Schicksalsschlag von Fifi-Uchiha ================================================================================ Kapitel 4: Koujis Neugierde --------------------------- Sera betrachtete sich noch kurz im Siegel. Die Brünette trug dieses Mal ein hellblaues Bauchtanzkostüm, wo der Rock nicht so enganliegend, sondern lockerer und flatternder war und ihrer Meinung nach auch viel mehr Komfort bot. Auf dem Rock glitzerten dunkelblaue, rosenförmige Stickereien, passend zu den dunkelblauen Kettchen am Oberteil und der Maske und ihre Naturlocken ließ sie einfach offen. Ihre Gedanken kreisten immerzu um den schwarzhaarigen Kouji und sein eigenartiges Verhalten. Was sollte nur diese komische Befragung und diese noch komischeren Blicke? Wusste er es...? Nein, das konnte nicht sein, das war einfach unmöglich. Woher denn auch? Wenn er es wüsste, denn hätte er sie doch nicht gefragt, wo sie am Wochenende gewesen ist... Oder? Und mit einem Mal verspürte Sera Angst. Richtige, unangenehme Angst, denn wenn man erfahren würde, dass sie als Bauchtänzerin arbeitet... Sie wollte sich dieses Szenario gar nicht erst ausmalen. Ihr wurde übel. Wirklich übel. „Sera?“ Die Bauchtänzerin zuckte zusammen, als Karins Stimme sie auf ihrer Trance gerissen hatte. „Ah, du bist ja schon fertig. Oh Mann, du siehst so toll aus!“ Das gezwungene Lächeln der Brünette beunruhigte die 22 Jährige Karin ein wenig und sie merkte, dass etwas nicht stimmte. „Hey, alles gut bei dir?“ Karins Augen weiteten sich leicht, als Sera zu keuchen begann und eilte zu der nun sitzenden Schülerin, die ihr Gesicht in ihren Händen vergraben hatte. „Sera?“ Sie legte ihre Hand auf Seras entblößten Rücken und spürte augenblicklich die Hitze ihres Körpers. Fieber war es vielleicht nicht, aber Sorgen machte sie sich trotzdem um die 18 Jährige. „Mir geht’s gut. Keine Sorge...“ Schnell rappelte Sera sich wieder auf. „Sicher? Du siehst ziemlich blass aus.“ Die Brünette schüttelte nur abwinkend ihren Kopf. „Ach was, ich hab nur ein wenig Lampenfieber, nichts weiter.“ Sie musste das jetzt durchziehen und dann ab nach Hause. „Na schön. Aber trink bitte erst etwas.“ Schnell schenkte Karin ihr etwas Wasser ein, denn immerhin hatte sie bis vorhin noch Privatshows gegeben und sie wusste, dass das ein sehr anstrengender Beruf war. „Danke Karin.“ lächelte Sera dankbar und setzte ihre Maske auf, nachdem sie das Wasser getrunken hatte. Na dann, jetzt hieß es Show Time... …................... Kouji stockte der Atem als er sie sah, denn sie sah aus wie ein himmlischer Traum in dem hellblauem Bauchtanzkostüm. Was zum Teufel war nur mit ihm? Seit wann war er so einfach aus der Fassung zu bringen? Mit aller Kraft versuchte der 19 Jährige sich gegen ihren Bann zu wehren, doch er konnte seinen Blick einfach nicht von der göttlich tanzenden Schönheit abwenden, es war ihm einfach nicht möglich. Er musste ihre Augen sehen. Sofort. Kouji musste wissen, ob es sich tatsächlich um Masumi Sera handelte, die schon seit fast einer Stunde wie ein Profi zu den verschiedensten Melodien tanzte und irgendwann tauchte wieder dieser blonde Typ mit dem Mikro auf der Bühne auf. „Heute gibt es ein kleines Bonus, meine lieben Gäste!“ rief er gut gelaunt in sein Mikrofon. „Als großes Finale dürfen ein Paar glückliche mit Anonyma auf die Bühne!“ Der ganze Club jubelte und nur Kouji bemerkte, wie Anonymas Körper mit einem Mal versteinerte. Kouji blinzelte angestrengt, versuchte ohne Scheu endlich in ihre Augen zu sehen. War sie es? War diese Frau Masumi Sera? „Du da!