Schicksalsschlag von Fifi-Uchiha ================================================================================ Kapitel 5: Der Rote Teufel -------------------------- Wo zum Teufel war sie? Kouji saß zusammen mit seinem Bruder, Takuya,Kouichi und Zoe im Deutschunterricht und etwas fehlte. Sie fehlte. Hatte sie etwa Angst? Oder war ihr etwas passiert? Nein... Das konnte nicht sein, immerhin ging es ihr letzte Nacht doch noch gut... oder? „Hey Zoe. Wo ist denn Sera?“ flüsterte Kouichi die unausgesprochene Frage seines Zwillings und das war einer der wenigen Momente in Koujis Leben, in denen er an die Zwillingstelepathie glaubte. „Beim Arzt.“ antwortete Zoe leise. „Sie hat mir heute Morgen eine SMS geschickt, dass es ihr schlecht geht. Ich wollte sie hinfahren, aber sie hat abgelehnt. Du kennst sie ja.“ Die Jungen nickten verstehend und verfolgten dann den Unterricht, während Kouji schweigend vor sich hingrübelte. Wieso war sie beim Arzt? Ob ihr doch etwas passiert war? Wieso dachte er überhaupt an die nervtötende Brünette mit dem Aggressionsproblem? Kouji wollte einfach nur wissen, ob sie diese Bauchtänzerin war oder nicht und jetzt wusste er es, also konnte er sein Leben doch einfach normal weiterleben. Also wieso schweiften seine Gedanken immer wieder zu Sera? Er konnte einfach nichts dagegen tun, dieses Mädchen verschwand einfach nicht aus seinen sonst so klaren Gedanken und das ging ihm auf die Nerven. Ob es ihr gut ging...? …...................................... „Was meinst du mit 'Ich darf dich nicht besuchen'? Spinnst du?“ keifte Zoe ins Telefon und ignorierte die fragenden Blicke ihrer Mitschüler. „Hör doch erst mal zu.“ bat Sera. „Der Arzt sagt, dass ich mindestens zehn Tage Bettruhe benötige. Dieser neue Grippevirus ist verdammt beschissen und hochgradig ansteckend und deshalb darf sich mir KEINER nähern. Könnte Saya bis dahin bei dir bleiben?“ Zoe seufzte nachgiebig. „Natürlich. Aber wer kümmert sich in der Zwischenzeit um dich? Ich hätte echt nichts dagegen, krank zu werden. Denn kotzen wir halt zusammen und pflegen uns gegenseitig gesund, ganz wie früher!“ Takuya und Kouichi lächelten sich zu, als die Zoes optimistischen und vor allem ernst gemeinten Vorschlag hörten und auch Sera lächelte gerührt. „Ach Quatsch, es geht mir ganz gut, ich habe mich nur ein wenig übergeben. Komm bitte nicht, sonst fühle ich mich wirklich mies, okay?“ Wieder seufzte Zoe nachgebend und zweifelte langsam an ihrer guten alten Überzeugungsfähigkeit. „Na schön. Melde dich aber bitte alle zwei Stunden. Ich stell dir dein Mittagessen denn einfach vor die Tür.“ bestand die Blondine darauf. „Danke Zoe.“ sagte Sera. „Bis später dann und pass gut auf meine Schwester auf, ja?“ Zoe lachte. „Aber klar. Und du werd bloß schnell gesund!“ „Was ist denn mit ihr?“ Zoe überhörte Takuyas Frage, denn ein wirklich merkwürdiges Gefühl hatte sich in ihrem Körper breit gemacht. An sich hörte Sera sich ganz normal an, abgesehen von ihrer kratzigen Stimme, doch die Grünäugige schien einen traurigen Unterton in ihrer Stimme wahrgenommen zu haben... Hatte sie sich das nur eingebildet? Immerhin würde Sera ihr doch sagen, wenn sie ein Problem gehabt hätte, das tat sie immer... „Zoe?“ Leicht erschrocken drehte sie sich schließlich zu dem Braunhaarigen. „Ja?“ fragte sie schnell. „Wie geht es Sissi?“ Sofort schilderte sie ihren Freunden die Lage und Kouji konnte nicht anders, als misstrauisch zu sein, denn auch er hatte ein mulmiges Gefühl, was die blauäugige Brünette anging... „WIESO will sie nicht, dass wir sie besuchen? Was stimmt nicht mit ihr?!