Con te partirò von Sky- ================================================================================ Kapitel 6: Alfreds Plan ----------------------- Mit sichtlicher Verstimmung hatte Francis zusammen mit Matthew das Haus nach Beendigung der ersten Konferenz verlassen und war deutlich unzufrieden mit dem Ausgang dieser Geschichte. Dass Ludwig sterben sollte, war ganz und gar nicht das, was er sich erhofft hatte. Aber das war es nicht, was ihn so aufregte. Nein, es war Ludwigs Reaktion, die ihn erst so auf die Palme brachte. Anstatt, dass dieser zumindest den Versuch machte, sie umzustimmen oder gegen den Beschluss zu protestieren, hatte er einfach resigniert. „Äh… Francis?“ gab Matthew zaghaft von sich. „Bist du immer noch sauer wegen der Konferenz?“ „Und ob ich sauer bin!“ rief Francis und verschränkte die Arme. „Aber vor allem regt mich die Reaktion dieser Hopfennase auf. Anstatt, dass er zumindest versucht, dagegen zu protestieren, gibt er einfach auf und sagt, er würde es akzeptieren. Ich verstehe das nicht.“ „Wieso nicht?“ „Ludwig ist kein Feigling, er war auch nie einer gewesen“, erklärte Francis und atmete mit einem lauten Seufzer aus. „Auch wenn ich diesen Wurstfresser hasse, musste ich ihm eines zugutehalten: er war immer schon verdammt hartnäckig. Er hat nie einfach so aufgegeben und den Feigling gespielt. Er mit seinem Ordnungsfimmel und seinen preußischen Tugenden, die er wesentlich besser umzusetzen weiß als Gilbert. Ich finde es ohnehin schon seltsam, dass seine beiden Verbündeten einfach das Feld geräumt und ihn alleine gelassen haben. Irgendetwas ist da faul und ich könnte schwören, dass Alfred etwas weiß.“ „Und wie kommst du darauf?“ Sie gingen zu Fuß, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Dabei blieb Matthew allerdings ein klein wenig hinter Francis zurück, da er seinen kleinen Eisbären bei sich hatte, dessen Namen er ständig vergaß. „Glaubst du etwa, sie haben irgendein geheimes Abkommen?“ „Ich weiß es nicht genau“, musste Francis gestehen, der so tief in seine Gedanken versank, dass er gar nicht merkte, wie sich der Abstand zwischen ihm und Matthew immer weiter vergrößerte. „Es war nur so merkwürdig, dass er nach Ludwigs Operation unbedingt alleine bei ihm sein wollte, um mit ihm zu reden. Wir waren alle skeptisch, als dieser Biersäufer uns erzählt hat, dass seine Freunde einfach gegangen sind, weil sie genug hatten. Wir alle wussten, dass dieses Achsenmacht-Trio wie Pech und Schwefel zusammengehalten hat, trotz aller Unterschiede. Und dann so etwas. Und ich glaube kaum, dass dein Bruder uns die ganze Wahrheit erzählt hat.“ „Und was willst du jetzt machen?“ Francis blieb kurz stehen, als er endlich bemerkte, dass er Matthew längst abgehängt hatte und ließ ihn aufholen, damit sie wieder nebeneinander weitergehen konnten. Doch eine genaue Antwort konnte er ihm leider nicht geben. Er war selber überfragt und verstand nicht, wie das Ganze zusammenhing. Normalerweise hätte er kein Problem damit gehabt, Alfred mit Arthurs schlechter Küche so lange zu quälen, bis dieser freiwillig zu reden anfing. Nur blöderweise hatte Alfred einen fast genauso verkorksten Geschmack und dieser Kerl war ohnehin so stark, dass er schon als Kind ausgewachsene Büffel gestemmt hatte. Und so wie er ihn einschätzte, würde Alfred erst mal damit beschäftigt sein, sich einen Plan zu überlegen, wie er Ludwigs Tod verhindern konnte und wie er sich für den Krieg gegen Ivan rüsten würde. Der hatte erst mal genug um die Ohren. „Tja, ich weiß noch nicht so wirklich. Aber ich denke, mir wird schon früh genug etwas einfallen. Aber erst mal genießen wir beide zusammen unseren Feierabend, Cherì.