Zweite Chance von Miss-JDox ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog „Held der Zauberwelt wohl kein Held der Liebe Von Rita Kimmkorn Harry Potter, für die meisten Zauberer auch bekannt als Bezwinger von Lord Voldemort, verlies am gestrigen Abend mit Tränen verschmiertem Gesicht die gemeinsame Wohnung mit seiner Noch-Frau Ginny Potter. Die Gerüchte um dem allseits beliebten Mister Potter und dessen Trennung kursierten schon länger. (Die Autorin berichtete) Doch nun ist es endgültig und wohl auch offiziell. Mit nur zwei Koffern, darin scheinbar das Wichtigste Hab und Gut des jungen Aurors, schritt er von Dannen. Ein trauriger Anblick. Der ehemals stolze Zauberer steht nun vor den Scherben einer gerade erst zwei Jahre andauernden Ehe. -“ Kopfschüttelnd brach der Mann das Lesen ab. Die Artikel dieser angeblichen Journalistin konnte er noch nie leiden. So schmalzig, so falsches Mitgefühl. So wollte sich Kimmkorn wieder einen Namen machen. Wollte Aufmerksamkeit auf Kosten von Harry Potter. Immer noch Kopfschüttelnd warf er die Zeitung in das Feuer, das Ihm gegenüber loderte und ihn wärmte. Dann setzte er sich gedankenversunken zurück in seinen Sessel und massierte sich die Schläfen. Allein… Harry Potter war nun wieder allein. Die Beziehung hatte nicht funktioniert. Man hatte es ahnen können, hätte es vermeiden können… Langsam strich sich eine Strähne des dunklen Haares aus dem Gesicht. Er könnte es nun wagen. So oft hatte er es sich vorgenommen, mit ihm zu sprechen. Aber es war nicht so leicht. Er konnte nicht einfach auftauchen. Nicht vor der Weasley. Er vertraute der Rothaarigen nicht. Sein grimmiger Blick war auf das kleine Feuer gerichtet. Es knisterte leicht und hüllte das Zimmer, in dem er saß, in warmes Licht. Es war früher Morgen. Ein verregneter Augusttag und noch dunkel draußen. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Nicht jetzt… Er musste es wagen. Kapitel 1: Unerwartetes Auftauchen ---------------------------------- Halli Hallo liebe Leser und ehemalige Fans ;) Endlich melde ich mich mal wieder mit einer Story zurück und hoffe, dass Sie euch gefällt. Es geht wie immer um mein Lieblingspairing. Es freut mich, mal wieder etwas posten zu können. Umso mehr hoffe ich, dass sie euch gefällt und eventuell auch ein paar ein Kommentar hinterlassen, um mir etwas Feedback zu geben. Viel Spaß mit dem ersten Kapitel. Das zweite folgt bald. LG Seufzend starrte Harry Potter an die helle Decke, des kleinen Schlafzimmers in dem er sich befand. Er lag auf einem breiten Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Obwohl es August war, war es kühl im Zimmer. Kühl und finster. Kalter Regen klopfte gegen das große Fenster, welches dem Raum als einzige Lichtquelle diente. Der Himmel war grau und trist, Sonnenschein suchte man vergebens. Es passte zur Stimmung des ehemaligen Gryffindors. Der Blick des Grünäugigen wanderte zum Fenster und ein leises Seufzen entglitt den schmalen Lippen. In seinem Kopf herrschte ein Durcheinander und er wusste kaum, wie er es sortieren sollte. Immer wieder erschienen Ihm Szenen der vergangenen Stunden vor seinem geistigen Auge. Ginny und er am Esstisch. Schweigend. Ginny, wie sie ihm vorwurfsvoll sagte, dass sie wieder nicht schwanger war. Wie sie sich streitend gegenüber saßen. Und schlussendlich, die Szene, wie sie beide auf ihrer Couch saßen und feststellten, dass diese Beziehung nicht klappte. Dass sie sich nicht ergänzten, andere Ziele hatten… Es hatte schon länger nicht mehr geklappt bei ihnen beiden. Auch wenn Harry es erst spät gemerkt hatte. Während Ginny bereits an Kindern plante und es mit ihm bereits versuchte, war der Löwe immer der Meinung gewesen, dass sie mehr Zeit brauchten, dass er zur Ruhe kommen wollte. Sie hatten doch Ruhe. Das war das Argument seiner Frau gewesen. Sie hatten gute Arbeit, eine Wohnung, Familie und Freunde. Es herrschte Frieden. Was wollte er mehr? Tja… was wollte der Gryffindor… Kurz nach dem Streit hatte der Potter seine wichtigsten Sachen gepackt und die gemeinsame Wohnung in London verlassen. Umgehend hatte er das kleine Haus der Familie Black aufgesucht, welches Sirius ihm vermacht hatte. Davon hatte er in einem kurzen Brief von seinem Paten erfahren, den er nach dem Krieg, nach Voldermorts Fall, im Haus am Grimauldplace gefunden hatte. Es war ein toller Rückzugsort. Ein Haus, abgelegen in Schottland. Kaum jemand verirrte sich hier her. Wie viele schöne Stunden hatte der junge Mann mit seiner Frau hier verbracht. Hier hatte er ihr den Antrag gemacht… Kopfschüttelnd wandte der Potter den Blick vom Fenster ab und starrte erneut an die Decke. Diese Erinnerungen weckten nicht die Gefühle in ihm, die er erwartet hätte. Harry empfand weder Trauer noch Schmerz. Keine gebrochene Liebe. Insgeheim für sich hatte der Potter nach dem Streit festgestellt, dass er Ginny nicht so liebte, wie sie es verdient hatte. Er hatte sich ihr nie vollkommen hingeben können, nie vollkommen fallen lassen. Ob es ihr genauso ging? Sie hatten darüber nicht mehr gesprochen. Beide waren sie zu dem Entschluss gekommen, dass es besser wäre es zu beenden, doch das Warum wurde unter den Tisch gekehrt, wurde verschwiegen. Langsam setzte sich der Auror auf, strich sich dabei leicht über die Augen. Es nutzte nichts, sich in Fragen nach dem Warum zu verlieren. Im Moment konnte er an dieser Situation nichts ändern, ob er wollte oder nicht. Wollte er denn? Wollte er die Beziehung retten, noch einmal mit Ginny sprechen? Wollte Harry zurück in die gemeinsame Wohnung, zurück in das Leben, dass ihn nie vollends befriedigt hatte? Es klang so egoistisch… Doch letztendlich konnte er die Fragen nur mit einem Wort ehrlich beantworten. Nein. Umgehend bereute Harry diesen Gedanken. Was war er denn für ein Ehemann? Er hatte die letzten vier Jahre mit Ginny verbracht, sie hatten geheiratet, versucht ein Kind zu bekommen. Und nun wollte er nicht für diese Beziehung kämpfen? Seufzend schüttelte der junge Mann seinen Kopf. Vielleicht ging das alles zu schnell. Er war 21 Jahre alt. Konnte er denn überhaupt schon einschätzen, was eine ernste Beziehung alles abverlangte? War er bereit für das alles? Mit der Faust schlug der ehemalige Löwe auf sein Bett ein. Dann erhob er sich. Auf all diese Fragen hatte er keine Antwort. Er würde sie auch nicht finden, wenn er hier weiter Trübsal blies. Vielleicht war es besser, sich abzulenken, einen Alltag zu finden. Schließlich hatte er nun ein paar Tage frei, da er sich Urlaub genommen hatte. Der junge Mann würde sie nutzen, entspannen und versuchen, seine Wünsche und Gefühle zu ordnen. Zu erst einmal hieß es, Proviant zu besorgen. Ein paar Meilen entfernt befand sich ein kleines Muggledorf. Harry beschloss daher, dorthin zu laufen und sich ein wenig mit Lebensmitteln einzudecken. Für Notfälle hatte der Potter immer ein paar britische Pfund bei sich. Ruhig zog sich der Dunkelhaarige seine Schuhe an, zog einen dicken Pullover über und packte sich seinen Regenschirm. Er verließ das kleine Haus und folgte dem Weg in Richtung des kleinen Dorfes. Das kleine Städtchen beherbergte kaum mehr als 700 Muggle und war einen Fußmarsch von etwa einer Stunde entfernt. Der Weg war eben und wenn die Sonne schien wunderschön. Bäume begleiteten den Weg und spendeten Schatten. Oft war Harry mit der Weasley hier entlang spaziert, um sich schließlich ein Eis und einen Kaffee bei einem kleinen Mufflecafe auszuruhen. Doch heute war der Weg mit Pfützen bedeckt und schlammbespritzt. Die Schönheit schien verschwunden…Etwas durchnässt, aber zufrieden erreichte Harry die Grenze. Den Rückweg, so hatte er beim Gehen beschlossen, würde er sich sparen und apparieren. Mit den ganzen Lebensmitteln schien ihm das einfacher. Mit einem entspannten Gefühl spazierte der Potter durch die kleinen Straßen. Hier und da begegnete ihm ein Muggle. Dabei wurde er, obwohl er den Bewohnern unbekannt war, recht offen und neugierig gemustert. Im Zentrum des Örtchens befand sich ein kleiner Supermarkt. Diesen betrat der Grünäugige schließlich und nahm sich einen der Körbe die am Rand des Eingangs platziert waren. Brot, Gemüse, ein wenig Fleisch… Rasch füllte sich der Korb mit allerhand Dinge, die der Potter für die kommenden Tage benötigen würde. Es war schön, all das händisch zu tun. So sehr Harry das Zaubern liebte, so sehr genoss er es auch mal, eben dieses nicht zu tun und einfach Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ginny hatte das noch nie richtig nachvollziehen können. Woher auch, wo doch Molly alles mit dem Zauberstab erledigte. Seufzend bezahlte Harry die Lebensmittel und verließ den Laden. Der Regen hatte noch nicht aufgehört, schien sogar noch stärker geworden zu sein. Durch den grauen Schleier blickten die grünen Augen auf die gegenüberliegende Seite. Da stand eine Person, schwarz gekleidet und schien ihn zu mustern. Harry verengte die Augen und versuchte, die Person schärfer zu sehen, doch diese schien sich aufzulösen und einfach zu verschwinden. Ob das alles nur Einbildung gewesen war? Fühlte sich der Auror nun schon verfolgt? Der ehemalige Sucher schüttelte den Kopf. Es war alles etwas viel gewesen in den letzten Stunden. Er hatte kaum geschlafen. Seine Sinne haben ihm vielleicht auch einfach einen Streich gespielt. Es konnte schließlich nicht sein. Diese Person, die Harry da zu sehen vermocht hatte, war tot. Er hatte gesehen, wie dieser gestorben war, hatte den letzten Atemzug auf seiner Haut gespürt. Mit einem weiteren Kopfschütteln verschwand Harry und tauchte vor der Tür des kleinen Häuschens seines Paten wieder auf. Er betrat die kühlen Räume, verstaute die Lebensmittel in den Schränken und wanderte anschließend im Haus umher. Der Gryffindor kam nicht so richtig zur Ruhe, wusste nicht was er tun oder denken sollte. Fühlte sich so vielleicht Liebeskummer an? Wollte er doch zu Ginny zurück, sie im Arm halten und ihre Nähe spüren? Der Potter wusste es nicht. Doch er wollte auch nicht weiter darüber nachdenken. Ablenkung war etwas, dass vielleicht half. Ein Buch… Vielleicht sollte er lesen? Harry stieg die Treppe empor und betrat das Schlafzimmer, in welches er sich einquartiert hatte. Kurz kramte der junge Mann in seinem Koffer, bevor er schließlich seine alte, zerfledderte Version von „Quidditsch im Wandel der Zeit“ hervorholte und sich damit auf sein Bett legte. Der Grünäugige wusste nicht mehr, wie oft er dieses Buch schon gelesen hatte. Doch es beruhigte ihn immer wieder, lenkte ihn ab und ließ ihn in die Welt eintauchen, die ihm seit seiner Schulzeit die Liebste war. Es war verrückt, doch egal, wie oft der Potter die Zeilen las, es wurde ihm nicht langweilig. Die ersten Seiten lang rasten die Augen des jungen Mannes über die Buchstaben, verschlangen die Sätze gerade zu. Doch kaum eine Stunde später, wurde Harry müder. Die Erschöpfung der letzten Stunden, die Schlaflosigkeit, machte sich bemerkbar und letztendlich schlief der Gryffindor langsam ein. Seine Gedanken kreisten dabei um kleine, goldene Schnätze und ein Paar schwarzer, fixierender Augen… Ein paar Tage vergingen. Mittlerweile hatte sich Harry in dem kleinen Haus gut eingelebt und hatte auch seine Gedanken ein wenig ordnen können. Er dachte oft an Ginny, hatte jedoch mehr und mehr festgestellt, dass Liebe dabei keines der Gefühle waren, die ihn bei dem Denken an sie beschlichen. Jedenfalls nicht die Liebe, von der immer erzählt wird. Liebe, die den ganzen Körper in ihren Bann zog, die es schaffte, dass man selbst nur noch an die eine, wichtige Person denkt. Die den Bauch zum Kribbeln und die Hände zum Schwitzen bringt. Liebe, die das Herz so stark klopfen lässt, dass man Angst hat, der Andere könnte es hören… Nein, so etwas empfand der Potter nicht für die Rothaarige. Er liebte sie auf eine Weise, die er mehr als Schwester, mehr als Freundin interpretierte. Oder gab es diese leidenschaftliche Liebe überhaupt nicht? War es alles Erfunden, was man sich erzählte? Konnte man denn wirklich so gefangen von einer Person sein? Kaum hatte Harry den einen Gedanken zu Ende gedacht, hinterfragte er ihn gleich wieder. Es war ein Teufelskreis aus dem er nicht heraus kam. Nur zu einem Entschluss hatte er sich überwinden können. Er hatte Ginny einen Entschuldigungsbrief geschrieben und erst einmal darum gebeten, keinen Kontakt zu haben. Der Dunkelhaarige hielt es für Richtiger, wenn jeder für sich zur Ruhe käme. Er wusste, es war nicht die feine, englische Art, so mit der Rothaarigen umzugehen. Doch im Moment konnte Harry nicht über seinen eigenen Schatten springen. Er war Gefangen in der undurchsichtigen Welt seiner Gefühle, die er nur langsam zu ordnen vermochte. Sein schlechtes Gewissen, der Trennung wegen, dass er nicht reagierte, wie man es vielleicht erwartete, half ihm dabei nicht, dieses Chaos zu ordnen. Die vergangenen Tage hatten Harry an seinem ganzen Leben zweifeln lassen. Hatte er es sich so gewünscht oder lebte er gar das Leben, welches man von ihm, als Helden der Zaubererwelt erwartete? Er war Auror geworden, weil es sein eigener Wunsch gewesen war. Gleichzeitig hatte der junge Mann jedoch auch das Gefühl, im fehlte etwas. Ein innerer Drang, den er nicht befriedigen konnte, weil er nicht wusste, wie. Seufzend rieb sich der Held der Zaubererwelt über die grünen Augen. Es war früher Abend, die Sonne ging bereits unter. Mit einer Decke hatte sich der Potter in einen Sessel im Wohnzimmer gesetzt. Die Flammen eines warmen Feuers loderten im Kamin. Der Raum war nur spärlich eingerichtet. Eine kleine Couch, ein Sessel und ein kleiner Tisch nahmen den linken Teil des Zimmers ein. Gegenüber war der Kamin, der umrahmt war von Bücherregalen mit Romanen, Geschichtsbüchern und allerhand anderer, interessanter Werke. Rechts im Raum stand ein weiterer, kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Ein Schachbrett stand auf dem Tischlein, doch Harry vermutete, dass seit Jahren keiner mehr damit gespielt hatte. Auf dem Schoß des jungen Mannes lagen verschiedene Zeitungsartikel, die er über die vergangenen Jahre gesammelt hatte. Sie alle handelten von einer Person, deren Leben mehr und mehr ausgeschlachtet worden war. Severus Snape. „Lehrer von Hogwarts opfert Leben für Kriegsgewinn“, „Leichnam von Severus Snape verschwunden“, „Tod oder lebendig?“, „Wer war Severus Snape wirklich?“, solche und andere Schlagzeilen prangten, gerade kurz nach Kriegsende, auf der ersten Seite des Tagespropheten. Ein paar von den Artikeln hatte Harry aufgehoben. Vor allem der verschwundene Leichnam des ehemaligen Professors für Zaubertränke stellte ihn vor ein Rätsel. War der Lehrer am Ende gar nicht tot? Doch wieso zweifelte er überhaupt daran? Schließlich hatte der Potter selbst gesehen, wie Snape gestorben war. Der Dunkelhaarige war dabei gewesen, hatte die letzten Worte des Mannes gehört, der ihm so oft das Leben gerettet hatte. Harry seufzte. Wie so oft in letzter Zeit. Er hatte einfach das Gefühl, sich im Kreis zu drehen, den Faden verloren zu haben. Und statt sein Leben zu ordnen, wühlte er in alten Erinnerungen herum, die ihn doch nur wieder schmerzlich bewusst werden ließen, was er verloren hatte. Es musste Schluss sein mit Trübsal blasen! Der Dunkelhaarige sammelte die Artikel zusammen und legte diese auf den Tisch. Er musste auf andere Gedanken kommen. Ein Spaziergang würde gut tun. Und so nahm er sich seinen Umhang, zog diesen über und schnürte sich dann die Schuhe. Es war August, doch ein sehr verregneter. Doch es störte ihn kaum, spiegelte das Wetter doch nur seine eigenen, wirren Gefühle wieder. Der Regen fühlte sich kühl auf seinem Gesicht an. Ein leichter Wind wehte und verstrubbelte ihm die braunen Haare nur noch mehr. Bis auf das Prasseln des Regens, der hart auf den schlammigen Boden und die umliegenden Wiesen aufprallte, war kein Geräusch zu hören. Harry schlug den Weg in den nahe gelegenen Wald ein. Der Matsch unter seinen Füßen schmatzte laut, während er sich seinen Weg durch das Unterholz bahnte. In der Ferne knackte ein Ast. Abrupt blieb der Auror stehen, den Zauberstab hoch erhoben. War er wirklich allein? „Lumos maxima“, hauchte der Grünäugige leise und beleuchtete die Umgebung mit seinem Zauberstab. Hinter ihm war nicht mehr als der Anfang des Waldes. Vor ihm ging es tiefer hinein. Er war umgeben von Bäumen, deren Blätter durch den leichten Wind immerzu raschelten. Der Geruch von Regen war in seiner Nase und ließ ihn ein wenig entspannen. Er war allein. Es musste ein Tier gewesen sein. Kopfschüttelnd setzte der Gryffindor seinen Weg fort. Er wunderte sich über sich selbst. Seit wann war er so schreckhaft und fast schon paranoid? Seine Nerven mussten wirklich blank liegen. Bildete er sich das alles ein? Bisher hatte sich der Zauberer doch immer auf seine Instinkte verlassen können. Der Rest des Spazierganges verlief ohne weitere Zwischenfälle. Es war kurz vor Mitternacht, als der Potter seinen aktuellen Wohnort erreichte und sich müde auf die Couch fallen ließ. Schlafen wollte der junge Mann noch nicht. Stattdessen beschloss er, sich einen Tee aufzugießen und anschließend im Sessel noch ein wenig zu lesen. Mit einem Lächeln bereitete der Grünäugige in der Küche alles vor. Er füllte Wasser in einen Kessel und nahm sich einen Teebeutel, um diesen mit losen Blättern zu füllen. Es dauerte nicht lang, bis das Wasser kochte und der Raum sich mit dem Duft von Pfefferminze und Zitrone füllte. Mit einer gut gefüllten Kanne Tee in der einen und einer Tasse in der anderen Hand schritt Harry zurück ins Wohnzimmer. Sein Weg führte ihn durch den Eingangsbereich auf die andere Seite. Die Tür zum Wohnraum war angelehnt. Mit argwöhnischem Blick blieb der Löwe stehen. Er war sich sicher, die Tür offen gelassen zu haben. Oder ist sie durch einen Windzug vielleicht zu gezogen worden? Gekonnt stupste der junge Mann die Tür mit seinem Fuß auf und erstarrte. Mitten im Wohnzimmer stand eine, in einen schwarzen Umhang gehüllte Gestalt. Es war ein Mann, vielleicht einen halben Kopf größer als Harry und mit dem Rücken zu dem Kleineren. Doch die Figur, die Haare, das ganze Auftreten. Der Potter hätte es überall erkannt. Ihm glitten die Kanne und die Tasse aus der Hand. Ein lautes Scheppern ließ die Person herumfahren. Der grimmige Blick schwarzer Augen traf auf erstaunt aufgerissene grüne Smaragde. „Potter“, hauchte der Mann, von dem Harry nicht glaubte, dass er wirklich da stand, leise, distanziert. Die Stimme drang nur langsam an die Ohren des Angesprochenen. Viel zu viele Gedanken fuhren in seinem Kopf Achterbahn und ließen ihn das Sprechen vergessen. Eine ganze Minute verging schweigend, bis sich der Jüngere überwinden konnte, etwas zu sagen. „Snape.