Ein würdiger Traum von Sharry (Der Preis des Vertrauens) ================================================================================ Kapitel 32 - Der Neuanfang -------------------------- Kapitel 32 – Der Neuanfang   -Sanji- Mit angespannten Augen inspizierte er die vor ihm ausgelegte Ware. Als Smutje lag es in seiner Verantwortung die hochwertigsten und besten Lebensmittel einzukaufen, die er finden konnte. „Ist das alles was wir brauchen?“ Überrascht hob er den Kopf, als neben ihm die orangenhaarige Navigatorin auftauchte, eine Tüte in der Hand, und auf seine Einkäufe deutete. „Nicht ganz, Nami-Maus. Ich würde gerne noch frisches Gemüse einkaufen. Aber dazu brauchst du mich nicht zu begleiten. Auch wenn mich deine Anwesenheit natürlich äußerst glücklich stimmen würde.“ Er lächelte sie warm an, seine schlechte Laune vom Morgen war bei ihrem Anblick sofort verflogen, doch ihr Gesicht blieb kühl. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er sie dann. Sie nickte halbherzig. „Ich hab kein gutes Gefühl hier auf der Insel. Wir sollten gucken, dass wir weiter kommen. Weit kann es ja nicht mehr sein, die Red Line kann man bereits von hier am Horizont ausmachen.“ Sie reichte der Verkäuferin das Geld über den Tresen, während Sanji die eingepackten Salatköpfe entgegennahm. „Wir sollten zurück gehen und aufbrechen“, meinte Nami unsicher und verschränkte die Arme. „Hat sich der Log Port denn schon wieder umorientiert?“ Mit geschulterten Einkäufen gingen sie über den Markt. „Hatte er bereits nach einer Stunde. Das magnetische Feld der Red Line muss unglaublich stark sein.“ Der Koch nahm einen Zug seiner Zigarette und sah seine Freundin von der Seite her an. Ihr Blick war stur geradeaus gerichtet, während sie den vielen geschäftigen Menschen problemlos auswich. „Sind außer uns noch andere von Bord gegangen?“ Er hatte sich am Morgen mit Ruffy gestritten, ausnahmsweise mal nicht über das unliebsame Thema, sondern darüber, dass Ruffy bei seiner Nachtwache versucht hatte den Kühlschrank aufzubrechen. Allerdings war Sanjis Haut in Bezug auf seinen Kapitän immer noch ziemlich dünn und daher hatte er noch nicht einmal gewartet, bis sie angelegt hatten, ehe er von Bord gegangen war. „Robin und Chopper wollten noch die Medizinvorräte aufbessern, aber ich hatte den anderen gesagt, dass wir nicht länger als nötig bleiben würden.“ Nami seufzte. „War das heute Morgen wirklich nötig gewesen?“ Sanji sah sie an. „Was meinst du? Du hast doch mitbekommen, wie er sich aufgeführt hat. Wie ein unerzogenes Kleinkind!“ Die Navigatorin rollte mit den Augen. „Aber Sanji, so ist Ruffy doch immer. Derjenige der sich seltsam aufgeführt hat warst du.“ Er blieb stehen. „Was redest du da? Er hat mich regelrecht ausgelacht.“ Nami blieb stehen und verschränkte die Arme, kopfschüttelnd. „Ruffy lacht immer und über alles. Er hat es nicht ernst genommen. Aber du hast total übertrieben reagiert.“ „Von wegen.“ Noch nie hatte er sich von Nami so angegriffen gefühlt. Normalerweise war jedes ihrer Worte Balsam für seine Seele, aber jetzt rauschte er davon und ließ sie stehen. Warum war sie so gemein zu ihm? „Sanji, jetzt warte doch.“ Natürlich wartete er. Er mochte selbst gerade nicht, wie er sich ihr gegenüber verhielt. Sie war eine Dame und er sollte sie auch so behandeln. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Was ist denn los mit dir?“ Er wich ihrem Blick aus. „Du bist immer so schlecht gelaunt. Nur ein falsches Wort von uns und du drehst durch. Wir können nicht immer auf Zehenspitzen um dich rum laufen, Sanji.“ Sie lächelte traurig. „Es ist schon über einen Monat her und du siehst immer noch so furchtbar aus.“ Er sah weg und setzte sich wieder in Bewegung. „Ich weiß gar nicht, was du meinst Nami-Schatz. Ich sehe wie immer blendend aus.“ „Ich vermisse ihn auch.“ Er schluckte schwer. „Er war der einzige neben Robin, bei dem Ruffy sich auch mal benehmen konnte. Und ich vermisse seine ruhige Art und dass er beim Kartenspielen immer verloren hat.“ Sie seufzte. „Ich vermisse, dass er immer beim Abwaschen geholfen hat und ich ihm beim Wecken immer übers Deck kicken konnte. Es war so einfach mit ihm zu streiten.“ Beide lachten sie kurz, doch auf einmal wurde Nami ernst, unterbrach ihrer beiden Gedanken. „Sanji, da hinten!“ Sie nickte zur Seite und deutete in eine schmale Gasse. „Verdammt! Lauf!“ Doch Nami rannte bereits. Hinter ihnen ein Heer von Weißhemden. Die Stimmung kippte sofort. „Wo kommen die denn plötzlich her?“, fluchte die Navigatorin vor sich hin. „Keine Ahnung, aber wir sollten schnellst möglichst zum Schiff und ablegen.“ „Warum sind das so viele?“ „Immer noch keine Ahnung, aber sei unbesorgt, ich werde dich mit meinem Leben beschützen.