A Game of Monster von Ilargizuri ================================================================================ Kapitel 1 --------- An diesem Winterabend heulte ein Schneesturm um die Burgmauern. Er heulte fürchterlich, trotzdem konnte Corvin das weinen seiner kleinen Schwester Ylvi hören, sie konnte nicht schlafen, er auch nicht und er war bereit jede Wette einzugehen das von seiner Familie in dieser Nacht niemand schlafen konnte. Wie sehr hatten sie in den letzten Tagen gebetet, gehofft und gewünscht mit dem Wagen aus den Auen käme nicht der Leichnam ihres Bruders und Sohnes Rikkart Zakur von Blizzard Castle. Doch an diesem Tag war der Wagen angekommen und man hatte den Leichnam seines Bruders auf einer Bahre in die Kapelle getragen. Über seinen Körper war das Familienbanner gebreitet, ein Schauder war ihm über den Rücken gelaufen als er an die Worte der Familie Zakur dachte: 'Wir rufen den Tod herbei' eigentlich waren die Worte als Erinnerung gedacht das man nichts zu fürchten brauchte, nicht einmal den Tod. Aber in diesem Moment, als er das graue Banner mit dem Houndoom über dem toten Körper von Rikkart sah, fragte er sich ob andere Worte dafür nicht besser gewesen wären. Er war nicht oft froh darüber der Bastard der Familie Zakur zu sein, aber wenn es einen davor bewahrte in der Kaserne mit den anderen Wachen der Burg zu leben und deren mitleidige Blicke spüren zu müssen, dann war er verdammt froh ein Bastard zu sein. Hier in seinem kleinen Zimmer, wo er am Kohlebecken saß, war es warm und niemand sagte ihm zum hundertsten Male wie Leid es ihm täte, das er mit ihm fühle oder ähnlich hohle Worte, die man nur sagte weil einem nichts einfiel um sein Mitgefühl auszudrücken. Er fuhr sich mit der Hand über die tränenfeuchten Augen und fragte sich zum wiederholten Male, ob dies alles nicht nur ein endlos langer Alptraum war, ein Alptraum und wenn er aufwachte dann war Rikkart noch am Leben und bei Lord Harding. Nächstes Jahr käme er zurück und hätte sich seine Sporen verdient, etwas von dem Corvin nur träumen konnte, aber er war kein Adliger, solche wie er wurden Wachen, Soldaten und keine Ritter. Er hatte sich schon vor langer Zeit damit abgefunden und so schlecht war sein Leben auch nicht, verglichen mit dem Leben anderer Leute ging es ihm sogar ausgezeichnet. Trotzdem hätte er sofort sein gesamtes, recht behagliches Leben dafür eingetauscht um seinen jüngeren Bruder wieder lebendig zu machen. Eevee sprang auf seinen Schoss und leckte ihm die Tränen vom Gesicht. Er hatte gar nicht gemerkt das er wieder angefangen hatte zu weinen. Auch das ihn außer Eevee dabei niemand sah, darüber war er auch froh. Er erinnerte sich wie sein Vater mit steinerne Mine vor dem Leichnam seines Sohnes gestanden hatte. Neben ihm seine Schwestern Amantha und Ylvi, sie hatten geweint und einander im Arm gehalten, Edwyn sein jüngster Bruder hatte sein Houndour auf dem Arm gehalten und in dessen Fell geweint, er selbst hatte etwas abseits beim Haushalt mit dem Kastellan, dem Hauptmann der Wache und den Rittern seines Vaters gestanden. Er hatte nicht geweint, nicht in der Kapelle und auch nicht in der Krypta, wohin man seinen Bruder zur letzten Ruhe gebettet hatte. Es hatte ihn überrascht das man ihm erlaubt hatte die Familie mit in die Krypta zu begleiten, als Lady Zakur bei der Geburt ihres letzten Kindes gestorben war, hatte man ihm dies verwehrt. Dieses Mal hätte er gerne auf diese Ehre verzichtet, damals hatte er Rikkart und Edwyn Beistand leisten wollen, aber sein Vater hatte ihn ausgeschlossen. Eevee rieb den Kopf seinem Arm und winselte, Corvin fuhr mit seiner Hand durch das cremefarbene Fell des Monsters. Es war eine Shiny-Form, normalerweise waren Eevees Braun mit einer hellbraunen Nackenmähne und braunen Augen. Aber dieses hier war cremeweiß, hatte eine violette Augen und eine schneeweiße Nackenmähne. Es war sein Partner und der beste Freund den man sich wünschen konnte, manchmal glaubte er sogar die Gedanken des kleinen lesen zu können. Er nannte es Mamu, in der Sprache der Alten war es das Wort für einen Geist. Es klopfte an der Tür und Mamu sprang ihm auf die Schulter und fing an zu zittern. Corvin fuhr sich über das Gesicht um die Spuren seiner Tränen verschwinden zu lassen. Er wusste wer vor der Tür stand, Mamus Reaktion hatte es ihm verraten. „Ihr könnt herein kommen, Vater." Die Tür ging auf und ein Vaporeon kam herein geschlichen, die blauen und türkisen Schuppen schimmerten in der roten Glut des Kohlebeckens violett, die Flosse schwang hin und her, ein wenig wie der Schwanz einer Katze. Als die Augen des Vaporeon zu glühen begannen sagte eine tiefe, gebieterische Stimme von der Tür her: „Aus, Iturri!" Das glühen verschwand und das Vaporeon