The Name of the Game - Love von Nepatan ================================================================================ Kapitel 21: Family evening -------------------------- Zusammenfassung: Yami und Yugi verbringen den Samstag bei Seto und Mokuba. Seto und Yami haben am Abend ein besonderes Date. Warnung: Unbeabsichtigt lang und vermutlich zu süß. *~*~*~* „Reich mir den rechteckigen Servierteller neben dir.“ Yami griff nach besagtem Gegenstand und gab ihn seinem Freund, der anfing den Teller mit lecker aussehenden Reisbällchen zu füllen. Sie befanden sich in der großen und modernen Küche der Kaiba Villa und Seto bereitete, wie versprochen, die Snacks für den gemeinsamen Familienabend mit ihm, Yugi und Mokuba vor. Der Anblick war sehr ungewöhnlich: der Firmenchef trug eine lange weiße Kochschürze über seinen schwarzen Jeans und dem schwarzen Hemd mit ¾ Ärmeln und formte gerade sorgfältig ein paar runde Reisbällchen mit Majonäse und Tunfisch, nachdem er diese mit Teriyaki-Lachs auf dem Teller gebracht hatte. Er war konzentriert, während seine Bewegungen routinemäßig wirkten, als gehöre diese Handlung zu seinem gewöhnlichen Alltag. Yamis Anwesenheit störte ihn keines Wegs. Zwar sah es so aus, als würde er keine Notiz von ihm nehmen, doch der Pharao wusste, dass das nicht der Fall war. Er lehnte gegen die Anrichte links von Seto und beobachtete ihn die ganze Zeit, wobei er hin und wieder in der Arbeit integriert wurde, indem Seto ihn aufforderte ihm etwas zu reichen oder etwas wegzubringen. Sein Freund würde niemals um etwas bitten, was er selbst erledigen konnte, wodurch diese Aufforderungen auch aus dem gewöhnlichen Rahmen fielen. Das war Kaibas Art auszudrucken, dass er Yami in seinem privaten Raum akzeptierte und sogar als Teil von diesem ansah. Das war ein besonderer Schritt für ihr Verhältnis und die dadurch resultierende familiäre Vertrautheit wärmte das Herz des Pharaos auf. Ein sanftes und liebevolles Lächeln umspielte Yamis entspannte Züge. Er hatte sich schon immer diese Art von Frieden und Harmonie gewünscht, wo er in unruhigen Zeit gelebt hatte. Ein Moment, wo er einfach war und es genoss zu leben. Er hatte immer um den Frieden kämpfen müssen, doch er hatte wirklich selten die Früchte von diesen Kämpfen reifen sehen. Jetzt aber, wo alle Gefahren in der Vergangenheit waren, konnte er sich auf den Fluss des Lebens einlassen und das Glück verspüren, was er immer in den Augen derer sah, denen er es schaffte zu helfen. Das Beste an allem war, dass der Frieden seinen Kampfesgeist nicht tief in seinem Inneren eingesperrt hatte. Mit Seto an seiner Seite würde dieser vermutlich nie vollkommen zur Ruhe kommen. Sie würden sich weiterhin spannende Duelle liefern, in denen sie alles von sich gaben. Das gehörte einfach zu ihrer Beziehung, denn ihre Duelle waren eine Art Sprache, die ohne Worte war, aber mit der sich alles ausdrucken ließ. Mit ihrer Hilfe schafften sie es im Einklang mit dem anderen zu kommen, auch wenn ihre Charaktere dabei oft an einander prallten. Seto mochte stur und eigen sein und er selbst extrem und belehrend, doch diese Unterschiede überwanden sie mit jedem Zug in ihren Duellen und lösten sicher ihre Konflikte auf. Für manche Leute mochte das merkwürdig erscheinen, doch für ihn und Kaiba war das der sichere Weg zum Herzen ihres Partners. Sein ruhiger Blick glitt von den Reisbällchen zu Setos