“ Sie wechselten einen Blick. „Mir wäre es wirklich lieber wenn nicht“, murmelte sie ernst. Sie hatten den Hafen fast erreicht. „Sanji, pass auf! Hinter dir!“ Namis schrille Stimme kam einen Moment zu spät, als der Koch den Schatten über sich fühlte. Im Sprung drehte er sich um. Das so vertraute Aufeinanderprallen von Stahl auf Stahl wurde von dem dumpfen Stöhnen mehrerer Kadetten übertönt, die im weiten Bogen durch die Luft flogen. Genau vor Sanji stand ein verhüllter, schwarzer Schatten. In seiner Hand ein einfaches Schwert, wie das verstorbene Mitglied ihrer Crew drei zu tragen pflegte. Obwohl sich der Mann vor ihm nicht zu bewegen schien, war keiner der Marinesoldaten in der Lage näher als ein paar Meter auf sie zu zukommen ohne von einer unsichtbaren Kraft weggerissen zu werden. Im allerersten Moment hatte der Blondschopf tatsächlich auf ein Wunder gehofft, aber wer auch immer der Unbekannte war, seine Fähigkeiten überschritten bei weitem das, was Sanji sich auch nur vorstellen konnte. Dann drehte der Mann zu ihm um, eine Kapuze versteckte sein Gesicht in Dunkelheit, doch die Augen schienen das goldene Licht des Tages zu reflektieren. „Sanji! Bist du in Ordnung?“ Nami kam zu ihm. Ihr Blick lag jedoch auf dem Hünen, der ihnen zur Hilfe gekommen war. „Natürlich, Nami-Maus.“ „Wir müssen hier weg“, unterbrach ihr Retter sie kühl. Sanji hatte das ungute Gefühl, diese Stimme schon mal gehört zu haben, aber woher wusste er nicht, seine Nackenhaare stellten sich auf. Dieser Mann war gefährlich. „Stimmt“, antwortete Nami jedoch eilig, „Auf zur Sunny.“ In Begleitung des Fremden rannten sie los. Er schien sich ihrem Tempo beim Laufen anzupassen und dem Koch fiel auf, dass zwar überall Soldaten waren, aber sie kamen nicht an sie ran. Die Häuser, an denen sie vorbei liefen, ächzten und Steine bröckelten zu Boden Dann konnte Sanji es spüren, winzig kleine Schockwellen, die von ihnen ausgingen und stärker wurden, je weiter sie sich entfernten. Ihr Ursprung schien von dem Schwert zu kommen, welches der Unbekannte wie beiläufig noch in der Hand hielt, während er lief. Konnte er tatsächlich so mächtig sein? Und warum half er ihnen? Wer war er? Vor ihnen tauchte das Meer auf und mit ihm die Thousand Sunny. „Hey, Sanji, Nami!“ Von rechts kamen Chopper und Robin auf sie zugeeilt. Die Frau stockte kurz, als sie die unbekannte Begleitung sah, jedoch gaben ihre Verfolger ihr nicht die Möglichkeit, länger über die Situation zu grübeln. „Es regnet Marinesoldaten!“, brüllte der junge Arzt voller Panik. „Wer ist euer Freund?“, fragte Robin stattdessen beinahe ruhig, als sie einander erreichten und gemeinsam zum Schiff rannten. „Keine Ahnung“, antwortete Nami außer Atem, „Er hat uns geholfen.“ Der Mann schwieg. Sie hatten das Schiff erreicht, von dem gerade eine Strickleiter runter geworfen wurde. Oben an Deck zeigte sich Lysop. „Los, kommt schnell an Bord! Wir müssen uns verziehen“, schrie der Lügenbaron hektisch. „Wo ist Ruffy?“ Nun schob sich auch Brooks Afro über die Reling, als er der Archäologin hinauf half. „Ist er nicht bei euch?“ Sanji konnte ein leises „Chaoten“ von dem Fremden neben sich hören, er schien ruhig aber auch genervt zu sein. Chopper und Nami eilten aufs Schiff. Der Koch wollte ihnen folgen, doch ein Tumult lenkte ihn ab. „Ruffy“, flüsterte er. Ruffy war in Gefahr! Er musste zurück! Er musste ihn beschützen! Zorro hatte ihm diese Aufgabe übertragen. Verdammt! „Hier!“ Er drückte seine Einkäufe dem Fremden in die Arme und rannte los. „Ruffy!“, brüllte er. Aber er wusste, dass er zu spät kommen würde, als er seinen Kapitän sah. Offensichtlich waren er und die anderen nur von dem üblichen Fußvolk verfolgt worden, die stärkeren Gegner hatten sich alle auf den Strohhut konzentriert. „Gum-Gum-Peitsche!“ Mehrere Soldaten schlugen gegen die Häuserwände. „Lasst ihn nicht entkommen!“ „Gum-Gum-Pistole!“ „Ruffy!“ Er war fast bei ihm. Kickte alles was ihm im Weg war so fest er konnte zur Seite. Vielleicht war er rechtzeitig. Er konnte es schaffen. Es war laut, schreiende Krieger, Pistolenfeuer und krächzende Schwertklingen. Es war hektisch, wie immer in einem Kampf. Nur noch wenige Meter trennten ihn von seinem Kapitän. Doch plötzlich gab eins von Ruffys Knien nach. Der Gummijunge stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden ab, er schien schon ziemlich mitgenommen. Wer wusste, wie lange er bereits am Kämpfen war. „Das ist dein Ende!“ Hinter dem am Boden knienden Schwarzhaarigen tauchte der offensichtliche Anführer mit gezogenem Schwert auf. Ein mörderischer Ausdruck auf seinem Gesicht. „Ruffy!