“ Damit gab Francis ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange. Ein schüchternes Lächeln spielte sich auf die Lippen des Kanadiers, der ein wenig rot wurde. „Ich hatte wirklich Sorge, dass mein Bruder sich sehr schlimm aufführen würde wegen dem mit uns. Aber da du so souverän reagiert hast, ist ja alles ganz gut gegangen. Ich hatte schon befürchtet, er würde dir an den Hals gehen.“ „Soll er es doch versuchen. Vor ihm habe ich keine Angst und wenn er dich herumschubsen sollte, dann werde ich kommen und dir helfen, mein süßer kleiner Liebling. Und eines sage ich dir: heute Abend gönnen wir uns bei mir eine Flasche Wein und dann wird es Zeit für l’amour.“ „F…Francis, Kumamaru hört doch alles mit.“ „Und wer bist du?“ fragte der kleine sprechende Eisbär und schaute zu ihm auf. Mit einem geschlagenen Seufzer erklärte er „Ich bin dein Besitzer Matthew. Das sage ich dir immer wieder.“ „Und immer wieder vergisst du meinen Namen.“ „Touché…“ Francis lachte amüsiert und gab Matthew einen Kuss auf die Wange. Gemeinsam gingen sie die zerstörten Straßen entlang weiter nach Süden, wo sie sich eine etwas romantischere Landschaft zum Spazierengehen erhofften. Deutschland hatte wirklich schon bessere Tage gesehen und sie beobachteten dabei auch im Vorbeigehen eine Vielzahl von Frauen, die gerade dabei waren, die Trümmer von den Straßen zu räumen. Irgendwann aber hatten sie endlich die zertrümmerten Städte hinter sich gelassen und kamen in eine ländlichere Gegend, wo sie endlich dem Bildnis der Zerstörung für eine Weile entkommen konnten. Doch lange blieben sie nicht ungestört, denn da hörten sie plötzlich ein lautes Schreien und Flennen. „Was ist das?“ fragte Matthew und sah Francis ratlos an. „Hört sich an wie eine schreiende Frau.“ „Na das sehen wir uns mal an.“ Gemeinsam gingen sie in die Richtung und sahen auch schon jemanden in einem Affenzahn auf sie zustürmen. Zuerst wussten sie nicht genau, um wen es sich da handelte, aber dann bemerkte Francis, dass es Feliciano war, der heulend und kreischend in einem übermenschlichen Tempo auf sie zugestürmt kam. Was machte der denn hier und was war mit dem wieder los? Hatte Basch mal wieder das Feuer auf ihn eröffnet? Francis beschloss, ihm mal ein paar Fragen zu stellen und hielt ihn sogleich am Kragen fest, als Feliciano an ihm vorbeirennen wollte. Doch in seiner Panik schien Feliciano gar nicht zu bemerken, wer ihn da festgehalten hatte und wimmerte ängstlich „Nein, bitte tu mir nichts! Ich habe Verwandte in Bern, also bitte erschieß mich nicht. Bitte!!!“ „Beruhige dich doch wieder, mon ami. Du bist nicht in der Schweiz, sondern in Deutschland und ich bin nicht Basch, sondern Francis.“ Nun wurde Feliciano augenblicklich still und schaute auf. Und als er tatsächlich Francis sah, da strahlte er übers ganze Gesicht und umarmte ihn stürmisch. „Buongiorno Francis, bin ich froh dich zu sehen! Ich hatte solche Angst, als Basch plötzlich auf mich geschossen hat. Ich dachte, ich müsse sterben. Aber Gott sei Dank bist du es nur.“ Francis musste schmunzeln und tätschelte Felicianos Kopf. Er hatte sich wirklich überhaupt nicht verändert während des Krieges. Immer noch derselbe Feigling, der sofort die weiße Fahne schwenkte, wenn er auch nur einen Feind erahnte. Absolut unbrauchbar im Krieg, aber aufgrund seiner unschuldigen Natur konnte man ihn einfach nur gerne haben. Zumindest erging es Francis so, denn viele waren von Felicianos Art eher genervt. „Jetzt ist doch alles in Ordnung, Feliciano. Aber erzähl schon: was machst du denn hier?