Hurdles & Obstacles von Swanlady (Rin x Maki | Ninja!AU) ================================================================================ Kapitel 1: Hurdles & Obstacles ------------------------------ „Wieso halten wir an?“ Ein roter Haarschopf lugte aus der Sänfte und ein irritierter Blick taxierte die Männer, die sie trugen. „Verzeiht, Maki-hime. Es liegt ein Baum auf dem Pfad“, erklärte einer der Wächter und verbeugte sich demütig. Maki seufzte schwer und lehnte sich wieder zurück in ihre Kissen. Sie konnte spüren, wie das tragbare Fortbewegungsmittel vorsichtig auf dem Waldboden abgestellt wurde und hörte, wie ihre sechs Begleiter untereinander absprachen, von welcher Seite sie den umgefallenen Baum packen sollten. Gelangweilt sah Maki aus dem Fenster. Weit und breit waren nichts als Bäume und Sträucher. Die hohen Baumkronen spendeten an diesem warmen Sommerabend zwar angenehmen Schatten, aber Maki empfand sie auch als unheimlich. Dieser Teil des Waldes war besonders dicht, sie waren regelrecht von Blättern und Holz umzingelt. Dieses Gefühl der Einengung machte sie nervös und unbewusst begann sie eine ihrer Haarsträhnen um den Zeigefinger zu wickeln. Ihre Männer mühten sich noch immer ächzend ab, um die Hürde aus dem Weg zu räumen und da Maki ohnehin nichts tun konnte, als zu warten, beschloss sie, sich die Beine zu vertreten. Sie kletterte aus den stickigen vier Wänden und atmete tief durch. „Ich möchte einen Spaziergang machen“, verkündete sie, als sie nach einer Weile des Beobachtens feststellte, dass es eine Zeit lang dauern würde, bis die Männer den Weg freimachten. „Diese Wälder sind gefährlich, Maki-hime“, versuchte man sie zu besänftigen. Es traute sich keiner, ihr den Spaziergang direkt auszureden, was sie teils amüsierte, teils ärgerte. „Ihr glaubt doch nicht auch die Legende vom Katzenninja, oder?“, fragte sie schnaufend und verschränkte die Arme vor der Brust. Es gingen Gerüchte um, dass in dieser Umgebung ein mysteriöser Katzenninja sein Unwesen trieb und Menschen anfiel. Ob er ein Spion, Saboteur, Meuchelmörder oder nicht echt war, blieb ungewiss, aber Makis Männer schienen den Geschichten zu glauben, wenn man ihren nervösen Blicken traute. „Einer von euch wird mich begleiten“, befahl sie. „Herkömmliche Diebe sind eine wahrscheinlichere Gefahr als ein Ninja, der Gerüchten zufolge Katzenohren trägt.“ Maki hatte nicht vor, sich weit von ihrer Sänfte zu entfernen, aber sie brauchte nach der stundenlangen Reise etwas Bewegung. Somit spazierte sie, einen ihrer Leibwächter im Schlepptau, gemächlichen Schrittes in den Wald hinein. Sie behielt die Umgebung aufmerksam im Blick, aber weit und breit war es vollkommen still. Man hörte nicht einmal das Zwitschern der Vögel. „Wir sollten zurück“, schlug ihr Wächter bereits nach fünf Minuten vor. „Habt Ihr keine Angst, Maki-hime? Euer Prinz wartet auf Euch. Die Hürde wurde bestimmt längst beseitigt.“ Maki presste die Lippen aufeinander, doch bevor sie antworten konnte, ertönte ein surrendes Geräusch. Sie spürte, wie etwas direkt an ihrem Ohr vorbeiflog und im nächsten Moment stieß dieses Etwas dumpf gegen die Schläfe des Mannes. Erschrocken wirbelte Maki herum, als er ächzend taumelte und zu Boden stürzte. „Prinzessin!“, krächzte er, „lauft!“ Maki stand jedoch wie paralysiert da, als er das Bewusstsein verlor. Der Stein, der seinen Kopf getroffen hatte, rollte über den Waldboden. „Ziemlich leichtsinnig, einsam durch den Wald zu wandern“, erklang eine Stimme über ihr und Maki hob den Kopf. Auf einem Ast, hoch oben in den Bäumen, stand eine dunkel gekleidete Person, deren gesamte Gestalt verhüllt war – nur die gelben Augen blitzten Maki entgegen. „Ich bin nicht allein!“, protestierte sie und spürte, wie ihr Herz aufgeregt in ihrer Brust pochte. Sie stolperte ein paar Schritte zurück, obwohl die dunkle Gestalt sich nicht rührte. „Wirklich?“, hakte diese lediglich nach und deutete skeptisch auf den am Boden liegenden Mann. Maki knirschte mit den Zähnen, denn sie konnte nicht leugnen, dass ihr Leibwächter gerade nicht von großem Nutzen war. „Was willst du?