The Perfect Gift von Aphrodi ================================================================================ One-Shot -------- Dass sie sich ausgerechnet einen Samstag zum Shoppen ausgesucht hatten, war ungünstig. Es war voll auf den Straßen, in Bahnen und Geschäften wimmelte es nur so von Menschen. Kirari war in ihrer niedlichen Winzigkeit wie eine Nadel im Heuhaufen, also hatte Souichirou ganz uneigennützig beschlossen, sie an die Hand zu nehmen, damit sie sich nicht verlieren konnten. Irgendwie war es doch ganz gut, dass es am Ende zwangsweise dieser Samstag geworden ist, wie er fand. Unter der Woche war er durch Cheerleading-Training ausgebucht gewesen und wann immer er nach Hause kam, war es für sein kleines Schwesterherz schon zu spät, um noch herauszugehen. Es war dann schließlich kurz vor dem Dunkelwerden. Der trainingsfreie Samstag war wie eine stumme Einladung für sie gewesen und musste genutzt werden, wenn sie noch rechtzeitig vor dem folgenden Dienstag ein Geschenk für Gen besorgen wollten.   Irgendwo zwischen den ersten drei Geschäften hatte Souichirou diesen Willen allerdings kurzfristig verloren.   „Ist das nicht niedlich, Kirari? Das würde voll süß an dir aussehen“, schwärmte Souichirou vor dem Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts und war dabei mitten im Gehen ohne Vorwarnung stehen geblieben. Etwas verdutzt begutachtete seine Schwester das Outfit an der Puppe, die etwa einen halben Kopf größer war als sie.   „Onii-chan, wir suchen doch ein Geschenk für Gen-kun“, erinnerte das Mädchen ihren großen Bruder, doch der wollte sich damit nicht zufrieden geben und schwärmte lieber weiter. Seine Vorstellungskraft half ihm sehr dabei, Souichirou konnte das Outfit förmlich an Kirari sehen, als er den Kopf zu ihr drehte. Und sie war dabei süß wie ein sehr großer Berg Würfelzucker.   „Kirari! Gen kann warten, zuerst müssen wir in diesen Laden!“   „Onii-chan...“   Unter einem Seufzen Kiraris zog Souichirou sein Schwesterchen an der Hand mit in den Klamottenladen und zögerte nicht, die erstbeste Verkäuferin, die ihnen über den Weg lief, nach dem Outfit aus dem Schaufenster zu fragen. Warum auch lange suchen, wenn die Frau doch viel besser informiert war und im Gegensatz zu ihm einen Überblick hatte? Es war aber auch schwer, sich auf das eine Outfit zu konzentrieren, wenn überall um sie herum noch weitere Kleidungsstücke waren, die an Kirari einfach wahnsinnig süß aussehen würden. Während die Verkäuferin loszog, tat Souichirou das einzig Richtige – er sammelte noch weitere Kleidungsstücke ein, die ihm auf ihren Bügeln ins Auge stachen.   Am Ende dufte Kirari alles anprobieren, ob sie wollte oder nicht. Aber natürlich wollte sie, da war sich Souichirou sicher. Und die Outfits standen ihr großartig.   „Du bist so süß, Kirari“, schwärmte Souichirou mit roten Wangen vor Verzückung. „Wir müssen alles kaufen.“   „Onii-chan... Ich hab erst letzte Woche neue Klamotten bekommen. Mama wird uns sicher kein Geld dafür geben.“   „Dann kaufe ich sie dir eben!“   „Aber Onii-chan! Das ist viel zu teuer!“   Souichirou winkte ab, dann schmiss er sich in Pose, in dem Glauben, es würde cool aussehen. Ernst blickte er aus sich langsam öffnenden Augen besonders ernst zu Kirari. „Für meine liebste kleine Schwester mache ich sogar Doppelschichten auf der Arbeit.“   „Onii-chan...“         Sie einigten sich schließlich darauf nur das Outfit aus dem Schaufenster zu kaufen. Souichirou trauerte eine Weile noch den anderen Klamotten nach – lautstark übrigens –, wiederholte immer wieder, wie gut sie Kirari doch gestanden hätten und dass er einmal ein Topverdiener in der Wirtschaftsbranche werden würde, um ihr alles zu kaufen, was sie verdient hätte. Dass die Leute schon guckten, merkte er nicht.   „Onii-chan... Solltest du dir nicht mal Gedanken über das Geschenk für Gen-kun machen?“   „Hm? Dafür hab ich doch dich mitgenommen.“   „Hast du denn gar keine Idee? Er ist doch dein bester Freund.“   Souichirou seufzte, was Kirari noch fragender zu ihm aufblicken ließ. Er war so ernst, wie den ganzen Tag noch nicht. Wirklich ernst – nicht gespielt. „Das ist mein Problem. Nach all den Jahren glaube ich, er hat schon alles. Ich weiß nicht, was ich ihm noch schenken kann. Und du bist so toll im Geschenke Aussuchen!“   „So ist das also“, murmelte Kirari, dann fand sie aber schnell ein Lächeln für ihren Bruder und sah zuversichtlich zu ihm hoch. „Wenn das so ist, dann weiß ich, was du ihm schenken kannst!“   „Kirariiii!“,rief er verzückt und stürzte sich zu ihr herunter auf die Knie, um sie ordentlich durchzuknuddeln.   „Onii-chan!!! Lass das, du bist peinlich!!!“     ***     „Gen!!!“, brüllte Souichirou durch die ganze Straße und wedelte dabei mit beiden Armen in der Luft herum, in einer Hand das Geschenk haltend. Der Angesprochene blieb stehen und grinste bedient nebst der Ruhestörung schon so früh am Morgen. Es war beeindruckend, wie früh dieser Kerl schon voller Energie war. Als Souichirou schließlich zu ihm aufgeholt hatte, grinste er breit.   „Happy Birthday! Hier, dein Geschenk!“   Viel zu energisch wurde ihm die kleine, in blaues Geschenkpapier eingepackte Schachtel in die Hände gedrückt. Als Gen wieder aufsah, schaute er in das breit grinsende, völlig ausgelassene Gesicht von Souichirou. Es brachte ihn selbst zum Schmunzeln. „Danke“, sagte er viel sanfter, als er eigentlich wollte und während sein bester Freund völlig entschlossen verkündete, dass dies sein letzter Geburtstag ohne Freundin sei, weil sie beide noch dieses Jahr ein süßes Mädchen kennen lernen würden, begann Gen auszupacken – und starrte mit einem versteinerten Gesicht einen Moment den Inhalt der Schachtel an.   „Kirari-chan hat das ausgesucht, oder?“   Natürlich hatte sie das. Es stand außer Frage, dass Souichirou selbst auf so eine kitschige, wenn auch irgendwie niedliche Idee gekommen wäre.   „Wa-! Woher weißt du das?!“   Gen zog den Anhänger aus der Schachtel und hielt ihm den pendelnden Flickenhasen vor die Nase. „Na, der sieht doch genau so aus wie der, den sie dir zum Geburtstag geschenkt hat.“ Im Gegensatz zu Souichirous rosa Hasen war dieser allerdings blau und trug kein S in den Händen, sondern ein G für Gen. Aber das dämliche Gesicht hatten sie gemeinsam.   „Du hast recht! Kirari sagte, weil wir Freunde sind, wäre es passend, wenn wir die gleichen Anhänger haben. Ist Kirari nicht einfach toll?!“   Dass die Anhänger eher wie Pärchenkram wirkten, war ihm also nicht aufgefallen.   „Ist sie“, bestätigte Gen gelassen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Dann hat sie also das Geschenk ausgesucht. Ein Geschenk von Kirari-chan, wie süß.“ Er schaute sich den Anhänger scheinbar ein bisschen zu lange mit einem zu sanften Gesicht an, denn plötzlich spürte er eine Hand an seinem Oberarm und wurde von Souichirou angefallen.   „Gib mir den Anhänger wieder! Nur ich bekomme Geschenke von Hirari!!!“   „Hey! Sie hat den aber für mich ausgesucht.“   „Sie wollte mir nur helfen! Kein Grund so ein Gesicht zu machen! Und jetzt gib her!“   Gen musste grinsen, ein wenig verzerrt, weil es anstrengend war, sich erfolgreich gegen Souichirou zu wehren. Irgendwie schaffte er es, den Anhänger gegen ihn zu verteidigen und trotzdem noch rechtzeitig zum Morgentraining zu erscheinen. Da war Souichirou längst wieder ausgelassen, heiter und mit Elan dabei, wie Gen feststellen musste. Resignierend seufzte er, schnell aber mischte sich Amüsement in seinen Gesichtsausdruck.   Du verstehst es immer noch nicht, Ichirou. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)