Harry Potter, the Real Story von Zaje (the show must go on) ================================================================================ Kapitel 2: Auf in den Fuchsbau ------------------------------ »Sally! Simon ist da!« »Ja! Ich komm ja schon!« »Jetzt beeil dich doch maaaaal!« Sally verdrehte die Augen, lachte aber als sie die Treppe hinunter stürmte und ihrer Schwester die Zunge entgegenstreckte. »Du nervst«, meinte sie an Dora gewandt, bevor sie sich an ihr vorbei schob, um zur Tür zu gelangen. »Du auch«, rief ihr die Ältere lachend hinterher und ging mit der Katze Klio am Arm nach draußen in den Garten. Ein Seufzen entwich der Schwarzhaarigen, bevor sich ihre Miene aufhellte, als ihr wieder einfiel weswegen sie eigentlich hier runter gestürmt war. Sie wandte sich um und setzte den Weg zur offenen Tür fort. Simon stand im Türrahmen und strahlte übers ganze Gesicht. »Simon! Du bist ja riesig«, rief Sally lachend aus und umarmte ihren besten Freund fest, nachdem er eingetreten war. »Hi, Sal. Danke. Und du bist im letzten Monat geschrumpft«, erwiderte er die lachende Begrüßung und löste sich wieder von ihr. Die beiden gingen hinaus in den Garten und setzten sich unter einen Baum ins Gras. »Alles Gute nachträglich zum Geburtstag. Ich hab hier eine Kleinigkeit für dich.« Simon kramte in dem Rucksack, den er mitgebracht hatte und beförderte ein hübsch eingepacktes Geschenk hervor. »Das wäre doch nicht nötig gewesen«, murmelte Sally und nahm das Geschenk dankend entgegen. »Ich hör dich gar nicht. Emily hat es übrigens eingepackt, nachdem ich das Papier beinahe in Brand gesetzt hätte«, gab Simon zu und wurde etwas rot. Sally lachte auf. Das sah Simon mal wieder ähnlich. Vorsichtig öffnete sie das Papier um es ja nicht zu zerstören und beförderte ein wunderschönes Fotoalbum zu Tage. Die Seiten waren zwar leer, aber Sally wusste, dass sie sehr bald gefüllt werden würden. »Das ist perfekt. Danke, Simon!« Sie umarmte den Carter kurz und strich vorsichtig über den schönen Stoffeinband. Er war cremefarben und mit roten, gelben, blauen und grünen Blümchen versehen - die Farben der Hogwartshäuser. »Ich wusste, dass es dir gefallen würde.« Simon strahlte übers ganze Gesicht und die Erleichterung, dass sich seine Vermutung bewahrheitet hatte, stand ihm ins Gesicht geschrieben »Es ist wirklich toll. Und ich bin mir sicher, dass wir bald einiges einkleben können«, gab Sally mit einem Zwinkern zurück und grinste breit. Ihr zwölfter Geburtstag lag nun eine Woche zurück und sie hatte noch nie so viele Briefe erhalten. Alle ihre Freunde hatten an sie gedacht - sogar von Jo hatte sie eine kurze Nachricht erhalten! Obwohl sie sich bei ihm nicht ganz so sicher war, ob es geplant oder ein Versehen gewesen war. Heute würden sie sich alle das erste Mal seit Schulschluss wieder sehen. Die beiden Weasleys hatten sie für den heutigen Tag eingeladen. Zuerst wollten die Freunde ein paar Tage bei den Weasleys verbringen, allerdings war ihre Mutter nicht sehr begeistert von der Idee gewesen, dass sechs weitere Menschen für ein paar Tage ihr Haus belagerten. Es gab einfach nicht genügend Platz. Die Zwillinge hatten in ihrem Brief zwar beteuert, dass sie ihre Eltern versucht hatten zu überreden, dass ihre beiden Brüder und ihre Schwester doch gemeinsam im Keller übernachten könnten, aber allzu gut war dieser Vorschlag nicht angekommen. Aber einen Tag mit ihren Freunden zu verbringen war immer noch besser als gar keinen Tag. Sally stand auf um das Fotoalbum nach drinnen