Gesicht hoch und er dachte nach, wie sehr ihr Verhältnis den Firmenchef verändert hatte. Seit langem war er nicht mehr so wachsam und angespannt in seiner Nähe wie es vorher der Fall gewesen war. Er erlaubte sich zur Ruhe zu kommen, indem er sich auf solch einfache, triviale und zum Leben gehörenden Sachen einließ, wie das Kochen für diejenigen, die er als Familie bezeichnete. Er hatte bei ihm Frieden gefunden und das spürte Yami durch die ungewöhnliche aber vertraute Nähe, die zwischen ihnen ohne ihr bewusstes Tun entstand. Gerade zum Beispiel befand sich Seto näher zu ihm, als es überhaupt nötig war, so dass nur der Servierteller eine unsichtbare Grenze zwischen ihren Körpern darstellte. Am Anfang hatte es eindeutig mehr Platz zwischen ihnen gegeben. Der Pharao konnte nicht sagen, wann genau sich die Distanz zwischen ihnen verkürzt hatte, doch er war sich sicher, dass er jetzt genau das machen konnte, wonach ihm war. Er legte die Hand sanft auf Setos Oberarm, was diesen dazu brachte sich zu ihm umzudrehen, bevor die Anziehungskraft zwischen ihnen den Rest erledigte und sie sich zu einem sanften Kuss trafen. Ja, so süß konnten nur Glück und Frieden schmecken. „Du hast nicht zu viel versprochen“, sagte Yami mit einem frechen Lächeln auf den Lippen, als sie sich von einander lösten. „Du kannst Reisbällchen machen und das gar nicht mal so schlecht.“ Ohne zu fragen nahm er das eben angefertigte Reisbällchen aus Setos Hand und biss in dieses hinein. Seto sah ihm amüsiert nach und schnaubte belustigt. „Ich habe dir gesagt, dass du mich nicht unterschätzen sollst.“ Er nahm sich neuen Reis und von der Majonäse-Tunfischmischung, um den nächsten kleinen Ball zu formen. Yami derweil aß seinen Snack auf, ohne den Blick von ihm abzuwenden. „Am Dienstagnachmittag gegen 15 Uhr werden Katsuya, Anzu, Hiroto und Ryou zu mir und Yugi kommen“, informierte er ihn nach einer Weile mit ruhiger Stimme. „Wir machen einen entspannten Filmmarathon. Du und Mokuba seid herzlich mit eingeladen.“ „Ich lass Isano Mokuba zu dir und Yugi fahren. Ich hab ein Meeting um drei, aber ich kann danach zu euch stoßen.“ Vor einem Monat hätte ihm Seto so eine Antwort mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht gegeben. Er hatte immer versucht sich von der Clique zu distanzieren, aber nun änderte sich das nach und nach. Er kam oft zu ihren Treffen und obwohl er und Jonouchi sich die ganze Zeit wörtliche Gefechte lieferten, war die Stimmung in der Gruppe fröhlich und sorglos. Mokuba trug auch dazu bei, dass sein Bruder langsam auftaute und nicht mehr so distanziert zu den anderen blieb. Das war eine ersehnte Entwicklung, die Yami am Meisten an ihre Beziehung freute. Er fand, Seto hatte lange genug den einsamen Wolf gemimt. Es war Zeit zum Rudel zurückzukehren, wo er auch hingehörte, denn er war ein wichtiger Teil davon. Vieles wäre ohne seinen Einsatz nicht möglich gewesen und das stritt auch niemand ab, außer natürlich Kaiba selbst. Seto war allerdings nicht der einzige einsame Wolf, der zurück nach Hause gehen und lernen musste, seinen Freunden zu vertrauen. „Meinst du Mai würde sich dazu überreden lassen mitzukommen? Ich weiß, sie braucht noch Zeit, um sich wieder einzufinden, aber sie wird sehr vermisst.“ „Keine Ahnung, was ihr durch den Kopf geht und ob sie noch weiter damit trödeln will. Aber ich kann die Einladung an sie weiter geben und wir schauen, ob sie aufkreuzt oder nicht.