Die dunkle Seite des Mondes von Ondine ================================================================================ Prolog: Morganas Höhle ---------------------- Die Familie Weasley-Granger lebte nicht, wie Ron es sich immer vorgestellt hatte, im Fuchsbau mit sieben Kindern und einem Hund, der ihm alle Spinnen vom Hals halten würde, sondern Mitten in London am Salamanderweg, nicht weit von der Winkelgasse entfernt, in einem gelben Reihenhaus mit einer Tochter und einem Sohn. Rose Weasley war kleinerer Statur, hatte die selbe Haarpracht wie ihr Vater, eine kleine Stupsnase, mehr Sommersprossen, als eigentlich Platz hätten auf ihrem kindlichen Gesicht und Rehaugen, die sie noch jünger wirken liessen – sie sah ganz aus wie eine Weasley. Doch ihren Verstand hatte sie eindeutig von ihrer Mutter Hermine geerbt, ein eindeutiges Indiz war ihr letztjähriges Zeugnis: Alle ZAG-Prüfungen hatte sie mit Ohnegleichen bestanden, so dass Professor McGonagall Rose aufgefordert hatte, aus den bestandenen Fächern lediglich sieben auszulesen, in denen sie ihre UTZ-Prüfungen schreiben wollte. Rose entschied sich für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Zaubertränke, Verwandlung, Zauberkunst, Kräuterkunde, Arithmantik und alte Runen – alles, was Ron damals zur Verzweiflung getrieben hatte. Hugo war erst im fünften Jahr und ein Träumer. Er träumte davon eines Tages einen Drachen streicheln zu können oder wie Kobolde bei Gringotts zu arbeiten. Als er erst sechs Jahre alt war, hatte Ron ihn zum weinen gebracht, weil er ihm erklären musste, dass nur Kobolde bei Gringotts arbeiten durften. Ja, Hugo hatte immer komische Ideen, wie auch diesen Sommer; er hatte sich einen Sommerjob bei einem Mugglecafé namens Starbucks besorgt, natürlich auf magische Weise. Während Grossvater Arthur auf bizarre Art und Weise stolz auf seinen Enkel war, frustrierte es Ron, dass er seinen Sohn nicht verstand, und dass sein bester Freund Harry Potter sich sein grölendes Lachen verkneifen musste, als der Familienvater es ihm erzählte. Alle redeten stets auf Hugo ein, sein seltsames Verhalten abzulegen, auch Rose hatte es bereits versucht, war aber zu beschäftigt damit für die Prüfungen zu lernen, um es auch wirklich ernst zu meinen. Alle versuchten es, ausser jemand. Einzig und allein Hermine war es, die ihren Sohn in Ruhe liess. Doch Ron zweifelte daran, dass sie überhaupt mitbekommen hatte, dass Hugo bei Starbucks arbeitete. Oder dass sie jemals überhaupt in den letzten Jahren etwas mitbekommen hatte... „Weisst du Harry, ich versteh' ja, dass ein Auror zu sein viel mit sich bringt und viel Zeit beansprucht, aber sie ist NIE da!“, meinte Ron verächtlich, während er seinem Bruder George eine Nachricht wegen den neuen Süssigkeiten für den Zauberscherzartikelladen schrieb und er und Harry mit je einem Bier im gelben Reihenhaus des Salamanderwegs im Hintergarten sassen. „Ich meine, du bist ja auch Auror und wirst jetzt bald zum Minister ernannt, aber du weisst, dass James bald Laura Krum heiraten wird, dass Albus dich hasst, und dass Lily letztes Jahr in Hogwarts ihren ersten Kuss bekommen hat.“ - „Was? Lily hat.. ge..geküsst?!“, kam es entsetzt von Harry, der offenbar nichts davon gewusst hatte und nun sichtlich schockiert war von jener Offenbarung. „Harry, lenk jetzt nicht vom Thema ab“, ermahnte in Ron mit bösem Blick und band die Nachricht um das Fussgelenk der weissen Eule, die sofort damit verschwand. Harry seufzte müde, er würde das Gejammer seines besten Freundes nicht mehr lange aushalten können. „Hast du Hermine jemals darauf aufmerksam gemacht, dass sie das halbe Leben ihrer Kinder verpasst hat?“, wollte Harry wissen, um dann endlich zum Schluss der Diskussion zu kommen. Es schmerzte auch ihn, seine zwei besten Freunde so getrennt zu sehen, vor allem aber schmerzte ihn Rons traurige Miene, die seit Wochen, seit dem Hermine nach Russland gereist war, auf seinem Gesicht lag. Ding-Dong Plötzlich hörten die zwei Zauberer eine Türklingel, ein Schrei, der sich anhörte wie „für mich“ und ein Getrampel, das mit grösster Wahrscheinlichkeit von der Treppe kam. Ron überkam ein ungutes Gefühl, dass es seine Frau sein würde. Und mit seinem unguten Gefühl lag er nicht falsch. Rose war die Treppe hinunter gehechtet, hatte die Tür aufgeschwungen und ist ihrer Mutter in die Arme gefallen. Hermine Granger-Weasley stand ganz schwarz gekleidet und mit einem grossen Koffer vor der Eingangtür und schien erschöpft, aber glücklich ihre Tochter in die Arme schliessen zu können. Ron und Harry hatten ebenfalls den Eingangsraum betreten und schwiegen noch. Sie küsste ihre fast gleich grosse Tochter auf die Wange und schmunzelte: „Ich hab von deinen Noten gehört, ich hoffe, dass ich bald jemanden bekanntes im Aurorenausbildungsteam haben werde.“ Das hoffte Rose auch. Es war ihr grösster Wunsch eine Aurorin zu werden, wie ihre Mutter, und es all ihren Mitschülern, die sie Jahre lang hochgenommen hatten, zurückzuzahlen – vor allem Scorpius Malfoy. Doch für heute hatte sie etwas anderes geplant – nun gut, Dominique und Alice hatten geplant. Nachdem Hermine Ron einen flüchtigen Kuss auf die Wange gegeben hatte und Harry zur Begrüssung umarmte, liess Rose den Koffer ins Schlafzimmer ihrer Eltern schweben und wärmte den Kürbiseintopf der letzten Woche auf. „Ich bin so froh, dass du zurück bist Mum“, meinte sie munter und küsste ihre Mutter auf die Wange. Aber Hermine wusste, dass jetzt noch etwas kommen würde. „Aber ich hab' mich mit Dominique und Alice verabredet für heute.“ Hermine lächelte. „Schon gut, ich seh' dich auch morgen.“ Nach und nach leerte sich das Haus, Harry murrte etwas von Ginny würde ihm einen Froschkopf zaubern, falls er nicht pünktlich zum Abendessen zuhause sein würde und Rose apparierte sich zu Longbottoms. Dann waren Hermine und Ron allein und starrten sich wortlos an, währendem Hermine in der orangen Brühe herumstocherte. „Hat das Rose gemacht?“, fragte sie, um ein Gespräch zu beginnen, da sie die Stille unerträglich fand, und blickte vielsagend auf ihren Teller. Ron nickte lediglich. „Wo ist Hugo?“, war ihre nächste Frage, doch Ron zuckte nur mit den Schultern, nicht bereit abermals zu erklären, dass sein Sohn, ihr Sohn, in einem Mugglecafé arbeitet. Nun fiel auch Hermine keine Fragen mehr ein. Sie schwieg. Die alte Kuckuksuhr, die über dem Sofa hing, war das einzige Geräusch im Raum, bis Ron sich räusperte. „Hermine, es kann so nicht weiter gehen. Ich will die Scheidung.“ * „Alice, hast du irgendwo die neue Hexenwoche herumliegen?“, eine junge Frau mit weissblonden, hüftlangen Haaren stöberte gerade durch das viktorianisch verzierte Bücherregal der Longbottom, die mit einer Rundbürste in den Haaren und einem Trockner in der Hand aus dem Bad getreten kam. „Schau' mal auf dem Schreibtisch, dort liegt irgendwo die Ausgabe in der Frank ein Interview gegeben hat“, sie deutete auf den ungeordneten Berg von Papierkram, unter dem sich ihr vermeintlicher Schreibtisch befand. Dominique nickte zufrieden und hob ihren Zauberstab, um das Klatschblatt ausfindig zu machen, ohne den Berg anzurühren. Genau in jenem Moment trat eine rothaarige Frau ins Zimmer. Sie trug eine verwaschene Jeans und einen grauen Kapuzenpulli und hatte die Haare nach oben gebunden – sie sah aus als würde sie den ganzen Abend auf der Couch verbringen wollen. „Rose, um Merlins Willen, wie zum Teufel siehst du denn aus?“, Alice fiel fast der Trockner aus der Hand, als sie ihre beste Freundin dermassen stilwidrig erblickte. Auch Dominique vergass, dass sie ursprünglich die Hexenwoche lesen wollte, stattdessen fiel ihr nur ein, dass sie ihre Cousine vielleicht doch beim Umstyling hätte anmelden sollen. „Was ist? Hab' ich etwas im Gesicht?“, fragte Rose panisch, als sie die entsetzten Gesichter ihrer beiden besten und auch einzigen Freundinnen sah. „Nein, Rose, du hast eben nichts im Gesicht. Nicht einmal Puder!“, stöhnte nun Dominique verzweifelt auf und fuhr sich durch das perfekte Veelahaar, um welches sie Rose schon immer beneidet hatte. „Rosie, ich hab' dir doch gesagt, dass wir heute etwas geplant haben“, warf ihr Alice vorwurfsvoller vor, als sie beabsichtigt hatte, doch die Frustration war unsäglich. Alice liebte Rose. Dominique liebte Rose. Doch beide waren sich einig, dass ihre Freundin zugeknöpfter war, als ihr gut tat. Erst jetzt bemerkte Rose die vielen kurzen Kleider auf Alice' Bett, die Rundbürste in ihren Haaren, Dominiques roter Lippenstift auf den Lippen – das bedeutete nur eins; sie gingen heute feiern. „Leute, ich hab' meinen Eltern aber nicht Bescheid gegeben“, warf Rose misstrauisch ein. „Ihr kennt die Regeln.