Superheld? Nope! von zero000 ================================================================================ Kapitel 7: Vaterkomplex ----------------------- Die Tür zu ihrem Zimmer hinter sich schließend, blieb Salli direkt davor stehen und atmete erleichtert aus. Diese vier Wände waren wie eine Zelle die sie selbst zu ihrem Eigentum gemacht hatte. Ein geschützter Rückzugsort aus dem nur wenig hinaus kam und den nur wenige betreten durften. „Er findet mich süß?“ Flüsterte Salli ungläubig und verschloss ihre Augen mit einer Hand. Das Gespräch mit Jason war alles andere als unangenehm und es noch einmal Revue passieren, fiel ihr dabei auf das sie keine Kopfschmerzen besaß. Vielleicht lag es auch einfach an den Tabletten die sie nahm, aber es war das erste gute Zeichen seit Tagen. Jasons letzter Gedanke ließ Salli dennoch nicht los. Der Mann war attraktiv und hatte ihr seit sie sich kannten bereits zwei mal aus einer misslichen Lage gerettet. Erstere hatte er zwar irgendwie zu verantworten, aber sie rechnete es ihm dennoch hoch an, das er sie nicht auf den Boden hat landen lassen. Sich über die Stirn fahrend, legte Salli den MP3 Player auf die Kommode und sah dabei kurz auf ihr Handy. Das nutzlose Gerät symbolisierte ihre momentane Lage so deutlich, das sie es kurzerhand nahm und regelrecht in die oberste Schublade warf. An die Bettkante setzend, sah Salli an die Tür und fuhr sich Gedankenversunken unter die Mütze. Immer wieder fuhr sie mit ihren Fingerspitzen die Naht an ihrem Kopf ab und überlegte was sie machen sollte. Morgen hatte sie den ersten Termin bei Dr. Stansen und Salli ging ihre Optionen durch. Sollte sie ihn auf diese Gedankensache ansprechen? Seit sie das konnte, hatte sie das dringende verlangen mit jemanden darüber zu sprechen. Normalerweise wäre Jessi die erste Adresse dafür, aber sie war nicht hier und würde so schnell auch nicht her kommen. Dafür hatte sie selbst gesorgt, aber momentan bereute sie diese Tat. Sie hatte einen Freund gerade mehr als nötig. Aus diesem Grund war sie auch gerade dabei sich mit Jason anzufreunden. Auch wenn ein Wachmann der von ihrem Vater eingestellt wurde, nicht gerade die beste Wahl war um jemanden ihre Geheimnisse anzuvertrauen. Ein kleines Lächeln schlich sich in Sallis Gesicht als sie an den blonden Mann dachte und wie er Scott zu Boden gerissen hatte. Aber Salli wusste leider das auch er keine Option für ihr Problem war. Stillschweigen war allem Schein nach die beste Lösung. Sie nahm sich lediglich vor etwas genauer im Internet zu recherchieren und bei der nächsten Möglichkeit Jessi zu kontaktieren. Vielleicht war es ja doch keine blöde Idee, wenn sie herkam. Sich die Zeit mit lesen vertreibend, begab sie sich nach etlichen Stunden zurück nach unten. Dabei nahm sie die hintere und kleinere Treppe die in den Teil des Hauses führte in dem hauptsächlich die Angestellten ihre Unterkünfte hatten. Das Haus wurde zwar vor Jahren modernisiert, besaß aber immer noch genug Nischen und Winkel um sich Notfalls gekonnte zurückzuziehen. Salli konnte sich daran erinnern wie Kathrin und sie einen Sommer lang Verstecken im Haus gespielt hatten. Es lag Jahre zurück und zählte zu den Zeiten als ihre große Schwester noch nicht dem Wahn der Gesellschaft verfallen war. Heute konnte sie