Die Naruto Shippuuden Filler-Killer von UrrSharrador (Crush the Infinite Tsukuyomi Arc!) ================================================================================ The Denied Smile ---------------- Sie lag da und wartete auf den Tod. Niemand konnte sie mehr retten, das wusste sie. Es gab nichts mehr für sie zu tun … Das Leben sickerte aus ihr heraus, aus all den Wunden, aus all den Beißmalen, wie ihr schien … Rauch kratzte in ihrem Hals, Nebel dämpfte ihr Bewusstsein. Es fiel ihr schwer, die Augen offen zu halten … Raue Erde in ihrem Rücken, ihr Hemd war von geschmolzenem Schnee durchnässt. Weiße Flocken, die aus dem bleigrauen Himmel fielen … War ihr deshalb kalt? Karin tat einen tiefen, zittrigen Atemzug. Eisige, feuchte Luft. Der Geschmack von etwas Metallischem. Es ging mit ihr zu Ende. Aber das war in Ordnung. Er hatte gelächelt. Sasuke hatte ihr sein Lächeln geschenkt. Ihr Chakra war verbraucht. Der Schnee würde sie begraben. Aber sie hatte sich für den neuen Hokage geopfert, und er war ihr dankbar dafür. Ja, sie hatten gemeinsam Danzou besiegt, dann waren sie nach Konoha gekommen, und Sasuke war Hokage geworden. Und er hatte gelächelt. Er hatte gelächelt. „Meine Güte, das ist hier deine ideale Traumwelt? Was bist du, eine Masochistin oder einfach nur eine Vollidiotin?“ Karin zwang ihre Augen auf. Wer …? Verschwommen sah sie einen hellen Fleck über sich schweben. Ein Gesicht und langes, blaues Haar, zu zwei Zöpfen gebunden, in denen Schneeflocken hingen. Ein Mädchen. Seine Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Lächeln, als es sagte: „Wohl eher eine Masochistin, wenn man deine unpraktische, bemitleidenswerte Fähigkeit betrachtet – ich muss schon sagen, das war wirklich eine rührende Vergangenheit, die du uns da gezeigt hast.“ „Wer bist du?“, hauchte Karin. „Ach ja, ich vergaß.“ Das Mädchen ging etwas auf Abstand und knickste. Sie trug ein teures Kleid mit Rüschen und sich bauschendem Rock. „Erlaube mir, mich vorzustellen. Ich bin Furudo Erika, die Detektivin. Und eine Hexe der Wahrheit.“ Karin blinzelte schwerfällig. Schneeflocken landeten auf ihren Augenlidern. Sie sah doch bestimmt Dinge, die gar nicht da waren … Das Mädchen namens Erika beugte sich wieder über sie. „Wirklich eine interessante Geschichte, die du dir da zusammenfantasiert hast. Sasuke, der Hokage wird, und du selbst, die von ihren früheren Peinigern noch mal ausgenutzt wird und sie dann doch töten kann. Deine Kindheit muss dich ziemlich verfolgen, was? Und trotzdem ist es dir wichtiger, dass Sasuke zufrieden ist, sodass du deinen eigenen Tod dafür in Kauf nimmst. Du musst ja wirklich etwas an ihm finden. Liebe ist in drittklassigen Krimis ein praktisches Mordmotiv, aber dass es auch mal das eigene Sterben legitimiert, findet man eher selten. Aber bei dir scheint das der Fall zu sein. Solange Sasuke dir ein Lächeln schenkt, bist du zufrieden, selbst wenn du stirbst. Weil du in ihn verliebt bist.“ Erika kicherte. „Allein, dass du hier am Rand des Todes, zerbissen und entkräftet, im Schnee liegst, ermöglicht Furudo Erika diesen Grad der Schlussfolgerung. Was haltet ihr davon?“ Karin verstand nicht, was diese Halluzination daherredete. Es wirkte, als würde sie sich über sie lustig machen, wie ein kleiner Kobold, der den Sterbenden erschien oder etwas in der Art … Hatte sie vielleicht einmal ein Märchen zu dem Thema gehört? „Aber ja“, seufzte Erika schließlich. „Du hast es dir ja wirklich einfach gemacht. Einfach deine Vergangenheit herzunehmen und ab irgendeinem Zeitpunkt dann umzudichten, damit es erträglicher für dich wird. Ich habe von so was gehört. Leute mit schwachem Charakter versuchen auf die Art, sich die Welt schönzureden. Und trotzdem stirbst du am Ende. Das lässt keinen logischen Grund erkennen, aber sei’s drum. Du redest dir vielleicht ein, dass dir zwischendurch ein paar schöne Sachen passiert sind, aber das ist, wenn wir uns ehrlich sind, nur eine Lüge.“ Sie lächelte überheblich. „Es gibt nur eine Wahrheit. Leute, die davor weglaufen, sind entweder Täter oder Rote Heringe, die man entlarven muss. Minderwertiges Gesocks.