Die Naruto Shippuuden Filler-Killer von UrrSharrador (Crush the Infinite Tsukuyomi Arc!) ================================================================================ Road to Tenten I – Words in Red ------------------------------- Die Sonne ging in unwirklichem Glanz über Konoha auf, ein Lichterspiel in Facetten zwischen reinem Weiß und jenen, die im Farbspektrum am nächsten lagen. Und nur zwei Seelen wussten, dass eine Morgensonne nie so sanft und fröhlich, nie so strahlend war. Herrliche Tage begannen anders. Weniger falsch. In der Luft lag würzige Frische, die aus den nahen Wäldern wehte. Flora und Fauna regten sich, die Wachen am Tor gähnten in der Kühle. Es war kaum zu erkennen, dass das Dorf immer noch in Alarmbereitschaft war, nachdem erst jüngst ein Angriff verhindert worden war. Die Aufräumarbeiten waren abgeschlossen, doch Izumo und Kotetsu waren trotz ihrer Schläfrigkeit wachsam genug, verdächtige Personen ausfindig zu machen. Wobei nichts mehr geschehen würde. Es würde wenig Sinn machen. Zumindest jetzt noch nicht. Und so schlüpfte der Fehler an diesem perfekten Morgen, diese eine misstönende Note in der Ode der Vollkommenheit, in Form eines goldenen Glitzersturms über die Köpfe der Wachen hinweg ins Dorf, ohne von ihnen bemerkt zu werden.   Es war mal wieder Barbecue-Zeit. Die Shinobi-Generation, von denen die meisten jetzt Chunin waren, saß in geschlossener Gruppe um den Grilltisch im Yakiniku Q und plauderte und lachte. Es war schön, die Mittagszeit unter Freunden zu verbringen, auch wenn sie noch so verschieden waren. Das Fleisch brutzelte, ein köstlicher Duft hing in dem kleinen Raum, und alle langten ordentlich zu – mit Ausnahme von Hinata, die sich auf Diät gesetzt hatte oder einfach nur so tat, um sich aufzuspielen, und Chouji, der generell immer sehr wenig aß. „Und dann hab ich mein Kagemane no Jutsu angewendet – aber der Kerl war plötzlich nicht mehr da!“, erzählte Shikamaru gerade und lachte dümmlich. „Du solltest im Kampf echt strategischer vorgehen, Shikamaru“, schalt ihn Chouji. „Am Ende passiert dir mal was.“ „Wie heißt es doch so schön – das Glück ist immer auf der Seite der Idioten“, sagte Kiba und suchte sich dasselbe Stück Grillgut aus wie Hinata. Ihre Stäbchen stießen gleichzeitig in das saftige Fleisch, und das Prasseln, das darauf folgte, schien Hinatas tödlich blitzenden Blick zu begleiten. Hastig ließ Kiba von seiner Beute ab und sah wehmütig zu, wie sie es aß. „Wie war das noch mit deiner Diät?“ „Hast du mir was zu sagen, Kiba?“, fragte sie mit einer Süße in der Stimme, die jemanden vergiften konnte. Er schüttelte heftig den Kopf. „Entschuldigt mal.“ Zwölf Köpfe wandten sich zur Tür, die auf den Flur führte. Ein junger Mann hatte den Vorhang in die Höhe gehoben und grinste zu ihnen herein. Er wirkte ein wenig älter als die Freunde und war sehr groß und hager. Seine Haare standen in einem blutigen Rot schräg vom Kopf ab. Seine blauen Augen hatten etwas Schalkhaftes. „Ich hab zufällig eure Namen mitgehört. Ist zufällig auch eine gewisse Tenten bei euch?“, fragte er. Die Blicke der anderen wanderten weiter zu Tenten, die ihn verdutzt ansah. „Ja …?“, fragte sie. „Klasse!“ Der junge Mann trat ein und ließ den Vorhang wieder zufallen. Er trug ungewöhnliche Kleidung; ein helles Jackett und ein rotes Hemd mit Krawatte darunter. „Ich bin dein größter Fan!“ „W-wirklich?