“ Die Karamellhaarige war aufgebracht wegen dem Verhalten ihrer Schwester, die von ihren Freunden alles erfahren hatte und diese jetzt ihrer Wut gegenüberstanden. „Sie will dich nicht anstecken, Saya...“ versuchte Takuya sie zu beruhigen und es war faszinierend, dass die freundliche, liebe Sayaka durchaus das Temperament ihrer Schwester besitzen konnte, wann es darauf ankam. „DAS IST MIR DOCH EGAL!“ Takuya, Kouichi und auch J.P. Und Tommy, die eben dazu gekommen waren, zuckten bei ihrem Ton zusammen. Oh Mann, die Masumi Schwestern waren in der Tat angsteinflößend... „Ich gehe jetzt dahin.“ Über ihren trockenen Kommentar sahen Kouichi und Takuya sich überrascht an und hielten sie dann beide fest. „Nein, Saya!“ sagte Zoe und Kouji wunderte sich mal wieder, wie so ein kleines Mädchen über so eine enorme Kraft verfügen kann und schätzte mal, dass sie das von ihrer Schwester hatte. „Lasst mich LOS!“ Jap, Seras Temperament hatte sie definitiv auch. „Damit würdest du die nur verletzen.“ Koujis Stimme stoppte ihre Fluchtversuche und sie sah dann in seine ernsten Augen. „Sie weiß schon, was sie tut, Saya.“ Sayaka biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und seufzte schließlich über seine wahren Worte. „Von mir aus. Denn bleib ich eben hier...“ …....................................................... Allein saß sie nun in ihrem Wohnzimmer, ihr Gesicht in ihren Händen vergraben. Ein bitteres Lachen verließ ihre Kehle, die noch vom Brechen brannte, denn sie konnte die Worte des Arztes immer noch nicht realisieren. Ob sie etwa verflucht war? Ja, das musste es sein. Sera musste verflucht sein, denn warum sonst muss sie nach all dem, was sie erlebt hat, jetzt auch noch an dieser seltenen Krankheit leiden? Seit drei Tagen war sie nun allein zu Hause, so wie der Arzt es ihr verordnet hatte, denn sie sollte lernen, mit der Krankheit umzugehen, sie kontrollieren. Wieder lachte sie traurig, als sie an den Gesichtsausdruck des Arztes dachte. ….............................. „Sera...“ Es schien ihm die Sprache verschlagen zu haben. „Setzen sie sich bitte hin.“ Oh nein... Was war hier los? „Sie müssen jetzt versuchen, ruhig zu bleiben, Sera. Sie leiden an der seltenen Krankheit. Der Name dieser Krankheit lautet Rubens Diabolus.“ Sera kannte sie Bedeutung sofort. Roter Teufel... Ihre Krankheit war also der rote Teufel. „Ihr Blut sammelt sich überwiegend in ihren Magen, das während Stresssituationen durch Erbrechen ausgeschieden wird. Es ist-“ „Werde ich sterben?“ unterbrach sie ihn harsch, ihre Nägel bohrten sich in ihre Haut, als sie ihre Hände zu Fäusten ballte. „Und bitte, reden Sie nicht um den heißen Brei herum. Sagen sie es einfach. Werde ich sterben?“ Ihr Herz hämmerte mit unmenschlicher Geschwindigkeit gegen ihre zugeschnürt anfühlende Brust, als sie ihn fordernd und ängstlich in die hellbraunen Augen ansah. „Gehen sie nicht gleich vom Schlimmsten aus. Etwa 39 Prozent der Patienten sterben an Rubens Diabolus, da sie zu viel Blut beim Übergeben verloren haben.“ Ihr Körper zog sich zusammen bei dieser Vorstellung. „Sie sind aber noch jung und die Krankheit konnte sehr schnell diagnostiziert werden, sodass wir gewisse Maßnahmen ergreifen können, verstehen Sie? Wenn sie genug Sport treiben, regelmäßig ihre Tabletten nehmen und mit einer positiven Einstellung an die Sache ran gehen, denn sehe ich keine erhöhte Bedrohung. Ihre Blutwerte sind gut und die Krankheit ist nicht hochgradig ausgeprägt. Ich sehe kein böses Ende für Sie.