Warum ich es hasse ein Zwerg zu sein von REB ================================================================================ Kapitel 34: Kleine Geschichten ------------------------------ 34. Kleine Geschichten Beim Abendbrot forderte man mich auf etwas zu erzählen. Kíli saß wieder bei uns. Ihm ging es wieder gut genug um mit uns zu speisen. Während ich an meinem Brot herum kaute kam mir eine Idee für eine Geschichte. Auch wenn mich Zwergen Geschichten nicht so interessierten schnappt man doch einiges auf. Wie in den Fantasy Geschichten eines gewissen Terry Pratchett. „Ich kenne eine Geschichte, welche beweist, dass unser Zwergenbrot viel besser ist als dieses Elbenbrot“, fing ich an. „Dann erzähl schon“, forderte mich Ori auf und beugte sich leicht vor. „Sie beginnt so. Vor langer Zeit ging ein Zwerg auf reisen. Er fuhr mit einem Boot. Leider kenterte es und er verlor seine Kampfaxt und war von Haien umgeben, welche versuchten ihn zu essen. Er war vollkommen auf sich gestellt. Da kam ihm die Idee. Er nahm sein Zwergenbrot, welches er immer bei sich trug und erschlug seine Feinde damit. Er schaffte es ans Land zu kommen und reiste übers dieses weiter. Danach brauchte er einige Wochen um wieder in eine Zwergen Siedlung zu kommen. Dabei hatte er nur ein Brot als Proviant.“ „Und wie soll das möglich sein?“, wunderte sich Bombur sehr. „Nun immer wenn er Hunger verspürte besah er sich sein steinhartes Brot und sagte zu sich: ´Bevor ich dieses Brot zu mir nehme, esse ich gar nichts.´ So verging sein Appetit und er konnte weiter reisen.“ Die anderen lachten darüber. „Und kennst du noch eine andere?“, fragte Fíli mich. Ihm schien meine letzte Geschichte gefallen zu haben. „Oh ich kenne noch eine. Es gab mal einen alten Zwergen. Er war einst ein berühmter Krieger gewesen, aber auch er wurde alt. Da er keine Zähne mehr hatte, konnte er nur noch Suppe schlürfen, was ihn sehr traurig machte. Bis zu dem Tag, welches sein Leben änderte. Er nahm sein gesamtes erspartes Gold und ließ sich Diamanten als Zähne einsetzen. Seit diesem Tage konnte er wieder ordentlich essen, was ihm seinen Lebenswillen zurückbrachte und er zog wieder in den Kampf hinaus. Ach ja. Seit dem Tage hatte er immer ein strahlendes Lächeln.“ „Erzähl noch eine Geschichte“, drängte Ori mich dazu. Ich dachte nach. Es gab mal eine Geschichte, welche mal mein großer Bruder erzählt hatte. Es war eine Zwergen Geschichte aus einem Spiel. „In Ordnung aber das ist die letzte für Heute. Sag mal, weißt du, weshalb wir Zwerge die Elben als hinterhältige Bartabschneider nennen Bilbo?“, fragte ich ihn. „Nein, dass habe ich nicht“, erwiderte er verdutzt. „Dann erzähle ich es dir. Vor langer Zeit, als die Elben und Zwerge noch gute Freunde waren, schickten die Zwerge zu den Elben sehr hohe Gesandte. Nun war es so, dass während die ehrwürdigen Zwerge schliefen, sich vier Elbenkinder sich einen Streich überlegt hatten. Sie schlichen sich zu ihnen und schnitten ihnen heimlich ihre Bärte ab.“ Ich hörte ein paar aufgeregte Rufe. „Natürlich waren auch diese Zwerge empört. Dies war auch der Beginn der Bartkriege. Einer der erbittertsten Kriege zwischen den Elben und den Zwergen welche es jemals gegeben haben soll. Es heißt sie dauerten einige Jahrhunderte.