“ Sämtliche Geräusche verstummten und die Welt um sie herum verschwand. Für einen Moment sah sein Freund ihn an. Seinen Augen waren ernst und klar. Weder Zweifel noch Angst spiegelte sich in ihnen wieder und dann grinste er, unglaublich glücklich, als würde er einen alten Freund zum ersten Mal nach Jahren wieder sehen. Sanji streckte verzweifelt seine Hand nach dem anderen aus und das Schwert raste durch die Luft. „Nein!“ Blut prasselte auf die Steine wie einsetzender Regen. Die Klinge leuchtete wie Bronze im Licht des Tages ehe sie aus blutigem Fleisch zurückgezogen wurde. „Arg…“ Der Mann der Marine fiel auf die Knie. Eine klaffende Wunde in der Brust. Beinahe überrascht ließ der Soldat seine Waffe fallen und fasste nach dem blutenden Loch. „Wa..as…?“  Dann brach er zusammen, offensichtlich tot. Hinter dem Soldaten stand jemand. Das Schwert noch immer auf den Gefallenen gerichtet. Durch das Licht der gleißenden Mittagssonne in dessen Rücken konnte Sanji nur seine Umrisse ausmachen. Zorro! Es konnte nur Zorro sein. Aber das war unmöglich! Zorro war tot! Im nächsten Moment griffen die umliegenden Weißhemden wieder an, offensichtlich wütend, aber auch verzweifelt über den Tod ihres Anführers. Sanji war sich sicher, dass die Augen des Neuankömmlings auf ihm ruhten, zumindest für eine Sekunde, doch dann wirbelte er herum und stellte sich den Angreifenden entgegen. Die Beine breitbeinig vor dem am Boden knienden Ruffy gestellt. Erst da wurde dem Koch bewusst, dass die Person vor ihm deutlich kleiner war als die meisten Soldaten und zierlich noch dazu. Die Gestalt war ebenso verhüllt, wie der Fremde, der Nami und ihm geholfen hatte, aber nicht annähernd so mächtig, auch wenn sie sich gut gegenüber der Kadetten behaupten konnte. „Ruffy! Wir müssen hier weg!“, brüllte er seinen Kapitän an, der sich allmählich aufrichtete. „Okay!“ Der Schwarzhaarige nickte. Plötzlich packte er die Person hinter sich um die Hüfte und rief: „Halt dich gut fest!“ Dann riss er seinen rechten Arm zurück und schleuderte ihn vorwärts, genau an Sanji vorbei. Der Gummiarm dehnte sich und als der Koch ihm mit seinem Blick folgte, konnte er sehen, wie er sich um den Hauptmast der Thousand Sunny schlang. „Sanji!“ Schnell wandte er sich wieder herum, jedoch zu spät. Mit einem übermenschlichen Tempo flog Ruffy auf ihn zu, im linken Arm die zierliche Gestalt. „Oh Nein! Nein! Nein! Ruffy!“ Im nächsten Moment grub sich die Schulter seines Kapitäns in seine Magengegend. Der Kopf mit dem Strohhut streifte seine Seite und schon rasten sie durch die Luft. Im letzten Atemzug konnte Sanji sich aus der Todesfalle seines Kapitäns befreien und fiel Richtung Boden. Einige Saltos später landete er beinahe elegant auf dem Rasen des Piratenschiffs. Fast Zeitgleich segelte neben ihm auch der andere blinde Passagier Richtung Deck. Im letzten Moment fing der verhüllte Hüne das zierliche Persönchen auf. Nur Ruffy selbst schlug mit voller Fahrt gegen den Mast und krachte dann zu Boden. Für eine Sekunde schwiegen sie alle. „Lysop! Brook! Holt die Segel ein!“, übernahm Nami das Kommando, „Franky! Bring uns hier weg!“ „Alles klar, Schwester!“ „Sie schießen mit Kanonen auf uns!“, warnte nun das Rentier verzweifelt. „Ruffy!“, brüllte die Navigatorin ihren Kapitän an, der jedoch immer noch nutzlos auf dem Boden lag. „Keine Sorge“, kam Robin zur Hilfe, „Ich mach das schon.“ Sie lief an Sanji vorbei und kreuzte ihre Arme. „Cien Fleur, Spidernet!“ Tausende Arme wuchsen aus dem Nichts und hielten die Kanonenkugeln auf, ehe sie sie mit fast gleicher Kraft zurückschleuderten. „Super, Robin-Schätzchen“, rief Sanji ehe er selbst in die Luft sprang, um sie zu unterstützen. „Franky!“ Namis Stimme ließ kein Warten mehr zu. „Ich bin soweit!“, antwortete der Cyborg, „Und Coup de Bust!“ Im nächsten Moment flog das kleine Piratenschiff durch die Luft. Fort von der unfreundlichen Insel mit all ihren Marinesoldaten. „Nami!“, rief Chopper von der Seite, wo er sich in seiner Riesengestalt halb über die Reling geworfen hatte um den fallenden Lysop aufzufangen, „Da ist ein Schiff hinter uns.“ Verwirrt drehten sich die anderen zu dem Rentier um, während die Sunny fast schon sanft wieder im Wasser landete. „Was meinst du? Wir werden immer noch verfolgt?“ Sanji zog eine Zigarette hervor und zündete sie an. Wie konnte die Marine sie verfolgt haben? „Nein!“, antwortete der Arzt, „Es scheint an der Sunny befestigt worden zu sein und es ist auch ganz klein.“ Der Kanonier in seinen Armen berappelte sich allmählich und sah in die Richtung, in die Chopper zeigte. Augenblicklich wurde er aschfahl. „Das… Das… das ist doch…“ „Was ist los, Langnase?“, murrte Franky und zog seinem Kapitän den Kopf aus dem Boden, „Hast du einen Geist gesehen?“ „Das… Das… Boot.“ „Ja, wir haben mitbekommen, dass es ein Boot ist. Reg dich mal ab, Lysop“, entgegnete Sanji und genoss sein Nikotin. „Das ist das Sargboot!