Behind these hazel eyes von ScarsLikeVelvet ================================================================================ Kapitel 1: Behind these hazel eyes ---------------------------------- Niemand wusste was mit Kyo los war. Der Sänger war vor einigen Tagen von jetzt auf gleich verschwunden, hatte nur eine kurze Nachricht auf dem Anrufbeantworter des Studios hinterlassen, dass er Zeit für sich brauchte und er sich melden würde. Das war alles gewesen, was er gesagt hatte, bevor er aufgelegt hatte. Daisuke war der Meinung, das Kyo geweint hatte, als er angerufen hatte, aber die anderen stimmten ihm da nicht zu. Allerdings waren sie damit einverstanden, dass der rothaarige Gitarrist den Sänger suchen ging. Er kannte Kyo immerhin am Besten von den verbliebenen vier Bandmitgliedern und konnte sich auch am Besten in den Sänger hineinversetzen. So kam es jetzt auch, dass Daisuke Andou mit seinem Wagen auf dem Weg nach Kyoto war. Er war sich sicher, dass Kyo sich in sein Häuschen dort oder aber in das nahegelegene Kloster zurückgezogen hatte, so wie er es immer tat, wenn ihn etwas so sehr beschäftigte, dass er nicht mehr ein noch aus wusste. Die dreistündige Fahrt war langweilig gewesen, auf der Autobahn war wenig bis gar nichts los, was wohl daran lag, dass Daisuke schon sehr früh am Morgen losgefahren war. Jetzt stand er mit seinem Wagen vor Kyos Haus, konnte aber schon am Anblick der dunklen Fenster und des überquellenden Briefkastens sehen, dass Kyo nicht hier gewesen war. Dennoch stieg Daisuke aus. Von hier aus war es nicht weit, bis zu dem kleinen Kloster und dieses war zu Fuß deutlich besser zu erreichen, als mit dem Wagen. Er verriegelte die Türen und schob seine Hände in seine Hosentaschen, da es noch immer frisch draußen war. Langsam machte er sich auf den Weg, schlurfte am Straßenrand entlang und sah sich um. Die Gegend war schön und ruhig. Die Luft smogfrei und klar. Nur der Frühnebel war etwas, an dass Daisuke sich nach wie vor wohl nie gewöhnen würde. Ein leichtes Zittern durchlief den schlanken Körper des Gitarristen und er kuschelte sich tiefer in seine Jacke, sah dann den Weg zum Kloster hoch. Er würde noch circa eine halbe Stunde brauchen. Eigentlich mehr als genug, um noch eine Zigarette zu rauchen, aber irgendwie brachte er es nicht über sich, die klare Morgenluft mit dem Gestand einer seiner Zigaretten zu verpesten. Also ging er langsam weiter und genoss es, dem Nebel dabei zu zusehen, wie er sich langsam auflöste, während die Sonne hinter dem Horizont auftauchte. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen und er wirkte entspannter, als in den vergangenen Wochen, obwohl diese für ihn nicht so anstrengend und nervenaufreibend wie für ihren Sänger gewesen waren. Das Management hatte Kyo im Nacken gesessen, weil ihnen weder die Texte, noch die Entwürfe für das Albumcover und die Tourshirts gefallen hatten. Nebenbei waren sie auch noch entsetzt darüber, dass er seine Piercings raus genommen hatten und dafür jetzt mehr Tattoos hatte. Sie waren der Meinung, dass sie ihm vorschreiben konnten, wie er mit seinem Körper zu verfahren hatten und das der Sänger einer Metallband auch Metall zu tragen hatte und seine Haut nicht mit Tattoos zu verschandeln hatte. Daisuke und der Rest der Band hatten versucht, die Wogen ein wenig zu glätten, aber Kyo war mehrfach deswegen ausgeflippt und anscheinend hatte er auch noch andere Schwierigkeiten, so dass er jetzt erst