“, rief sie. Die Gestalt antwortete nicht, sondern sprang mit einem Satz vom Baum. Als sie urplötzlich vor ihr stand, stolperte Maki erneut ein paar Zentimeter zurück und stieß überraschenderweise gegen einen Baumstamm. Sie hatte sich, ohne es zu merken, selbst in die Enge gedrängt. „Das, was ich immer will“, erhielt sie schließlich eine erheitert klingende Antwort. „Nein!“, wehrte sich Maki panisch und wäre am liebsten noch mehr zurückgewichen, doch der Baum in ihrem Rücken wollte nicht weichen. Die spitzen Ohren, die unter der schwarzen Kopf- und Gesichtsbedeckung verborgen waren, verrieten ihr alles, was sie wissen musste. Mit dem Schlimmsten rechnend, kniff sie die Augen zusammen und drehte den Kopf zur Seite. Es erklang ein fürchterlich mädchenhaftes Kichern. Und dann wurde sie von fest vom Katzenninja, Hoshizora Rin, umarmt. „R-Rin!“, protestierte Maki und spürte, wie ihr Wärme ins Gesicht schoss. „Rin-chan, lass das!“ „Nya“, gab Rin erfreut von sich und machte keine Anstalten, sich von Maki zu lösen. „M-man könnte uns sehen!“, versuchte es Maki noch einmal und drückte Rin entschieden von sich fort. „Ich vermisse dich“, schniefte Rin. Maki mied es geflissentlich, ihr in die Augen zu sehen. „Es ist unsere Mission“, sagte sie ausweichend und mit Nachdruck. „Ich weiß“, lenkte Rin abwinkend ein, „aber das ändert trotzdem nichts daran, dass es ohne dich langweilig ist. Außerdem ist es nicht fair, dass du heiraten wirst, nya.“ „Ich werde nicht heiraten!“, zischte Maki und klang dabei panischer, als ihr lieb war. „Du und die anderen werdet die Hochzeit vereiteln, bevor sie stattfinden kann. So wie es geplant ist. Ich habe fast alle Informationen, die erforderlich sind. Danach müssen wir mindestens drei Jahre lang keine Aufträge mehr annehmen!“ Rin wirkte nicht überzeugt, nickte aber. „Wärst du lieber an meiner Stelle? Diese Rolle ist nicht einfach!“, beschwerte sich Maki schmollend. „Du bist eine tolle Prinzessin, Maki-chan!“, nahm Rin ihr den Wind aus den Segeln. Maki stutzte. Sie konnte Rins Gesicht nicht sehen, aber das freudige Strahlen darauf war sogar in ihrer Stimme zu hören. „Ich könnte das bestimmt nicht so gut wie du. Außerdem will ich einfach nicht, dass du heiratest!“, erklärte Rin und jedes Wort stürzte Maki nur in größere Verwirrung. Es verschlug ihr die Sprache und sie starrte Rin überrumpelt an. Sie ließ sich von den funkelnden Augen, die nicht zu den Gerüchten über den eiskalten Blick des Katzenninjas passen wollten, in den Bann ziehen. „Ich sollte zurück“, presste Maki schließlich hervor. „Wenn der Prinz erfährt, dass ich ihn hinters Licht führe, ist alles umsonst. Wir müssen weiterhin vorsichtig sein.“ Rin seufzte leise, anscheinend betrübt darüber, dass Maki sich auf kein anderes Gesprächsthema einließ und kapitulierte. „Natürlich. Wir schaffen das schon!“ Rins Optimismus war bewundernswert, doch in diesem Fall wusste Maki, dass sie es tatsächlich schafften konnten. Sie hatten noch sieben andere Ninja an ihrer Seite, die versteckt in den Schatten auf ihren Einsatz warteten. „Musste das eigentlich sein?“, fragte Maki und deutete vorwurfsvoll auf ihren Leibwächter. „Tut mir leid!“, japste Rin sofort und presste die Handflächen vor dem Körper entschuldigend gegeneinander. „Ich wollte unbedingt mit dir sprechen. Das letzte Mal ist schon zu lange her, nya.“ Verlegen sah Maki zu Boden. „Sch-schon gut. Er wird es überleben. Wie geht es den anderen?“ „Bestens! Sie alle warten darauf, dass du das Schauspiel beenden kannst.“ Darauf wartete Maki auch, denn es dauerte schon über sieben Monate. Sie wollte endlich nach Hause. „Ah! Bevor du gehst, Maki-chan“, flüsterte Rin verschwörerisch und legte die Hände an Makis Schultern. Diese erstarrte augenblicklich. „Sag mir die Wahrheit.“ Lang und eindringlich musterte sie Maki, deren Hände sich verschwitzt in die Baumrinde krallten. Es war nicht neu, dass Rin ihr auf die Pelle rückte, aber es brachte sie jedes Mal aus der Ruhe. „Mh?“ Sie brachte nicht mehr als ein Geräusch hervor, da sich ihr Hals trocken anfühlte. Sie hatte Angst vor Rins Frage, denn ihre Fragen waren stets unberechenbar. Es gab so viele, auf die Maki keine Antwort wusste. Vermisst du mich auch? Fühlst du das auch? Was möchtest du tun, wenn diese Mission vorbei ist? „Wie findest du die Katzenohren?