“ Sanji erstarrte. „Ja, das dürfte dann wohl mir gehören.“ Sie alle wirbelten herum, zu den beiden Gestalten, die ihnen geholfen hatten zu entkommen und die sie bisher komplett ignoriert hatten. Der Mann, der gesprochen hatte, war groß mit breiten Schultern. Das unscheinbare Schwert steckte in einer noch unscheinbareren Scheide. Die Gestalt neben ihm war klein und zierlich, noch nicht einmal so groß wie Nami. Auch sie hatte ein Schwert an der Seite, jedoch in auffallenden Rot und Blau gehalten. Beide waren sie komplett in schwarze Umhänge verhüllt. Und nun erkannte er die Stimme. Geschockt machte er einen Schritt zurück, vor seine Crew, vor seinen Käpt’n. Zum Glück war er den Fremden am nächsten. „Was ist denn los?“, fragte das Skelett völlig unwissend der bevorstehenden Gefahr gegenüber. Auch Robin, Franky und Chopper sahen verwirrt zu den beiden Unbekannten, während so etwas wie Erkenntnis über Namis Gesicht wanderte, ihre Augen weiteten sich in Angst. Sie war damals nicht dabei gewesen, aber Lysop hatte sie einst überaus detailliert über das damalige Geschehen aufgeklärt. Der Kanonier auf der anderen Seite hatte sich zwischen Chopper und Franky versteckt. Unfähig seine Knie vom Zittern zu bewahren und mit unkontrollierten Schweißausbrüchen. Ruffy neben ihm richtete sich langsam auf und setzte sich seinen Strohhut auf. Die Krempe verdeckte seine Augen. „Du bist…?“, flüsterte Nami ohne ihre Frage zu beenden. Einen Moment lang reagierte keine der beiden Gestalten, dann seufzte die größere und machte einen halben Schritt auf die Piraten zu. „Wer hätte gedacht, dass wir uns so wiedersehen“, sprach er kühl, legte beide Hände an seine Kapuze und zog sie zurück, „Monkey D. Ruffy, zukünftiger König der Piraten. So war es doch, oder irre ich mich?“ Vor ihnen stand Falkenauge! Die gelben Augen leuchteten gefährlich und ein undefinierbares Grinsen lag auf den dünnen Lippen. „Falkenauge“, murmelte Robin eine Spur zu gelassen für Sanjis Geschmack, „Was macht einer der sieben Samurai hier?“ „Sie hat Recht!“, knurrte Sanji und zeigte mit dem Zeigefinger auf den unerwarteten Feind, „Was willst du von uns, Falkenauge!“ Der einschüchternde Blick lag plötzlich auf ihm und er merkte wie es ihm schwer fiel zu atmen. Dieser Mann hatte Zorro damals im East Blue mit nur einem Schlag besiegt. Wenn er kämpfen wollte, waren sie verloren. „Du meine Güte, was für eine unhöfliche Begrüßung und das, nachdem wir euch sogar geholfen haben.“ Er grinste immer noch, während die Person neben ihm weiterhin schwieg. „Wenn du wegen Zorro hier bist, kommst du zu spät!“, brüllte Sanji beinahe und stellte sich noch einen Schritt weiter vor die anderen, „Er ist tot.“ Seine Stimme klang deutlich stärker als er sich in Wahrheit fühlte. Der Samurai verschränkte die Arme, kurz lagen seine Augen auf der Person an seiner Seite, dann sah er erneut den Koch an und wieder wurde ihm ganz kalt bei diesem Blick. „Ich weiß, es fällt dir schwer das zu glauben, Schwarzfuß Sanji, aber ich bin doch tatsächlich in der Lage die Zeitung zu lesen.“ Irgendwie waren diese Worte äußerst bedrohlich, obwohl der andere immer noch grinste. „Was willst du also?“, mischte sich nun Franky ein, dem offensichtlich nicht bewusst war, wie gefährlich der Mann mit den besonderen Augen war. Der mächtige Pirat war ruhig für einen Moment und musterte sie alle eingehend, als würde er abschätzen, wie stark sie waren. „Monkey D. Ruffy“, erhob er schließlich die Stimme. Der Angesprochene neben Sanji hob kaum merklich den Kopf, sein Gesicht immer noch unter den Schatten seines Hutes verborgen. „Ich wusste es!“, wurde der Samurai unerwarteter Weise von Lysop unterbrochen, der immer noch hinter Chopper stand, mit panischer Stimme. „Erst schicken sie uns diesen Bartholomäus Bär und nachdem der versagt hatte, kommst du, um ihn zu holen!“ Sanji erstarrte. Natürlich. Damals hatte Zorro den anderen Samurai aufhalten können in dem er sich für Ruffy geopfert hatte. Es war logisch, dass die Marine immer noch den Kopf ihre Kapitäns wollte, insbesondere jetzt, wo sie nicht nur Gecko Moria besiegt hatten, sondern auch noch die Zerstörung der G6 zu verantworten hatten. Deswegen war Falkenauge hier! Um Ruffy zu holen. „Nur über meine Leiche!