“ Kouji wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er vom Rampenlicht angeleuchtet wurde und war froh, dass plötzliches Licht ihm nie etwas ausgemacht hatte, ganz im Gegensatz zu seinem Zwilling, der die Dunkelheit bevorzugte. „Na los, das Schicksal hat dich ausgesucht, mein Freund!“ Noch bevor er reagieren konnte, wurde Kouji von den Leuten auf die Bühne gezerrt, genau neben den Ansager. „Einen Applaus für diesen jungen Glückspilz hier!“ Das Publikum, vor allem der weibliche Anteil, klatschte und pfiff für den 19 Jährigen, der mit seiner grauen Jeans und seinem dunkelblauem, figurbetonendem Hemd ein Traum für die Frauenwelt darstellte. Nach und nach stiegen mehr Leute auf die Bühne, bis am Ende zwei Frauen und zwei Männer mit aufgerufen wurden. „Okay, und jetzt wird der letzte Glückspilz ausgewählt!“ Mehrere Sekunden machte das grelle Licht seine Runden durch die überfüllte Menge, als es denn bei einem Mann verweilte und Kouji dachte erst, er sieht nicht richtig. „Du da mit dem grünem T-Shirt und den braunen Haaren!“ Ruhig lächelnd machte sich der Angesprochene auf den Weg zur Bühne und erhielt sehr lauten Applaus vom Publikum. „Hallo Kouji.“ wurde der Schwarzhaarige gegrüßt und er konnte nicht anders, als seine sonst so distanzierten Augen zu weiten... Seras Augen waren so weit aufgerissen, dass sie dachte, ihre Augäpfel würden ihr gleich auf die Bühne fallen. Und ganz ehrlich, das hätte sie sogar begrüßt, um aus dieser Hölle raus zukommen, denn ihr gottverdammter Boss war ganz plötzlich der Meinung, einfach Leute auf die Bühne zu holen, als wäre heute Karneval! Welchen Teil von 'Ich MUSS anonym bleiben!!!' hat der Holzkopf bitte nicht verstanden? Als ausgerechnet Minamoto ausgewählt wurde, wollte sie einfach ohnmächtig werden. Was suchte dieser Trottel überhaupt hier im Passion? Welcher bescheuerte Schüler geht denn bitte an einem Mittwoch feiern? Hatte er keine Schule? Oder Hobbys? Oder menschliche Bedürfnisse wie... Schlafen? Nun gut, sie könnte ihn sicher irgendwie meiden, musste nicht mit ihm tanzen und sie fragte sich, ob es eine gute Idee wäre, ihm 'aus versehen' in die Weichteile zu treten, einfach um ihren Frust rauslassen zu können... Nein, Sera. Bleib professionell, noch schlimmer kann es ja nicht werden. Und da nahm das Schicksal fies grinsend Anlauf und schlug ihr mit voller Wucht ins naive Gesicht und spuckte zur Krönung auf ihren bescheuerten Kopf. Böses Schicksal. Die letzte Person, die die Bühne betreten hatte war männlich, groß, ungefähr so muskulös wie Kouji und hatte rehbraunes Haar. Als er auf die Bühne stieg, hatte sie sofort seine stechend grünen Augen erkannt, da er ihr einen Blick zugeworfen hatte und sofort hatte sie sich an ihrem Speichel verschluckt. Mist, das war doch alles nicht wahr! Der letzte Auserwählte war das schlimmste, was ihr hätte passieren können und für einen Moment betete Sera, dass sie ihn einfach verwechselt hatte. Immerhin... Wäre das doch wirklich ein Zufall zu viel. Wirklich, das konnte einfach nicht sein. Nope, er grüßte Kouji. Scheiß Schicksal. Dreckiges Schicksal! Sie war ja sowas von tot... Auch Masaki sorgte für viel Gejubel bei den Frauen, denn mit dem grünem Shirt, das seine beachtlichen Muskeln unglaublich definierte und der schwarzen Hose, wirkte er so gar nicht wie der allgemeine Lehrer von nebenan, ganz zu schweigen von seinem selbstsicheren, ruhigen Lächeln. „Hey.“ grüßte Kouji seinen Lehrer höflich zurück und versuchte, seine Verwunderung im Zaum zu halten. „Was machen sie denn hier?“ Der Lehrer lachte über Koujis stumpfe Frage. „Ich würde mal sagen, genau dasselbe wie du. Ich bin ja nicht nur Lehrer.“ Oh ja, das war mehr als offensichtlich, denn in dem Aufzug würde keiner ihn für einen Lehrer halten. „Hat die Bauchtänzerin es dir auch so angetan?