“ „Ich habe noch nie etwas von diesen ´Bart Kriegen´ gehört“, wunderte sich Ori. „Natürlich hast du es nicht. Immerhin waren es nur ausgedachte Geschichten“, erwiderte ich vergnügt. „Jetzt bin ich dran mit erzählen“, sagte eine unbekannte Person. Ich sah vom Feuer nach oben. Ich blickte auf einen mir unbekannten Zwerg, welcher plötzlich vor mir stand. Er hatte eine wilde rote Mähne und wirkte sehr kriegerisch. Wie es aussah hatten sich einige Zwerge zu uns gesetzt. Das war mir vollkommen entgangen. Wahrscheinlich war ich zu sehr abgelenkt gewesen. „Also, vor vielen Jahren zog ich mit meinen Vater auf die Jagt aus.“ Er erzählte uns wie er die Fährte gelesen habe von einem Tier und dieser gefolgt war. Es war ein Rascheln zu hören, ehe diese Bestie heraussprang. Gemeinsam mit seinem Vater haben sie den Bären erledigt, nachdem er sich von seinen Schrecken erholt hatte. Im Hintergrund hörte ich wie ein Zwerg in Thorins Alter zum Zwergenkönig zuflüsterte. „Eigentlich war es nur ein Hase, aber du weißt ja wie mein Sohn ist. Meine Frau hat sich natürlich über die Beute gefreut.“ „Also wie fandest du meine Geschichte?“ „Sie war ganz toll“, lobte ich ihn. Nun sah ich mich um. Es kamen immer mehr Zwerge. So viele hatte ich noch nie gesehen. Einige waren in Gespräche vertieft, welche ich nicht verstand, da sie in der Zwergensprache geführt wurden. „Erzählst du bitte noch eine Geschichte“, ersuchte er mich darum. Ich wollte schon ablehnen doch ich entschied mich anders. Ich trank etwas Tee, um meinen trockenen Hals anzufeuchten und begann zu erzählen. Sofort erzählte ich ihnen das Märchen von Dornröschen. Je mehr Zwerge dazu kamen desto unwohler fühlte ich mich. Auch wenn ich körperlich eine Zwergin war, würde ich nie wirklich eine von ihnen sein. Nach einiger Zeit war die Geschichte zu Ende. Ich stand auf. „Du Fíli, was hältst du davon, wenn wir etwas Schwertkämpfen üben?“, schlug ich vor. „Warum nicht“, willigte er ein und erhob sich ebenfalls. „Ich komme natürlich mit“, stellte Kíli klar und folgte uns. Ich war froh die Halle verlassen zu haben und atmete erleichtert aus. Wir gingen in einen leeren Raum. Dort stellte ich mich Fíli gegenüber und unser Übungskampf begann. Ich merkte, dass ich von der Erkältung noch leicht geschwächt war, aber ich schon viel besser kämpfen konnte als bei Beorns Hütte. Trotz dessen verlor ich. Plötzlich klatschte jemand. „Nicht schlecht für eine so junge Zwergin“, merkte dieser an. Der Zwerg von vorhin trat hinzu. „Darf ich mitmachen?“ „Em… von mir aus“, willigte ich zögerlich ein. Auch Kíli und Fíli hatten nichts dagegen. „Dann fordere ich dich heraus Kíli“, bestimmte der fremde Zwerg. „Lass das. Kíli ist noch zu krank um zu kämpfen. Wenn du gegen jemanden kämpfst dann schon gegen mich“, mischte ich mich ein. „Wenn du unbedingt willst, Kleine.“ Das machte mich wütend. Wie konnte dieser Zwerg es wagen mich Klein zu nennen? Das die Elben mich so nannten, kam ich darüber hinweg aber von einem Zwergen? Ich stellte mich ihn gegenüber und der Kampf begann. Gegen ihn strengte ich mich besonders an. Leider gewann ich nicht. Dabei war ich so nah dran! „Es war ein guter Kampf, aber du musst noch sehr viel üben“, beurteilte er und half mir auf. Ich bemerkte das er leicht keuchte durch die Anstrengung. „Beim nächsten mal werde ich dich besiegen.“ Das brachte ihn zum Lächeln. „Ich freue mich darauf.“ Was er nun machte überraschte mich. Er nahm meine Hand und küsste diese. „Ich geh dann mal wieder zu meinem Vater. Es gibt noch viel zu besprechen“, richtete er die Worte an Kíli und Fíli und ging weg. Ich wandte mich an die Geschwister. „Ich brauche noch eine vernünftige Kampfausrüstung.“ „Dann gehen wir mal in die Rüstkammer.