“ Kapitel 2: Das Schachspiel -------------------------- Hallooooo :) Es ist soweit. Das neue Kapitel kommt :) Vielen Dank für die Favos! Ich freue mich riesig :D Eventuell kommen vielleicht noch mehr Kommentare? ;) Aber nun viel Spaß :) Erschrocken, mit zittrigen Händen und weit aufgerissenen Augen, blickte der Grünäugige zu der in schwarz gekleideten Gestalt. Der heiße Tee war ihm über die Füße gelaufen, doch so recht wollte der Schmerz nicht in seinem Kopf ankommen. Es fühlte sich an, als wäre sein Körper in Watte gepackt und seine Ohren würden sich am Meer befinden, so sehr rauschte es in ihnen. Sein Gegenüber schaute nur Stumm zurück und irgendwie war der Potter dankbar dafür, dass der Ältere ihm die Zeit gab, die er benötigte, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, um das ganze zu verarbeiten. Snape blickte kurz auf den Scherbenhaufen zu Harrys Füßen und holte seinen Zauberstab heraus. Der Jüngere ließ es geschehen, zog nicht einmal seinen eigenen. Ein Geist konnte ihn nicht verzaubern, nicht verfluchen. War es denn wirklich Severus Snape, der ihm da gegenüberstand und mit einem Wink seines Zauberstabes die Scherben wieder zu einer Kanne und einer Tasse zusammenfügte? War es sein ehemaliger Lehrer, der die Pfütze die der Tee hinterlassen hatte verschwinden ließ? Die Bewegungen, die Haltung, sein ganzes Auftreten erinnerte an den Mann, den der Gryffindor einst hatte sterben sehen. Wie zur Hölle war es also möglich, dass der Tränkemeister nun vor ihm stand und dieselbe Luft atmete, wie Harry selbst? Für einen Moment schloss der Jüngere die Augen. Sein Kopf pochte, die Gedanken darin fuhren Achterbahn. So viele Fragen. So viele Dinge, die er sagen wollte, jedoch nicht traute. War es doch Einbildung? Dann wäre Snape vielleicht verschwunden, wenn er die Augen wieder öffnete. Die grünen Seelenspiegel des ehemaligen Suchers richteten sich nun wieder auf den dunkelhaarigen Mann gegenüber. Er war da. Leibhaftig. Eine Erkenntnis die Harry irgendwie traf, die ihn wütend machte, traurig. Seine Gefühle übermannten ihn und er stürzte sich auf Snape, der ihn erstaunt anblickte. „Ahhhh!“, entkam es dem Gryffindor, während er den Anderen niederwarf und sich auf diesen stürzte. „Wieso? Wieso sind Sie am Leben. Wieso haben Sie nichts gesagt. Wissen Sie überhaupt, wie es mir all die Jahre ging? Mit dem Wissen , dass der Mann der für mein Leben gekämpft hat tot ist und ich mich nicht einmal bedanken konnte? Dass ich glaubte, ich wäre Schuld an dem Allen, weil ich nicht schnell genug war? Sie sind ein Mistkerl Severus Snape. Und feige obendrein!“ Für einen kurzen Moment konnte der Potter den Schock in den schwarzen Augen des Lehrers erkennen, der sich unter ihm befand. Die Lippen des Älteren waren leicht geöffnet. Er stöhnte leicht und schloss kurz die Augen. Es musste weh getan haben, so auf den harten Boden zu prallen. Es störte Harry nicht. Er empfand keine Reue, würde es wieder tun. Snape unter ihm wehrte sich kaum. Weder versuchte er, den Jüngeren von sich herunter zu schieben, noch machte er den Anschein, seinen Zauberstab zu nutzen. Er starrte Harry mit leicht verengten Augen an und schien dessen nächste Reaktion abzuwarten. Doch es kam keine. „Wenn es dir nichts ausmacht, Potter, würde ich mich gern vom Boden erheben, bevor ich überhaupt anfange, etwas zu erklären.“ Die Stimme des Älteren klang zynisch und kalt wie immer. Harry schauderte. Nur langsam, fast mechanisch, erhob er sich von dem unter ihm Liegenden. „Entschuldigung.“, nuschelte er dabei leise, auch wenn er fand, dass es Snape war, der sich zu entschuldigen hatte. Als wäre er fehl am Platz, stand Harry nun mitten im Raum und beobachtete, wie sich sein ehemaliger Lehrer aufrappelte und den Staub von der Kleidung klopfte. Auch jetzt gab ihm der Slytherin das Gefühl, sich klein und unbedeutend zu fühlen. Eine Eigenschaft, die der Andere scheinbar in jeder Situation vollkommen zu beherrschen schien und schon in Harrys Schulzeit zu nutzen wusste. Dann deutete der Schwarzhaarige auf den Tisch mit dem Schachbrett und die zwei Stühle. „Lass uns spielen.“, ertönte die tiefe Stimme leise. „Wenn du eine meiner Figuren schlägst, beantworte ich dir eine Frage. Wenn ich eine, deiner Figuren schlage, beantwortest du meine Frage. Solltest du mich schlagen, darfst du gern jeden erdenklichen Fluch auf mich schleudern, der dir in den Sinn kommt, Potter.“ Snape lächelte bei den Worten leicht. „Sie sind sehr überzeugt davon, zu gewinnen.“, knurrte Harry zur Antwort. Unentschlossen blickte der Jüngere dann auf das Schachbrett. Snape hatte jeden Grund anzunehmen, dass er gewann. Harry beherrschte das Spiel an sich, doch war er keine Koryphäe auf dem Gebiet. Nicht wie Ron, der wirklich jede Partie gewann. Doch welche Option hatte er sonst? Snape würde wohl gehen, wenn sein ehemaliger Schüler nicht zustimmte. Er spielte mit ihm. Spielte mit seiner Neugier… „Nun gut..“, hauchte der Grünäugige und gab nach. Was nutzte es zu diskutieren. Er ließ sich auf dieses für eine Schlange typische Spiel ein, denn er wollte Antworten und sein Ziel war es, so gut wie möglich zu spielen, um diese auch zu erhalten. Das Herz des Löwen pochte stark gegen seine Brust, als er sich auf den dunklen Holzstuhl setzte. Er beobachtete, wie der Tränkemeister seinen Umhang ablegte. Darunter erschienen die für Harry bekannten Roben. Dann setzte sich der Ältere elegant auf den Stuhl dem Anderen gegenüber. Sie tauschten nur einen kurzen Blick aus, bevor der Snape auf das Schachbrett deutete. „Du darfst beginnen.“, sagte er dabei leise. Harrys Blick wanderte zum Schachbrett und tatsächlich: Vor ihm standen die weißen Figuren. Snape hatte schwarz. Wie passend. Mit verschlossener Miene setzte der junge Mann also seinen ersten Bauern. In Harrys Kopf dagegen herrschte Chaos. Er hatte so viele Fragen und wusste kaum, wie er diese strukturieren sollte. Wie anfangen? Welche Fragen waren vielleicht unnötig und würden ihn nicht weiter bringen? Es war zum aus der Haut fahren. Noch dazu, weil der Potter einfach nicht nachvollziehen konnte, wieso der Ältere dieses Spiel mit ihm spielte. Wieso tauchte Serverus Snape einfach auf, vier Jahre nach seinem angeblichen Tod. Wie hatte er überlebt, wer hatte ihm geholfen? Während sein Herz nervös gegen seine Brust schlug, versuchte sich der Löwe äußerlich ruhig zu geben und seine Gefühle nicht überhand nehmen zu lassen. Die Aussicht darauf, ein paar Antworten zu erhalten, erleichterte dies ungemein. Auch der Snape gab sich ruhiger, als er es innerlich war. Immer wieder fragte er sich selbst, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, den Jüngeren aufzuspüren. Er hatte die Wut in dessen Augen gesehen, die Enttäuschung. Wie sollte er es dem Jungen auch verübeln, nach allem, was geschehen war? Sie hatten sich nie gut verstanden. Doch zu erfahren, dass der Mann, der Harry am meisten hasste, eben jenen immerzu beschützt hat, um ihm dann im korrekten Moment eine Bürde aufzulasten, die nicht jeder 17-Jährige einfach so weg steckte, musste Spuren hinterlassen haben. Spuren, die der Tränkemeister zum Teil gesehen, oder besser gespürt hatte, als er auf den harten Boden aufgeprallt war. Eine vielleicht nicht unverständliche, wenn auch zugleich unnötige Reaktion des Auroren. Noch immer hatte der Potter seine Gefühle schwer im Griff, wie Severus feststellte. Und doch war es für den Slytherin nötig gewesen, die Missverständnisse aufzuklären, eventuelle Fragen endlich zu beseitigen. Das war er Harry, als Person, aber wohl vor allem als Sohn von Lily schuldig… Die beiden Männer hatten schweigend ein paar Züge gespielt, bis es dem Jüngeren schließlich gelang, einen Bauern von Snape zu schlagen. Ein kleines Lächeln erschien auf den Lippen des Löwen und neugierig blickte er zu seinem ehemaligen Lehrer. Dieser nickte leicht, erwiderte den Augenkontakt des Anderen sonst jedoch nur schweigend. Gedankenversunken überlegt der Gryffindor, mit welcher Frage er beginnen sollte. Was interessierte ihn am meisten. Die Antwort dafür war schnell gefunden und so blickten die grünen Smaragde des jungen Mannes ernst in das Gesicht seines Gegenübers. „Ich habe gesehen, wie Sie starben. Sie haben mir mit Ihrem letzten Atemzug gesagt, dass ich die Augen meiner Mutter habe. Wie also, haben Sie es geschafft, nun lebendig hier zu sitzen?“ Snape schwieg lange Zeit. Er setzte seinen Turm und schlug so Harrys Läufer. Der Potter starrte auf das Brett, dann zu dem Tränkemeister. Dieser erwiderte den Blick nun ruhig, schien zu überlegen, wie er anfangen sollte. „Nachdem du und deine Freunde gegangen wart, hat Lucius mich gefunden. Er hat davon gehört, dass mich der dunkle Lord zu sich bestellt hat und wollte nach mir sehen, da Voldemort allein zurückkehrte. So schlich er sich davon und fand mich. Er rief einen seiner Elfen und ließ mich in sein Haus bringen. Dort wurden die Wunden versorgt. Doch viel wichtiger, ich erhielt dort einen Zaubertrank, den ich Jahre zuvor gebraut habe, um gegen das Gift der Schlange gewappnet zu sein. Dumbledore hatte mir empfohlen, dies zu tun. Gerade noch rechtzeitig konnte so mein Leben gerettet werden…“ Der Snape gab seinem ehemaligen Schüler einige Momente, um das Gehörte zu verarbeiten. Er sah, wie sein Gegenüber zu einer weiteren Frage ansetzte, doch gab er ihm keine Möglichkeit, diese auch zu stellen. „Ich bin dran.“, hauchte der Ältere stattdessen kühl und musterte Harry dabei spöttisch. „Wieso hast du Zeitungsartikel über mich auf deinem Tisch liegen?“ Die Gesichtszüge des Angesprochenen entgleisten. Die Artikel! Er hatte vergessen, diese weg zu räumen und nun… Es musste aussehen, als wäre er von Snape besessen . In gewisser Weise… war es vielleicht auch so. Harry schluckte. Ginny hatte sich immerzu darüber aufgeregt, dass er die Artikel gesammelt hatte. Sie hatte sie weg werfen wollen, denn sie war der Meinung gewesen, dass es ihrem Mann nicht gut tat, immer in der Vergangenheit zu schwelgen. Harrys Hände zitterten, als er den nächsten Zug tat, um Zeit zu gewinnen. Fahrig stellte er seinen Springer auf ein neues Feld und übersah, dass er seinem Gegenspieler so die Möglichkeit gab, diesen zu werfen. „Ich…“, begann der Potter schließlich unsicher, wusste aber nicht was er sagen sollte. Er hatte selbst keine Antwort darauf, wieso er all diese Artikel behalten hatte. Sie hatten ihn interessiert, ER hatte ihn interessiert. Der Mann, dem er so vieles zu verdanken hatte. Der Mann, der sich dem dunklen Lord in den Weg gestellt hatte, um ihn, Harry, das Leben zu retten. „Ich glaube, dies war der einzige Weg, um die Verbindung zu Ihnen nicht zu verlieren.“, hauchte der Löwe schließlich. Er strich sich durch die Haare und schüttelte den Kopf über seine Ausdruckweiße. Das musste unglaublich schmalzig in den Ohren des Tränkemeisters geklungen haben. „Ich meine… Sie haben mich so oft gerettet, mir geholfen, wo es nur ging und ich hatte nie die Möglichkeit…einfach Danke zu sagen. Irgendwie war es meine Weise, damit umzugehen.“ Snape schwieg. Er wusste nichts auf diese Worte zu erwidern. Aus dem Mund des Schülers, den er in den vergangenen Jahren am Meisten verabscheut hatte, klangen solche Worte unwirklich. James Potter hätte so etwas nie gesagt… Aber der Junge war auch nicht James. Eine Tatsache, die dem Schwarzhaarigen erst in den letzten vier Jahren wirklich bewusst geworden war, die er wohl so schnell aber nicht lauthals zugeben würde. Der Springer Harrys fiel. Der Potter seufzte leise. Die erste Frage des Anderen hatte ihn stärker aus der Bahn geworfen als gedacht, hatte ihm sein komisches Verhalten der letzten Jahre in Bezug auf den Tränkemeister erst wirklich offenbart. Mit wildem Herzklopfen erwartete der junge Mann also die nächste Frage. „Was ist wahres dran, an der Geschichte um die Trennung des großen Harry Potter von seiner Frau?“ Severus Snapes Stimme klang spöttisch und böse. Es gefiel dem Gryffindor nicht, dass dieser selbst eine solche Situation wahrnahm, um ihn zu demütigen. Und es kratzte auch an seinem Stolz. War Snape hier, um ihm seine verpatzte Ehe unter die Nase zu reiben? Was hatte der Andere davon. „Wir haben gestritten und letztendlich haben wir uns geeinigt, eine Pause zu machen. Ich habe meine Sachen gepackt und bin hier her, um Abstand zu wahren.“, knurrte Harry wütender, als er wollte. Kurzzeitig flammte in ihm die Frage auf, warum er nicht einfach log, um diese unschönen Dinge nicht erzählen zu müssen. Doch was nutzte es? Er erwartete sich ehrliche Antworten des Älteren. Noch dazu beherrschte Snape wohl noch immer die Kunst der Leglimentik und könnte jederzeit in seinem Geist nach der Wahrheit forschen. Schweigend spielten die beiden Männer weiter. Es dauerte nur wenige Züge, bis es der Löwe geschafft hatte, den Turm des Slytherins zu schlagen. Dabei musste er tatsächlich kurz lächeln. Kurzzeitig hatte der Potter schon aufgegeben. Snape war noch besser, als Ron. „Haben Sie mich in den letzten Tagen verfolgt?“, fragte Harry also. Sein Blick war konzentriert auf den Slytherin gerichtet, der nur wieder ein spöttisches Lächeln von sich gab. „Hattest du etwa Angst Potter?“, kam auch prompt die stichelnde Gegenfrage. Der Gryffindor knurrte. „Beantworten Sie die Frage.“, gab er zurück und funkelte wütend zu dem älteren Mann. Dieser nickte nun langsam. „Ich habe vor einigen Tagen beschlossen, dass es an der Zeit ist, dich aufzusuchen. Um sicher zu gehen, dass du allein bist und kein Fremder zu dir stoßen würde, habe ich dich beobachtet.“ Seufzend starrte Harry auf das Brett. Er hatte es sich also nicht eingebildet. Schon vor ein paar Tagen im Dorf hatte er den Anderen gesehen, wenn auch nur kurz. Vielleicht war es auch der Snape gewesen, der im Wald auf den Ast getreten war. Doch wieso dieses merkwürdige Verhalten, wieso diese Geheimnistuerei? Je mehr Snape erzählte, je mehr Fragen er beantwortete, desto mehr stellten sich in Harrys Kopf. Seine Gefühle schienen dabei mehr und mehr die Gestalt eines großen, verknuddelten Wollhaufens anzunehmen. Er fand keinen Anfang und kein Ende. Von Wut, zu Neugierde, von Hass zu Akzeptanz und Dankbarkeit. Der Potter konnte all das schon nicht einmal mehr einordnen. Und bei all den Gefühlen hatte er eines ganz besonders. Erleichterung. Erleichterung, dass Snape nicht tot war, dass er hier saß, atmete, lebte. Der Potter verstand es nicht. Der Mann hatte ihn so viele Jahre seines Lebens getriezt und doch war er erleichtert darüber, dass eben jener nun doch lebte. Das Spiel lief weiter, während der Potter seinen Gedanken nachhing. Er war nicht besonders aufmerksam dabei, wie er selbst feststellte und musste sich stark konzentrieren, um den Überblick zu behalten. Durch Glück entdeckte der junge Mann einen möglichen Zug, der ihm, wie er glaubte einen Vorteil bescherte. Er zog mit seiner Dame, warf damit einen Bauern des Snapes und lächelte dann. „Schach.“, hauchte er triumphierend. Sein Gegenüber verzog keine Miene. Er versetzte seinen König und sah dann auffordernd zu dem Potter, der bereits überlegte, welche Frage sich als nächstes am Geschicktesten erwies. Es war, wie ein zweites Schachspiel, welches nur in den Köpfen der beiden stattfand. Ein Spiel um Informationen, bei dem man sich nicht in die Irre leiten lassen durfte oder von Kleinigkeiten blenden… „Warum haben Sie mich gerade jetzt aufgesucht? Warum nicht schon früher?“, fragte Harry also fordernd. Die grünen Augen des Auroren blitzten im Licht des Kaminfeuers und man sah ihm an, dass dies eine der Fragen war, die ihm mit am meisten auf der Seele brannte. „Eigentlich sind das zwei Fragen.“, gab der Snape nur schnippisch zurück und lächelte erneut dieses spöttische Lächeln, welches der Jüngere so verabscheute. Es war abwertend und gemein. Snape zeigte damit, wie sehr es ihm Spaß machte, mit dem Potter zu spielen, ihn leiden zu sehen. „Aber da beide auf dieselbe Antwort hinauslaufen, lass ich es gelten. Es war der richtige Zeitpunkt.“ Die Antwort befriedigte Harry in keiner Weise. „Der richtige Zeitpunkt?“, versuchte er nachzuhaken, doch Snape ignorierte dies wissentlich. Der Potter seufzte leise. Er verstand überhaupt nichts mehr. Was versprach sich der Tränkemeister von all dem? Auf was wollte er hinaus. Der Zweck des Ganzen erschloss sich nicht für den Dunkelhaarigen und die kryptische Antwort des Älteren half ihm dabei auch nicht. Snapes schwarze Augen ruhten auf seinem Gegenüber. Dem Slytherin war bewusst, dass er mit seiner Antwort nicht geholfen hatte, die Gedanken des Anderen zu ordnen. Stattdessen würde er wohl eher mehr Dunkel, als Licht in das Ganze bringen. Doch was hätte er auch anderes sagen sollen? Die Wahrheit war doch, dass sich Severus selbst nicht erklären konnte, wieso er sich dem Anderen offenbarte. Wieso er es jetzt tat. Nachdem der Tränkemeister den Artikel im Tagespropheten gelesen hatte, erschien ihm ein guter Zeitpunkt gekommen zu sein. Harry wäre allein, so hatte er gehofft und auch Richtig damit gelegen. Dies wäre eine einfachere Situation, als in dessen Wohnung mit seiner Frau aufzutauchen und sich vor beiden rechtfertigen zu müssen. Schwarz war mittlerweile wieder an der Reihe. Severus begutachtete seine Figuren. Harry hatte kein sonderlich gutes Spiel gemacht, was jedoch auch kein Wunder war. Schon immer lag es mehr im Blut von dem besten Freund des Grünäugigen. Der Weasley wusste besser mit den Schachfiguren umzugehen. Schließlich entschied sich der Schwarzhaarige dafür, mit seinem Turm zu ziehen. Er schlug die Dame des Potters, die völlig frei stand und lächelte dann diabolisch. „Schachmatt, Potter.“ Ein wenig entsetzt über das abrupte Ende starrte Harry auf das Schachbrett. Sein Gegenüber hatte Recht. Der weiße König war komplett eingekesselt und konnte nicht mehr ausweichen. Snape hatte seine Figuren geschickt positioniert, ohne dass es dem Jüngeren richtig aufgefallen war. Geschlagen senkte der Gryffindor den Kopf. „Sie haben noch eine letzte Frage.“, hauchte er dann fair und sah wieder auf. Grün traf auf Schwarz. Harrys Hände zitterten. Die ganze Situation überforderte ihn ein wenig, er wusste kaum, damit umzugehen. Weder was er sagen, noch was er denken sollte. Ein paar Minuten herrschte Schweigen. Es war dem Löwen unangenehm. Snapes Blick, der unablässig auf ihm lag, war unergründlich. Der Auror hatte nicht einmal eine Vermutung, was im Kopf des Älteren vorgehen könnte. „Bist du glücklich, Potter? Zufrieden mit dem Verlauf deines Lebens?