“ Kouji wollte darauf nicht antworten. Wenn er rauskriegen würde, dass es sich bei der Tänzerin um Sera handeln würde... „Naja. Ich bin eher unfreiwillig hier.“ antwortete er schlicht. Seras Herz fühlte sich an, als würde es Achterbahn fahren, als plötzlich ruhige, sanfte Musik eingespielt wurde und zu ihrem Pech war das Lied nicht gerade jugendfrei. „Na dann, sieht zu, dass ihr hier anständig tanzt!“ Sera schnaubte verächtlich, denn zu so einem Lied konnte man nicht anständig tanzen und das wusste der Mistkerl auch ganz genau! Ganz schnell wollte Sera zu dem fremden Mann laufen, doch der hatte sich bereits ein Mädchen geschnappt. Danke Schicksal. EIN MAL dachte ich, ich könnte mich aus dem Schlamassel retten und du verpasst mir wieder eine. Leck mich. „Würdest du gern mit mir tanzen?“ Sie erschauderte, als Mr Ichijou plötzlich vor ihr stand und seine Hand reichte. Mist, verdammt, verdammter Dreckmist! Sie hatte keine andere Wahl und nickte. Ohne ihm in die Augen zu sehen, nahm sie seine Hand an und keuchte erschrocken, als die plötzlich an seinen harten Körper gepresst wurde. Sofort stieg ihr die unangenehme Röte in die Wangen, als er sich zum geschmeidigen Takt der Musik bewegte, seine Hände fest ihre Hüften an sich drückend und gezwungenermaßen bewegte auch Sera sich so wenig es ihr möglich war zur Musik. Irgendwann musste diese Nacht ja mal enden... …...................................... „Sayaka! Hey, Sayaka!“ Zoe schüttelte ihre jüngere Freundin, die heute bei ihr übernachtet hatte und im Schlaf erst schwer zu atmen begonnen hatte, als dann plötzlich ängstliche Geräusche aus ihrer Kehle entwichen. „Saya!“ Im Hintergrund hörte sie Kouichi und Takuya, die gerade nach Hause gehen wollten, die Treppe hoch rennen und anklopften. „Alles okay?“ hörte Zoe Takuyas Stimme fragen. „Ich weiß nicht... Kommt mal rein!“ Sofort wurde die Tür geöffnet und die Schüler betraten Zoes rot-weißes Schlafzimmer. „Was ist mit ihr?“ fragte der Schwarzhaarige sofort und kniete sich neben der ächzenden Sayaka, sein Gesicht wirkte sofort besorgt um die 17 Jährige. „Sie hat einen Alptraum.“ erklärte die Blondine und Kouichi hatte das Gefühl, als wüsste sie über etwas Bescheid. „Wovon?“ fragte er, doch Zoe zuckte nur die Schultern. Natürlich wusste sie es, doch sie durfte nicht darüber sprechen. Nicht ohne ihre Erlaubnis. „Kouichi... Du bist ihr Freund. Du solltest sie lieber wecken.“ Und ohne weiteres nahm sie Takuyas Hand und lief auf die Tür zu. „Komm Takuya, wir sollten sie allein lassen.“ Natürlich wollte Zoe für ihre Freundin sorgen, sie trösten und mir ihr reden, doch es war an der Zeit, dass Kouichi es erfahren würde. Wenn er wirklich ihr Freund sein wollte, denn musste er von ihrem Geheimnis erfahren, auch wenn es hart für Sayaka sein würde. „Du tust das Richtige, Zoe...“ sprach der Braunhaarige Freund zu seiner Freundin und zog sie in eine feste Umarmung, denn auch er war der Meinung, dass Kouichi es wissen sollte... „Saya...“ Tränen traten aus ihren geschlossenen Augen und Kouichi legte beruhigend seine Hand auf ihre feuchte Wange. „Mama... Papa...! Wacht auf!“ Seine Augen weiteten sich, als ihre Atmung immer schwerer wurde und ihr Körper zu zittern begann. Was war nur los mit ihr?! „Saya, mach deine Augen auf!“ sprach Kouichi ein wenig ängstlich und tatsächlich... Sie öffnete ihre geröteten Augen und setzte sich sofort auf, ihre Augen vor lauter Schreck aufgerissen. „Wo ist meine Schwester?“ fragte sie sofort voller Panik an Kouichi gerichtet, der ihr ruhig in die Augen sah. „Hey, keine Sorge. Sera ist zu Hause, es geht ihr gut.