“, meinte Tenten verdattert. Wer war der Typ? Und was wollte er? „Klar. Du hast das Dorf vor nicht allzu langer Zeit vor Hanzo dem Salamander gerettet, richtig? Eine echte Heldentat – krieg ich ein Autogramm?“ „Äh, klar …“, murmelte sie, immer noch überrascht. „Ich hab nur gerade nichts zu schreiben dabei.“ „Kein Problem, hier.“ Er zog aus der Innenseite seines Anzugs eine hübsche, goldene Füllfeder mit aufwendigen Verzierungen und reichte sie Tenten mitsamt einem kleinen Zeichenblock. Zögerlich nahm Tenten beides entgegen. Sie hatte noch nie jemandem ein Autogramm gegeben. Die Füllfeder war schwer und wunderschön und sah ziemlich teuer aus. „Für wen darf ich es schreiben?“ „Ihihi, die Leute kriegen es nie hin, meinen Namen beim ersten Versuch richtig zu schreiben“, winkte er verschmitzt lächelnd an. „Schreib einfach: Ich bin Tenten, die Konohagakure vor Hanzo dem Salamander gerettet hat. Damit ich es dann irgendwann mal stolz meinen Kindern zeigen kann.“ „Okay“, murmelte sie, immer noch etwas überrumpelt, und begann zu schreiben. Die Feder zeichnete mit roter Tinte, was ein wenig unheimlich aussah. „Ein komisches Autogramm“, stellte Sakura fest. Der Fremde grinste sie an. „Ich bin ja auch nicht von hier. Andere Länder, andere Sitten.“ Tenten war fast fertig. Ich bin Tenten, die Konohagakure vor Ha… Als sie Hanzos Namen schreiben wollen, durchzuckte plötzlich ein stechender Schmerz ihr Handgelenk. Davon überrascht, stieß sie einen erstickten Schrei aus und ließ die Füllfeder fallen. Sie verspritzte rote Tintenkleckse auf dem Fußboden. „Tut mir leid“, murmelte sie und bückte sich danach. „Ts, ts“, machte Hinata. „Was tust du denn, du Tollpatsch?“ Tenten verkniff sich eine Antwort und setzte die Federspitze wieder an. Hanzo … Wieder ein Schmerzblitz, als würde etwas ihr Hand durchbohren. Sie zuckte zusammen und biss die Zähne aufeinander. Stur schrieb sie weiter, die Hand zitterte. Der nächste Schmerz kam prompt und war so heftig, dass sie aufkeuchte und die Feder wieder losließ. Sie rollte über das Papier und verzierte es mit roten Tupfern. „Hast du dir beim Training die Hand verletzt?“, erkundigte sich Lee besorgt. „Ich hätte eigentlich nichts bemerkt …“ Tenten war ratlos. „Zeig mal.“ Sasuke griff über den Tisch nach ihrer Hand und tat, als würde er sie begutachten, dabei strich er jedoch sanft mit den Fingern darüber. „Zu sehen ist nichts.“ Tenten entzog sich der Geste und wollte gerade wieder zu schreiben beginnen, als sie das verschmierte Blatt bemerkte. Sie seufzte. „Schon okay“, sagte der Fremde da, riss rasch das Blatt vom Block und zerknüllte es. „Die Füllfeder ist ziemlich ungewöhnlich, ich weiß. Wenn ich länger damit schreibe, tut mir auch immer die Hand weh. Schreib einfach: Ich bin Tenten. Das reicht mir.“ Tenten nickte und begann von Neuem. Sie lauerte auf den Schmerz, der diesmal jedoch nicht kam. „Fertig.“ Schließlich überreichte sie ihm Feder und Block. „Tausend Dank.“ In dem Moment wurden auf dem Flur Schritte laut. „Hat hier jemand einen großen Kerl mit roten Haaren gesehen?“, ertönte die ungehaltene Stimme des Restaurantbesitzers. Der junge Mann zuckte zusammen. „Oh, verdammt!“, stieß er aus und sah sich gehetzt um. „Hört mal, könnt ihr mir einen Gefallen tun?“ Er sah äußerst unglücklich aus und rang die Hände. „Ich bin heute erst im Dorf angekommen, mit einem Bärenhunger, und hab vergessen, dass ich kein Geld habe, um für das Barbecue zu bezahlen …“ „Wir kommen sicher nicht für dich auf“, sagte Hinata kühl. „Das müsst ihr auch gar nicht! Versteckt mich nur irgendwo! Bitte!