sich glücklich schätzen wenn Kathrin sich länger als 5 Minuten mit ihr unterhielt ohne dabei das Thema Mode anzusprechen. Die Ohrstöpsel herausnehmen, erreichte Salli den Teil des Hauses in dem ihr Vater sein Arbeitszimmer besaß. Auch wenn er oft nicht anwesend war, so führte Sallis Weg sie regelmäßig hier vorbei in der Hoffnung auf ihn zu stoßen. Heute war sie ebenfalls deswegen hier. Da es Dinge gab die sie gerne mit ihm besprechen wollte. Dass sie bereits aus einiger Entfernung Stimmen hören konnte und die Tür zu dem Zimmer ebenfalls geöffnet war, ließ die blonde hoffen. „Der Termin ist für 10 Uhr angesetzt. Mr. Lasch hat die Dokumente bereits zukommen lassen.“ Nathalies Stimme noch in den Ohren, beugte Salli ihr Genick von links auf rechts als wolle sie sich für einen Kampf bereit machen. An der Tür stehenbleibend, kloppte Salli gegen den Rahmen und setzte einen Schritt in das Zimmer. „Hallo!“ Grüßte die blonde schlicht und wartete bis die beiden Personen im inneren zu ihr sahen. „Salli! Schätzchen! Wie geht es dir? Was kann ich für dich tun?“ ~Ich muss den Ordner unbedingt noch einmal durchlesen~ schmal lächelnd sah Salli zu ihrem Vater der sie nur kurz ansah, sich aber sofort wieder seinen Unterlagen widmete. „Miss Langley!“ Grüßte auch Miss Rushman und wurde von Salli mit einem Nicken begrüßt. „Kann ich dich mal kurz sprechen?“ ~DH-Toxin! Das müsste längst behoben worden sein!~ Peters Gedanken waren so abwesend das Salli die Lippen genervt aufeinanderlegte und sich dabei an der Nase kratzte. „Oder soll ich mir bei Miss Rushman einen Termin geben lassen?“ Setzte sie trocken nach und ließ die rothaarige darauf beinahe beschämt den Kopf zurück auf ihren Vater wendend. „Ich denke das wird schon in Ordnung gehen!“ Lächelte Natalie und legte Peter eine Mappe auf den Tisch die sie bisher in den Händen hielt. „Ich werde den Rest vorbereiten. Bis morgen wird alles erledigt sein! Das wäre ohnehin alles für heute.“ Damit trat die rothaarige zu Salli die ihr Platz machte damit sie heraustreten konnte. Dankend ihr entgegen nickend, nickte auch Natalie Salli entgegen. ~was sie wohl will?~ Salli die kurz zu ihrem Vater sah der sie immer noch ignorierte, wand sich nach einigen Sekunden zurück und schloss die Tür. „Du scheinst sehr beschäftigt zu sein!“ Begann die blonde und setzte sich auf einen der alten Ledersessel vor dem Schreibtisch. „Es gibt viel zu tun. Und da wir in letzter Zeit mit vermehrten Unstimmigkeiten konfrontiert waren, lassen sich gewisse Dinge nun nicht länger aufschieben.“ „Kannst du dennoch mal fünf Minuten deiner kostbaren Zeit deiner Tochter widmen. Immerhin hattest du die letzten 5 Monate deine Ruhe vor mir.“ Diese Worten bewirkten das Peter aufsah und Salli ansah als wäre sie der Heilige Geist persönlich. „Darüber macht man keine Scherze. Du hättest tot sein können!“ „Bin ich aber nicht.“ Auffordernd ihrem Vater entgegensehend, lehnte dieser sich nach kurzem überlegen zurück und faltete seine Hände vor sich. „Na schön! Was kann ich für dich tun?“ ~Ob sie was weiß?~ Die Augen stutzend zusammenziehend, sah Salli ihrem Vater kurz entgegen bis ihr einfiel das sie etwas sagen musste. „Danke! Zuerst könnte irgendjemand dafür sorgen das mein Handy wieder funktioniert. Auf Dauer in der Küche zu telefonieren ist nicht das was ich mir unter Modernisierung vorstelle.