“ Sayaka blinzelte einige Male, begann langsam zu verstehen und atmete erleichtert aus. „Es war nur ein Traum...“ hauchte sie zitternd und sofort setzte Kouichi sich neben sie, um sie forschend zu mustern. „Saya... Gibt es etwas über dich, was du mir verschweigst?“ Ihr Körper versteifte sich und ihr fast schon ehrfürchtiger Blick traf seinen warmen, eindringlichen. „Sag es mir bitte. Schon vergessen? Wir sind jetzt zusammen.“ lächelte er und Sayaka schloss für einen Moment ihre Augen und musste sich halten, nicht laut loszuheulen. „Kouichi, es gibt etwas über meine und Seras Vergangenheit, wovon du nichts weißt.“ begann die Grünäugige mit leicht zitternder Stimme. „Ich wollte es dir schon lange erzählen aber ich hatte Angst, dass du meine Familie als zu krank oder problematisch ansiehst, weil ich das selber langsam glaube.“ Es schmerzte Kouichi fast schon körperlich, als ihre stummen Tränen auf die Decke tröpfelten und hielt deshalb ihre zarte Hand. „Hey. Das würde ich niemals.“ schwor er und sah ihr fest in ihre sinnlichen Augen. „Ich liebe dich, egal was war oder sein wird.“ Die Jüngere lächelte und nahm dann tief Luft, mit dem Beschluss, es ihm einfach zu erzählen. „Vor fast vier Jahren...“ begann sie und spürte, wie sein Griff um ihre Hand fester wurde, was sie ein wenig beruhigte. „Vor fast vier Jahren sind meine Eltern ermordet worden.“ Schock. Das war das erste, was Kouichi empfand, doch das war noch längst nicht alles. „Ich war es, die ihre Leichen mit eigenen Augen gesehen hatte, doch...“ Sayaka schluckte. „Ich weiß nicht, was mit ihnen passiert ist!“ Nicht mehr an sich halten könnend, vergrub sie ihren Kopf in Kouichis Brust, der sie voller Sorge an sich drückte und dieser schrecklichen Geschichte zuhörte. Er war erschüttert, hätte niemals angenommen, dass so ein unschuldiges Mädchen solch einem Schicksal in die Hände gefallen war und das schlimmste an allen war, dass Sayaka sich selbst für verrückt hielt, doch das hatte Kouichi ihr sofort wieder ausgeredet. „Du bist die schönste und stärkste Person, die ich kenne, Sayaka.“ sprach er mit sanfter, ernster Stimme und sah ihr dabei fest in die Augen. „Ich werde dich beschützen, hörst du? Du brauchst nie wieder Angst zu haben, das verspreche ich dir.“ Sie glaubte ihm. Sayaka glaubte ihm einfach und nickte, als Kouichi sie wieder zu sich zog und zum ersten Mal wurde ihm klar, wie labil seine Freundin eigentlich war. Doch das verstärkte nur seine Gefühle für die 17 Jährige und Kouichi schwor, dass er niemals zulassen würde, dass man ihr wehtat. Er würde sie mit allen Mitteln beschützen... …......................... Sera begann nur sehr langsam, sich an den Paartanz zu gewöhnen. Das Problem war nur, dass sie Masaki mit jeder Faser ihres Körpers spürte, als er sie an sich presste und bereits die kleinste Regung ihrerseits schien ihm zu gefallen. Sie gab ja zu, dass er ein unglaublich begabter Tänzer war, doch Sera tanzte nunmal nicht mit Männern und schon gar nicht so eng umschlungen und zu so einem Lied! „Wieso so schüchtern?“ säuselte er in ihr Ohr, doch sie durfte nicht sprechen, sonst würde sie auffliegen. Masaki suchte ihren Blick, doch Sera versuchte so gut es ging, Blickkontakt zu meiden und ihm nicht in die Augen zu sehen. „Ich würde dich gerne mal ohne diese Maske sehen.