“ Zusammen begaben wir uns dort hin. Von Fíli bekam ich ein leicht verstaubtes Kettenhemd in die Hand gedrückt und von Kíli einen Helm. Am Ende war ich richtig beladen. Nachdem alles in meinem Zimmer verstaut war zog ich mich alleine in meinem Zimmer um. Zuerst habe ich es natürlich geputzt. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich raus. Fíli half mir am Ende den Helm wie auch ein paar Sachen zurecht zu rücken. Mit voller Montur ging ich zu Bilbo, welcher bei den anderen in der Eingangshalle war. Es war etwas umständlich, darin zu laufen oder sollte ich eher ungewohnt sagen? Nachdem ich meinen Helm abgesetzt hatte grinste ich ihn breit an. „Sieh mal. Sieht doch toll aus, oder?“ „Willst du wirklich mitkämpfen?“, fragte er zweifeln. „Natürlich. Aus diesem Grund bin ich doch hier. Ich lasse doch die Durin Familie nicht einfach im Stich.“ Jemand klopfte mir kräftig auf den Rücken. „Eine tolle Einstellung“, lobte mich einer. Ich blickte in das Gesicht eines älteren rothaarigen Zwerges, der mir schon mal aufgefallen war. „Ermutige sie doch nicht darin, Vetter“, murrte Thorin und stieß dazu. „Ach was. Ich selber war gerade mal 31 Jahre alt als ich in Moria gekämpft hatte. Das waren noch Zeiten“, schwärmte er davon. Warte mal, sagte er Vetter? Das würde ja bedeuten, das dieser Zwerg Dáin war. „Du hattest dabei eine Ausbildung zum Krieger gehabt Dáin, was man von ihr nicht sagen kann.“ Spätestens jetzt war es mir klar. Er war es. „Sie hat zumindest das Herz eines Kämpfers. Mach weiter so“, sprach er lobend zu mir. Das Gesicht von Thorin verfinsterte sich darauf noch mehr. Bilbo mischte sich ein. „Du solltest nicht mitkämpfen, Hann. Überlasse es lieber den Kriegern diesen Kampf auszutragen. Wir sollten lieber planen, wie wir wieder nach Hause kommen.“ Mir fiel wieder ein, dass ich Bilbo nichts von meinen neuen Plänen erzählt hatte. Nun, wo ich wusste wieder nach Hause kommen zu können, hatten sich meine Pläne geändert. „Lass uns später darüber reden Bilbo, wenn hier alles vorbei ist. Momentan können wir sowieso nicht abreisen, solange Azog und dessen Sohn Bolg da draußen lauern“, entgegnete ich entschieden. „Ich geh und zieh mir das mal aus. In dieser Rüstung schwitzt man ja richtig viel“, beklagte ich mich. „Hilfst du mir bitte dabei sie aus zu ziehen Bilbo?“ Dieser wurde leicht rot um die Nase. „Em… natürlich“, stotterte er. „Wenn ihr etwas zum Baden sucht. Hier gibt es eine warme Quelle mit einem großen Badesee wo man sich erfrischen kann, soweit ich gehört habe“, informierte mich Dáin. „Das hört sich fantastisch an. Wo ist diese?“ „Mein Sohn wird sie dir zeigen. Ich habe noch einiges mit meinem Vetter hier zu besprechen.“ In diesem Moment kam dieser Sohn vorbei. „Gut, dass du da bist Thorin.“ Er wies seinen Sohn an mir den Weg zu zeigen. „Warte mal. Du heißt auch Thorin?“, wunderte ich mich doch sehr. „So ist es.“ „Darf ich dich Thori nennen um dich nicht mit diesem Zwerg da zu verwechseln?“ Er schien etwas irritiert zu sein von meiner Bitte und nickte dann. „Warum nicht.“ Zusammen gingen wir erst zu meinem Zimmer. Auf dem Weg trafen wir Kíli und Fíli, welche ich einlud mit uns zu Baden. Sie willigten ein. So kamen sie mit und man verabredete sich vor meiner Tür wieder zu treffen, denn auch die Kerle mussten noch ihre Badesachen holen. Bilbo durfte rein und half mir etwas die Rüstung abzulegen. Danach musste auch er raus. Ich suchte meine Badekleidung heraus und zog sie an. Dann nahm ich ein Handtuch, sowie etwas Seife und trat aus meinem Zimmer. Wie es aussah, hatten auch die Kerle sich Handtücher für sich besorgt. Des weiteren trugen sie ein paar Fackeln. „Also auf zur Heißen Quelle!