“ Seto füllte den Teller mit dem Rest der Reisbällchen, bevor er damit begann aufzuräumen. „Bis jetzt scheint sie sich auf der Arbeit zurecht zu finden und ihren Job ernst zu nehmen. Sie ist pünktlich da und vollkommen eingenommen von dem, was sie macht.“ „Sie meint es also ernst.“ „Das glaube ich erst, wenn die sechs Monate vorüber sind und sie noch in Domino ist. Sie kann schneller weg sein, als man gucken kann.“ „Hm.“ Das stimmte leider schon. „Ich hoffe, sie versteht, dass sie ein Teil von unserem Freundeskreis ist und es immer bleiben wird. Was auch immer sie durchgemacht hat, wir werden sie nicht wegstoßen. Wir sind immer für sie da und darauf kann sie sich verlassen.“ „Diese Predigt solltest du ihr halten, nicht mir. Sie ist der schreckhafte Vogel, der nicht in einem Käfig eingesperrt werden will.“ Yami kicherte amüsiert. „Dich muss ich ab und an auch erinnern, woran du mit uns bist. Du bist unglaublich stur, wenn es darum geht mit Freunden etwas zu machen, denen du eigentlich blind vertrauen kannst.“ Seto schnaubte unzufrieden. „Fang nicht wieder mit deiner Freundschaftstirade an…“ „Du weißt, das wirst du so lange hören bis du aufhörst zu leugnen, was dein Herz will, Seto.“ Ein leises unzufriedenes Grollen kam als Antwort, doch es folgte keine verbale Äußerung dazu wie es sonst immer der Fall gewesen war. Yami wusste, sein Freund würde nicht so einfach zugeben, was er empfand, aber es war nicht aussichtslos. Er musste geduldig sein, wenn er wollte, dass Seto sich weiter öffnete, und durfte ihn nicht zu weit treiben. „Hey, ihr zwei!“ Yugi kam in die Küche herein und lächelte warm. „Braucht ihr Hilfe mit den Reisbällchen?“ „Nein, sie sind fertig“, entgegnete der Firmenchef, während Yami die beiden Teller nahm und sie Yugi reichte. „Bring sie ins Wohnzimmer. Wir räumen auf und kommen gleich.“ „Ist gut.“ Yugi betrachtete den Inhalt der Teller für einen Moment, bevor er sich umdrehte und rausging. Seto spülte das Geschirr ab und Yami holte sich ein Tuch, um alles abzutrocknen. In wenigen Minuten waren sie damit fertig, räumten die Sachen ein und verließen die Küche. „Wollen wir nach der Serie im Pool etwas entspannen?“, fragte Yami seinen Freund auf dem Weg zum Wohnzimmer. Im hitzigen Sommer würde es herrlich sein spät am Abend schwimmen zu gehen, da das Wasser kühl und erfrischend war. Er war sich sicher, dass sein Freund genauso denken würde. Seto blickte zu ihm und runzelte leicht die Stirn. „Nur wir zwei?“ „Nur wir zwei“, bestätigte der Pharao und fügte sehr ernst hinzu: „Ohne Badehose.“ Er konnte sehen, wie ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen seines Freundes erschien, bevor dieser leicht den Kopf schüttelte. Kaiba brauchte ihm keine verbale Zustimmung geben, Yami wusste so oder so, dass dieser mit der Idee einverstanden war. Er grinste selbst, bevor er die Tür zum Wohnzimmer aufmachte. Yugi setzte sich gerade auf die Couch, während Mokuba ein Brettspiel auspackte und auf den Tisch neben den Tellern mit den Reisbällchen aufstellte. Bei näherer Betrachtung erkannte Yami darin Ryujis Dungeon Dice Monsters Spiel. „Das wird Ryuji eindeutig begeistern, wenn er wüsste, was wir gerade spielen“, bemerkte der Pharao lächelnd. „Sollte nicht in zwei Tagen eine neue Erweiterung dafür erscheinen?