The Name of the Game - Love von Nepatan ================================================================================ Epilog: Visiting the temple --------------------------- Warnung: Ein sehr ungewohntes Setting für beide Charaktere. Info: Mit dem Epilog wäre "The Name of The Game - Love" beendet. Eine Fortsetzung folgt im Winter. Ein herzliches Danke an meine Leser und diejenigen, die die FF kommentiert und favorisiert haben. ^^ *.*.* Ein kühler Windzug kam Yami sanft entgegen und brachte die goldenen und orangenen Blättern der Straßenbäume leise zum Rascheln. Einige von ihnen lösten sich von den Ästen und fielen langsam auf den Fußgängerweg herab. Die Sonne schien leicht über seinem Kopf und er spürte ihre angenehme Wärme durch die schwarze Jeansjacke, die er über schwarze Hosen und ein weißes langes T-Shirt trug. Der Herbst kam und mit ihm endete die unnachgiebige Hitze des Sommers. Die Nächte würden zunehmend kälter und die Nachmittage kühler, so dass man nicht mehr leicht bekleidet herumlaufen konnte. Yami ließ seinen Blick über den farbenfrohen Blätterteppich auf der Straße schweifen, bevor er seinen Weg zum Treffpunkt fortsetzte. Zu seiner Rechten ragte ein hellgrauer Steinzaun empor, der einem alten buddhistischen Tempel gehörte. Der Eingang, markiert mit einer breiten Einfahrt und einem Metalltor, war einige Schritte von ihm entfernt und wurde von zwei grob gehauten Steine flankiert, die den Namen des Tempelkomplexes auf ihrer weißen Oberfläche eingraviert hatten. Yami blieb in die Einfahrt stehen und sein Blick glitt über die breite Allee, die geradeaus zum Haupttempelgebäude führte. Sie war von noch grünem Gras und blühenden Büschen umrundet, die in Abständen von mehreren Seitenwegen abgelöst wurden. Ordentlich angereiht befanden sich an diesen Seitenwegen und hinter den Büschen weiße, graue und schwarze Gräber, die nach traditioneller japanischer Manier aus drei unterschiedlich großen auf einander gestapelten Steinblöcken bestanden. Der Friedhof wirkte groß, war gut gepflegt und vermittelte ein Gefühl von Ruhe und Vollkommenheit, das einen komplett einnahm. Als Yami den Friedhof betrat, war es, als wäre er in eine andere Welt. Das Brummen der vorbeiziehenden Autos wurde abgedämpft und er wurde von einer mächtigen Stille empfangen, die ihm durchs Mark ging. Es war unglaublich friedlich. Er blieb nach einigen Schritten stehen und ließ die Energie dieses Ortes auf sich einwirken. Das war ein seltsamer Treffpunkt für ihn und Seto und würde er seinen Freund mittlerweile nicht besser kennen, hätte er die Einladung heute Morgen als ein gruseliger Versuch abgestempelt, ihn auf den Arm zu nehmen. Allerdings war es keiner und das war der Grund, weshalb er an diesem späten Nachmittag hier war, statt Zuhause bei den Mutos. „Hey, Yami!“ Der Pharao drehte sich um. Genau am Eingang stand Mokuba in schwarzen Jeans und einem weißen Hemd und winkte ihm mit der freien Hand freudig zu, während er in der anderen einen schönen Blumenstrauß aus weißen und gelben Chrysanthemen hielt. Einige Schritte hinter dem jüngeren Kaiba war Seto mit demselben Outfit, allerdings ergänzt von einem langen, weißen, eleganten Mantel mit schwarzer dekorativer Umrandung. Im Vergleich zu Mokuba hielt er eine Tüte in der Hand, während die andere in der Hosentasche steckte. „Hallo, Mokuba!“ Yami lächelte den Bruder seines Freundes warm an, als dieser zu ihm rannte und ihn freudig anstrahlte. „Wie lief das Spiel mit deinen Freunden gestern?“ „Super! Ich hab deine Tipps befolgt und sie vernichtend geschlagen. Das hättest du sehen sollen!“ „Ich bin mir sicher, der Sieg war grandios.“ „Jep! Das hat richtig Spaß gemacht!“ Der Pharao nickte leicht, bevor sein Blick zum Firmenchef wanderte, der sie erreicht hatte. „Hi.“ „Hi. Wollen wir?“ „Gern.“ Mokuba lief vor ihnen vor, während die beiden Rivalen schweigsam neben einander hergingen. Yami war sich nicht ganz sicher, was das Treffen an diesem Ort genau sollte, aber er wusste es musste mit dem heutigen Herbstäquinoktium zu tun haben. An diesem Tag hatten die Japaner ein Ahnenfest und es war Tradition den Friedhof zu besuchen, um seine Ahnen zu ehren und sich von ihnen Glück und Schutz zu erbitten. Heute Morgen war er bereits am Städtischen Friedhof mit Yugi gewesen, um das Grab seiner Oma mit dem Rest der Familie zu besuchen. Dass er jetzt hier mit Seto war, war mit Sicherheit keine Laune, sondern ernste Absicht. Wessen Grab sie aber besuchen würden, war Yami nicht ersichtlich. Er fragte nicht nach, sondern wartete ab. Ein paar Schritte weiter bogen sie ab und gingen über einen schmalen mit Steinpflastern belegten Pfad zwischen zwei Reihen von weißen und grauen Gräbern bis