Written In My Own Heart's Blood von Katherine_Pierce ================================================================================ Kapitel 4: Zwistigkeiten ------------------------ Healer war mit sich und der Welt endlich wieder vollkommen zufrieden. Die Kränkung, welche sie durch Chaser erfahren hatte, hatte sie überwunden. Sehr erfolgreich. Natürlich dank des Gesprächs (wenn man es denn als solches bezeichnen konnte), das sie mit der Archivarin geführt hatte. In Hochstimmung begab Healer sich zurück zu ihren Schwestern. Fighter war mit Essen beschäftigt, einer ihrer liebsten Betätigungen. Maker hingegen warf Healer einen langen, unergründlichen Blick zu, den diese jedoch geflissentlich ignorierte. Gut gelaunt ließ sie sich neben Fighter nieder, die sich kaum die Mühe machte, den Blick von ihrer Mahlzeit zu heben und die Rückkehr ihrer Schwester zur Kenntnis zu nehmen. Diese Marotte war nichts Neues, weswegen Healer sich nicht daran störte. Außerdem würde Fighter dann nicht auf die Idee kommen, sie zu fragen, wieso sie plötzlich so gute Laune hatte, wo sie doch bis dato mit einer Miene wie Sieben Tage Regenwetter herum stolziert war. Maker allerdings war nicht so ignorant wie ihre Schwester. "Wohin bist du verschwunden?", hakte sie daher nach, ein Hauch Misstrauen in der Stimme, der deutlich machte, dass Healer besser daran tat, die Wahrheit zu sagen. Da Healer allerdings fand, dass sie sich absolut nicht falsch verhalten hatte im Umgang mit Chaser bestand für sie keinerlei Grund, damit hinterm Berg zu halten. Von selbst hätte sie das Thema zwar nicht angeschnitten, weil Maker sie jedoch nun darauf ansprach würde sie eben antworten. Den genauen Wortlaut der Unterhaltung würde Healer allerdings besser für sich behalten. Irgendwie ahnte sie, dass ihre Schwestern nicht glücklich sein würden, diesen zu erfahren. "Ich habe ein paar Dinge richtig gestellt und ins rechte Licht gerückt. Das ist alles.", beantwortete die Kleinste des Trios die ihr im Vorfeld gestellte Frage. Prompt hoben sich Makers Augenbrauen. Unglaube stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Inzwischen war Fighter mit Essen fertig geworden, so dass sie zumindest mit halbem Ohr der Unterhaltung lauschte. "Das hatte nicht zufällig etwas mit der Archivarin zu tun?", bohrte Maker indes etwas tiefer. Daraufhin verdrehte Healer lediglich die Augen. "Und wenn schon!", bemerkte sie wegwerfend, "Es war doch nur sie, niemand von Rang, niemand Wichtiges. Warum kümmert es dich, was ich zu ihr gesagt habe?" Obwohl Fighter sich weiter den Anschein gab, nicht wirklich zuzuhören, folgte sie der Konversation jetzt sehr viel aufmerksamer als sie das zuvor getan hatte. Sie wusste selbst nicht genau warum, denn im Prinzip war es ja schon so, dass Healer nicht ganz Unrecht hatte. Archivare waren Personen, denen kein besonders hoher Stellenwert innerhalb der Gesellschaft beigemessen wurde, obwohl sie eine sehr wichtige Funktion erfüllten. Das war schon irgendwie ungerecht. Andererseits herrschte freie Berufswahl. Sie hatten sich also wissentlich dafür entschieden, den Großteil ihres Lebens zwischen staubigen Schriftrollen und Folianten zu verbringen. Fighter würde nie verstehen, wieso Menschen sich von Buchstaben so faszinieren ließen. Es war ihr ja schon unbegreiflich wie Maker sich damit auseinander setzen konnte ohne sich zu Tode zu langweilen. Das Gespräch zwischen Healer und Maker nahm allmählich einen unglücklichen Verlauf. Beide Frauen hatten die Stimmen etwas erhoben und eine nicht zu missende Schärfe hatte sich in ihren Tonfall geschlichen. "Weil ich ganz genau weiß, wie gemein du sein kannst. Deshalb kümmert es mich. Sie hat dir nichts getan. Keiner von uns. Und wenn du wirklich glaubst, dass sie eine Gefahr für die Prinzessin sein könnte... dann kann ich dich nur bedauern für deine Engstirnigkeit und Blindheit.", sagte Maker gerade verstimmt zu ihrer Schwester, die daraufhin empört schnaufte und die Arme