“ „Ja. Aber wir können sie heute austesten“, verkündete Mokuba stolz und grinste breit. „Wir haben eine Vorbestellung bei Industrial Illusions gemacht und sie ist gestern Morgen angekommen. Daher können wir das vor allen anderen spielen.“ „Tatsächlich? Ich wusste nicht, dass so etwas gemacht wird.“ Yugi lehnte sich vor und nahm den Deckel der Erweiterung an sich heran, um zu sehen was Ryuji für Neuigkeiten im Spiel eingebracht hatte. „In bestimmten Kreisen schon, aber man muss auch die passenden Beziehungen dazu haben“, erklärte Seto, der sich ein größeres Kissen nahm und sich an seiner Lieblingsseite des Tisches hinsetzte: mit dem Rücken zum Fernseher und der Stereo Anlage, so dass er bei Bedarf die Musik an und ausmachen oder den Fernseher leiser stellen konnte. „Es ist schön zu sehen, dass ihr den Kontakt zu Pegasus wieder aufgelebt habt“, bemerkte Yami, der sich rechts von seinem Freund und nahe an den Tellern mit den Reisbällchen auf den Boden niederließ. „Seitdem er nicht von diesem Wahnsinn besessen ist den Leuten unnötig das Leben zur Hölle zu machen, kann man wieder mit ihm reden. Er ist sehr eigenartig und hat oftmals einen Rad ab, aber mit ihm kann man immer noch gute Geschäfte machen.“ Diese Worte ließen Yami neugierig zu seinem Freund blicken. Er konnte den vorsichtigen Unterton aus der Stimme des anderes hören und wusste, dass Seto vermutlich nie die damalige Sache zwischen ihm und Pegasus im Königreich der Duellanten vergessen würde. Er war empfindlich, wenn es um jemanden ging, der ihn verraten hatte, und noch empfindlicher wurde er, wenn jemand seinem Bruder Mokuba wehtat. Pegasus hatte beides unter dem dunklen Einfluss des Millenniumauges gemacht und es war wirklich ein großes Wunder, dass Kaiba noch mit ihm redete. Diese Aussage war aber ein sicheres Indiz dafür, dass Seto gewillt war diesen Teil der Vergangenheit nicht mehr aufzubringen, wenn er mit dem extravagantem Millionär verhandelte. Yami war sich sicher, dass Pegasus das bereits mitbekommen haben musste. Er versuchte auch sein Bestes, um alles wiedergut zu machen. Yugi ließ sich gegenüber dem Firmenchef nieder. „In einem stimme ich Kaiba zu. Seitdem Pegasus nicht mehr unter dem negativen Einfluss des Millenniumsauges ist, ist er eigentlich ganz in Ordnung. Er hat uns viel geholfen, besonders als Dartz die Welt bedrohte.“ „Ich bin auch froh, dass er wieder der Alte ist. Seine Art in Königreich der Duellanten war sehr unheimlich und ich möchte sie nicht mehr erleben.“ Yami konnte geradezu auf seine Haut spüren, wie sich Setos Gemüt veränderte. Er hörte den leisen abrupten Atemzug und als er zu Kaiba schielte, sah er den besorgten Blick in Mokubas Richtung und die leichte Anspannung seiner ganzen Körperhaltung. Mittlerweile war das eine Reaktion von Seto geworden, die seine eigenen Beschützerinstinkte mobilisierte und so tat der Pharao das, was er seiner Meinung nach am besten konnte und zwar die Stimmung zu beruhigen und mit seinen Worten alle entspannen zu lassen: „Das wirst du auch nicht mehr, Mokuba, das kann ich dir versichern. Wir werden es nicht zulassen. Pegasus ist in Wahrheit kein schlechter Mensch. Die Dunkelheit des Millenniumsauges hat leider die Verzweiflung und den Schmerz in seinem Herzen genutzt, um ihn dazu zu bewegen all diese Dinge zu tun, die geschehen sind. Das ist aber jetzt vorbei. Die Dunkelheit ist besiegt und wir können wieder einander vertrauen.