“ „Ich finde … wir können ihm den Gefallen ruhig tun“, meinte Tenten. „Klar, er ist ja auch dein Fan“, brummte Kiba. „Übrigens hatte Menma genauso viel Anteil am Sieg über Hanzo wie Tenten. Wollte ich nur gesagt haben.“ Der Fremde warf einen raschen Blick zu dem blonden Ninja, der bislang noch geschwiegen hatte. Dann sah er wieder in die Runde: „Bitte! Ich vergess euch das nie, ich schwör‘s!“ „Also schön“, seufzte Sakura, während die Schritte draußen näherkamen. Der Besitzer ging offenbar alle Räume ab. „Warum nicht?“ „Sein Essen nicht zu bezahlen ist nicht richtig“, sagte Lee, der Anstandsmann, aber es war bereits beschlossen.   Eine halbe Minute später steckte der Eigentümer den Kopf am Vorhang vorbei. „Entschuldigt“, brummte er, „ist hier zufällig ein Kerl mit roten Haaren vorbeigekommen?“ „Nein, ist er nicht“, beteuerte Sakura mit Unschuldsmiene. Der Besitzer brummte übellaunig und verzog sich wieder in den Gang. Erleichtertes Aufatmen kam von dem Fremden, der sich zwischen Ino und Sasuke gesetzt hatte, dessen Jacke trug und seinen Kopf hinter einer Speisekarte und Shinos Sonnenbrille versteckte hatte. „Danke. Und genau genommen habt ihr nicht mal gelogen. Ich bin ja wirklich nicht hier vorbeigekommen. Ich bin hereingekommen und geblieben.“ Er teilte die Verkleidungsaccessoirs wieder an ihre jeweiligen Besitzer aus. „Ich musste meine Sonnenbrille abgeben“, brummte Shino. „Macht doch nichts. Ich bin sicher, deine Freunde wollten deine Augen schon immer mal in natura sehen“, sagte der Fremde mit strahlendem Lächeln. „Ich hab das Gefühl, dass du uns ziemlich gut kennst“, erhob Menma plötzlich die Stimme. Er klang ein wenig misstrauisch. „Aber nein, ich kenn so gut wie keinen von euch, ihihi“, lachte der Rotschopf und wandte sich dann zu Ino um, die links von ihm sah. „Wobei das eigentlich schade ist. Wir zum Beispiel könnten uns ruhig näher kennenlernen. Du musst Ino sein. Mich kannst du Battler nennen. Geschrieben wie Sento, aber Ba-to-ra gesprochen. Wenn du weißt, was ich meine. Übrigens, eine etwas weniger biedere Kleidung würde deiner Figur mehr schmeicheln.“ Inos Wangen wurden rot und sie wich vor ihm zurück, den Blick abgewandt. Hinata schlug auf den Tisch. „Sag mal, geht’s noch? Wir retten dir hier den Hals und du hast nichts Besseres zu tun, als Ino anzugraben?“ „Neidisch, weil er dich nicht zuerst bemerkt hat?“, grinste Kiba, zuckte aber unter ihrem vernichtenden Blick zusammen, der ihn daran erinnerte, dass sie sowieso nur von Menma bemerkt werden wollte. „Außerdem haben wir hier schon einen Playboy“, meinte Shino. Battlers Blick wanderte zu Sasuke, der seelenruhig sein Glas leertrank, und runzelte kurz nachdenklich die Stirn. Dann wandte er sich mit einem breiten Grinsen wieder an die anderen. „Tut mir leid, ich wollte nicht als Playboy rüberkommen. Ino ist eben genau mein Typ. Hast du heute Abend schon was vor? Wir treffen uns bei Ichirakus Ramen, ja?“ Inos Augen zuckten wieder in alle möglichen Richtungen. „Ähm …“ Mehr brachte sie nicht heraus. „Und wie willst du dort bezahlen, wenn du kein Geld hast?“, fragte Menma. „Bis dahin hab ich welches.“ Battler stand auf und winkte in die Runde. „Also dann, man sieht sich.“ Als er nach draußen ging, traf sein Blick den Menmas. Die beiden starrten einander regelrecht an, Menma misstrauisch, Battler nachdenklich. Dann war er draußen und der Moment, der zäh wie Honig verstrichen war, war vorbei.   