“ - „Glaub' mir, was wir für heute geplant haben, würdest du nicht einmal deinen Eltern erzählen, wenn du einen Veritas-Zaubertrank geschluckt hättest“, Alice zwinkerte ihr süffisant zu, nahm ihre ernste Miene jedoch wieder auf. „Also wir haben noch eine Stunde Zeit bevor wir gehen müssen.“ Sie warf Dominique einen für Rose rätselhaften Blick zu und nahm sich die Rundbürste aus den Haaren, um dann gleich wieder ins Bad zu verschwinden und mit einem goldig gravierten Kasten zurückzukehren. Dominique eilte zum Kleiderschrank, sah sich einige Kleider an, wobei sie jedes Mal wieder zurück zu Rose blickte und den Kopf schüttelte. „Zieh diesen verdammten Lumpen aus“, befahl sie ihr, ohne jegliche Widerworte zu dulden. Dann drückte sie ihr ein schlichtes, schwarzes Kleid in die Hand, das knapper und kürzer war, als Ron Rose jemals erlaubt hätte zu tragen, und deutete auf das Bad. Einige Minuten später kam eine peinlich berührte Rose Weasley mit gesenktem Blick aus dem Bad. Das Kleid gehörte zweifellos Alice, denn es war kurz, zeigte Dekolleté und würde an der Schwarzhaarigen umwerfend aussehen; nicht wie bei ihr. Rose fühlte sich wie ein irrwitziger Kobold, der Gringotts entflohen war, um als Stripperin zu arbeiten – man könnte auch sagen, sie fühlte sich nackt und unwohl. Wie oft schon hatte sie ihre Freundinnen beneidet um ihre offene Art und das Selbstvertrauen, das sie an den Tag legten. Alice Longbottom war in ihren Augen eine Eiskönigin, sie hatte eine freche, raue Art, wie ein ungeschliffener Diamant, an dem man sich schnitt, wenn man ihm zu nahe kam. Ausserdem hatte sie eine gewisse Energie, mit der sie durch das Leben ging – sie konnte es mit jedem aufnehmen, keiner würde sie schlagen. Und Dominique Weasley war mit Nichten nur eine Achtel-Veela; das war unmöglich, denn sie hatte das weisseste Haar, das Rose jemals zu Gesicht bekommen hatte, ihr Lachen erinnerte sie an Sonnenstrahlen, und Dominique lachte viel, und ihre Augen bannten jeden Mann, der sie auch nur eine Sekunde zu lang betrachtete. Bevor Rose es überhaupt realisierte, hatte Alice längst ihren Zauberstab gezückt, ihre Haare in eine anständige Position gebracht und sie leicht geschminkt. Dominique schien zufrieden mit Alice' Arbeit, weshalb sie zustimmend nickte, als Alice ihre Meinung einholen wollte. „Wohin gehen wir eigentlich?“, wunderte sich Rose, bekam jedoch keine Antwort. Besorgniserregend. * Nokturngasse. Die dunkelste Gasse des gesamten Londoner Zaubererviertels. Seltsame Gestalten wanderten durch die engen, feuchten Strassen, die immerzu finster waren. Neuerdings war es jedoch nicht nur ein Zufluchtsort für schwarz-magisch orientierte Zauberer und Hexen, sondern auch für junge Abenteurer, die eine andere Art von Feiern brauchen. Zwei Abenteurer waren Albus Potter und Scorpius Malfoy – Finchs Erzfeinde. Gelassen schlenderten der Potter und der Malfoy durch die Nokturngasse, als wäre es das Normalste auf der Welt. Beide hatten mindestens drei Feuerwhiskys intus. „Sag mal, Malfoy. Wo war der Club schon wieder?“, lallte Albus vor sich hin und prustete daraufhin los. Scorpius sah ihn für einen Moment an, als hätte er nicht mehr alle Tränke im Schrank, stimmte dann aber ein. „Potter, hast du wieder Krötenschokolade gegessen?“ Natürlich wusste Scorpius noch wo sich der Club befand, er war schliesslich Scorpius Hyperion Malfoy und nach Rose Weasley das pfiffigste Köpfchen ganz Hogwarts – aber eben nur nach Rose Weasley. Es schauderte ihm schon beim Gedanken an seine besserwisserische, hochtalentierte Mitschülerin, die ihn jedes Mal zu Weissglut trieb. Er lotste seinen besten Freund durch einige zwielichtige Seitengasse, die vor einer kleinen, in die tiefe gehenden Treppe mündeten. Doch bevor er auch nur einen Schritt auf die Treppenstufen setzen konnte, hörte er zu seinem Leidwesen ihm bekannte Stimmen. „Wenn das nicht Albus Potter und Scorpius Malfoy sind“, meinte eine dunkelhaarige Hexe im weissen Kleid schnippisch. Verdammt, nicht Alice, dachte sich der Zauberer leicht frustriert, da er wusste, dass Alice Rose stets im Schlepptau hatte. Obwohl er konnte sie gar nicht erspähen – wäre ja auch lächerlich gewesen, wenn sich die tadellose Rose Weasley um diese Uhrzeit in der Nokturngasse befunden hätte. Albus schien den selben Gedanken gehabt zu haben bezüglich Alice, denn er hatte aufgehört zu summen und starrte stattdessen seine Cousine Dominique an, die neben Alice stand und ihr elfenhaftes Gesicht preisgab. Wenn es etwas gab, dass Albus hasste, dann war es seine Familie – alle Weasleys und Potters. Dominique einbegriffen, egal wie zauberhaft sie auch war. Dominique war sich dessen bewusst, weshalb sie stumm schwieg, als sie ihren Cousin erblickte. „Wo habt ihr den Kobold gelassen?“, provozierte Scorpius absichtlich, froh darüber, dass er keine Rose ausmachen konnte. „Welcher Kobold?“, fragte Dominique verwirrt, und Alice stiess ihr erbarmungslos den Ellbogen in die Rippen. „Er meint mich, Dominique“, mit diesen Worten platzte Malfoys Glück, denn Rose stellte sich neben ihre Freundinnen. „Tut mir leid wegen der Verspätung, aber ich hatte etwas Probleme mit dem Apparieren.“ Entsetzt starrte nicht nur der eine Slytherin sie an, sondern auch der Andere. Rose sah nicht wie üblich aus wie ein Kobold, sondern wie eine Fee. Sie trug ihre rote Mähne offen und - der Punkt den Malfoy am meisten irritierte - ihre Rehaugen glänzten wie dunkle Sterne in der Galaxie. Kurz gesagt: Sie sah bildhübsch aus. Ein eher ungewöhnlicher Anblick, da waren sich Scorpius und Albus wortlos einig. „Was Malfoy?“, keifte die Weasley mürrisch ihren sprachlosen Gegenüber an, der aus der Starre zu erwachen schien. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, lief Rose, zu Alice' und Dominiques Überraschung, schnurstracks neben den Slytherins vorbei und trat die Treppe runter. „Die hat's aber eilig zum Alkohol zu kommen“, nuschelte Dominique amüsiert, griff nach Alice' Hand, die Scorpius und Albus immer noch böse anfunkelte, und zog sie mit sich die Treppe hinunter. Die Treppen führten tief in den Untergrund bis zu einer gigantischen Tür, die mit Gebeinen umrahmt war. Rose lief ein eiskalter Schauer über den Rücken – wo hatten sie ihre Freundinnen hingebracht? Alice legte behutsam ihrem Zauberstab auf den Riegel der Tür, woraufhin sich die mächtige Türe öffnete und sich ein mit Neonlichter beleuchteter Raum voller tanzender Hexen und Zauberer vor ihnen erstreckte. „Willkommen in Morganas Höhle“, grinste Alice und nahm bereits die Bar ins Visier, oder vielleicht auch den äusserst attraktiven Barkeeper, der ihr zuzwinkerte. „Kennst du den?“, fragte Rose verdutzt, erhielt jedoch weder von Dominique, die bereits auf die Tanzfläche geeilt war, noch von Alice eine Antwort. Letztere deutete ihr mit an die Bar zu kommen. Mit einem letzten Blick zur Tür, erkannte Rose wie Albus und Scorpius ebenfalls in den Raum eintraten, und Rose war sich nicht sicher, ob sie sich täuschte, oder Scorpius Hyperion Malfoy sie tatsächlich noch anstarrte. Oh Merlin, wie lächerlich war dieser Gedanke. Erster Feuerwhisky. Zweiter Feuerwhisky.. Dritter Feuerwhisky... Rose spürte das Brennen beim vierten Feuerwhisky nicht mehr. Anfänglich hatte sie sich gegen Alice' Bemühungen, ihr ein alkoholisches Getränk anzudrehen, gewehrt. Jetzt nahm sie jedes weitere dankend an. Warum machte sie diese Dinge nicht öfter? Ihre Sicht verschwamm mit jedem Schluck mehr, ihre Beine fühlten sich immer wie leichter und sie konnte nicht aufhören zu tanzen. Mit einem kurzen Seitenblick erkannte sie eine Figur, die sie zu beobachten schien. Sie sass auf einer weissen Ledercouch und nippte an einem Nebelvodka – ihre Bewegungen waren elegant und grazil. Rose wusste nicht wie es dazu kam, aber ihre federleichten Beine trugen sie direkt zu jener Gestalt, die sich als äusserst gutaussehenden Mann mit schwarzen Locken und markanten Gesichtszügen entpuppte. Er war älter, was Rose schon alleine an seinem Bart ausmachen konnte, doch da war noch etwas anderes. Seine Ausstrahlung brachte Rose in seinen Bann. Und als er sprach, drohten ihre Knie weich zu werden. „Ich bin Lucifer.