“, knurrte Sanji. Noch im selben Atemzug jagte er an seinem Kapitän vorbei und auf den Samurai zu. Er würde Ruffy beschützen, so wie damals Zorro. Das war jetzt seine Aufgabe! Der Samurai bewegte sich keinen Millimeter sondern sah ihn einfach nur kühl an, doch plötzlich stand diese zierliche Gestalt zwischen ihnen, tauchte unter Sanjis zum Kick ausgestrecktem Bein hindurch und warf sich auf ihn. Die Kapuze glitt zurück. Grünes Haar wehte durch die Luft. Hart schlug der Koch auf dem Deck des Schiffes auf. Die eine Hand seines Gegners drückte ihm auf die Kehle, die andere schwebte nur wenige Handbreit über seiner Brust, bereit jederzeit anzugreifen. Doch alles was er sah, waren diese tiefen, grünen Augen, die ihn anstarrten. Eine junge Frau hockte über ihm. Ihr zurückgebundenes Haar fiel ihr über die Schulter auf seine Brust und sie atmete schwer so wie auch er. Ihr Blick hatte etwas wildes, als wären zu viele Emotionen darin gefangen. Es war Sanji als würde vor ihm ein offenes Buch liegen, dessen Sprache er nicht lesen konnte. Sie war wunderschön! Sie wirkte jung, fast noch wie ein Mädchen, aber ihr Blick hatte etwas Reifes, etwas Ernstes, so wie Robin manchmal schaute. Geheimnisvoll und unerklärlich. Niemand sagte ein Wort. Dann jedoch stand sie elegant auf und warf ihre Haare zurück. „Wirf dein Leben nicht leichtfertig weg“, sprach sie kalt aus und machte einen Schritt zurück. Sanji fand ihre Stimme so sanft wie die eines Engels und gleichzeitig aber viel zu gefährlich, wie die eines Auftragsmörders. Die enganliegende schwarze Kleidung unter dem zurückgeworfenen Umhang zeigte einen durchtrainierten, schlanken Körper mit weiblichen Rundungen. Er konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen. Dieses Geschöpf war mit Sicherheit eine Göttin, machtvoll und grazil zugleich. Und dann wurde ihm bewusst, dass es diese Frau gewesen war, die vor wenigen Minuten erst seinem Kapitän das Leben gerettet hatte. Wenn Lysop Recht hätte, hätte der Samurai ihnen nicht geholfen. Es wäre unnötig gewesen, die Marine hatte sie doch schon beinahe gehabt. „Aber das ist doch Lady Loreen“, entkam es Nami hinter ihm, während er sich langsam aufrichtete. „Wer?“, murmelte Lysop. „Sag bloß, du hast noch nicht von ihr gehört? Sie ist eine Berühmtheit. Hast du noch nie in der Zeitung von ihr gelesen? Sie ist eine ehemalige Weltaristokratin, die aus Liebe ihren Status aufgegeben hat.“ „Was?“ Zu aller Überraschung war es eben genannte Berühmtheit, die etwas schockiert einen Schritt zurück trat. Nun stand in ihrem Gesicht etwas anderes. Angst, Unsicherheit, Verzweiflung, Verwirrung. Nami winkte lächelnd ab. „Ach, machen Sie sich keine Sorgen wegen diesen Kulturbanausen. Ich habe alles über Sie gelesen und bin fasziniert von Ihrer Gabe wunderschöne Kleidung im bezahlbaren Rahmen zu finden. Ihr Stil ist wunderschön.“ „Sie sind wunderschön“, stimmte Sanji leise zu. Die grünen Augen jagten zu ihm hinüber und die Frau machte noch einen Schritt zurück. „Ich habe davon gelesen, dass Sie sich gegen die Sklaverei einsetzen möchten. Ich bewundere, wenn Menschen ihre Position dafür nutzen wollen Gutes zu tun.“ Die großen Augen legten sich auf Robin. „Sie sieht total freundlich aus und sie hat Ruffy geholfen. Ich glaube, wir können ihr vertrauen.“ Sie sah Chopper an. „Nein…“, flüsterte die Schönheit, „Nein.“ „Aber was willst du denn von uns?“, fragte nun Franky verwirrt. Brook neben ihm starrte äußerst ruhig die Frau an, einen unlesbaren Gesichtsausdruck auf dem Totenschädel. Plötzlich ging der bisher stumme Ruffy an Sanji vorbei und stellte sich vor die junge Frau die ihn unsicher ansah. „Ruffy, was tust du da? Du machst ihr noch Angst“, murrte Franky und schob seine Sonnenbrille hoch. Der Kapitän hatte seiner Crew den Rücken zugewandt, während er einen Moment bewegungslos vor der Grünhaarigen stand. Dann riss er sie an sich. Eine Hand an ihrem Hinterkopf, die andere um ihre Taille geschlungen. Sanji konnte hören, wie der Schwarzhaarige etwas sagte, doch der Wind riss Ruffys Worte fort, ehe sie die anderen erreicht hatten. Die Augen von Lady Loreen jedoch weiteten sich geschockt. Dann ganz langsam wurden sie glasig. „Ruffy“, flüsterte das Mädchen, „Ruffy!“ Und dann weinte sie. Krallte sich mit beiden Händen in die Weste des Schwarzhaarigen und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. Verwirrt sahen die Crewmitglieder einander an, während ihr Kapitän eine Fremde umarmte, die herzzerreißend weinte. Im Hintergrund stand der Samurai mit verschränkten Armen und kühler Miene. Woher kannte Ruffy diese Frau? Wieso waren sie einander so vertraut? Sanji spürte Namis fragenden Blick auf ihm, doch er zuckte nur ebenso unwissend mit den Achseln. Warum tauchte der Samurai, der damals gegen Zorro gekämpft hatte, jetzt mit einer ehemaligen Tochter des Hochadels hier auf? Was wollten die beiden von ihnen? Einige Minuten hielten die beiden einander fest, ehe sich der Strohhut von dem Mädchen löste. Sie wich sich energisch die Tränen vom Gesicht. „Das müssen wir feiern“, sagte Ruffy gewohnt mit starker Stimme und einem breiten, hörbaren Grinsen, „Sanji, mach den…“ „Warte!“ Lady Loreen hatte ihn unterbrochen und sah ihn eindringlich an. „Ich muss mit dir reden“, bat sie den Kapitän der Strohhüte, „Allein.