Briefe an Sora von marla2412 ((Eine Taiora-Geschichte)) ================================================================================ Kapitel 11: Du bist es ---------------------- Der nächste Tag kam, und Sora wartete - doch Tai kam nicht. Sie saß inmitten des großen Platzes auf einem Bänkchen, auf dem sie sehr oft saß, und wartete darauf, dass Tai ihr mit seinem Fußball in der Hand entgegen kommen würde, so wie er es so oft getan hatte. Sie saß dort stundenlang, regungslus, starrte in die Leere, und hoffte auf ein Wunder. Doch dieses Wunder scheinte nicht passieren zu wollen. Voller Nervosität schüttelte Sora ihre Knie und spielte mit ihren Händen. Sie wartete und wartete auf Tai, doch bekam schlussendlich nur Gesellschaft von der Dunkelheit. Eine Träne lief über Soras Wange und sie senkte ihren Blick gen Boden, als sie auf einmal eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Mit hoffnungsvollem Blick schaute Sora wieder nach oben, und war doch sehr enttäuscht, als sie nicht Tai vor sich erblickte, sondern T.K.. "Hey, Sora. Darf ich mich setzen?", fragte dieser in sanftem Ton. Sora nickte und er nahm Platz neben ihr. T.K. sah sie von der Seite an. Er würde sie nicht fragen, wie es ihr ging - denn wie konnte es ihr schon gehen, nicht war? Er war gerade von Kari gekommen, die er mit aller Mühe aufzuheitern versuchte. Er selbst war natürlich auch todtraurig, doch wenn er seine Traurigkeit zu sehr zulassen würde, hätte er nicht die Kraft, für diejenigen dazusein, die es so sehr brauchten. "Du, T.K. ...", sagte Sora nach einem Moment der Stille und starrte wieder wie gebannt auf den Boden. "Ja?", erwiderte dieser und sah das rot haarige Mädchen an. "Ich habe ganz schreckliche Sachen zu Matt gesagt, die ich gar nicht so gemeint habe...", verkündete sie kleinlaut. Daraufhin schenkte T.K. Sora ein zaghaftes Lächeln, um sie zu beruhigen. "Aber das weiß er doch. Ganz bestimmt. Mach dir keine Sorgen darüber. Er weiß doch, wie schlecht es dir im Moment geht.", antwortete T.K.. Plötzlich fing Sora an zu schluchzen und ein paar Tränen fielen von ihrem Gesicht auf den Asphalt vor ihren Füßen. "Ich hab den ganzen Tag auf Tai gewartet.", erzählte sie mit weinerlicher Stimme. "...aber er ist..nicht gekommen." Der Blonde wusste nicht, was er darauf sagen sollte, also legte er einfach erneut seine Hand auf Soras Schulter. Urplötzlich fiel Sora dem kleinen Bruder ihres Freundes um den Hals und umarmte ihn mit aller Kraft. Es tat gut, jemanden zum Reden zu haben. "Ich habe Matt gesagt, er sei Schuld an Tais Tod. Aber langsam glaube ich, dass es meine Schuld ist..." "Aber Sora! Was sagst du denn da?", fragte T.K. entsetzt und umarmte Sora fest. "Das ist doch Unsinn. Daran hat niemand Schuld.", fügte er hinzu und biss sich auf die Unterlippe. Es schmerzte ihn ungemein, an den Moment zurückzudenken, als Tai abgestürzt war. Immerhin hatte er es mit eigenen Augen gesehen. "Zu Tai habe ich auch ganz schreckliche Sachen gesagt. Ich habe ihm furchtbar weh getan. Und vielleicht wäre er bei mir gewesen, wenn ich ihm nicht weh getan hätte, und es wäre nichts passiert." Wieder schlug sie die Hände vors Gesicht. T.K. schüttelte den Kopf. "Sora, das ist doch nicht wahr.", meinte er in beruhigendem Ton. "Du hättest daran nichts ändern können. Was er getan hat, hat er aus eigenem Willen getan." Daraufhin sah er tief in Soras Augen. "Es ist nicht deine Schuld, hörst du?", verkündete er bestimmend, und Sora nickte. "Danke dir, T.K.", antwortete sie und ließ von T.K. ab. "Ich muss jetzt los." Daraufhin stand sie auf und verschwand in der Dunkelheit. Kurze Zeit später klopfte es an Matts Tür, und dieser