setzte sich. Aus der Dunkelheit, die an der Tür herrschte trat ein großer und kräftiger Mann, er hatte graue Haare und braune Augen. Lord Morgan war immer noch eine gebieterische Erscheinung und nicht selten fragte Corvin sich, wie es möglich war, das dieser kräftige Mann, einen derart schmächtigen Sohn zeugen konnte. Doch heute wollte er nur wissen was sein Hochgeborener Vater von ihm wollte. „Ich will alleine sein!", sagte Corvin und nahm Mamu von seiner Schulter. Schutzsuchend drängte sich das Eevee an seinen Bauch. Sein Vater schnaubte und setzte sich neben ihn auf das Bett, eine andere Sitzmöglichkeit gab es nicht. „Dein Eevee ist eine Schande, du hättest es nicht so verwöhnen dürfen. Jetzt ist es ein verdammter Feigling, der sich vor seinem eigenen Schatten fürchtet!" erklärte Lord Morgan. Wie um zuzustimmen brummte Iturri. „Wir haben schon festgestellt das unsere Methoden zur Abrichtung und dem Training von Monstern unterschiedlich sind. Belassen wir es dabei und sagt mir was ihr hier wollt." Beruhigend strich Corvin Mamu über das Fell. Er wusste genau das sein Vater ein offenes, ehrliches Wort, falscher Höflichkeit vorzog, weswegen er auch keine Furcht hatte so zu ihm zu sprechen. „Ich wollte mit dir sprechen, wie du weißt haben wir heute ... deinen Bruder ... zu grabe getragen." Lord Morgans Stimme brach und Corvin sah ihn an, im Halbdunkel der Glut konnte er eine einzelne Träne über die Wange dieses sonst so disziplinierten Mannes rinnen sehen, sie verschwand in seinem grauen Bart. Er hatte seinen Vater noch niemals Gefühle zeigen sehen. Corvin sah wieder zum Kohlebecken und schluckte den Kloß hinunter der in seiner Kehle wuchs, er selbst hätte diese Worte niemals sagen können, sie wären ihm im Hals stecken geblieben. „Ich weiß, ein Fänger traf ihn und er fiel von Arcanine. Genickbruch, sagen die Heiler." Er konnte es immer noch nicht glauben, Arcanine hätte seinen Partner niemals fallen lassen, es hätte sich hingelegt und versucht Rikkart zu beschützen. Es war zu gut trainiert um anders zu handeln. „Ein Fänger! Fänger hinterlassen keine daumendicke Löcher in der Brust deines Bruders!" Corvin sah seinen Vater erschrocken an. Fänger waren magische Pfeile mit denen man Monster fing um sie zu trainieren. Sie waren mit einem Schlafzauber belegt, so das die Monster bei Berührung das Bewusstsein verloren. Außerdem drangen sie nicht in den Körper ein. „Aber ... Rikkart und Lord Harding waren auf Monsterjagd!" Lord Morgan nickte. „Ganz genau, keiner der Beteiligten hätte unpräparierte Pfeile oder Bolzen bei sich tragen dürfen. Womit nur zwei Möglichkeiten bleiben, entweder hat ein Wilderer auf das Arcanine deines Bruders gezielt und es verfehlt oder ... jemand hat auf deinen Bruder gezielt." Corvin wollte diese Vermutung gerade als Unsinn abtun als ihn ein lautes Heulen unterbrach, es war nicht das Heulen des Windes, es war der langgezogene Ton eines Monsters, das nach seinem Herrn rief. „Arcanine hätte das niemals zugelassen! Es hätte Rikkart beschützt! Beide, Lord Harding und mein Bruder, waren mit einer kleinen Jagdgesellschaft unterwegs, keiner dieser Männer hätte einen Grund gehabt diese Beiden zu töten!" „Ich finde die Vorstellung ebenso abstoßend wie du. Aber nicht alle Menschen handeln nach den Gesetzen der Ehre und des Anstandes, wie wir. Für manch einen zählt nur Macht und wie er sie erlangen kann." Lord Morgan stand auf und rieb sich das bärtige Kinn. „Und ein Nest für solche Nattern, ist Queensharbour." Corvin blinzelte. „Wollt Ihr damit sagen, das Ihr euren letzten legitimen Sohn, an einen Ort zur Ausbildung schicken wollt, den ihr selbst als Schlangennest bezeichnet?“ „Ja!" „Seid ihr wahnsinnig oder wollt ihr euer Haus aussterben lassen?" Beides schien Corvin im Augenblick vollkommen möglich. Sire Harlow Harding, der jüngere Bruder des verstorbenen Lord Harding war ein langjähriger Freund seines Vaters. Er hatte es damals ermöglicht das Rikkart bei Lord Harding erzogen werden konnte. Er war ein Mitglied des Kronrates und Corvin wusste von den anderen Rittern das er ein hervorragender Schwertkämpfer war, vielleicht der beste des Landes. „Hüte deine Zunge, ich bin weder wahnsinnig, noch will ich meinen Sohn verlieren." Erneut brach seine Stimme als er sagte: „Es gibt nichts schmerzhafteres für Eltern, als ihr Kinder zu grabe tragen zu müssen. Es gibt nichts was diesen Verlust aufwiegt, gar nichts. Es ist wider die Natur das wir jene die uns folgen sollten, vor uns selbst von dieser Welt verabschieden müssen." Er sah zu Corvin. „Das kannst du nicht verstehen, nicht bevor du dein eigenes Kind beerdigt hast und die Schuld versagt zu haben spürst oder das Verlangen dir das Herz rauszureißen und den Fürsten aller Höllen