“ Wieder einmal schmückte ein spöttisches Lächeln die Lippen des Snapes. Harry konnte nicht sagen, ob er die Frage ernst meinte oder nicht. Und selbst wenn, er hätte sie nicht beantworten können. War er glücklich? Er sollte zumindest. Schließlich hatte er alles, was er brauchte. Ein Dach über dem Kopf, Freunde, Geld. Doch Geld brachte ihm auch nicht das, was er sich am meisten wünschte. Liebe, Leidenschaft und das alte Kribbeln im Bauch, welches er jahrelang nicht mehr verspürt hatte. Das letzte Mal war es eigentlich, wenn der Potter so zurückdachte, als er in Hogwarts gewesen war. Als er in seinem fünften Jahr gegen Umbridge und das Ministerium gekämpft hatte, als er in seinem sechsten Jahr endlich auch ein bisschen Gefallen an Zaubertränken gefunden hatte. Das Kribbeln, welches er immer dann verspürt hatte, als er im Zug zur Schule saß und wusste, dass es nach Hause ging… Hogwarts… Als Harry aufsah, um seine Antwort zu geben, blickte er ins nichts. Snape saß nicht mehr ihm gegenüber. Er war so plötzlich verschwunden, wie er aufgetaucht war. Kapitel 3: Zweite Chance ------------------------ Halli Hallo ihr lieben Leser Es ist erneut Freitag und hier ist das neue Kapitel :) Ich hoffe es gefällt euch. Und wer mag, lässt vielleicht auch ein Kommentar da? Das spornt nämlich an ;) *Bestechungsschokolade hinstell* Bevor es los geht noch einen großen Dank an Seelendieb, die für mich gebetat hat :) Und nun viel Spaß Sein Herzschlag war außer Kontrolle. Viel zu schnell hämmerte sein Herz gegen die Brust, während er versuchte seinen Atem zu kontrollieren. Ein, aus… Ein, aus… Dennoch war Harry nervös. Konnte er noch umkehren? Nein, da kam sie schon! Ein langer Umhang umgab die zierliche Gestalt der Frau. Die Haare waren hochgesteckt, die Augen blickten wie immer streng. Doch als sie Blickkontakt mit dem Potter aufnahm, lächelte sie leicht. Harry kam nicht umhin dieses zu erwidern und seine Nervosität verschwand mit einem Schlag. Er spürte, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, dass er hier richtig war. Dass er wieder zu Hause war. „Mister Potter.“, begrüße ihn die Dame freundlich und klopfte ihm kurz auf die Schulter. „Professor McGonagell. Es freut mich sie zu sehen und dass ich hier sein darf.“ Harry schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. Wie konnte er nur so förmlich gegenüber seiner ehemaligen Professorin sein? „Kommen Sie. Die Zeremonie beginnt in ein paar Augenblicken. Die anderen Lehrer haben bereits mit den Schülern der älteren Jahrgänge Platz genommen. Bald werden die Erstklässler eintreffen. Ich werde Sie nach der Verteilung des Hutes ankündigen und Sie werden durch den Lehrerzugang in die Halle kommen. Es soll eine Überraschung werden.“ Verzückt lächelte die ältere Frau. Sie schien sich wirklich zu freuen! Auch Harry freute sich. Er fühlte das Glück und die Freude wieder hier zu sein in seinem ganzen Körper. Es war schön das Schloss zu sehen, wie es nun wieder aufgebaut war und den neuen Schülern Platz bot. Die Gemälde, die der Potter schon aus seiner Zeit kannte, hingen wieder an Ihren Plätzen und schauten neugierig auf den Neuzugang im Eingangsbereich. Minerva McGonagell, die weiterhin Schulleiterin an Hogwarts geblieben ist, führte den jungen Mann nun durch kleinere Gänge zum Lehrereingang der großen Halle. Durch die massive Holztür drangen nur wenige Laute. Doch als die ehemalige Hauslehrerin von Gryffindor diese öffnete, kam ihr ein Schwall verschiedenster Geräusche entgegen. Lachende Schüler und aufgeregtes Murmeln der angekommenen und wartenden Erstklässler. Harrys Herz pochte nervös. Er fühlte sich wie vor seinem ersten Quidditschspiel, bevor er auf den Besen gestiegen und durch die Lüfte gesegelt war. „Warten Sie hier, Potter. Die Auswahl wird gleich stattfinden. Danach hole ich Sie.“, wiederholte die Schulleiterin ihre Anweisung von zuvor und verschwand in der großen Halle. Harrys Blick schweifte durch den Gang. Er war ein wenig dunkler als die normalen Schülergänge und auch ein wenig schmaler. An den Wänden hingen Kerzen und Fackeln, um die Umgebung zu erhellen. Die Gedanken des Gryffindors schweiften ab. Zu Snape. Dies geschah in letzter Zeit häufig. Noch häufiger als zuvor, wenn man es genau nahm. Seufzend rieb sich Harry die Augen. Es war zum aus der Haut fahren. Er verstand nicht, was der Slytherin mit diesem Auftritt bezweckt hatte. Warum war er einfach verschwunden? Was spielte dieser Mann für ein Spiel? Gleichzeitig musste sich der Dunkelhaarige eingestehen, dass er dem Tränkemeister erneut viel verdankte. Erst dieser hatte ihn mit seinen Fragen darauf gebracht, dass sich in Harrys Leben etwas zu ändern hatte. Dass er nicht glücklich war, so wie es lief. Nur durch ihn hatte er die Entscheidung getroffen, zurück nach Hogwarts zu gehen. Rückblick Ein wenig enttäuscht blickte der Gryffindor auf das Schachbrett. Die Figuren standen noch so da wie das Spiel beendet worden war. Sein König lag gefallen über das Brett verstreut, die schwarzen Figuren jubelten leicht. Das Spiel war der einzige Beweis, dass all das Geschehene wirklich passiert war und nicht nur in seinem Kopf stattgefunden hatte. Müde strich sich Harry durch die Haare, dann über die Augen. Mit einem Wink seines Zauberstabes ließ er die Figuren in ihre Ausgangsposition zurück schweben, dann erhob er sich von dem dunklen Holzstuhl und verließ das Wohnzimmer in Richtung seines Schlafzimmers. Während er sich umzog, hing der Potter seinen Gedanken nach. Wieso war Snape aufgetaucht? Was bedeutete seine Antwort? Warum war es jetzt der richtige Zeitpunkt? Was war geschehen, dass den Tränkemeister dazu verleitete, genau jetzt bei ihm aufzutauchen und ihn mit dem Gefühl allein zu lassen, sein Leben hätte die völlig falsche Wendung genommen? „Bist du glücklich, Potter?“ Immer wieder schoss ihm diese Frage durch den Kopf. Die tiefe Stimme, das spöttische Lächeln. Hatte Snape ihn auf den Arm genommen? Gehörte es zum Spiel, den Jüngeren so zu verwirren, dass dieser nicht mehr wusste was er wollte und was nicht? Wenn der Löwe es recht betrachtete, war er nicht glücklich. Schon in den letzten Tagen hatte er schließlich festgestellt, dass Ginny nun einmal nicht die Frau seines Lebens war, dass ihm etwas Wichtiges in seinem Leben fehlte, auch wenn er noch nicht genau definieren konnte, was es war. In Hogwarts war er glücklich gewesen. Es war sein zu Hause, sein Halt gewesen. Hier hatte er seine ersten Weihnachtsgeschenke erhalten, seine treuesten und engsten Freunde gefunden und hier hatte er die Dinge gelernt und erlebt, die ihm zu seinem heutigen Ich verholfen haben. Hogwarts hatte ihn geprägt. Und er hatte den Schmerz darüber, nicht mehr hingehen zu können, nicht mehr in der großen Halle zu sitzen und über Quidditsch zu fachsimpeln, einfach verdrängt. Weil es einfacher war. Weil es nach der Meinung der Anderen richtig war. Ein Gedanke, eine Idee machte sich im Kopf Harrys breit. Vielleicht konnte er zurück? Vielleicht konnte er ja unterrichten. Schülern das zeigen, was er so sehr an Hogwarts geliebt hatte. Und der Schule etwas zurückgeben, McGonagell etwas zurückgeben. Mit einem Lächeln, welches ihm bei diesem Gedanken auf die Lippen geschlichen war, schlief der junge Mann schließlich ein. Und für kurze Zeit konnte er sogar Snape ein wenig vergessen… An seinem ersten Tag zurück im Büro - denn sein Urlaub hatte sich dem Ende zugeneigt - hatte der Potter dann einen Brief an Professor McGonagell aufgesetzt. Darin fragte er nach der Stelle als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste und nach der Möglichkeit, diese zu besetzen. Und dann hieß es warten. Schließlich war die Schulleiterin beschäftigt. Ein paar Tage später, kam eine kleine graue Eule zu ihm hineingeflogen. Er nahm dem Tier den Brief ab und beobachtete, wie es sich den Weg zurück aus dem Gebäude bahnte. Dann erst wanderte sein Blick zu dem Schriftstück und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Es gab nur eine Person, die eine solch kleine und geschwungene Schrift besaß. Minerva McGonagell. Er hatte eine Antwort bekommen und war so aufgeregt wie an dem Tag, an dem er seinen ersten Brief aus Hogwarts hatte öffnen dürfen. Harry lächelte leicht, als er sich daran erinnerte. Dann wurde sein Gesicht schnell wieder ernst. Der junge Mann brach das Siegel der Schule und fischte vorsichtig das Pergament heraus. Dann las er die wenigen Zeilen mit zitternden Händen. „Sehr geehrter Mister Potter, ich war überrascht und doch erfreut über Ihr Schreiben. Sie haben Glück, die Stelle für das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste ist noch frei. Kommen Sie am 31.08.2015 in mein Büro. Wir werden die Einzelheiten dann klären. Freundliche Grüße Minerva McGonagell Schulleiterin“ Rückblick Ende Lächelnd lehnte der Löwe an der Mauer gegenüber der Tür zur großen Halle. Sein Herz pochte vor Freude und er wurde noch ein Stückchen nervöser. Doch diese Nervosität war angenehm. Wie vor einem großen Abenteuer, auf das man sich freute. An dem Tag seines Treffens mit McGonagell war es ihm ebenso ergangen. Allerdings war das Wiedersehen sehr herzlich ausgefallen. Sie hatten sich umarmt und dann eine Tasse Tee zusammen getrunken. Die ältere Dame hatte dem Gryffindor erklärt, dass es Zufall gewesen ist, welcher dazu geführt hatte, dass die Stelle für Verteidigung unbesetzt blieb. Der eigentliche Kandidat hätte sich kurzfristig als krank gemeldet und wollte die Stelle nicht antreten. Letztendlich hatte sie Harry damit besetzt, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch hatte sie ihm eine Aufgabe mitgegeben, die den jungen Mann zusätzlich fordern würde: Das Amt als Hauslehrer der Gryffindors. Natürlich war es dem Potter eine Freude gewesen, auch dies zu übernehmen und die Schulleiterin so ein wenig zu entlasten. Doch brachte es ebenso eine enorme Verantwortung mit sich. Eine, von welcher der junge Mann hoffte, dass er sie zuverlässig erfüllen konnte. „Mister Potter…“ Aus den Gedanken gerissen, blickte Angesprochener auf. In der Tür stand eine für ihn unbekannte Lehrkraft. Eine junge Dame, vielleicht ein paar Jahre älter als er, sah ihn auffordernd an. „Man wartet auf Sie.“, hauchte die Frau nun. Sie lächelte freundlich und strich ein paar Strähnen ihres blonden Haares aus dem Gesicht. Ihre braunen Augen funkelten im Licht der Fackel gegenüber. Er nickte und folgte der Unbekannten in die große Halle. Kurz blendete ihn das hellere Licht. Das Stimmengewirr rauschte in seinen Ohren. Sein Blick war stur auf die Schüler gerichtet, die neugierig zu ihrer Direktorin blickten. Doch als sich der ehemalige Gryffindor orientiert hatte, konnte er sich entspannen. Er stand nun schräg hinter der Schulleiterin und vor dem Tisch der Lehrer. „Ruhe Bitte.“, bat Minerva und hob die Hände. Nach und nach senkten sich die Stimmen der Schüler, bis sie letztendlich ganz erstarben. „Ich habe eine weitere Ankündigung zu machen, bevor wir das Festessen beginnen lassen. Zu meiner großen Freude hat sich Harry Potter bereit erklärt das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste zu übernehmen und wird Sie alle in diesem Jahr darin unterrichten.“ Die Schulleiterin deutete auf Harry, der in die Menge lächelte und kurz grüßend die Hand hob. Die Schülerinnen und Schüler tobten. Die Halle war erfüllt vom Klatschen und Jubeln. Der Potter war erstaunt über die Freude der Jugendlichen. Doch erfreute es ihn auch. Er fühlte sich wirklich wieder als wäre er zu Hause. Minerva erhob erneut die Hände. Es wurde etwas stiller in der großen Halle, doch ganz wollte das freudige Flüstern und Klatschen nicht aufhören. „Außerdem wird Mister Potter das Amt des Hauslehrers für Gryffindor übernehmen.“, fuhr die ältere Frau fort. Der Tisch der Löwen fiel in einen regelrechten Ausnahmezustand. Sie klatschen laut, pfiffen und jubelten. Harry konnte sich ein breites Grinsen nicht ganz verkneifen. Erneut mahnte McGonagell zu ein wenig mehr Ruhe. Dann lächelte sie kurz, ehe sie das Festessen eröffnete. Sie trat zu Harry und deutete auf einen leeren Platz. „Da werden Sie sitzen, Potter.“, teilte die Direktorin mit. Harrys Blick huschte in die gezeigte Richtung und er erstarrte. Grün traf auf Schwarz und für einen kurzen Moment schien alles in der großen Halle still zu stehen. „Snape.“, hauchte der Gryffindor leise. Der leere Platz des jungen Mannes befand sich direkt neben dem des Tränkemeisters, am äußeren Rand der Festtafel. Der Magen des Löwen zog sich zusammen. In seinen Ohren wurde das Rauschen des Stimmgewirrs lauter und kurze Zeit hatte Harry das Gefühl, er würde jeden Moment das Bewusstsein verlieren. Ein wenig besorgt musterte Minerva ihren früheren Schützling. „Ist alles in Ordnung, Potter?“, fragte sie leise, während sie ihn in die Richtung seines Platzes manövrierte. Angesprochener schaffte es nur zu nicken und ein leises „Mhm“ zu antworten. Die Ältere nickte und setzte sich an ihren Platz, während Harry auf wackeligen Beinen zu seinem lief. „Potter... Ist der Beruf des Aurors doch nicht so erfüllend wie geglaubt?“, fragte Snape spöttisch, als der Jüngere Platz genommen hatte. Harry schnaubte. „Ich dachte mir, lieber sollte ich die Schüler in diesem Fach unterrichten, bevor Sie es wieder tun.“ Snape hob eine Augenbraue, während der Potter versuchte ruhig zu bleiben. Seine Antwort war böser ausgefallen als gewollt. „Das Fach Zaubertränke ist vollkommen zufriedenstellend.“, gab der Tränkemeister zurück. Nun war es an Harry spöttisch zu Lächeln. Er lehnte sich etwas näher zu dem Anderen und hauchte: „Da sagt ihre lange Liste an Bewerbungen für mein Fach etwas anderes.“ Von nun an herrschte eisiges Schweigen zwischen dem Snape und seinem ehemaligen Schüler. Das hatte wohl gesessen, dachte sich der Gryffindor und grinste in sich hinein. Gleichzeitig herrschte ein Chaos in seinem Kopf, welches er zu ordnen versuchte. Eigentlich, so dachte sich der junge Mann schließlich, regierte in letzter Zeit immer Chaos in seinem Kopf, wenn es um Severus Snape ging. Harry wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Es war eine schwierige Situation. Snape, der einfach im Haus seines Paten aufgetaucht war, ihn mit seinen Fragen zum zweifeln gebracht hatte, dazu verleitet hatte seinen Job im Aurorenbüro aufzugeben und nun zu unterrichten. Der Potter war ihm dankbar, wollte es auch zeigen, doch der Andere machte es ihm nicht leicht, irgendein anderes Gefühl außer Wut zu empfinden. Was sollte dieser ganze Spott? Was verleitete den Slytherin dazu, diese Spielchen zu spielen und Harry weiter zu triezen? Der junge Mann schüttelte den Kopf unmerklich. Diese Fragen hatte er sich nun zum wiederholten Male gestellt und eine Antwort fand er nicht darauf. Er würde Snape fragen müssen. Und dieses Mal ließ sich der Gryffindor nicht so leicht unterkriegen. Das beschloss er nun! Zufrieden nahm sich der Löwe Pastete und Kartoffeln. Während er dieses genüsslich verschlang, ließ er den Blick seiner grünen Augen schweifen. Am Lehrertisch saßen ein paar neue Gesichter. Unter Anderem die Dame, die ihn vor ein paar Minuten in die Halle geholt hatte. Sie saß auf dem Platz links von Harry, war aber gerade in einer Diskussion mit Professor Flitwick vertieft. Da waren außerdem ein junger Mann, mit dunkelblondem Haar und freundlichen meerblauen Augen und ein älterer grauhaariger Herr, von dem Harry schon wusste, dass dieser den Platz als Wildhüter und Professor für Pflege magischer Geschöpfe übernommen hatte. Hagrid war nach dem Krieg nach Frankreich gegangen und machte sich mit Madam Maxim, der Schulleiterin von Beauxbatons, eine schönes Leben. Die Blondine hatte ihre Unterhaltung beendet und wandte sich nun an den Potter. Sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Melissa Curtis. Ich bin die neue Lehrerin für Muggelkunde und Astronomie. Und da hinten sitzt mein Bruder Henry. Er unterrichtet Verwandlung.“ Harry nickte ihr zu und erwiderte das Lächeln kurz. „Freut mich. Sie waren aber nicht an Hogwarts, Melissa?“, fragte der Potter nun. Die Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein. Meine Mutter ist Engländerin. Mein Vater Bulgare. Wir haben in Bulgarien gelebt. Aber seit ein paar Jahren ist England mein zu Hause. Genauer gesagt: Hogwarts.“ Harry nickte. Gerade als er etwas erwidern wollte, hörte er neben sich den Stuhl über den Boden rutschen. Sein Blick wanderte zu Snape, der mit grimmiger Miene die große Halle verließ. Ein wenig verwirrt schaute der junge Mann dem Slytherin hinterher und legte den Kopf schief. „Das ist Professor Snape, nicht?“, fragte Melissa. Sie hatte die Augen ein wenig zusammen gekniffen. „Er war ein Todesser.“, hauchte sie dann und schüttelte den Kopf. Harry knurrte leise. „War er nicht. Er war ein Gefolgsmann von Dumbledore und hat für ihn spioniert. Er ist ein Held.“ Melissa lächelte ein wenig angespannt. „Entschuldigung…Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Es schien nicht so, als könntet ihr euch gut leiden.“ Harry lächelte leicht und er nickte zustimmend. „Nein. Das stimmt wohl… irgendwie.“, hauchte er leise und mit ein wenig Ärger in der Stimme. „Er war mein Lehrer, als ich hier gelernt habe. Schon damals waren wir uns nicht grün. Und heute immer noch nicht.“ Die Blondine nickte. „Er ist dieses Jahr sehr kurzfristig zurückgekehrt, habe ich mitbekommen. Professor McGonagell war dankbar darum. Er scheint wohl einer der Besten zu sein...“ Dabei runzelte die junge Frau die Stirn. Man merkte ihr an, dass sie nicht wirklich mit der Art des Snapes zu Recht zu kommen schien. Harry nickte kurz, ehe er sich erhob. „Es hat mich gefreut dich kennen zu lernen. Aber ich muss mich für heute entschuldigen. Ich bin müde und würde mich gern hinlegen.“ Sein Gegenüber lächelte leicht und nickte. „Gute Nacht.“, hauchte sie freundlich und hing noch ein „Entschuldigung, wenn ich zu weit gegangen bin.