“ Nein. Auf keinen verdammten Fall. Niemals. Eher gefriert die Hölle zu einem Eispalast für Vorschüler, Kumpel. Ihr Lehrer wirbelte sie herum und sie betete, dass er sie nicht erkennen, sie einfach gehen lassen würde, doch weit gefehlt. Ein weiteres Mal wurde sie umher gewirbelt, als plötzlich ihre Hand gepackt und sie ruckartig aus Masakis Griff entzogen wurde, sodass sie gegen einen neuen, harten Körper stieß. Ein wenig perplex schaute sie hoch und ihr unschuldiger Blick traf die intensiven Augen von Kouji Minamoto. Sein Blick... Ihre Augen weiteten sich, als seine saphirblauen Augen sie durchschauend anblickten und eine Gänsehaut breitete sich über ihren Körper bei dem Gedanken, dass er es wissen könnte. Er sah in diese großen, eisblauen Diamanten, die durch das Dunkelblau der Maske noch mehr zu leuchten schien und ihn fast ehrfürchtig anblickten und seine Augen verengten sich kaum merklich. Doch, er war sich sicher. Sie war es. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, begann er sich mit ihr zum Takt der Melodie zu bewegen und Sera fühlte sich bei ihm nicht so eingeengt wie bei Mr Ichijou. Ihre Blicke trafen sich viel zu oft und Sera hatte das Gefühl, als würde er absichtlich mit ihr tanzen. Sie musste hier weg. Auf der Stelle... Verdammt, ihr wurde schon wieder übel! Das einzig Gute daran mit Kouji zu tanzen, war dass die Zeit sehr viel schneller verging und umso glücklicher war sie, als ihre Schicht endlich beendet war. Ohne weitere Zeit zu verschwenden, entfernte Sera sich von Kouji und lief sofort zu ihrer Kabine. Kouji sah ihr nach, dachte an diese eisblauen Augen, die ihn so unschuldig angeschaut hatten und er war sich absolut sicher. Anonyma war Masumi Sera. …........................................... „Hey Sera, willst du dich nicht erst umziehen, bevor du gehst?“ Auf keinen verdammten Fall würde sie in diesem Irrenhaus auch nur eine Sekunde länger bleiben. Schnell zog sich die sonst so gelassene Schülerin ihren knielangen Mantel an und steckte ihren langen Rock hoch. „Ich muss hier einfach raus, Karin.“ sagte sie als sie wieder diese Übelkeit spürte. „Sonst fliege ich noch auf.“ Karin nickte verstehend. „Benutz' denn am besten den Hinterausgang.“ schlug sie vor. „Du musst zwar dafür noch einmal durch die Menschenmenge, aber so erkennt dich ja doch keiner.“ Wieder nickte Sera und umarmte die Rothaarige zum Abschied und so unauffällig es ging, schlängelte sie sich durch die tanzende Menge, doch kurz bevor die den Hinterausgang erreichen konnte, hatte ihr Lehrer sie entdeckt und lief zu ihrem Entsetzen auf sie zu! Gott sei Dank hatte sie ihre Maske nicht abgelegt. Schnell lief sie weiter mit Masaki auf den Fersen und sie war überrascht, dass sie trotz ihrer Übelkeit so schnell laufen konnte. Endlich am Ziel angekommen, öffnete Sera die schwere Hintertür und schloss sie auch gleich wieder und sie fluchte, da der Weg bis zu nächsten Straße zu lang gewesen war! In der Zeit hätte Masaki sie auf jeden Fall noch entdecken können und da kam ihr die Idee. Sie lief zu der kleinen Seitenasse rechts neben ihr und wartete nun mit zitternden Atem und ich ihr Körper zuckte, als die schwere Tür ein weiteres Mal geöffnet wurde. Zehn Sekunden lang, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, herrschte eine schreckliche Stille und sie hoffte, dass er endlich wieder in den Club gehen würde. Es war kalt, verdammt nochmal! Wieso wartete er, was erhoffte Mr Ichijou sich davon? Sie konnte sich nicht regen und hatte vor lauter Angst und Spannung die Luft angehalten. Wieso ging er nicht?!? „Du kannst raus kommen. Ich habe ihn abgewimmelt.