“ „Du hast telefoniert? Salli du sollst doch nicht...“ „Was? Meiner besten Freundin mitteilen das ich noch Lebe. Vielen dank übrigens das man ihr mitgeteilt hat was mit mir passiert ist!“ Ihre Hände vor sich verschränkend zog Salli die Luft etwas fester ein und war deutlich unzufrieden. „Salli?“ Wollte sie Peter beruhigen und legte dabei deine Hände auf den Tisch ab. „Wir haben in den letzten Wochen mit dem Gedanken leben müssen, das du vielleicht nie wieder aufwachst. Da sind die ein oder anderen Dinge eben untergegangen! Was du mir da allerdings gerade erzählst, klärt zumindest die neuesten Ereignisse.“ „Ereignisse?“ „Dein Besuch heute Vormittag?“ „Du hast das mitbekommen?“ „Ich habe mein Personal darum gebeten mir Mitzuteilen sollten sich Verdächtige Aktivitäten abspielen. Dein Lebenszeichen an die Außenwelt hat...“ „Was? Willst du jetzt mir die Schuld dafür geben? Ich kann doch nichts dafür, wenn der Spinner hier auftaucht.“ Wurde die blonde lauter. „Ich sage ja nur das es unklug war ohne unser Wissen deine Freundin anzurufen.“ „Ich wusste nicht das ich eine Gefangene bin!“ „Salli!“ Versuchte Peter erneut seine Tochter zu beruhigen die sich mittlerweile auf ihren Knien abgestützt hatte. „Natürlich bist du keine Gefangene! Wir machen uns nur Sorgen!“ „Sorgen! Mal abgesehen von den Sorgen die ihr euch macht. Was soll das Sicherheitspersonal? In den letzten 29 Jahren hatten wir gerade mal einen Rotweiler, den wir schlussendlich anketten mussten.“ „Nach deinem Unfall hatten wir einige Probleme mit der Presse. Dein heutiger Gast hätte ohne das Eingreifen von Mr. Brown auch böse enden können. Also stelle nicht meine Entscheidungen in Frage!“ ~Seit dem Anschlag lasse ich es nicht darauf ankommen~ Anschlag? Irritiert sich zurück beugend sah Salli ihren Vater entgegen und konnte sich seine Gedanken nicht erklären. Was für ein Anschlag? „Was ist übrigens mit meinem Unfall. Ich hab gehört die Polizei war hier!“ ~Von den Männern vom FBI weiß sie noch gar nichts?~ Sich noch ein Stück mehr zurücklehnend, stieß Salli bereits an die Lehne an, während die Informationen immer konfuser wurden. Was hatte das FBI damit zu tun? „Zwei Männer vom hiesigen Revier waren hier und haben ein paar Fragen gestellt. Sie wollten sich lediglich routinemäßig ein Bild von die machen. Aber soweit ich weiß, gibt es keine Hinweise auf den Fahrer des Wagens. Mr. Brown hat mir deine Informationen über den Vorfall übrigens ebenfalls zukommen lassen.“ „Was?“ Salli war nicht wirklich bei der Sache. Sie wollte Antworten, wusste aber auch nicht was sie Fragen sollte ohne aufzufallen. Wenn sie ihn jetzt auf das FBI oder den Anschlag ansprach, wäre das nicht gerade in ihrem Interesse. „Salli fühlst du dich nicht wohl? Du wirkst etwas blass?“ Fragte Peter und sah seiner Tochter dabei zu wie sie eine Hand gegen ihre Schläfe legte und kurz mit dem Kopf schüttelte. „Nein alles Ok? Ich... Ich verstehe nur nicht warum man mich bisher nicht darauf angesprochen hat.“ „Salli du lagst bis vor einigen Tagen noch im Koma. Weißt du eigentlich was für ein Glück du hast, das du jetzt hier sitzt?