“ hinten ran. Der Dunkelhaarige winkte ab und wandte sich zur Tür. Er wollte sich gleich daran halten, was er sich vor ein paar Minuten noch selbst versprochen hatte. Also schlug er nicht die Richtung in seine Räume ein sondern machte sich auf, um den Kerkern und vor allem einer grimmigen Fledermaus einen Besuch abzustatten. Er war diesen Weg oft gegangen, wenn er zu Snape zum Nachsitzen hatte kommen müssen. Oder in seinem fünften Jahr, als er regelmäßig am Okklumentikunterricht bei dem Älteren erschienen war. Bisher verband der Potter also keinerlei gute Erinnerungen mit diesem Ort. Doch jetzt hatte der neue Lehrer keine Zeit, um diesen Gedanken nachzuhängen. Er wollte endlich Antworten auf seine Fragen, doch beim Essen war dies unmöglich gewesen. Schließlich war Snape schneller gegangen als der Gryffindor Quidditsch hätte sagen können. Eigentlich hatte Harry warten wollen bis sich die Runde auflöste, doch der Andere hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das schnelle Verschwinden hatte den Jüngeren dazu genötigt ihm bald zu folgen. Sonst wäre es zu spät. Und der Potter konnte in dieser Nacht eindeutig besser schlafen, wenn er wusste woran er war. Da war sich der Dunkelhaarige jedenfalls sicher. Mit einer gewissen Unruhe im Körper erreichte der Gryffindor die Tür zu Snapes Räumen. Und wieder einmal fühlte er sich nervös, obwohl es keinen richtigen Grund gab. Womöglich öffnete ihm der Tränkemeister gar nicht und dann wäre er mit seinem Vorhaben sowieso gescheitert. Aber wie anfangen, wenn doch? Der Grünäugige hob seine Hand und klopfte drei Mal. Er würde es ganz einfach so machen, wie Snape ein paar Wochen zuvor es bei ihm gemacht hatte. Ein Spiel. Vielleicht konnte er den Anderen so reizen. Denn so wie sich Snape verhielt, würde er es doch bestimmt genießen gegen den Helden der Zaubererwelt zu gewinnen. Erneut… Ein paar Minuten herrschte Stille in den Kerkern von Hogwarts. Ein leichter Zug ging durch die langen Flure. Die Fackeln an den Wänden flackerten. Doch dann war es wieder still und die weiten Gänge wurden mit einem warmen Licht geflutet. Kurz dachte Harry an sein zweites Jahr an der Schule, als er mit Ron vergeblich die Räume der Slytherins gesucht hatte. Allerdings schüttelte er diese Erinnerung schnell wieder ab. Die Tür hatte sich geöffnet. „Was willst du Potter?“, herrschte die tiefe bekannte Stimme. Harrys Blick wanderte zu dem Snape, der mit genervtem Ausdruck in der Tür stand. „Ich habe ein paar Fragen. Und ich möchte vorschlagen eine weitere Partie Schach zu spielen.“ Mutig, wie ein Löwe sein sollte, sprach Harry die wenigen Worte aus und versuchte dem stechenden Blick seines Gegenübers stand zu halten. Der lächelte nun spöttisch. „Und was habe ich davon?“, fragte er. Grinsend sah Harry zu dem Älteren auf. „Wenn Sie gewinnen, dürfen Sie mich verhexen wie sie möchten. Lassen Sie Ihrer Wut auf meinen Vater freien Lauf.“, hauchte der Potter nun. Wieder erschien ein abfälliges, spöttisches Lächeln auf den dünnen Lippen seines ehemaligen Lehrers. „Dann solltest du deinen ersten Unterrichtstag vielleicht morgen gar nicht antreten.“, gab der Ältere zu bedenken. Harry lächelte nur. Sollte Snape doch davon ausgehen, dass er gewann. „Wenn ich gewinnen sollte, müssen Sie etwas Freundliches für mich tun!“, sagte er also. Der Tränkemeister wurde ernst. „Nun gut. Komm rein.“ Kapitel 4: Revanche ------------------- Halli Hallo... also Freitag ist es nicht mehr, ich weiß. :( Aber ich bin auch ein wenig traurig. Bei den Kommentaren geht doch noch ein wenig mehr? ;) Wie wäre es wenn bis kommenden Freitag 5 neue Kommentare da sind, dafür gibts höchst pünktlich das neue Kapitel? ;) So als kleine Challenge? ;) Und nun viel Spaß :) Mit, nun wieder ernstem Gesicht, kam Harry der Aufforderung nach. Der junge Mann trat an Snape vorbei und in dessen Privaträume. Er war hier nur ein paar Male gewesen, als er die Unterrichtsstunden in Okklumentik erhalten hatte. Verändert hatte sich nichts. Sie befanden sich in einem privaten Labor. Überall standen kleine Fläschchen in zahllosen Regalen an der Wand. Hier und da schien sich etwas zu bewegen, noch zu Leben, obwohl es verkorkt war. Der Potter verband keine guten Erinnerungen mit diesem Raum und man sah ihm an, dass er sich nicht wohl fühlte. Snape deutete auf eine weitere, recht unscheinbare Tür, die dem Jüngeren bisher nie aufgefallen war. Dann ging der Tränkemeister voran und führte seinen ehemaligen Schüler in einen Raum, den wohl bisher noch nicht viele Menschen betreten hatten. Es war ein kleines Wohnzimmer und ähnlich aufgebaut wie das Zimmer im Hause der Blacks. Gegenüber dem Gryffindor befand sich ein Kamin. Warmes Feuer brannte darin und hüllte den Raum in angenehmes Licht. Ein einsamer Sessel stand seitlich vor dem Kamin. Es gab kein Sofa, keine weitere Sitzgelegenheit mit Ausnahme der zwei Stühle und dem kleinen Tisch zur rechten Hand des Potters. Auch hier standen an allen Wänden verschieden große Regale, die teilweise mit Büchern und teilweise mit weiteren skurril gefüllten Gläsern besetzt waren. Harry entspannte sich merklich. Hier war es warm und für einen Slytherin erstaunlich freundlich eingerichtet. Auch wenn die Farben der Wände und des Bodens eindeutig darauf hinwiesen, dass hier eine Schlange zu Hause war. Zwei der vier Wände waren in einem dunklen moosgrün. Das silberne Wappen Slytherins befand sich in den Ecken. Die anderen zwei Wände waren weiß. Der Boden bestand aus dunklem, fast schwarzem Holz, doch zwei weiche grüne Teppiche waren darauf gelegt worden. Severus gab seinem ehemaligen Schüler die Zeit, sich umzusehen. Harry war dankbar dafür. Denn auch wenn er wusste, dass der Tränkemeister auch nur ein Mensch wie jeder andere war und sich einfach nur wohlfühlen wollte, hatte er doch irgendwie immer geglaubt, dass der Ältere nicht viel Wert auf eine schöne Ausstattung seiner Räume legen würde. Es galt, das neu Gesehene kurz zu verdauen und die Vorurteile herunter zu schlucken. Ein paar Minuten waren so schweigend vergangen, ehe der Grünäugige schließlich auf den kleinen Tisch deutete. „Wollen wir spielen?“, fragte er dann und versuchte selbstbewusst zu klingen. Innerlich sah es anders aus. Er war ein wenig nervös. Schließlich hatte er einen hohen Preis eingesetzt und er musste gewinnen. Doch einen kleinen Trumpf hatte der junge Mann noch im Ärmel. Während er darauf gewartet hatte, die Zusage für Hogwarts zu bekommen, hatte sich Harry natürlich auch kurzzeitig Gedanken gemacht, den Snape noch einmal aufzuspüren und mit seinen Fragen zu konfrontieren. Auch hatte er überlegt, dass der Andere sein Spielchen vielleicht fortsetzen wollte und entsprechend hatte sich der Dunkelhaarige vorbereitet. Der ehemalige Auror hatte seine besten Freunde besucht. Dies war auch bitter nötig gewesen, denn er musste sich einiges anhören und vieles klar stellen. Anfangs war Ron sehr sauer gewesen. Die Sache mit Ginny war ihnen natürlich zu Ohren gekommen. Ron war der Meinung gewesen, dass Harry ihn hätte informieren sollen. Außerdem riet der Rotschopf seinem besten Freund, noch einmal mit Ginny zu sprechen. Schließlich, so die Worte des Weasleys, konnte er ja seine Ehe nicht einfach so wegwerfen. Es war natürlich klar gewesen, dass seine besten Freunde darauf pochten diese Ehe zu retten. Ron war Ginnys Bruder und würde natürlich alles in der Welt tun, diese auch glücklich zu sehen. Und Hermine… Sie war eben Hermine. Sie gehörte nun zu den Weasleys und wollte ihre neue Familie zufrieden sehen… Harry hatte sich die Schimpftiraden angehört, jedoch schnell klar gestellt, dass er sich erst einmal darüber Gedanken machen musste, ob er die Ehe weiterhin wollte. Außerdem war auch seine Frau der Meinung gewesen, das Abstand ihnen Beiden gut tat. Anschließend hatte der junge Mann schnell das Thema gewechselt und war zu seinem eigentlichen Anliegen übergegangen. Ausführlich hatte der Gryffindor seinen beiden besten Freunden von der Nacht mit Snape erzählt. Und dankbar musste er dabei feststellen, dass Beide ihm weiterhin zur Seite standen, trotz des aktuellen Desasters mit Rons Schwester. Der Rotschopf hatte ihm dann ein paar Tipps im Schach gegeben. „Für alle Fälle!“, wie er selbst gesagt hatte. „Möchtest du weiter im Raum herumstehen oder lieber spielen, Potter?“, fragte Snape mit seiner öligen, tiefen Stimme. Erschrocken sah Harry zu dem Älteren auf. Dieser saß bereits am Tisch und hatte ein Schachbrett hervor geholt. Die magischen Figuren standen bereit und alles schien nur auf den Gryffindor zu warten. „Entschuldigung. Ich war gerade ein wenig in Gedanken.“ „Was ja nichts Neues ist.“ Wie immer, wenn er Harry foppte, lächelte Snape spöttisch. Er hob eine Augenbraue und deutete auf den freien Platz. „Nicht so schüchtern.“, hauchte er dann noch und grinste fies. Angesprochener kniff die Lippen zusammen und hoffte, dass die Tricks seines besten Freundes halfen. Sonst käme er SO schnell nicht mehr aus dieser Schlangenhöhle. Also nahm der Gryffindor Platz. Wie schon bei der gemeinsamen Partie Schach vor ein paar Wochen, hatte er auch dieses Mal die weißen Figuren. Stumm blickte er diese an, hörte die leisen motivierenden Rufe der Schachfiguren. Letztendlich beschloss der Potter mit einem äußeren Bauern zu starten und ließ diesen ziehen… Fast alles erinnerte an das erste Spiel. Das Schweigen und die Konzentration in den ersten Zügen. Dabei brannten die Fragen in Harry, wollten endlich raus. Er brauchte Antworten. Doch einer der Tipps von Ron war, nicht überstürzt der Fragen wegen Figuren des Anderen zu schlagen. Es musste System dahinter stecken. Eine Strategie. Es vergingen weitere Züge der beiden Männer. Schließlich jedoch war es nicht Harry, der die erste Figur schlug, sondern Snape. Die schwarzen Augen richteten sich nun auf den Jüngeren, fixierten ihn und schienen in dessen Seele einzudringen. Jedes Mal, wenn sich die Blicke der beiden Männer trafen, hatte der Potter das Gefühl, Snape konnte in ihm lesen wie in einem offenen Buch. „Warum bist du in Hogwarts, Potter?“, fragte der Tränkemeister leise. Keine schwierige Frage, wie Angesprochener fand. „Sie haben mich darauf gebracht. Als sie mich fragten, ob ich glücklich bin. Richtig glücklich war ich bisher nur in Hogwarts. Also habe ich versucht zurückzukehren. Und es hat geklappt.“ Die grünen Smaragde funkelten, während Harry dies sagte. Dann grinste er. „Schon wieder muss ich mich bei Ihnen bedanken, Severus.“ Der Ältere stutzte. Man merkte kaum, dass ihn die Antwort sowie der Klang seines Vornamens aus dem Munde seines ehemaligen Schülers aus dem Konzept brachten. Doch Harry, der nun so viele Stunden privat mit dem Mann verbracht hatte, konnte das kurze Zögern des Anderen wahrnehmen und freute sich insgeheim darüber, Snape auch Mal ein wenig verwirrt zu erleben. Der Meister der Schlangen zog wortlos, dann wieder Harry. Tatsächlich hatte er nun einen Vorteil und konnte einen Läufer des Tränkemeisters schlagen. Zufrieden nickte er und fixierte dann seinen Gegenüber. „Wieso haben Sie dieses Spielchen angefangen?“, fragte der Jüngere nun leise. Er senkte den Blick und ihm war anzusehen wie sehr ihn das ganze beschäftigte. Severus kniff die Augen zusammen. Wie sollte er antworten? Der Blick seines ehemaligen Schülers hatte gerade etwas ausgelöst in ihm. Etwas, dass er schon vor vielen Wochen gespürt hatte, als er den Zeitungsartikel gelesen hatte. Etwas, dass ihn letztendlich wohl dazu verleitet hatte den Jüngeren aufzuspüren und mit diesem zu sprechen. Mitgefühl, Zuneigung, Interesse. Doch sich dieses einzugestehen… davon war der Snape noch weit entfernt. Stattdessen verdrängte er diese Gefühle, schob sie davon und versuchte nicht daran zu denken; seinen Verstand davon zu befreien. „Schlangen spielen gerne. Das müsstest du am Besten wissen. Schließlich hast du mit einer der Größten unter ihnen gespielt. Und gewonnen.“ Auch wenn diese Worte kühl klangen und wohl vom eigentlichen Grund ablenken sollten, hörte der Löwe doch, dass ein kleines Kompliment mitschwang. Und es verwirrte ihn mehr, als dass es ihm schmeichelte. Zu dem befriedigte die Antwort Harry nicht wirklich. Es war schon wieder so eine kryptische Aussage, welches alles und nichts bedeuten konnte. Hatte der Snape wirklich keinen richtigen Beweggrund? Wahrscheinlich schon… Da war sich der Dunkelhaarige sogar ziemlich sicher. Aber er war sich nun auch bewusst, dass Snape diesen erst bekannt geben würde, wenn dieser es selbst für richtig hielt. Egal, wie viele dieser Spiele sie spielen würden. Am Ende würde Harry immer verlieren. Mit diesem Gefühl ging der Potter das Spiel nun anders an. Es war ihm egal Figuren zu schlagen. Sein einziges Ziel war zu gewinnen. Er spielte nun anders und setzte die Tipps, die er von seinem besten Freund erhalten hatte, bewusster um. Die nächste Figur, welche ein paar Minuten später fiel, war dennoch eine Schwarze. Seufzend sah Harry auf und legte den Kopf schief. Was sollte er fragen? Eine richtige Antwort würde er wohl sowieso nicht bekommen. Oder vielleicht doch? „Lieben Sie Lily noch?“, fragte der Gryffindor nun provokant. Er hatte die Erinnerungen von Snape gesehen, die Bilder gesehen und hatte ein wenig mitfühlen können, als der Snape seine Liebe an James verloren hat. Doch würde der Tränkemeister nie ein glückliches Leben verbringen, wenn er nicht endlich los ließ. Das war jedenfalls die Meinung des Grünäugigen. Harry musste lange auf seine Antwort warten. Er war schon kurz davor den Professor noch einmal anzusprechen, als dieser die Stimme erhob. „Lily Potter war die reinste und liebevollste Person, die ich kennen lernen durfte. Sie war die Einzige, die einen Menschen nie verurteilt hat. Ich liebte und liebe Sie dafür.“ Die Antwort überraschte den Löwen. Sie war für ihn klar und er folgerte daraus, dass Snape wohl nie loslassen würde. Es war schade. Er gönnte dem Älteren das Glück einer bestehenden Liebe, einer realen Liebe. So liebevoll die Worte des Anderen inhaltlich auch gewesen waren, so wütend und verschlossen waren Sie aus dessen Mund gekommen. Hier hatte der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste klar einen wunden Punkt getroffen. Irgendwie tat es dem jungen Mann daher nun leid, einfach so Salz in die Wunde gestreut zu haben. Snape spielte die folgenden Züge nun fahriger. Er schien weit weg mit seinen Gedanken zu sein. Die schwarzen Augen huschten abwechselnd zu seinen Figuren und dann wieder zu Harry, der weiterhin versuchte die Ruhe zu behalten. Eine weitere schwarze Figur – ein Läufer – fiel. Man merkte dem Schwarzhaarigen deutlich an, wie sehr es ihm missfiel, was geschah, doch er konnte es nicht ändern. Harry ließ sein Blick kurz über das Brett schleichen. Er war zufrieden. Dann sah der Gryffindor auf. „Sie hassen mich, weil ich James Potters Sohn bin. Warum haben Sie nie versucht den Teil in mir kennen zu lernen, der von Lily Potter stammt?“ Dem Snape entgleisten die Gesichtszüge und er versuchte nicht einmal diese wieder in den Griff zu bekommen. Nach purem Entsetzen folgte der blanke Hass auf seinem Gesicht. Er war wütend. Der Löwe hatte sein Spiel zu weit getrieben, zu hoch gesetzt und verloren. Dabei war ihm die Frage mehr raus gerutscht. Er hatte sie so gar nicht aktiv stellen wollen. „Du bist nicht wie deine Mutter. Du bist nur wie er. Genauso arrogant, genauso unverschämt und respektlos. In dir steckt keine Faser von der Frau, die so reinen Herzens war. So intelligent und so voller Liebe, dass sogar der dunkle Lord scheiterte. Der dunkle Lord fiel, weil die Liebe von Lily Potter zu stark für ihn war. Nicht du. Nicht James Potter.“ Die Worte trafen Harry. Jedes einzelne fühlte sich an wie ein Peitschenhieb. Gekränkt blitzten die grünen Augen auf. Er wagte es jedoch nicht etwas zu erwidern. Jetzt etwas zu sagen glich einem Todesurteil. Stattdessen deutete der ehemalige Schüler auf das Brett und schluckte schwer. Severus sah ihn scharf an. Man sah ihm an, wie es ihm widerstrebte das Spiel fortzuführen. Die schwarzen Augen waren weit aufgerissen und nach der kurzen Hasstirade hatte der Slytherin tief durchatmen müssen. Seine Hände zitterten vor Wut, waren zu Fäusten geballt. Er herrschte seine Dame an und warf damit einen Turm von Harry. Schwarz traf auf grün. Die Wut im Gesicht des Älteren wich. Stattdessen war da wieder Spott. Harry seufzte leise. Snape würde sich rächen. Er würde ihn fertig machen - wie schon so oft. Der Tränkemeister hatte schon immer gut ausgeteilt. Nur einstecken war leider keine Eigenschaft, die der Hauslehrer wirklich beherrschte. „Wie fühlt es sich an, nicht in der Lage zu sein seiner Frau ein Kind bescheren zu können?“, fragte Snape und an seiner Stimme hörte man, wie sehr er es genoss, nun ebenfalls in den seelischen Wunden des Jüngeren bohren zu können. Verletzt sah der Grünäugige zu seinem Gegenüber. „Immerhin habe ich eine Frau. Wir hatten eine Ehe, bei der wir uns hätten vorstellen können ein Kind zu bekommen. Auch wenn diese Ehe gescheitert ist und auch das Kinder kriegen, so stehe ich mit beiden Beinen mehr im Leben als Sie es je geschafft haben, weil Sie immerzu Lily Potter hinterher gelaufen sind. Einer Frau, die sich gegen Sie entschieden hat. Und statt eine neue Liebe zu finden und ihr Leben zu genießen, haben Sie… - “ „ES REICHT!“ Wütend wurde Harry von seinem ehemaligen Lehrer unterbrochen. Dieser hatte sich nun erhoben, der Blick erneut hasserfüllt. Mit einem großen Schritt stand er neben dem Jüngeren und mit festem Griff zog er diesen vom Stuhl herunter. Erschrocken keuchte Harry auf. Seine grünen Augen waren weit aufgerissen. Er hatte es übertrieben. Wirklich übertrieben. Wie hatte er den Anderen nur so verletzen können? Aus ihm hatte Wut gesprochen, Wut über die Situation, über das Spiel, über die fehlenden Antworten. Es war falsch gewesen… „Es tut mir leid.“, hauchte er leise. Die Hände um seinen kragen lösten sich deswegen nicht. Stattdessen wurde er in die gegenüberliegende Ecke geschubst. „Es reicht.“, wiederholte der Schwarzhaarige nun, die Stimme schon wieder etwas leiser. „Du hast gewonnen. Das Spiel ist vorbei. Geh jetzt. Ich will dich hier nicht mehr sehen.“ Bei den Worten sah Harry zu dem Anderen. Er spürte, dass dieser von seinen Worten ebenso getroffen war, wie der Jüngere von dessen Antwort zuvor. Er hatte Snape verletzt. Einen Mann, der seine beste Freundin noch immer im Herzen trägt. „Es tut mir leid.