vor der Brust verschränkte. "Ach ja? Ist das so? Woher willst du das wissen? Kannst du jetzt Gedanken lesen oder was?", fauchte Healer ungehalten. Das war doch wirklich die Höhe! Rechtschaffene Empörung durchflutete sie. Mit einem Satz war sie aufgesprungen und baute sich vor Maker auf, was einen ziemlich witzigen Kontrast bildete, da die Brünette Healer um gut zwei Köpfe überragte. "Du willst wissen, was ich zu dieser Kuh gesagt habe? Schön, dann sollst du es erfahren! Ich habe ihr unmissverständlich klar gemacht, dass sie dort, wo wir sie gesehen haben, nichts verloren hat und dass es Konsequenzen haben wird, wenn ich sie dort nochmal erwischen sollte." Zweifelnd hörte Maker sich das an, schüttelte langsam den Kopf. "Das war aber noch nicht alles, oder? Und versuch gar nicht erst, es zu leugnen. Ich habe gesehen, dass etwas sehr viel Hässlicheres zu ihr gesagt haben musst. Sonst wäre sie wohl kaum in Tränen ausgebrochen." An dieser Stelle bemühte Fighter sich nicht länger, so zu tun als hätte sie von der Unterhaltung nichts mitbekommen oder hätte kein Interesse an deren Inhalt. "Du hast sie zum Weinen gebracht, Healer? Wirklich?" Ebenso ungläubig wie zuvor Maker schüttelte Fighter nun den Kopf. Manchmal begriff sie ihre Schwester einfach nicht. Healer allerdings nahm die Einmischung nicht gerade positiv auf. "Was soll das? Wieso bin ich jetzt hier die Böse, hm? Diese Frau hat dich angestarrt und es ist dir egal? Willst du mir das wirklich weis machen?", verteidigte Healer sich energisch. Genervt verdrehte Fighter die blauen Augen. "Warum hätte mich das stören sollen? Es lag doch keine böse Absicht dahinter." - "Das kannst du nicht wissen!" - "Bist du schon mal auf den Gedanken gekommen, dass es mir vielleicht gefallen haben könnte?" Vor lauter Unglauben klappte Healer der Unterkiefer herunter. Was bitte? "Ich nehme an, ich habe mich da eben verhört!", platzte sie empört heraus. Das durfte doch nicht wahr sein. Fighter konnte nicht ernsthaft... nein, das war ganz und gar unmöglich! Vehement schob Healer diesen Gedanken beiseite, weigerte sich, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Schließlich kannte Fighter dieses Mädchen gar nicht, hatte sie nur ein einziges Mal gesehen. 'Aber weißt du das mit Sicherheit?', flüsterte ein garstiges Stimmchen in Healers Hinterkopf, 'Was, wenn Fighter ein Geheimnis hat? Wie zum Beispiel eine Affäre mit Chaser?' Schon allein bei der Vorstellung drehte sich Healer der Magen um. Natürlich war ihre Schwester kein unbeschriebenes Blatt. Dennoch hatte sie bisher geglaubt, in Fighter eher eine Konkurrentin um Kakyuus Herz zu haben. Konnte sie sich denn wirklich mit einem Niemand wie Chaser eingelassen haben? Waren sie am Ende vor einigen Tagen gar nicht zufällig an besagter Stelle im Garten vorbei gekommen? Hatte Fighter unter Umständen die Gelegenheit nutzen wollen, ihnen Chaser als ihre Geliebte vorstellen zu wollen? Healer wurde fast schwindelig bei diesen wilden Vermutungen. Heftig schüttelte sie den Kopf, was dem Schwindelgefühl nicht gerade zuträglich war. "Was hast du für ein Problem mit ihr?", wollte Fighter derweil wissen, die einfach nicht begriff, wieso Healer so militant und beharrlich gegen die Archivarin hetzte. Keine von ihnen konnte von sich behaupten, sie besonders gut zu kennen. Fighter hatte Chaser an diesem bewussten Tag zum ersten Mal richtig wahr genommen, was natürlich auch daran lag, dass die Mittlere der Schwestern freiwillig niemals einen Fuß in die Bibliothek gesetzt hatte. "Ich habe kein Problem mit ihr!", fauchte Healer genervt. Kurz warf sie Fighter einen vernichtenden Blick zu, dann stiefelte sie missmutig davon. Maker, die sich zurückgehalten hatte, sah der Kleineren nach, wobei sie den Kopf schüttelte und "Unmöglich" murmelte. "Was du nicht sagst.", murrte Fighter. Es war doch wirklich nicht zu fassen. Healers Benehmen war untragbar. Dass sie Chaser zum Weinen gebracht hatte aufgrund eines solch belanglosen