My love bite on your neck von Fara_ThoRn ================================================================================ Prolog: Prolog – Umprogrammieren -------------------------------- My love bite on your neck Prolog – Umprogrammieren Klack. Die Tür fällt hinter meinem Rücken schwer ins Schloss. Dahinter, im Flur, kann ich meine Mutter leise seufzen, und etwas unverständliches Murmeln hören, dann entfernen sich ihre Schritte. Ich bin froh, dass sie aufgegeben hat, weiter auf mich einreden zu wollen. Dass sie mir nur eine kurze Verschnaufpause gönnt, ist mir zwar klar, aber dennoch atme ich erleichtert ein, weil ich erstmal Ruhe vor ihren Fragen habe. Sie macht sich eben Sorgen um mich, aber genau das kann ich gerade gar nicht gebrauchen. Vielleicht wäre es besser gewesen, ich wäre erstmal nicht hier her gekommen ... Gedankenverloren schaue ich aus dem Fenster an der gegenüberliegenden Wand. Ein mir nur allzu bekannter Ausblick: Die Sonne scheint, und der Hügel unweit unseres Ortes, den ich durch die sattgrünen Blätter des Kastanienbaumes vor dem Fenster sehen kann, ist in goldene Farben gehüllt. Es ist Sommer und alles könnte so schön sein, aber hier bin ich nun. Geflohen aus meiner Gegenwart, hinein in eine ungewisse Zukunft und gestrandet in meiner Vergangenheit. Alles, was ich bisher geschafft habe, wurde Markiert und dann hat er auf die Entertaste gedrückt, um alles zu löschen, was zwischen uns war. Zurück auf Null. Ich starre auf ein leeres Dokument. Meine Augen brennen, als ich den letzten Karton, den ich noch in meinem Auto hatte, auf den Boden neben meinen Schreibtisch stelle. Seufzend falle ich auf meinen alten, klapprigen Bürostuhl und reibe mir über die Augenlider. Es ist nicht so, als müsste ich heulen. Mir brennen nur die Augen wie Feuer. Vielleicht täte es mir mal ganz gut, wenn ich mir ein paar Tränen herausdrücken könnte, aber es geht nicht. Alles in mir ist wie taub ... Langsam wippe ich auf dem Bürostuhl hin und her. 2015. Was für ein Scheißjahr! Nichts funktioniert, alles geht in die Brüche. Als ob ein Fluch auf mir lasten würde. Bisher dachte ich, alles Zufall, aber so viele Zufälle gibt es nicht, als dass ich noch daran glauben könnte. Jetzt bin ich endgültig am Boden, und ich weiß noch nicht mal wie es überhaupt so weit kommen konnte. Ich konnte nur dastehen und zuschauen. Als hätte jemand anderes das Zepter meines Lebens übernommen. Das muss sich schleunigst ändern! Aber wie? Ich fühle mich so schwach … Ich wische mir ein letztes Mal über die Augen und schaue auf die ganzen Umzugskartons, die mich in diesem kleinen Zimmer umringen. All die Dinge, die ich aus unserer gemeinsamen Wohnung mit hier her genommen habe. Zurück in mein altes Leben. Mein Leben vor ihm, als hätte es unsere gemeinsame Zeit gar nicht gegeben. Erst jetzt kommt alles so richtig hoch. Jetzt, wo ich hier sitze und meine Hände nichts mehr zu tun haben, doch weinen kann ich immer noch nicht. Da kann ich noch so oft daran denken, dass es nun endgültig vorbei ist mit uns. Schluss. Feierabend. Aber wieso so plötzlich? Warum habe ich vorher nichts bemerkt? Warum hat er mich rausgeschmissen, ohne vorher jemals mit mir darüber zu reden? Hat er es wirklich aus dem Grund getan, den er mir sauer und verletzt ins Gesicht geschrien hat? Ich weiß es nicht. Ich weiß im Moment rein gar nichts mehr. Und je mehr ich überlege, desto weniger weiß ich überhaupt. Dabei schwirren mir von Minute zu Minute nur noch mehr Fragen in meinem Kopf herum, aber ich bin zu müde und zu kaputt, um sie überhaupt zu fassen, oder gar eine Antwort darauf zu suchen. Ich bin so müde und fühle mich so allein ... "Schluss jetzt! Reiß dich zusammen!" Laut hallt meine Stimme durch das kleine Zimmer. Ich straffe mich und klappe meinen Laptop auf. Das Einzige, was ich noch unter Kontrolle, was ich noch beeinflussen kann. Wenn mir nun auch noch die Liebe versagt bleibt, nachdem zuvor auch der Rest meines Lebens den Bach runter gegangen ist, dann habe ich wenigstens noch mein Hobby, meine Obsession. Auf dem Bildschirm erscheint der Desktop. Zeit, loszulegen. Abschalten, mich in meine Arbeit stürzen, wenn ich zur Zeit schon keinen bezahlten Job habe. Meine Hände halten inne. Kein Job, keine Wohnung, keinen Partner. Ich blinzle. Diese Worte hallen so laut in meinem Inneren nach, dass sie mich erneut drohen in die Tiefe zu ziehen. "Ich habe gar nichts mehr", flüstere ich mit schwacher Stimme. 'Fast nichts mehr', sagt eine leise Stimme in mir. 'Du hast noch dein Programm.' Ich schlucke. Ist das wirklich alles, was mir geblieben ist? Klar, es ist mir sehr wichtig, aber wohin soll das noch führen? Was fange ich damit an? Was fange ich mit meinem Leben an? Was mache ich solange, bis meine Arbeit Früchte träg? Falls sie das überhaupt jemals tut. Solange meinen Eltern auf der Tasche liegen? Niemals! Und was ist mit mir? Mit meinem zerschmetterten Herzen? Was fange ich mit meinem gebrochenen Herzen an? 'Umprogrammieren!', ruft mir die Stimme in meinem Inneren mir zu. 'Ich programmiere mein Leben um. Das Einzige das ich kann. Programmieren.' So dumm es sich vielleicht anhört, aber diese Idee scheint mir am plausibelsten. Programmieren. Mein Rettungsanker, an dem ich mich sicher festhalten kann. Etwas, das ich beherrsche und steuern kann. Alles, was mir noch geblieben ist. "Dann mal los", sporne ich mich an und öffne das kleine, schwarze rechteckige Fenster, das mich zuerst noch leer anstarrt, sich jedoch mit einem einfachen Klick mit meinem jetzigen Lebensinhalt füllt. Alles, was ich noch habe ... ****** Huh! Hört sich erstmal etwas deprimierend an, was? Aber keine Sorge. Das bleibt nicht so ^^ Gleich im ersten Kapitel geht's volle Kanne los. Versprochen. ;-) Hosted by Animexx e.V. 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