Never forget von Nimmerella ================================================================================ Kapitel 4: Kayla ---------------- Hustend und Wasser spuckend, kam der junge Mann zu sich und drehte sich sogleich auf den Bauch, um all das Wasser aus seiner Lunge zu husten. Seine Lunge brannte von dem salzigen Wasser und jeder Atemzug fühlte sich an wie tausende Messerstiche. Verwirrt und desorientiert hob er den Kopf und sah sich um. Er lag an einem Sandstrand und hatte keine Ahnung wo er war, oder wer er war. Völlige Leere machte sich in seinem Kopf breit. Er versuchte sich krampfhaft an seinen Namen zu erinnern, oder wo er überhaupt war. „Ace? Endlich bist du wach, ich dachte schon du stirbst“, sagte eine liebliche Frauenstimme in seiner Nähe. Hektisch sah er sich am Strand um, doch nirgendwo war jemand zu sehen. „Hinter dir“, erklang die Stimme erneut und der Schwarzhaarige wandte sich sogleich um. Er erblickte eine Meerjungfrau, die im seichten Wasser kniete und zu ihm sah. Sie war eine echte Schönheit mit ihren langen blonden Haaren und der Seerose, die darin geflochten war. „Wie hast du mich genannt?“, fragte er mit kratziger Stimme, von dem vielen Husten. „Ace, so ist dein Name, sieh auf deinen Arm das Tattoo und außerdem bin ich eine Freundin von Whitebeard, daher weiß ich das, erinnerst du dich nicht?“, fragte die Schönheit besorgt. Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein, ich erinnere mich an gar nichts“, gab er leise zu und starrte auf den Boden, bevor er sich im Schneidersitz hinsetzte. Er musterte seine Kleidung. „Whitebeard, gehört der zur Marine?“, fragte er ratlos, da er den Schriftzug auf der Kleidung erkannte. „Nein Whitebeard ist Pirat und du bist sein zweiter Kommandant, ich denke du hast dich verkleidet, hier, den Sack habe ich gefunden, sieh mal hinein, ich bin mir sicher, dass das deine Klamotten sind“, sagte sie ruhig und wies auf einen Seesack direkt neben ihm. Er griff danach und öffnete ihn. Zum Vorschein kam eine schwarze Hose, schwarze Stiefel, ein schwarzes Halstuch und eine ebenso schwarze Jacke. Die Hose kam ihm bekannt vor, weshalb er dann nickte. Dank der Beschaffenheit des Seesacks, waren die Kleider trocken. „Könntest du...“, fragte er und machte mit dem Finger eine kreisende Bewegung, die ihr zeigen sollte, dass sie sich umdrehen solle. Sie nickte und tat dies auch so gleich. Er stand auf, entkleidete sich und zog sich die bekannten Sachen an, allerdings ließ er Jacke und Halstuch weg und beschränkte sich auf die Hose und die Stiefel, da es sich so richtig anfühlte. „Okay..“, murmelte er und die Nixe wandte sich ihm wieder zu. „Ich bin übrigens Kayla“, stellte sie sich vor und Ace nickte ihr zu. „Du hast mich gerettet oder?“, erkundigte er sich und sah sich am leeren Strand um. „Genau, du wurdest bei einem Kampf ins Meer geschleudert und wegen deiner Teufelskräfte kannst du nicht schwimmen, so hab ich dich gefunden und raus gezogen“, erzählte sie und er sah verwundert drein. „Teufelskräfte?“, murmelte er und sah auf seine Hände. Jetzt wo sie es erwähnte, spürte er was in seinem Innern, aber er konnte es nicht hervorlocken, egal wie sehr er es auch versuchte. Die Nixe kam ins grübeln. Eindeutig hatte er sein gesamtes Gedächtnis verloren, doch dies schien nicht völlig fort zu sein, sondern nur blockiert, da er auch seine Kleidung wieder erkannt hatte, oder zumindest ein gutes Gefühl hatte. Sie fragte sich, ob die Whitebeard Bande ihn schon vermisste, oder ob er ganz allein unterwegs gewesen war. Allerdings wollte sie ihn nicht so desorientiert allein lassen. „Hör mal Ace, würdest du dich hier bitte verstecken und auf mich warten?