Worse Games von VelvetBlossom ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Es ist falsch. Die Leute im Kapitol wissen es genauso gut wie jeder andere in den Distrikten. Es ist nicht fair und wir sind die letzten, die diese Art der Behandlung verdient haben. Mein Blick wandert durch die signifikant kleineren Reihen der Einwohner von Distrikt 12. Shizune braucht die Namen doch gar nicht erst vorlesen, wir alle wissen, wer die beiden werden, die in die Arena müssen. Das Jubel-Jubiläum dieses Jahr ist das 4. überhaupt und ich fühle mich nicht wie 20, sondern wie 200. Ich werde mindestens einen geliebten Menschen dieses Jahr verlieren, wenn nicht sogar zwei. Die diesjährigen Tribute werden nicht nach Geschlechtern sortiert und werden aus den engsten Kreisen der Sieger gezogen, um zu zeigen, dass nicht einmal die Stärksten ihre Liebsten vor dem Zorn des Kapitols bewahren können. Dies schließt ehemalige Sieger nicht aus. Ich kann es immer noch nicht fassen. Wegen mir stehen Ino, Hinata, Naruto, meine Eltern und auch Sasuke wieder drin. Sie hatten es hinter sich, sie alle waren aus dem Schneider. Shikamarus Eltern sind ebenfalls in der Lostrommel, zumindest offiziell, aber er wird niemanden verlieren. Ebenso wie ich drin stehe Das wussten wir bereits in dem Moment, als es angekündigt wurde und ich vollkommen unfähig war, das Gehörte zu verarbeiten. Das war meine Schuld und ich wusste es ebenso gut wie alle anderen. Die Ernten sind manipuliert, damit die Kinder von Siegern eher gezogen wurden. Die Jubiläen sind sicher nicht anders. Wieso sonst sollte es so passend sein, dass das Kapitol mir alles nehmen kann, was ich liebe? Ich lasse meinen Blick erneut wandern und schiele auf die Schale, in der die Namen stehen. Neun Zettel und als Shizune den ersten heraus zieht merke ich, dass ich bei weitem nicht bereit bin, mich dem Ergebnis zu stellen. Zu hören, wer meiner Liebsten keinen Geburtstag mehr erleben wird. Den nächsten Schnee nicht sehen wird. "Haruno Kizashi!" Shizunes Blick in meine Richtung ist mitleidig und ich spüre eine warme Rechte an meinem unteren Rücken, stabilisierend, obwohl es nur eine Scharade ist, die wir offensichtlich dabei sind zu verlieren. Wir sind befreundet, auf eine verrückte, unerklärliche Art und Weise, teilen eine Verbundenheit, die sich vermutlich nur bei Mentor und Tribut einstellt und ich gebe den Spielmachern nicht die Genugtuung meine Verzweiflung zu sehen, als mein Vater die Stufen hoch steigt und meine Mutter kurz davor steht, den Verstand zu verlieren. Es ist nicht lang genug her, dass ich in die Spiele musste, sie hat das auf keinen Fall bereits verarbeitet. Jetzt wird mein Vater gehen müssen. Und er wird vermutlich nicht heim kommen. Shizune greift erneut in die Schale, zieht einen Zettel heraus und einen kurzen Augenblick glaube ich, die Zeit ist stehen geblieben, weil sich kein Lüftchen bewegt, sie still steht wie eine Statue und auch keiner sonst einen Muskel rührt oder auch nur zu Atmen scheint. "Haruno Sakura.", bringt sie dann krächzend hervor, jedoch mehrere hundertfach verstärkt durch das Mikrofon vor ihr und ich sehe die Tränen, als sie sich von den Kameras weg dreht zu mir und ich mir bewusst werde, dass die gesamte Nation erwartet, dass ich zusammenbreche. Ich habe jedoch keine Zeit, zu reagieren oder mir gar einen Gedanken zu machen, wie ich reagieren sollte, da ist die Hand an meinem Rücken verschwunden und ich spüre die Bewegung in meinem Rücken. Andere Hände fliegen hoch, meine Mutter, Naruto, sogar Shikamarus Vater hebt die Hand, aber ich weiß, dass er der Erste war und dass die gesamte Welt so oder so nur auf ihn geachtet hatte. "Ich melde mich freiwillig an ihrer Stelle." Kühl, bestimmt, aber ich höre seine innere Unruhe. Ich weiß, dass er noch immer das Gefühl hat, mich beschützen zu müssen. Ich weiß, dass es von ihm erwartet wird. Aber im Gegensatz zu seinen sind meine Gefühle und alles, was