reverie von obsidia ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Du kämpfst wie wild für deinen Traum und fürchtest dass er sich erfüllt. ~ Hans-Christoph Neuert Ein Seufzen verließ deine Lippen.  Es tat gut hier draußen zu sein nach dem ganzen Theater und Rumgezanke, was du bis eben noch mit deinen Eltern hattest. Sie nervten dich und letztendlich zerrte es nur unnötig an deiner Kraft, dich ständig mit deiner besitzergreifenden Mutter und deinem „Teilzeit-Marine-Offiziers“ Vater auseinander zu setzen.  Erst beschwerten sie sich darüber, dass du die meiste Zeit nur Zuhause hocktest und nichts Sinnvolles mit dir anzufangen wusstest und dann fandest du einen kleinen Nebenjob, der dir viel Freude bereitete und es war natürlich auch wieder falsch. Manchmal fragtest du dich ernsthaft, ob es überhaupt irgendetwas gab, was deine Eltern zufrieden stimmen konnte. Augenscheinlich nicht, zumindest würde es dich wundern, da du in den vergangenen Monaten so gut wie nur negatives Feedback von deinen Erziehungsberechtigten bekamst.  „Wie kannst du dich nur solch einer Gefahr aussetzen?“,  „Mit Kellnern verdient man sich auch kein glückliches Leben!“  oder den Klassiker „Was soll nur aus dir werden?“,  hörtest du eigentlich jeden Tag. Oder besser gesagt: solltest du, aber insgeheim ignoriertest du die Tiraden und besserwisserischen Lebensweisheiten schon lange. Missbilligend knirschtest du mit den Zähnen, als dir das Gespräch von eben wieder in den Sinn kam. Als du dich auf den Weg machen wolltest, hatte dich deine Mutter abgepasst und dir wieder alles Mögliche vorgeworfen; angefangen von Piraten oder Banditen, die dich im Lokal belästigen werden bis hin zu Schwerverbrechern oder Mördern, die dir natürlich nach Feierabend auflauern und nur dich im Visier haben! Natürlich.  Herr Gott nochmal, was soll schon so überaus gefährlich daran sein, in einem Stammlokal am Hafen zu kellnern? Bisher hattet ihr noch nie skurrile Gestalten gehabt, ganz zu schweigen von Piraten. Die Bezahlung war wirklich bei weitem nicht so gut wie in anderen Jobs, da hatte deine Mutter Recht, aber es war für dich zur Routine geworden, abends durch die Nacht hinweg zu arbeiten und das Angestelltenteam war wie eine kleine Familie für dich geworden. Du liebtest es zudem einfach, von Fremden und Reisenden Geschichten aus aller Welt zu hören! Ohnehin bekamst du ja so  schon recht wenig von den Geschehnissen auf dem Ozean mit, da wolltest du dir das um keinen Preis entgehen lassen. So auch heute nicht. Also schobst du die unausgesprochene Drohung deiner Mutter (die du nebenbei bemerkt auch schon seit Jahren hörtest: „Ich werde mir nicht mehr länger mit ansehen, wie du dein Leben einfach so wegschmeißt!“) in die hinterste Ecke deines Verstandes und liefst den schmalen Kieselweg entlang, der dich zum Hafen brachte. Es war für einen Freitagabend relativ ruhig, was dich stutzig machte. So gut wie keiner war auf den Straßen unterwegs und du fragtest dich, ob du irgendwas verpasst hättest. Allerdings konntest du nichts Ungewöhnliches ausmachen und zucktest daher nur gedanklich mit den Schultern.  Je näher du dem Meer kamst, desto intensiver lag auch der Geruch nach Algen und Salzwasser in der Luft. Als kleines Kind hattest du oft am Strand gespielt, hattest den feinen, fast weißen Sand in deine kleinen Finger genommen und warst zumeist enttäuscht, wenn du wenig später lediglich nur noch ein Viertel dessen in der Hand hieltest, was du zuvor versuchtest mit dir durch die Gegend zu tragen. Damals hatte auch noch der alte Mann mit dem weißen Vollbart im kleinen Souvenirgeschäft direkt am Hafen gearbeitet und dir jeden Tag immer eine Kleinigkeit