“ „Was interessiert mich die Zeit von der ich sowieso nichts mitbekommen hab. Ich will lediglich wissen was hier gespielt wird. Seit ich wieder zurück bin habe ich das Gefühl das hier etwas nicht stimmt. Und da jeder momentan denkt er müsse mich ignorieren oder vor der Welt schützen, komme ich auch nicht dahin was das sein könnte.“ Aufgebracht und verwirrt hielt Salli nichts mehr auf ihren Platz. Schwungvoll sich erhebend hielt sie sich an der Lehne fest und stellte sich hinter den Sessel wie hinter eine schützende Barriere. „Wieso denkst du wir würden dir etwas verschweigen?“ ~weiß sie doch was? Aber von wem könnte sie es haben?~ „Weil..? Na weil?“ Salli wusste nicht was sie sagen sollte und verkrampfte sich dabei immer mehr an die Sessellehne. Das Klopfen an der Tür und die dazugehörende Person die dahinter stand war daher für Salli wie ein Geschenk. Sich zurückwendend öffnete sich die Tür und Walter trat darauf einen Schritt ein. „Ich bitte um Entschuldigung Sir! Aber Ihre Frau wünscht Sie zu sprechen!“ Unterbrach der Butler das Gespräch und ließ Salli innerlich wie äußerlich durchatmen. „Wir sprechen später weiter Salli!“ Damit beendete auch Peter das Gespräch, erhob sich und trat direkt vor seine Tochter. „Ruh dich aus Schatz. Du hattest einen schweren Unfall und brauchst Zeit dich zu erholen.“ „Natürlich Vater!“ Den Kopf leicht emporstreckend wartete Salli bis ihr Vater gefolgt von Walter den Raum verließ eher sie zurück sah um sich genau zu versichern. „Was für ein verfluchter Anschlag?“ Sallis Gedanken liefen auf Hochtouren und sie erinnerte sich das sie heute bei ihrer Internetrecherche auf nichts dergleichen gestoßen war. Was also könnte ihr Vater damit gemeint haben? Was war so gravierend das er Angst hatte sie könnte es herausfinden? Rasch um den Tisch herumgehend, besah sie sich die Dokumente in denen ihr Vater gerade noch vertieft war. Jede menge Papiere bedruckt mit Berichten die Salli überhaupt nichts sagten. Hier und da hineinlesend, ergab sich auf diese Weise nichts was für sie interessant sein könnte. Unzufrieden sich wieder erhebend, sah Salli gegen die geöffnete Tür und überlegte was sie machen könnte. Es war eine Sache wenn man ihr nicht die volle Wahrheit erzählte, aber sie würde sich nicht für dumm verkaufen lassen. „Sag mal Rosa! War während ich im Krankenhaus war, jemand hier der sich nach mir erkundigt hat?“ Fragte Salli die wieder in der Küche saß und Rosa beobachtet. „Si Miss Langley! Zwei Herren von der Polizei, waren hier und haben Fragen gestellt!“ „Was haben sie gefragt?“ „Ich weiß nicht genau! Es ging um den Wagen soweit ich das Mitbekommen habe.“ „Und sonst? War sonst noch jemand hier wegen des Unfalls?“ „Ich weiß nicht! Fragen Sie ihren Vater. Der wird es wissen!“ Stutzend sich zu Salli wendend, rührte Rosa weiterhin in einem Topf, während Salli in Gedanken versunken gegen ihr Glas starrte. „Ihn zu fragen würde ja doch nichts bringen! Aber... Sag mal Rosa? Ist hier noch was anderes passiert?“ „Was meinen Sie?“ „Na gab es hier irgendwelche Vorfälle. Etwas das zum Beispiel erklärt warum wir plötzlich 4 Sicherheitsleute im Haus haben.“ „Nein! Warum fragen Sie?“ „Ach! Nur so!