staunte nicht schlecht, als er Sora zu dieser späten Stunde vor sich stehen hatte. "Sora..", sagte er und sah das Mädchen an. "Matt, es tut mir so leid. Was ich zu dir gesagt habe, meine ich...ich...", stotterte sie, doch Matt fiel ihr ins Wort. "Das weiß ich doch.", antwortete er ihr und umarmte sie zärtlich. "Ich hab's nicht so gemeint..", fügte Sora noch hinzu. Sie umarmte Matt ebenfalls, doch nur für einen kurzen Moment. "Matt, ich....", stotterte sie erneut, nach den richtigen Worten suchend. Sie seufzte und kratzte sich verlegen am Halsrücken, bis sie plötzlich Matts Hand ergriff. Matt erschrak ein wenig, als er etwas im Inneren seiner Hand spürte. Er schaute nach unten und erblickte plötzlich das Kettchen, das er Sora vor einigen Tagen geschenkt hatte. "Was...was soll das?", fragte der Junge verwundert und starrte auf das Schmuckstück. "Nimm es bitte zurück.", sagte Sora. "Es tut mir leid, aber ich muss unsere Beziehung beenden." Matts Verwunderung verwandelte sich in Entsetzen. "W-wieso denn?", fragte er und schaute zurück in Soras Augen. "Weil ich Tai liebe.", verkündete Sora. "Was?", erwiderte Matt. "Ich liebe ihn." "Du verlässt mich für jemanden, der tot ist?", meinte Matt und konnte es kaum glauben. "Ich liebe ihn.", wiederholte Sora darauf. "Und ich bin dir fremdgegangen..mit ihm.", gab sie endlich zu und blickte ihrem frisch gebackenen Ex-Freund mit verzweifeltem Blick an. Sie hasste es, ihn so zu verletzen, doch sie wusste, sie hatte keine andere Wahl. "Ich habe ihn geküsst. Mehrmals." Soras Stimme war erfüllt von Schmerz und am liebsten wäre sie ein weiteres Mal in Tränen ausgebrochen. Matt fehlten die Worte. Ab und zu hatte er geahnt, dass Sora Gefühle für Tai hatte, doch so ernst hatte er diesen Gedanken nie genommen. Er seufzte und schloss seine Hand umd das auf seiner Handfläche platzierte Kettchen. Wortlos schritt er zurück in seine Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Er sank zu Boden und lehnte sich dagegen, während er hörte, wie Sora sich immer weiter entfernte. Er schloss die Augen, während Trauer ihn übermannte und ein paar Tränen über sein Gesicht liefen. ~~~*~~~ Nur ein paar weitere Tag später war auch schon Tais Beerdigung, doch Sora hatte nicht die Kraft, dorthin zu gehen. Sie wollte nicht sehen, wie der Junge, den sie liebte, unter der Erde verscharrt wurde. Das hätte ihr wohl nur ein weiteres Mal das Herz gebrochen. Sora wünschte sich nichts mehr, als dass sie sich über ihre Gefühle für Tai früher bewusst geworden wäre. Dann wäre vielleicht so Einiges anders gelaufen. Sie hatte doch schon lange gespürt, dass die Beziehung mit Matt sie nicht mehr ausgefüllt hatte, aber ihre Angst vor Veränderungen und der Angst, Matt zu verletzen und dabei noch ihren besten Freund zu verlieren, hatte sie bedauerlicherweise immer davon abgehalten. Oh wie sehr sie sich dafür hasste. Einige Tage nach der Beerdigung fasste Sora Mut und machte sich auf den Weg zu Tais Grab. Tais Grab. Niemals hätte sie gedacht, dass sie einmal an Tais Grab stehen würde. Sie hatten so viel gemeinsam durchgemacht, und nun war alles vorbei. Mit Tränen in den Augen kniete sie sich hin und starrte auf den Grabstein ihres besten Freundes. Sie weinte bitterlich, und schenkte ihm dennoch ein Lächeln. Sora stellte sich vor, Tai wäre vor ihr und würde sie wieder so herzerwärmend anlächeln, dass sie all ihre Sorgen vergessen würde. So wie er es immer getan hatte. "Hey, Tai.", murmelte sie und fuhr mit ihren Fingern durch die frische Erde auf dem Grab. "Wie gehts dir?", fragte sie und fing an, zu zittern. "Mir gehts nicht so gut. Ich vermisse dich ganz schrecklich, weißt du?" Sora biss