“ „Warte was?“, wandte nun Lysop ein, „Hör mal Kleine, egal was du zu sagen hast, das kannst du auch vor uns sagen.“ Der Samurai im Hintergrund machte einen Schritt nach vorne, doch es war Ruffy der mit einem leichten Lachen sprach. „Okay, wie du willst.“ Er wandte sich um, von einem Ohr zum anderen grinsend. „Ihr geht rein und wartet auf mich.“ „Einen Moment“, widersprach nun Sanji, „Ich lasse dich nicht alleine hier draußen mit dem da.“ Er nickte zu Falkenauge, dessen Augen seinem Blick nur zu leicht stand hielten. „Ja, wir bleiben alle hier!“, meinte nun auch Chopper. „Nein!“ Ruffys Stimme war ungewohnt ernst. „Wir sind nicht in Gefahr und das ist keine Bitte.“ Hart sah er sie an. Seine Augen wirkten unter der Hutkrempe gerötet und er ballte die Hände zu Fäusten. „Ihr geht jetzt rein und schließt die Tür. Das ist ein Befehl“, sagte er mit einer Autorität, die nur ein Kapitän inne haben konnte. Dann lag sein Blick auf Sanji, eindeutig, klar. Er atmete tief durch. „Aye Käpt’n.“ Dann drehte er sich um und schritt vorneweg in den Speiseraum. -Mihawk- Seitdem er auf dem Schiff angekommen war, war seine Stimmung unterirdisch. Es war eine Sache, das Sargboot an der Thousand Sunny zu befestigen. Es war eine Sache, den Crewmitgliedern seines Wildfangs zu helfen. Es war eine Sache, nicht in den Kampf seines Schülers einzugreifen. Aber das hier war etwas ganz anderes. Lorenor an seiner Seite war zu einer Salzsäule erstarrt, nachdem er ihn auf seinen eigenen zwei Beinen abgesetzt hatte. Sie hatten abgesprochen, dass der Pirat mit seiner Crew reden würde, er war nur hier, um auf ihn aufzupassen, mehr nicht. Aber es grenzte wirklich an Selbstbestrafung für ihn. Hier zu sein und zuzusehen, wie der andere ihn verlassen würde. Er sollte sich für Lorenor freuen, endlich war er bei seiner Familie. Er brauchte ihn nicht mehr, aber am liebsten wollte er den anderen packen und abhauen. Irgendwann hatte die Chaos-Crew wieder bemerkt, dass sie nicht alleine waren, doch immer noch hatte Lorenor geschwiegen, seine Aura ein pures Meer aus Sehnsucht und Verzweiflung. Er hatte gesprochen. Es war nicht so abgesprochen gewesen und doch hatte Dulacre gesprochen, so war es nicht geplant gewesen, aber er hatte gesprochen. Er wusste nicht, was der Auslöser gewesen war. Eigentlich wusste er es schon, aber es war lächerlich, dass der Blondschopf der Crew sich so leicht zu einem sinnlosen Angriff hinreißen ließ. Er hatte mit so einem Verhalten allerdings gerechnet, sowie er auch damit gerechnet hatte, dass seine Begleitung sich darum kümmern würde. In diesem Moment war Lorenor wieder erwacht. Er war wieder er gewesen, gute Reaktion, kalte Worte, Herr der Lage. Bis dann seine Crew angefangen hatte zu reden. Hilflos hatte er mit ansehen müssen, wie sein Wildfang vor seiner eigenen Familie zurückgewichen war. Es tat weh, den anderen so leiden zu sehen. Und dann hatte der junge Kapitän sein verlorenes Crewmitglied umarmt. „Danke.“ Ruhig war dieses Wort gewesen, ehe das verzauberte Mädchen angefangen hatte zu weinen. Doch auch der Strohhut hatte geweint, leise Tränen waren sein Gesicht hinuntergeglitten, für alle ungesehen außer für ihn, Dulacre. Jetzt war es an der Zeit für ihn loszulassen. Sein Wildfang war Zuhause. Doch dann hatte Lorenor um eine Privataudienz gebeten, die ihm gewährt wurde. Damit hatte er nicht gerechnet. Warum sollte Lorenor nur mit seinem Kapitän sprechen wollen. Er war der Typ Mensch, der es lieber einmal laut für alle aussprach und dann, ohne auf irgendwelche Fragen einzugehen, das Thema fallen lassen würde. Dulacre hatte sich wieder zurück genommen und entschied als Zuschauer zu verharren. „Also“, grinste der Junge vor ihm zu seiner Begleitung hinab. Erneut schwieg der Grünhaarige und biss sich auf die Unterlippe. Er wich dem Blick seines Kapitäns aus. „Was ist denn nun?“, fragte der Schwarzhaarige mit großen Augen und kratzte sich am Kinn. Lorenor holte tief Luft. „Dein Schwertkämpfer lebt!“, sprach er eine Spur zu laut, „I… Zorro lebt! Aber er kann noch nicht wieder zurückkommen.“ Der Gesichtsausdruck des Kapitäns wurde ernst. „Dein Schwertkämpfer ist noch zu schwach. Er ist noch nicht wieder der alte. Aber wenn du warten kannst, wenn du bereit bist zu warten, dann wird er wieder kommen, dann wird er Nachhause kommen. Das musst du mir glauben. Das ist ein Versprechen!