geschenkt. Ihm verdanktest du eine beträchtliche Sammlung von den schönsten Muscheln, Steinen und Seesternen, die man sich nur vorstellen konnte. Insgeheim liefst du auch jeden Abend am Strand entlang, um zur Arbeit zu gelangen. Denn es war nicht selten, dass die sonderbarsten Schätze an Land gespült worden. Einmal hattest du sogar einen goldenen Kompass gefunden, der anscheinend von einem reichen Geschäftsmann stammte. Auf der Rückseite waren nämlich die Initialen E. R. S. eingeritzt. Zwar hattest du vergeblich versucht, herauszufinden, wer der ominöse Besitzer war, doch konntest du leider nicht wirklich was in Erfahrung bringen. Du schmunzeltest, als du daran dachtest. Der weißlich glitzernde Sand knirschte unter deinen Füßen, als du kurze Zeit später den üblichen Abstecher ans Meer machtest. Die Sonne ging gerade am Horizont unter und nichts auf der großen weiten Welt vermochte so derartig schön zu sein, wie der Anblick, den du gerade zu bestaunen bekamst. Die Brillanz des Sonnenlichtes fokussierte sich in der Mitte, dort wo sich Himmel und Meer berührten, am stärksten, wodurch es den Anschein erzeugte, als sei inmitten des Ozeans ein Spiegel in tausend Teile zerborsten. Die einzelnen Splitter konzentrierten sich im Kern am stärksten und je weiter man weg blickte, desto stetiger nahmen sie ab. Ihre Farben schillerten in den verschiedensten Tönen, welche sich der Mensch in seiner Fantasie nur annähernd ausmalen könnte und sie präsentierten eine derartige Schönheit, dass es schon fast ein Dilemma war, wenn sich der rotschimmernde Feuerball hinter dem Horizont versteckte und mit ihm die Lichter erloschen. Abgelöst durch die schwarze Nacht, welche dann und wann mit weiß glühenden Sternen geschmückt war und der ebenso hell glänzende Mond vereinzelten Passanten auf ihren nächtlichen Wegen wenigstens einen kleinen Lichtschimmer schenkte, wenngleich er auch nicht so intensiv zu leuchten vermochte wie die Sonne. Jedes Mal, wenn du dieses Naturschauspiel zu Gesicht bekamst, wurde dir warm ums Herz aber gleichzeitig brannte sich auch die Gewissheit in dein Unterbewusstsein, dass du auf dieser Insel gefangen warst und niemals in den Genuss kommen würdest, auf den weiten Ozean hinauszukommen und Abenteuer zu erleben. Aber vor allem eines blieb dir verwehrt: frei zu sein. Etwas geknickt wandtest du dich vom Meer ab und liefst komplett in Gedanken versunken das letzte Stückchen zum Lokal. Es war alles so wie immer. Schon sehr schnell konnte dich deine zweite Familie auf andere Gedanken bringen. Es wurde gelacht, rumgewitzelt und natürlich auch gearbeitet. Auch wenn an diesem Tag noch immer nicht sonderlich viel los war, hattest du Spaß an deiner Arbeit und liefst stets mit einem Lächeln auf den Lippen durch das Lokal und bedientest die wenigen Kunden. Eigentlich waren nur Landstreicher und Reisende bei euch zu Gast, jemand Heimischen bekamt ihr nicht zu Gesicht. Ob Gerüchte im Umlauf waren, die den Ruf schädigten und die Leute deswegen außer Haus blieben? Allerdings gab man dir nicht wirklich die Gelegenheit, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Denn jedes Mal, wenn du nach hinten in die Küche gingst, brachte dich der Koch mit einem erheiternden Gespräch auf andere Gedanken. Smith war schon sehr lange der hiesige Koch und du liebtest die Unterhaltungen mit ihm, da er einst ein Seefahrer war und er immer mal wieder aus dem Nähkästchen plauderte.  Ihr wart gerade dabei, euch in einer hitzigen Diskussion über die Sonderheiten der Teleschnecke zu unterhalten, als Maerlyn vollkommen gehetzt zu euch in die Küche stürzte und zunächst nur wild mit den Armen gestikulierte und etwas von „Oh mein Gott, wir sind erledigt! Alle tot!