zu bringen. Sie wollte nicht, dass es schmutzig oder kaputt wurde. Die Schwarzhaarige ging in die Küche und griff nach zwei Gläsern, die sie mit Eistee befüllte, den ihre Mutter hergerichtet hatte. Sie hatte ihre Mutter heute nur kurz gesehen, da sie einen Termin beim Heiler hatte - reine Kontrolluntersuchung hatte sie gesagt. Nachdem sie den gestrigen Tag bei ihren Großeltern verbracht hatte, hatte sie ihre Mutter kaum zu Gesicht bekommen und irgendwie war es so, als fehlte Sally ihr Ruhepol. Von daher war es eigentlich ganz gut, dass sie den restlichen Tag bei George und Fred verbringen würde. Bewaffnet mit zwei Gläsern Eistee ging Sally wieder nach draußen und versuchte nicht über die Teppichkante, die Katze und ihre eigenen Füße zu stolpern. Es war gar nicht so einfach wie es aussah und vermutlich sah es auch furchtbar lächerlich aus, als Sally auf Zehenspitzen durch den Garten trippelte, peinlich darauf bedacht, die Hauskatze Klio nicht über den Haufen zu laufen. Simon schien sich jedenfalls köstlich zu amüsieren, war aber dann so gnädig und eilte seiner Freundin zu Hilfe. Er nahm ihr eines der Gläser ab, grinste und prostete ihr zu. Eine Stunde später saß Sally gemeinsam mit Simon, Fred, George und Mischa unter einer alten Eiche und blickten auf den Fuchsbau hinab. Die Schwarzhaarige war überrascht gewesen, dass sie nicht alle waren. Vor allem einen hätte sie gerne wiedergesehen. Die Pause von ihren Freunden hatte sie wohl vergessen lassen, dass Jo sein Mundwerk nicht unter Kontrolle hatte. George erzählte ihnen, dass Jo mit seiner Familie in Frankreich bei Verwandten war, Charly von vornherein abgesagt hatte, da ihre Eltern ihr ohnehin nicht erlauben würden Weasleys zu besuchen und Lee irgendwo im Süden Afrikas herumgurkte. Fred behauptete, dass er wohl auf der Suche nach seinen Verwandten im Urwald verloren gegangen war, woraufhin die Jungs lachten und Sally ihm auf den Oberarm boxte und empört seinen Namen rief. Die fünf Freunde schlürften den selbstgemachten Kürbissaft, den Mrs. Weasley ihnen freundlicherweise mitgegeben hatte. Die Eiche unter der sie saßen, befand sich auf einem kleinen Hügel und wenn sie sich umdrehen und ein paar Schritte vom Fuchsbau weggehen würden, würden sie in der Ferne das Dorf Ottery St. Catchpole ausmachen können. Es dauerte nicht lange, bis das Gespräch auf das einzige Thema fiel, das die zukünftigen Zweitklässler wohl interessierte: Quidditch. Simon war sofort Feuer und Flamme und Sally hob überrascht die Brauen. Noch nie hatte sie ihren Freund so enthusiastisch gesehen. Er war sehr begeistert von Sport allgemein, immerhin brauchte er Bewegung um zur Ruhe zu kommen. Aber, dass er nun ohne Besen beinahe abhob, nur weil sie alle an den Auswahlspielen für die Quidditchmannschaften teilnehmen durften, war schon etwas … erschreckend. »Charlie hat gesagt, dass die Posten der Treiber und ein Platz unter den Jägern frei geworden ist. Und, dass er sich nach einigen Ersatzspielern umsehen wird. Im letzten Jahr gab es zu viele Verletzte ohne Ersatz«, erzählte George ihnen und verzog die Miene. Niemand von ihnen hatte vergessen, dass Slytherin im letzten Jahr den Quidditchpokal gewonnen und Gryffindor somit haushoch geschlagen hatte. Den Hauspokal hatten sie dann auch noch eingeheimst. Auch Mischa hatte dies nicht vergessen, denn er grinste übers ganze Gesicht und kicherte über die betrübten Mienen der drei Gryffindors. »Ich bewerbe mich jedenfalls für die Position des Jägers. Und ich prophezeie euch, dass ich ein Tor ums andere versenken werde«, warf Simon nach ein paar Momenten schließlich ein, um das Thema wieder auf die Spiele zu wechseln. »Das glaube ich nicht!