“ Es waren drei Worte, die Rose Atem kurz werden liessen. „Wie der Teufel“, hauchte sie und setzte sich zu ihm, völlig fasziniert, dass eine Person wie er, sie angestarrt hatte. Offensichtlich fand er sogar ihre dümmliche Bemerkung amüsant – er lachte auf. „Rose“, war das Einzige, dass aus ihrem plötzlich trockenen Mund kam. Behutsam strich er ihr eine rote Strähne aus dem Gesicht und starrte ihr in die Augen. Er gab ihr das Gefühl, als ob sie die einzigen zwei Zauberer auf der ganzen Welt wären und er nur sie sah. Ohne dass Rose wusste, wie ihr geschah, drückte er seine rauen Lippen auf ihre, um sie in einen innigen Kuss zu verwickeln. Sie hörte weder die Musik, noch merkte sie, wie ihre Freundinnen nach ihr suchten. Für sie gab es nur noch Lucifer. Kapitel 1: Frühlingserwachen ---------------------------- Grelles Licht schien durch die halb zugeklappten Jalousien und liessen eine gewisse nackte, verwirrte, junge Frau aufstöhnen, die mit lediglich einem Laken bedeckt im Bett lag. Ihre Augenlieder wollten nicht recht aufschlagen und sie versuchte sich zu wälzen, merkte jedoch, dass sie auf Widerstand stiess – sie war nicht alleine. Der Grund, weshalb sie sich kaum bewegen konnte, war der Typ von gestern. Dunkle Locken, warmer Teint, dicke Augenbrauen, dichte Wimpern – ohne Zweifel, es war Lucifer. Er hatte seine muskulösen Arme um sie geschlungen und schlief tief und fest. Sein Atem kitzelte Rose leicht am Ohr, und obwohl sie letzte Nacht die dümmste Dummheit begangen hatte, bereute sie es kein Stück. Anstatt Anstalten zu machen, um wieder nachhause zu kommen – wusste eigentlich jemand wo sie war? - liess sie ihren Blick über das Zimmer gleiten. Karg eingerichtet, fand sie. Im Grunde bestand das Zimmer nur aus einem Bett und einem modernen Wandschrank. Es gab nichts annähernd persönliches, das Rose hätte begutachten können. Also konzentrierte sie sich lieber wieder auf ihren Bettpartner, der sie zu ihrer Überraschung näher an sich zog und geräuschlos wisperte. Merkwürdigerweise gefiel es der Weasley und sie schmiegte sich an ihn, obwohl sie weder wusste, wer er war und was er mit ihr vor hatte. So leichtsinnig hatte sie sich noch nie verhalten. Aber wie konnte sie sich auch nur abwenden, nach jenen Küssen, mit denen er sie letzte Nacht beglückt hatte. Schon alleine beim Gedanken entwich ihr ein wohliger Seufzer. „Guten Morgen“, hauchte er ihr plötzlich ins Ohr und sie spürte seine rauen Lippen abermals auf ihrem Ohr. Seine Hände wanderten ihren Bauch hinunter, während seine Finger langsam über ihre nackte Haut glitten. „Du bist ja noch hier“, grinste er spitzbübisch, woraufhin Rose errötete. Ihr ganzer Körper bebte erneut. „H-hätte ich ge-gehen sollen?“, fragte sie unschuldig und wandte den Blick ab. Seine dunklen Augen zerstachen sie förmlich. Er setzte sich auf im Bett, nahm etwas in die Hand, dass wie eine Armbanduhr aussah, und schüttelte den Kopf. „Nein, du hättest nicht gehen sollen, aber es wundert mich, dass du um drei Uhr nachmittags immer noch hier bist.“ Bei diesen Worten sprang Rose urplötzlich aus dem Bett, suchte panisch nach ihren Kleidern und verfluchte sich innerlich selber mit allen drei unverzeihlichen Flüchen. Wie hatte sie auch nur die Zeit vergessen können? Wussten Alice und Dominique, wo sie sich befand? Ihr Vater würde sie zum Henker bringen! „Ich bin geliefert“, entwich es ihr verzweifelt, woraufhin Lucifer auflachte. Warum fand der Kerl alles lustig, was sie sagte? Genervt zwang sich Rose in das Kleid des Vorabends und musste nüchtern feststellen, dass der Reisverschluss auseinander gebrochen war. „Verdammt, auch das noch!“, sie schrie leicht auf. Lucifer, der sich das Lachen kaum verkneifen konnte, richtete sich auf, schritt zum Schrank und kramte nach einigen Kleidungsstücken. Er warf ihr ein weisses Hemd zu: „Bei deiner Grösse kann es als Kleid durchgehen.“ Zwinkernd zog er sich ein paar graue Trainerhosen an und verschwand aus dem Zimmer, um gleich wieder mit einem Glas Wasser und Salzstangen einzutreten. „Nimm, du wirst mir noch dankbar sein.“ Erst jetzt bemerkte Rose, wie schrecklich ihr Kopf dröhnte. „Danke“, sie nahm ihm alles ab, zog sich an – das Hemd ging tatsächlich als Kleid durch – und schluckte das Wasser so schnell sie konnte hinunter. „Die nehm' ich mit für unterwegs“, sie zeigte auf das Pack Salzstangen in ihrer rechten Hand. „Das wird wohl meine letzte Mahlzeit sein.“ Verwirrt starrte Lucifer sie an, unterdrückte aber jeglichen Kommentar. Stattdessen küsste er sie zärtlich auf die Stirn und lächelte sie an. „Es hat Spass gemacht mit dir über Grindelwalds Chroniken zu diskutieren.“ * Plop. Unsanft landete Rose auf dem Parkett ihres kleinen Zimmers am Salamanderweg und musste mit Grauen feststellen, dass sie bereits aufgeflogen war. Auf ihrem Bett sassen Alice und Dominique, Rose konnte schwören, sie hatte ihre Mienen noch nie so finster gesehen, und starrten sie an. Beide trugen noch die Kleidung vom Vorabend und machten den Eindruck schon seit Stunden genausten in dieser Position verharrt zu haben. „Rose Weasley“, zischte Alice zornig. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was du gestern angerichtet hast?“ Bevor Rose sich verteidigen konnte, schnitt ihr Dominique das Wort ab. „Man Rose, wir haben uns Sorgen gemacht! Du warst plötzlich einfach weg und Malfoy wollte schon seinen Vater benachrichtigen, damit das Aurorenzentrum nach dir sucht, weil er dachte du wurdest von so einem Mann entführt.“ Der Weasley blieb der Mund offen – Malfoy hatte sich Sorgen gemacht? „Und Rose, ich will endlich duschen gehen“, maulte Dominique schmollend weiter. „Alice und ich sitzen seit vier Uhr morgens hier und halten Wache, damit deine Eltern nichts mitbekommen.“ Schlagartig veränderte sich Alice' Miene und sie räusperte sich. Stirnrunzelnd beobachtete Rose wie Alice aufstand und ihren Zauberstab hob. „VERSCHWINDE ENDLICH!“ „HERMINE, HÖR AUF ZU SCHREIEN, DIE KINDER KÖNNEN UNS HÖREN.“ „ICH HAB' GESAGT, DU SOLLST VERSCHWINDEN!“ Es folgte ein lauter Knall, wahrscheinlich von der schweren Eingangstüre, und Stille kehrte ein. Man hörte noch ein leises Fluchen von der Strasse und ein Schluckzen von unten, und dann sagte niemand mehr etwas. Entrüstet wechselte Rose Blicke mit ihren Freundinnen, die jedoch beschämt, dass sie das miterleben durften, auf den Boden starrten. „Was ist hier los?“, wisperte sie. Nicht mehr im Stande auf den hohen Schuhen zu stehen, setzte sie sich auf den altertümlichen Sessel hinter der Tür. Alice kaute rigide auf ihrer Unterlippe. Sekunden verstrichen, ohne dass Rose eine Erklärung bekam, bis Dominique, eher aus ihrer Unverblümtheit, sich dazu entschloss, die Stille zu brechen. „Onkel Ron und Tante Hermine streiten sich schon seit Morgengrauen. Wir wissen nicht, was los ist, aber anscheinend..“, die Veelablütige hielt inne. „Anscheinend haben sie sich getrennt“, beendete Alice den Satz schnell, als ob sie ein Pflaster hätte abreissen müssen. Es war, als ob man Rose den Boden unter den Füssen wegriss. Ihr Gesicht wurde kreidebleich und sie hatte das Gefühl, dass bald alle Feuerwhiskys ihren Weg nach oben fanden. Sie hielt sich verzweifelt am Kopf und kämpfte mit den aufkommenden Tränen, die sie niemandem zeigen wollte. „Ihr solltet besser gehen“, meinte sie mit zittriger Stimme und Dominique und Alice nickten. „Gib Malfoy einfach ein Lebenszeichen von dir, er war wirklich besorgt“, sagte Alice bevor sie beide sich disapparierten. Nachdem sie sich eine geschlagene Stunde unter die Dusche gestellt hatte, traute sich Rose ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter zusammen geknäult mit Kuscheldecke auf dem Sofa sass und ihre Blumen im Garten anstierte. Sie hatte tiefsitzende Augenringe unter den Augen, ihre Haare waren nicht wie sonst gepflegt und gebürstet, sondern standen in alle Richtungen ab und ihre Lippen waren zerbissen und trocken. Sie sah elendig aus. Rose setzte sich neben sie, liess mit einem kleinen Zauber eine Tasse Kaffee aus der Küche schweben und legte den Kopf auf ihre Schulter. Hermine, die, nachdem Ron das Haus verlassen hatte, in jener Stellung verharrt war, wusch sich die Tränen von Gesicht und versuchte zu lächeln – ein miserabler Versuch. Ihr Lächeln wirkte krumm und unehrlich, und sie wusste das. „Mom, was ist passiert?“, fragte Rose zögerlich, nicht sicher, ob sie diese Frage überhaupt stellen wollte. Hermine schluckte, als sie an das gestrige Gespräch mit ihrem Noch-Ehemann dachte. Viel war geschehen, zu viel. „Rose, mein Schatz“, ihre Stimme war brüchig. „Dein Vater und ich, wir lassen uns scheiden.