Zwischenfalls war eine ganz und gar überzogene Reaktion gewesen. "Meintest du das vorhin eigentlich ernst?" Überrascht hob Fighter den Kopf. Sie hatte beinahe vergessen, dass Maker noch anwesend war. Verwirrt, weil sie mit ihren eigenen Gedanken so beschäftigt gewesen war, legte sie den Kopf ein wenig zur Seite. "Was meinte ich ernst?" Jetzt erschien ein schwaches Lächeln auf Makers Gesicht. Fighters Aufmerksamkeitsspanne war nicht unbedingt die Beste. Aber das war man von ihr nicht anders gewohnt, weswegen es Maker nicht verwunderte, dass ihre Schwester noch mal nachhaken musste. "Als du meintest, dass es dich nicht gestört hat von Chaser so angestarrt zu werden.", half sie der Schwarzhaarigen auf die Sprünge. "Oh... das..." Irrte Maker sich oder wirkte Fighter ein wenig verlegen? Unwillkürlich verbreiterte sich das Lächeln auf ihren Zügen. "Und wenn es so wäre?", kam es nun trotzig von Fighter. Wie um diesen Trotz zu unterstreichen schob sich ihre Unterlippe ein wenig vor. Abwehrend hob Maker die Hände. "Du missverstehst mich. Mir ist das egal. Du kannst mögen, wen du willst. Da bin ich nicht so snobistisch veranlagt wie Healer." "Mögen ist zu viel gesagt. Ich kenne Chaser nicht mal richtig. Und ohne dein gutes Gedächtnis wüsste ich nicht einmal ihren Namen." Fast schuldbewusst biss Fighter in ihre Unterlippe, welche sie inzwischen wieder ein Stück eingezogen hatte. "Das kannst du ändern, das weißt du, oder?" Maker schmunzelte. Der leicht neckende Unterton war kaum zu überhören, wenngleich die Brünette gewöhnlich lieber subtil Nuancen in ihrem Tonfall unterbrachte. Man musste nicht immer mit allem gleich hausieren gehen, so wie Fighter das zu tun pflegte. Jetzt gerade benahm sie sich allerdings untypisch, wie Maker zugeben musste. Es war irgendwie... erfrischend. Fighters große Klappe konnte nämlich ziemlich nervtötend sein. Vor allem weil sie das Talent hatte, immer dann einen dummen Spruch zu bringen oder aufzuschneiden wenn es überhaupt nicht passte. Trotzdem fanden das viele Menschen äußerst charmant. Eine Tatsache, die Maker Rätsel aufgab. Andererseits mussten diese Leute Fighter nicht beinahe rund um die Uhr ertragen. Gewiss hätte die Brünette mehr Verständnis für ihre Schwester aufbringen können wenn sie nicht so viel Zeit miteinander verbracht hätten. Vielleicht änderte sich das ja nun bald? "Ich weiß.", gab Fighter schließlich murrend zur Antwort. Irgendwie scheute sie sich davor, Makers Rat - sofern es einer gewesen war, wovon die Schwarzhaarige aber eigentlich ausging - zu befolgen. Was sollte sie mit Chaser reden? Sie konnte wohl kaum einfach in der Bibliothek, respektive im Archiv, aufkreuzen und locker flockig eine Unterhaltung beginnen. Oder? Was, wenn sie sich geirrt hatte und Chaser gar nicht wirklich sie angestarrt hatte sondern eine ihrer Schwestern? Maker wäre vermutlich so freundlich, es auf einen Versuch ankommen zu lassen, Healer hingegen hatte der Archivarin bereits sehr deutlich zu verstehen gegeben, was sie von ihr hielt - nicht allzu viel. Darüber hinaus war Healer ohnehin bis über beide Ohren in Kakyuu verliebt. Fighter bezweifelte, dass ihre Schwester jemals Augen für eine andere Person haben könnte. "Dann mach etwas daraus.", war Makers abschließender Kommentar zu dieser Sache. Sie wandte sich ab, um sich auf den Weg zu machen, zu ihrer alltäglichen Pflicht zurückzukehren. Fighter würde schon eine Entscheidung treffen, wie sie weiter vorgehen wollte. So wie Maker ihre Schwester kannte würde sie die Angelegenheit nicht einfach auf sich beruhen lassen. Blieb nur zu hoffen, dass sie gegenüber Chaser das nötige Feingefühl an den Tag legte, sollte sie sich dazu entschließen, das Gespräch mit der Archivarin zu suchen. Doch diese Entscheidung konnte nur Fighter selbst treffen. Um Chasers Willen hoffte Maker, dass sie zu ihren Gunsten ausfallen würde, auch wenn sie den Grund nicht genau benennen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)