“ Geschockt starrte nun Dulacre zu dem anderen hinab. Was war das? Was hatte er gerade gesagt? Wieso? Wieso tat er das? Der Junge mit dem Strohhut sagte zunächst nichts. Dann wandte er sich um und ging. „Warte hier“, sagte er erneut mit dieser seltsam ruhigen Stimme und verschwand in den Speisesaal. -Sanji- Er lehnte gegen die Tür und sah durch das Bullauge hinaus, immer wieder an seiner Zigarette ziehend. Von seinem Blickwinkel aus konnte er die drei verbliebenden Menschen draußen sehen, mehr jedoch auch nicht. In seinem Rücken unterhielten sich die anderen aufgebracht über das eben geschehene. Nicht nur einmal fiel der Name ihres Schwertkämpfers. „Hast du die Haarfarbe gesehen. Sie müssen verwandt sein.“ „Aber die Haarfarbe ist nur ein kleines Fragment der Genetik. Zorro und sie haben ansonsten nichts gemeinsam.“ „Sie ist Schwertkämpferin.“ Sanji blendete ihre Worte aus. Das war jetzt egal. Sie konnten später noch herausfinden, was dieses Mädchen und ihre gefährliche Begleitung wollten und ob es vielleicht wirklich eine Verbindung zum Marimo gab. Jetzt musste er einfach nur dafür sorgen, dass nichts Schlimmes passierte. Plötzlich hörte er Robin im Hintergrund scharf aufatmen, sie hatte sich bisher nicht an dem Gespräch der anderen beteiligt und saß in der hintersten Ecke des Raums mit verschränkten Armen. Aus den Augenwinkel konnte Sanji sehen, wie sie anfing zu zittern. Es bereitete ihm Sorgen, am liebsten wäre er sofort zu ihr gerannt, aber er hatte nun auch noch eine andere Pflicht. Außerdem saß Brook neben ihr, der jedoch selbst nicht minder erschüttert wirkte. Plötzlich wurde die Tür vor ihm aufgerissen und Ruffy stürmte hinein. Die Unterhaltung im Hintergrund erstarb. „Und?“ „Was ist denn los?“ „Was will sie?“ „Ist alles okay?“ Sie alle sprachen durcheinander, doch ihr Kapitän ging nur eilig durch den Raum. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, zog er die drei Schwerter zwischen Teleschnecke und Sofa hervor und ging wieder Richtung Tür. „Was willst du denn damit?“ „Hey, das sind Zorros Schwerter?“ „Was wird das?“ Ohne zu wissen was er tat, stellte sich Sanji breitbeinig vor die Tür. „Ruffy“, sagte er kühl, „Was hast du mit Zorros Schwertern vor.“ Der Gummijunge sah auf. Er grinste von einem Ohr zum anderen. „Ich gebe sie den beiden mit.“ „Was?!“ „Ja, Zorro kann noch nicht zurückkommen, aber wenn er soweit ist, dann wird er seine Schwerter brauchen.“ „Was redest du da?!“, brüllte Sanji, „Ich weiß, dass es nicht in deinen hohlen Schädel rein will, aber Zorro ist tot! Er wird nicht wieder kommen! Es ist vorbei! Und mit Sicherheit wollten die beiden nur an seine Schwerter kommen!“ „Sanji.“ Ruffys Stimme klang warm und weich. „Ich weiß, dass ihr alle glaubt, dass Zorro tot ist.“ Noch nie hatte er es wirklich angesprochen. „Ihr habt es mit eigenen Augen gesehen, also ist nur logisch, dass ihr das glaubt.“ Er grinste immer noch. „Aber Zorro lebt. Er hat die ganze Zeit gelebt und er wird zurückkommen.“ Sanji schüttelte den Kopf. „Wie kannst du das noch immer glauben, Ruffy?“ Der andere grinste ihn an und legte eine Hand auf seine Schulter. „Ich weiß es, Sanji. Nicht mal gegen den Tod würde Zorro verlieren, bevor er der beste Schwertkämpfer der Welt ist. Wir haben es einander versprochen.“ Und dann ging er einfach grinsend an dem perplexen Sanji vorbei, hinaus zu dem Samurai und dessen schöner Begleitung. „Das kann doch gar nicht sein“, flüsterte der Koch hilflos. „Robin?“ Sanji sah auf, als der kleine Schiffsarzt die Archäologin ansprach. Sie war immer noch in ihrer Ecke, nun jedoch umklammerte sie sich verzweifelt selbst und Tränen rannen ihr Gesicht hinab. „Er hat Recht“, flüsterte sie heiser und sah ihre Freunde an, „Er ist... Zorro lebt.“ Weinend sank sie auf ihre Knie. Kopfschüttelnd nahm Sanji einen Zug seiner längst vergessenen Zigarette. Dieses Thema hatten sie doch schon vor Tagen entschieden, oder etwa nicht? „Was denkst du Brook?“, fragte er verzweifelt, „Das ist doch Wahnsinn, oder?“ Doch das Skelett sah ihn nicht an. „Was sagt dir dein Gefühl, Sanji?“ Seine Stimme hatte etwas Wissendes, als hätte er bereits das größte Geheimnis gelüftet. Der Musikant war aufgestanden und goss sich eine Tasse Tee ein. „Ich glaube, wir sollten in dieser Welt nichts für unmöglich erklären.“ Verzweifelt wandte Sanji den Blick ab. Sie hatten das schon mal besprochen, diese Hoffnung, diese Verzweiflung, diesen Wahnsinn. Seit einem Monat hatten sie immer wieder zwischen Trauer und Glaube gewankt. Er konnte das nicht mehr. Er wollte doch einfach nur die Wahrheit wissen. „Zorro lebt“, flüsterte Brook. War das die Wahrheit? -Mihawk- Er sagte nichts, als der Strohhut ging. Er sagte nichts, als der andere mühsam versuchte seinen schnellen Atem zu beruhigen. Er sagte nichts, als der Strohhut wieder kam und seinem Wildfang die drei Schwerter in die Hand drückte. „Sie vermissen mit Sicherheit ihren Meister“, lachte der Schwarzhaarige unbeschwert, während Lorenor die Schwerter in den Arm nahm, als wären sie sein wertvollster Besitz. „Danke“, flüsterte er ehrfürchtig. „Kein Problem.