“, rief ich begeistert. Wir begaben uns dort hin. Es war ein weiter Weg und mir wurde langsam klar, weshalb die anderen diese Fackeln mit genommen hatten. Es wurde hier immer dunkler. Nach einer ganzen Weile erreichten wir einen kleinen See mit klarem Wasser. Es wirkte fast wie eine Tropfsteinhöhle. Den anderen schien dieser Anblick ebenso zu gefallen wie mir. Ich stürzte mich regelrecht rein und genoss das Wasser. Er war herrlich warm. Die Kerle zogen sich bis auf die Unterhose alles aus und stürzten sich nach mir ins Wasser. Ich beobachtete diesen Thorin etwas genauer. Wie Kíli und Fíli war auch er sehr muskulös. Man sah ihn an, dass er ein richtiger Krieger war. Die Männer waren hier so anders als in meiner Welt. Ja, es gab auch in meiner Welt Muskelpakete, aber keine in meinem Bekanntenkreis. Dieser Thorin schien mich ebenso zu mustern, ehe er sich abwandte. „Es ist schade das wir keinen Ball haben. Dann hätten wir damit spielen können“, bemerkte ich traurig. „Man kann auch so Spaß haben“, meinte Kíli und bespritzte mich mit Wasser, was ich erwiderte. Bilbo blieb lieber draußen und schaute uns zu. Etwas was ich sehr schade fand, aber ich wusste, dass ich ihn nicht dazu zwingen konnte. Ich schwamm ein paar Runden und ließ mich einfach auf dem Rücken treiben. Es war einfach herrlich hier unten. Vielleicht könnte ich mich ja doch an diesen Berg gewöhnen. Ich forderte dann die Kerle zu einen Wettschwimmen heraus bei dem ich sogar gewann. Nachdem meine Haut ganz schrumplig war, verließ ich das Wasser und legte mich auf mein Handtuch und schloss meine Augen. „Dir scheint das Baden richtig zu gefallen.“ „Das hast du gut erkannt Bilbo. Weshalb glaubst du bin ich in Hobbingen so oft Baden gegangen?“, erwiderte ich gut gelaunt. Das Gesicht des Hobbits wurde bedrückt. „Stimmt etwas nicht?“ „Alle bereiten sich auf eine Auseinandersetzung mit den Menschen und den Elben vor. Bard, der Anführer der Menschen, hat versucht mit Thorin zu verhandeln. Er will das versprochene Gold von ihm um die Menschenstadt wieder aufzubauen aber Thorin will ihnen kein Gold abtreten. Dáin unterstützt ihn dabei. Und dann ist auch noch die Sache mit den Elbenkönig. Er sammelt seine Leute. Auch er hat Forderungen aufgestellt. Sollte Thorin übermorgen Abend nicht mit den Diamanten heraus rücken, würde er an der Seite der Menschen diesen Berg erobern um sich das zu holen, was laut ihm sein ist.“ Diese Entwicklung war mir vollkommen entgangen. Leise fluchte ich vor mich hin. „Warum hast du mir das nicht eher gesagt Bilbo und überhaupt. Warum schließt man mich aus, bei dieser Planung?“, knurrte ich ihn verärgert an. „Ist etwas?“, fragte mich Fíli, welcher meine schlechte Laune bemerkt hatte. „Es geht nur um Thorin.“ Ich atmete tief durch. Fíli konnte ja nichts dafür. „Warum behandelt er mich nur wie ein Kind? Dabei habe ich mich doch längst bewiesen, dass ich erwachsen bin. Was muss ich noch machen?“ „Du weist doch wie stur er sein kann.“ „Das weiß ich“, erwiderte ich grimmig. „Ich geh hoch und ziehe mich mal um. Es ist nicht gut, wenn ich mich noch mehr erkälte.“ „Mach das. Wir bleiben noch etwas hier unten.“ Nach einigen Herumirren gelangte ich in mein Zimmer. Dort zog ich mir eine Hose und ein Hemd an. Es war später Abend und ich überlegte mir langsam ins Bett zu gehen. Ich müsste nur noch meine Haare kämmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)