“ Seras Körper gefror und ihre Augen weiteten sich, als sie seine Stimme hörte, denn diese gehörte nicht ihrem Lehrer. Diese tiefe Stimme gehörte niemand anderem als Kouji Minamoto. Dieser stand lässig an der Wand gelehnt, bis sie sich endlich dazu entschied, aus ihrem Versteck zu huschen. Sie kam ihm vor, wie ein kleines Reh, dass sich ständig vor irgendwelchen Jägern verstecken und in Acht nehmen musste. Fünf Meter trennten die Schüler und keiner sagte etwas. Kouji bemerkte, dass sie noch immer diese Maske trug und ihr langes Haar zu einem Dutt gebunden war. Die trug einen grauen Mantel und wäre der Rock nicht wieder runter gerutscht, wäre es die perfekte Verkleidung gewesen. Ohne zu sprechen begann Sera zu laufen, um endlich nach Hause gehen zu können, auch wenn sich ihr Weg mit seinen kreuzen musste. Gerade lief sie an Kouji vorbei, als er plötzlich zu sprechen begann. „Ich weiß, dass du es bist.“ Sie hielt Inne und nun standen sie Rücken an Rücken zueinander, die Übelkeit wurde schlimmer. Unerwarteterweise wurde plötzlich ihr Handgelenk gepackt und Sera wurde Ruckartig in Koujis Richtung gewirbelt, sodass er trotz der Maske in ihre Augen sehen konnte. „Masumi Sera.“ Nein. Sie wollte sterben, denn er schien sich seiner Sache absolut sicher zu sein. Wieso er? Wieso ausgerechnet Kouji Minamoto? Sera versuchte sich schweigend von seinem Griff zu lösen, doch stattdessen bekam er auch ihr anderes Handgelenk zu packen und zog sie noch näher an sich heran, zu nah. „Wieso arbeitest du ausgerechnet hier?“ fragte er schlicht während Sera weiterhin versuchte, von ihm loszukommen. Einen Karategriff konnte sie nicht anwenden, denn es ging ihr einfach hundsmiserabel. „Soll ich dich loslassen?“ Sein Griff wurde fester. „Denn setz Karate ein, Sera.“ betonte er absichtlich und ihre weichen Augen wirkten verzweifelter. „Oder sprich. Bitte mich drum. Befehle es mir und ich lass dich gehen.“ Langsam verlor die die Geduld und Sera hatte das Theater satt. Sie war doch kein Kind mehr, verdammt! „Lass mich gefälligst los!“ rief sie erzürnt und befreite sich energisch aus seinem stählernen Griff, worauf sich ihr Kopf zu drehen begann. „Sieh mal einer an.“ sagte er. „Denn brauchst du das ja auch nicht mehr.“ Sera blinzelte verwirrt bei seinen Worten und ehe sie sich versah, wurde ihr die Maske von ihrem Gesicht gerissen und achtlos auf den Boden geworfen. Unwillkürlich berührte sie ihr plötzlich entblößtes Gesicht und fühlte sich mit einem Mal so... verletzbar. „So lässt es sich doch gleich besser reden.“ War Koujis trockene Erklärung und er gab zu, dass er anfangs von ihrem weichen, unschuldigen Blick abgelenkt wurde, doch ihre Augen wurden viel zu schnell wieder fest. „Na dann viel Spaß beim Selbstgespräch.“ Sie wollte einfach weg, sich hinlegen, einfach Pause von ihrem Leben machen, doch Kouji wollte sie nicht einfach so davon kommen lassen und legte seine Hand aufhaltend auf ihre Schulter. Er spürte das leichte Zittern ihres Körpers, der ihm in diesen Moment so zerbrechlich vorkam, aber... warum? Immerhin war sie Masumi Sera! „Würdest du mir erklären, weshalb du hier arbeitest?“ Wie immer ließ Kouji sich nichts anmerken und klang fordernd. „Und würdest du mir sagen, was dich das angeht?“ Für wen hielt der sich? „Ich habe dir gerade den Hals gerettet, Masumi.“ erinnerte er sie. „Also sag schon. Wieso arbeitest du hier als Tänzerin?“ Schnaubend schlug sie seinen Arm von ihrer Schulter und sah ihn herausfordernd an. „Ich dachte, du rettest Menschen nicht, damit sie dir etwas schuldig sind?“ Wieso er? Von allen Menschen... Wieso er? „Woher wusstest du, dass ich es bin?“ Der Schwarzhaarige grinste. „Ich habe dich letzten Freitag das erste mal hier gesehen und dich sofort erkannt.“ Sein Blick war selbstsicher und provokant. „Dachtest du wirklich, ich würde dich auf der Bühne nicht erkennen, abgesehen davon, dass ich es schon längst wusste? Hältst du mich für so blind?