“, bat sie und wies auf eine Baumgruppe am Rande des Strandes. Der Angesprochene sah in die Richtung und nickte dann zögerlich, ehe er sich erhob und dorthin ging. Die Nixe kehrte ins Wasser zurück und schwamm in den Hafen. Dort suchte sie ein kleineres Boot und stibitzte es ungesehen. Dies zog sie unter Wasser zurück zu der Stelle wo Ace sich versteckte. Sie tauchte auf und schwamm näher an Land, das Boot musste dort bleiben, wegen der Wassertiefe. „Ace!“, rief sie und der junge Mann lugte aus den Sträuchern hervor und kam zu ihr, als er sie erkannte. „Hier steig in das Boot, ich werde dir helfen deine Bande zu finden“, verkündete sie, doch der junge Mann machte keine Anstalten sich zu bewegen, deshalb sah sie ihn fragend an. „Stimmt was nicht?“, fragte Kayla besorgt. „Ich kenne die alle gar nicht, was soll ich bei ihnen?“, fragte er skeptisch. Die Nixe war geschockt. „Aber das ist doch deine Familie, deine Brüder und dein Vater. Ihr seid eine Familie, zwar selbsternannt, aber Blut ist nicht alles.“, meinte sie und sah den jungen Mann einfühlsam an. „Meine Familie?“, murmelte er betroffen und sah hinaus auf das Meer. Er fühlte sich schlecht, wenn es so war, wie diese Meerjungfrau sagte, dann waren das ganz besondere Menschen in seinem Leben und er konnte sich an keinen einzigen erinnern. Er fühlte nur in sich eine Macht, die versuchte auszubrechen und dennoch völlig blockiert war. Es war so, als wollen seine Erinnerungen zu ihm zurückfinden, doch die Mauer, die sie abschirmten war viel zu fest um niedergerissen zu werden. „Okay, suchen wir die Whitebeardpiraten“, meinte er dann und ging ins Wasser zum Boot und kletterte hinein. Ein Instinkt ließ ihn nach einer Vorrichtung suchen, doch es gab keine. Er runzelte die Stirn, irgendwas störte ihn, aber er wusste einfach nicht was. So griff er nach den Rudern und hakte sie ein, so wie es vorgesehen war. „Wohin als erstes?“, fragte er die Nixe, da sie mehr Ahnung hatte als er. „Ich denke mal wir sollten zur Nachbarsinsel. Dort ist die Marine nicht stationiert und viele Piraten treiben sich dort rum, vielleicht finden wir da etwas raus“, schlug sie vor und schwamm voraus. Ace folgte ihr, auch wenn es mühselig und langsam war, wie er fand. Ein Gefühl sagte ihm, dass er sonst anders voran gekommen war. Nach einer Stunde erreichten sie endlich die Insel und Ace befestigte sein Boot an einem Steg und sah zu der Meerjungfrau. „Ich werde in die Stadt gehen und mich umhören, achtest du hier auf die Nussschale?“, fragte er und kniete sich auf den Steg um näher bei ihr zu sein. „Tu das, aber zieh die Jacke an, dann erkennt dich nicht jeder an deinen Tätowierungen“, riet sie ihm und er befolgte den Ratschlag auch so gleich. Danach erhob er sich, schulterte seinen Seesack, der nur noch ein Messer und eine seltsame Kette enthielt, die aus roten Perlen bestand, sowie die Kleidung, die er angehabt hatte, als er erwacht war. In der Stadt war viel los, da gerade Markt war und überall standen die Menschen um Stände dieses Marktes versammelt und kauften Lebensmittel und andere Sachen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er gar kein Geld bei sich trug, wohl typisch für einen Piraten seines Ranges. Er ging auf einen Kerl zu, der recht zwielichtig aussah, aber er machte den Anschein, als könnte er etwas über Piraten wissen. „Hey du! Haben hier in den letzten Tagen Piraten angelegt?