“, wiederholte nun der Potter seine Worte. Er senkte den Kopf demütig, um seine Worte noch zu untermauern. Dann jedoch wandte er sich ab und verließ die Räume des Tränkemeisters. Die schwere Tür fiel hinter dem Gryffindor ins Schloss. Es war spät geworden, stellte er fest. Er war müde, doch fühlte er sich unruhig und matt. Schlafen würde er nicht können. Dafür war zu viel passiert. Zu viel, was es zu verarbeiten galt. Statt also den Weg in seine Räume einzuschlagen, führten seine Füße ihn nach draußen. Ein Spaziergang. Das wäre jetzt das Beste, um den Kopf frei zu bekommen. Frei von Snape und seinen Gefühlen. Frei von allem. Die frische Luft tat gut. Durch die fehlende Sonne war es kühler geworden. Bald würde es Herbst werden. Die Blätter würden fallen und alles bunt färben. Harry musste lächeln. Nach dem Herbst würde der Winter kommen. Er liebte den Winter. Alles war von einer dicken Decke aus Schnee überzogen. Er mochte das… Seufzend ließ der Grünäugige den Blick schweifen. Der Abend war ganz anders verlaufen, als er sich erhofft hatte. Sein Plan war doch so gut gewesen. Das Spiel. Die Fragen. Doch Snape hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mal wieder… Und seine eigene, viel zu große Klappe kam noch dazu. Es tat dem jungen Mann wirklich leid. Die Entschuldigungen waren ernst gemeint gewesen. Eigentlich hatte er den Anderen nicht verletzen wollen. Ausgerechnet den Mann, der ihm geholfen und ihm das Leben so viele Male gerettet hatte. Andererseits hatte Snape es ihm auch sehr schwer gemacht. Schon seit der Potter den Schwarzhaarigen kannte. Dessen Hass machte ihn fertig. Hatte Harry diesen anfangs noch erwidert, so war sein Wunsch jetzt nur noch der Friede. Akzeptanz. Vielleicht eine Freundschaft. War das denn wirklich zu viel verlangt? Warum blockte Snape so ab? Warum spielte er mit ihm und war dann wütend, wenn er eine Retourkutsche erhielt? Statt endlich Antworten zu erhalten, hatten sich nur wieder mehr und mehr Fragen im Kopf des Grünäugigen gesammelt. Wie immer, wenn es um den Tränkemeister ging! Der Blick des Dunkelhaarigen wanderte zum Schloss. Für heute würde er nicht mehr weiter kommen. Er musste jedoch dran bleiben. Das sagte das Gefühl des Löwen. Er musste weiter bohren und hinter die kalte, von Hass erfüllte Fassade blicken. Nur das würde helfen und ihn endlich Antworten geben. Die Spiele mussten aufhören. Er war damit gescheitert. Und nun galt es nicht noch mehr Scherben zu hinterlassen, sondern endlich einen geeigneten Weg zu finden miteinander auszukommen. Harrys Herz klopfte wild, wenn er an den Moment dachte, als Snape ihn so wütend angesehen hatte. Die Angst, die Aufregung, die Enttäuschung. Der Schmerz, verursacht durch seine Worte. Das war ihm alles neu. Bisher hatte er nur Wut empfunden. Wut auf die abfälligen Worte des Slytherins über seinen Vater. Doch nun… Er hatte Snape verletzt gesehen. Er hatte etwas über dessen Gefühle erfahren und das wiederum hatte auch in ihm etwas bewegt. Etwas, was der Grünäugige nicht einordnen konnte. Völlig neue Gefühle in Bezug auf Severus Snape. Gefühle, die es zu ergründen galt. Langsam führten die Schritte des Potters zurück zum Schloss. Es war spät und er würde morgen seine ersten Unterrichtsstunden geben. Dabei völlig übermüdet aufzutauchen war nicht verantwortungsvoll. Zudem hatte er noch nicht ausgepackt, geschweige denn seine Räume ein wenig gemütlicher eingerichtet. Das musste wohl oder übel auch noch warten. Schweigend schritt Harry durch die Gänge. Schließlich erreichte er seinen zukünftigen Wohnbereich. Dieser war ähnlich aufgebaut, wie der des Snapes. Statt einem einzelnen Sessel hatte der Held der Zaubererwelt jedoch eine Couch für zwei Personen. Noch leere Regale umgaben den Kamin gegenüber der Sitzmöglichkeit. Auch sonst war es recht kahl. Aber das würde sich noch ändern. Da war sich der Potter sicher. Dieser lief nun durch das Wohnzimmer und direkt in sein Schlafzimmer, welches mit einem Bett, aus dunklem Holz gefertigt, und einem simplen Schrank ausgestattet war. Auch wenn es hier ebenfalls noch sehr leer aussah, so fühlte sich der junge Mann doch wohl. Er war in Hogwarts. Hier war sein zu Hause. Und mit diesem Gedanken schlief der Dunkelhaarige schließlich ein… Kapitel 5: Das Abendessen ------------------------- Es vergingen mehrere Wochen, in denen sich Harry und der Tränkemeister gekonnt aus dem Weg gingen. Beim Essen erschien der Ältere meist nicht oder ging sofort, wenn der Potter dazu stieß. Für den Grünäugigen war das erst Mal nicht wirklich unangenehm. Er nahm sich die Zeit, sich in Hogwarts einzugliedern und auf seinen Unterricht intensiv vorzubereiten. Und da blühte er richtig auf. Zudem musste er sich klar werden, was er denn nun wollte - vor allem privat. Erst als es auf Weihnachten zu ging und die Ferien näher rückten, stellte Harry fest, dass sich endlich etwas ändern musste. Snape verkroch sich zu oft in seinen Räumen. Auf den Gängen hörte man Schüler schon darüber tratschen, dass dieser nach dem Unterricht meist schnell in seine Räume verschwand und auch Privat wohl nur noch wenig für seine Schützlinge aus Slytherin ansprechbar war. Es war ein merkwürdiges Verhalten, welches Harry so an dem Lehrer nicht kannte. Und es machte ihn stutzig. Gleichzeitig war der junge Mann auch ein wenig besorgt und hatte sogar ein schlechtes Gewissen. Der Gryffindor gab sich selbst die Schuld daran, dass der Schwarzhaarige sich zurückzog und die Einsamkeit suchte. Immerhin war er es gewesen, der die alten Geschichten mit Lily Potter aufgewärmt und sie dem Snape unter die Nase gerieben hatte. An einem kühlen Dezembernachmittag, es war an einem Hogsmeadewochenende, warf sich der Potter endlich einen Umhang über seine Kleider und verließ seine Räume. Die Gänge des Schlosses waren kalt und ausgestorben. Die meisten jüngeren Schüler traf man in ihren Gemeinschaftsräumen oder in der Bibliothek an. Draußen war es zu windig und ein leichter Schneeregen verdarb den Meisten die Lust auf einen Spaziergang oder eine Schneeballschlacht. Nicht ein Schüler begegnete dem jungen Mann auf seinem Weg zu den Räumen des Tränkemeisters. Harry war insgeheim froh darüber, denn er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf den Snape lenken. Am Ende würde noch über den Zaubertranklehrer getuschelt werden, wie dieser Harry abwies oder auf den Gängen zusammenpfiff. Keine fünf Minuten später erreichte der Grünäugige die Tür zu den privaten Räumen des Slytherins. Er klopfte laut und versuchte dabei, es selbstbewusst klingen zu lassen - auch wenn dem nicht so war. Das schlechte Gewissen plagte Harry nun immer mehr und er wollte endlich Frieden haben. Wollte normal mit seinem ehemaligen Lehrer und jetzigen Kollegen umgehen können. Es war ihm wichtig, auch wenn er in all der vergangenen Zeit noch nicht ergründen konnte, warum. Wartend stand der Potter vor der Tür. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, um seine Unsicherheit zu verbergen. War Snape nicht da oder ahnte er womöglich, wer auf der anderen Seite der Tür stand und um Einlass bat? Warum ließ er ihn warten? Glaubte Severus Snape wirklich, dass Harry einfach so aufgab und wieder ging, wenn er diesem nicht öffnete? Erneut klopfte der ehemalige Sucher. Er versuchte es ein wenig „bittender“ klingen zu lassen. Doch auch dieses Mal öffnete niemand. Harry wartete einige Minuten. Dann erhob er seine Hand zum dritten Mal. Er klopfte laut und ohne Pause. So schnell würde er nicht aufgeben! Und tatsächlich. Die dunkle Holztür wurde aufgerissen. Dahinter stand Snape und funkelte ihn wütend an. „Was ist?“, zischte er bedrohlich. Angesprochener schluckte. „Darf ich reinkommen?“, fragte der Jüngere leise. Kurz schien der Snape abzuwägen, entschied sich jedoch dagegen. Denn er verengte seine Augen und schüttelte den Kopf leicht. „Nein.“, fauchte der Mann nun und wollte die Tür schon wieder schließen. „Halt. Bitte. Professor… Severus.“ Harrys Worte kamen flehend und seine grünen Augen waren bittend auf den Älteren gerichtet. Absichtlich hatte der Potter den Vornamen benutzt, um den Anderen vielleicht etwas aus dem Konzept bringen. Tatsächlich hielt der Ältere einen Moment inne. „Was willst du?“, wiederholte er seine Frage. Die Stimme war nur ein leises Hauchen, doch die Wut konnte man deutlich heraushören. „Es tut mir leid.“, hauchte der Gryffindor nun leise. „Es tut mir leid. Ich habe es übertrieben und eine Grenze überschritten, die ich nicht hätte überschreiten dürfen! Ich habe Sie verletzt und nicht über die Konsequenzen meiner Worte nachgedacht.“ Grüne Smaragde trafen auf ablehnende schwarze Obsidiane. Severus schien die Worte seines Gegenübers zu überdenken. Im ersten Moment hatte er überrascht gewirkt und es nicht verbergen können. Scheinbar hatte der Tränkemeister nicht mit einer weiteren Entschuldigung des Jüngeren gerechnet. Doch Harry wusste, was er falsch gemacht hatte und es war Zeit, seinen Stolz runterzuschlucken und endlich auf den Hauslehrer der Schlangen zuzugehen. Ein Friedensangebot zu unterbreiten. Jedoch er hatte nicht mit dem Verhalten des Anderen gerechnet. Dieser verengte die Augen nun wieder, während er zu sprechen begann: “Scher dich zum Teufel, Potter.“ Und damit schlug er die Tür zu, dessen Knall noch lange im ausgestorbenen Keller widerhallte. Enttäuscht blickte Harry auf das dunkle Holz. Was hatte er erwartet? Dass Snape ihm umgehend verzeihen, ihn rein bitten und mit ihm einen Tee trinken würde? Bei Merlin, nein. Aber vielleicht doch eine kleine Regung, eine Geste der Vergebung. Irgendetwas, das dem Jüngeren das Gefühl gab, dass auch von Seiten des Tränkemeisters irgendein Interesse bestand, das Kriegsbeil zu vergraben. Wieso sonst war er nach so langer Zeit einfach bei Harry aufgetaucht und hatte ihm die Idee in den Kopf gepflanzt, nach Hogwarts zurück zu kehren? Was hatte Snape bezweckt, wenn nicht ein besseres Verhältnis zu dem Sohn seiner verstorbenen großen Liebe? Kam der Andere einfach nicht weiter aus seiner Haut hinaus? Oder war er gar einen Schritt gegangen, den er nun wieder bereute? Hatte er mit dem Aufsuchen von Harry eine Tür geöffnet, von der er sich nun wünschte, sie doch besser geschlossen gehalten zu haben? Irgendwann wandte sich der Gryffindor von der Tür ab. Es kam ihm vor, als hätte er ewig vor dieser gestanden und seinen Gedanken nachgehangen. Nun jedoch war es Zeit in seine Räume zurückzukehren. Er könnte noch ein paar der Arbeiten seiner fünften Klasse korrigieren, bevor es zum Abendessen gehen und er erneut die Ignoranz des Snapes spüren würde. Seufzend und mit einem Knoten im Magen setzte sich der Potter in Bewegung. Harry ahnte nicht, was er mit seiner Entschuldigung gegenüber dem Älteren in Gang gesetzt hatte. Nachdem der Snape die Tür zugeschlagen hatte, war er fuchsteufelswild in sein Labor gestapft. Unruhig hatte er sich den Rattenschwänzen zugewandt, die der Slytherin bis zu dem überraschenden Besuch noch geschnitten hatte. Doch Severus konnte nicht konzentriert arbeiten. Die Stücke wurden unregelmäßig und waren für den Trank nicht zu gebrauchen. Dann schnitt sich der sonst so vorsichtige Tränkemeister auch noch in den Finger. Ein leiser Fluch war in dem kleinen Privatlabor zu hören. Severus verließ dieses daraufhin wütend und setzte sich an seinem Schreibtisch im Nebenraum. Jedoch konnte er sich keinen Moment auf die Arbeiten auf seinem Schreibtisch konzentrieren. Immer wieder hallten die Worte des Potters in seinen Ohren. Es tat ihm leid. Sollte er diese Entschuldigung ernst nehmen? Und selbst wenn, was sollte es ändern? Der Snape fuhr sich fahrig durch die langen schwarzen Haare und schüttelte den Kopf. Es sollte nichts ändern! War es nicht besser, wenn sie sich aus dem Weg gingen? Es würde ihm und dem Potter besser gehen, wenn das beibehalten werden würde. Jedenfalls konnte er sich das einreden. Keiner würde mehr verletzt werden. Sie hatten schließlich beide das Talent Dinge zu sagen, die unwillkürlich dazu führten, den Anderen damit zu verletzen. Doch waren da leise Zweifel. Zweifel, die Gefühle mit sich brachten, welche er nicht zu ordnen konnte. Der Slytherin bewunderte den Löwen für seinen Mut, empfand Sympathie für dessen Entscheidung nach Hogwarts zurück zu kommen und empfand leise Genugtuung, dass er selbst es war, der den Potter auf diesen Gedanken gebracht hatte. Gefühle und Gedanken, die er lange nicht mehr gefühlt hatte. Severus war nicht entgangen, dass Harry hartnäckig war und bestrebt zu sein schien, das seit vielen Jahren bestehende Kriegsbeil zu begraben. Auch wenn der Snape nicht ganz abgeneigt war, so graute es ihm doch vor den Folgen. Sympathien konnten schnell umschlagen… Und dieser Junge war nicht der Richtige, um sich erneut solcher Qualen auszusetzen, wie er sie einst erlebt hatte. Kopfschüttelnd blickte der Hauslehrer in das Feuer, welches im Kamin leise knisterte und den Raum mit einer wohligen Wärme füllte. Er dachte an den Zeitungsartikel, welcher den Auszug von Harry aus der gemeinsamen Wohnung mit Ginny beschrieben hatte und an seine plötzliche Entscheidung, den Jungen aufsuchen zu wollen. Es war ein innerer Drang gewesen, eine Art Neugier, was aus dem Retter der Zaubererwelt geworden ist. Wie ein Zauber, den der Tränkemeister nicht beschreiben konnte. Als hätte ihm jemand zugeflüstert, dass nun der richtige Moment gekommen wäre, um Kontakt mit einem jungen Mann aufzunehmen, dessen Geschichte so eng mit der des Snapes verknüpft war. Für einen Moment massierte sich der Hauslehrer die Schläfen. Die Schachspiele kamen ihm wieder in den Sinn. Die verlorene Wette. Es waren noch Wettschulden offen, die er zu begleichen hatte. Der Verteidigungslehrer hatte sich etwas Nettes von Ihm gewünscht. Eine nette Tat… Kopfschüttelnd blickte der Snape ins Feuer. Je eher er dies umsetzte, desto besser. Danach würden Sie wieder dazu übergehen, sich zu ignorieren. Jedenfalls würde er selbst es tun. Potter war ein Taugenichts, so redete Severus es sich immer wieder ein. Ein Mensch, wie James Potter es gewesen war. Entschlossen erhob sich der Slytherin und holte sich Pergament und Feder aus einem kleinen Schränkchen neben dem Kamin. Dann setzte er sich zurück an seinen Schreibtisch und verfasste einen kurzen Brief. Die Rolle Pergament versiegelte der Mann anschließend, ehe er sie mit einem Zauber versah und zu dem Gryffindor schickte. Eine Eule wäre hierfür nicht nötig. Nun hieß es warten… Harry hatte es sich währenddessen an seinem Schreibtisch bequem gemacht und begonnen, die Aufsätze seiner Schüler zu korrigieren. Richtig konzentrieren konnte er sich allerdings nicht. Oft wanderten seine Gedanken zu dem Snape und dessen merkwürdige Art, die er nicht verstand. Auch war sich Harry noch unklar über seine eigenen Gefühle und Gründe. Innerlich drängte es ihn, endlich Frieden zu schließen mit den Snape, vielleicht sogar sich mit ihm anzufreunden. Doch sein klarer Verstand zeigte ihm immer wieder Gründe, die dagegen sprachen. Snape wollte dies anscheinend nicht. Er wollte allein sein, wollte Harry nicht in sein Leben lassen. Es war natürlich irgendwo verständlich. Immerhin war der Potter der Sohn von Lily. Der Sohn der Frau, die der Snape am meisten geliebt hatte. Die er wegen eines Mannes verlor, welcher nach Macht gegiert hatte. Und der Gryffindor war der Sohn eines Mannes, der dem Tränkemeister so viel Leid und Schmerz zugefügt hatte, dass es für mehrere Leben reichen würde. Für Snape musste es also immer eine Qual sein, dem Jüngeren in die Augen zu sehen. Daher war es auch nur allzu verständlich, dass er diesem aus dem Weg gehen wollte. Doch warum war Severus dann überhaupt aufgetaucht? Immer und immer wieder dieselben Fragen, auf die Harry keine Antwort fand. Er nervte sich selbst schon damit, denn sie schienen in seinem Kopf zu rotieren und ihm vom Wesentlichen abzuhalten. Der Potter rieb sich müde die Augen und legte die Feder aus der Hand. Für heute würde er wohl nicht mehr weiter kommen. Gerade als er aufstand, um sich in der Küche einen Tee zu machen, klopfte es an seiner Tür. Mit zusammengezogenen Augenbrauen und skeptischem Blick ging Harry zur Tür. Wer wollte ihn denn jetzt sprechen? Vielleicht ein Schüler aus seinem Haus? Langsam öffnete Harry die Tür und runzelte die Stirn. Hier war niemand. Statt einer Person, flog mitten in der Luft eine Pergamentrolle. Der Potter hob eine Hand und nahm den Brief an sich. Dann schloss er die Tür, ehe er das Siegel auf der Rolle brach und die Nachricht las: „Potter, um meine Schulden einzulösen, bitte ich dich heute mit mir das Abendessen einzunehmen. Sei um 7 Uhr in der Eingangshalle. Severus Snape“ Überrascht starrte Harry auf die fein geschwungene Schrift. Damit hatte er nun bei Merlin nicht gerechnet! War das nun ein Friedensangebot von Snape oder nur wieder eines seiner Spielchen? Unsicher setzte sich der Potter in einem seiner Sessel und las die Nachricht erneut. Sie war höflich, jedoch nicht gerade persönlich. Typisch für den Schwarzhaarigen, wie der Gryffindor fand. Doch den Zweck dieses Abendessens würde der Jüngere wohl nur herausfinden, wenn er daran teilnahm. Sein Blick glitt zu seiner Armbanduhr und er lächelte. Es war noch genug Zeit, um sich ein wenig frisch zu machen und sich umzuziehen. Also stieg der Löwe wenig später unter die Dusche. Er genoss das warme Wasser, welches an seiner Haut herunter lief und nutzte die Zeit auch, um sich etwas zu entspannen und den Kopf freizubekommen. Nachdem er fertig war, trocknete sich der Grünäugige ab und ging in sein Schlafzimmer. Er suchte sich für den Abend ein simples, dunkelrotes Hemd und eine Jeans heraus. Erneut glitt der Blick des ehemaligen Helden der Zaubererwelt auf seine Uhr. Es war bald 7. Und so zog er sich an, legte einen warmen Winterumhang über und verließ seine Räume. Snape wartete bereits am Ausgang auf den Jüngeren. Wie immer war sein Gesicht wie versteinert und zeigte kaum eine Regung, während Harry auf den Größeren zutrat. Der Tränkemeister deutete zum Portal und ging anschließend darauf zu. Der Potter folgte ihm schweigend. Ein wenig wütend funkelte der Grünäugige dabei zu den Anderen. Wenigstens eine Begrüßung hätte er erwartet. Was sollte dieses Verhalten? Seufzend trat der junge Mann nach draußen. Der Wind war schwächer geworden. Es war bereits dunkel, dennoch war der Weg gut zu sehen, da der weiße Schnee diesen hell erleuchtete. Es war kalt. Sehr kalt. Ein wenig fröstelte Harry und schlang seinen Umhang enger um sich. „Professor….Severus.. Wo gehen wir hin?“, traute sich Harry irgendwann zu fragen. Angesprochener drehte das Gesicht zu dem Kleineren. Der Blick war durchdringend auf ihn gerichtet, während das Gesicht regungslos blieb. „Ich habe an ein Abendessen außerhalb dieser Mauern gedacht. Damit begleiche ich meine Spielschulden.“ Snapes Stimme wirkte steif. Unwillkürlich musste Harry lächeln. Es schien, als wäre all das dem Anderen sehr unangenehm. Severus schien nicht wirklich viel Erfahrung mit so etwas zu haben. Was auch immer dieses Treffen auch war. Er nickte kurz. „Zu einer netten Geste gehört allerdings, dass Sie vielleicht ein wenig mit mir sprechen, Severus. Oder mir zumindest zeigen, dass wir uns nicht hassen.“ Harry versuchte seine Worte in einen freundlichen Ton zu verpacken, auch wenn es ihm schwer fiel. Seine Wut auf den Snape wuchs mehr und mehr, je komischer und abweisender sich dieser verhielt. Die unbeantworteten Fragen wollten aus ihm heraus platzen, doch er beherrschte sich. „Ich hasse dich nicht.“, gab der Ältere zurück. Die schwarzen Obsidiane dabei stur geradeaus gerichtet. „Zumindest nicht mehr. Du warst mutig genug, dem dunklen Lord gegenüber zu treten und dich von ihm töten zu lassen. Deine Mutter war genauso.