anzubieten, nur damit dein Kind wieder leben möge!" Lord Morgan wandte sich ab und Corvin wollte seine Worte am liebsten zurück nehmen, aber das ging nicht. „Wieso schickt ihr ihn dann trotzdem hin? Könntet ihr nicht eine neue Vereinbarung mit einem anderen der Lords treffen? Immerhin muss Edwyn nun lernen eine Burg und seine Gefolgsleute zu führen, die Umstände sind nun gänzlich andere, als damals." Lord Morgan atmete tief durch und drehte sich wieder um. „Sicher, aber das benötigt Zeit. Es müssen Verbindungen geknüpft, Verhandlungen geführt und Verträge geschlossen werden. Selbst wenn Harlow weiß, das ich meinen jüngsten Sohn nun einem anderen Mann anvertrauen muss, damit er die richtigen Dinge lernt, so bin ich vorerst an mein Wort gebunden das ich ihm gegeben habe. Ich sollte ihn nicht beleidigen indem ich meinen Sohn ihm nicht einmal vorübergehend anvertraue. Außerdem ist es sicherlich keine schlechte Sache wenn Edwyn die Wege der Politik ein wenig kennen lernt." Lord Morgan rieb sich über das Kinn und seufzte. „Womit wir bei dem Grund meines Hierseins sind, ich möchte das du ihn nach Queensharbour begleitest." Corvin schnaubte. „Ein Bastard in der Hauptstadt dürfte wohl nicht auffallen, Euer Bastard hingegen schon!" „Ich sage es nicht noch einmal Junge, hüte deine Zunge! Du bist noch nicht zu alt für eine Tracht Prügel!" drohte Lord Morgan und Vaporeon knurrte. Corvin setzte Mamu aufs Bett und stand auf, er war genauso groß wie sein Vater wenn auch weniger Kräftig im Körperbau. „Ich werde nicht still sein! Ich bin Landauf und Landab bekannt wie ein bunter Hund, jeder weiß das ihr lieber Priester geworden wäret und vor dem Tode eures Bruders nicht einmal ein Bordell von Außen angesehen habt! Als ich mich das erste Mal einem fremden Lord vorstellte wollte dieser mir die Zunge abschneiden lassen, weil er davon überzeugt war ich würde Lügenmärchen erzählen!" „Na und? Er hat es nicht getan!" erwiderte Lord Morgan und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das ändert nichts an den Tatsachen, ihr wollt das ich meinen Bruder beschütze, unauffällig, weil er garantiert nicht begeistert davon ist das man ihm in seinem Alter noch eine Kinderfrau mitschickt!" Corvin fuhr sich durch die Haare. „Er wird glauben er könnte auf sich selbst aufpassen, er wird mir andauernd davon laufen und mir das Leben zur Hölle machen. Am Ende werde ich versagen und auch noch meinen letzten Bruder verlieren!" Er sah zu Lord Morgan. „Ich will nicht für ihn verantwortlich sein, könnt ihr ihn nicht begleiten? Sire Harlow wäre sicherlich hocherfreut euch wieder zu sehen!" „Glaube mir, weder gefällt es mir dir die Verantwortung zu übertragen, noch meinen Sohn ziehen lassen zu müssen. Aber ich kann hier nicht weg, der Krieg auf dem westlichen Kontinent betrifft auch uns, täglich kommen Flüchtlingsschiffe an unsere Küste. Die Klippen und die Höhlen bieten ihnen die perfekte Möglichkeit unbemerkt in unser Land zu kommen. Diese Kleingeister aus dem Adel des Westens streiten sich um ein überdimensioniertes, eisernes, unbequemes Sitzmöbel, anstatt sich auf den Winter vorzubereiten." Lord Morgan fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und stöhnte. "Ich habe nicht genügend Männer um mich und die meinen auf den Winter vorzubereiten und gleichzeitig diesem Menschenstrom Herr zu werden. Ich muss hier bleiben um wenigstens den Anschein von Kontrolle für den Rest des Landes zu wahren!" „Dann holen wir Sire Harlow halt hierher, er kann Edwyn auch hier unterrichten!" „Bitte mach dich nicht lächerlich, wir wissen beide das man den Militärischen Berater des Prinzregenten nicht einfach aus der Hauptstadt entfernen kann, ohne zumindest eine Invasion vorzutäuschen!" Lord Morgan seufzte und sah ihn eindringlich an. „Ich weiß das ich viel von dir erwarte Junge, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Ich habe alle Eventualitäten heute den ganzen Tag durchdacht und glaube mir, das Szenario mit dir war noch das harmloseste." Corvin glaubte ihm, dieser Mann würde niemals ein Risiko eingehen, vor allem wenn es seine Familie betraf und zu der gehörte nun einmal auch er selbst. Er ging zu dem kleinen Fenster, es war mit Leder zugedeckt um die Kälte draußen zu halten. Er hatte Blizzard Castle noch niemals verlassen. Sein Vater hatte es immer verboten, selbst seine Ausbildung in Bogenschießen, Schwertkampf und Reiten war hier geschehen, obwohl Lady Zakur es gar nicht gerne gesehen hatte. Niemals hatte er das Land der Zakurs verlassen. „Warum jetzt? Als ich euch vor Jahren darum bat habt ihr es verboten!" Er drehte sich wieder zu seinem Vater. „Ich habe euch mehrmals gebeten ... nein, ich habe darum gebettelt, diese Burg verlassen zu dürfen, ich wollte mir