“ Einen Moment lang hielt der Italiener inne und hatte wohl für einen Augenblick vollkommen vergessen, weshalb er noch mal hier war. Vielleicht war er auch nur durcheinander wegen Baschs Schießangriff und musste sich erst einmal sortieren. Dann aber kam es ihm wieder in den Sinn und plötzlich wurde er wieder ganz hektisch. „Ich habe gehört, dass Deutschland aufgelöst werden soll. Bitte sag mir, dass das nicht stimmt, Francis. Ihr werdet Ludwig doch nicht töten!“ Ach so war das. Nun leuchtete Francis ein, warum Feliciano zurückgekehrt war und wieso er wirklich dermaßen durch den Wind war: er machte sich Sorgen um seinen ehemaligen Verbündeten Ludwig. Nun, eigentlich hätte sich Francis das auch irgendwie denken können, immerhin hatte man Feliciano und Ludwig nicht einmal mit einem Brecheisen voneinander trennen können. Ein Grund mehr, warum er nicht wirklich daran glaubte, dass Ludwigs Geschichte stimmte. „Feliciano…“ „Bitte sag mir, dass die Zeitung lügt und alles nur ein großes Missverständnis ist. Ludwig hat zwar ein paar Fehler gemacht, aber das ist doch kein Grund, ihn zu töten!“ Francis sah, dass dem Norditaliener die Tränen in den Augen standen und er kurz davor war, wieder in Tränen auszubrechen und am ganzen Körper zitterte. Und das brachte ihn zu einer Frage, die ihm spontan kam, wo er aber schon glaubte, die Antwort bereits zu ahnen: „Bedeutet er dir etwa so viel?“ Feliciano nickte laut schluchzend und wischte sich die Tränen weg. „Ich liebe ihn, Francis. Ludwig hat mich weggeschickt, um mich zu beschützen, aber… ich kann doch nicht einfach zuhause herumsitzen, wenn ich weiß, dass ihr ihn töten wollt! Wie könnt ihr nur so etwas tun?“ Je mehr er redete, desto schlimmer wurde sein Schluchzen und er begann zu weinen wie ein kleiner Junge. Nun wandte sich Matthew an Francis und zupfte an seiner Uniform. Er sah besorgt aus und schien großes Mitgefühl zu haben. Kein Wunder, immerhin war er ja selbst in einer romantischen Beziehung und konnte deshalb verstehen, wie sich Feliciano fühlen musste. „Francis, gibt es da wirklich keine andere Lösung?“ „Wir können uns den Anweisungen unserer Vorgesetzten nicht widersetzen“, versuchte dieser zu erklären, aber man merkte trotzdem, dass er sich nicht sonderlich wohl in dieser Situation fühlte. „Und ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie man das lösen könnte. Sacredieu! Warum muss ich mich plötzlich rechtfertigen? Dieser Biersäufer hat sich das doch selbst zuzuschreiben, dass er in dieser Situation steckt. Er hat diesen Krieg angefangen, warum bin ich auf einmal der Böse hier?“ „Das hat doch niemand gesagt“, beschwichtigte Matthew ihn. „Aber vielleicht könnt ihr euch doch noch mal gemeinsam zusammensetzen und euch eine alternative Lösung überlegen, wie Ludwig seine Strafe verbüßt, ohne dass er dafür gleich mit dem Leben bezahlen muss.“ Francis atmete geräuschvoll aus und rieb sich die Augen. Warum nur musste er sich mit diesem Problem herumschlagen? Er war derjenige, der Ludwig am allermeisten hasste. Sie hatten sich schon immer gegenseitig gehasst und jedes Mal in die Haare gekriegt, wenn sie sich gesehen hatten. Also hatte er auch alles Recht, sich aus dieser Sache rauszuhalten. Und nun wollte man ausgerechnet von ihm, dass er Ludwig rettete? Das war doch wohl ein schlechter Scherz! Aber sollte er Feliciano einfach so hängen lassen? Der arme Kerl war hoffnungslos in Ludwig verliebt und bei so etwas wurde er immer weichherzig. Er mochte Feliciano sehr und sah es nicht gerne, ihn so traurig zu sehen. Also was sollte er tun? Am liebsten wollte er gar nicht erst in dieser Situation stecken. Zum Glück aber hatte Matthew eine rettende Idee, wie er das Problem vorübergehend lösen konnte und schlug deshalb vor: „Wie wäre es, wenn du zu Ludwigs Haus gehst und mit Alfred sprichst? Ich denke, er ist noch dort und vielleicht kann er dir weiterhelfen. Soweit ich weiß, sucht er sowieso momentan nach einer Lösung, wie wir Ludwig retten können.