die letzten Jahre vor den Kameras über meine Lippen gekommen ist, die Wahrheit und nichts anderes. Shizune wirkt noch aufgelöster als eben bereits und ich kann ihr keinen Vorwurf machen. Mit mir und meinem Vater in der Arena wäre mein Ziel eindeutig gewesen. Meinen Vater raus bringen und so lang beschützen, bis ich es dann selber beenden konnte. Auch wenn ich wusste, dass keiner das unterstützte. So aber blockiert er meinen Plan und wirft sich selbst in die Arena. Um Narutos Willen, daran zweifle ich keinen Augenblick. Er kann nicht verantworten nicht in der Lage zu sein, mich zu retten, egal was ich will. Meine Augen wandern zu ihm und er erwidert den Blick für eine Sekunde und ich kenne ihn nach den Jahren zu gut, um nicht darin zu lesen. Es sind mehr Emotionen als sonst in seinen Augen schwirren, wenn wir außerhalb des kleinen Häuschens im Dorf der Sieger sind und mehr als jegliche Kamera jemals würde einfangen können. Sehnsucht, Wut, Sturheit, Verzweiflung, Protest, Zuneigung und eine Determination, die mich schlucken lassen und reichen um mich lang genug abzulenken, seinen Arm runter zu reißen und zu protestieren. Der Kloß in meinem Hals tut sein Übriges. Er tritt vor, neben meinen Vater und reicht ihm die Hand, eine Geste, die ich zuletzt sah, als ich geheiratet habe. Mein Schädel schwirrt und ich bin mir nicht sicher, ob ich einem von beiden eine Mentorin sein kann, oder ob ich nicht besser hier und jetzt umfallen soll in der Hoffnung, dass ich zu krank werde. Ich liebe diese Männer, alle beide und ich bin mir nicht sicher, ob mein Herz es überlebt, sollte nur einer oder gar keiner mit mir heim kommen. Kapitel 1: Die Siegertour ------------------------- Der Tag, an dem ich wieder in meinem Distrikt ankomme, ist chaotisch, laut, heiß und falsch. Ich steige aus dem Zug aus als Siegerin der 97. Hungerspiele und möchte eigentlich lieber in mein Haus, mein Bett, an die Decke starren, bis die Gesichter der 23 anderen nicht mehr hinter meinen Augenlidern brennen. Ich ziehe in das Siegerdorf, aber meine Eltern bleiben in ihrem Häuschen. Ich fühle mich alleingelassen und das Gefühl verschwindet erst, als Naruto mit Ino und Hinata vor der Tür stehen. Ich lasse alle drei hinein und einen Augenblick lang sehe ich wie aus dem Haus gegenüber mein Mentor tritt. Er wirft mir einen kurzen Blick zu, ehe er sich auf den Weg in die Stadt macht. Ich zögere, verfolge ihn mit meinem Blick, sehe wie er verschwindet und verschwinde dann ins das Innere meines Hauses. Fünf Schlafzimmer sind bei weitem zu viele für mich allein, sodass Hinata und Ino bald darauf mehr oder weniger bei mir wohnen. Ich bin chaotisch, wenn man mich lässt, sodass das hier mehr als erleichternd für mich ist. Ich koche gerne und gut, aber bin völlig hilflos, wenn es um Waschen und dergleichen geht. Das bringen mir die anderen Beiden und meine Mutter bei. Für die Medien sind wir verliebt und unzertrennlich. Die Realität sieht zu meinem Leidwesen ganz anders aus. Seine Worte im Zug haben mich tiefer getroffen als sie sollten, da bin ich mir sicher. Kaum, dass die Kameras für die Siegertour allerdings auftauchen, sind wir kaum voneinander zu lösen. Seine große Hand in meinem Rücken ist durchweg präsent und ich nehme alles an Kraft aus ihr, was ich bekommen kann. Die Überraschung, die auf den Bildschirmen zu sehen ist, als wir im Kapitol sind und er mitten auf einer Feier auf ein Knie fällt und mich bittet, ihn zu heiraten ist nicht gespielt. Die Tränen, die mir kommen während ich sprachlos nicke sind es auch nicht, haben aber einen anderen Grund als die Leute im Kapitol denken. Dass er mich nicht heiraten will, weil er es will, sondern weil es von ihm erwartet wird. Weil es für uns beide einen nicht zu verachtenden Vorteil bringt - wir werden nicht verkauft. Das ist der erste Abend seit wir 12 verlassen haben, den ich nicht in seinem Zimmer schlafe, allerdings bei weitem nicht der Letzte. Die