einmal das Weite gesucht hatte. Die frische Morgenbrise zerwuschelte Daisukes schulterlanges Haar und er schob es mit einer Hand wieder zurück, zückte dann ein Haargummi und band es sich im Nacken zusammen. Ein wohliger Schauer durchlief seinen Körper, als die nächste Böe durch seinen Nacken strich. Es fühlte sich wie die sanfte Berührung eines Liebhabers an und entlockte ihm ein leises wohliges Seufzen. Dann stand er endlich vor dem Eingangstor des Klosters. Er sah sich um, entdeckte dann die bronzene Türglocke. Er betätigte sie und senkte dann seinen Blick, wartete darauf, dass ihm geöffnet wurde. Nach etlichen Minuten wurde das Tor einen Spalt breit geöffnet und ein kahlgeschorener Mönch sah ihn fragend an. „Ich ... guten Morgen ... ich ... ich suche Tooru ... Niimura Tooru“, stotterte Daisuke nervös. Er wusste nie, wie er sich den Mönchen gegenüber verhalten sollte. Vor allen Dingen, wenn ihre Kleidung zeigte, dass sie ein Schweigegelübde abgelegt hatten, so wie der junge Mönch, der ihm die Tür geöffnet hatte. Der Mönch überlegte einen Moment und nickte dann, bedeutete Daisuke ihm zu folgen. Direkt hinter der Tür zog Dai seine Straßenschuhe aus und schob sie in eines der dafür vorgesehen Fächer, schob auch seine Socken dazu und folgte dem Mönch dann barfüßig tiefer in die Tempelanlage hinein. Nach einigen Minuten erreichten sie eine Gartenanlage mit einem Teich und der junge Mönch deutete an das gegenüberliegende Ufer, wo Daisuke eine kleine Gestalt ausmachen konnte. Er verbeugte sich tief und bedankte sich bei dem jungen Mann, machte sich dann langsam auf den Weg um den Teich herum. Die Morgensonne wärmte den Teich langsam und ein wenig Nebel waberte noch durch den Garten. Er blieb etliche Meter von Kyo entfernt stehen und beobachtete den Sänger stumm. Dessen braune Augen wirkten, als würden sie in weite Entfernungen blicken und doch auch auf das Innerste des Sängers gerichtet sein. Daisuke war sich sicher, dass Kyo seinen Gedanken nachhing und sich immer weiter in ihnen verlor. Die Frage war nur, woran er dieses Mal dachte. Der Gitarrist hoffte ernsthaft, dass es nichts schlimmes war, denn schlimme Gedanken hatten oftmals schlimme Folgen für die Gesundheit des Sängers. Eine ganze Weile musterte er Kyo einfach nur, versuchte zu ergründen, was in Kyo vorging und verlor sich selbst in seinen Gedanken, die in den letzten Monaten so oft um den Blondschopf gekreist waren. Er wusste, dass er mehr für Kyo empfand, als für einen Arbeitskollegen oder auch Freund und er war sich nicht sicher, wie Kyo es aufnehmen würde, wenn er ihm das sagen würde. Vielleicht hatte Kyo auch gespürt, dass irgendetwas ihn, Dir en greys Rhythmusgitarristen, belastete und zerbrach sich jetzt genau deswegen seinen hübschen Kopf. Daisuke wünschte sich so sehr zu wissen, was hinter diesen haselnussbraunen Augen in Kyos Kopf vorging. Es gab nur einen Weg das herauszufinden, also setzte er sich langsam wieder in Bewegung und ging auf Kyo zu. Vollkommen ruhig und ohne ein Wort zu sagen, ließ er sich neben Kyo auf dem kleinem Steg nieder, ließ seine Füße in das kühle Nass des Koiteichs sinken. Er wusste, dass der Sänger reden würde, wenn er etwas zu sagen hatte, und das er schweigen würde, bis er soweit war. Daisukes Blick folgte Kyos und er lächelte, als er ein paar Streifenhörnchen im Uferdickicht entdeckte, die sich um einen Tannenzapfen zankten, dabei aber sehr still waren, ganz so als wollten die diesen