“ Hermine hätte gedacht, Rose würde aufspringen, sie anschreien, fragen weshalb, wessen Schuld es war, doch ihre Tochter blieb neben ihr sitzen und nahm sie in den Arm. Es war das schönste Gefühl nach langem. Wie ist es jemals dazu gekommen, fragte sich Hermine innerlich und seufzte leicht auf, bevor sie sich von ihrer Tochter löste und sie mit strenger Miene betrachtete. „Rose, vielleicht wäre es besser, wenn du den Rest des Sommers mit Hugo zu deinen Grosseltern fahren würdest“, Molly und Arthur Weasley wären sicher froh darum ihre Enkel etwas mehr zu Gesicht zu bekommen und Hermine hatte eine Mission nach der anderen im Ministerium. Sie spürte den dicken Klos, der sich in ihrem Hals bildete und sie zu ersticken drohte. Ron hatte recht, sie nahm sich keine Zeit für ihre Familie, ihre Karriere war ihr wichtiger. Ron hatte überraschenderweise mit allem Recht, doch nur weil er Recht behielt, gab es ihm kein Recht sie deswegen zu betrügen. Ja, er hatte sie betrogen. Der liebe Ron, der ihr einst mit jedem Wort ein Lächeln gezaubert hatte, hatte sie betrogen. Und das noch mit Lavender Brown. * Es war mit Abstand der langweiligste Sommer ihres Lebens, wertete die junge Hexe die vergangene Woche, in der sie zu ihren Grosseltern in den Fuchsbau gezogen war. Zwar machte Granny ihr jeden Morgen Pancakes und Granpa hatte ihr schon etliche Bücher über die Geschichte der Muggles ausgeliehen, doch irgendwie wollten die Stunden nicht verstreichen, bis sie endlich wieder nach Hogwarts konnte. Alice war mit Frank und Magnus, ihren beiden Brüdern, zu ihren Eltern nach Schottland gefahren und Dominique besuchte Victoire und Ted Lupin an der Südküste Frankreichs. Dazu kam noch, dass Hugo sich in letzter Minute aus den Fuchsbauferien herausgeredet hatte, womit Rose nun mutterseelenallein, sogar Arthur und Molly Weasley hatten sich irgendwo hin gefloht, in der Küche des Fuchsbaus sass und Löcher in die Wände starrte. Sie hatte es nicht einmal mehr für nötig gehalten, sich umzuziehen, und ehrlich gesagt, wusste sie auch nicht mehr wie lange sie schon die selben kurzen, grauen Shorts und das selbe Befreit-Die-Hauselfen-T-Shirt trug. Drei Tage? Fünf Tage? Keine Ahnung. Eigentlich wären die Fuchsbauferien die perfekte Gelegenheit gewesen, Zaubertränke für Fortgeschrittene zu Ende zu lesen. Dennoch konnte Rose keinen klaren Gedanken fassen – alles in ihrem Kopf drehte sich um Lucifer. Würde sie ihn jemals wieder sehen? Was tat er wohl jetzt gerade in diesem Moment? Dachte er auch an sie? Rose konnte und wollte nicht glauben, dass sie sich überhaupt auch nur eine Sekunde damit verbrachte an einen One-Night Stand zu denken. Schliesslich hatte sie auch an Edward Nott, mit dem sie sich einige Male im Gryffindor-Bad im fünften Stock getroffen hatte, keinen einzigen Gedanken verschwendet. Es war zum verzweifeln! Sie stiess einen genervten Ton aus und raufte sich an den Haaren. „Rose Weasley, was ist nur los mit dir?“, sprach sie mit sich selbst – sich im klaren, dass jeder Aussenstehender sie direkt in die Abteilung für Schwerspinner im St.Mungos einweisen würde. Ein Poltern liess Rose aus ihren Gedanken aufschrecken. Es war die Eingangstür. Rose runzelte die Stirn – sie erwartete keine Gäste. Und wieder schlug jemand gegen die Eingangstür des Fuchsbaus. Vorsichtig tastete Rose nach ihrem Zauberstab, der auf dem Esstisch lag und richtete ihn auf die Tür, um sich behutsam dieser zu nähern. Mit einer schnellen Bewegung ihres Zauberstabes öffnete sie die Tür, um es gleich wieder zu bereuen. Vor der Tür stand kein geringerer als Scorpius Malfoy, der sie mit finsterer Miene begutachtete. „Malfoy?“, was um Merlins Willen hatte er im Fuchsbau verloren? Rose starrte entsetzt auf den ganz schwarz gekleideten Zauberer, dessen blondes Haar in der Sommersonne wie Gold leuchtete, und der im Allgemeinen so aussah, als wäre er auf dem Titelblatt des Z für Zauberer. Aber Rose interessierte sich nicht die Bohne dafür, wie Malfoy aussah, sondern nur was er im Fuchsbau zu suchen hatte. „Was, Weasley? Lädt man so einen gutaussehenden und dazu noch intelligenten Zauberer in sein Haus ein?“, spottete Malfoy zynisch, unbeeindruckt von Rose Zauberstab, den sie ihm an die Kehle hielt. Rose liess von ihm ab, aber nicht ohne ihm eins auszuwischen: „Intelligent genug für den zweiten Platz beeindruckt mich nicht, wenn ich selber den ersten Platz belege.“ Scorpius ignorierte gekonnt ihre Bemerkung, die anscheinend an ihm abprallte, und starrte sie weiterhin an. Rose wusste, dass sie in dieser Diskussion nicht gewinnen konnte und wich zur Seite, um ihn den Fuchsbau eintreten zu lassen. Der Malfoyerbe schaute sich kurz um, drehte sich dann jedoch wieder zu Rose, um sie wieder anzustarren. Verdammt, was sollte all die Starrerei? Es war schon ungewöhnlich genug, dass sie ihn in ihren Ferien zu Gesicht bekam, und dann noch erst im Fuchsbau, Lucius Malfoy drehte sich sicher im Grab, aber warum hörte er nicht auf, sie mit seinen bernsteinfarbene Augen, die er eindeutig von seiner Mutter geerbt hatte, anzusehen? „Um Dumbeldores Willen, kannst du bitte aufhören mich anzustarren, als wäre ich ein Tier im Zoo?“, entwich es ihr genervt. „Zoo? Weasley, was laberst du schon wieder?“ Doch anstatt sich die Mühe zu machen Scorpius über die dämmliche Muggleerfindung, in der Tiere gefangen genommen werden, damit man sie ansehen konnte, aufzuklären, verdrehte sie die Augen und entschied sich dazu ihn auch anzustarren. Wie ein Duell – nur ohne Magie. Scorpius liess tatsächlich als Erster ab und strich sich durch das goldene Haar. „Ich gehe wohl besser“, verkündete er lässig, als wäre es das normalste der Welt, dass man nach einem Anstarrduell fast wortlos das Haus verliess. „Scorpius, warte“, sagte sie leise, als sie sich daran erinnerte, dass Alice ihr erzählt hatte, dass er sich jene Nacht in der Nokturngasse grosse Sorgen um sie gemacht hatte. Sie konnte es kaum selber fassen, dass sie diese Worte ausgesprochen hatte, und dass er tatsächlich nicht den Fuchsbau verliess, sondern bei ihr blieb. „Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen, dass ich mich nicht gemeldet habe nach dem Vorfall“, sie log, sie wollte sich gar nicht entschuldigen! Warum sagte sie diese Dinge? Hatte Malfoy sie verhext? Kurz konnte man einen Funken Überraschung in seinen sonst so gleichgültigen Augen ausmachen, bevor dieser wieder verschwand und Scorpius sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. „Wie verwunderlich, Miss Weasley entschuldigt sich. Bist wohl doch nicht so eine Schnepfe, wie vermutet“, er log. Es war überhaupt nicht verwunderlich, dass sich Rose entschuldigte, sie war mit Abstand die korrekteste Hexe, die er kannte, es war eher der Fakt, dass er sie das erste Mal seit all den Jahren, in denen er sie kannte, Scorpius genannt hatte, den ihn schockierte. Nicht Malfoy. Nicht Scorpius Malfoy. Sondern einfach Scorpius. „Malfoy“, es würde wohl nicht zur Gewohnheit werden. „Was willst du von mir? Was tust du hier?“ Scorpius blickte ein Mal nach rechts, dann einmal nach links, als ob er sicher stellen wollte, dass auch sicherlich niemand ihn hören und sehen konnte, bevor er sich etwas beschämt, was überhaupt nicht seine Art war, am Hinterkopf kratzte und verlautete: „Ich wollte nur sicher gehen, dass es dir auch wirklich gut geht. Der Typ im Club war um einiges älter und du warst..“ - „Was war ich?“ - „Ziemlich besoffen, würde ich meinen.“ Stopp. Malfoy war ausschliesslich zum Fuchsbau appariert, um sicher zustellen, dass ihr, Rose Weasley, Erzrivalin, auch wirklich nichts zugestossen war. Im Grunde hätte sie ihm um den Hals fallen und fragen sollen, ob er sie heiraten wollte, doch sie entschied sich es nicht zu tun, ansonsten hätte sie sich selber in die Abteilung für Schwerspinner im St.Mungos eingewiesen. Stattdessen lächelte sie schwach, was auch schon ein Fortschritt war, wenn man bedachte, dass sie ihn normalerweise am liebsten mit Unverzeihlichen verhexen würde. „Hättest du gerne einen Tee?“, fragte sie ihn zu seinem Erstaunen, bevor er leicht nickte und dann auf ihren Aufzug starrte. „Hauselfen-Fan, huh“, meinte er, wobei er sich ein Lachen verkneifen musste. Verlegen konzentrierte sich die Weasley darauf, den Tee zuzubereiten, und somit den Kommentar zu ignorieren. „Halt's Maul, Malfoy. Willst du Kamille oder Darjeeling?“ - „Darjeeling.