“ schrie.  Den Kopf schief legend gingst du ein paar Schritte auf sie zu und versuchtest die Barkeeperin zu beruhigen. „Jetzt komm erst Mal runter, setzt dich kurz hin und erkläre uns ruhig was los ist“, meintest du aufmunternd und zwangst dir ein kleines Lächeln auf die Lippen. Das deine ruhige Art das komplette Gegenteil von dem erreichte, was du eigentlich vorgehabt hattest, brachte dich dann doch etwas aus der Fassung.  „Verdammt nochmal. Ich kann nicht ruhig bleiben mit der Gewissheit das vorn grad‘ ein Haufen Piraten sitzt! Und dann sind es nicht mal irgendwelche Witzfiguren, sondern Whitebeard-Piraten. Whitebeard! Herr Gott nochmal! Das ist ein Desaster!“  Maerlyn lief in der Küche auf und ab und schien damit zu kämpfen, nicht völlig den Verstand zu verlieren. In Anbetracht der Tatsache, dass sie völlig von der Rolle war, warst du dir gar nicht mal mehr so sicher, ob das nicht eventuell schon der Fall ist. Zwar hast selbst du schon etwas von Whitebeard und seiner Crew gehört, doch verstandest du nicht so recht das aktuelle Problem. Ja, sie waren Piraten. Und weiter? Wenn sie irgendwas Schlimmes vorgehabt hätten, so hätten sie es sicherlich schon getan. Zumindest gingst du stark davon aus, immerhin waren es – wie Maerlyn bereits sagte – keine Witzfiguren, sondern allesamt Piraten, die sich auf der Grandline schon einen verdammt großen (und gefährlichen, aber das ignoriertest du aktuell) Namen gemacht hatten.  Smith räusperte sich kurz. „Und jetzt hast du sie vorne alleine gelassen ohne Bedienung? Ich denke, dass das auch nicht wirklich förderlich ist.“ Ein leises Rumpeln bestätigte den alten Koch in seiner Annahme.  Du sahst zwischen deinen beiden Kollegen hin und her. Letztendlich seufztest du und drehtest dich zur Tür um. Maerlyn würde wohl noch ein paar Augenblicke benötigen, bis sie sich wieder gesammelt hatte (sie war aber auch eine sensible Frau, die bei jeder Kleinigkeit sofort das Ende der Welt einläutete). Außerdem konntest und wolltest du die Piratenbande nicht unbedingt noch länger warten oder gar alleine lassen. Es war schlicht und ergreifend unhöflich, wenngleich sie auch Piraten waren. Mal ganz von deiner Arbeit abgesehen warst du aber auch unendlich neugierig. Ja, fast schon euphorisch. Der Gedanke, dass sie sicherlich nichts Böses wolltet beflügelte dich geradezu in dem Vorhaben, sie zu Gesicht zu bekommen. Du hättest fast aufgelacht bei dem Gedanken an deine Mutter und was sie in der Situation wahrscheinlich für ein Gesicht gemacht hätte. Aber dafür hattest du nun auch keine Zeit. Entschlossen nicktest du Smith kurz zu und drücktest die Türklinke nach unten, um in den vorderen Bereich des Lokals zu kommen. Im ersten Moment passierte einfach nichts. Was hattest du auch erwartet? Das die Kerle auf dem Tisch Samba tanzen würden? Also bitte. Etwas schüchtern liefst du durchs Lokal und stelltest dich hinter den Tresen. Aus dem Augenwinkel hattest du bereits sehen können, dass sich die Whitebeard-Piraten zu deiner Rechten niedergelassen hatten und sich aktuell aufgeregt über etwas unterhielten. Die Kneipe an sich sah noch vollkommen normal aus. Nichts war beschädigt, nichts war anders als sonst. Lediglich die Tatsache, dass eben keine Einheimischen zu sehen waren. Aber jetzt wusstest du immerhin woran es gelegen hat.  Kopfschüttelnd beendetest du deinen Rundblick durch den Raum. Es war einfach lächerlich wie sich alle aufführten. Piraten waren ja schließlich auch nur Menschen. Deswegen war es für dich auch absolut unverständlich, was dein Vater für ein riesen Tam-Tam daraus machte, wenn man auch nur das Wort in den Mund nahm. Verbrecher, Lügner, Gauner, … das waren lediglich eine Handvoll Begrifflichkeiten, die dein alter Herr nur zu gerne verwendete.  „Und wir dachten schon, dass es hier keine Bedienung gibt, eh!“  Du zucktest leicht zusammen und hättest fast das Glas fallen gelassen, was du dir zuvor genommen hattest (warum wusstest du auch nicht so genau. Du wolltest dich lediglich von den bescheuerten Gedanken ablenken, die du mit deinem Vater verbandest), als du eine Stimme direkt neben dir wahrnahmst. Du hattest gar nicht gemerkt, dass jemand neben dich getreten war und der Schreck war dementsprechend auch relativ groß, als du den Schatten über dir bemerktest. Schüchtern blicktest du hoch und erkanntest einen relativ jungen Mann, der zu dir hinab sah und dich fragend musterte. Er sah gut aus, zu mehr warst du in der momentanen Situation nicht in der Lage, zu erkennen.  „Jetzt hast du sie erschreckt, Marco. Super gemacht.“ Eine weitere Stimme ertönte und du fragtest dich, wie lange du die besagte Person einfach nur angesehen hattest. Als dir die Tatsache erst so richtig bewusst wurde, dass du ihn wahrscheinlich lediglich angestarrt hattest, ihm weder geantwortet noch irgendeine andere Anstalt gemacht hattest, auf ihn zu reagieren, wurdest du rot und sahst peinlich berührt weg.  „Verzeihung“, murmeltest du leise, „Was kann ich für Sie tun?“ Einen Augenblick war Ruhe, als plötzlich jemand anfing zu lachen. „Ach du Scheiße. Du brauchst uns garantiert nicht Siezen, Süße. Ein paar Flaschen Sake tun‘s auch!“ Es war der andere Kerl, der sich in diesem Moment scheinbar nichts Witzigeres vorstellen konnte. Dabei warst du lediglich höflich geblieben. Ganz so, wie man es von dir eben verlangte. „Halt den Rand, Thatch. Sie weiß wenigstens was das Wort Respekt bedeutet.“ Nun war es Marco, der zu sprechen begann. Während er sich ein kleines Wortgefecht über das Thema Respekt mit seinem Nakama lieferte, nutztest du die Gelegenheit aus und betrachtetest den Piraten erneut. Er war relativ groß, hatte dunkle Augen und blondes Haar. Seine Frisur war recht… ja, exotisch? Aber aus irgendeinem Grund mache ihn das in deinen Augen sympathisch. Er hatte einen muskelösen Oberkörper; dass Hemd, was er trug, war aufgeknöpft und bot daher einen sehr guten Einblick. Am Auffälligsten war aber das Tattoo, was er auf der Brust trug. Mal im Ernst, es lud einen gerade dazu ein, dass man die feinen Konturen mit dem Finger nachzeichnete. Um dich aber nicht völlig lächerlich zu machen, behieltst du deine Hände bei dir und versuchtest dich zu konzentrieren. Was dir jedoch relativ schwer viel, da Marco in der Tat relativ nah bei dir stand.  Um die Situation irgendwie zu retten, räuspertest du dich kurz, was dir prompt die Aufmerksamkeit der beiden Männer einbrachte. „Sake also, ja? Gerne. Wie viele Gläser?“ Eigentlich wusstest du, dass aktuell fünf von ihnen in eurem Lokal waren, jedoch wolltest du selbstverständlich höflich bleiben. „Sechs!“ Thatch grinste dich an.     Irritiert sahst du zum Tisch rüber, wo die andern drei Whitebeard-Piraten saßen, um dich zu vergewissern, ob du dich vielleicht doch verguckt hattest und nicht richtig zählen konntest. Aber dem war nicht so. Sie waren wirklich nur zu fünft. Marco schien deinen verwirrten Gesichtsausdruck zu bemerken und lehnte sich daher etwas zu dir herunter. Dabei stieg dir der Geruch seines Rasierwasser (zumindest glaubtest du, dass es das war. Es roch auf jeden Fall frisch und gut) in die Nase, was dich innerlich angenehm erschaudern ließ. „Thatch hat beschlossen, dass du scheinbar mittrinken sollst.“ „Als wenn hier irgendjemand etwas gegen eine so charmante junge Dame einzuwenden hätte!