Später an diesem Tag, als die Sonne als schimmernde Wunde im Westen unterging, war Shino allein nachhause unterwegs. Er hatte noch im Wald trainiert – mit seinen verhassten Käfern. Die Gassen, durch die er ging, waren wie ausgestorben im Abendlicht, das von den Häusern in dünne Scheiben geschnitten wurde und den Staub auf der Straße tanzen ließ. Irgendwo krächzte eine Krähe. Shino bog um eine Ecke, als er vor sich in den Schatten etwas glitzern sah. Erst dachte er, etwas spiegelte das goldene Licht, aber dann erkannte er, dass er sich irrte. Ein einzelner, leuchtend goldener Schmetterling flatterte auf ihn zu. „Ich hasse Insekten“, brummte Shino und holte seine Pumpe mit Insektenspray hervor. Manchmal war einfach Notwehr angesagt. „Sprayt man nicht normalerweise fremde, gefährlich aussehende Menschen ein? Mit Pfeffer, zum Beispiel?“, sagte jemand hinter ihm. Shino fuhr herum. Er hatte gar niemanden kommen gehört – hatten seine Ninjafähigkeiten versagt? Der Schmetterling brachte Unglück, eindeutig. „Du?“, murmelte er, stutzte dann aber. „Folgende Schlussfolgerung.“ Plötzlich schien das goldene Licht auszudünnen und von etwas überschattet zu werden – als nähme die Welt einen kalten Blaustich an. „Aburame Shino ist ein Insektenzähmer. Sein ganzer Clan ist darauf spezialisiert, mithilfe von Insekten zu kämpfen. Sie füttern sie mit ihrem Chakra und gehen auf diese Weise eine Symbiose mit ihnen ein. Das heißt, sie müssen sich auch um die Insekten kümmern. Shino allerdings hasst Insekten. Er beschäftigt sich vermutlich nur ungern mit ihnen, darum auch selten. Und er tötet Insekten lieber, als dass er sich von ihnen helfen lässt. Das bedeutet, dass er keine nützlichen Jutsus beherrscht. Er kann sich als Ninja nur schlecht verteidigen und würde in einer so harten Welt nicht überleben. Er kann darum auch kein Chunin sein.“ Etwas Blaues glitzerte auf, und ausgehend von dieser Person schossen blau glühende Keile wie Kunais auf Shino zu. Er spürte brennenden, ätzenden Schmerz, als sich die Keile überall in seinen Körper bohrten. Blut spritzte. Für einen Moment wankte er, aber er blieb mitten in der Gasse stehen. Mit zittrigen Fingern versuchte er, einen der Keile aus sich herauszuziehen. Seine Finger brannten dabei höllisch. „Ich bin aber … ein Chunin“, brachte er mühsam hervor. Die Person ging breit lächelnd auf ihn zu. Augen, rot wie glühendes Eisen – oder wie Sharingan – musterten ihn. Der kreuzförmige Anhänger am Reißverschluss seines violetten Jacketts baumelte bei jedem Schritt, den der Mann auf ihn zutrat. „Darf ich das dann als Logikfehler ansehen?“, fragte er grinsend. Etwas in Shino schien zu sterben. Er fühlte noch den Schmerz, er hatte noch seinen Überlebenswillen, aber irgendetwas … Waren es diese blauen Keile? Bestanden sie aus … Chakra … oder …? „Du hoffst wahrscheinlich, dass deine Freunde dich retten oder zumindest suchen kommen. Aber das hat wohl noch Zeit“, sagte eine weibliche Stimme hinter ihm, aber er war wie in der Luft festgepinnt, konnte sich nicht umdrehen. Vom Rand seines Gesichtsfelds kroch etwas Rotes und übertünchte das leuchtende Blau der Nadeln in seiner Brust – war das Blut, oder spielten ihm seine sterbenden Sinne einen Streich? „Aburame Shino ist nämlich derjenige unter den Konoha-nin, der von seinen Freunden am ehesten nicht bemerkt oder vergessen wird.“ Und etwas traf die letzte Hoffnung, die sich in seinem Kopf festgesetzt hatte, und er versank in einem Strudel aus Blau und Rot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)