«, rief Fred aus und lachte als Simon nur meinte, dass sie das schon sehen würden. Es dauerte nicht lange, bis Simon und die Zwillinge sich gegenseitig so in Rage geredet hatten, dass sie den Hang hinunter liefen und drei alte Besen aus dem Schuppen der Weasleys zerrten. Sally und Mischa hatten sie dabei völlig vergessen. »Ähm …« Sally warf Mischa einen kurzen, fragenden Blick zu, bevor sie einstimmig zu lachen begannen. Manchmal musste man seine Freunde nicht verstehen. In stummer Übereinkunft hatten die beiden beschlossen, den anderen dreien nicht zu folgen. Mischa fand den Kleinkrieg wohl durchaus unterhaltsam, während Sally eher Angst hatte, eins mit dem Besenstiel über den Kopf zu bekommen. Man musste schließlich nicht was ihnen einfallen würde. Und so beobachteten sie die Zwillinge und Simon, wie sie sich über irgendetwas stritten, das Sally nicht allzu genau wissen wollte, und wenige Minuten später in den Himmel stiegen um Quidditch zu spielen. Die Stille zwischen Sally und Mischa war interessanterweise nicht unangenehm. Die Gryffindor wusste zwar nicht wirklich, was sie mit dem Russen sprechen sollte - die beiden waren noch nie zuvor alleine gewesen - dennoch war kein gespanntes oder nervöses Schweigen zwischen ihnen. Es war einfach ein Schweigen unter Freunden. »Willst du auch in die Hausmannschaft?«, fragte Sally nach einer Weile, nachdem George Simon beinahe von seinem Besen gekickt hätte. »Ich denke schon, ja. Schon alleine um euch Gryffindors mal eins auszuwischen.« Mischa zwinkerte ihr zu und grinste. »Und du?«, fragte er schließlich und setzte sich in den Schneidersitz, den Blick immer noch auf die drei Jungs gerichtet, die sich inzwischen gegenseitig durch den Obstgarten jagten. »Ich wäre gerne Jägerin«, gab Sally zu. »Die anderen Positionen finde ich zwar auch toll, aber als Jäger ist man fast genauso wichtig wie der Sucher. Und wenn man genügend Tore erzielt, kann es ja trotzdem sein, dass man das Spiel gewinnt.« »Das stimmt. Ich würde trotzdem lieber Sucher sein, wenn ich ehrlich bin. Du bist der einzige, der das Spiel beenden kann - das ist schon eine Ehre!« »Da hast du Recht. Aber ich glaube um Sucher zu sein wäre ich viel zu nervös. Der Druck ist wohl ziemlich groß. Für den Hüter hätte ich zu große Angst vom Ball ins Gesicht getroffen zu werden, anstatt ihn aufzufangen. Und für Treiber hab ich vermutlich zu wenig Kraft in den Armen«, ging Sally die einzelnen Positionen durch, was Mischa lachen ließ. »Ja, das Treiber-sein solltest du den Zwillingen überlassen, ich denke die werden es uns noch zeigen«, schmunzelte Mischa und deutete auf George und Fred, die Simon gerade mit faustgroßen Äpfeln bewarfen. Die beiden begannen wieder zu lachen und hörten erst damit auf, als sie sich den schmerzenden Bauch hielten. Als Mischa sich zu ihr drehte um sie etwas zu fragen, blickte sie ihm das erste Mal so richtig ins Gesicht. Zumindest musste das wohl so sein, denn sonst wäre ihr dieses Etwas unter seinem linken Auge schon vorher aufgefallen. »Wie ist das passiert?