“ Sofort ging Feliciano auf diesen Vorschlag ein, bedankte sich in seiner überschwänglichen und stürmischen Art und umarmte Matthew überglücklich, als sei Ludwig bereits begnadigt worden. Der etwas ruhige und zurückhaltende Kanadier war von dieser stürmischen Umarmung etwas überrumpelt, ließ Feliciano aber gewähren und sofort machte sich der Norditaliener auf den Weg, um mit Alfred zu reden und Ludwig zu besuchen. Die beiden sahen ihm noch eine Weile hinterher, bis dann schließlich Matthew das Schweigen beendete. „Tut mir leid, dass ich dich so bedrängt habe, obwohl du Ludwig nicht ausstehen kannst.“ „Schon gut, mon Chérie. Du bist halt manchmal einfach zu gut für diese Welt.“ „Sollen wir nicht sicherheitshalber mitgehen, nur um sicherzugehen, dass ihm nichts passiert?“ „Nein, wir sind nicht seine Babysitter und ich denke auch nicht, dass ihm irgendetwas zustoßen wird. Der Krieg ist immerhin vorbei und wenn Feliciano etwas besser als jeder andere beherrscht, dann ist es das Flüchten.“ Nun, dem konnte Matthew schlecht widersprechen, allerdings enthielt er sich seines Kommentares, dass Francis auch dazu neigte, die weiße Fahne zu schwenken, wenn es zu brenzlig für ihn wurde und er sich hinter niemandem mehr verstecken konnte. Nicht selten wurde er deshalb als Feliciano der Alliierten bezeichnet. „Mich wundert aber eines: hat Ludwigs seltsames Verhalten irgendetwas mit seinem Gespräch mit Alfred auf sich?“ „Höchstwahrscheinlich“, vermutete Francis. „Es ist doch höchst auffällig, dass Ludwig sein Schicksal einfach so hinnimmt und nicht einmal aufmuckt. Aber ich kann mir so langsam denken, dass dein Bruder von der Beziehung gewusst und wahrscheinlich irgendeine Vereinbarung mit dieser Hopfennase getroffen hat. Ludwig versucht Feliciano zu schützen.“ „Du meinst, er hatte gewusst, dass er den Krieg verlieren würde und hat deshalb Feliciano und Kiku rechtzeitig weggeschickt, damit sie keine Probleme bekommen?“ „Davon gehe ich aus und genau das macht mich fertig… Wenn er es nicht machen würde, dann würde ich mich jetzt wenigstens nicht ganz so mies fühlen, dass ich ihm die schlimmste Strafe gewünscht habe. Jetzt kriegt er sie und es ist so eine. Putain de merde!“ „Kopf hoch, Francis. Es wird sicher schon irgendwie gut werden. Keiner will Ludwigs Tod und ich denke, dass sich mein Bruder schon irgendetwas überlegen wird. Und mit etwas Glück wird es eine brauchbare Idee zu sein. Manchmal kommt er ja auf die verrücktesten Sachen…“ Dem konnte Francis nur zustimmen. Aber man musste Alfred zugutehalten, dass er ein Optimist war, der sich durch rein gar nichts erschüttern oder verunsichern ließ. Auch wenn seine Entscheidungen vielleicht nicht immer die Klügsten waren, so wusste er sich immer zu helfen. Also blieb zu hoffen, dass er auch für dieses Problem eine Lösung fand „Es wird schon alles gut werden, denke ich“, sagte Matthew schließlich. „Und ich denke, für heute ist genug passiert, oder? Und dein Angebot steht ja noch, oder ist dir die Stimmung vergangen?“ „Was?“ rief Francis halb entrüstet. „Als ob mir die Stimmung so schnell vergehen würde… oder die Lust.