“ * Als Arthur und Molly Weasley nach einem langen Spaziergang nachhause kamen, konnten sie ihren Augen nicht trauen. In ihrer Küche sass niemand anderes als Scorpius Malfoy, der sich von Rose einen Zaubertrank erklären liess. Sie diskutierten heiter über die verschiedensten Möglichkeiten, diese einzusetzen und was alles schief gehen könnte beim Brauen. Arthur Weasley musste sich stark räuspern, bevor die zwei Jüngeren bemerkten, dass weitere Leute im Raum standen. Überrumpelt starrte Rose ihre Grosseltern an, die sichtlich verwirrt in der Küche standen, und selbst Molly Weasley wusste nicht recht, was jetzt aus ihrem Plappermaul kommen sollte. Noch überraschender war, dass Scorpius sich als Erster erhob und den Weasleys zur Begrüssung die Hand reichte und sich höflich vorstellte. „Scorpius Malfoy, freut mich sie beide kennenzulernen.“ - „Nun, deinen Grossvater hat's nicht so gefreut“, bockte Arthur, bevor ihm Molly in die Rippen stiess. „Arthur, benimm' dich gefälligst“, zischte sie, woraufhin Arthur kleinlaut zur Seite ging und seinen Mantel ablegte. Zum ersten Mal wurde Rose klar, welche Bürde Scorpius trug. Sie hatte gehört, dass die Malfoys Anhänger Lord Voldemorts gewesen waren, vor allem Lucius Malfoy, sein Grossvater, doch der missfallende Unterton Arthurs hatte sie erschaudern lassen. Die Malfoys waren gehasst. Nachdem Molly Arthur überzeugen konnte, nach oben zu gehen, wandte sich Rose wieder zu ihrem Besuch, dessen kühle Seite wieder zurückgekehrt war. „Ich muss wieder zum See, um apparieren zu können, nicht wahr?“, wollte er wissen, währenddem sie sich beide wieder wie zwei Fremde in einem Raum fühlten. Rose machte eine kleine Kopfbewegung, die bedeutete, dass er geschlagene fünf Minuten zum See laufen musste, und zog sich eine warme Jacke über. „Ich begleite dich.“ Malfoy schwieg bis sie eine grössere Distanz zwischen sich und dem Fuchsbau gelegt hatten. Er lugte nach oben in den Sternenhimmel und lächelte schwach. „Danke für den Tee“, er bedankte sich, sehr ungewöhnlich für den Malfoy, aber heute würde Rose nichts mehr an ihm überraschen. „Gern geschehen. Danke für deine Anwesenheit, ich hab' mich schon angefangen zu langweilen im Fuchsbau“, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen, während sie den Hügel zum See hinunterliefen. „Dir ist schon klar, dass ich dich nicht ständig mit meiner unglaublich attraktiven Präsenz nicht beglücken kann“, und da war er wieder, der alte Malfoy. Die Rothaarige schmunzelte leicht, wobei sie ihre Jacke eng an sich zog. Es war ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit. „Warum eigentlich nicht?“, die Frage entwich ihr ehrlicher gemeint, als beabsichtigt. Er lachte lediglich auf. „Weasley, wir sind Weasley und Malfoy, du siehst das Problem, oder?“ - „Ja, aber du kannst ruhig zugeben, dass wir heute Spass hatten“, sie blieb stehen. Er tat ihr gleich und drehte sich zu ihr um. Heute hatte sie wieder einem Kobold geglichen, überhaupt nicht wie an jenem Abend, doch in diesem Moment strich der Wind durch ihre feuerroten Haare und wirbelte sie empor – sie sah aus wie eine kleine, verletzliche Elfe. „Albus ist auch ein Potter und du ein Malfoy“, konfrontierte sie ihn, als er stumm blieb, gebannt durch ihre Verwandlung, die nur er sehen konnte. „Albus ist anders, das weisst du“, entwich es ihm, doch Rose wollte es nicht akzeptieren. „Scorpius“, sie tat es wieder. „Ich wähle selber aus mit wem ich befreundet bin. Ich hab' dich nicht gehasst, weil du ein Malfoy bist und deine Familie einen Hang zur dunklen Magie und Lord Voldemort hatte, sondern weil du mir an den Haaren gezogen hast, mich Kobold nanntest und im dritten Jahr allen weis gemacht hattest, dass ich Liebestränke braue, damit ich Freunde finden würde.“ - „Du musst aber zugeben, dass du keine Freunde hattest, bis Alice dich aufnahm.“ - „Ach, soll' dich doch Grindelwald aufsuchen.“ Genervt wollte Rose sich wieder auf den Rückweg machen, als Scorpius sie am Arm packte. Sie sah ihn ungeduldig an. Er schüttelte den Kopf, als ob er selbst nicht glauben konnte, was er als nächstes tun würde. Dann stupste er mit dem Zeigefinger gegen ihre Stirn. „Na dann, Weasley. Wir sehen uns in Hogwarts“, er zwinkerte ihr zu, lächelte verschmitzt und rannte eilig den Hügel runter zum See, um sich dann zu apparieren. Kapitel 2: Herz um Herz ----------------------- „Mir ist bewusst, dass Professor Carter ein sehr fähiger Lehrer gewesen war, wenn ich mir ansehe, was ihr schon alles durchgenommen habt“, Professor Blackthorn machte eine kleine Pause. „Aber ich teile seine Meinung nicht, dass ihr die Flüche und Zauber nur lernen müsst. Ich will, dass ihr bis Ende des Jahres diese selber anwenden könnt.“ Rose hatte kein einziges Mal, seit dem Lucifer Blackthorns Unterricht begonnen hatte, ihren Kopf gehoben. Stattdessen starrte sie unentwegt auf das Holz ihres Tisches, als ob sie ausmachen wollte, ob es Pappel oder Weide war. Hatte er sie bereits erkannt? Rose versuchte sich einzureden, dass er ihren One-Night-Stand schon längst vergessen hatte, und sie wie jede andere Schülerin ansah. „Rose Weasley“, sie schreckte auf als sie ihren Namen hörte und stand sprunghaft auf. „Miss Weasley, sie werden nun einen Stupor-Zauber gegen mich ausführen“, er lächelte sie sanft an – oh nein, er hatte sie nicht vergessen. „Wie bitte?“, entglitt es ihr ungläubig. „Aber...“ - „Tun Sie es einfach.“ Wenig später standen Lucifer und Rose auf einem erhöhten Podest, um das sich der Rest der Klasse geschart hatte. Beide hatten ihren Umhang abgelegt, Rose hatte sich die Haare zu einem unordentlichen Zopf zusammen gebunden. Sie und Alice wechselten unsichere Blicke. Kurz fühlte sich Rose schuldig, weil sie ihrer Freundin nicht offenbart hatte, wer Lucifer wirklich war, doch sie hatte zurzeit andere Probleme. Lucifer grinste sie verschmitzt an und bückte sich, was Rose ihm gleich tat – das Duell hatte begonnen. Beide hoben ihre Zauberstäbe. „Einfach keine Angst haben, Rose“, meinte er, und Rose bemerkte, dass er beschämenderweise ihren Vornamen benutzt hatte. Hoffentlich hatte es sonst niemand bemerkt. „Hab' ich schon nicht“, entgegnete sie ihm, mutiger als sie war. „Stupor!“, bevor Lucifer weitere Anweisungen geben konnte, flog er bereits durch den halben Raum. Einige begeisterte Laute kamen von der Meute - einige Ah! und Oho! Der Professor selbst schien ausser sich vor Freude, als er sich wieder auf die Beine hob und seinen Zauberstab auf sie richtete. „Incarcero!“ Aus dem Nichts erschienen Stricke, die Rose zu Boden warfen und fesselten, so dass sie sich kaum noch bewegen konnte. Während sie hastig nach Luft schnappte, eilte ihr Alice zu Hilfe, um die Fesseln zu lösen, die sich sogar um ihre Kehle geschnürt hatten. „Sind sie verrückt geworden?“, schrie die Longbottom den Lehrer an, wobei ihr Kopf rot vor Wut wurde. Lucifer wedelte kurz mit dem Zauberstab und die Fesseln verschwanden wieder. „Nein, Miss Weasley hätte einfach nicht so nachsichtig sein sollen, zu denken, dass ein Stupor alleine reicht, um mich zu schlagen.“ Rose selber fasste sich an den Hals. Die Fesseln hatten rote Spuren auf ihrer Haut hinterlassen, die furchtbar brannten. Ihre Klassenkameraden war der Schreck auf dem Gesicht geschrieben, einige waren blass geworden, andere hatten sich abgewandt. Diese Stunde war ein Debakel. Lucifer überhörte Alice' Drohungen und lief auf Rose zu, die immerzu auf dem Boden lag und ihn mit grossen Augen anstarrte. Fürsorglich hob er sie auf und entliess die Klasse für den Rest der Stunde. „Miss Longbottom, gestatten sie mir durchzugehen, damit ich ihre Freundin zu Madame Pomfrey bringen kann“, entgegnete er Alice, die ihm versuchte den Weg zu versperren. „Nur über meine Leiche“, sagte sie wutentbrannt. Lucifer lachte auf. „Glauben Sie mir, Sie wollen mich nicht herausfordern.“ Ohne weitere Diskussionen zu dulden, umging er Alice und trug die schweigende Rose hinaus. Irgendwann bemerkte Rose, dass er sie nicht wirklich zu Madame Pomfrey trug, sondern in den Lehrerturm. Erst vor einer Türe, die anscheinend die Tür zu seinen Gemächern war, hielt er an und setzte sie ab. „Geht's wieder?