“ Die Worte überraschten den Potter doch sehr. Er konnte kaum glauben, dass diese tatsächlich aus dem Munde des Tränkemeisters gekommen waren. Schließlich hatte er vor ein paar Wochen noch etwas ganz anderes von sich gegeben. Wenn auch kühl und distanziert, so bedeutete es doch, dass der Slytherin ein wenig besser von Harry dachte. „Sie waren mutiger.“, hauchte Harry irgendwann in die Stille hinein. „Bis zum Ende haben Sie Voldemort in dem Glauben gelassen, dass Sie auf seiner Seite sind. Sie haben mir unter großer Gefahr das Schwert zukommen lassen, haben mir geholfen, wann immer es ging. Und jedes Mal mussten Sie fürchten, deswegen umgebracht zu werden.“ Die grünen Augen des Jüngeren funkelten im Mondlicht. Harry war mit jedem Wort immer leiser geworden, bis es am Ende fast nur noch ein Flüstern gewesen ist. Er war sich nicht sicher, ob Snape all das, was er ihm immer hatte sagen wollen, überhaupt hören wollte. Doch der Potter war froh es gesagt zu haben. „Ich bewundere Sie für Ihren Mut. Ich bewundere Sie für Ihre Taten mir gegenüber, obwohl Sie mich wegen meines Vaters verachtet haben.“ Sie waren mittlerweile in Hogsmeade angekommen. Snape blieb stehen und blickte nun direkt in die Augen des Kleineren. „Wir werden apparieren. Halt dich fest.“ Enttäuscht erwiderte Harry den Blick. Sein Gegenüber war gar nicht darauf eingegangen, was er gesagt hatte. Stattdessen überging er es absichtlich. Langsam hob der Jüngere die Hand und legte Sie auf den Arm des Slytherins. Dann spürte er das vertraute Ziehen im Bauchnabel. Kurz darauf standen Sie in einem kleinen, ihm fremden Örtchen. Der Gryffindor ließ den Blick schweifen. Sie befanden sich in der Mitte eines kleinen Dörfchens. Auch hier lag zentimeterhoch der Schnee. Es war ruhig. Um diese Uhrzeit schienen nicht mehr viele Menschen unterwegs zu sein. „Wo sind wir?“, fragte der Potter leise und blickte nun zu seinem Begleiter auf. „Godstone. Ein Muggeldorf. Ich war hier ein einziges Mal. Mit Lily. Ein Jahr bevor du geboren wurdest. Sie hat sich bereit erklärt, noch einmal mit mir zu sprechen.“ Severus Stimme war leise und das erste Mal, seit sie sich getroffen hatten, sanft. Doch sein Gesicht blieb unnahbar. Fragend sahen die grünen Augen zu dem Snape. „Das wusste ich nicht.“ - „Niemand wusste davon. Auch James nicht, obwohl die Beiden damals schon verheiratet waren. Es war ein heimliches Treffen. Komm!“ Sie gingen einen kleinen Weg entlang und kamen schließlich vor einem nett und einladend wirkenden Restaurant zum Stehen. Severus öffnete die Tür und gemeinsam betraten sie den Eingangsbereich. Es war ruhig in dem liebevoll eingerichteten Lokal. Nur wenige Tische waren besetzt. Doch es war gemütlich und Harry fühlte sich direkt wohl. Severus deutete auf einem Tisch in einer Nische, wo sie ungestört reden konnten. Der Gryffindor folgte ihm schweigend, legte seinen Umhang ab und setzte sich schließlich gegenüber dem Schwarzhaarigen auf einen Stuhl. Auch Snape entkleidete sich und zeigte nun das erste Mal, was er unter dem Umhang trug. Harry verschlug es glatt die Sprache, als er nicht wie üblich die engen Roben des Anderen sah, sondern simple schwarze Muggelkleider. Es stand dem Tränkemeister, wie Harry zugeben musste. Der Mann wirkte so um einiges freundlicher und mehr wie ein Mensch. Eine junge Kellnerin kam, die den Potter mit lüsternem Blick ansah. Severus dagegen schenkte sie fast keinen Blick. Ihr blondes, langes Haar war zu einem Zopf geflochten, der ihr über die Schulter fiel, während sie sich zum Tisch hinabbeugte, um eine kleine Kerze anzuzünden. „Möchten Sie bereits bestellen?“, fragte sie Harry säuselnd. Der runzelte nur kurz die Stirn und nickte schließlich. „Ich hätte gern ein Glas Rotwein. Lieblich.“, gab er zu Antwort und blickte dann fragend zu seinem Begleiter. „Wasser.“, knurrte dieser nur und schien wenig begeistert davon, dass die Frau Harry mit ihren Blicken beinahe auszog. Mit einem Nicken verschwand die Bedienung und Harry konnte sich endlich wieder dem Tränkemeister zuwenden. „Was haben Sie mit Lily besprochen, als Sie hier waren?“, fragte der Löwe nun neugierig. Severus erwiderte den Blick kühl. Er schien kurz zu überlegen und vielleicht wägte er auch ab, was er erzählen wollte und was nicht. Schließlich antwortete der Ältere: „Über den Krieg. Über ihre Hochzeit und über ihren Wunsch nach einem Kind. Über sehr viel. Es war ein angenehmes Gespräch, aber Lily wollte mir dennoch nicht verzeihen. Es war das letzte Treffen vor ihrem Tod.“ Betroffen senkte der Potter den Blick. Ein kurzes Schweigen kam auf, welches nur von der Kellnerin unterbrochen wurde, die ihnen die Speisekarten reichte und ihre Getränke abstellte. Wieder sah sie eingehend zu Harry, der davon gar nichts mitbekam. Während der Grünäugige die Karte nach einem guten Essen durchsuchte, sprach er wieder: „Danke, dass Sie mir das erzählt haben.“ Was sonst hätte er auch anderes sagen sollen? Snape war sehr offen gewesen. Der Potter war fast ein wenig skeptisch dem Anderen gegenüber. Auch wenn der Tränkemeister kaum Gefühl zeigt – und wenn dann nur eisige Abweisung –, so gab er sich dennoch Mühe diesen Abend ohne Streitereien zu verbringen. Irgendwann klappte der Jüngere die Karte zu und blickte zu dem Snape, der noch mit gerunzelter Stirn die Beschreibung eines Gerichts studierte. „Warum bin ich Ihnen trotz unserer Vergangenheit anscheinend so zuwider?“ Die Frage schoss geradezu aus dem jungen Mann heraus. Es war zu spät sie zurückzunehmen. Eigentlich hatte sich der Löwe beherrschen wollen und sich seine Fragen zu verkneifen, denn er wollte den Slytherin nicht wieder verärgern. Doch nun war es zu spät und nun stand er zu seiner Frage und sah fast trotzig mit seinen funkelnden Augen zu dem Älteren. Dieser klappte nun ebenfalls seine Karte zu und erwiderte den Blick kühl. „Ich denke nicht, dass wir gute Freunde werden, Potter. Du bist ein Hitzkopf. Überstürzt alles ohne es richtig durchzudenken. Und ich habe nicht die Lust, dich ständig beobachten zu müssen und aufzupassen, dass du nicht wieder irgendwo hineinschlitterst.“ Harry verzog wütend das Gesicht. Er schnaubte laut. „Niemand muss auf mich aufpassen. Das kann ich sehr gut allein! Vielen Dank!“, zischte er leise. „Wieso müssen Sie so abfällig sein? Ist es Ihnen nicht möglich eine Freundschaft mit jemandem aufzubauen? Müssen Sie immer verletzen? Haben Sie nicht bei Ihrer Freundschaft mit Lily gelernt?“ „Was möchten Sie bestellen?“, fragte die junge Blondine nun, die soeben an den gemeinsamen Tisch trat und Severus so eine Antwort ersparte. „Ich nehme den Lachs, bitte.“, gab Harry kurz angebunden zurück. Der Snape funkelte die junge Dame kurz an und murmelte dann ein „Für mich auch.“, ehe er seinen Blick wieder auf seinen Gegenüber richtete. Die Bedienung verschwand und der Ältere nahm den Faden wieder auf. „Ist es dir in den Sinn gekommen, dass mir eine Freundschaft mit dem großen Helden der Zaubererwelt vielleicht gar nicht am Herzen liegt? Nicht jeder möchte mit dem ach so berühmten Harry Potter bekannt sein und ihn seinen Freund nennen.“ Die Antwort war leise, jedoch voller Abscheu. Und sie traf Harry bis in sein Innerstes! „Ich denke nicht, dass ich unter diesen Umständen das Essen fortsetzen möchte.“, hauchte der Löwe getroffen. Nun nicht mehr mutig. Er war niedergeschlagen und wollte weg von hier. Weg von dem Mann, der scheinbar noch immer in der Vergangenheit lebte. Harry erhob sich langsam, nahm seinen Umhang und ging… Kapitel 6: Zuneigung -------------------- Halli Hallo ihr LIeben, hier noch ein Kapitel. Dafür dauert das nächste ein wenig länger. ;) Jetzt wird es langsam spannend zwischen Harry und Severus auch wenn dieses Kapitel für mich mehr eine Art...Zwischenlösung ist. Es passiert viel und doch nichts, aber das ändert sich. Wie wärs mit einem Kommi? ;) Nochmals Danke an meine liebe Beta :) Und nun viel Spaß :) Wütend stapfte Harry durch den Schnee die Straße entlang. Es war unfair, wie der Snape sich verhalten hatte. Was sollten diese andauernden Provokationen bloß? Nutzte es ihnen wirklich etwas, wenn sie andauernd stritten? Der Gryffindor fand, dass es an der Zeit war, endlich aufzuhören, sich so zu benehmen, als wäre man im Kindergarten. Was hatte der Andere bloß, dass er sich so wehrte? „Harry!“, rief es hinter dem jungen Mann laut. Die tiefe Stimme erkannte Angesprochener sofort. War Severus ihm etwa gefolgt? Hatte der Ältere nicht schon genug gestichelt? Seufzend drehte sich der Potter um. Die grünen Augen funkelten im Mondlicht. Man sah ihm an, wie frustriert er war. „Harry, es tut mir leid.“ Severus Stimme war leise und zerknirscht. Eine Mischung, die der Löwe nicht von seinem ehemaligen Professor kannte. Überrascht hob er deswegen die Augenbrauen. Und dann sickerte noch etwas langsam durch seine Gedanken. Hatte sich Snape gerade entschuldigt? Es war kaum zu glauben. Unmöglich… „Wie…wie bitte?“, hauchte der Jüngere leise und starrte entgeistert zu seinem Gegenüber. Der knurrte leise vor sich hin. „Zwing mich nicht, es nochmal zu sagen.“ Da war er wieder. Der kühle, unnahbare Tränkemeister. Harry seufzte. „Wieso entschuldigen Sie sich jetzt auf einmal? Was soll das?“ „Es ist… schwierig für mich.“ Severus rieb sich über die Augen, währen man deutlich beobachten konnte, wie er um Worte bemüht war. „Du bist… deiner Mutter so unglaublich ähnlich. Und… eine Freundschaft… Wie soll ich es sagen… Ich habe es schon einmal kaputt gemacht und das hat wehgetan. Ich will das nicht noch einmal!“ Entsetzt starrte der Potter auf den Tränkemeister. Dessen Stimme war mit jedem Wort lauter geworden und abweisender. Doch Harry verstand nun, dass es sich hier um eine Schutzmaßnahme handelte. Severus war einfach einmal zu oft verletzt worden. Und der Verlust von Lily hatte dies nur noch schlimmer gemacht. Deswegen hatte sich der Snape verschlossen, sich vor weiteren Annäherungen gewehrt. Die grünen Augen des Jüngeren wurden auf einmal sanft und er lächelte traurig. „Lass es doch einfach zu!“, gab er dann leise zurück. „Du kannst nicht ewig davor weg laufen. Freunde sind wichtig. Und hilfreich.“ Ganz bewusst war der Verteidigungslehrer wieder zum Du gewechselt, welches er in den letzten Wochen gänzlich vermieden hatte, um den Schwarzhaarigen nicht weiter aufzuregen. Doch jetzt würde er sich davon nicht mehr beeindrucken lassen. Dass der Snape so offen zu ihm war, kam wirklich einem Friedensangebot gleich und das wollte Harry mehr als alles andere im Moment. Severus Blick wurde ein wenig kühler. Er nickte nur knapp bei den Worten, die der Löwe von sich gab. In dem Moment, wo Harry sich vom Tisch erhoben hatte und hinaus gestürmt war, hatte der Slytherin es aufgegeben, gegen den Wunsch des Jüngeren anzukämpfen. Es war eine Chance, das Vergangene wieder gut zu machen, redete er sich ein. Schweigend standen die Männer sich gegenüber. Lange tauschten sie Blicke aus, doch keiner wusste so recht, was er sagen sollte. Schließlich seufzte Harry und lächelte dann. „Wie wäre es, wenn wir zum Schloss zurückkehren und eine Partie Schach spielen? Und eine Tasse Tee dabei trinken.“, schlug der Dunkelhaarige schließlich vor. Schwarze Obsidiane trafen auf freundliche Smaragde. Nach einem kurzen Moment nickte Angesprochener schließlich. „In Ordnung.“ Sie redeten viel an diesem Abend. Es war das erste Mal, dass Harry seinen ehemaligen Professor von einer solchen Seite kennen lernte. Und langsam verstand der Potter auch, wie es zu der engen Freundschaft zwischen Lily und Severus gekommen war. Es überraschte den Löwen, wie interessant ein Gespräch mit dem Älteren sein konnte. Snape blieb meist kühl. Immer wieder waren seine Antworten sarkastisch und ein wenig bösartig. Aber etwas war anders. Vielleicht die Tatsache, dass dem Grünäugigen kein Hass entgegen schlug oder dass er es schaffte, ein wenig hinter die Fassade der Fledermaus von Hogwarts zu blicken. Vielleicht war es auch keins von beidem, oder eine Mischung davon. So genau konnte es der Potter nicht sagen, doch das war nun erst einmal egal. Ihm wurde eine Chance geboten. Eine Chance, den Tränkemeister auf eine andere Art kennen zu lernen, den Streit zu begraben und vielleicht auch die Möglichkeit, ein wenig von den Taten seines Vaters wieder gut zu machen. Und Harry nutzte sie. Der Potter besuchte den Schwarzhaarigen nun jeden Abend nach dem Abendessen. Manchmal spielten sie Schach, sich schweigend gegenübersitzend, manchmal bot der Snape sogar einen Tee an. An vielen Abenden sprachen sie ein wenig über die Vergangenheit. Und wenn der Slytherin gute Laune hatte, erzählte er alte Geschichten über Lily. In diesen Tagen, während es mehr und mehr auf Weihnachten zuging, stellten beide Männer unabhängig voneinander fest, dass Ihnen diese Freundschaft gut tat. Harry fühlte sich entspannter und ein wenig ausgeglichener. An Abenden, an denen einer von Ihnen Nachtdienst hatte, merkte der Potter, wie ihm die ruhige, meist so sarkastische Art des Tränkeprofessors ein wenig fehlte und er freute sich umso mehr, wenn sie den nächsten Abend wieder gemeinsam verbringen konnten. Auch Severus genoss die Abende, wenn er es auch nicht zeigte. Offen würde es der Snape nie zugeben, doch es war schön, die Abende nicht immer allein zu verbringen oder mit jemanden zu sprechen, der kein Schüler oder Hauself war. Die meisten anderen Lehrer mieden ihn, entweder aus Furcht oder aus gegenseitiger Abneigung heraus. Es war nicht so, dass der Schwarzhaarige dies bereute. Eigentlich war er selbst kein Mensch, der viele Freunde wollte und sich darum riss, in Gesellschaft anderer zu sein. Doch ein Abend mit Harry war da anders. Der Slytherin hatte in den vergangenen Tagen viel von dem Jüngeren erfahren. Persönliches… Dinge, die nicht in der Zeitung standen, die kaum jemand zu wissen schien. Er hatte Harry Potter, den gefeierten Helden, von einer Seite kennen gelernt, die er diesem nie zugetraut hätte. Eine verletzte, selbstzweifelnde Seite, welche der Löwe gut versteckte. Er hatte es dem Potter nicht gesagt, aber Severus verstand diesen gut. Ganz England erwartete von dem jungen Mann, dass er, nun wo er Voldemort besiegt hatte, weiterhin Großes vollbrachte. Dass er ein erfolgreiches Leben führte, Kinder bekam, die schließlich dem Vater nacheiferten. Dass er alles richtig machte. Diese Erwartungen waren ein enormer Druck für den Jüngeren, wie der Snape feststellte. Harry hatte nicht so früh heiraten wollen. Er hatte sich Zeit lassen wollen, den Frieden genießen. Aber man hatte es anders von ihm erwartet…. Manchmal schüttelte der Tränkemeister über sich selbst den Kopf. Er hätte sich nie träumen lassen, dass er einmal Mitgefühl mit dem Sohn von James Potter haben würde… ihn verstand und manchmal sogar das Gefühl hatte, dem Jüngeren helfen zu wollen. Es waren Gefühle, die der Schwarzhaarige lange nicht mehr gefühlte hatte und mit denen er sich nicht auseinander setzen wollte. Er versuchte, sie zu verdrängen, unnahbar zu bleiben… Weihnachten rückte näher und so auch die Ferien. Am Abend vor Ferienbeginn saß Harry mal wieder in einem der gemütlichen Sessel in den Räumen des Tränkemeisters. Vor ihm stand eine dampfende Tasse, gefüllt mit wohl duftendem Tee und gegenüber grummelte sein ehemaliger Professor vor sich hin, weil er soeben im Schach verloren hatte. „Hör auf, dich zu ärgern. Es nützt ja doch nichts.“, lachte Harry. In den grünen Augen blitzte der Schalk. Als Antwort erhielt er jedoch nur weiteres Grummeln und ein leises „Hmrph.“ Kopfschüttelnd griff Harry nach seiner Tasse und pustete den Dampf weg. Sein Blick lag dabei weiter auf dem Slytherin, der das Schachbrett böse anstierte. „Versuchst du gerade, es in Flammen aufgehen zu lassen?“, neckte der Jüngere sein Gegenüber. In den letzten Wochen waren nun beide Männer endgültig zum „Du“ übergegangen. Die schwarzen Obsidiane richteten sich nun auf den Löwen. Sie blitzten verärgert. Doch Harry kannte die kleinen Nuancen inzwischen. Severus war nicht wirklich böse - nur in seinem Stolz verletzt, da er gegen einen Gryffindor verloren hatte. „Ich versuche es nicht nur.“, knurrte der Schwarzhaarige zur Antwort, blickte dann aber zu seinem Gegenüber. „Ich war kurz davor es wirklich zu tun.“ Grinsend erwiderte der Potter den wütenden Blick und legte den Kopf schief. „Ich wollte dich eigentlich noch etwas fragen, bevor ich mich in meine Räume begebe.“ In den grünen Augen des Dunkelhaarigen sah man kurz eine gewisse Unsicherheit aufflackern. Für diese Frage hatte er all seinen, für Löwen typischen, Gryffindormut gesammelt. Doch nun, wo er so kurz davor war sie zu stellen, kam er sich dämlich und kindisch vor. In den schwarzen Augen blitzte es kurz. Dann grinste der Tränkemeister fies. „Ich habe selten einen Potter so unsicher gesehen.“, stichelte dieser nun. Angesprochener seufzte leise, dann raffte er seine Schultern und erwiderte den stechenden Blick der obsidianfarbenen Seelenspiegel. „Was hältst du davon, Weihnachten mit mir zu verbringen?“ Für Bruchteile einer Sekunde hatte man Unsicherheit im Blick des Snapes sehen können. Doch ein Blinzeln später, sah er wieder aus wie immer. Die Gesichtszüge waren entspannt, doch verloren sie ihre Härte dadurch nicht. Selbst privat wirkte der Ältere immer ein wenig verkniffen, wenn Harry auch schon eine recht angenehme Seite des Anderen hatte kennen lernen dürfen. Eine sarkastische Seite, die Humor hatte und doch irgendwie…. Innerlich schüttelte Harry den Kopf. Diesen Gedanken wollte er nicht fortsetzen. Tatsächlich war ihm kurz ein „liebenswert“ durch den Kopf gehuscht, doch war es schneller wieder verschwunden, als es aufgetaucht war. Severus Snape war fies, sarkastisch, ernst, ehrlich und noch vieles mehr, aber liebenswert? Doch der Hauslehrer von Gryffindor konnte nicht leugnen, dass er sich sehr wohl fühlte bei dem älteren, verschlossenen Mann. In den letzten Wochen hatte er so viele Abende in dessen Räumen verbracht, vieles mit dem Zaubertranklehrer besprochen und so manches Mal war es auch sehr spät geworden. Deshalb war ihm auch der Gedanke gekommen, das näher rückende Weihnachtsfest zusammen zu verbringen. Denn zu den Weasleys wollte der junge Mann dieses Jahr nun wirklich nicht. Zwar würden Hermine und Ron dort sein, doch ein Aufeinandertreffen mit Ginny wollte der ehemalige Held der Zaubererwelt wirklich vermeiden. Noch immer war er mit seinen Gefühlen der jungen Frau gegenüber nicht viel weiter gekommen. „Harry?“ Die durchdringende Stimme des Tränkemeisters riss Angesprochenen zurück in die Realität. Entschuldigend lächelte der Grünäugige. „Entschuldige. Ich habe mich wohl eben in meinen Gedanken verloren. Hast du etwas gesagt?“ Severus hob eine Augenbraue, der Blick skeptisch auf sein Gegenüber gerichtet. „Ich fragte, ob du denn keine anderweitigen Verpflichtungen hast, als mit der Kerkerfledermaus von Hogwarts Weihnachten zu feiern.