“ Karin sah verschwommen, dass irgendetwas in Erikas Hand aufleuchtete, eine blaue Stange, an der etwas befestigt war … Genau konnte sie es nicht sagen. Sie sollte endlich schweigen. Karin hatte ihr Ziel erreicht, sie wollte jetzt nur noch in Frieden sterben. „Und zufällig“, fuhr Erika süffisant fort, „kenne ich die Wahrheit. Deine Illusion ist ja ach so bittersüß. Aber wir wissen es beide: Uchiha Sasuke hat Uzumaki Karin nie bewusst angelächelt, noch hat sie irgendetwas getan, das ihm ein Lächeln hätte abringen können.“ Karin war es, als schneide eine Rasierklinge durch ihr Herz. Sie meinte sogar zu fühlen, wie es einen Schlag aussetzte. Ihr Hals schnürte sich plötzlich zu, Tränen stiegen in ihre Augen. „Er hat … nie gelächelt …“ Natürlich nicht. Sie wusste es. Sie hätte sein Lächeln gern gesehen, wäre gern von ihm angelächelt worden … Aber er hatte es nie getan. Erika sagte die Wahrheit. Es war alles, was sie sich je gewünscht hatte. Und es war nie passiert. Erika lächelte sie so höhnisch an, als erlebe sie gerade den Triumph ihres Lebens. „Und noch etwas“, sagte sie fröhlich. „Bei dem Kampf gegen Danzou hat Sasuke dich verraten und weggeworfen. Er hat versucht, dich zu töten, weil es seinen Zielen gerade dienlich war. Dass ihr danach gemeinsam weitergemacht hättet, hast du dir zusammengereimt, um die Wahrheit besser zu ertragen, nicht wahr?“ Karin stieß einen erstickten Schluchzer aus. Die Worte, die glühend rot und brennend heiß Erikas Mund verließen, schmerzten in ihrer Seele und rissen ihr Herz in Stücke. Und was am schlimmsten war, sie erinnerte sich. Was Erika sagte, war die Wahrheit. Die schönen Erinnerungen, Sasuke als Hokage, sein Lächeln … das war eine Lüge. „Du scheinst es akzeptiert zu haben.“ Erika zwinkerte lächelnd. „Sehr gut. Es ist ja nicht so, als hätte es noch eine Bedeutung. Also, jetzt kannst du sterben.“ Ja, sterben. Sie würde sowieso sterben … warum war diese … Hexe nur nicht ein paar Minuten später gekommen? Jetzt würde es mit ihr zu Ende gehen, und sie würde wissen, dass er nichts für sie empfand, rein gar nichts … Ihr Blickfeld verschwamm, diesmal von ihren Tränen. Die Kälte breitete sich weiter in ihr aus. Von der Brust abwärts, wo immer noch ihr Herz schmerzte, schien sie schon tot zu sein … „Au! Hey, was soll das?“, rief Erika plötzlich aus. „Ruhe. Sei froh, dass ich nicht ein gewisser Jemand bin. Sonst hättest du sicher eine viel schmerzhaftere Abreibung bekommen.“ Eine ruhige, männliche Stimme. Karin schlug die Augen auf und blinzelte, bis sie wieder etwas sah. Erikas Gesicht war gerötet und sie hielt sich den Kopf, als hätte sie jemand geschlagen. Ein junger Mann, der sie um einiges überragte, drängte sie zur Seite. Er trug dunkle Hosen und ein weißes Shirt. Die Hände hatte er vor der Kälte in den Taschen seines  langen, blauen Mantels vergraben. Er hatte leicht welliges, braunes Haar, in dem Karin eine blutrote Strähne auszumachen glaubte. Dann fingen seine Augen ihren Blick. Sie waren unheimlich; pupillenlos und golden. Ein nachdenklicher Ausdruck schien darin zu liegen, aber das war schwer festzustellen. „Was willst du hier?“, fauchte Erika. „Solltest du nicht bei Tsunade sein?“ „Theoretisch schon“, sagte er und musterte Karin. „Aber jemand scheint der Meinung gewesen zu sein, dass man dich nicht allein lassen kann.“ „Hm“, meinte sie hochnäsig und stapfte davon. „Jedenfalls hab ich meine Arbeit hier schon getan. Ihr habe die Wahrheit offenbart, also ist alles in Ordnung.“ „Es hätte gereicht, wenn du verleugnest, dass sie am Ende stirbt“, sagte er und ein leises Knurren begleitete seine Worte. „Du hättest ihren schönen Traum nicht völlig mit dem Rot zerschneiden müssen.“ „Die Lüge zu entlarven und den Leuten das eigene, bloße, traurige Ich vorzuführen ist die Aufgabe der Detektivin, Will“, erklärte Erika leichthin. „Ich bin schließlich nicht umsonst eine intellektuelle Vergewaltigerin.“ Will seufzte. „Hör zu, Karin.“ Sie hob wieder die Lider, die ihr zufallen wollten. Sie wusste nicht, was sie sich davon erhoffte, ihm ihr Ohr zu schenken. Vielleicht irgendeine Form der Erlösung. „Du willst doch, dass Sasuke dich anerkennt, oder? Dass er dir zulächelt.