Tag zusammen und macht auch alles zusammen. Und auf einmal zeigst du dich kaum und ignorierst ihn sogar, wenn er dich anspricht. Ich kann es ihm nicht verübeln…“ „Na, du bist doch solches Verhalten von deinem Freund bestens gewohnt…“, murrte Kageyama. „Bokuto-san ist auch ein Idiot“, sagte Akaashi, als würde das damit alles erklären. Kageyama sah ihn einen Moment an, ehe seine Mundwinkel nach oben zuckten. „Stimmt… wie kann ich so etwas auch vergessen.“ Hinata war auch ein Idiot. Und deswegen glaubte er einfach, dass Kageyama ihn nicht mehr mochte, nur, weil er ihm keine Sorgen bereiten wollte. Egal, wie man es machte, es war verkehrt. Hätte er ihm aber gesagt, dass er zwei Weihrauchkugeln abbekommen hatte und sogar fast von der Klippe gesprungen wäre, dann hätte er die ganzen Tage einen verheulten Hinata am Bett gehabt, was für Kageyama auch nicht zu ertragen gewesen wäre. Er hasste es, wenn der süße Fratz weinte. „Ach… er kriegt sich schon wieder ein“, murmelte Kageyama, um vor allem sich selbst davon zu überzeugen. Und danach würde er seinem kleinen Idioten erklären, was los war. Vielleicht sollte er ihm auch mal sagen, was Kageyama wirklich empfand. Es hatte ihm auch wehgetan, dass Hinata von ihm dachte, dass er ihm egal sei und ihn alleine ließ. Das war doch totaler Humbug! Plötzlich flog die Tür auf und ein gehetzter Bokuto stolperte in den Raum. „Bokuto-san, kannst du nicht anklopfen?“, tadelte Akaashi ihn und stand vom Stuhl auf. Ja, er hatte ihm gesagt, dass er eine Stunde bei Kageyama bleiben würde, um sich nochmal seinen Oberkörper anzusehen, aber es waren gerade mal 57 Minuten vergangen und schon wurde sein Freund ungeduldig. Manchmal echt nervig… „Dafür habe ich keine Zeit! Akaashi! Hinata ist weg! Er… er… er sagte irgendetwas, dass er sich einen Menschen suchen würde! V-Vielleicht habe ich mich auch verhört!“, sprudelte es aus Bokutos Mund und er lachte gegen Ende nervös auf. Er wollte keine Panik verbreiten! Das hatte er sich schwer vorgenommen. Er ging zu seinem Liebsten herüber, legte seine Hände auf seine Schultern und rüttelte ihn kurz darauf durch. Sein Gesicht war panisch verzogen. „Hinata ist weeeeeeeg!“ So viel zum Thema: keine Panik verbreiten. „Bokuto-san, hör auf damit!“, murrte Akaashi und griff nach seinen Handgelenken, damit er aufhörte ihn durchzurütteln. „Wann hast du ihn gesehen?“ „Vor ungefähr einer Stunde?“ „Hahhh?! Und wieso kommst du jetzt erst?!“ „E-Es tut mir leid, Akaashi. Ich wollte wirklich gleich kommen, aber Kuroo hatte…“, wollte Bokuto erklären, aber Akaashi hob seine Hand und unterbrach seinen Wortschwall. „Bitte, hör mir mit Kuroo auf…“, bat er ihn. Kuroo und Bokuto waren beste Freunde, einer bekloppter als der andere. Und Kuroo hatte die Gabe, irgendetwas Verrücktes auszutüfteln, was seinen naiven Freund total begeisterte, was dann dazu führte, dass er alles um sich herum vergaß. So und nicht anders war das. Er seufzte und massierte sich die Schläfen. Dass er so etwas Wichtiges dabei vergessen konnte… verdammt! Es blieb nur zu hoffen, dass Hinata nicht schon einen Idioten gefunden hatte, der sich mit ihm band. Denn sonst würde alles zu spät sein. Akaashi wandte sich zum Bett um. „Wir müssen uns etwas… einfallen lassen… FUCK!“ Das Bett war leer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)