“ Ein Stein fiel Sera vom Herzen, als sie das hörte. „Aber stellen sie sich darauf ein, dass sie sich, besonders die nächsten, sehr stark übergeben werden. Das können sie aber mit besonderen Atemtechniken kontrollieren und diese müssen sie auf jeden Fall üben. Ich werde Ihnen eine private Therapie dafür arrangieren, Sera. Und mit den richtigen Übelkeitstabletten werden sie auch das überstehen, da bin ich mir absolut sicher.“ Sera hatte alles mit ihrem Arzt beredet und auch gleich die Medikamente verschrieben bekommen. „Halten sie sich um jeden Preis von Stress fern, haben sie das verstanden? Das ist wichtig für die Genesung. Leben sie ein friedliches Leben und meiden sie Konfrontationen, das ist absolut wichtig für ihre Genesung...!“ Das war leichter gesagt als getan... ….............................. „Warum? Warum ich?“ Wenn doch bloß ihre Eltern hier wären. Sera stellte sich das Bild ihres dunkelhaarigen Vaters mit seinen schönen, hellgrünen Augen vor, der sie aufmunternd angrinste, und neben ihm ihre wunderschöne Mutter mit den karamellfarbenem Haar und ihren leuchtend blauen Augen, die sie mit einem warmen, liebevollen Lächeln anstrahlte. Sie vermisste die beiden, sie brauchte sie jetzt so sehr. Stille Tränen bahnten sich den Weg ihrer Wange hinab, als sie an ihre wundervollen Eltern dachte. Plötzlich wurde ihr wieder übel und die junge Schülerin rannte ins Bad und übergab sich weinend über dem Waschbecken. „Mama, hilf mir! Papa!“ schluchzte sie, doch es kam niemand, denn ihre geliebten Eltern waren tot, würden nie mehr zurückkehren. Nie wieder würde sie ihre warmen Umarmungen, ihre lustigen Streitereien erleben dürfen, denn sie waren für immer fort... „Nur noch 7 Tage...“ Bis dahin würde sie ihre Atmung so kontrollieren können, sodass sie nicht mehr so oft kotzten musste. Stundenlang hatte sie mit einer Therapeutin bei sich Zuhause diese blöden Atemübungen geübt und bereits jetzt konnte Sera Ergebnisse sehen, denn sie lernte extrem schnell, auch wenn sie bereits den fiesen Muskelkater an ihren Seiten spüren konnte. Sie würde, musste es schaffen. Sie musste diese verdammte Krankheit in die Knie zwingen, bevor sie gestürzt werden konnte und das würde die Schülerin schaffen. Plötzlich läutete es an der Tür und Sera lächelte, ihre Augen noch immer verweint. Das war denn wohl ihr Mittagessen, das Sayaka und Zoe jeden Tag für sie vor der Tür ablegten. Mit schwachen, langsamen Schritten schlenderte sie deshalb erschöpft zur Tür und öffnete diese und entgegen all ihrer Erwartungen, stand dort kein Essen, sonder eine Person, mit der sie ganz sicher nicht gerechnet hätte. Was... Was wollte er hier? Kouji konnte einfach nicht anders, er musste sie sehen. Ja, die Sache ging ihn nichts an, doch er hatte den Verdacht, dass Sera aus Angst davor, dass er ihr Geheimnis verraten würde, zu Hause blieb. Das Letzte was er wollte, war das Leben eines jungen Mädchens zu zerstören. Außerdem wollte er sicher gehen, ob sie wirklich krank war... Oder... Von ihrem Boss... Verletzt wurde. Allein der Gedanke daran machte ihn krank und wütend, weshalb er einfach nicht anders konnte, als an ihre Tür zu klopfen. Als sie ihm die Tür geöffnet hatte, erstarrte er. Natürlich hatte sie nicht mit ihm gerechnet, doch ihre Verwunderung wusste er zu ignorieren, denn sein Blick verweilte auf ihr erschöpftes, fragiles Aussehen. Sie trug eine braune Jogginghose und ein sandfarbenes Oberteil und wirkte einfach nur... ausgelaugt. Doch