sich auf die Lippe und brach hemmungslos in Tränen aus. Danach war es still. Sie wartete verzweifelt auf eine Antwort von Tai, doch natürlich kam diese nicht. "Du bist es.", sagte Sora schließlich und brach urplötzlich die Stille. "Ich entscheide mich für dich." Ihr Herz schmerzte in ihrer Brust und sie dachte an den Moment, als die beiden gemeinsam vor Tais Wohnung auf dem Boden gesessen und dem Regen beim Fallen zugesehen hatten. Es war so friedlich gewesen. Wo war dieser Frieden nun hin? "Ich liebe dich, Tai.", flüsterte Sora und wischte sich die Nässe aus dem Gesicht. "Ich liebe dich schon so lange. Ich wollte es mir nur nie eingestehen." Erneut versuchte sie, zu lächeln. Denn Tai verdiente es, dass sie ihn während einer Liebeserklärung anlächelte. Wenn dies einer verdiente, dann er. Immer war er für sie da gewesen. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre sie wohl gar nicht mehr am Leben - denn es war kein Anderer als Tai gewesen, der Sora damals in der Pyramide das Leben gerettet hatte. Eigentlich hatte er alles für sie getan, und Sora hasste sich selbst zutiefst dafür, dass Tai ihr Liebesgeständnis an ihn niemals hören würde. "Du bist es.", wiederholte sie ihre Worte. Ihr Herz war so voller Schmerz, und gleichzeitig so voller Liebe. "Du warst es immer, und du wirst es immer sein." ~~~*~~~ Als ein paar weitere Tage vergangen waren, läutete es wieder einmal an Soras Haustür. Vollkommen entkräftet von den Geschehnissen der letzten Zeit öffnete sie die Tür und sah Kari, die mit einem Schuhkarton in der Hand vor ihr stand. Sie sah ganz genau so mitgenommen aus wie sie selbst. "Hey, Sora.", sagte Kari und sah der Rothaarigen dabei tief in die Augen. "Hey.", erwiderte diese und schenkte dem jüngeren Mädchen ein aufgesetztes Lächeln. "Ich bleibe nicht lange. Ich wollte dir nur das hier bringen.", verkündete Kari und drückte Sora den Karton in die Hand. "Was ist das?", fragte sie voller Verwunderung. "Briefe. An dich. Hab ich in Tais Zimmer gefunden.", erwiderte Kari. Soras Herz machte einen Sprung. "Er hat immer ziemlich darunter gelitten, dass du mit Matt zusammen warst. Ich weiß, Tai war nicht unbedingt jemand, der gern über seine Gefühle sprach, aber wenn du diese Briefe ließt, wirst du wissen, wie sehr er dich geliebt hat." Sora war erstaunt. Das hätte sie Tai gar nicht zugetraut. "Ich...danke dir, Kari.", sagte sie, und kurz darauf war Tais kleine Schwester auch schon wieder verschwunden. Daraufhin eilte Sora in ihr Zimmer und öffnete mit zittrigen Händen den Schuhkarton, in welchem sie dutzende von Briefen vorfand. Eine Träne lief ihr über die Wangen. Tai hatte ihr geschrieben. Die ganze Zeit über. Sie nahm einen der Briefe und zog das Blatt Papier aus dem Umschlag. "Liebe Sora. ...... Du sahst heute so wunderschön aus. ....Ich wünschte, ich könnte dir sagen, wie sehr ich dich liebe. ..... Ich wünschte, ich könnte mehr sein, als bloß dein bester Freund. .....", laß sie einzelne Passagen ganz leise für sich. "Ich liebe dich.", sagte Tai ihr schriftlich. "Ich liebe dich, Sora." - immer und immer wieder. Oh wie sehr Sora sich wünschte, diese Worte nur ein einziges Mal aus Tais Mund kommen zu hören. Vollkommen gerührt wischte sie sich hunderte kleiner Tränchen aus dem Gesicht und flüsterte: "Ich liebe dich auch, Tai. Ich liebe dich so sehr." ------------------------------ Ich hoffe, meine FF hat euch gefallen. Ich weiß, sie ist übertrieben kitschig und mega dramatisch. Für Happy Endings hab ich auch nicht viel übrig, aber wenn sie nur ein paar Leute begeistert hat, bin ich schon zufrieden. Danke fürs Lesen! :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)