“ Seufzend sich über die Augen fahrend, trank Salli den Rest und erhob sich schwerer als sie es gedacht hatte. Sie hatte zu wenig Schlaf bekommen und das Treffen mit ihrem Vater saß Salli noch tief in den Knochen. Sie fühlte sich miserabel und wollte eigentlich nur noch in ihr Bett. Rosa Bescheid geben das sie das Abendessen ausfallen lassen würde, fiel zwar auf Unverständnis. Aber nachdem sie meinte es gehe ihr nicht gut, ließ man sie ziehen. Salli hatte für den Tag genug an unfreiwilligen Informationen und war mehr als glücklich mit einem Glas Milch und einem Sandwich, als mit einer warmen Mahlzeit gemeinsam mit ihrer Familie. Unruhig sich hin und her wälzend, erwachte Salli nach unruhigen Stunden und sah verschlafen auf ihren Wecker. Es war gerade einmal halb fünf und lag damit eigentlich überhaupt nicht in Sallis Zeitplan. Nachdem sie eine knappe Viertelstunde allerdings damit verbracht hatte reglos in die Dunkelheit zu starren, zog sie sich um. Es könnte auch von Vorteil sein einmal die erste in diesem Haus am Morgen zu sein. Aber das müsste sie er herausfinden. Die Küche noch nicht ganz erreichend, bemerkte sie schon von weitem das Licht in ihr und der Geruch von frischem Kaffee der ihre Lebensgeister noch etwas mehr weckte. Salli hätte nicht gedacht das Rosa so früh ihren Tag beginnt, aber die Haushälterin war in ihren Augen wenigstens eine nette Gesellschaft. „Morgen Ros... Jason?“ Salli hatte die Küche noch nicht gänzlich betreten, als ihr dort nicht Rosa sondern der blonde Sicherheitsmann begegnete. Mit einer Tasse Kaffee gegen der Küchenzeile lehnend, las er dabei in der Zeitung. „Ähm. Mr. Brown!“ Korrigierte sie sich rasch und ließ ihn aufsehen. „Guten Morgen! So früh schon wach?“ Begrüßte er sie leicht verwirrt und nahm einen Schluck. „Ich.. ähm.. Ja!“ Stammelte sie und war im ersten Moment verwundert ihn hier anzutreffen. „Dasselbe könnte ich auch Sie fragen! Beginnen Sie ihren Tag so früh oder beenden Sie ihn gerade?“ „Ersteres!“ „Aha! So ein Leben als Sicherheitsfachmann beinhaltet wohl wenig Schlaf!“ „Berufsrisiko!“ Lächelte er kurz und wand sich wieder der Zeitung zu. „Und bei Ihnen? Oder haben Sie vor wieder akrobatische Einlagen auf der Küchenzeile zu vollziehen?“ „Sehr witzig!“ Meinte sie trocken und nahm sich eine Tasse aus dem Schrank. „Das ist im übrigen ein Mords blauer Fleck geworden!“ „Sie sollten in Zukunft einfach besser aufpassen!“ „Auf was? Auf Personen die mich mitten in der Nacht mit einer Waffe bedrohen. Ich werds mir merken!“ Leicht mit dem Kopf schüttelnd schenkte sich Salli einen Kaffee ein und setzte sich damit an den Tisch. „Haben Sie mir gestern nicht noch für meine Anwesenheit gedankt?“ Da Salli nicht wusste was sie darauf antworten sollte, starrte sie Jason einen Moment lang an, bis er die Zeitung etwas senkte und ihr ebenfalls entgegensah. ~sprachlos?~ Dachte er dabei und ließ Salli leicht den Kopf schütteln. „Seis drum!“ Seufzte sie und widmete sich ihrem Kaffee. Dass er darauf hinter der Zeitung schelmisch grinste bekam die blonde nicht mit. „Sagen Sie mal!“ Begann sie nach einigen Momenten und sah dabei weiterhin in ihre Tasse. „Ist in der Zeit seit Sie hier sind, eigentlich irgendetwas vorgefallen?“ „Was meinen Sie?“ „Das frag ich Sie ja gerade? Ich hab gestern so was in der Art aufgeschnappt. Konnte aber nichts der gleichen herausfinden?“ „Nicht das ich wüsste?