was ihn fast schockierte, waren ihre geröteten, eisblauen Augen, die einfach nur krank und verweint aussahen. Ihr Atem ging eher stoßweise und ihre Beine schienen leicht zu zittern und bei diesem Anblick zog sich Koujis Bauch zusammen. Sie sah ihn mit zerbrechlichem Blick in die Augen und dem Schwarzhaarigen fiel es plötzlich unglaublich schwer, ihrem Blick stand zu halten. Sie wollte fragen, was er wollte, jedoch war ihre Stimme vom Brechen noch nicht ganz einsetzbar, sodass für eine Weile beide sich schweigend ansahen. „Darf ich reinkommen?“ brach Kouji schließlich die Stille und hatte sofort mit einer beleidigenden Abfuhr oder einer vor seiner Nase zugeknallten Tür gerechnet, doch dem war nicht so. „Klar.“ Kouji weitete kaum merklich die Augen, doch nicht nur, weil sie ihm einladend die Tür öffnete, sondern weil ihre Stimme ein wenig heißer und brüchig klang. Hatte... Hatte sie etwa geweint?! Sera wartete, bis Kouji die Wohnung betrat, ehe sie die Tür schloss. „Du kannst deine Jacke im Flur aufhängen.“ sagte sie und führte den 18 Jährigen in das rot-weiß eingerichtete, schöne Wohnzimmer. „Setz dich, ich bin gleich wieder da.“ Sera lief in die Küche, schenkte Sayakas selbstgemachte Limonade in zwei Gläser ein und füllte eine Schale mit einigen Süßigkeiten. Egal, was für ein Idiot dieser Emo war, einen Gast würde sie immer höflich behandeln, so viel Manieren konnten ihre Eltern ihn noch beibringen. Kouji saß ein wenig unsicher auf der weißen Einzelcouch und ließ seinen Blick durch das liebevoll eingerichtete Wohnzimmer gleiten, das mit sehr vielen Bildern dekoriert war. Auf einem sehr großen Bild waren Sera und Sayaka, die gerade mal 13-14 Jahre alt aussahen, abgebildet. Neben ihnen standen ein junger Mann und eine hübsche Frau und an den Ähnlichkeiten wusste Kouji sofort, dass das ihre Eltern sein mussten. Sayaka und Sera sahen so glücklich und unbeschwert aus und Kouji war sich sicher, dass er Sera seit Jahren nicht mehr so ausgelassen erlebt hatte, wie auf diesem Bild und ihm wurde klar, wie sehr sie sich verändert hatte. „Bitte.“ Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er sah, wie sie die Süßigkeiten und die Gläser auf den Tisch abstellte und sich dann auf das größere Sofa setzte, dass schräg gegenüber von ihm war, sodass keine 40 Zentimeter die Schüler voneinander trennten. „Das wäre doch nicht nötig gewesen...“ Dieses Mädchen schaffte es immer, ihn mit ihrem Verhalten zu überraschen und aus der Fassung zu bringen. „Ach was.“ sagte sie schlicht und schloss für einen Moment ihre erschöpften Augen und diese Zeit nutzte Kouji, um ihr Gesicht zu mustern. Ihre Wangen waren ein wenig gerötet und ihr Atem ging etwas unregelmäßig und irgendwie störte es ihn richtig, sie so kaputt zu sehen, denn das passte einfach nicht zu der starken Sera Masumi. „Also.“ begann sie schließlich und öffnete ihre Augen wieder und traf seinen intensiven Blick. „Wieso bist du hier?“ Sie versuchte, ihre Furcht im Zaum zu halten und normal zu sprechen. Sie war wirklich überrascht gewesen, Kouji so plötzlich wiederzusehen, vor allem nach den letzten Ereignissen, die sie am liebsten einfach wieder vergessen wollte. „Ich wollte nach dir sehen, weil ich glaube, dass du mich missverstanden hast.“ Die Brünette legte ihren Kopf leicht schief. „Was meinst du?“ fragte sie leicht verwirrt. „Naja...“ begann er zaghaft. „Ich dachte, dass du meinetwegen nicht zu Schule kommst, weil ich dein Geheimnis kenne.