“ Beim letzten Satz blickte er zu Kaiba, der die Bewegung wahrnahm und sich zu ihm umdrehte. Die saphirblauen Augen sahen ihn ernst an. Sein Freund antwortete nur mit Schweigen, bevor er einfach den Blickkontakt brach. Er hatte verstanden, dass sein eigenes Misstrauen ebenfalls mit dieser letzten Aussage gemeint war. Mokuba musterte sie für einen Moment, ehe ein Lächeln seine Lippen umspielte. „Da hast du Recht, Yami.“ Der Pharao schmunzelte. Yugi lächelte ebenfalls, bevor er sie alle zum Spielen aufforderte. Zusammen lasen sie die Veränderungen in Ryujis Spiel durch, ehe sie beschlossen, dass es interessanter wäre in zweier Teams gegeneinander zu spielen. Yami schloss sich mit Mokuba zusammen, während Yugi mit Seto ein Team bildete. Der Pharao war der Meinung, dass diese Konstellationen mehr zur guten Entwicklung ihrer Beziehungen zu einander beitragen würde und damit behielt er auch Recht. Sie alle teilten eine ähnliche Leidenschaft, wenn es um ein Spiel ging, was sie mochten, und das hielt sie zusammen und ließ sie wachsen. Mokuba erwies sich als ein guter Spielpartner heraus, der von Anfang an einen tatkräftig unterstützte. Er war schlau und Yami stellte amüsiert fest, dass er genauso listig sein konnte wie sein großer Bruder. Einmal passte man nicht auf und beim nächsten Zug landete man in einer Falle. Er brachte Yugi das ein oder andere Mal wirklich zum Schwitzen, was eine beachtliche Leistung war angesichts der Tatsache, dass Mokuba bei weitem nicht das Können besaß, was die anwesenden Duellanten kennzeichnete. Er schien sich aber davon nicht zu entmutigen, sondern versuchte weiter sein Bestes zu geben. Diesen starken Entschluss und den unglaublichen Fleiß hatte er eindeutig von seinem großen Bruder und Yami nutze das aus, um das Blatt zu wenden, als es aussichtslos für ihn und den Jüngeren aussah. Der Sieg danach war umso süßer, doch das übertraf nicht das warme Gefühl in seinem Inneren, welches er den ganzen Abend genießen durfte. Das Gefühl Zuhause mit denen zu sein, die ihm alles bedeuteten. Nach dem Ende ihres Spiels war es Zeit für die Krimi-Serie, die sie zusammen gucken wollten. Sie räumten auf, machten es sich auf der großen Couch bequem und fütterten den Rest der Reisbällchen auf, der übrig geblieben war. Die Folge dauerte eine gute Stunde nach der Yami und Seto sich auf Setos Schlafzimmer verzogen, um die Kleidung loszuwerden und mit einem Tuch um die Hüfte in den hinteren Teil des Gartens zu gehen. Draußen war es bereits dunkel und angenehm kühl. Man hörte den lauten Ruf der Grillen und das leise Schwappen des Wassers, als sie über den vom Mond erhellten Pfad den Pool erreichten. Letzterer war extra von runden Lichtern an den Längsseiten des Beckens beleuchtet, während in der Nähe der Liegestühle kleine rechteckige Gartenlampen die Seiten erhellten. Bei einem der Stühle blieb Yami stehen, nahm sein Tuch ab und schritt zum Rand des Pools, wo er sich langsam niederließ und die Füße ins Wasser eintauchte. Dass er komplett nackt war, störte ihn nicht. Nur Seto war da und es gab keine Nachbarn, die einen hier nachspionieren konnten. Er tauchte die Hand ein und bewegte sie kurz hin und her, während er die Wellen beobachtete, die davon erzeugt wurden. Der Anblick war beruhigend. „Wollen wir eine Runde schwimmen?