“, knurrte er leise. Harry merkte deutlich, dass er den Anderen mit seiner Unaufmerksamkeit verärgert hatte. „Es ist mein Wunsch, Weihnachten mit dir zu verbringen.“, gab er leise zurück. Die Wangen des Löwen färbten sich dabei leicht rosa. Wieso war es ihm so unangenehm, zu seinen Worten zu stehen? Er seufzte leise. Eigentlich wusste er die Antwort schon. Auch wenn dem Jüngeren noch nicht ganz klar war, wieso, fürchtete er sich ein wenig vor einer Absage. Snape hatte sich in den letzten Tagen und Wochen ihm gegenüber zwar ein wenig geöffnet, doch noch immer war sich Harry nicht sicher, wie sie beide zueinander standen. Er empfand deutlich ein starkes, freundschaftliches Gefühl zu dem Älteren, genoss die gemeinsamen Stunden zu zweit. Er fühlte sich, auch wenn es womöglich Schwachsinn war, sicher bei dem Anderen. Gleichzeitig verhielt sich dieser meist wie vor der kleinen Aussprache nach dem desaströsen Essen. Sarkastisch, oft ablehnend und kühl. Und doch ein wenig anders. Es waren Nuancen, doch merkte Harry, dass der Snape ihn nun nicht mehr als Feind ansah. Jedenfalls hatte der Gryffindor dieses Gefühl. Noch immer herrschte Stille im Raum und unsicher sah der Jüngere zu seinem ehemaligen Professor. „Möchtest du nun oder nicht?“, fragte er leise. „Ich mag dieses Fest nicht sonderlich. Dieses gegenseitige Schenken, die gespielte Fröhlichkeit, der Zwang friedlich zu sein…“ Severus Stimme war leise und doch kühl und abwertend. Seufzend ließ Harry bei diesen Worten den Kopf hängen. Er hätte es sich ja denken können. „Aber wenn es dein Wunsch ist… Wer kann dem Bezwinger des dunklen Lords schon einen Wunsch abschlagen...“, knurrte der Tränkemeister nun und sah herausfordern zu seinem jungen Gegenüber. Der sah nun auf, die grünen Augen überrascht aufgerissen und ein breites Lächeln auf den Lippen. „Im ernst?“, fragte er leise nochmal. Doch statt einer Antwort bekam er nur ein leises Knurren. Es war ihm egal. Er freute sich darauf, dass der Ältere zugesagt hatte. Mit dem Gedanken erhob sich der Potter nun. „Es ist spät. Ich habe Morgen die Aufsicht über die Schüler, die abreisen. Sehen wir uns am Abend?“ Die letzten Worte waren fast jeden Abend dieselben. Wenn sie sich getroffen hatte, fragte Harry am Ende immer, wann er wieder vorbei kommen dürfe, immer darauf vorbereitet, eine Absage zu erhalten. Und doch traf es den jungen Mann jedes Mal ein wenig, wenn der Snape tatsächlich keine Zeit hatte. So auch dieses Mal. „Morgen habe ich die Aufsicht nach Sperrstunde. Und übermorgen muss ich ein paar Tränke für die Krankenstation aufsetzen.“ Seufzend sah Harry zu dem noch immer sitzenden Tränkemeister. „Dann sehen wir uns eben am Weihnachtsabend. Gute Nacht, Severus.“ Die Worte waren geknickter gesprochen, als gewollt. Der Grünäugige wollte eigentlich nicht zeigen, wie enttäuscht er war. Immerhin sollte ihn der Andere nicht für ein kleines Kind halten. Oder für zu anhänglich. Dabei merkte der Gryffindor immer mehr, dass ihn etwas mit Severus verband. Er verspürte eine gewisse Zuneigung zu dem Mann, die er jedoch noch als freundschaftlich einordnete. Vielleicht belog er sich damit auch ein wenig selbst, doch seit der Ehe mit Ginny war der junge Ex-Auror vorsichtig damit geworden, Dinge in seine Gefühle hinein zu interpretieren, die nicht da waren. So verließ der Dunkelhaarige mit einer gewissen Enttäuschung und gleichzeitig einer enormen Vorfreude im Bauch die privaten Räume des Slytherins und machte sich auf den Weg zu seinen eigenen. Der 24.Dezember kam schneller als gedacht. Der Verteidigungslehrer nutze diese Zeit hauptsächlich, um Aufsätze zu korrigieren und ein Geschenk für den grummligen Tränkemeister zu finden. Auch wenn dieser beim letzten Mal gesagt hatte, wie sehr er dieses Fest verabscheute, zu dem das Übergeben und Erhalten von Geschenken, dazu gehörte. Und wenn er sich schon halb aufdrängte, so wollte er der Fledermaus von Hogwarts trotzdem eine kleine Freude machen. In einem kleinen Laden in einer Seitenstraße der Winkelgasse fand der Potter schließlich etwas, von dem er glaubte, dass es zu seinem neu gewonnen Freund passen würde. Er ließ es von der netten Verkäuferin einpacken und steckte es anschließend sorgfältig in die Tasche seines Umhangs. Am Weihnachtsabend schließlich klopfte Harry an die Tür des Tränkemeisters. Das Geschenk des Älteren sicher bei sich. Warum, wusste der Verteidigungslehrer nicht, aber er war nervös. Er hatte sich sogar für den Abend ein wenig schick gemacht. Bereute es nun allerdings etwas, während er darauf wartete, dass ihm geöffnet wurde. Der ehemalige Sucher hatte sich heute ein besonders schönes, dunkelgrünes Hemd angezogen, welches das Grün seiner Augen nur noch mehr betonte. Dazu trug er eine schwarze Stoffhose und einen warmen, dunkelgrünen Umhang. Zudem hatte Harry seine Haare mit einem Zauber verlängert und sie sich schließlich zurückgebunden. So fielen diese nicht mehr chaotisch in alle Richtungen. Nach schier endlosen Minuten öffnete Severus. Der Blick war kritisch auf den Jüngeren gerichtet. „Du bist früh. Ich bin noch nicht ganz fertig.“, murmelte der Schwarzhaarige und trat zur Seite. Fragend legte der Kleinere den Kopf schief, ehe er die Räume des Zaubertranklehrers betrat. Ein verführerischer Duft von gebratenem Fleisch lag in der Luft und genießerisch schloss der Grünäugige die dunklen Seelenspiegel. „Du hast gekocht?“, fragte er dabei leise und öffnete die Augen wieder. Sein Blick fiel auf den Älteren, der noch immer an der Tür stand und ihn zu mustern schien. Angesprochener nickte, zog dabei aber eine leichte Grimasse, die Harry zum lachen brachte. „Ich wollte mir nicht nachsagen lassen, dass ich dem großen Harry Potter nichts zu bieten hätte.“ Der Bezwinger des Unnennbaren verzog das Gesicht. „Hör doch auf zu stänkern.“, gab er simpel zurück und musterte dann seinen ehemaligen Professor. Erst jetzt fiel ihm auf, dass auch Severus etwas anderes trug, als die üblichen Roben. Zwar war die Kleidung noch immer nicht sehr farbenfroh, dennoch verschlug es dem jungen Mann fast die Sprache, als er das schwarze, enge Hemd und die ebenso schwarze Hose an dem Älteren bemerkte. „Hör auf zu starren, Potter.“, knurrte Snape. Er wandte sich ab und schritt in einen Nebenraum, aus dem noch immer dieser verführerische Duft kam. Harry schluckte leicht. Er hatte Snape tatsächlich eben angestarrt. Und der Anblick hatte ihm wirklich gefallen… Kopfschüttelnd folgte der Gryffindor dem Anderen. Er kam in eine kleine, schick eingerichtete Küche. Sie fiel nicht groß aus, gerade genug für eine Person, doch konnte man alles darin finden, was man benötigte. In eben jener Küche stand nun der Slytherin und schien letzte Vorbereitungen für das Abendessen zu treffen. Harry beobachtete dies mit einem breiten Lächeln. Niemals hätte er für möglich gehalten, dass er mal in den Räumen seines einst verhassten Lehrers stehen würde und von diesem bekocht wurde. Dass sie sich verstehen würden und tatsächlich so etwas wie eine Freundschaft pflegten… Im Bauch des Löwen kribbelte es leicht. Er fühlte sich sehr wohl und genoss diese Zuwendung des eigentlich so kalten Mannes. Der sah nun auf und verdrehte die Augen. Der Mund war zu einem dünnen Strich zusammengepresst. „Du starrst schon wieder, Harry.“, meinte er leise. „Habe ich vielleicht etwas in den Haaren?“ Die Stimme des Älteren war sarkastisch und doch merkte Angesprochener, dass er damit eine leichte Unsicherheit zu verbergen suchte. Der Potter beschloss, es für den Anderen nicht noch unangenehmer zu machen und senkte den Blick. „Kann ich vielleicht helfen? Soll ich den Tisch decken?“, fragte er also, damit er nicht nur sinnlos im Raum herumstand. Doch Severus schüttelte den Kopf. „Der Tisch ist fertig. Du kannst gern schon rüber gehen und dich setzen. Das Essen ist gleich soweit.“ Harry wollte sich schon abwenden, da fiel dem Tränkemeister doch noch etwas ein. „Hier. Du kannst dich doch nützlich machen. Schenk schon einmal Wein ein.“ Harry tat, wie ihm geheißen, ehe er sich an einen der beiden gedeckten Plätze setzte. Severus hatte extra einen kleinen Tisch im Wohnzimmer aufgestellt, an dem sie in Ruhe essen konnten. Der Mann hatte sich wirklich Gedanken gemacht… Kopfschüttelnd nippte der junge Mann an seinem Glas und seufzte zufrieden. Der Tränkemeister hatte Geschmack. Es war ein guter und fruchtiger roter Wein, der den Löwen zum lächeln brachte. Als Severus den Raum betrat, richteten sich die grünen Augen des Anderen auf ihn. Der Tränkelehrer stellte zwei Teller mit dampfendem Inhalt auf den Tisch ab. Das anschließende Essen verlief ruhig. Zur Vorspeise servierte der Snape eine einfache Tomatensuppe, die hervorragend abgeschmeckt war. Es folgte ein traditioneller Weihnachtsbraten und dazu Kartoffeln und Gemüse. Harry kam aus dem Staunen und dem Schlemmen nicht mehr hinaus. Sein ehemaliger Professor schien ein hervorragender Koch zu sein. Es gab sogar Dessert. Auch wenn der Potter wusste wie wenig der Ältere Süßes mochte, so freute er sich doch, auch den dritten Gang dieses tollen Menüs gemeinsam mit dem Slytherin genießen zu können. Sie aßen einen einfachen Quark mit frischen Früchten. Es schmeckte großartig. Nachdem Essen saßen sie sich einige Minuten schweigend gegenüber. Wie auch während des Menüs war es kein unangenehmes Schweigen. Es schien, als wären beide Männer in stiller Übereinkunft, dass hier jedes Wort zu viel wäre. Doch nun wurde der Gryffindor hibbelig. In seiner Tasche war noch immer das Geschenk für den Älteren, welches er ihm überreichen wollte. Es schien Harry, als würde es warm gegen seinen Körper drücken, bereit, endlich übergeben zu werden. Lächelnd suchte der Grünäugige daher den blick des Anderen. „Wie wäre es mit einem Spaziergang? Auf dem Weg hier her habe ich gesehen, dass frischer Schnee gefallen ist.“ Severus erwiderte den freundlichen Blick seines jungen Gastes ruhig, ehe er schließlich nickte. „In Ordnung.“, murmelte er leise. Harry runzelte die Stirn. Der Snape schien mit den Gedanken weit weg. Nicht einmal einen gemeinen oder sarkastischen Spruch war ihm von den Lippen gekommen. Die beiden Männer erhoben sich. Ohne ein Wort zu sprechen zogen sie sich Ihre Umhänge über und verließen erst die Kerker und dann das Schloss. Tatsächlich lag frischer Schnee auf den sonst grünen Wiesen der Ländereien. Der See in der Ferne glitzerte unter dem sanften Schein des Halbmondes. Es war eine klare und frostige Nacht, doch Harry war nicht kalt. Er liebte dieses Wetter, liebte den weichen Schnee, der unter seinen dicken Winterschuhen knarzte. Das ungleiche Paar ging einige Schritte schweigend. Innerlich war Harry nervös und kratzte seinen ganzen Gryffindormut zusammen. Der Potter rechnete mit jeder Reaktion. Von einem wütenden Severus, bis hin zu einem, der kein Wort mehr mit ihm sprach. Der Potter war unsicher, weil er sich so viele Sorgen machte. Normalerweise passte das nicht zu ihm. Gerade nicht in Bezug auf Snape. So viele Jahre waren sie verfeindet gewesen, doch seit der Tränkemeister auf einmal wieder aufgetaucht war, schien es als wäre alles vergessen, was vorher war. Nun war es dem Gryffindor wichtig, gut mit dem Älteren klar zu kommen. Es war ihm wichtig, diesen einen zum Freund zu haben. Sie hatten den See erreicht, der hell vom Mond beschienen wurde. Am Tag konnte man hier wunderbar Schlittschuh laufen. Als der Verteidigungslehrer jünger gewesen war, hatte er dies auch ab und an getan. Es war herrlich. „Ich habe noch etwas für dich.“, murmelte Harry schließlich leise, um die Stille zu durchbrechen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit, während er langsam nach dem Geschenk in seiner Tasche tastete. Er spürte dabei den Blick seines Begleiters auf sich und konnte förmlich hören, wie dieser darüber dachte. „Ich weiß, du magst Weihnachten nicht sonderlich. Aber ich wollte nicht ohne ein Geschenk auftauchen und du hast dir mit dem Essen so viel Mühe gegeben….“ Mit einem Lächeln übergab der Jüngere das kleine Päckchen und wartete ab. Severus nahm es stirnrunzelnd an sich. Das kleine Paket war in schlichtem, dunkelgrünem Papier eingewickelt. Es war eine kleine Schleife drauf, doch diese wirkte nicht kitschig, sondern irgendwie passen. Die schwarzen Augen des Mannes richteten sich auf den Kleineren. „Soll ich es öffnen?“, fragte er dann mit leiser, rauer Stimme. Tatsächlich freute sich Severus über das Geschenk. Er hatte noch nie wirklich eines bekommen, das von Herzen kam. Sicher, in seiner Schulzeit hatte ihn Lucius und später auch der dunkle Lord immer mit einer kleinen Zuwendung bedacht, doch dies hier fühlte sich anders an. Harry nickte langsam auf die Frage hin. Das Lächeln blieb auf seinen Lippen. Noch lief es gut. Severus schien nicht den Anschein zu machen, ihn zu verfluchen. Und so beobachtete er schließlich, wie die schmalen Finger des Tränkemeisters langsam das Papier lösten. Eine kleine Schachtel kam zum Vorschein. Auch diese war schlicht. Sie war ganz schwarz, sehr schmal und deutete in keinster Weise darauf hin, was darin verborgen sein könnte. Nun war der Snape doch neugierig. Er hob den Deckel der Schachtel an und… erstarrte. Kapitel 7: Unvorhergesehen -------------------------- Kapitel 7 Unvorhergesehen Lange starrte Severus Snape auf die kleine Schachtel in seinen Händen. Der Blick war starr auf den Inhalt gerichtet. Ein Außenstehender könnte kaum sagen, welche Gefühle sich in den schwarzen Seelenspiegeln des Tränkemeisters gerade zeigten. Auch Harry fiel es schwer, die Reaktion des Anderen zu beschrieben. Es war, als wäre dieser in Trance gefallen. War er doch sauer? „Severus…?“, hauchte der Potter in die Stille hinein. Langsam machte sich die Kälte in seinen Gliedern bemerkbar und er würde gern den Spaziergang fortsetzen oder zurück ins Schloss kehren. Die grünen Augen waren auf den dunkel gekleideten Mann gerichtet, der nun langsam aufsah. „Das… kann ich…nicht annehmen.“ Die Stimme von Severus war leise und brach immer wieder ab, während er sprach. Der Blick der schwarzen Obsidiane huschte immer wieder von dem Geschenk zu Harry, der ein wenig unsicher auf seiner Unterlippe herumbiss. War es denn so ein schlechtes Geschenk? Dabei hatte sich der Gryffindor wirklich lange uns ausgiebig Gedanken darum gemacht, was er dem Anderen schenken sollte. Es war auch nur in einem Geschäft in der Nocturngasse alles zu finden gewesen. In der kleinen Schachtel lagen, gut verpackt und auf Samt gelegt, drei kleine Phiolen. In jeder befand sich eine andere, seltene Trankzutat, die ein gutes Geld verschlangen. Für Harry war es keine große Summe gewesen. Abgesehen davon, dass er mehr Geld besaß, als er in drei Leben ausgeben konnte, war ihm Severus dieses Geschenk mehr als Wert. Der Mann hatte ihm geholfen, so viele Male. Ihm verdankte er sein Leben… „Krallen eines irischen Nachtphönixes, Haare einer sibirischen Waldkatze und Speichel eines Pandaffen. Harry, das geht nicht. Allein eine dieser Zutaten ist ein Monatsgehalt von mir.“ Der Snape schien wirklich entsetzt und Harry seufzte. Er beobachtete, wie der Ältere die Schachtel schloss und sie ihm hin hielt. Doch er schüttelte umgehend den Kopf. „Es gehört dir. Ich kann nichts damit anfangen. Bitte behalte das Geschenk. Es ist gleichzeitig ein Dankeschön.“ Der junge Gryffindor versuchte seine Stimme fest und selbstsicher klingen zu lassen. In seinem Inneren sah es allerdings ein wenig anders aus. Er fühlte sich unwohl, denn er hatte den Snape noch nie so erlebt. Dieser bedachte ihn gerade mit einem Blick, der voller Dankbarkeit war. Sorgfältig verstaute der Slytherin die seltenen Zutaten in seiner Tasche. Dann traf schwarz wieder auf grün und lange blickten sie sich an. Harrys Herz pochte stark gegen seine Brust. Seine Hände wurden feucht und die Kälte war für einen kurzen Moment gänzlich vergessen. Keiner, der beiden Männer schien den Blick senken zu wollen, keiner wollte sich rühren um diesen Moment zu zerstören. Auch wenn keiner von beiden benennen konnte, was hier eben vorging, so gefiel es doch beiden, wie die Magie zwischen ihnen zu prickeln begann. Harry seufzte leise, ehe er zu lächeln versuchte und auf das Schloss deutete. Er wusste selbst, dass er damit etwas kaputt gemacht hatte, was sich noch entwickeln musste, doch ihm wurde es unangenehm. Diese Gefühle, die in ihm herum schwirrten konnte und wollte er nicht zuordnen. Sie überrannten ihn, überforderten den Löwen. Was hatte das komische Gefühl in seiner Magengegend zu bedeuten? Warum nur, zog es ihn so zu diesem Mann, der ihn doch bis vor kurzem so verabscheut hatte. „Lass uns wieder rein gehen.“, hauchte der Jüngere schließlich und senkte den Blick. Er wandte sich dem Schloss zu und sah aus den Augenwinkeln, wie sich sein Begleiter langsam anschloss. Es war nun eher eine unangenehme Stille. Der Potter fühlte sich unwohl und immer wieder huschte sein Blick zu dem sehr schweigsamen Tränkemeister, der tief in Gedanken versunken schien. Harry rieb sich über die grünen Augen. Er scheute sich vor den aufkeimenden Gefühlen und er wusste nicht mit ihnen umzugehen. Snape war nur ein Freund und er sollte froh sein, nun so ein angenehmes Verhältnis zu dem Älteren zu haben. Der Schnee unter ihren Füßen knirschte, während sie den gemeinsamen Weg immer noch schweigsam voran schritten. Der Blick der grünen Augen des Gryffindors haftete sich auf den Schwarzhaarigen. „Severus, darf ich dich etwas fragen?“, kam es irgendwann in die Stille hinein. Angesprochener blickte auf. Snape runzelte die Stirn und es schien für einen Moment so, als hätte er die Anwesenheit des Potters gänzlich vergessen. Doch schließlich nickte er. „Ich garantiere dir jedoch nicht, ob ich dir eine Antwort geben werde.“ Knurrte der ältere Mann. Der Blick der schwarzen Seelenspiegel bohrte sich dabei tief in den des Löwen. Harry nickte verstehend. Er sammelte kurz seinen Mut, ehe er tief einatmete. „Gab es außer meiner Mutter noch andere Verliebtheiten?“, fragte er. Seine Stimme klang hektisch und der Satz war sehr schnell gesprochen. Gleich darauf bereute der Hauslehrer Gryffindors bereits diese Frage wieder. Es war viel zu persönlich und ging ihn doch eigentlich nichts an. Zumal er sich mit einer solchen Frage bereits in die Nesseln bei Severus gesetzt hatte. Der Tränkemeister schwieg lange. Minuten vergingen, ohne das ein weiteres Wort zwischen ihnen fiel und schließlich glaubte der Potter nicht mehr daran, noch eine Antwort zu dem Thema zu erhalten. Sie erreichten das Schlossportal. Severus blieb abrupt stehen und sah zu dem Kleineren. „Ich war noch zwei Mal verliebt. Doch beide erwiderten die Liebe nicht.