“ Über diese Worte wendete die Brünette ihren beschämt zur Seite. „Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich es niemandem gesagt habe. Auch nicht Kouichi.“ Sie sah ihn überrascht an. „Hast du nicht?“ fragte sie völlig überrascht und Kouji schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Warum sollte ich?“ fragte er schlicht. „Hätte ich dich sonst vor Ichijou gerettet, wenn ich dich auffliegen lassen wollte?“ Sie gab zu, dass das irgendwie Sinn machte. „Wieso hast du es nicht erzählt?“ Ihr war klar, dass die meisten Menschen ihr Geheimnis gleich voller Schadenfreude rausposaunt hätten, ganz zu schweigen davon, dass Kouji nicht unbedingt ihr bester Freund war. „Wie gesagt; Wieso sollte ich? Ich fühle mich nicht gut, wenn ich wie eine Tussi Gerüchte in die Welt setze, ich war einfach nur neugierig, was... auch nicht ganz richtig von mir war.“ Kouji seufzte. „Tut mir Leid deswegen. Dein Geheimnis ist bei mir auf jeden Fall sicher. Ich würde dich nicht einfach verletzen, dafür müsste ich dich schon hassen.“ Seras Augenbrauen erhoben sich sofort. „Ach, tust du nicht?“ Jetzt war es der Schwarzhaarige, der überrascht aussah. „Nein, warum auch? Hasst du mich denn?“ Auch, wenn sie sich oft stritten, hat er sie ältere Masumi nie als Feindin betrachtet. „Nein.“ antwortete sie und Erleichterung machte sich in ihr breit, denn jetzt hatte sie eine Sorge weniger. „Danke.“ sagte sie. „Dann bin ich froh, dass du derjenige bist, der mein Geheimnis gelüftet hat, denn wärst du nicht gewesen, hätte Mr Ichijou mich mit Sicherheit erkannt.“ Sera hatte noch nie ein vernünftiges Gespräch allein mit Kouji geführt und es war wirklich angenehm, mit ihm über Gott und die Welt zu sprechen. Es kam raus, dass sie den selben Filmgeschmack hatten, die selbe Musik hörten und zum Teil sogar die selben Filme und Serien mochten. Das alles war auf so vielen Ebenen so... Irreal. …............................. Zu Ihrem Glück konnte sie ihre Freunde überreden, die Klassenfahrt nicht sausen zu lassen und teilzunehmen, was ihr mehrere Tage verschaffte, die Krankheit vor ihnen Geheim zu halten und kontrollieren zu lernen. Gott, war das eine lange Diskussion gewesen, aber sie hatte die dennoch gewonnen. Ha! Ob krank oder nicht, ihren Biss würde sie nie verlieren! In den nächsten sieben Tagen kam Kouji immer wieder zu Besuch und unterhielt sich stundenlang mit der Brünette. Er schaffte es, sie von ihren trübsinnigen Gedanken abzulenken und Sera erkannte allmählich seine wahre Persönlichkeit. Am achten Tag wollte der Schwarzhaarige gegen 12 Uhr bei ihr auftauchen, was sie vor den anderen verheimlichten. Wissend, dass er in den nächsten Minuten da sein würde, wartete sie bereits mit einem kleinem Lächeln an der geöffneten Tür, doch dann spürte sie es. Die Übelkeit... „Oh nein...“ Sofort rannte sie den Flur runter und begann über dem Waschbecken zu würgen. Ob Ablenkung oder nicht, das war nunmal die bittere Tatsache. Sie war unheilbar krank und daran würde sich nie etwas ändern. Wieso bildeten sich wieder diese verdammten Tränen in ihren Augen? Wann würde das alles endlich aufhören...? „Sera?“ Kouji bemerkte, dass ihre Haustür offen stand und betrat ein wenig unsicher das inzwischen vertraute Haus. „Hallo?“ Kouji schloss die Tür und wunderte sich, wieso Sera sie so einfach offen gelassen hatte, als er plötzlich etwas hörte. Würgegeräusche. Er hörte laute Würgegeräusche aus dem Badezimmer, das definitiv zu ihr gehörte. „Sera!