“, seine Stimme hatte sich verändert. Er sprach nicht mehr autoritär zu ihr, sondern als wäre er ihr gleichgestellt – wie in jener Nacht. Sie nickte mit kreidebleichem Gesicht und folgte ihm in sein Zimmer, dass genauso kahl eingerichtet war, wie seine ganze Wohnung in London. Er reichte ihr ein Glas Wasser und nahm eine Tinktur aus einem kleinen Eckschrank heraus. „Es wird etwas brennen“, warnte er sie, ehe er fürsorglich das Elexir an ihren Hals rieb. Schmerz durchflutete Rose' Körper für einige Sekunden, legte sich dann aber sofort wieder. „Die Spuren sollten in einer Stunde weg sein“, Lucifer setzte sich zu ihr ans Bett und strich ihr behutsam durch die Haare. Rose war wütend, tausendmal wütender als es Alice gewesen war. Sie hatte die Hände zu Fäuste geballt und starrte in seine dunklen Augen, die sie zu verschlingen drohten. „Was sollte das?“, krächzte sie, da ihre Stimme vom Angriff noch etwas angeschlagen war. „Es tut mir wirklich leid, wenn ich dir weh getan habe. Aber es war die einzige Möglichkeit, dich hierhin zu bringen“, seine Nasenspitze berührte fast ihre Nasenspitze, als er zu ihr sprach, so nah war er ihr gekommen. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du noch Schülerin in Hogwarts bist?“, es klang wie ein ernstgemeinter Vorwurf. Gut, dachte Rose, dann wusste er, dass sein Handeln falsch war, schliesslich durfte ein Lehrer kein Verhältnis zu seiner Schülerin haben. Rose schluckte schwer. „Warum wollten Sie mich hierhin bringen?“ Er schnaubte säuerlich, als sie ihn siezte. „Rose, für dich bin ich Lucifer und nicht Professor Blackthorn.“ Mit einem Mal hatte er seine Hand auf ihren Rücken gelegt und sie zu sich gezogen, um sie genau wie in jener Nacht zu küssen – innig und wollend. * Wenn es einen Punkt gab, in dem sich Hermine und Draco jemals einig gewesen waren, dann war es , dass Bulgarien mit Nichten ihr favorisiertes Reiseziel darstellte – jedenfalls nicht der Spitz des Balkangebirges, welches berühmt für seine Frosttage war. Schon beim Anblick des Durmstrang-Instituts für Zauberei erschauderte es Hermine. Es war ein riesiges, düsteres Schloss, auf dessen Dächern bereits eine dünne Schicht Schnee lag. Rundherum war nichts anderes zu erblicken, ausser ein steiler Abhang, der mehr als wahrscheinlich direkt in den Tod führte – ein Tod, den Hermine niemandem wünschte. Gerade als sie der Gedanke, von spitzen Felsen durchstochen zu werden, erfasste, holte Draco sie aus ihrer Fantasie. „Granger, hörst du mir überhaupt zu?“, ertönte es von ihrem Gegenüber bissig. Sie hatte noch eine wage Erinnerung, dass Malfoy sie über den ehemaligen Schulleiter informierte, der einst ein Todesser gewesen war und dessen Leiche man nach Voldemorts Auferstehung in einer einsamen Hütte gefunden hatte. „Natürlich, Igor Karkaroff ist bereits als wir noch in Hogwarts waren, ermordet worden“, entgegnete sie ihm mit einer Sicherheit in ihrer Stimme, die darauf deuten sollte, dass sie sehr wohl seinen Worten gefolgt war – dieser Umstand war natürlich gelogen. Doch bevor der Auror ihr die Stirn bieten konnte, öffnete sich die eiserne Eingangstür des Instituts und ein sehr bekanntes Gesicht trat nach aussen. Es war kein geringer als Viktor Krum, ehemaliger Quidditchspieler Bulgariens und neuer Schulleiter Durmstrangs. Er begrüsste als erstes die Granger, die etwas verlegen lächelte, als er ihre Hand nahm, um einen flüchtigen Kuss auf diese zu hauchen. „Hermine, wie schön dich wieder zu sehen“, seine Augen strahlten förmlich, als er sie ansah, bevor sich seine Gesichtszüge sofort wieder versteinerten, um schliesslich noch den weniger willkommenen Gast zu begrüssen. „Mr. Malfoy“, meinte er trocken, drehte sich dann auf den Fersen um und deutete ihnen, ihm zu folgen. Das Innere des Durmstrang-Instituts war genauso wenig ansprechend, wie das Äussere. Es war eine mittelalterliche Burg, hatte kaum Fenster und alles war in den Farben schwarz und grau gehalten. Viktor Krum führte sie zuerst in ihre persönlichen Gemächer, damit sie ihr Gepäck verstauen konnten, bevor er sie gleich in einige Stockwerke nach unten entführte. Hermine brauchte einen Moment um zu begreifen, dass das unterste Stockwerk der Burg ein Verlies war. „Viktor, ist es hier?“, sie wagte sich nicht das dunkle Mal auszusprechen. Der Schulleiter nickte. Er führte die zwei Auroren in die dunkelste Ecke des Verlieses und dann sahen sie es: Es war in die Wand gekerbt, klein aber sichtbar – das dunkle Mal des Lord Voldemort. Hermine merkte, wie Draco sich den rechten Unterarm hielt. Es schien ihm Schmerzen zu bereiten. „Danke Viktor, wir kümmern uns darum“, sie lächelte ihn künstlich an, damit er sie und Malfoy unter sich lassen würde. Viktor, der Hermine vertraute, nickte stumm wie üblich und verliess das Verlies so schnell er konnte – es machte den Anschein, dass dieser Ort selbst ihm nicht geheuer war. Nachdem die letzten dumpfen Geräusche, die Viktors Schritte erzeugten, verloschen waren, wandte sich die Hexe an ihren Partner und griff ihm an den Unterarm. Er keuchte auf, als sie den Ärmel seines schwarzen Pullovers nach hinten schob, und mit Schrecken feststellen musste, dass das Mal auf seinem Unterarm pulsierte. „Seit wann?“, wollte sie mit ernster Miene von ihm wissen. Er wich ihrem durchbohrenden Blick aus, bevor er zugab: „Seitdem wir ins Verlies getreten sind.“ - „Malfoy, du weisst, was das bedeutet?“ Er riss ihr seinen Arm weg, schob den Ärmel über das dunkle Mal, dass vor über zwanzig Jahren verblasst war, und schritt zur Einkerbung der Wand. Behutsam fuhr er mit den Fingern darüber, wobei kleine, grüne Blitze entsprangen. „Es ist keine normale Einkerbung, sie ist auf magische Weise entstanden“, schlussfolgerte er, ohne ihre Frage zu beantworten. Natürlich wusste er was das Mal auf seinem Arm, dass ihm jede Nacht den Schlaf raubte, zu bedeuten hatte. Es raubte ihm nicht nur den Schlaf, sondern jegliche Freude. Seit Jahren hatte er sich von seinem Sohn und Astoria distanziert, weshalb es auch zur Scheidung kam. Er war zwar für sie dagewesen, aber nur physisch, nie psychisch. Etwas, was sie in die Arme eines anderen Mannes trieb. Ja, das Mal verhiess nichts Gutes, weder verblasst noch in seiner originalen Form. * Stirnrunzelnd hatte Scorpius alle Gegebenheiten des Tages beobachtet – Albus war nicht aufzufinden, Alice hatte den ganzen Tag nach Dominique gesucht und dann noch die Sache mit Rose und Professor Blackthorn. Etwas stank gewaltig, und Scorpius würde herausfinden was. Er schritt in die Slytheringemächer, um festzustellen, dass Albus' Bett immer noch so leer und unberührt war, wie er es am Morgen aufgefunden hatte, und starrte verwundert auf einen weissen Briefumschlag, der auf seinem Bett lag und das Siegel der Familie Greengrass auf sich trug. Seine Mutter. Seufzend nahm er den Brief in die Hand, drehte ihn kurz, um sicherzustellen, dass er wirklich von Astoria war, und öffnete ihn zaghaft. Er hatte seit Juni kein Lebenszeichen von seiner Mutter vernommen, schliesslich war sie anfangs Sommer mit ihrem neuen Geliebten Montague nach Portugal gefloht und hatte sich seit jeher nicht mehr Blicken lassen. Das war typisch für die Familie Malfoy-Greengrass. Scorpius hatte bereits aufgehört sich Hoffnung zu machen, dass seine Eltern ihm jemals Aufmerksamkeit schenken würden. Draco Malfoy schickte ihm regelmässig Geld, damit Scorpius sich finanzieren konnte, und Astoria Greengrass sendete ihm Briefe mit äusserst ausführlichen Beschreibungen, wie toll Montague, und wie schrecklich hingegen sein Vater war. Scorpius öffnete die Briefe schon gar nicht mehr. Er wusste nicht, ob es seine Neugierde war, die ihn dazu leitete, oder seine insgeheime Sorge um seine Mutter, dass er heute dennoch den Brief öffnete. Es ploppte urplötzlich ein hinreissend, roter Mund auf, der anfing zu sprechen: „Scorpius, ich hab' nicht viel Zeit! Ich befinde mich immer noch in Portugal und ich kann nicht mehr zurückkehren. Montague wurde ermordet und ich bin geflüchtet nach seinem Tod – es geschehen schreckliche Dinge, genau wie das letzte Mal, als Du-Weisst-Schon-Wer zurückgekehrt ist. Nimm dich in Acht. Ich konnte mich selbst in Sicherheit bringen, tu' du es auch! Und erzählt niemandem davon.“ Der Brief fing Feuer und wurde zu Asche, und Scorpius' Gesicht wurde aschfahl. Er fuhr sich durch die abstehenden Haare, um einen klaren Gedanken zu fassen. Montague wurde ermordet? Egal, wie sehr Scorpius ihn verachtete, Montague war einer der besten Auroren, die das Ministerium jemals gesehen hatte. Wer um Merlins Willen hatte es zustande gebracht Montague zu töten? Scorpius überlegte kurz, was zu tun war. Dann fiel sein Blick wieder auf Albus' Bett. „Wo ist dieser Idiot, wenn man ihn mal braucht?