“ Seto hatte sich neben ihm hingesetzt, ebenfalls komplett nackt. Yami blickte zu ihm auf und nickte schweigsam. Er stützte sich am grauweißen Fließrand ab und stieß sich ab, um ins Wasser einzutauchen. Sein Freund folgte ihm. Sie schwammen gemächlich und schweigsam nebeneinander, während sie die ruhige Zweisamkeit genossen. Die leichte Anstrengung nach dem entspannten Abend tat gut. Sie zogen ein paar Runden, bevor sie sich auf der seichten Seite des Pools, gegen den Rand lehnten und sich mit den Armen über der Wasseroberfläche hielten. Yami hatte die Augen geschlossen und genoss die Ruhe, die sie beide umgab. „Mhm. Ich hab vergessen wie gut es ist nach so einem heißen Tag wie den heutigen im Pool zu sein.“ Der Pharao blickte zu seinem Freund, der den Kopf in den Nacken gelegt hatte und die Augen genussvoll geschlossen hielt. Der zufriedene Ausdruck ließ ihn lächeln. „Ich dachte mir, dass dir das gefallen würde.“ Yami schaute auf das klare Wasser vor sich, was auf Grund der farbigen Fliesen hellblau wirkte. „Damals im Palast in Ägypten gab es ein großes Becken, so tief wie der Pool hier an der Stelle. Ich hab es geliebt nach einem sehr heißen Tag dort abzukühlen und die Stille zu genießen. Ich liebe das Wasser. Es ist, als würde es deine ganzen Sorgen und all die Last, die du trägst, abwischen.“ Er fühlte Setos Blick auf sich. Zuerst kam nichts, doch nach ein paar Atemzügen kam die folgende Frage: „Erinnerst du dich an alles aus deiner ägyptischen Vergangenheit?“ Yami schloss die Augen. „Das tue ich. Ich dachte, die Erinnerungen würden beim Wiederbetreten dieser Welt verblassen, doch sie sind genauso lebendig in meinem Gedächtnis wie die Erlebnisse mit euch allen. Es ist, als wäre all das ein Ganzes: mein ägyptisches Leben und mein Erwachen in Yugis Welt. Ich hab kein Gefühl für die Zeit im Puzzle, für mich ist es eher so, als wären die 5000 Jahre wie ein kurzer Augenblick bevor Großvater Sugoroku das Puzzle fand und es dann Yugi übergab, mit dem ich einen Körper zu teilen anfing. Auch die Zeit nach dem Schicksalsduell ist eher ein einziger Augenblick gewesen, bevor ich zu euch zurückkam.“ Er fühlte sich dadurch komplett. Sein Blick wanderte zu Kaiba. Sie sahen einander still an. Er kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. „Du fragst nicht umsonst, hab ich Recht?“ Er bekam keine Antwort. Stattdessen wandte Seto den Blick ab, der nun auf die Wasseroberfläche ruhte. „Seto?“ Die blauen Augen schlossen sich. Ein leiser Seufzer kam über seine Lippen. „Seitdem ich mit dir zusammen bin, habe ich Erinnerungen aus Seths Leben. Sie tauchen spontan auf und können einem richtig auf den Geist gehen.“ Die Offenbarung überraschte Atemu mehr, als Kaibas Reaktion darauf. „Sind sie in einem bestimmten Kontext?“ „Nicht wirklich. Die einzige Verbindung zwischen allen Erinnerungen bist du. Ich hab keine Ahnung, warum sie auftauchen. Ich bin eigentlich nicht er und was ich empfinde, ist anders.“ Seto zog unzufrieden die Augenbrauen zusammen, während er auf das Wasser sah. Yami betrachtete ihn nachdenklich und schaute selbst nach vorn. „In einem stimme ich dir zu: obwohl du seine Wiedergeburt bist, bist du nicht Seth. Ihr teilt den gleichen Stolz, die gleiche Entschlossenheit und die gleiche Stärke – das kann man nicht abstreiten. Doch du hattest nicht Seths Leben. Deine Prioritäten und deine Weltansicht sind anders. Du bist in vielem das, was er hätte sein sollen, wenn man nicht vor ihm verborgen hätte, wer er eigentlich war.