“ Sofort rannte Kouji zum Badezimmer und öffnete besorgt die Tür, als er sie schließlich sah und für einen kurzen Moment setzte sein Herz aus. Sein Blut gefror zu Eis, als er das Bild sah, das sich ihm bot. Sera, wie sie über das Wachbecken beugend unkontrolliert würgte und keuchte und zu seinem Entsetzen war das eigentlich schneeweiße Waschbecken mit einer beunruhigenden Menge an rotem Blut bespritzt. „Sera...?!“ Das Mädchen drehte sich zu ihm, ihre vertränten, geröteten Augen trafen seinen entsetzten Blick. „K...Kou...ji...“ Sie wollte etwas sagen, doch das nächste Würgen hinderte sie davon und sie begann wieder sich hustend zu übergeben. Sofort war er an ihrer Seite und hielt ihre ausnahmsweise offenen Haare in seiner Hand, damit sie ihr nicht ins Gesicht fallen würden. Ihr ganzer Körper wurde vom Brechen erschüttert, was Kouji einfach schockierte. Er streichelte ihren Rücken, um ihr irgendwie helfen zu können, Halt zu spendieren, doch er bezweifelte, dass das etwas nützte. „Es ist gleich vorbei...“ hörte sie ihn sanft sprechen. „Halt noch ein bisschen durch...“ Die Zeit schien nicht zu vergehen und Kouji, der ihren unkontrolliert bebenden Rücken streichelte und ihr beruhigende Worte zusprach, war völlig verzweifel und hatte panische Angst um die Schülerin. Und nach gefühlten zehn Stunden war es endlich vorbei und Kouji spürte, wie schlaff ihr Körper unter seiner Hand wurde und sie atemlos nach Luft schnappte. „Hey... Sera!“ Sie konnte nicht antworten und war kurz davor zusammen zu brechen, doch der Schwarzhaarige ließ es gar nicht so weit kommen und fing sie auf. Dieser öffnete zunächst den Wasserhahn, um das Becken zu säubern und spritzte ihr das kühle Wasser in das verschwitzte Gesicht. „Hey!“ Sofort hob Kouji sie auf seine Arme und trug ihren kraftlosen Körper ins Wohnzimmer, um sie auf die Couch zu legen. „Geht es dir besser?“ Immer noch keuchend nickte Sera und Kouji besorgte ihr schnell ein Glas Wasser. Er war froh, dass sie inzwischen wieder aufrecht sitzen konnte und spürte erst jetzt, wie wahnsinnig sein Herz geschlagen hatte, als er sie in diesem Zustand gesehen hatte. „Dass du an keinen normalen Virus leidest, war mir schon klar. Sonst hättest du mich ja nicht reingelassen.“ begann er und kniete sich zu ihr runter. „Mir war klar, dass du die anderen aus einem anderen Grund nicht sehen wolltest. Also bitte...“ Er sah sie mit voller Ernsthaftigkeit an. „Sag mir, was wirklich mit dir los ist.“ forderte er. „Warum kotzt du Blut aus?“ Sera sah in seine erwartenden, besorgten Augen, die sie fordernd anschauten. „Schwörst du, es niemanden zu verraten, ganz egal, was ich dir sage?“ Todernst nickte er und spürte einen Druck, der sich in seiner Brust zu bilden begann und Sera glaubte ihm einfach ohne zu überlegen. „Ich leide an der Krankheit Rubens Diabolus.“ So gefasst es ging begann Sera ihm von der Krankheit zu erzählen und Kouji hörte ihr schweigend zu. Sie sprach einfach, erzählte ihm alles und zum aller ersten Mal seit er sie kannte, zeigte sie vor ihm ihre Schwächen und öffnete sich. „Ich habe Angst, dass ich sterben muss...“ Sie weinte und es brach ihm fast das Herz, sie so zu sehen. Sera lehnte ihren Kopf an seine starke Brust, spürte seine schützenden Arme um sie und zum ersten Mal schien sie einen Halt im Leben zu bekommen, nicht mehr allein zu sein. „Du wirst nicht sterben.“ Seine Stimme klang versichernd und der Blauäugige drückte das junge Mädchen fester an sich. „Das lasse ich nicht zu. Du wirst leben, Sera.