idyllischen Sonnenaufgang ebenso wenig stören, wie Daisuke oder Kyo es wollten. Nach einer Weile des Schweigens raschelte es neben Daisuke und dann spürte er Kyos warmes Gewicht, wie der Sänger sich an seine Seite lehnte. Instinktiv legte Daisuke seinen Arm um Kyos Schultern und drückte einen kleinen Kuss auf den vom Morgennebel feuchten Haarschopf. Ein zufriedenes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht und es waren keine Worte notwendig, um zu wissen, dass Kyo sich freute ihn zu sehen. Daisuke hielt Kyo im Arm, während die Sonne über der Tempelanlage aufging und die Feuchtigkeit des frühen Morgens langsam vertrieb. Er streichelte sanft über Kyos Seite und lächelte, als Kyo ein leises Schnurren entwischte. Als die Sonne schließlich schon hoch am Himmel stand, rührte Kyo sich neben ihm und sah ihn zum ersten Mal an diesem Tag richtig an. Seine braunen Augen musterten Daisuke und er neigte den Kopf leicht zur Seite, bevor er aufstand und Daisuke seine Hand entgegen hielt. Brav folgte Daisuke der stummen Aufforderung und ging neben Kyo. Seine Finger hatten sich mit Kyos verwoben und er ließ dessen feingliedrige Hand auch nicht los, als sie die Klosteranlage betraten und Kyo ihn in den Speiseraum führte. Dort waren noch zwei Plätze an einem niedrigen Tisch frei und eine einfache, aber reichhaltige Mahlzeit erwartete sie. Daisuke folgte Kyos Beispiel und verbeugte sich tief vor den Mönchen, sprach ein stummes Gebet, bevor er die Mahlzeit gemeinsam mit Kyo und den Mönchen zu sich nahm. Als die Mahlzeit beendet war, halfen Kyo und er beim Abräumen und auch beim Abwasch. Das war das mindeste, was sie tun konnten, wo sie den Mönchen schon so zur Last fielen und ihren Tagesablauf durcheinander brachten. Nachdem sie mit den Hausarbeiten fertig waren, führte Kyo ihn zu einer kleinen Zelle, die ihm anscheinend zur Verfügung gestellt worden war. Still sammelte der Sänger die wenigen Habseligkeiten ein, die er mit ins Kloster gebracht hatte. Eigentlich war das nur ein wenig einfache Kleidung zum Wechseln und sein Notizbuch, welches er nutzte, um neue Texte oder Entwürfe für seinen eigenen Gebrauch festzuhalten, wenn er eine Idee hatte. Kyo säuberte die Zelle und gemeinsam verließen die beiden Männer Seite an Seite das Kloster, verabschiedeten sich noch beim Abt, der Kyo aufmunternd anlächelte und ihnen alles Gute wünschte. Daisuke verstand nicht so recht, worauf der Mann anspielte, aber Kyo schien zu verstehen und lächelte ein wenig verlegen. Beide verbeugten sich und dann machten sie sich auf den Weg zu Kyos Haus. Kyo war nicht im mindesten überrascht, Daisukes Wagen vor seiner Garage stehen zu sehen. Er öffnete die Haustür und hielt sie für Daisuke auf. Nach ihnen schloss er sie wieder ab und zog seine Schuhe aus, ging dann barfuß über die Tatamimatten in die Küche und setzte Wasser für Tee auf, fragte Daisuke nicht, ob er welchen wollte. Er wusste, dass der Gitarrist mit ihm trinken würde. Schon lange war Daisuke nicht mehr hier in dem kleinen Haus gewesen, aber es hatte sich kaum etwas verändert. Lediglich einige Bilder waren neu zu der schon vorhandenen Sammlung gekommen und er betrachtete sie alle, bevor er seinen Weg ins Wohnzimmer fand und sich dort auf den Tatami am Kotatsu niederließ und seinen Blick über die Bilder dort schweifen ließ. Viele von ihnen zeigten ihn und Kyo gemeinsam und so langsam begann er zu verstehen. Zumindest glaubte er, dass er verstand. Kyo