“, knurrte er leise und öffnete einige Schubladen der unordentlichen Kommode, die Albus gehörte, um das Objekt seines Begehrens ausfindig zu machen: Die Karte des Rumtreibers. Zehn Minuten später fand der Malfoy seinen besten Freund nackt und ohnmächtig in einem Becken voller kaltem Wasser. Albus' Haut war schneeweiss, weshalb Scorpius sofort nach seinem Puls fühlte. Ein leichter war noch da, so dass der Blonde erleichtert ausatmete. „Idiot, wach auf“, er gab ihm einen Klaps auf die Wange – keine Reaktion. Mit jeder Minute, die verging und der Potter nicht aufwachte, wurde er wütender. Er zog in aus dem Wasser und legte ihn auf den Rücken. „Lebt er noch?“, kaum merklich hatte sich eine weibliche Gestalt genähert. Sie hatte ein verweintes Gesicht, ihre Wimpern klebten zusammen und schwarze Flecken verwüsteten ihre Haut. Scorpius konnte nicht glauben, dass es sich um Dominique Weasley handelte. Er erhob sich, als sie näher trat. Dominique schwankte leicht, als sie auf die zwei Jungen zu lief. Wahrscheinlich war sie in einem labilen Zustand, interpretierte der Slytherin und lag nicht falsch. Sie liess sich vor Albus auf den Boden fallen und fuhr ihm mit den Fingerkuppe über die weisse Haut. „Malfoy, du musst mir glauben, ich wollte ihm nichts antun“, sie fing an zu schluchzen. Völlig überfordert starrte Scorpius auf das Bild, dass sich ihm bot. Dominique presste nun ihren Kopf auf Albus' Brust und weinte in allen Strömen. „Ich wollte ihn nicht umbringen. Ich hasse ihn gar nicht.“ - „Weasley, steh auf!“, entgegnete er ihr wirsch und zog sogar an ihrem Arm, doch sie liess sich nicht bewegen. „Weasley, er ist nicht tot. Wir müssen ihn nur zu Madame Pomfrey bringen.“ Dominiques Kopf schellte zurück und sie sah Scorpius mit ihren grossen, blauen Augen an, als hätte er behauptet, dass er ein Muggel wäre. Schnell stand sie auf und wusch sich die Tränen aus dem Gesicht. „Worauf wartest du denn?“, fragte sie ihn ungläubig. „Auf mich“, Alice war in das Bad getreten und verfolgte mit zusammengekniffenen Augen das Schauspiel. „Kann mir jemand erklären, was hier vor sich geht? Und du, Dominique, wo warst du den ganzen Tag? Und um Merlins Willen, was macht Potter nackt auf dem Boden?“ Ihre Stimme ähnelte dem Kreischen einer Nixe, was Scorpius ungemein nervte, weshalb er seinen besten Freund mit einem Zauberstabschwenker bekleidete und die beiden Frauen völlig sich selber überliess, in dem er Albus aufhob und ihn in Richtung Madame Pomfrey trug. Zu seinem Missfallen folgten ihm die psychisch Labile und die Meckernde auf jedem Schritt und Tritt bis sie schliesslich vor Madame Pomfreys Krankenstation standen. * Einfühlsam hatte Rose Lily das ganze Gespräch über beigestanden, als sie ihren Eltern über das Portal erklären musste, dass Albus im Koma lag. Sie hatte ihre Hand behutsam auf ihren Rücken gelegt und gespürt, wie sehr Lily am ganzen Körper gezittert hatte. Selbst der Gedanke daran erschauderte sie immer noch, als sie durch die Gänge Hogwarts lief, um endlich zu Madame Pomfreys zu gelangen. Die Krankenstation lag im Nordturm in der Nähe der Slytheringemächer, weshalb es etwas dauerte bis Rose vom Südturm aus, ankam. Als die Krankenstation erreicht hatte, spürte sie, wie Übelkeit aufkam. Tatsächlich lag ihr verhasster Cousin wie ein Toter auf einem der vielen Betten, umzingelt von drei Zauberern. Die Erste, die sie bemerkte, war Alice, die von Dominiques Seite wich und auf sie zukam. „Rose“, sie umarmte ihre Freundin, bevor sie sie aus dem Zimmer schleifte und nervös auf der Unterlippe kaute. Rose konnte sich nicht daran erinnern, wann sie ihre sonst so kecke Freundin nervös und gestresst erlebt hatte. „Was ist?“, bohrte Rose nach und verunsicherte sofort, als sie Alice in die Augen blickte. Wollte sie die Antwort überhaupt wissen? „Der Grund weshalb Albus im Koma liegt, ist Dominique“, Alice sagte es schnell und mit zugekniffenen Augen, so dass sie es hinter sich bringen konnte. Doch Rose verstand nicht. „Was meinst du damit? Wie soll Dominique das angestellt haben?“, ihre Stimmlage war etwas höher geworden, sie quietschte fast, als sie sich die unschönen Bilder ausmahlte. „Ich weiss es nicht, sie redet mit keinem von uns. Aber Malfoy hat mir erzählt, dass Dominique denkt, dass sie ihn ins Koma befördert hat.“ Eine Sekunde lang starrte die Rothaarige in die Weite, bevor sie wieder in den Raum eilte, direkt auf Dominique zustürmte, sie an den Schultern packte und rüttelte. „Dome, was ist passiert? Was hast du getan, dass Albus ins Koma gefallen ist? Sag es mir!“ Sogar Scorpius war erschüttert über die Reaktion der Weasley, die nicht von ihrer Cousine abliess, obwohl Alice versuchte Rose von ihr zu lösen. Er schüttelte nur den Kopf darüber und blickte auf Albus' leblosen Körper und entdeckte, dass Albus' Lippen lila verfärbt waren. „Weasley, warte schnell“, er erhob das Wort und Rose hörte sofort auf ihre Cousine, die wieder angefangen hatte zu weinen, wie wild geworden zu schütteln. „Weasley Zwei, hast du Albus etwa geküsst?“, wollte er eindringlich von Dominique wissen, die ihr Schniefen unterbrach, um ihn wieder mit jenem grossen hellen Augen anzustarren. Bingo, er hatte ins Schwarze getroffen. „Weasley Eins, weisst du etwas über Küsse, die töten?“, er wandte sich wieder an Rose, die ihm schon fast einen beleidigten Blick zu warf, um dann mit ihrem Diskurs zu beginnen. „Natürlich, es nennt sich Todeskuss. Ein Todeskuss kann nur von nicht-menschlich magischen Wesen verübt werden, tötet aber sehr effizient. Er tritt in Kraft, wenn das Wesen, dass ihn verübt, eine emotionalen Hass empfindet. Nixen sind berühmt für ihre Todesküsse an Muggel, da sie Muggel hassen.“ Stolz beendete Rose ihren Redeschwall, um in Scorpius grinsendes Gesicht zu blicken. „Aber, Dominique ist ein menschlich magisches Wesen. Wie soll sie einen Todeskuss ausführen?“, mischte sich nun auch Alice ein, bevor Rose ihre Augen verdrehte. „Alice, Dominique ist ein Teil Veela, weshalb sich der letzte Teil des Rätsels löst.“ - „Dazu kommt noch, dass Dominique zwar starke, negative Gefühle gegenüber Albus hegt, jedoch irgendwo in ihr drin fühlt sie eine gewisse Liebe zu ihm. Wahrscheinlich weil er ihr Cousin ist“, unmerklich musste Rose Scorpius anlächeln, als er ihre Gedanken zu Ende folgerte, senkte jedoch wieder die Augen, da Alice sie ungläubig anstierte. „Todeskuss, huh“, es war Dominique, die aufgehört hatte zu weinen und Albus Hand nahm und von da an schwieg. * Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er platzen, und ein mulmiges Gefühl hatte sich, seitdem sie Lucifers Gemächer verlassen hatte, in ihrer Bauchgrube eingenistet. Und jetzt erahnte sie, dass auch Malfoy keine erfreulichen Nachrichten hatte, die er ihr auf dem Quidditchpodest, mitteilen wollte. Fröstelnd umschlang sie ihren Oberkörper und lugte zu ihm auf, bevor er sich mit typisch kühlen Miene zu ihr setzte. „Na, Weasley. Wie ist es so mit seinem Lehrer geschlafen zu haben?“, neckte er sie, lachte jedoch keineswegs. „Woher?“ - „Ich hab' ihn ja im Club gesehen mit dir und er sah Professor Blackthorn mehr als nur ähnlich“, schlussfolgerte er und fragte sich insgeheim, weshalb er überhaupt mit der Weasley über solch belanglose Dinge sprach. Rose musterte ihn aus ihrem Augenwinkel. Obwohl Nebel über dem Schloss lag und das Wetter plötzlich umgeschlagen hatte, trug er nur wie gewohnt ein schwarzes T-Shirt. Sie hingegen bereute es, nicht gleich ihre Winterjacke angezogen zu haben. „Kann es unser Geheimnis bleiben?“, fragte sie zaghaft, währenddem sie ruhelos ihre Nägel in die Sitzbretter des Podestes bohrte. Er schwieg und sie wertete das als ein Ja. Zaghaft lächelte sie, woraufhin er sie mit hochgezogener Augenbraue beäugte. „Was ist so lustig?“ - „Hättest du jemals gedacht, dass wir zwei nebeneinander hier sitzen werden und so tun als wären wir Freunde?“ Blitzartig wechselte Scorpius' Miene von kühl auf düster, und Rose hatte das Gefühl, dass die Luft um sie herum unter den Gefrierpunkt fiel. „Kannst du Geheimnisse für dich behalten?“, sein Blick durchbohrte sie nun, als würde er die Antwort in ihren Augen lesen können. „Ich denke schon“, meinte sie mit fester Stimme, verwundert darüber, was dem Malfoy soeben widerfahren war. „Montague ist tot.“ Scharf zog sie die Luft ein – einer der besten Auroren der Zauberwelt war tot? Ungläubig starrte sie ihn an, in der Hoffnung, dass er anfing selbstgefällig zu lachen und ihr sagen würde, dass sie auch jedem Krötendreck glauben schenkte. Doch Scorpius' engelgleiches Antlitz blieb steif und streng. „Es ist dein ernst“, schlussfolgerte sie eher für sich selber, als für ihren Gegenüber. „Was weisst du sonst noch?