“ Und tatsächlich beruhigte Sera sich langsam und verweilte mit Kouji in dieser Position, genoss einfach seine Umarmung. Ihr fiel auf, wie angenehm sein Geruch war und wie sicher sich sein starker Körper anfühlte. Es war ihr ausnahmsweise einfach egal, wie schwach sie war, denn sie sah irgendwie keinen Grund mehr, sich vor ihm zu verstellen. „Weißt du... Meine Mutter ist von einem Tag auf den anderen verschwunden.“ Erschrocken über seine Worte schaute sie zu ihm hoch und traf seine dunkelblauen, ehrlichen Augen. „Als ich 15 war, war sie auf einmal weg, Mein Vater, Kouichi und ich konnten es uns nicht erklären, weil wir immer so glücklich zusammen waren. Wir wissen nicht, ob sie mit einem anderen abgehauen ist, sie entführt wurde, ob sie lebt oder nicht. Seitdem ist unser Vater auf der Suche nach ihr.“ erzählte er mit emotionsloser Mine. „Seit zwei Jahren hat er uns nicht mehr besucht.“ In seinem Blick konnte Sera die tiefe Bitternis erkennen, die in den letzten Jahren seine Seele benebelt hatte. „Auf Kouichis Konto wird monatlich Geld überwiesen, doch was nützt uns das, wenn wir ihn nicht sehen?“ Mitleid breitete sich in ihrem Körper. Wer hätte gedacht, dass Kouji und Kouichi ein ähnliches Schicksal wie die Masumis teilten? „Du siehst deinem Vater sehr ähnlich, bis auf die Augen.“ sagte Kouji, dessen Blick auf das Familienbild gerichtet war, was Sera ihm gleich tat. „Wo sind deine Eltern eigentlich?“ Sofort spürte sie den scharfen Stich in ihrem Herzen, doch sie antworte dennoch. „Tot.“ sagte sie monoton. „Sie wurden getötet.“ Mit entsetztem Blick starrte Kouji das Familienfoto an, das so fröhlich und unbeschwert wirkte. Ihre Eltern... waren tot?! Das konnte nicht sein... Er kannte sie schon so lange und wusste einfach nichts davon, hatte es nie bemerkt. Wie konnte man eine so fröhlich wirkende Familie zerstören? „Wer hat das getan?“ fragte Kouji vorsichtig. „Ich weiß es nicht.“ Sera begann ihm alles zu erzählen, denn sie hatte das Gefühl, dass sie ihm auch dieses Geheimnis anvertrauen konnte. „Eines Tages kam Sayaka nach Hause und hat die blutüberströmten Leichen meiner Eltern entdeckt. Als ich denn auch von der Schule nach Hause kam, fand ich meine Schwester in dem Blutbad wieder, nur...“ Sie schluckte und holte tief Luft. „Die Leichen meiner Eltern waren weg.“ Eine Gänsehaut breitete sich über Koujis Körper aus, als er das hörte. „Saya weiß nicht, was geschehen war. Sie hat auf jeden Fall die Leichen gesehen, doch sie ist bewusstlos geworden und hat nicht gesehen, wer die Körper aus dem Haus getragen hat. Ich habe nur das Blut auf den Boden und Wänden verschmiert gesehen, ja sogar Saya war blutverschmiert. Ich schätze, dass sie sich an meine Eltern geklammert hatte...“ Schnell wischte sie die Tränen von ihren Augen. „Unsere Möbel waren alle demoliert und ich denke, dass es zu einem Kampf gekommen war.“ Niemals würde sie diesen schrecklichen Anblick vergessen und Sera betete, dass sie eines Tages einfach ihre Erinnerung daran verlieren würde. Dabei hat sie noch nicht einmal die Leichen gesehen, sondern Sayaka.... „Zwei Jahre lang habe ich das alles Geheim gehalten, nur Zoe wusste davon. Saya war nervlich instabil geworden und ich habe mich um sie gekümmert. Als ich 16 war, flogen wir auf, aber ich durfte mit Einwilligung des Jugendamtes mit Saya Zuhause leben, da ich in dem Alter bereits eine eigene Wohnung haben durfte. Und mit 18 durfte ich das Sorgerecht für sie übernehmen und diese Bitches warten jetzt nur auf einen Fehler von mir, um sie mir einfach wegzunehmen.