schien sich in der selben Zwickmühle zu befinden, wie er selbst. Ein wenig schrak er zusammen, als Kyo ihm eine Tasse heißen Tees vor die Nase stellte und sah ihn verlegen an, da er sich irgendwie ertappt fühlte, obwohl er nichts angestellt hatte. Kyo schmunzelte, als er sah, wie Daisuke zusammen zuckte und ihn verlegen ansah. Er schüttelte leicht seinen Kopf und setzte sich ihm schräg gegenüber an den Tisch, sah ihn dann so ungeniert an, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte, weil er es sich nicht erlauben konnte. Er stellte besorgt fest, dass Daisuke abgenommen hatte, dunkle Ringe waren unter seinen Augen zu sehen und er wirkte einfach nur müde. Anmerken ließ er sich seine Sorge nicht. Er wusste, dass Daisuke das ebenso wenig schätzte, wie er selbst das tat. Daisuke fühlte sich, als könnte Kyo in seine Seele blicken, als der Sänger begann ihn so genau zu mustern. Aber er ließ all seine Barrieren fallen, wollte es Kyo ermöglichen und ihm ohne Worte sagen, was er empfand. Nach einer Weile ließ er die Teetasse los, die er die ganze Zeit umfangen gehalten hatte, und streckte seine Hand aus, umfasste Kyos Hand damit und ließ seinen rauen Daumen über die weiche Haut von Kyos Handrücken streicheln. Der Sänger spürte und sah, wie Daisukes Schutzwälle fielen und der Gitarrist ihm zeigte, was in ihm vorging. Die schönen Augen des Rothaarigen waren erfüllt von Wärme und Liebe und diese Gefühle galten ihm, Dir en greys Vocal höchstpersönlich. Dann umfasste Daisukes Hand die seine und streichelte sie zärtlich, gab ihm noch mehr zu verstehen und sein Körper entspannte sich. Er hatte sich ins Kloster zurückgezogen, um seine konfusen Gefühle für Daisuke zu ordnen und in eine Box zu packen, versuchen sie zu vergessen, aber das war ihm nicht gelungen, also hatte er überlegt, was er tun konnte. Der Gitarrist hatte ihm diese Entscheidung jetzt abgenommen. Anscheinend hatten sie tatsächlich beide vor dem selben Dilemma gestanden ohne es zu wissen. Jetzt, wo er wusste, dass seine Gefühle erwidert wurden, krabbelte Kyo um die Ecke des Tischs und auf Daisukes Schoß. Er legte seinen Kopf an die starke Schulter des Rotschopfes und schloss für einen Moment seine Augen. „Verrätst du mir, was hinter deinen schönen braunen Augen vorgeht, Tooru?“, fragte Daisuke ihn leise. Die Worte waren nur ein leises Wispern an seinem gesunden Ohr und Kyo hob seinen Kopf, sah Daisuke lange an, ließ all die verworrenen Gefühle in ihnen erscheinen, die ihn in den letzten Wochen so sehr beschäftigt hatten. Dann aber lächelte er und mit einem unheimlich liebevollen Blick, neigte er sich nach vorn und küsste Daisuke zärtlich. Manchmal sagten Gesten mehr als tausend Worte und Daisuke wusste auch ohne das Kyo es sagte, dass seine Gefühle erwidert wurden. Kyo war noch nie jemand gewesen, der seinen Gefühlen mit Worten Ausdruck verlieh, wenn es nicht gerade um seine Liedtexte oder Gedichte ging. Daher wunderte es Daisuke nicht. Er wusste ebenso, dass Kyo nicht an die Liebe und Happy Ends glaubte, aber es doch wollte. Zwei Dinge, die sich absolut widersprachen, aber gerade diese Widersprüche machten Kyo zu dem, der er war. Solche Dinge machten den Sänger in Daisukes Augen so liebenswert. So erwiderte er Kyos Lächeln einfach nur und hielt ihn in seinen Armen. Vielleicht schafften sie beide es ja gemeinsam hinter ihren braunen Augen ein Happy End zu finden. ~ Ende ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)