“ Sie hasste ihn. Ihre ganze Mühe, anonym zu bleiben... Einfach umsonst, „Ich habe dir deine Anspannung auf der Bühne sofort angesehen, Sera.“ „Und was willst du jetzt von mir?“ fragte sie scharf. „Wenn du es von Anfang an wusstest, wieso bist du heute wieder hier aufgetaucht? Gut, du hast mich jetzt. Herzlichen Glückwunsch, aber was jetzt?“ Sera versuchte, nicht zu schroff und feindselig zu klingen, da sie hoffte, dass er es für sich behalten würde. „Ich wollte einfach auf Nummer sicher gehen. Wer hätte gedacht, dass Masumi Sera als Hauptattraktion eines Nachtclubs arbeiten würde.“ Sie zuckte zusammen. Wieso musste er das nur aussprechen? Klar, wusste sie es selbst, doch von jemand anderes diese Tatsache zu hören zu bekommen, ließ sie nur noch erbärmlicher fühlen, als sie es sowieso schon tat. Sie wollte einfach weinen. „Ich muss jetzt gehen.“ So schnell es ihr möglich war, lief sie einfach davon und stieg dann in den Bus, den sie gerade noch erwischen konnte. Sera lachte bitter über diese Ironie. Ihr Leben lief auf so vielen Ebenen einfach schief und es ging ihr furchtbar, doch einen Bus verpasste sie nicht. Wie gern hätte sie den verpasst, wenn es geheißen hätte, ihre Identität vor Kouji geheim zu halten? Schwer seufzend lehnte sie ihren schmerzenden Kopf zurück. Sie hatte Angst. Morgen würde die ganze Schule von ihrem Geheimnis wissen. Nicht nur, dass sie zum Gespött werden und aus der Schule fliegen würde, nein, das Jugendamt würde sich bestimmt bei ihr melden. Wie sie das doch hasste. Sie hasste es, Angst zu haben, verzweifelt zu sein. Sera schloss ihre müden Augen und wurde wütend, als sie ihre Tränen spürte, die sich langsam in ihren Augen sammelten. Nein, heulen würde ihr nicht helfen. Tränen könnten nichts an ihrer miesen Situation ändern, als wieso der Aufstand? Sie war doch kein Baby mehr. Um fast drei Uhr Morgens war sie auch endlich angekommen und sie betrat ihr dunkles Zuhause. Sie betätigte den Lichtschalter und war froh, dass ihre Schwester nicht zu Hause war. Erschöpft zog Sera sich den Mantel auf und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. Ihr war schwindelig und sie schwitzte, obwohl ihr nicht warm war. Sera sah in den Flurspiegel und bemerkte, wie blass sie geworden war. Ihre Beine zitterten und ihr Herz schien unter Strom zu stehen, so schnell raste es. Ihre Übelkeit war an ihre Grenzen gestoßen und Sera erschrak, als die Übelkeit im Bruchteil einer Sekunde ihren gesamten Körper eingenommen hatte und rannte sofort ins Badezimmer. Mit schwankender Wahrnehmung beugte sich sich über das Waschbecken und stützte sich mit zitternden Armen ab. Was war nur los mit ihr, verdammt? Mit fast wütendem Blick starrte sie in den Spiegel. Wieso jetzt? Was war nur los? Sie begann zu husten. Erst einmal alle paar Sekunden, doch es wurde mit der Zeit immer schlimmer. Der normale Husten entwickelte sich zu einem entsetzlichen Hustenanfall, der Seras ganzen Körper erschütterte. Ehe sie sich ausruhen konnte, überrumpelte sie die Übelkeit und sie begann zu würgen. Aus dem Würgen wurde immer mehr und sie 18 Jährige begann sich im beunruhigenden Ausmaß zu übergeben. Zu ihrem Entsetzen war ihr Erbrochenes... Rot. Blutrot. Jetzt bekam sie es mit der Angst zu tun, denn sowas hatte sie noch nie gesehen. Nach zwei Minuten schrecklichen Übergebens schnappte sie verzweifelt nach Luft und mit weit aufgerissenen Augen starrte sie das blutüberströmte Wachbecken an und zitterte heftiger. Sie hatte Angst, denn spätestens jetzt wusste Sera, dass mit ihrem Körper etwas nicht stimmte... …............................................ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)