sie von einem aus edlen schwarzen Marmor stehen blieben. Yami beobachtete, wie Mokuba die Blumen auf einem weißen Steinblock innerhalb der viereckigen Umrandung des Grabes ablegte und dann die Hände vor sich zusammenführte, um sich respektvoll zu verbeugen. Er drehte sich dann zu seinem Bruder um, der neben ihm stehen geblieben war, und holte aus der weißen Tüte einen Gegenstand, den man als einen kleinen Besen bezeichnen konnte. Mit diesem kehrte er den Weg zum Grabstein, was ein Akt der Ehrung für die Japaner darstellte. Das hatte ihm heute Morgen Yugi erklärt, als sie beim Grab seiner Oma dasselbe gemacht hatten. Seto legte die Tüte neben den Blumen ab und holte daraus ein weißes Tuch, was er mit Wasser befeuchtete. Er trat selber nach einer Verbeugung am Grab und wischte den schwarzen Marmor mit dem Tuch sorgfältig ab. Es war ungewohnt den Firmenchef dabei zu beobachten, wie er einen rituellen Akt vollzog, wo dieser oft behauptete, er glaube nur an sich selbst. Allerdings hatte Yami schon längst festgestellt, dass dem nicht ganz so war. Seto mochte nicht an ein Schicksal glauben und nur sich selbst vertrauen, aber er hielt an seine Familie und Herkunft. Das erklärte das heutige Treffen und dieser ungewohnte Anblick sehr gut. Yamis Blick wanderte zur schwarzen Steintafel neben dem Grab, wo er die Namen der verstorbenen Personen lesen konnte. Sie kamen ihm bekannt vor, aber sie gehörten nicht zur Familie Kaiba. Er runzelte nachdenklich die Stirn, dann fiel es ihm ein, wo er sie gehört oder eher gelesen hatte. Das Ahnenalter. „Das ist das Grab deiner Eltern?“ Die Frage wurde leise gestellt, als Seto wieder neben ihm trat und zusah, wie Mokuba die mitgebrachten Blumen liebevoll in die Steinvase am Grab ordnete. „Als der Autounfall passierte, war Mokuba gerade 3 Jahre alt.“ Sein Freund sah nicht einmal in seine Richtung, sondern auf den schwarzen Stein. Dass er dabei nicht direkt die Frage beantwortete, störte Yami nicht. Er hörte einfach zu. „Viele Erinnerungen aus der Zeit vor dem Waisenhaus sind bei ihm verblasst. Ich will nicht, dass er komplett vergisst wer er war und woher er kam, bevor uns Gozaburo adoptierte. Daher kommen wir jedes Jahr hierher.“ Der Pharao schaute nachdenklich auf den Grabstein. „Und was bedeutet es für dich, hier zurückzukehren?“ Schweigen. Mokuba betrachtete sein Meisterwerk und trat zurück, um aus der Tasche eine niedrige rötliche Keramikschüssel zu holen, die er vor dem Grab ablegte und ein paar eingepackte Süßigkeiten darauf verteilte. „Ich bete, dass ich weiterhin die Kraft habe für Mokuba da zu sein und ihn zu beschützen, den ich bin alles, was er hat.“ Yami verdankte der Tatsache, dass er neben seinem Freund stand, um diese Worte zu hören, die mehr an einen Hauch erinnerten, als einen ausgesprochenen Satz. Er hob den Kopf und blickte Seto forschend an. Mokuba holte bereits die Räucherwerke heraus, die als letztes angezündet wurden, bevor man sein Gebet an die Toten richtete. „Nicht mehr.“ Die Worte brachten den Firmenchef dazu zu ihm zu blicken. Yami hatte sich bereits an Mokuba gewandt. „Darf ich?“ Der jüngere Kaiba schaute überrascht zu ihm auf, bevor er nickte und lächelte. „Klar!“ Er reichte ihm ein paar Räucherwerke und Yami zündete sie an, bevor er näher ans Grab tat und in die Hocke ging, um sie an der dazu gedachten Stelle zu ordnen. Er kannte zwar die leiblichen Eltern der Kaiba Brüder nicht, doch er hoffte, dass sie sein Opfer annehmen würden. //Ich werde sowohl auf Seto, als auch auf Mokuba aufpassen. Es ist an der Zeit ihnen das zurückzugeben, was sie verloren haben. Frieden und Glück.// Er richtete sich auf und trat zurück und neben seinem Freund. Er spürte immer noch seinen Blick und schaute zu ihm auf. Ein sanftes Lächeln erschien auf seine Lippen, bevor er seine Aussage beendete: „Jetzt bin ich auch da.“ Sie sahen einander eine Weile in die Augen. Yami spürte das Vertrauen zwischen ihnen sich festigen wie nie zuvor. Ein warmes und sanftes Gefühl umfasste sein Inneres und erinnerte ihn an die Worte, die Seto damals in jener Nacht ausgesprochen hatte. Er liebte ihn. Das konnte Yami nur zurückgeben. Sie blickten beide auf das Grab und obwohl sie sich kaum berührten, nahmen sie deutlich die Präsenz des anderen wahr. Yami wurde klar, was das hier zu bedeuten hatte. Das war Setos Art ihm zu sagen, dass er ihn als Familie ansah. Im gleichen Atemzug war es aber der stärkste Vertrauensbeweis, den er einem geben konnte, und auch ein Versprechen, dass sie auf dieses Vertrauen weiter ihre Beziehung aufbauen würden. Der Pharao lächelte. Er war darauf gespannt, was ihnen die Zukunft bringen würde… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)