“ „Was –?“ Verwirrt runzelte Maki die Stirn. Hatte sie sich verhört? An dem hoffnungsvollen Blick, den Rin ihr zuwarf, erkannte sie jedoch, dass mit ihrem Gehörsinn alles in Ordnung war. „Sind sie nicht süß, nya?“, lachte Rin und betastete die Spitzen. „Ja“, murmelte Maki, zu sehr abgelenkt vom dem Anblick, um wirklich bewusst wahrzunehmen, was sie da sagte. Erst, als Rin sie mit großen Augen anvisierte, merkte sie, dass sie ihren ersten, unwillkürlichen Gedanken laut ausgesprochen hatte. „Was? Ähm, ich meine – ich… du –“, stammelte sie mit hochrotem Kopf und wandte sich hastig ab, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. „Maki-chan, warte!“, rief Rin und packte sie am Handgelenk, bevor sie einen Fluchtversuch unternehmen konnte. Maki, der die Situation unheimlich peinlich war, drehte sich nicht um, sondern präsentierte Rin nur ihren Rücken. „Wir sehen uns doch so selten. Lauf nicht weg“, bat Rin leise und Maki hörte die Traurigkeit in ihren Worten. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als Rin zu trösten. Traurigkeit passte nicht zu ihr. „Bald ist es vorbei“, versprach sie. „Willst du wissen, wieso ich nicht möchte, dass du heiratest, Maki-chan?“ Mit einer einzigen Frage brachte Rin Makis Herz dazu, beinahe stehenzubleiben. Entsetzt starrte Maki in die Dunkelheit des Waldes und überlegte fieberhaft, was sie darauf erwidern sollte. Diese Frage gehörte zu allen anderen, auf die sie keine Antwort wusste. Rins Finger, die um ihr Handgelenk geschlungen waren, waren warm. Sie erinnerten Maki an Geborgenheit und die anderen Mädchen, die sie endlich wiedersehen konnte, sobald diese Mission beendet war. Obwohl Rin direkt hinter ihr stand, verspürte sie die Sehnsucht deutlicher denn je – die Sehnsucht nach ihrer wahren Familie und die Sehnsucht nach Antworten. Aus diesem Grund sammelte Maki ihren Mut und drehte sich langsam um. Sie musste nichts sagen, denn Rin nahm ihr diese Bürde ab. „Weil Maki-chan unsere Prinzessin ist.“ Enttäuschung war das erste Gefühl, das sie verspürte. Verwirrung darüber das zweite und Scham das dritte. Jede einzelne Regung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab und Maki wickelte erneut eine Haarsträhne um den Finger, aber sie konnte sich nicht hinter der roten Mähne verstecken, egal wie sehr sie die Haare ins Gesicht zog. Unsere Prinzessin. Unsere. Was hatte sie erwartet? Meine. Meine Prinzessin. Das hatte sie erwartet. Es war die erste dieser komplizierten Fragen, die sich Maki problemlos beantworten konnte. „Maki-chan?“, sprach Rin sie an und legte den Kopf schief. Wieder musste Maki nicht reagieren, denn ein leises Ächzen durchbrach die Stille und ließ beide zusammenzucken. „Er kommt wieder zu sich“, stellte Maki mit einem flüchtigen Blick auf ihren Leibwächter fest. „Du solltest gehen. Ich muss die Rolle der verängstigten Prinzessin spielen.“ Rin sah sie nachdenklich an, doch Maki mied den Blickkontakt und sah wieder zu Boden. Plötzlich erschien jedoch Rins Gesicht in ihrem Blickfeld – es wirkte besorgt, aber gleichzeitig entschlossen. Rin hatte den Stoff um ihren Mund gelöst und sich auf den Boden gekniet. Im ersten Moment vermutete Maki, dass sie sie dadurch nur zwingen sollte, sie anzusehen, doch Rin ergriff urplötzlich ihre Hand. „Maki-hime“, flüsterte sie und presste ihre Lippen gegen Makis Handrücken. „Komm bald zurück zu uns. Zurück zu mir.“ Der Kuss dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, denn schon im nächsten war Rin verschwunden. Sie tauchte in den Schutz des dunklen Waldes ein und ließ Maki mit ihrem Gefühlschaos, den sich ansammelnden Tränen und dem brennenden Gefühl auf ihrer Haut zurück. „Maki-hime!“, rief ihr Leibwächter, der sich aufgerappelt hatte. Er hastete an ihre Seite. „Seid Ihr verletzt?“ Maki schüttelte apathisch den Kopf und sah zu ihm auf. Sie deutete auf seinen blutenden Kopf. „Es sieht schlimmer aus, als es ist. Ich bringe Euch zurück“, sagte er. Maki musste sich das Lächeln verkneifen. So war Rin. Sie tat Menschen nicht weh, wenn sie nicht musste. Sie beschützte Menschen, wenn sie konnte. Sie fällte Bäume, um Menschen zu sehen, die sie vermisste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)