“ Er schloss kurz die Augen und ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Natürlich wenn man von der Tatsache absieht, dass du ein ziemlicher Dickschädel bist, was dir oft im Weg steht…“ Sein Freund schnaubte. „Jetzt werde nicht frech…“ Yami blickte ihn an. „In manchen Fällen hat dir aber der Dickschädel geholfen. Du ziehst alles durch, was du angefangen hast, egal wie aussichtslos es ist. Das kann nicht jeder.“ Sein Blick wanderte auf die Wasseroberfläche und er wurde wieder ruhig und ernst. „Du hast eine kämpferische Natur, die Seth nicht hatte. Du liebst Herausforderungen und das spornt dich an. Dadurch ist es immer ein Genuss sich mit dir zu duellieren. Du nimmst es ernst, du gibst alles von dir und du treibst rücksichtlos deinen Gegner weiter. Man kann dich nicht so einfach überlisten und sich auf eine Taktik für den Sieg verlassen. Das macht dich zu einem guten Duellant und zu meiner besten Herausforderung.“ „Daran bist du nicht ganz unschuldig.“ „Bitte?“ Seto blieb auf dem Boden des Pools stehen und löste sich vom Rand, wogegen er gerade nur mit dem Rücken lehnte. „Bevor du mich das erste Mal herausfordert hast, gab es keinen, der mir das Wasser reichen konnte. Die meisten konnten meiner offensiven Duellstrategie nicht standhalten und verloren kurzerhand den Kampf. Es gab nur wenige, die Glück hatten ein paar Züge mehr zu überleben. Du aber… du spielst klug und passt das Spiel deinen Bedürfnissen an. Du forderst deinen Gegner physisch und mental und lässt keinen Raum für Fehler. Wenn ich mich gegen dich duelliere weiß ich, dass jeder Zug mein letzter sein kann, sollte ich nur eine einzige Sekunde meinen Fokus verlieren. Du bist einfach der Einzige, der mich dazu bringt, während des Spiels meine Strategie zu ändern, mich anzupassen und auf der Hut zu sein. Du forderst alles und das liebe ich so sehr an unseren Begegnungen… die Anstrengung im Spiel zu bleiben den wilden Adrenalinrausch, der durch meine Adern schießt und mir keine Ruhe gibt.“ Er schloss die Augen, legte den Kopf leicht in den Nacken und lächelte, als er die Gefühle in Erinnerung rief, die er in den Duellen gegen Yami hatte. „Du schaffst es absolut jedes Mal mich den Geschmack des Sieges kosten zu lassen, bevor ich ihn real erreicht habe, nur um am Ende das Blatt zu wenden und mich zu Fall zu bringen. Ich habe das gehasst und doch, ich konnte nicht genug davon haben. Daran hat sich bis heute nichts geändert.“ „Sicher?“ Yamis Stimme klang amüsiert. Kaiba drehte sich um, so dass sich ihre Blicke begegneten. „Hasst du es wirklich?“ „Gegen dich zu verlieren? Lieben tue ich es auf jeden Fall nicht. Aber es hat nicht mehr diesen bitteren Nachgeschmack.“ „Keinen Hass also, dachte ich mir schon.“ Für einen Moment schloss der Pharao die Augen und blickte seinen Freund wieder an. „Das macht auch unsere Beziehung zu einander so besonders. Wir sind unterschiedlich und trotzdem finden wir im Kampf Einklang. Das ist sehr anders als es mit Seth war. Außerdem gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen euch beiden.“ „Der wäre?“ Yami löste sich ebenfalls vom Rand und drehte sich komplett zu ihm um. „Du bist meine Leidenschaft.