“ Allein der Gedanke an diese Mistkerle machte sie wütend und sie konnte es kaum erwarten, bis Sayaka endlich volljährig wird. Nur noch ein Jahr, denn war alles vorbei. „Gehst du deshalb so hart arbeiten?“ fragte Kouji und Sera nickte. „Ja, denn so kann ich für ein normales Leben sorgen. Nachmittags knechte ich im Lager eines Supermarktes und am Wochenende arbeite ich im Passion. Damals bin ich eigentlich Kellnerin gewesen, aber als ich dann für die damalige Hauptattraktion einspringen musste, wurde ich zwangsbefördert.“ Sie schnaubte hasserfüllt über ihren verdammten Boss, der sie nicht einmal nach der Meinung gefragt und ihre Verzweiflung missbraucht hatte. „Arschloch.“ fügte sie deshalb hinzu. Kopf an Kopf lehnten sich die Schüler schweigend an die Couch und fühlten sich auf einmal befreit. Es war sowohl ungewohnt als auch angenehm, dass es so weit zwischen ihnen gekommen war, doch es fühlte sich nicht falsch an. Ganz im Gegenteil... „Keine Ahnung, was jetzt geschehen wird. Ich habe mich eine Woche krank schreiben lassen, aber so kann das ja nicht weitergehen.“ Oh Mann, das Leben kann ja mal so beschissen sein... „Du musst auf jeden Fall Stress meiden, Sera. Wir müssen dir dringend einen neuen Job finden.“ Das würde leider sehr kompliziert werden. „Außerdem finde ich, dass du es den anderen nicht vorenthalten solltest. Die machen sich nämlich auch Sorgen, weißt du?“ Ja, das wusste sie zu gut. „Ich will Saya, Zoe und die anderen nicht traurig machen. Gerade meine Schwester ist nicht bereit dafür...“ murmelte sie traurig. „Ich verstehe dich, aber Saya und Zoe geht es so nicht besser. Und dir sowieso nicht.“ Er hatte ja Recht, das war Sera schon klar, doch es war alles so... kompliziert. „Wieso gibst du mit Saya keinen privaten Tanzunterricht? Ich bin sicher, dass eine Menge Leute euch buchen würden und ihr so genug Geld verdient. Mach dein Hobby doch zu einem Beruf, den du nicht verabscheust.“ Wow. Sera staunte über diesen schlauen Einfall und einen Versuch war es jedenfalls wert. „Weißt du was? Inzwischen bin ich richtig froh, dass du mein Geheimnis gelüftet hast.“ Der Schüler drehte sich mit einem verschmitzten Grinsen zu der Brünette und erst jetzt fiel Sera auf, wie nahe sie sich eigentlich waren. Es war wirklich merkwürdig, ihm so nahe zu sein und sie bemerkte, wie ihr Herz einen aufgeregten Satz nach vorn machte. „Wer hätte gedacht, dass Masumi Sera sich freut, von mir enttarnt zu werden?“ neckte er sie und Aufregung machte sich in ihrem Bauch breit. „Als Dankeschön könntest du mir ja etwas Kleines vortanzen, wie wär's?“ Die verräterische Röte stieg Sera ins Gesicht, als er das mit rauer Stimme aussprach. „Ich meine...“ sprach er leise und führte seine Lippen langsam an ihr Ohr. „Sozusagen als Privatshow...“ Mit leicht geweiteten Augen spürte sie seinen heißen Atem auf ihrer Wange, was die 18 Jährige erschaudern ließ. „Halt die Klappe!“ rief sie verlegen aus und griff nach einem Stubenkissen, um es in Koujis Gesicht zu schmettern. „Okay, okay.“ Sie schlug das Kissen wieder gegen sein Gesicht und hörte ihn ächzen. „Das habe ich verdient. Der Witz war nicht lustig“ gab er schlicht zu. Sera war es nämlich immer noch peinlich, dass Kouji sie in so freizügiger Kleidung tanzen gesehen hat und sie wollte ganz sicher nicht daran erinnert werden. „Hey. Erinnerst du dich an mein rosa Bauchtanzkostüm?“ „Ja.“ antwortete er viel zu schnell. „Wenn du mir nochmal so auf die Nerven gehst, dann stecke ich dich im Schlaf in dieses Kostüm, ist das klar?“ …................................. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)