draußen in der Welt einen Namen machen, meinen Platz finden und Ihr? Ihr habt gesagt dein Platz ist hier! Und jetzt weißt Ihr mir die Tür?" Er schüttelte den Kopf. „Wieso?" „Das sage ich dir vielleicht auf meinem Totenbett, aber heute nicht." Corvin wich zurück, diesen Blick hatte er noch niemals bei Lord Morgan gesehen. So ernst er auch sonst war, dieser Blick verhieß Tod, Teufel und Höllenqualen in einem, als wollte er ihn einzig mit seinem Blick verfluchen oder für unbekannte Sünden bestrafen. „Du wirst alle Vorbereitungen treffen die nötig sind, in zwei Tagen wirst du deine Geschwister Richtung Castle Fount begleiten." Lord Morgan verließ den Raum und Iturri folgte ihm. Corvin wollte ihm etwas hinterher werfen, aber in diesem Raum gab es nur das Bett, ein Kohlebecken und eine Kiste mit seinen Habseligkeiten. Er könnte seinem Vater einen Pfeil hinterher schießen, aber er wusste das dies nichts an seinem Schicksal ändern würde. Wütend schrie er auf, Mamu kam zu ihm und winselte. Corvin streichelte das weiche Fell und nahm das kleine Monster in den Arm. „Ach Mamu, wieso? Warum jetzt und nicht früher? Warum kann er mich nicht einfach loslassen?“ Früher hatte ihn der Glauben getröstet das Lord Morgan seine Mutter so sehr geliebt hatte, das er es nicht ertrug das einzige Wesen das ihn an sie erinnerte aus seinem Blick zu lassen. Inzwischen wusste er das es nicht so war; wenn er sich verletzte, dann war sein Vater immer ruhig geblieben, aber wenn sich einer seiner Geschwister verletzte schrie er herum, verfluchte die Götter, die Welt und alles was ihm zu nahe kam. Er wurde wahnsinnig vor Sorge, wenn einem seiner legitimen Kinder etwas passierte, bei ihm jedoch nicht. Corvin hatte sich damit abgefunden und es nicht in Frage gestellt, er war halt ein Bastard weniger wert als ein Kind, das in der Ehe empfangen und geboren worden war. Weder erwartete ihn ein Erbe, noch konnte er hoffen das man ihn in den Kreisen seines Vaters oder in der Welt des einfachen Volkes jemals vollkommen akzeptierte. Er war derjenige der nirgends hingehörte und das war es gewesen, dem hatte er entfliehen wollen. Irgendwohin wo man weder ihn noch seinen Vater kannte. Wo er einfach Corvin sein konnte und niemand anderes sonst. Corvin musste nicht viele Vorbereitungen treffen, ein weiterer Vorteil seines Lebens, er besaß eigentlich nur seine Rüstung, seine Waffen und einige Kleidungsstücke. Für alles war er selbst verantwortlich, die Diener sahen in ihm keinen hohen Herrn, so hatten sie ihn nicht bedient. Aber immerhin hatten sie ihm beigebracht was er wissen musste, Corvin hatte von Zeit zu Zeit Bastarde anderer Häuser auf Castle Blizzard getroffen, denen die Dienerschaft nicht so freundlich gesonnen war. Er war froh das die Dienerschaft ihn zwar nicht als einen der ihren ansah, aber durchaus Verständnis zeigte für sein los. An diesem Tag war er froh das der Jägermeister seines Vaters ihn als Freund betrachtete und nicht als Emporkömmling oder ähnliches. „Dein hoher Vater hat was gesagt?“ schrie der Jägermeister entsetzt auf. Corvin sah hinter ihn, Arcanine ging in seinem Käfig unruhig hin und her, immer wieder fauchte es die Leute an die vorüber gingen und manchmal versuchte es die hölzernen Stäbe mit einem Flammenwurf zu verbrennen. Nie war er so froh gewesen das es Magie gab, das Monster war vollkommen außer Kontrolle. „Er hat gesagt ich soll Rikkarts Arcanine mit nach Queensharbour nehmen“ Corvin hoffte das er dieses Unterfangen überlebte. „Hat seine Lordschaft den Verstand verloren? Das Monster ist außer Kontrolle vor lauter Trauer, es wird Wochen dauern bis es wieder einen neuen Partner akzeptiert und das auch nur wenn wir Glück haben!“ Der Jägermeister schnaubte. „Wahrscheinlicher ist das es nie wieder einen anderen Partner akzeptiert und wir es frei lassen müssen, wenn es nicht mehr wild vor Wut und Trauer ist.“ Corvin zuckte mit den Schultern. „Mein Vater behauptet er wäre noch bei Verstand, ich glaube er hat ihn mit meinem Bruder in der Krypta gelassen.“ Mamu saß neben ihm und verschmolz beinahe mit dem Schnee um ihn herum. Der Kleine hätte keine Chance gegen das Arcanine, es war fast zwei Meter groß und Mamu als Shiny war sogar kleiner als ein normales Eevee, das auch nur einen halben Meter groß war. Noch dazu hatte Arcanine magische Attacken wie den Flammenwurf zu Verfügung, Mamu war kein Typen-Monster und konnte somit nur physische Attacken ausführen. „Ich schätze dann können wir nur mit einem Geschirr arbeiten. Anders wird es dich nicht an sich ranlassen.