“ Du schnapptest nach Luft, was Marco dann auch ein Grinsen entlockte. Wo waren eigentlich Smith und Maerlyn, wenn man sie mal brauchte? Du konntest doch nicht einfach mit Piraten einen trinken! Oder? Eigentlich warst du noch immer neugierig und die beiden Kerle neben dir schienen auch nicht so bösartig zu sein, wie man im allgemeinen Volksmund Piraten immer nachsagte. Nein, sie waren… nett? „Ähm…“, du nesteltest an deinem Oberteil herum, während du nach einer Antwort suchtest. Du musst arbeiten!, meldete sich deine innere Stimme zu Wort. Ein Blick auf die Uhr verriet dir, dass es kurz vor Mitternacht war und deine Schicht noch zwei weitere Stunden dauern würde. „Verzeihung. Aber ich muss arbeiten“, antwortest du daher also schüchtern. „Also ich störe dich ja nur ungern, Kleine, aber siehst du hier noch irgendwelche Gäste außer uns, eh?“ Um seine Aussage zu unterstreichen, blickte Marco einmal durchs Lokal.  Du folgtest seinem Blick und stelltest fest, dass er Recht hatte.Welch einmalige Aura doch Piraten versprühten, dachtest du sarkastisch.  „Sagt mal, Ladies. Schafft ihr es denn noch heute, uns was zu trinken zu besorgen?“ Der Ruf kam von dem Tisch an dem die anderen drei Nakama der Beiden saßen. Zum ersten Mal sahst du dort auch genauer hin. Zwei von ihnen waren sehr breit gebaut, von denen der eine auch gerade zu euch gerufen hatte. Der dritte von ihnen war zwar auch relativ groß, aber wie Marco recht gut gebaut und trug einen orangenen Cowboyhut. Letzterer erwiderte deinen Blick kurz, sah dann jedoch zwischen Thatch und Marco hin und her, um wenig später auch seinen Unmut über die lange Wartezeit zu beklagen.  „Ja ja“, meinte Thatch und hob beschwichtigend die Hände, „alles unter Kontrolle!“ Wenn du im Nachhinein darüber nachdachtest wusstest du wirklich nicht, wie es genau dazu gekommen war, dass du am Ende wirklich mit den fünf am Tisch saßt. Selbst Smith hatte sich nach einiger Zeit dazu gesellt. Von Maerlyn fehlte allerdings jede Spur, wenn du aber ehrlich warst, war dir das zu der Zeit auch herzlich egal. Wann kam man denn schon mal dazu, mit Piraten an einem Tisch zu sitzen, rumzualbern und sich über Gott und die Welt zu unterhalten? Und bei Gott, du mochtest die komischen Kauze von den Whitebeard-Piraten! Letztendlich erfuhrst du auch noch die Namen der anderen Drei. Der Kerl, der zuvor nach euch gerufen hatte, hieß Teach, war ein kleines Moppelchen und besaß einen sehr schrägen Humor. Der junge Mann mit dem orangenen Cowboyhut hieß Ace, war der Inbegriff von Feuer (im wahrsten Sinne des Wortes!) und hatte es tatsächlich geschafft innerhalb der letzten drei Stunden mehrmals urplötzlich einzuschlafen. Der letzte Kerl im Bunde hieß Jozu, war anfangs noch sehr ruhig, du stelltest allerdings fest, dass er in vielen Dingen die gleiche Meinung besaß wie du. Am meisten angetan hatte dir es aber noch immer Marco. Du wusstest nicht wieso, doch kamst du nicht umhin, ihn die gesamte Zeit anzusehen und seinen Worten zu lauschen, sollte er mal etwas erzählen. Er faszinierte dich mit einer Art und Weise, die du bis dato noch nicht einmal kanntest.  Die Nacht verging schnell und du merktest, dass du schon sehr bald unbedingt nach Hause musstest. Andernfalls würde dir deine Mutter den Kopf abreißen. Und darauf konntest du getrost verzichten. Es fiel dir schwer, Abschied nehmen zu müssen, denn schon lange hattest du nicht mehr einen so ausgeglichenen und lustigen Abend verbracht. Du hattest die verrücktesten Geschichten von den Piraten gehört, hattest selbst viel aus deinem Leben erzählt und gemeinsam habt ihr sogar darüber sinniert, was passieren würde, wenn dein Vater mal auf die Bande treffen