“ Antwortete der blonde und ließ Salli darauf zu ihm sehen. Er hatte die Zeitung wieder heruntergenommen und sah sie mit einem perfekten Pokerface an. Er wusste definitiv etwas. Das konnte Salli förmlich riechen. Aber um herauszufinden was er wusste, musste sie seine Gedanken lesen. Bisher hatte sie diese nur aufgefangen und eigentlich alles daran getan genau das zu vermeiden. Ihr Wille herauszufinden was hier passiert war, ließ Salli ihren Vorsatz über Bord werfen. Mit festem Blick in seine Augen sehend, wusste sie nicht was sie tun musste um dieses Phänomen hervorzurufen. Es vergingen allerdings keine drei Sekunden und Salli hörte ein feines Pfeifen in ihren Ohren. ~was kann sie gehört haben? Hat ihr Vater etwas gesagt?~ Seine Gedanken durchfluteten ihren Kopf und nahmen sämtlichen Platz darin ein. Seine Stimme verdrängte plötzlich alles andere und verursachte dabei höllische Kopfschmerzen. Ein Stechen wie als würde man ihr eine Gabel ins Gehirn stecken, ließ Salli dabei zusammenzucken. „Shit!“ Fluchte sie laut, legte ruckartig eine Hand an ihre Wunde und zwickte die Augen fest zusammen. „Miss Langley!“ Hörte sie seine erschrockenen Worte und fühlte plötzlich eine seiner Hände auf ihrer Schulter. „Ist alles in Ordnung? Salli?“ Besorgt und erschrocken stand Jason neben ihr und wusste nicht was er machen sollte. „Das... Man.. Das mach ich nie wieder!“ Zischte sie und legte sich die Hand mit der sie sich gerade noch an der Tischplatte festgekrallt hatte auf die Stirn. Sie war kühl und linderte so etwas ihrer Schmerzen die leicht abschwächten. „Ich werde einen Arzt hohlen!“ „Nein!“ Hielt sie ihn plötzlich zurück und umfasste seinen Arm. „Nein ich... Es geht schon!“ „Ja so sehen Sie aus!“ Seinen Blick senkend, glaubte er ihr kein Wort, dazu musste sie nicht einmal seine Gedanken lesen. „Ich.. Ich muss in ein paar Stunden ohnehin ins Krankenhaus! Außerdem sind das nur Kopfschmerzen!“ Salli wollte nicht das er keinen Arzt holte. Sie wollte eigentlich nur nicht das ihre Eltern etwas davon mitbekamen. Wenn herauskam das es ihr nicht gut ging, würde sie schneller als ihr lieb war zurück ins Krankenhaus gesteckt werden, mit der Aussicht dort so schnell nicht wieder wegzukommen. „Mir geht’s gut! Keine Panik!“ Versuchte sie ihn weiter zu beschwichtigen und legte beide Hände vor sich flach auf dem Tisch. Einmal tief durchatmend, hob sie den Kopf und sah zu Jason der immer noch direkt neben ihr stand. „Ihnen geht es nicht gut! Warum weigern Sie sich das man Ihnen hilft?“ Seine Stimme war ruhig und klang fürsorglich, dennoch sah er sie mit einem Blick an der beinahe stechend war. „Weil ich hier nicht länger als nötig bleiben will. Und ich will meinen Eltern keinen Grund liefern mich hier länger da zu behalten.“ Seufzend sich zurücklehnend, beobachtete Salli wie Jason einen Schritt Abstand nahm sie aber weiterhin nicht aus den Augen ließ. Das Pfeifen in ihren Ohren war immer noch vorhanden aber wenigstens hatte das Stechen in ihrem Kopf nachgelassen. Das Trainieren ihrer Fähigkeiten war etwas das Salli sich schwor sein zulassen. Es hätte nicht gefehlt und ihr wäre schlecht geworden. Und sie wollte sich nicht vorstellen was Jason tun würde, wenn sie das Bewusstsein verloren hätte. Immer noch schwer atmend hoffte Salli er würde auf ihre Bitte eingehen, daher straffte sie ihre Haltung und erhob sich langsam. „Es geht schon!