“ Der Jägermeister ging um ein Geschirr zu holen. Corvin ging näher an den Käfig, Das Fell des Arcanine war Feuerrot, die Mähne war weiß, mit einem leichten Stich ins rötliche, die braunen Streifen verliefen bei jedem Tier unterschiedlich. Corvin hatte schon immer einmal auf dem Rücken eines solchen Tieres sitzen wollen, aber Rikkart hatte es nie erlaubt, er meinte sein Arcanine würde nur ihn auf seinem Rücken dulden. „Na du? Vermisst du Rikkart auch so sehr wie ich?“, murmelte er leise und sah in die braunen Augen des Monsters. Er konnte die Trauer sehen und glaubte sogar die Wut zu spüren die von dem Arcanine ausging. Er wagte es nicht es anzufassen, die Götter wussten, er selbst wollte von niemanden berührt werden. Wieso sollte es diesem Monster anders gehen als ihm? „Rikkart hat dir keinen Namen gegeben, aber ich glaube ... ich nenne dich ... Garrak.“ Der Jägermeister kam zurück, bei ihm waren einige der Jäger und Wachen die sein Vater beschäftigte. „Ein Feuermonster das man Flamme nennt, wie überaus passend.“ Er trug ein Geschirr, eine Reihe von Lederriemen die miteinander und untereinander verknüpft und verbunden waren. Die Magie darin verhinderte das ein Typenmonster seine typischen, magischen Attacken einsetzen konnte, was ihm einen Teil seiner Fähigkeiten und damit seiner Kraft nahm. „Kennst du einen besseren Namen?“, wollte Corvin vom Jägermeister wissen. „Für so ein Ungetüm? Nenn es beim Namen: Munstro!“ Die Jäger und Wachen gingen in den Käfig, Corvin wollte ihnen folgen, aber der Meister hielt ihn zurück. „Junge, das ist nicht deine Sache, du siehst in diesem Monster etwas das es nicht ist und deswegen kannst du uns heute nicht helfen.“ Corvin lachte. „Was soll ich denn in ihm sehen?“ „Deinen Bruder!“ Mit diesen Worten ging der Meister in den Käfig und schloss die Tür hinter sich. Nachdenklich sah Corvin ihm hinterher. Er sah zu wie die Männer das Arcanine einkreisten und mit Stricken einfingen. Sie hielten es fest, während es sich wehrte und versuchte seine Flammen zu speien. Aber einer der Männer hielt das Maul zu und der Jägermeister legte das Geschirr an. Er zog es über den Kopf und befestigte es am Körper. Corvin glaubte zu spüren wie die Magie der Riemen ihm die Kraft nahmen, wie sie es auch bei dem Arcanine taten. Es war wild und es trauerte, aber es war kein Monstrum. Nein Munstro war der falsche Name, Garrak war der Richtige, denn es war so wild wie die Flammen die in ihm brannten. Die Männer kamen wieder aus dem Käfig und der Jägermeister schnaufte als er ihm sagte: „So jetzt kannst du rein, aber sei vorsichtig. Er hat keine Flammen mehr, aber mit den Pranken und den Zähnen kann er dich immer noch in Stücke reißen!“ Corvin betrat den Käfig, das Arcanine knurrte ihn wütend an. Langsam ging Corvin auf das Monster zu und sprach leise: „Ganz ruhig mein Großer, dein Name ist Garrak, verstehst du? Garrak!“ Er ging auf ihn zu und hielt seine Hände vom Körper weg. Garrak knurrte und setzte zum Sprung an, Mamu sprang dazwischen und kläffte das Arcanine an. Corvin hatte immer geglaubt das unter Monstern eine Art von Verständigung herrschte. Er hoffte gerade das er sich nicht geirrt hatte, denn wenn dieses Monster ihn schon in Stücke reißen konnte, dann würde es Mamu vermutlich mit einem Haps verschlingen. Garrak hob seinen Kopf wieder und hörte auf zu knurren, trotzdem sah er argwöhnisch zu Corvin. Dann schrie er ihn an. Corvin wollte sich am liebsten in die Hose machen, aber er wusste er durfte sich nichts anmerken lassen, dieses Monster respektierte nur einen Partner der ihm ebenbürtig war und in der Familie Zakur zeigte niemals einer seine Furcht. „Wir rufen den Tod herbei!“ murmelte er leise. Garrak hörte auf ihn anzuschreien und näherte sich ihm, er hielt die Hand hoch und strich über die warme Mähne des Monsters. Er atmete durch und hoffte das dies zumindest ein guter Anfang war. Langsam ging Corvin zur Tür und das Arcanine folgte ihm. Der Jägermeister stand immer noch am Käfig und starrte ihn mit offenem Mund an. Corvin öffnete die Tür und meinte: „Ich glaube er kann jetzt wieder in den Stall, zumindest dürfte er die Rapidash nicht mehr einschüchtern.“ Ein kurzer Blick auf das Maul des Monsters ließ ihn murmeln: „Oder vorhaben sie zu verspeisen.“ Ein Stallknecht kam und nahm Garrak mit. „Junge ich weiß nicht wie du das gemacht hast, aber meinen Respekt hast du!“ „Noch bin ich nicht sein Partner, er hat nur gemerkt das wir etwas gemeinsam haben und das verbindet uns in gewisser Weise.