nächsten Tage sind für mich schmerzhafter und ich vermeide ihn, wo ich nur kann. Mir ist nicht danach das glückliche Paar zu spielen und er lässt mir den Freiraum. Meine Alpträume werden dafür zwar wieder schlimmer, damit kann ich aber leben. Das finale Festmahl in Distrikt 12 ist nicht so entspannt, wie es wohl sein sollte. Es wird erwartet, dass wir völlig vernarrt sind, aber das ist nahezu unmöglich. Ich fühle mich unwohl, er ebenfalls und Naruto beäugt uns misstrauischer als mir lieb ist. Er weiß, dass das Ganze ein Theaterstück für das Kapitol ist. Er weiß aber auch, dass ich wirklich in Sasuke verliebt bin. Daher gefällt ihm die Situation noch weniger als sonst wem, insbesondere meinen Eltern. Die beiden mögen Sasuke aus Prinzip schon nicht. Er ist ihnen suspekt, ein Sieger, der in seinen Spielen ohne auch nur zu zögern mehr als ein Kind getötet hatte. Und jetzt ihre Tochter heiraten wollte. Natürlich behagt ihnen das nicht, aber sich dagegen auszusprechen wäre töricht. Also lassen sie es auch. Wir sind vier Wochen zurück in 12, als wir Post bekommen. Der Termin wird festgelegt und ich muss schwer schlucken. Direkt vor den nächsten Hungerspielen. Wir kommen heim, schlafen kurz, tauchen zur Ernte auf und fahren direkt wieder zurück ins Kapitol. Nicht unbedingt die Hochzeitsreise, die man sich wünschen würde. Aber damit dürfen wir wohl so oder so nicht rechnen. Hinatas Cousin taucht häufiger auf und ich fange an, mich mit Neji anzufreunden. Irgendwann weiß er dann auch von der Realität der Verlobung und fängt an, sich darüber zu ärgern. Sasuke unfreundliche Kommentare entgegen zu werfen, wenn er ihn vor die Flinte bekommt, was die letzte Zeit nicht allzu oft passiert. Statt dessen kommt mein 'Verlobter' immer seltener unter Leute und ich fange an mir Sorgen zu machen. Naruto erzählt mir, dass er mit ihm gesprochen hatte. Auch darüber, dass meine Gefühle keine verfluchte Farce waren, sondern echt und er ein wenig Rücksicht darauf nehmen solle. Seit dem bekomme ich ihn beinahe gar nicht mehr vor die Nase. Aber verdenken kann ich es ihm auch nicht. Er will sich nicht damit auseinander setzen müssen, dass ich meine Gefühle für ihn nicht nur spiele. Daheim muss ich mit meinen Alpträumen allein auskommen. Ich schrecke mitten in der Nacht hoch, bin in Schweiß gebadet und muss erst Duschen und eine Weile in Bewegung sein, ehe ich mich wieder hinlegen kann. Die Dusche wäscht den Schweiß ab, aber die Bewegung ist sicherlich aus der Arena hängen geblieben. Ich gewöhne mir mit den Wochen an, zu Laufen. Als ich damit nicht mehr ausgelastet bin, ringe ich täglich mit Naruto in meinem Garten. Er ist größer und kräftiger als ich, aber das verhindert nicht, dass ich ihn oft genug in den Dreck packe. Hinata ist in ihn verliebt wie eh und je und trotz meines Hinweises damals scheint er das nicht verarbeitet zu haben. Somit ist also vieles beim Alten. Und ich bin immer seltener zufrieden damit, mich mit Naruto auszutoben. Mein Geburtstag kommt, er geht und dann kommen die ersten Pakete mit einem Brief. Während ich den Brief überfliege, reißt Ino das erste auf und ihr entzückter Aufschrei lässt mich den Blick heben. Es sind Kleider. Bestimmt 5 Dutzend in allen möglichen Schnitten, längen, Weiß-Tönen und Ausführungen. Ich solle sie doch bitte alle anziehen, bevor die Hochzeitsplanerin und meine Stylisten kommen, um sich mit mir und meinem Verlobten um die Hochzeit zu kümmern. Ich bin ernsthaft überrascht, dass das Kapitol uns irgendeine Option lässt, um uns in die Feier einzubringen. Die Kleider allerdings probiere ich auf das Drängen meiner Mitbewohnerinnen alle an. 60 Stück ist eine enorme Anzahl und um einige anzuziehen brauche ich die Hilfe meiner beiden Freundinnen. Ab und an sind meine Eltern dabei und sie sind emotionaler als ich erwartet hatte. Es fließen regelmäßig Tränen, allerdings werden die meisten Kleider direkt wieder verpackt. Diese verrückten Ideen der