Die 10 Schwerter von SailorTerra (Schlimmer als der Tod) ================================================================================ Kapitel 7: Im Stich gelassen ---------------------------- "Das klingt irgendwie nach ... Sympathie..." Ich sah ihn etwas abschätzig und irritiert an. Ja, natürlich war er mit sympathisch. Sonst wären wir wohl nicht fast ein Paar geworden. Dem ganzen setzte zwar ein Streit, oder auch eher Missverständnis, vor ca. 3 Woche ein jähes Ende, aber das hieß doch nicht, dass ich ihn nicht mehr mochte. Schließlich hatte er mir gesagt, dass es mit uns beiden keinen Sinn hatte und nicht umgekehrt. "Sympathie"... Sollte das jetzt ein Friedensangebot sein? Oder vielleicht ein "Lass es uns noch mal versuchen"? Manchmal wurde ich aus dem Kerl nicht schlau. Aber eigentlich konnte es mir egal sein. Selbst wenn er mir, großmütig wie er war, noch eine Chance geben wollte sein Vertrauen zurückzugewinnen, ich würde ihn enttäuschen müssen. Meinem Neuen würde es nämlich gar nicht gefallen, wenn ich versuchen würde diesem Kerl hier vor mir hinterherzulaufen. Nur... ich habe irgendwie das Verlangen danach. Nicht unbedingt mit ihm zusammen zu sein, nein, eher sein Vertrauen zu gewinnen, ihn mir gefügig zu machen und ich dann ohne Angabe von Gründen in die Wüste zu schicken. Ich bin ein Miststück... ich weiß. Aber ich befinde mich zur Zeit auf einem Rachefeldzug, der es wirklich in sich hat. Ich bin zwar nicht ganz sicher, an wem ich mich räche, aber es tut gut. Möglicherweise räche ich mich an der Liebe, um ihr zu beweisen, dass ich nicht alles mit mir machen lasse. Letztendlich wird es zwar eher eine Rache an mir selbst, da ich keine Lust habe auf meine Liebe zu warten, oder aber treu zu sein. Das schaffte ich nur bei einem... für ihn wurde ich, ich selbst... als er ging, fing mein Leben an mich zu amüsieren. Also, warum kralle ich mir nicht einfach den Typ vor mir, erzähle ihm das, was er hören will und schwebe für die Zeit dieses Augenblicks im siebten Himmel. Guckt nicht so, es gibt keine wahre ewige Liebe auf dieser Welt, von daher ist es doch unwichtig, was ich tue. Ob ich ihm einfach das Glück gönne, oder an irgendwelchen dummen Idealen festhalte, was macht das für einen Unterschied? Ideale... ja ich wollte mich immer nur Menschen öffnen, die mein Vertrauen verdient haben, die ich aufrichtig liebe. Allerdings kann ich das schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. Na ja, vielleicht kann ich es noch, aber ich tue es zur Zeit nicht und so kommt letztendlich das Gleiche dabei raus. Ja, all ihr kleinen lieben Mädchen, die ihr auf euren Traumprinzen wartet, hört auf zu lesen, denn hier mach ich euch nur eure schönen Träume kaputt. Auch ich hab lange auf meinen Prinzen gewartet, aber aufgegeben. Na ja, eigentlich nicht, aufgeben ist noch so meine Stärke. Ich warte auf ihn, selbst wenn es vergeblich sein sollte, nur weil ich nicht aussehe, als würde ich warten... das kann nämlich täuschen. Obwohl, eigentlich täuscht es nicht. Im Grunde ist es mir total egal, ob ich noch die Liebe meines Lebens finden werde. Bis jetzt konnte ich ohne sie leben, dass werde ich es auch noch weiterhin schaffen. Vermutlich würde ich ihn zur Zeit eh zurückweise. Ich hasse Männer nicht, ich lasse sie ja an mich ran. Nur halt nicht nah genug. Auch wenn dieser Depp, der eben so knallrot und mit messerscharfem Verstand geschlussfolgert hat, dass ich ihn "sympathisch" finde (allerdings auch nicht mehr), umarmt mich gerade. Ich lasse ihn gewähren und gebe mich in diesem Augenblick mit dieser Wärme zufrieden. Was passiert wohl, wenn mein Neuer mich so sieht? Bin ich jetzt schon untreu? Ach quatsch, er umarmt mich doch nur. "Wen haben wir denn da?" Ach du heilige Scheiße, die Stimme kenn ich doch. Patrick - der beste Freund meines Neuen. "Es wird Michael aber ganz bestimmt nicht gefallen, dass du mit irgendwelchen Kerlen schmust." Sasha - der Herr, der mich eben umarmen musste - sieht mich entsetzt an. Jetzt leide ich etwas unter Erklärungsnot. "Wer ist Michael?" "Ähm...", wie sollte ich das jetzt schonend sagen? "Das ist mein neuer Freund." Sashas Blick hätte töten können. Ohne ein Wort drehte er sich um und verschwand in der Menschenmasse. Patrick räusperte sich: "So... und wo ist Michael?" Ich muss trocken schlucken. Wie erkläre ich jetzt, dass Michael im Grunde keine Ahnung hat, das ich hier bin? "Ich denk mal, er ist zu Hause..." "Ach echt... Ich dachte er wäre auf Lydias Geburtstagsfeier." Ist es normal, dass Kerle sich gegenseitig so in die Pfanne hauen? "Lydia hat also Geburtstag... Lydia... seine kleine Ex..." Scheinbar bemerkte Patrick erst jetzt seinen Fehler: "Du wusstest nichts davon?" Diese Frage ignoriere ich einfach. Ich war zwar nicht wütend, aber doch gekränkt. Gekränkt, weil er mein Vertrauen missbraucht hat. Eigentlich müsste es heißen, weil er mein Vertrauen missbraucht hätte. Hat es nämlich nicht. Wie auch? Ich hab ihm nie vertraut. Denn Vertrauen bildet das Gerüst der Liebe und da ich nicht in der Lage bin zu Lieben, vertraue ich auch nicht. So wird man vor Enttäuschungen wie dieser bewart. Oder man bewahrt sich davor, dass etwas was enttäuschend wäre, wirkliche enttäuschend ist. Einfach ausgedrückt: Wenn man sein Herz verschenkt, wird es früher oder später gebrochen, also warum lässt man es nicht besser? Ich mein, es gibt tausend Gründe es besser zu lassen. Man fühlt sich nicht verletzt, verbringt seine Zeit nicht mit Frustfressen und dann noch mehr Zeit damit diese angehäuften Pfunde wieder loszuwerden, damit uns ein Mann wieder attraktiv findet, damit wir wegen ihm wieder verletzt sind. Ein Teufelskreis, sag ich euch. Ich drehe mich einfach um und lasse Patrick da stehen, in dem Wissen, dass er Mist gebaut hat. Soll er sich mit diesem Idioten rumschlagen. Ich hatte nun wirklich keine Lust mehr dazu. Gut, bitte, wenn er zurück zu Lydia wollte, sollte er das ruhig machen, aber ohne mich. Auch wenn ich viel mitmache und das eigentlich einfach so wegstecken könnte, ich hab so was wie Stolz. Und der musste jetzt gelebt werden. Mein Abgang war Stilvoll, zumindest glaube ich das. Er hatte was zickiges. Wie ich das liebte. Am liebsten hätte ich mir jetzt noch schwungvoll das Haar nach hinten geworfen, aber das wäre wohl zu viel des Guten gewesen. Denn egal, wie wenig es mich interessierte, was da eben vorgefallen war, ich war doch ein gebrochener Mensch. Nicht wegen ihm, sondern schon lange. Ich verschloss mich vor der Liebe, vor dem, was als größtes Glück der Welt gehandelt wird. Weil es mir immer mehr Schmerz als Glück bescherte. Im Grunde war ich feige und nicht stolz. War es Angst, die mich davor bewahrte mich Menschen zu öffnen? Angst wiedereinmal enttäuscht zu werden? Möglicherweise... ließ ich mich und meine Ideale deshalb im Stich... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)