“ Irgendwie hatte Garrak gemerkt das sie beide ein und denselben Menschen vermissten. Corvin sah hinunter zu Mamu, er war sich ziemlich sicher das er in dem Käfig nicht viel bewirkt hatte, es war Mamu gewesen der Garrak zur Raison gebracht hatte. Das kleine Eevee kratzte sich mit der Hinterpfote hinter den Ohren. Er schien kein Wässerchen trüben zu können und sich keinerlei Heldentat bewusst. Corvin dachte darüber nach was er in Queensharbour tun sollte, er konnte ja nicht einfach dort sein und auf seinen Bruder aufpassen. Dafür wurde er einfach nicht entlohnt, er musste seinen Unterhalt verdienen und das hieß er musste arbeiten. Irgendwie hatte sein Vater daran wohl nicht gedacht. Er konnte in der Schlosswache bestimmt eine Stellung finden, oder bei den königlichen Jägern. Seine Talente lagen vor allem im Bogenschießen und reiten, von daher war es nur vernünftig den Hauptmann oder den königlichen Jägermeister um Lohn zu bitten. Aber was wenn er weder bei dem einen noch dem anderen eine Stellung fand? Er konnte ja nicht im Schloss herumlungern und den Emporkömmling spielen, er konnte zwar auch lesen und schreiben, aber als Schreiber taugte er nicht viel, er war einfach kein Diplomat und im Umgang mit hohen Herren war er einfach nicht kriecherisch genug. Er stand an der Wand neben dem Eingang zur großen Halle und sah zu seinem Hauptmann, der gute Mann diktierte gerade eine Empfehlung an den Schreiber seines Vaters, Corvin konnte nur hoffen das sie gut ausfiel und den Hauptmann der königlichen Garde überzeugte es mit ihm zu versuchen. Er sah hinüber zu seinem kleinen Bruder, er trainierte mit seinem Houndour eine Typentechnik, den Feuerzahn, eine Kombination aus Magie und Biss. Er sah sich um, sein gesamtes Leben hatte er hier verbracht und nun würde er diese Hallen endlich verlassen, er würde die Menschen vermissen die hier lebten und ihm ans Herz gewachsen waren, aber in den letzten Jahren war ihm diese Burg wie ein Gefängnis erschienen. „Ich habe gehört du begleitest Edwyn nach Queensharbour.“ Corvin stieß sich von der Wand ab und stellte sich aufrecht hin, neben ihm stand Amantha, das älteste von Lord Morgans Kindern. Sie hatte schwarze Haare und die gleichen braunen Augen wie ihr Vater. Sie war größer als Corvin, allerdings war sie auch größer als die meisten Männer. Sie wurde allgemein als Schönheit betrachtet, vor allem wegen ihrem zarten Knochenbau und der blassen Haut, welche sie sehr elfenhaft wirken ließ. Corvin nickte. „Ja, unser Vater hat es mir befohlen.“ Amantha sah zu Edwyn, Corvin folgte ihrem Blick. „Dann sind die Gerüchte wahr?“ „Ich weiß es nicht, da ich keinerlei Gerüchte gehört habe.“ erwiderte er. „Meine Leibdienerin sagte, das die Tempeldiener, welche Rikkart überführten, dem Priester gesagt hätten, das mein Bruder ein daumengroßes Loch in seiner Brust hatte.“ Manchmal fragte sich Corvin ob es in dieser oder einer anderen Burg irgendetwas gab das die Dienerschaft nicht wusste. „Dieses Thema solltet Ihr mit unserem Vater besprechen, ich bin nicht befugt euch darüber Auskunft zu geben und erst recht nicht hier.“ „Corvin, ich bin vermutlich die letzte in einer langen Reihe von Personen der dieser Klatsch zu Ohren gekommen ist. Würdest du also bitte nicht so tun, als wäre es Vaters Aufgabe mich über die aktuellen Geschehnisse in Kenntnis zu setzen, das tut er nämlich nicht!“ Amantha wandte sich um und fügte hinzu: „Aber wenn du es bevorzugst mich alleine zu sprechen, begleite mich in meine Gemächer.“ Corvin sah noch ein letztes Mal zu Edwyn und folgte dann seiner Schwester in die Räume die im Familientrakt waren. Er selbst lebte in einem anderen Teil der Burg, zwischen dem Bereich in welchem die höhere Dienerschaft lebte und dem Teil der für Gäste da war. Manchmal glaubte er das man einfach nur den größten Besenschrank der Burg leer geräumt und ihm ein Bett hinein gestellt hatte. Eigentlich war das bereits ein Luxus, man hätte ihm auch einfach einen Strohsack hinlegen und eine Decke geben können, etwas anderes hatten auch die Diener nicht. Amantha betrat ihr Zimmer und wurde sofort von ihrem Vulpix begrüßt. Mamu sprang auf Corvins Schulter und winselte. „Vivi, Platz!“, befahl Amantha und das Vulpix setzte sich. Amantha drehte sich zu ihm um und sah noch wie Mamu wieder von seiner Schulter sprang. „Dein Monster ist eine Schande. Wie kann man nur so schreckhaft sein?“ „Mamu ist nicht schreckhaft, er weiß nur um den Vorteil einer erhöhten Position im Kampf. Ist dir noch niemals aufgefallen das mein Eevee jeden Kampf damit eröffnet das es umher springt, bevor es angreift?“ Corvin war sich selbst nicht sicher ob das stimmte, aber er würde Mamus Verhalten gegen jeden Zweifel verteidigen egal wer diese vorbrachte. Amantha ging zu ihrem Tisch auf dem eine Karaffe und zwei Becher standen. „Sehr witzig, als nächstes erzählst du mir noch das es sich für ein Pidgey hält, Wein?“ „Nein, das würde ich nie wagen, ein Doduo wäre doch viel naheliegender.“ Er ging zu dem Tisch und lehnte sich gegen die Tischplatte. „Nein, vielen dank. Was genau willst du wissen?