“ Und mit diesen letzten Worten zwinkerte ihm der Franzose viel sagend zu und Matthew konnte sich schon denken, worauf er anspielte. Und er konnte nicht verhindern, dass er daraufhin errötete. Alfred saß immer noch in Ludwigs Wohnzimmer, nachdem sich auch Arthur verabschiedet hatte und dachte angestrengt nach. Die ganze Situation wurde immer verzwickter, selbst nachdem der Krieg endlich vorbei war. Ivans Aktionen waren ein deutliches Zeichen dafür, dass eine weitaus größere Gefahr drohte als Ludwig. Ivan war wesentlich stärker und er hatte viele Verbündete. Und mit großer Wahrscheinlichkeit würde Ivan auch den Rest der europäischen Länder einnehmen und damit quasi unaufhaltsam werden. Das konnte er unmöglich zulassen. Wenn er ihn jetzt nicht stoppte, dann würde es umso schwerer werden, es zu einem späteren Zeitpunkt zu tun. Das Sinnvollste wäre, wenn er sich Verbündete in den europäischen Ländern dazuholte, um Ivan die Stirn zu bieten. Arthur und Francis waren mit Sicherheit dabei und vielleicht konnte er noch ein paar andere überzeugen. Doch in dem Moment musste er sich an Arthurs Worte erinnern: sie waren vollkommen am Ende. Der Krieg hatte sie haushoch verschuldet und in diesem Zustand wären sie keine große Hilfe für ihn. Sie wären höchstens ein leichtes Ziel für Ivan, der garantiert ihre Situation ausnutzen würde, um sie anzugreifen. Um also effektive Bündnisse zu schließen, musste erst einmal wieder die Wirtschaft angekurbelt werden. In dem Fall mussten wohl Kredite her, aber das sollte eigentlich kein großes Problem darstellen. Alfred beschloss, diese Idee im Hinterkopf zu behalten. Stellte sich nur noch die Frage, was mit Ludwig passieren sollte. Der Befehl war unumstößlich, aber Alfred war sich sicher, dass es irgendwo ein Schlupfloch geben musste. Deutschland sollte ja ausschließlich deshalb aufgelöst werden, weil sich die Alliierten nicht einigen konnten, wie ihre Anteile geregelt werden sollten und weil verhindert werden sollte, dass Ludwig einen neuen Krieg anzettelte. Aber was war, wenn man anderweitig sicherging, dass er keinen Blödsinn mehr anstellte? Dazu musste man nur sämtliche Waffen konfiszieren, das Militär einschränken und Ludwig einen Vertrag aufzwingen, der ihm dergleichen verbot. Und vielleicht konnte er ja sogar die momentane Situation mit Ivan als Argument nutzen, um die Auflösung Deutschlands zu verhindern. Wenn er Arthur und Francis überreden konnte, auf ihre Anteile zu verzichten und sie ihm zu überlassen, dann musste Deutschland nicht aufgelöst werden und Ludwig konnte weiterleben. Er würde ihrem Bündnis beitreten und damit wäre das Problem gelöst. Und somit hätte er, Alfred F. Jones, den Tag gerettet! Der große Held des Westens kämpfte gegen die Bedrohung aus dem Osten. Na wenn das mal nicht in die Geschichte einging. Zufrieden trank Alfred einen Schluck Cola und überlegte sich gerade, ob er sich zur Belohnung für seine brillante Idee ein großes Stück Cheesecake gönnen sollte, da klingelte es plötzlich an der Tür. Da Ludwig momentan in seinem Zimmer war und sich aufgrund seiner Verletzungen eh kaum bewegen konnte, ging er selbst öffnen und fragte sich, ob es vielleicht Roderich sein könnte. Immerhin verstanden sich er und Ludwig ganz gut miteinander, auch wenn dieses Verhältnis zwischen den beiden manchmal verdächtig danach aussah, als wäre Ludwig die Frau in der Beziehung. Kein Wunder, dass er sich lieber für Feliciano entschieden hatte. Als Alfred die Tür öffnete, sah er Feliciano vor sich, dessen Augen von Tränen gerötet waren und der aussah, als hätte er sich bis jetzt tapfer zusammengerissen und könnte jetzt seine Tränen nicht mehr zurückhalten. „Feliciano“, rief er überrascht. „Was machst du denn hier?“ „Ich muss zu Ludwig!“, platzte es aus dem Norditaliener heraus. „Ich habe gehört, dass ihr Deutschland auflösen wollt. Stimmt das wirklich? Soll Ludwig wirklich sterben!“ Feliciano war vollkommen durch den Wind und normalerweise hätte Alfred ihn erst einmal reingebracht, um ihn im Anschluss zu beruhigen, doch er entschied sich dagegen. Er hatte einen Deal mit Ludwig und an diesen würde er sich auch halten. Darum hielt er den Norditaliener direkt auf Abstand. „Mach dir keine Sorgen, ich arbeite bereits an einer Alternativlösung, mit der ich Ludwig retten kann. Niemand von uns wird ihn umbringen.