“ Hielt sie ihn zurück und ging zwei Schritte zu einem der Schränke und holte aus ihm eine kleine rote Schachtel. Rosa hatte sie ihr gestern gegeben und hatte darin die Medikamente verstaut die man ihr verschrieben hatte. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Trotzdem Danke!“ Lächelte sie schmal in seine Richtung und ließ ihn darauf die Arme verschränken. Nach einer Schachtel suchend, öffnete sie die Dose und entnahm sich eine der Pillen. „Warten Sie!“ Sich um sie herum bewegend, nahm Jason ein Glas zur Hand und ließ Leitungswasser hineinlaufen, welches er ihr danach reichte. “Hier!“ „Danke!“ Meinte Salli leise, als sie es ihm aus der Hand nahm und sich ihre Finger dabei berührten. Sie sah ihm dabei nur kurz in die Augen, senkte ihren Blick aber sofort wieder aus Angst erneut seine Gedanken lesen zu können. „Keinen Arzt also?“ „Nein!“ Schüttelte sie den Kopf und schluckte die Tablette hinunter. „Wie gesagt ich hab in ein paar Stunden sowieso einen Termin.“ „Gut!“ „Gut? Den halben Tag im Krankenhaus, während gefühlte zwanzig Fremde Personen an ihnen herumexperimentieren sehe ich nicht als gut an!“ „Was haben Sie eigentlich vorhin gemeint? Was wollen Sie nie wieder machen?“ Zu ihm sehend, erwartete er eine Antwort aber Salli wusste nicht was sie ihm sagen sollte. Versuchen deine Gedanken zu lesen kam definitiv nicht in Frage. „Ach!“ Winkte sie ab und nahm noch einen Schluck. Dass er sich damit allerdings nicht zufrieden stellte, ließ sie kurz seufzen. „Ich hab lediglich gedacht ich könnte die Tabletten früher als geplant absetzten.“ Log sie und sah ihm dabei ins Gesicht. „Keine Panik! Ich werds nicht tun!“ Winkte sie erneut ab und verzog dabei das Gesicht. „Machen Sie sich überhaupt keine Sorgen? Sie haben unwahrscheinliches Glück noch am Leben zu sein und tun offensichtlich nichts um ihren Zustand zu verbessern!“ „Es geht mir aber gut!“ Maulte sie genervt und fuhr sich über die Stirn. „Jeder erzählt ständig was für Glück ich hatte. Aber alles was ich weiß, ist das ich im Krankenhaus aufgewacht bin und bis auf diese beschissenen Kopfschmerzen keinerlei Beschwerden habe. Es Interessiert mich also reichlich wenig wie es dazu kam. Mich interessiert nur was daraus wird.“ „Also waren das gerade nur...“ „Kopfschmerzen!“ Unterbrach sie ihn und stellte das Glas zur Seite. „Sag ich doch. Der Arzt hat mir was dagegen verschrieben.“ „Und haben Sie diese Schmerzen durchgehend?“ Zu ihm sehend, neigte sie den Kopf leicht und fragte sich was sein plötzliches Interesse an ihrer Krankengeschichte bedeutete. „Nein! Nur wenn ich...“ „Wenn Sie was?“ „Keine Ahnung! Wenn mich gewisse Personen an den Rand der Belastbarkeit bringen!“ Ihm eindringlich entgegen sehend, verschränkte er die Arme wieder und sah sie mit demselben Blick an. Eine ganze Weile sahen sie sich stumm entgegen, bis Salli genervt durchatmete und den Blick abwandte „Ich hätte im Bett bleiben sollen!“ Murrte sie und verließ darauf die Küche ohne sich noch einmal umzusehen. Sie wartete das die Tablette wirkte. Aber hier herumzustehen und seinen Fragen auszuweichen war dabei scheinbar nicht hilfreich. Salli brauchte Abstand und zog es daher vor zurück in ihr Zimmer zu gehen. Sollte er doch von ihr denken was er wollte, auch wenn es ihr selbst nicht aus dem Kopf ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)