“ Scorpius brummte. „Weasley, ich weiss ja, dass ich intelligent, redegewandt und einiges mehr bin, aber seh' ich aus wie der Tagesprophet?“ Und da war er wieder, der selbstverliebte Scorpius Malfoy, der sich für etwas besseres hielt – Rose hatte diese Ader an ihm in keiner Weise vermisst. „Alter Gnom, woher weisst du, dass Montague tot ist? Im Tagespropheten stand es nämlich nicht, und im Gegensatz zu dir les' ich den, und bin deshalb sehr informiert.“ - „Der Tagesprophet würde sich auch nie trauen zu sagen, dass Voldemort zurück ist.“ Rose verschlug es die Sprache. Ihr war bewusst, dass der dunkle Lord seit über zwei Jahrzehnte vernichtet war, trotzdem wagte es sich niemand seinen Namen zu nennen – ausser natürlich Malfoy. „Was willst du damit sagen?“, keifte sie ihn etwas zu gereizt an, wobei sich ihr Mundwinkel nach unten bewegte. Scorpius zögerte eine lange Weile, in der Rose ihn schwer atmend anstarrte, bevor er sich endgültig dazu entschied, die schlauste Hexe Hogwarts einzuweihen. Dabei war er sich auch sicher, dass er das lediglich tat, weil sie die Schlauste war, und nicht weil er sie auf unergründliche Weise doch ein wenig mochte. „Meine Mutter hat mir geschrieben. Montague war ihr Freund und sie waren in den Ferien in Portugal. Anscheinend hat ihn jemand getötet und meine Mum ahnt schlimmes. Sie hat im Brief erwähnt, es fühle sich so an, wie das letzte Mal, als Voldemort auferstanden ist.“ Rose schüttelte entschieden den Kopf. „Scorpius, kannst du bitte aufhören seinen Namen zu sagen?“, flüsterte sie, als ob der dunkle Lord sie hören konnte, wenn sie es nicht tat. Scorpius verdrehte die Augen, doch sein Herz setzte einen Schlag aus, als er wieder seinen Namen aus ihrem Mund hörte. Er klang so weich und freundlich, wenn sie ihn aussprach. Er verwarf jedoch schnell wieder den Gedanken. „Konzentrier dich, Weasley. Weshalb weiss niemand von Montagues Tod? Weshalb beleibt meine Mum in Portugal? Das macht doch alles keinen Sinn!“ Sie nickte, als sie sich Scorpius Fragen durch den Kopf gingen liess. Und auf komische Art und Weise fühlte sich ihr mulmiges Gefühl in ihrer Magengrube bestätigt, dass etwas faul war. Etwas stank gewaltig. Die beiden Jugendlichen starrten empor zum Himmel, als die ersten Regentropfen fielen. „Wir sollten wieder ins Schloss zurückkehren“, sagte Rose, als sie die Frost abermals ergriff, bevor sie merkte, dass Scorpius seinen Pullover, den er mit sich trug, um sie legte. Er wich ihrem fragenden Blick aus, bevor er zum Gehen ansetzte. „Verlier den nicht, er ist aus Kaschmir“, mahnte er sie, bevor ein kleines, unmerkliches Lächeln über seine Lippen huschte. Sie merkte nur noch, wie sich ihre Wangen rot färbten und sie ein heisses Gefühl überkam. Ein Gefühl, dass sie als aufkommendes Fieber abstempelte und versuchte zu missachten. „Ich geh' voraus, es soll uns ja schliesslich niemand zusammen sehen.“ Als Rose alleine auf der Bank sass, während der Pullover ihres Erzrivalen sie aufwärmte, stieg ihr der Geruch von Wald und Bäume in die Nase. Der Pullover wärmte nicht nur ihren Körper sondern unweigerlich auch ihr Herz, nur war sie sich dieser Tatsache noch nicht bewusst. Doch ein zweiter Name drang in ihre Brust – klammheimlich und ohne ihr eine Wahl zu lassen. * Wie unwohl es ihr auch dabei war, Hermine hatte darauf bestanden, dass sie und Draco im selben Zimmer untergebracht werden. Eine ungute Vorahnung hatte sie überfallen, als sie das wiedererweckte Mal auf seinem Arm gesehen hatte. Jetzt lagen sie beide auf dem grossen Himmelbett, dass zum Glück gross genug war, dass weitere drei Personen zwischen ihnen hätten liegen können. Hermine lag auf der Seite und beobachtete die Sterne, die am klaren Sternenhimmel strahlten, und Draco starrte unerbittlich gegen die Decke – keiner von ihnen konnte schlafen. Es war überraschenderweise der Blonde, der die Stille mit seiner tiefen, mächtigen Stimme brach. „Warum Ron?“, fragte er sie aus unerklärlichen Gründen, als er weiterhin in seiner starren Postion verweilte. Verwundert wandte sich Hermine vom Fenster ab und drehte sich auf seine Seite, so dass sie sein perfektes Profil vor sich hatte. „Ron war meine grosse Liebe. Er war gut zu mir, hat mich zum Lachen gebracht und ich denke, ich brauchte jemanden wie Ron, der mich um meine strenge Denkweise brachte“, es erstaunte beide, dass Hermine so offen über ihren Exmann sprach, vor allem zu ihm – Draco Malfoy. „Wusstest du eigentlich, dass Scorpius deine Tochter hasst?“, Draco konnte es selber nicht glauben, dass er das gerade gesagt hatte und dabei seinen Mundwinkel nach oben zog. Hermine lachte auf. „Du hast einen Sohn?“, wollte sie wissen, woraufhin er sie mit strengem Blick besah. „Hat dir Rose nie etwas erzählt?“ Sie schluckte schwer. „Ich bin selten zuhause gewesen. Die Kinder sind oft bei Ginny untergekommen, wenn ich auf Mission war und Ron arbeiten musste“, er nickte verstehend, damit sie nicht weiter ausführen musste. Granger musste sich nicht bei ihm rechtfertigen, so weit waren sie um Längen nicht. „Ich hab' dich auch gehasst“, sprudelte es aus Hermine nur so heraus, wobei sie sich die Hand vor den Mund hielt, da sie diese Wahrheit gar nicht aussprechen wollte. Nun wandte sich auch Draco zu ihr: „Und ich dich erst. Du hast mir die Nase gebrochen.“ Eine Weile starrten sie sich nur an und es stimmte für beide, denn sie fühlten sich nicht verpflichtet, den anderen zu unterhalten. Es war wie ein zugestandenes Schweigen, dass beide Parteien zufrieden stellte. „AH!“, entwich es plötzlich dem Malfoy, dessen Gesicht sich vor Schmerz zu einer hässlichen Fratze verzog. Er hielt sich den Unterarm, auf dem das Mal erneut pulsierte. Hermine versuchte ihn auf das Bett zu drücken, ihn zu beruhigen, doch stattdessen verrenkte er auf bizarre Art den Hals. Bevor Hermine verstand, was soeben geschehen war, packte Draco sie am Hals und schleuderte sie durch den halben Raum. „Schlammblut, hast du wirklich gedacht, ich verbringe die Nacht mit dir?“, er trat ohne zu zögern gegen sie, wobei sie leise keuchte. Er war besessen. Sie wollte sich vom Boden erheben, als er sie dieses Mal am Arm packte und an die Wand donnerte. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut, als er ihren Kopf an ihren braunen Locken gewaltsam zu sich zog. „Du bist nur ein Stück schmutziger Dreck“, flüsterte er ihr zu. „Mal schauen wie lange du es aushaltest.“ Er katapultierte sie wieder an den Fussboden und packte seinen Zauberstab, um ihn auf sie zu richten, doch bevor er ihn verwenden konnte, verschwamm seine Sicht und seine Knie knickten ein. Er verlor das Bewusstsein für einige Minuten. Ängstlich erhob sich Hermine vom Boden, auf dem nun der Auror lag. Ihre Hände zitterten und sie umschlang nach Schutz suchend ihren Oberkörper, der kaum noch bedeckt war, da der Träger ihres Nachtkleides gerissen war. „Draco?“, hauchte sie in den stillen Raum. Sie setzte sich, obwohl der Schreck noch tief in ihren Knochen sass, zu ihm, und strich ihm behutsam eine blonde Strähne aus dem Gesicht. „Draco, hörst du mich?“, es war ein zaghafter Versuch ihn zu rütteln. Dann vernahm sie ein tiefes Stöhnen von ihm, bevor er leicht den Kopf hob, um sie anzusehen. „Alles in Ordnung bei dir?“, wollte er wissen und fasste sich an den Kopf. „War schon besser“, meinte sie missmutig und half ihm, sich aufzusetzen. „Wir sollten umgehend das Ministerium verständigen.“ Er nickte zustimmend, bevor er merkte, wie schlimm er seine Partnerin zugerichtet hatte. Sie hatte einige Schrammen im Gesicht, ihre Unterlippe war aufgeplatzt und ihr Nachthemd zerstört. „Du brauchst ein Neues“, er deutete auf Letzteres. „Sobald wir in England sind, kauf' ich dir gleich zwei Neue.“ - „Malfoy, mein Nachthemd sollte jetzt deine kleinste Sorge sein“, erwiderte sie, bevor sie ihm um den Hals fiel. „Du hast mir einen gewaltigen Schrecken eingejagt!“ Tatsächlich umarmte sie ihn und wollte ihn auch nicht mehr los lassen. „Pass auf, es könnte wieder passieren“, warnte Draco sie, doch sie liess nicht los. Stattdessen schliefen sie im gleichen Bett, ohne dass drei weitere Leute zwischen ihnen liegen könnten. Am nächsten Morgen würden sie diese Tatsache natürlich verneinen, aber für eine Nacht liessen sie es durchgehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)