“ Untereinander duzten sich alle Geschwister, nur an öffentlichen Orten hielten sie die Regeln der Höflichkeit strikt ein. Corvin hatte es immer bedauert seine Geschwister nicht vor allen persönlich ansprechen zu dürfen. „Stimmen die Gerüchte? Hatte Rikkart ein Daumengroßes Loch in seiner Brust?“ Corvin atmete tief durch. „Ich habe es nicht gesehen, aber Vater sagt er habe eines.“ „Bei den Göttern!“ murmelte sie entsetzt und nahm die Karaffe zur Hand, sie goss sich einen Becher Wein ein und trank. Sie sah aus dem Fenster, im Gegensatz zu seinem war es nicht mit Leder verschlossen sondern hatte Fensterglas. „Sire Aleixo hatte etwas in seinem letzten Brief erwähnt das mich stutzig gemacht hat.“ Sie nahm einen weiteren Schluck. „Wer ist Sire Aleixo?“, fragte Corvin. „Der Bruder meines Verlobten, ein legitimierter Bastard der Familie Artelus, du wirst ihm in Queensharbour begegnen da er im Kronrat sitzt.“ erklärte Amantha und stellte ihren Becher ab, sie ging zu ihrer Truhe und öffnete sie. „Kann mir dein zukünftiger Schwager eine Stellung bei Hofe verschaffen? Denn bei seinem hervorragenden Plan hat Vater leider übersehen, dass ich dort nicht von ihm durchgefüttert werde!“ meinte Corvin, während seine Schwester ein kleines Kästchen aus der Truhe holte. Sie stellte das Kästchen auf den Tisch und öffnete es, darin befanden sich mehrere Bögen Pergamentpapier, alle ungefähr so groß wie eine Hand. „Ich bin sicher das er dir auch in dieser Hinsicht helfen kann. Aber wichtiger, er erwähnte in einem seiner Briefe eine Unterhaltung zwischen ihm und Sire Jarod.“ Seine Schwester nahm einige der Bögen heraus und überflog die Zeilen. Corvin seufzte. „Amantha, ich habe diese Burg noch niemals verlassen, Vater hat sein bestes getan mich aus euren Reihen fern zu halten; bitte, rede nicht über Leute von denen ich noch niemals etwas gehört habe, als ob ich sie schon mein Leben lang kennen sollte. Wenn diese Menschen in der Hauptstadt, bei Hofe leben werde ich sie treffen, aber bis dahin erkläre mir bitte wen du meinst und warum das wichtig ist!“ Amantha nahm einen der Briefe aus dem Stapel und erwiderte: „Verzeihung, manchmal vergesse ich das du nur ein Bastard bist.“ Corvin beschloss dies als Kompliment zu nehmen. „Macht nichts, aber worum genau geht es?“ Sie legte die restlichen Briefe wieder in das Kästchen und gab ihm den ausgewählten in die Hand. „Sire Jarod Landon, gehört zu der Familie Landon und ist der Erbe seines Vaters. Diese Familie ist dafür bekannt, dass sie unsere Familie in ein schlechtes Licht rücken will. Sie behaupten wir wären Verschwörer gegen die Krone, schlechte Lehnsherrn, sie behaupten alles solange es uns nur schlechte Nachrede und in Misskredit bringt.“ Amantha nahm wieder ihren Becher. Corvin las sich den Brief durch, wie es schien war dieser Sire Jarod kurz davor gewesen in die Auen zu reisen, dem Teil des Landes das unter der Verwaltung der Hardings stand und somit war dieser Mann in der Nähe gewesen als man seinen Bruder umgebracht hatte. Corvin gab den Brief wieder Amantha. „Und wieso tun sie das? Was haben sie davon uns vor dem Prinzregenten in Misskredit zu bringen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, Sire Aleixo meinte das es etwas mit den Legenden zu tun haben könnte.“ Sie nahm den letzten Schluck aus ihrem Becher und meinte: „Unser Entei dürfte ihnen mehr zusagen als ihr Raikou.“ „Stimmt, mit Feuer und Gebrüll ist ihr Motto, das trifft nun wirklich nur bedingt auf das Raikou zu. Sein Element ist der Blitz.“ Corvin drehte sich um und ging zum Kamin. „Was denkst du? Du bist in euren Kreisen versierter als ich.“ Amantha schenkte sich einen neuen Becher ein. „Ich weiß es nicht, seit dem Putsch des Prinzregenten hat es nicht mehr soviele Gerüchte hinsichtlich der Familien gegeben, die damals darin involviert waren.“ Corvin nickte, er sah zu Boden, Vulpix schlich sich an Mamu heran und setzte zum Sprung an. „Rutenschlag!“, befahl Corvin schnell und Mamu traf Vulpix im Gesicht. Der kleine Fuchs lief winselnd zu seiner Herrin, Mamu lief zu ihm und sprang wieder auf seine Schulter. „Zumindest wissen wir jetzt das deine Fähigkeiten, die Ängstlichkeit deines Partners bei weitem ausgleichen.“ Sie nahm Vulpix auf den Arm. Mamu keckerte und leckte über Corvins Wange. „Hm, das würde ich nicht sagen, Mamu ist kein Angsthase, du wirst sehen, er wird euch alle noch überraschen!“ Er kraulte Mamu hinter den Ohren und sein Freund brummte behaglich. „Wie auch immer, wenn es stimmt und die Landons hinter all dem stecken wirst du alle Hände voll zu tun haben. Wenn du Hilfe brauchst wende dich ruhig an Sire Aleixo, ihm kannst du vertrauen.“ Amantha stellte ihren Becher auf den Tisch und fuhr mit der Hand durch das Fell ihres Vulpix. „Hm... wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer in einer Stadt die unser lieber Vater als Schlangennest betitelt.