“ Ruffy grinste immer noch unbeschwert. „Und keine Sorge. Ich werde warten. Wir alle werden warten. Egal wie lange es dauert und egal aus welchen Gründen.“ Lorenor nickte, unfähig den anderen anzusehen. Dann drehte er sich herum und sah Dulacre an. „Lass uns gehen“, sagte er leise ehe er an ihm vorbei ging. Der Samurai blieb stehen und betrachtete diesen Jungen vor ihm, der ihn angrinste. „Danke, Falkenauge.“ Es war so ehrlich. „Danke, dass du auf Zorro aufpasst.“ Er schüttelte den Kopf und wandte sich ebenfalls ab. „Versteh das nicht falsch, Strohhut. Wir sind keine Verbündete. Das nächste Mal, wenn wir uns gegenüber stehen, könnten wir genauso gut Feinde sein.“ Der Strohhut lachte. „Aber du bist doch Zorros Freund oder?“ Verwirrt über diese seltsame Frage sah er den Jungen an. „Ja“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Dann sind wir auch Freunde!“, grinste der Strohhut und streckte ihm ein Daumen-hoch entgegen. Seufzend ging Falkenauge seinem Wildfang zur Reling hinterher und half ihm hinab auf das Sargboot. Keiner von ihnen sagte etwas, während sich der Jüngere auf dem Thron niederließ. Dulacre löste das Tau mit dem sein Boot am Piratenschiff befestigt war. Beinahe augenblicklich verlor ihr Gefährt an Geschwindigkeit und innerhalb von wenigen Sekunden hatte sich die Thousand Sunny schon einige Meter von ihnen entfernt. Vom Schiff konnte man Stimmen hören. Laute, verwirrte, traurige, glückliche, wütende, fröhliche. Irgendwann tauchte eine einzelne Person am Heck des Schiffes auf und riss eine Faust in die Höhe. Der Samurai konnte sehen, wie das Kind neben ihm hinauf starrte, einen undefinierbaren Ausdruck in diesen tiefen, grünen Augen. Das Schiff wurde immer kleiner und irgendwann war es in der Dunkelheit der Nacht verschluckt und immer noch sagte Lorenor kein Wort, immer noch schwieg er. Er stand neben ihm und wusste nicht was er tun sollte. Er hatte damit nicht gerechnet. Er hatte keine Strategie dafür. Und dann plötzlich, ganz unerwartet, schluchzte das Mädchen laut auf und erneut rannen Tränen dieses Gesicht hinunter. Dulacre sah zu dem leidenden, weinenden Kind hinab. Nicht sicher, was er tun konnte, ob er überhaupt was tun sollte. „Noch können wir hinterher“, sagte er schließlich, obwohl es ihn zerriss. „Nein“, krächzte der andere, „Auf keinen Fall.“ Er sah zu dem anderen hinab. „Dulacre?“, flüsterte dieser, während sein schmächtiger Körper sich vor Weinen schüttelte. „Lorenor.“ „Kann ich noch etwas bei dir bleiben? Kannst du mich noch etwas trainieren?“ Die Stimme des anderen brach unter Tränen. Der Samurai hielt den Atem an. „Natürlich, wenn es das ist, was du möchtest.“ Er beugte sich hinab und küsste den anderen auf die Stirn. „Solange du willst.“ Ihre Blicke trafen sich, sagten so viel, was Worte nicht ausdrücken konnten und Dulacre konnte spüren, wie er dankbar war, glücklich war, dass der andere ihn nicht verlassen hatte. Er schlug in die Hände, sich bewusst, dass es hier nicht um ihn ging. „Dann sollten wir uns jetzt aufmachen. Ich hab schließlich eine Konferenz, an der ich teilnehmen muss.“ Still glitt das Sargboot übers Wasser. Mit der Zeit hatte sich der Jüngere beruhigt und einfach nur noch geradeaus gestarrt. „Kannst du mir sagen, warum?“, fragte der Ältere schließlich, „Warum bist du nicht zurückgekehrt?“ Lorenor sah ihn an, in seinen Augen schien sich alles widerzuspiegeln, was er bisher erlebt hatte. „Ich wollte zurück. Ich dachte, ich könnte schon zu ihnen zurück. Aber es wäre falsch gewesen“, antworte er schlicht, „Ich bin noch nicht soweit. Ich bin noch nicht der, der ich sein will und sie sind noch nicht bereit, meine Last mitzutragen.“ Dulacre nickte, ohne darauf einzugehen. Er verstand den anderen nur zu gut. „Nun gut, möchtest du mich nach Mary Joa begleiten?“ Die grünen Augen sahen ihn an. „Geht das denn überhaupt?“ Er zuckte mit den Achseln. „Wir werden sehen, aber dann hätten wir noch genug Zeit um über ein paar Dinge zu reden.“ Lorenor legte verwirrt den Kopf schief. „Was meinst du speziell?“ „Nun ja“, verlegen fuhr Dulacre sich über den Nacken, „Es könnte sein, dass ich dir ein paar Dinge verschwiegen habe, da ich davon ausging, dass Lady Loreen demnächst Geschichte wäre.“ Der Pirat seufzte. „Dulacre! Was hast du mir nicht gesagt?“ „Dazu kommen wir später, vorher müssen wir noch mit Kanan in Kontakt treten.“ „Und wieso das denn nun?“ „Die Werte Lady Loreen kann doch nicht gekleidet wie eine Auftragsmörderin im Marinehauptquartier auftauchen. Außerdem wird Kanan mich eigenhändig umbringen, wenn ich sie nicht über die neusten Ereignisse auf dem Laufenden halte.“ Beide lachten sie leise. „Na dann, auf nach Mary Joa.“ Hosted by Animexx e.V. 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