“ „Das ist doch albern“, schnaubte Erika und war plötzlich verschwunden. Karin brachte ein Nicken zustande. Tränen liefen ihr über die Wangen. „Aber … es ist eine Lüge …“ „Ganz ruhig. Ja, wie meine Kameradin sich nicht verkneifen konnte anzumerken, ist es nie passiert, dass Sasuke dich angelächelt hat. Aber das beweist gar nichts. Und selbst wenn er mal bereit war, dich zu opfern, Menschen können sich ändern. Du hast immer noch die Gelegenheit, ihn wirklich zum Lächeln zu bringen. Wenn du weiterlebst.“ Seine Worte waren Balsam für ihre Seele. Dennoch war es wohl vergebene Liebesmüh, noch Hoffnung zu hegen. „Aber ich bin so gut wie tot“, hauchte sie. „Nicht, wenn du es nicht akzeptierst“, sagte er. Seine ruhige Stimme war fast einlullend. Sie hatte etwas an sich, das sie jedes seiner Worte wie ein Schwamm aufsaugen ließ. Sie konnte gar nicht anders, als ihm zuzuhören. „Du befindest dich in einem Genjutsu, genau wie so ziemlich alle anderen Menschen. Das heißt, was du in dieser Realität zu erleben glaubst, wird dir nur vorgegaukelt. Dein Sterben ist Teil dieses Theaterstücks. In Wirklichkeit bis du lebendig und gesund.“ „Nein …“, flüsterte sie. „Ich spüre doch … wie ich sterbe …“ Die Lebenskraft verließ sie langsam. Will war nur mehr ein verschwommener Farbklecks im Bleigrau des Himmels. „Kämpf dagegen an“, sagte er, immer noch sehr ruhig, aber eindringlicher. „Leugne mit aller Macht, dass du stirbst. Verleugne deine Wunden und deine Schwäche. Sei dir sicher, dass du am Leben bist. Ich kann es dir nicht in Rot sagen, aber es ist die Wahrheit. Du kannst es mir glauben. Lebe, damit Sasuke ich irgendwann wirklich anlächelt. Halte am Leben fest. Solange du lebst, gibt es immer Hoffnung auf ein Wunder.“ Sie brachte ein ersticktes Schluchzen zustande. „Ich bin nicht … tödlich verletzt?“ „Du bist nicht tödlich verletzt.“ „Ich bin nicht tödlich verletzt“, flüsterte sie. „Ich bin nicht tödlich verletzt, ich bin nicht am Ende meiner Kräfte, ich lebe. Ich lebe!“ Mit jedem Satz, den sie über die spröden Lippen brachte, klangen ihre Worte fester. Sie spürte, wie ein Druck von ihrer Brust fiel. Sie konnte wieder atmen, und kribbelnd kehrte das Gefühl in ihre Beine zurück. Dann fühlte sie auch wieder die Kälte. Sie hob unter äußerster Anstrengung den Arm, betrachtete ihre Hand. Die Bisswunden, die jeden Zoll ihrer Haut bedeckten, verblassten langsam, als hätte es sie nie gegeben. „Gut. Solange du am Leben bist, kannst du Sasuke immer noch ein Lächeln abringen. Ein ehrliches Lächeln, und vielleicht bereut er irgendwann, dich nicht früher akzeptiert zu haben“, sagte Will. „Das ist alles, was ich dir versprechen kann. Der Rest liegt an dir.“ Sie setzte sich im Schnee auf, konnte gar nicht glauben, dass sie vor kurzem noch gemeint hatte, sterben zu müssen. Als hätte jemand einen bösen Traum gewendet, indem er im Schlaf zu ihr gesprochen hatte. „Okay“, seufzte Will. „Ich muss jetzt gehen. Ich habe leider noch eine andere Aufgabe zu erfüllen. Fürs Erste bleib am Leben. Bleib auch ruhig in dieser illusionären Welt, wenn du dich hier wohl fühlst. Du weißt, dass es eine Lüge ist; Erika hat es mit der Roten Wahrheit gesagt, die keine Erklärung braucht. Aber das heißt nicht, dass du eine Welt mit Sasuke als Hokage nicht genießen kannst. Genieße sie so, wie du einen schönen Traum genießt, aber sei bereit, wenn du aufwachst.“ Karin nickte. Sie glaubte, dass sie verstanden hatte. Sie sah sich um. Schnee bedeckte den Wald, aber die Häuser von Konoha ragten unweit von hier auf und sie konnte dünne Rauchsäulen sehen, die aus den Schornsteinen strömten. „Ich … danke“, murmelte sie, als sie sich umdrehte, aber Will, dessen Worte so unglaublich trostreich gewesen waren, war plötzlich verschwunden. Seine Stiefelabdrücke im Schnee hörten einfach auf, genauso wie Erikas Fußspuren. Sie war allein. Schluckend beschloss sie, seine Worte zu beherzigen, und machte sich auf den Weg ins Dorf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)