“ Als er in die große Halle zurück kehrte erwartete ihn sein Hauptmann mit dem Empfehlungsschreiben. Sie sprachen noch kurz über Corvins Reise und das Arcanine. Er würde es nicht reiten können, aber zum Glück konnte man an das Geschirr auch Gepäck hängen. Er verabschiedete sich von seinem Hauptmann und dankte ihm für alles. Der Mann schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter und meinte das es ihm eine Ehre gewesen wäre ihn zu unterrichten. Corvin hatte einen Kloß im Hals, er würde den Mann vermissen. Er sah sich um, Edwyn saß am Kamin und kuschelte mit seinem Monster. Corvin wusste das sie morgen früh losreiten wollten, aber wenn Edwyn noch lange in der Halle blieb würde er am Morgen quengelig und verschlafen sein, er würde irgendetwas vergessen und die Reise würde sich verzögern. Er liebte seine Familie und war gerne in Blizzard Castle gewesen, aber er wollte endlich in die Welt hinaus und würde nicht einmal für seinen kleinen Bruder eine Ausnahme machen und länger hier bleiben als unbedingt nötig. Er ging zu ihm und beugte sich hinab. „Komm, Zeit um ins Bett zu gehen, wir müssen morgen früh raus." Edwyn sah ihn an, seine Augen waren gerötet und seine Nase lief. „Komm ich wieder nach Hause?" Corvin glaubte jemand hätte ihn in den Bauch geboxt, wie kam sein kleiner Bruder auf solche Gedanken? Hatten die Diener nicht aufgepasst und auch in seiner Gegenwart von dem möglichen Mord an Rikkart gesprochen? „Natürlich kommst du nach Hause, wieso solltest du nicht?" Er hob ihn auf den Arm und meinte fröhlich: „Du wirst sehen, in ein paar Jahren hast du deine Sporen und dann machst du mich auf dem Trainingsplatz fertig!" „Rikkart ist auch nicht nach Hause zurück gekommen. Er ist tot!" Edwyn legte seine Arme um seinen Hals und flüsterte: „Was wenn ich auch sterbe?" Corvin glaubte nicht was sein kleiner Bruder da sagte, in seinem Alter sollte man noch nicht an den Tod denken, man sollte darüber fantasieren welche Abenteuer man in der Welt erlebte und welche Monster man fangen konnte. Die Welt sollte in den schillernsten Farben und Formen erscheinen, als etwas wunderbares das man erforschen und kennen lernen wollte. Die Ernüchterung das die Wirklichkeit anders aussah als man sie sich erträumte würde früh genug kommen. „Das mit Rikkart war ein Unfall." flüsterte er leise und trug seinen Bruder aus der Halle. Houndour folgte ihm und Mamu ging voran. „Nein war es nicht! Arcanine hätte sowas niemals zugelassen." flüsterte Edwyn zurück. „Wusstest du das Rikkart einen Alptraum hatte bevor er uns nach Mutters Beerdigung wieder verlies?" Corvin schüttelte den Kopf. Er öffnete die Tür zu dem Zimmer seines Bruders und setzte ihn auf den Boden. „Worum ging es denn in dem Alptraum?" „Er ist mit Arcanine durch einen Wald von Blitzen geritten und wurde getroffen." Edwyn ging zu seiner Truhe und fing an sich auszuziehen. „Ich habe gestern geträumt das mich ein Schatten frisst." Corvin schüttelte den Kopf, er würde niemals verstehen warum diese Familie an prophetische Träume glaubte. Das Leben war ein Kampf, einer in dem man sein Schicksal selbst bestimmte und kein Schachspiel irgendwelcher Götter, die hatten ja wohl besseres zu tun als sich mit ihren kleinlichen Angelegenheiten zu beschäftigen; zum Beispiel den Krieg im Westen zu beenden. „Keine Angst, kleiner Bruder." sagte er, er wusste das Edwyn seinen Glauben an die Träume nicht verlieren würde egal was er sagte. Also meinte er: „Ich und Mamu begleiten dich nach Queensharbour und wenn irgendein Schatten dich uns wegnehmen will, dann zeigen wir ihm mal was ein kleines Shiny-Eevee alles kann." Corvin sah zu Mamu hinab. „Stimmt es nicht, Partner?" Mamu bellte und sprang auf Corvins Schulter. Edwyns Houndour bellte wie zur Antwort. „Ich glaube dein Houndour will dich auch beschützen." Corvin sah wie sich ein Grinsen auf das Gesicht seines Bruders stahl. Edwyn zog seine Hose aus und sagte: „Es hat jetzt einen Namen, weißt du?" Corvin zog eine Braue in die Höhe, sein kleiner Bruder suchte nun schon Monatelang nach einem passenden Namen für sein Monster und hatte sich bisher nicht entscheiden können. „Und wie heißt es?", fragte er mit einem kleinen verschmitzten Lächeln. „Erio!" Corvin gefror das lächeln auf dem Gesicht, Erio bedeutete Tod. „Meinst du nicht, dass das ein etwas negativer Name ist?" Edwyn zog sich das Nachthemd über den Kopf und antwortete: „Unser Familienmotto hat mich inspiriert, Wir rufen den Tod herbei! Ich fand es ganz passend." „Aha, dann gute Nacht, kleiner Bruder, ich komme morgen und weck dich." Corvin schloss die Tür und murmelte: „Diese Familie braucht ein anderes Motto aber dringenst!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)