“ Er wurde mit einer Mischung aus Überraschung und Skepsis gemustert. Die Reaktion amüsierte ihn, weil er sie in dieser Form erwartet hatte. Er konnte mittlerweile sagen, dass er den Firmenchef gut genug kannte, um einiges vorauszusehen und diese Reaktion war keine Ausnahme. Er wusste auch warum der andere überhaupt das Thema mit Seth und Ägypten ins Leben gerufen hatte. Seto wollte die Gewissheit haben, dass sein altes Ich nicht ihre Beziehung bestimmte. Yami legte die Hand an Setos Wange, der leicht unter der feuchten Berührung zusammenzuckte. Er lächelte, als er spürte, wie sein Partner sich danach gegen seine Handfläche lehnte, während die blauen Saphire seinen Blick einfingen. „Ich hatte das Glück dich kennen zu lernen, bevor ich meine Erinnerungen an die Vergangenheit zurückerlangt habe. So konnte ich ohne Parallele zur Vergangenheit beurteilen was für ein Duellant und Mensch du bist. Ich kann dir versichern, die Leidenschaft, die du in mir erwecken kannst, kann keiner in solche Maßen hervorrufen oder gar bändigen. Mit dir wächst meine Stärke, Seto. Das ist einer der Gründe, weshalb ich dich als Partner ausgewählt habe.“ Er ließ seine Worte auf Kaiba einwirken. Er hörte das Schwappen des Wassers hinter dem Brünetten, welches seinen Weg in den Abflusskanal fand, doch dieser Laut wurde leise und unbedeutend. Ihn zog es viel mehr zu diesem kräftigen Blau, das ihn an die unendliche Weite des Meeres erinnerte. Trotz kühlem Wasser, spürte er deutlich Setos vertraute Wärme. Dieser Moment war wundervoll. Seine Hand glitt in den braunen Haaren und starke Arme schlossen sich um seinen Körper. Sie kamen sich in einem Atemzug näher und ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss mit unglaublicher Tiefe und voller brennender Leidenschaft. Er schmeckte nach einem süßen Sieg nach einem glorreichen Kampf und ließ sie am Ende ohne Atem. Yami löste sich langsam von Seto. „Setzten wir das unter der warmen Dusche fort. Es wird langsam kühl.“ Er stützte sich am Rand des Pools ab und hievte sich hoch, um so aus dem Wasser zu kommen. Er schritt zur liege, wo sein Tuch lag, und hörte das laute Schwappen und Herabregnen vom Wasser, als sein Freund ebenfalls aus dem Pool kam. Eine leichte Gänsehaut umfasste seinen Körper, von der er wusste, dass sie nicht vom leichten Windzug seiner Bewegungen kam, sondern von Setos Blick, den er gerade auf sich spürte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Dieses kribbelige Gefühl war herrlich. Er trocknete sich ab und band das Tuch um seine Hüfte. Er schaute zu Seto, der nebenan nach seinem Tuch auf dem Liegestuhl griff. Sein Blick wanderte von den breiten Schultern hinab über den starken Rücken zum straffen Hintern und den langen Beinen. Da bekam er eine prickelnde Idee für die kuschelige Zeit nach der Dusche unter den weichen Decken. Ein listiges Grinsen erschien auf seinen Lippen und dieses wurde von seinem Freund sofort bemerkt. „Willst du mich jetzt nur anstarren oder planst du zu handeln?“, kam es herausfordernd von seinem Lover, wodurch Yamis Grinsen, umso breiter wurde. Seine Augen funkelten amüsiert. „Vorerst nur die Aussicht genießen.“ „Vorerst?“ Yami wandte sich ab und schritt zur Villa zurück. „Die Karte spiele ich aus, wenn es so weit ist.“ „Dann ist es wohl mein Zug?“ Seto folgte ihm ohne sich weiter Zeit zu lassen. „Mhm“, kam es zustimmend vom Pharao, ehe er ihm einen herausfordernden Blick zuwarf. „Spiele deine Karten gut aus.“ Seto schnaubte amüsiert, sagte aber nichts dazu. Der Pharao würde sehen, was er von dieser Herausforderung hatte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)