Kapitol-Menschen lassen mich nur kleiner und zierlicher wirken. Und das muss ich neben Sasuke nun wirklich nicht. Er ist so oder so anderthalb bis zwei Köpfe größer als ich und erheblich breiter. Daneben winzig und zerbrechlich zu wirken ist keine Meisterleistung. Je weniger Schnick-Schnack an dem Kleid klebt, desto besser gefällt es der Allgemeinheit. Ich fühle mich noch immer unwohl in ihnen allen, aber das zuzugeben wäre wohl nicht das, was sie hören wollen. Als die Frau mit meiner und Sasukes Stylistin ankommt, bin ich mir sicher, verrückt zu werden. Sie ist schrill, hysterisch, verrückt nach Sasuke und mir und hat sich die Haare eine Nuance zu dunkel gefärbt, um meine Haarfarbe zu bekommen. Somit also trägt sie knallpinke Haare und ihr Name bleibt bei mir bereits nicht mehr hängen. Das sind die ersten Male, die ich Sasuke ohne Kameras neben mir habe, seit die Siegertour rum war und es ist weiterhin angespannt. Die Trulla plappert und plappert. Von Blumen zu Kerzen zu Farben die sich nicht mit meinen Haaren oder Augen beißen würden, über die Frage, ob mir eines der Kleider bereits zusage. Dann aber scheint ihr einzufallen, dass es im Kapitol unüblich ist, dass der Bräutigam das Kleid vor der Hochzeit sieht und sie winkt ab, das könne sie mit mir die kommenden Tage machen. Ich bin froh, als sie endlich geht und räume die Teetassen und das Obst beiseite, dass ich der Höflichkeit halber auf dem Tisch platziert habe, als ich sehe, wie er Wasser in die Spüle lässt. "Du brauchst mir nicht helfen.", erinnere ich ihn, aber er hebt nur eine Schulter und ich stelle die Sachen rüber. Ohne seine Prothese kann er wenig mehr als wegräumen, aber er lehnt wartend an der Anrichte, ehe ich ihm die erste Tasse reiche und er sie wie selbstverständlich weg räumt. "Hat der Baka recht mit dem, was er sagte?", fängt er zu meinem Erstaunen das Gespräch an und ich zögere kurz, ehe ich nicke. "Hat er. Sasuke-kun, lass uns das Thema nicht haben. Ich will nichts verkomplizieren. Wir sind befreundet und-" "Es tut mir Leid. Was ich im Zug gesagt hab." Einen Augenblick bin ich sprachlos und er sieht das und nimmt mir die nächste trockene Tasse ab. "Das muss dir nicht leid tun. Es war die Wahrheit." "Ich hätte es aber nicht so sagen brauchen. Als wärst du mir egal." Wiederum kann ich nur verblüfft blinzeln. "Sasuke-kun, es ist okay. Die Situation ist ein bisschen verfahren, ja, aber du hast schon recht gehabt. Es ist für alle die beste Lösung." "Du wirst nicht mit wem anders ausgehen können." "Das will ich gar nicht.", erwidere ich und er hebt eine Augenbraue. "Sie werden irgendwann erwarten, dass wir Kinder bekommen." Dass er ein 'obwohl ich dich nicht liebe' in die Luft setzt, wissen wir beide und ich bringe den Kloß in meinem Hals nur schwer runter. "Dann ist einer von uns eben zeugungsunfähig. Wir müssen nicht-" "Willst du dein Leben lang Jungfrau bleiben?" Wieso treffen mich seine Aussagen so unvorbereitet?! "Das können wir immer noch besprechen, sobald die verfluchte Feier vorbei ist. Wenn ich die überlebt habe, werde ich mir Gedanken drum machen, wie viel unsere Ehe einschließen sollte oder könnte oder ich wollen würde." Er zögert kurz und es ist eine so ungewohnte Reaktion, dass ich versuche, sie mir einzuprägen. "Vermutlich hast du Recht." Er räumt die dritte Tasse weg und greift nach den Untertellern, um auch die weg zu tun. "Hinata und Ino kommen gleich heim. Den Rest mach ich selber.", erwähne ich und er nickt kurz. Ich begleite ihn schnell zur Tür und einen weiteren Moment zögern wir. Diese Irre wohnt in einem der Häuser im Siegerdorf. Ich spüre, wie seine große Hand nach meinem Nacken greift und lasse zu, dass er mir einen kurzen Kuss auf die Stirn drückt. Ich bin ihm dankbar, dass er mich nicht auf den Mund küsst, warte bis er den Weg überquert hat und sein Haus beinahe erreicht hat, ehe ich die Türe zu mache. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)