“ „Echt?“ fragte Feliciano und er schien unendlich erleichtert zu sein. „Ein Glück. Ich hatte solche Angst um ihn gehabt, Alfred. Kann ich bitte zu ihm? Ich weiß ja, dass Ludwig mir eigentlich gesagt hat, ich dürfe nicht herkommen, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich vermisse ihn so sehr.“ „Das glaube ich dir gerne“, versicherte Alfred und verschränkte die Arme. „Aber ich kann dich leider nicht zu ihm lassen. Du dürftest eigentlich nicht hier sein, Feliciano. Verstehst du eigentlich die Situation? Ludwig hat dich weggeschickt und den Kontakt abgebrochen, weil er dich schützen will. Also mach es nicht unnötig komplizierter und geh nach Italien zurück.“ „Aber… aber…“ Feliciano standen die Enttäuschung und Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. „Ich will gar nicht nach Italien zurück. Ohne Ludwig ist es einfach nicht dasselbe. Ich kann nicht glücklich sein, wenn er nicht bei mir ist und mich nicht einmal wegen meiner Feigheit oder meiner ganzen anderen Charakterschwächen tadeln kann. Selbst Pasta essen mag ich nicht mehr, wenn Ludwig nicht mal da ist um sich wegen meiner Liebe für Pasta aufzuregen und mich zu fragen, ob ich Pasta statt Hirn im Kopf hätte. Ich will nicht alleine sein, Alfred. Und ich will nicht nach Italien zurück, wenn ich weiß, dass es Ludwig schlecht geht und ich nicht bei ihm bin, um ihn aufzumuntern.“ „Das mag ja alles so sein“, versuchte Alfred zu erklären. „Aber Ludwig will nicht, dass die anderen Wind davon kriegen und du in Schwierigkeiten gerätst.“ „Aber Francis weiß es doch auch schon!“ protestierte Feliciano und der Amerikaner erkannte so langsam, dass er diesen Besucher wohl nicht so leicht abwimmeln konnte. Und dass jetzt auch noch Francis Bescheid wusste, gab ihm zu denken und er fragte deshalb „Und wie hat Francis darauf reagiert? Hat er irgendwelche Probleme gemacht?“ „Überhaupt nicht. Francis und ich verstehen uns gut!“ Wenn Francis Bescheid wusste und diese Sache recht entspannt betrachtete, würde Arthur wahrscheinlich auch nicht sonderlich viele Probleme machen. Ivan hatte den Alliierten sowieso schon den Rücken gekehrt und Wang Yao hatte selbst genug Probleme. Machte es dann überhaupt Sinn, Ludwig und Feliciano voneinander getrennt zu halten? Er konnte das ja irgendwie für sich nutzen. Zwar war Feliciano als Verbündeter eine absolute Vollkatastrophe, aber er gehörte zu Europa und wenn Alfred jetzt schon damit begann, nach Verbündeten zu suchen, dann konnte er seinen Vorgesetzten vielleicht einfacher überzeugen. Und wenn er Ludwig diesen Gefallen tat, würde es sich vielleicht auch als großer Vorteil erweisen, wenn sich ihr Bündnis wesentlich verbesserte. Wenn er Ludwig zu einem loyalen Verbündeten machte, war eine Auflösung Deutschlands nicht mehr nötig. „Okay“, sagte er deshalb. „Wenn Francis schon darüber Bescheid weiß, wird es mit Arthur wahrscheinlich auch kein Problem werden. Du kannst jederzeit zu Ludwig, aber nur unter einer Bedingung: du schließt dich dem amerikanischen Bündnis an.“ „Ve?“ Feliciano lehnte ratlos den Kopf zur Seite und verstand nicht so wirklich, wovon Alfred da redete. Aber das machte auch nichts. Alfred würde seine Idee ohnehin morgen früh bei der nächsten Versammlung besprechen. Dann schließlich zuckte Feliciano mit den Schultern und meinte „Wenn ich dann Ludwig sehen darf, dann trete ich eurem Bündnis bei.“ „Sehr gut“, rief Alfred zufrieden und streckte ihm die Hand hin. „Dann möchte ich dich herzlich willkommen heißen.“ Und mit einem Handschlag war damit das Bündnis zwischen Amerika und Italien beschlossen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)