sollte. Das Marco es am Ende jedoch war, der dich noch ein Stück begleitete, nachdem du dich von den anderen verabschiedet hattest, hättest du nicht einmal zu träumen gewagt. Anfangs war es noch relativ still um euch Beide, er lief lediglich neben dir her und schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Du selbst warst nervös, allerdings ebenso glücklich. Du mochtest seine Gesellschaft und rechnetest es ihm auch hoch an, dass er ganz selbstverständlich gesagt hatte, er würde dich noch ein Stück begleiten (den vielsagenden Blick von Thatch hattet ihr beiden wohl ausversehen ignoriert).  Der helle Mond tauchte die Umgebung in eine Traumlandschaft. Das Meer glänzte silbern und der helle Sand sah ebenso schön aus. Es war eine vollkommen ruhige Nacht, nur das Rauschen des Meeres war zu hören. Was hättest du nicht dafür gegeben, wenn dieser Moment ewig andauern würde?  Als dein Haus jedoch langsam in Sichtweite kam, bliebst du stehen und drehtest dich zu deinem Begleiter um. Etwas unschlüssig, was du sagen solltest druckstest du noch einen kurzen Moment rum, ehe du einen vollständigen (und logischen) Satz heraus brachtest. „Danke. Das hätte ich nicht erwartet, als mir meine Kollegin mitteilte, dass Piraten in unserem Lokal sind“, du sahst wie Marco eine Braue hochzog, schnell redetest du weiter, „Ich mein… ich war schon immer der Meinung, dass dieses ganze Herumgelaber von der Gesellschaft bescheuert ist. Immerhin sind Piraten ja auch nur Menschen. Und das heute war ein wirklich schöner Abend, den ich so gerne nochmal erleben wollen würde. Dass du mich nach Hause gebracht hast war auch nett…-“ „… für einen Piraten?“, beendete der Blonde deinen Satz und grinste ein wenig. Du lachtest bitter auf. „Ja.“ Du wandtest dich ein wenig von ihm ab. „Was würde ich nicht dafür geben, auch so frei sein zu können, wie ihr. Ich meine…“, du sahst auf das Meer, „ihr könnt überall hingehen wo ihr wollt. Könnt machen was ihr wollt.“ Marco folgte deinem Blick. „Was hält dich davon ab?“ Du sahst wieder zu ihm. Noch nie hatte dir jemand diese Frage gestellt und selbst hattest du auch nie darüber nachgedacht. Ja, was hielt dich eigentlich auf? Insgeheim wusstest du aber, dass du nicht so einfach von der Insel runterkommen würdest. Außerdem… was würde deine Familie nur davon halten, wenn du einfach so abhautest? Sie würden dir das niemals verzeihen, am allerwenigsten dein Vater. Marco bemerkte, dass du in Gedanken versunken warst und stupste dich daher leicht an. Fragend sahst du zu ihm auf.  „Niemand.“ Du blinzeltest mehrmals. Es dauerte einen Moment bis du bemerktest, dass das die Antwort auf seine eben gestellte Frage war. Du schlugst deine Augen nieder und lächeltest sanft. Er hatte recht, doch hattest du Angst davor, dass dein Traum von Freiheit eines Tages Wirklichkeit werden könnte.  „Danke.“ Du wusstest nicht, was genau dich dazu brachte aber du tätigstes einen Schritt nach vorn und lehntest dich kurz an ihn an. Du genosst für die wenigen Sekunden einfach nur seine Nähe und verschrenktest deine Hände auf seinem Rücken. Du wusstest, dass der Moment des Abschieds gekommen war und doch wolltest du ihn einfach nicht gehen lassen. Wann trafst du schon mal so einen Mann, der dich derartig faszinierte? „Danke, für den Abend.“ „Wir werden uns sicherlich wiedersehen, Kleine. Das nächste Mal möchte ich die Antwort aber von dir hören“, meinte Marco und strich dir einmal kurz über den Rücken, ehe er dich von sich schob und dir aufmunternd zuzwinkerte. Ja, dachtest du entschlossen. Ja und bis dahin werde ich alles daran setzten, dass mein Traum wahr werden wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)