“, fragte er nach und blieb vor dem Kerl stehen. Dieser war ungepflegt und knapp zwei Köpfe größer als er selbst, aber dennoch verspürte er keinerlei Angst vor ihm. „Tatsächlich, vor ein paar Tagen hat hier ein Schiff der Whitebeardpiraten angelegt, aber die Marine war in der Nähe und hat den Kommandanten geschnappt, der Rest wurde laufen gelassen, wahrscheinlich um die ganze Bande anzulocken“, erzählte der Mann bereitwilliger als gedacht. „Aber wieso willst du das wissen, Kleiner? Willste bei denen anheuern?“, lachte der schmalzige Kerl und Ace rümpfte angeekelt die Nase. „Danke..“, murmelte er kurz und ging einfach weiter. Also waren welche hier gewesen. Doch laut Kaylas Aussage, hatte sie ihn erst gestern aus dem Wasser gezogen. Es war alles so verwirrend für ihn und er bekam Kopfschmerzen von den vielen Versuchen sich zu erinnern. Nachdem er noch einige Leute befragt hatte, machte er sich auf den Weg zurück zum Hafen und setzte sich in das Boot. Sogleich kam Kayla an die Oberfläche und legte ihre Arme auf den Rand der Nussschale. „Und was heraus gefunden?“, fragte die Schönheit und Ace seufzte, während er sein Gesicht in den Händen vergrub. „Vor einigen Tagen war ein Schiff hier. Die Marine hat den Kommandanten geschnappt und den Rest laufen lassen um alle anzulocken. Jemand meinte der Kommandant sei entkommen bei der Explosion gestern“, erklärte er frustriert, somit hatte er immer noch keinen Anhaltspunkt, aber langsam wusste er auch nicht, ob es das Richtige wäre zu einer Bande voller Fremder hinzu zu stoßen. „Lass den Kopf nicht hängen Ace und mach dir keine Sorgen, ich wette Whitebeard und Marco sind längst unterwegs um dich zu suchen“, versuchte sie den niedergeschlagenen Mann aufzuheitern. Marco. Bei diesem Namen regte sich ein komisches Gefühl in Ace und er wusste nicht, was es zu bedeuten haben könnte. Er wollte erst fragen wer Marco ist, doch dann verkniff er sich diese Frage, er hatte das Gefühl sein Kopf würde platzen bei all den Informationen. Zwar war eine Leere da die gefüllt werden wollte, doch er spürte, dass seine Erinnerungen nicht fort waren, sondern nur blockiert von dieser einen verdammt festen Mauer, die er einfach nicht einreißen konnte, so sehr er es auch wollte. Mittlerweile war es recht spät geworden und Ace’ Magen begann zu knurren. Kayla lächelte und sah zu dem jungen Mann, der in die Sterne sah. „Komm Ace lass uns zum Strand gehen, ich fang dir ein paar Fische, dann kannst du sie dir über dem Feuer braten.“, schlug die Nixe vor und der Schwarzhaarige nickte recht abwesend. Er erhob sich und ging den Weg zum Strand hinunter. Kayla war verschwunden um Fische zu fangen. Auf dem Weg dorthin kam er an einer Baumgruppe vorbei, wo er einiges Holz und auch steine sammelte. Am Strand baute er sich dann ein Lagerfeuer und machte sich daran mit einer recht aufwendigen Technik und dem Holz, welches er mitgebracht hatte Feuer zu machen. Es dauerte, doch irgendwann brannte es. Die Nixe kehrte zurück und übergab ihm die Fische. „Wie ich sehe beherrscht du deine Teufelskräfte wieder“, freute sie sich, doch bei dem verwirrten Blick seinerseits verging die Freude schnell wieder. Also nicht. „Ich kann Feuer bändigen?