«, platzte es aus ihr heraus, bevor Mischa seine Frage nach ihren Sommerferien überhaupt beginnen konnte. Dem Slytherin blieb der Mund offen stehen und er wusste kurzzeitig nicht, was er tun sollte. Ihre Frage hatte ihn etwas aus dem Konzept gebracht. Er schloss den Mund und öffnete ihn schließlich wieder um ihre Frage zu beantworten. Hätte er das nicht gemacht, wären trotzdem die Worte zur Ferien-Frage aus ihm herausgepurzelt. Wie automatisch hob Mischa die Hand und strich sich mit dem Finger über die noch sehr frische Narbe unter seinem linken Auge. »Ich war in den Ferien bei meinen Großeltern zu Besuch und hab diesen blöden Thestral nicht gesehen. Er war mir gegenüber nicht allzu friedlich gestimmt und hat mich gestoßen. Mit seinem Schnabel. In mein Gesicht.« Mischa wusste zwar nicht, ob diese Tiere Schnäbel hatten, aber es hatte sich so angefühlt. Sallys Mund stand halb offen und man konnte die Zahnräder in ihrem Hirn förmlich rattern sehen. Es dauerte ein paar Momente, bis sie ihre Fragen geordnet hatte und schließlich mit der wichtigsten herausplatzte. »Was sind Thestrale?« Sie wusste, dass sie dieses Wort schon einmal gehört hatte, aber sie wusste einfach nicht mehr wo und wann. Mischa überlegte kurz und meinte dann: »Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht genau. Man kann sie nur sehen, wenn man jemanden sterben gesehen hat. Ich weiß aber, dass sie Flügel haben und irgendwie Pferdeähnlich sind. Aber richtig vorstellen kann ich mir sie auch nicht und ehrlich gesagt hoffe ich auch, dass ich nie einen sehen muss.« Er rümpfte die Nase und schnaubte leicht. »Verstehe. Dann ist es kein Wunder, dass du ihn übersehen hast …« Das wäre nämlich ihre nächste Frage gewesen. Es erschien ihr etwas komisch, dass man ein Tier, das einem offenbar so eine Tiefe Wunde zufügen konnte, dass eine Narbe blieb, nicht sah. »Jedenfalls ist es schon so gut wie verheilt, die Narbe wird wohl trotzdem bleiben«, fügte Mischa noch beiläufig hinzu und drehte den Kopf wieder in die Richtung der Weasley-Zwillinge und Simon, was Sally dazu veranlasste endlich den Blick von der Narbe zu lösen. »Na, ihr Langweiler? Was macht ihr?«, rief Fred von weitem und winkte ihnen zu. Die drei Jungs hatten sich wohl ein Wettrennen den Hügel hinauf geliefert. Mit den Besen in den Händen. Wie gesagt … man musste seine Freunde nicht immer verstehen. »Wir haben darüber gesprochen wie bescheuert ihr nen Hügel hoch lauft!«, rief Mischa zurück und stand auf. Er zog Sally auf die Beine, sie warfen sich einen kurzen Blick zu und ohne ein Wort zu wechseln liefen sie beide los, den Hügel hinunter in Richtung Fred, George und Simon. Sallys Beine wurden immer schneller und schneller und sie konnte nichts dagegen tun. Ein Schrei entwich ihrer Kehle, woraufhin sie laut loslachte. »Ich. Kann. Nicht. Bremsen!«, stieß sie hervor und riss die Augen auf, als sie Fred in zwei Meter Entfernung stehen sah. Der Gryffindor schmiss den Besen zur Seite und breitete die Arme aus um Sally zu stoppen. Sie prallte in ihn hinein, klammerte sich an sein Shirt und fiel gemeinsam mit Fred hart zu Boden. Mischa hatte es irgendwie geschafft langsamer zu werden, riss Simon und George aber trotzdem von den Füßen. Einfach weil er es konnte. Die fünf Freunde purzelten ein paar Meter den Hang hinunter, bis sie zum Liegen kamen. »Was ist gerade passiert?«, fragte Simon in die Stille hinein, die nur vom erschöpften Schnaufen der fünf gefüllt worden war. »Keine Ahnung«, gab George schwer atmend zurück und brach schließlich in schallendes Gelächter aus, in das die anderen einstimmten. Sally drehte den Kopf um ihre lachenden Freunde zu beobachten, fing ihre Blicke auf und war sich sicher, dass das kommende Schuljahr noch viel besser werden würde, als das letzte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)