“, fragte der junge Mann, während er mit dem Messer begann den Fisch auszunehmen. „Eigentlich schon, aber scheinbar funktioniert es wohl nicht mehr, zumindest fürs Erste“, stellte sie traurig fest und lag nun auf dem feuchten Sand, wo die Wellen sie leicht umspielten und sah in das knisternde Feuer. Ace schwieg und sah daraufhin auch kurz zum Feuer. Er hatte sich schon gewundert, warum dieses Feuer ihm so vertraut vor kam, doch wenn es sein Element war, wunderte es ihn nicht mehr sonderlich. Ein Bild erschien vor seinen Augen. Zwei Flammen. Die eine rot, wie dieses Feuer und die andere blau? Ein helles strahlendes blau, welches eine eigenartige Kälte ausstrahlte. Kaltes Feuer? Wie sollte das denn funktionieren? Schnell schüttelte er den Kopf und verwarf das Bild in seinem Kopf wieder. Er wusste gerade nicht, ob es eine Erinnerung war, oder seine Fantasie, die ihm da einen Streich spielte. Als der Fisch nun ausgenommen war, spießte er diesen auf ein paar Stöcke und steckte sie am Feuer in den Sand, damit sie in der Hitze brieten. Der köstliche Duft schwirrte durch die Luft, genau so wie der seichte Rauch, der von dem kleinen Lagerfeuer ausging. Er selbst hatte seine Knie angezogen und seine Arme nun darum geschlungen. Sein Kopf ruhte auf seinen Knien, während er in die Ferne starrte. Kayla beobachtete ihn und empfand tiefes Mitleid. Sie konnte sich gar nicht vorstellen wie es sein musste, keinerlei Erinnerungen zu haben. Keine Menschen die einem wichtig waren und ganz allein mit sich zu sein, ohne viel über sich selbst zu wissen. Eine ganze Weile schwiegen sie, doch Kayla hatte schnell einen Entschluss gefasst. „Ace, versprich mir, dass du hier auf dieser Insel bleibst und halte dich von den Menschen so gut es geht fern. Ich werde Whitebeard suchen gehen, ich bin mir sicher, dass er schon ganz in der Nähe ist“, ergriff se schließlich das Wort und Ace sah sie an. Einen Moment überlegte er, bevor er dann zögerlich nickte. Er war sich noch immer nicht sicher, ob es so klug wäre auf dieses Schiff zu gehen, immerhin konnte niemand sagen, dass es stimmte, was diese Nixe ihm erzählt hatte und dennoch sehnte er sich danach endlich jemanden zu treffen, der ihn kannte. Er wollte nicht mehr so orientierungslos sein, ohne jegliche Erinnerungen an sein Leben. Er wusste ja nicht einmal, ob dieses Leben gut war, oder vielleicht doch schlecht, ob es Menschen gab, die ihn liebten oder ob er vielleicht sogar Familie hatte. Kayla lächelte aufmunternd und nickte ihm dann zu. „Du wirst dich schon wieder erinnern, bestimmt braucht es nur Zeit, nichts weiter“, redete sie ihm noch ein letztes Mal gut zu, bevor sie sich dann aufrappelte und ins Meer verschwand. Ace sah ihr nach, bevor sie abtauchte und hoffte schmerzlich, dass sie Recht hatte mit ihrer Vermutung. Der Fisch war nun fertig gebraten. So nahm er diesen vom Feuer weg und begann zu essen. Der Fisch war gut und stillte seinen Hunger. Vielleicht war es keine großartige Köstlichkeit, doch es reichte damit er wenigstens satt wurde. Nach dem Essen löschte er das Feuer und schlenderte zurück zum Hafen, wo das kleine Boot lag, was Kayla ihm besorgt hatte. Er stieg hinein und rollte sich auf dem Boden zusammen. Er benutzte den Seesack mit den komischen Marineklamotten darin als Kissen und schlang sich die Jacke enger um den Körper. Er fror ein wenig, doch es war zu ertragen. Eine Weile lang sah er in den Sternenklaren Himmel und fragte sich, was sein Leben ihm wohl bisher geboten hatte und vor allem geisterte eine Frage durch seinen Kopf. Wer war dieser Marco. Allein wenn er an den Namen dachte empfand er ein seltsam warmes Gefühl in der Bauchgegend, doch konnte er noch nicht einmal dessen Gesicht vor sich sehen. Es war ihm ein Rätsel, wie er so empfinden konnte bei dem Gedanken an einen Fremden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)