“ Seine Stimme, die sonst so fest und hart klang, war nun verletzlich und fast nur ein flüstern. Harry wusste, dass ihm der Andere hier gerade viel offenbarte und er schwor sich, dies nicht auszunutzen und für sich zu behalten. Es war ein großer Vertrauensbeweis, dass der Slytherin ihm diese neuen Seiten zeigte und der ehemalige Sucher wollte dies nicht missbrauchen. „Das tut mir leid, Severus.“, hauchte der Jüngere nun leise und senkte den Blick. Er verabscheute sich dafür, diese schlechten Gefühle durch seine nicht durchdachte Frage wieder bei dem Snape aufzuwärmen. Sein Herz pochte laut, während er die Hand hob um den Arm des Anderen tröstend zu drücken. Erneut trafen sich ihre Blicke. Die schwarzen Augen des Snapes waren unergründlich und sogen den jungen Mann in ihren Bann. Harry verlor sich mehr und mehr in dem Blick des Älteren, während er spürte, wie sein Herz schier aus seiner Brust springen wollte und in seinem Bauch eine wilde Achterbahn zu fahren beginn. Die Hand auf dem Arm des Slytherin zitterte leicht, so wie der ganze Körper des Suchers – voll von Gefühlen, die er nicht einzuordnen wusste – bebte. Die Welt um die beiden Männer herum schien kaum noch zu existieren. In diesem Moment wollte keiner etwas sagen, keiner etwas tun. Sie sahen sich nur an und verloren sich gegenseitig in dem Blick des Anderen. Wie jedes Mal hatte Harry dabei auch das Gefühl, Severus konnte ihn in diesem Moment bis auf den tiefsten Grund seiner Seele blicken. Doch heute schien es ihm, nicht wie bei den vielen Malen zuvor, unangenehm. Heute wollte er dies. Er wollte sich Severus hingeben, wollte ihm alles zeigen. Beide merkten nicht, wie sie sich auf der Treppe vor dem Schlossportal immer näher rückten. Sie merkten auch nicht, dass ein leichter Schneefall eingesetzt hatte. Erst, als der Oberkörper des Kleineren gegen den des Tränkemeisters stieß, trennte Harry den Blickkontakt und sah nach unten. Noch immer lag seine Hand auf Severus Arm. Er zitterte nicht mehr, doch er spürte eine gewisse Anspannung im Körper. Als würde er etwas erwarten. Fragend glitt sein Blick wieder zu den schwarzen Augen. „Severus?“, fragte er leise, als könnte er den Anderen mit lauten Geräuschen verjagen. Angesprochener antwortete nicht. Stattdessen legte dieser sachte eine Hand an den unteren Rücken des Anderen und schien diesen so noch ein Stück enger an den eigenen Körper zu pressen. Die andere Hand wanderte vorsichtig, immer darauf bedacht sich bei einer negativen Reaktion zurückzuziehen, an die gerötete Wange des Gryffindors. Der schloss kurz die Augen. Severus Hand war trotz der sie umgebenden Kälte ganz warm und sanft. Er spürte, wie der Daumen des Älteren über seine Wange glitt, sanft streichelte und schließlich sachte über seine Lippen fuhr. Die grünen Smaragde öffneten sich wieder, verfingen sich im Blick schwarzer Obsidiane. Das Gesicht des Hauslehrers der Schlangen näherte sich dem von Harry, der instinktiv die Augen schloss. Doch kurz vor den Lippen des Kleineren stoppte Severus. Er besah sich das von der Kälte gerötete Gesicht, strich noch einmal über die Wangen, ehe sich ihre Lippen nach gefühlt ewiger Zeit endlich zu einem Kuss vereinten. In Harrys Gedanken rumorte es. Der Kuss war wundervoll. Er hätte nie erwartet, dass eine nach außen hin so kalte Person, wie Severus Snape, solch zarte und verführerisch gut schmeckende Lippen besaß. Und doch überforderte es ihn, diese ganzen, neuen Gefühle auf einmal zu haben. Gefallen, Genießen, das Verlangen nach mehr, die Angst… Was, wenn er sich da in etwas verrannte? Wenn er sich, wie bei Ginny nach Jahren bewusst wurde, dass dies keine Liebe war? Auf keinen Fall wollte Harry den Anderen verletzen. Das hatte er nicht verdient. Andererseits wusste Harry nicht einmal, ob er hier jemanden verletzte. Was wollte Severus? War er verliebt oder war es doch nur eine komische Art, dem Löwen für das Geschenk zu danken? Seufzend brach der Potter den Kuss ab. Er blickte in enttäuschte schwarze Augen, doch so lange er sich nicht sicher war, wollte er Severus keine Hoffnungen machen. „Entschuldige.“, hauchte der Kleinere leise und senkte den Blick. „Ich kann das jetzt nicht…“ Und damit wandt sich der Verteidigungslehrer ab. Severus beobachtete geschlagen, wie der Andere das Schloss betrat und verschwand. Die Worte des Grünäugigen hatten ihn getroffen. Hatte er etwas falsch gedeutet? Dies war es wohl. Hier ging es nicht um Liebe oder dergleichen…Warum war der Andere dann so bemüht gewesen, mit ihm Freundschaft zu schließen, ihm näher zu kommen? Immer wieder hatte der Andere um Treffen gebeten und sich so wohl mehr und mehr in das eigentlich kalte Herz des Snapes geschlichen… „Da waren es nun drei…“, hauchte der Schwarzhaarige leise, ehe auch er das Schloss betrat. Ziellos streifte Harry durch das Schloss. Er hatte Kopfschmerzen und zitterte am ganzen Körper. Er war wütend, wütend auf Severus, der ihn so überfallen hatte und ihm auf einmal solche Gefühle entlockte. Wütend auf sich, weil er feige abgehauen war, weil er sich geschworen hatte, Severus nicht zu verletzen und es offensichtlich doch getan hatte. Wütend auf seine Gefühle, die ihn zu übermannen drohten. Er hätte nicht weg laufen sollen. Warum hatte er es nicht versucht, war darauf eingegangen? Alles in ihm drängte ihn doch zu Severus. War es ihm nicht schon vorher aufgefallen, wie wohl er sich bei diesem fühlte? Er war jedes Mal enttäuscht gewesen, wenn der Tränkemeister keine Zeit für ihn hatte und nun stieß er den Mann von sich, der endlich die Gefühle in ihm weckte, die er sich bei Ginny immer gewünscht hatte. Seine Füße hatten den Potter zu seinen Räumen geführt. Er fühlte sich schrecklich, dabei hatte der Abend so angenehm angefangen. Von wegen Gryffindor. Er hatte, als es drauf ankam, den Schwanz eingezogen. So beschloss der Lehrer, gleich am nächsten Morgen mit dem Tränkemeister zu sprechen. Wer weiß, wohin all dies führte, aber sie mussten es versuchen. Auch musste Harry sich mit ein paar Fragen konforntieren und auseinandersetzen. War er schwul? Hatte es deshalb nie so wirklich mit den Frauen klappen wollen? Wie würden seine Freunde, seine aktuelle Frau reagieren? Seufzend öffnete der ehemalige Sucher die Tür. Was ihn erwartete, ließ ihm die Luft weg bleiben. Der Raum war hell erleuchtet. Hunderte Kerzen schwebten umher und verbreiteten ein warmes Licht. Rosenblätter lagen über den Boden verteilt und bildeten eine Spur zur Mitte des Raumes. Dort stand Ginny, die roten Haare hoch gesteckt. Ein paar Strähnen fielen der jungen Frau ins Gesicht und umrahmten dieses. Sie war geschminkt und hatte ihre braunen Augen stark betont. Ihre Lippen waren zu einem Lächeln verzogen, während sie, wie ein Raubtier, auf ihn zusteuerte. Ihr Körper wurde dabei nur von einem knappen Seidenbademantel verdeckt. „Harry…“, hauchte sie leise. Ihr Blick war auf den jungen Mann gerichtet, der noch immer in der halboffenen Tür stand. „Ich habe viel nachgedacht. Wir können unsere Ehe doch nicht einfach so wegwerfen, findest du nicht? Lass es uns noch einmal versuchen. Wir müssen uns nur Zeit geben. Das Kind kommt dann von ganz allein.“ Sie ließ den Bademantel fallen. Ihr nackter Körper rieb sich nun an dem des Gryffindors, der perplex das Szenario beobachtet hatte. Verrucht leckte sie sich über die Lippen, während ihre Hände über seinen Körper wanderten. „Ich hab dich ja so vermisst, Harry.“, hauchte sie verführerisch. Nur langsam erwachte der Angesprochene aus seiner Starre. Sein Verstand sagte ihm kurzzeitig, dass er dem nachgeben solle, dies wäre die richtige Entscheidung. Doch sein Herz und sein Körper wehrten sich dagegen. Er erwiderte keine ihrer Berührungen. Stattdessen griff er sanft nach ihren nackten Schultern und brachte etwas Abstand zwischen sie. Der Rotschopf machte einen Schmollmund. Harry wusste, dass jedes falsche Wort nun einen Streit heraufbeschwören würde und fragte sich, ob er dafür bereit war. Wollte er diese Beziehung endgültig beenden? Klar lautete die Antwort in seinem Kopf ja. Seine Gedanken schwebten auch jetzt nur bei Severus, dessen Kuss, die sanften Berührungen. Der Potter merkte, dass er dem nachgeben wollte und dass, was auch immer es war zwischen ihm und dem Tränkemeister eine Chance verdient hatte. „Ginny. Es tut mir leid. Ich konnte während der letzten Monate viel nachdenken. Es passt einfach nicht zwischen uns. Ich kann dich nicht glücklich machen. Du verdienst jemanden, der das kann. Und… ehrlich gesagt bin ich auch nicht glücklich mit unserer Ehe.“ Enttäuscht sah ihn seine Frau an. Sie seufzte leise und hob traurig den Bademantel auf, um sich diesen wieder überzuziehen. Dann glitt der Blick ihrer braunen Augen zurück zu ihrem Ehemann. „Das tut sehr weh, Harry.“, hauchte sie leise. „Aber ich muss deine Entscheidung wohl akzeptieren.“ Beide hatten es doch bereits geahnt. Es war ein Versuch gewesen, den Scherbenhaufen ihrer Ehe zu retten und er war gescheitert. Es war Hermine gewesen, die diesen Einfall gehabt hatte, doch hierbei hatte die schlaue Hexe nicht helfen können. „Dann sollte ich jetzt gehen.“, hauchte Ginny nun leise und schritt noch einmal auf den Größeren zu. Sie umarmte ihn fest und küsste zum Abschied die rosigen Lippen. Klirr… Erschrocken fuhren die beiden Löwen auseinander. Harrys Blick glitt zu der noch halboffenen Tür. Zerbrochenes Geschirr war daneben verteilt. Eilig schritt der junge Mann zur Tür und blickte auf den Gang. Gerade noch konnte er um die Ecke einen schwarzen Umhang sehen und ihn beschlich ein Verdacht. „Severus.“ Hauchte er leise, traurig. Der Tränkemeister musste einen völlig falschen Eindruck von der Situation bekommen haben. Wütend schlug Harry die Tür hinter sich zu und blickte zu seiner Frau. „Ich werde morgen unserem Anwalt schreiben. Du bekommst einen gerechten Anteil von dem Vermögen und die Wohnung.“ Er hatte die Worte wütender ausgesprochen, als gewollt. „Ich rede mit Hermine und Ron, und deiner Familie. Es tut mir leid.“ Damit war für ihn das Gespräch beendet. Traurig schritt Ginny zum Kamin und verschwand mithilfe von Flohpulver. Sie hatte zu den Worten ihres zukünftigen Exmannes nichts mehr gesagt. Was sollte sie auch? Er hatte seine Entscheidung getroffen und sie spürte, dass es nun das Ende der gemeinsamen Beziehung war. Harry hatte sich verändert, so wie auch sie sich verändert hatte. Für sie beide schien es besser, das Ganze nicht fortzusetzen, auch wenn es in ihrem Herzen schmerzte. Die Gefühle für Harry waren seit ihrer Schulzeit nicht weniger geworden. Sie liebte diesen Mann und sie würde ihn wohl immer lieben… Seufzend ließ sich der Potter in seinen Sessel fallen. Er war müde und fertig mit seinen Nerven. An diesem Tag war eindeutig zu viel passiert. Er lebte in einem Gefühlstechnischen Chaos, welches sich nur langsam wieder in die richtigen Bahnen leiten ließ. Immerhin, so konnte der Gryffindor für sich verbuchen, hatte er die Ehe mit Ginny endgültig beendet. Es war eine Erleichterung, auch wenn diese geschmälert wurde. Severus… Mittlerweile war sich der Verteidigungslehrer sicher, dass der Snape an der Tür gewesen war. Für das Warum fand er aktuell noch keine Erklärung. Severus….Harry sehnte sich in diesem Moment stark nach dessen ruhiger Art. Der Snape überstürzte nichts, durchdachte erst, bevor er handelte und ging immer logisch an die Dinge. Das beruhigte Harry, der bekanntermaßen ein sturer und aufbrausender Mann war, ungemein. Müde strich sich der Gryffindor noch einmal über die Augen. Der Drang, zu dem Tränkemeister zu gehen und all das aufzuklären wurde immer größer. Doch was sollte er sagen? Die Wahrheit natürlich, das wusste er. Aber abgesehen davon, dass Ginny und der Sucher nun kein Paar mehr waren, entsprach was denn nun der Wahrheit? All das ging so schnell, dass der Dunkelhaarige keine Chance gehabt hatte, seine Gefühle zu ergründen. Und wenn er dem Anderen damit nur weh tat? Oder wenn dieser ihm weh tat? Es half nichts. Sie mussten über das Geschehene sprechen. Über die Bedeutung, über Gefühle. Und das fiel nicht nur dem jungen Verteidigungslehrer schwer. Harry ahnte, dass Severus sich nun zurückziehen würde. Egal was zwischen ihnen war, ob Liebe oder nicht. Als Snape gesehen hatte, wie Ginny Harry in den Arm schloss, war er geflüchtet. Es schien ihn überrascht zu haben, schließlich hatte er Geschirr fallen lassen. Was er wohl vorgehabt hatte? Der Gedanke begleitete Harry bis in den Schlaf. Tok, tok, tok. Harry knurrte leise. Was war das nur für ein Geräusch. „Lass mich schlafen.“ Maulte er wütend, ohne zu wissen, mit wem er da eigentlich sprach. Doch wieder nur ein Tok, tok, tok. Gähnend schlug der Potter die Augen auf. Sein Blick fiel auf das Fenster, durch das die Mittagssonne bereits hell schien. Man sah frischen Schnee auf dem Fensterbrett glitzern. Und dazwischen war eine kleine, braune Schuleule, die immer wieder penetrant gegen das Fenster klopfte. Nur langsam erhob sich der junge Mann von der Couch, auf der er eingeschlafen war, und tapste zum Fenster. Nachdem er es geöffnet hatte, kam ihm ein Schwall frischer, kalter Luft entgegen. Das Hogwartsgelände lag unberührt unter ihm. Tatsächlich hatte es wohl noch etwas mehr geschneit, denn die Hütte von Hagrid, die seit der Halbriese nach Frankreich gegangen war unbewohnt dastand, war gänzlich unter einer weißen Haube verschwunden. Die kleine Eule schuhute auffordernd und endlich widmete ihr der Gryffindor die gesamte Aufmerksamkeit. Er nahm den Brief ab und stutzte, während das Tier davon flog. Es war das Siegel von McGonagell. Was wollte die Frau am Weihnachtsmorgen nur? Mit gerunzelter Stirn brach der Grünäugige das Wachs und ließ den Blick über den kurzen Satz auf dem Brief schweifen. /Lehrerkonferenz um 13 Uhr im Professorenzimmer./ Noch immer mit gerunzelter Stirn und einem unguten Gefühl im Magen blickte Harry auf die Uhr. Es war bereits halb eins und er hatte sich noch nicht frisch gemacht. Auch knurrte ihm der Magen. Eilig rief er also eine Hauselfe herbei, bestellte etwas zu Essen und ging dann ins Badezimmer, um zu duschen. Dreißig Minuten später fand sich Harry im Lehrerzimmer ein. Sein Blick glitt über die Anwesenden und das schlechte Gefühl im Magen wurde stärker. Severus fehlte. McGonagell betrat den Raum. Die Miene der älteren Dame war ernst und alle schienen zu merken, dass dies hier keine Versammlung war, um Weihnachtsgeschenke zu verteilen. Die Schulleiterin setzte sich schließlich, atmete durch und blickte dann in die Runde. „Ich habe euch zusammen gerufen, weil Severus gestern noch um einen kurzfristigen Termin gebeten hat. Er sagte mir, dass er ein Angebot in einem Forschungslabor in Salem erhalten habe. Dieses Angebot kam sehr kurzfristig und er müsse bald zusagen. Nun, gestern hat er mir seine Kündigung gegeben…“ Kapitel 8: Lange Gespräche -------------------------- Kapitel 8 – Lange Gespräche Entsetzt starrte Harry auf die Schulleiterin, die mit ernstem Blick in die Runde sah. Severus hatte gekündigt? Wegen ihm? Oder war es wirklich dieses komische Angebot. Der Tränkemeister hatte in seiner Gegenwart nie etwas erwähnt und kurz war der Potter enttäuscht. Hatte ihm der Andere vielleicht doch nicht so vertraut, wie gedacht? Hatte der sich einfach still und heimlich entschlossen, zu gehen und Harry hier zurück zu lassen? Niedergeschlagen verfolgte der Gryffindor, wie Bewegung in den Lehrerkreis kam. Natürlich wurden viele Fragen gestellt. Wer den Unterricht nun übernehmen würde, wer Hauslehrer wird. Keiner schien sich wirklich zu ärgern, dass Snape gegangen war, keiner schein ihn wirklich zu vermissen. Außer Harry. In diesem zerbrach in jenem Moment etwas. Das Herz des jungen Mannes pochte schmerzhaft gegen dessen Brust. Er gab sich selbst die Schuld dafür. Noch immer war sich der Potter sicher, dass Severus einen Teil dessen, was mit Ginny passiert war mitbekommen und falsch aufgefasst hatte. Vielleicht war der ehemalige Sucher doch der Auslöser des plötzlichen Verschwindens des Slytherins. Auf einmal fühlte sich Harry merkwürdig leer und er seufzte innerlich. Die Worte der Schulleiterin bekam er gar nicht wirklich mit und es interessierte ihn auch nicht, wer jetzt den Platz des Snapes einnehmen würde. Er wollte Snape wieder haben. Er wollte es mit diesem Versuchen, seine Gefühle ergründen, diese fantastischen Lippen noch einmal auf den Seinen spüren. Für Harry wurde mehr und mehr klar, dass er sich in Severus Snape, seinen ehemals verhasstesten Professor, verliebte. Allein das Kribbeln in seinem Bauch, was die Erinnerung an den sanften Kuss des Älteren in ihm auslöste, ließ ihn zu diesem Entschluss kommen. Müde strich sich Harry über die Augen. Er hörte, wie Professor McGonagell die Versammlung auflöste und freute sich innerlich, dass die Schüler erst in etwas mehr als einer Woche hier eintreffen würden. Für ihn war klar, dass er mit Severus sprechen musste, es jedoch schwierig sein würde, diesen auf zu spüren, wenn der Andere es nicht wollte. Er brauchte die Zeit, die ihm die Ferien gaben und er würde sie nutzen. Als Letzter verließ der junge Lehrer den Raum. In seinem Kopf schwirrten die Gedanken. Alles drehte sich um Severus und mit jeder Minute die verging, verabscheute sich der Potter mehr. Er spürte doch eindeutig, dass da etwas war zwischen ihm und dem Älteren. Und auch, wenn es der Gryffindor noch nicht als Liebe bezeichnen wollte, so war es doch mehr als nur Schwärmerei. Wie von selbst führten die Schritte des Löwen ihn in seine Räume. Dort ließ er sich auf die Couch fallen, nur um dann unruhig wieder aufzustehen. Severus war gegangen. Ob er direkt nach Salem gereist war? Oder vielleicht doch noch irgendwo in England, um für den neuen Job zu packen? Harry wusste, dass der Tränkemeister ein Haus besaß. Es war das Haus in dem der Slytherin aufgewachsen war, welches in der Nähe des Elternhauses seiner Mutter stand. Harry kannte es nur aus den Erinnerungen, die ihm der Ältere am Tag des Krieges gegeben hatte. Und er würde es wohl ohne Hilfe auch nicht finden. Für den Potter war immer nur Godrics Hollow wichtig gewesen, hier hatten seine Eltern gelebt, hatten geliebt und waren gestorben. Wo die beiden vorher gelebt haben, hatte er nie wirklich recherchiert. Im Nachhinein betrachtet, war dies eindeutig falsch gewesen. Doch der junge Mann hatte schließlich mit all dem abgeschlossen. Am Todestag seiner Eltern besuchte er das Grab. Er schützte es mit Zaubern vor Verwitterung und Zerstörung, mehr aber auch nicht. Seufzend strich sich der ehemalige Sucher über die Augen. Er fühlte die Schuld und Last auf seinen Schultern, spürte dass er den Snape vermisste. Er hatte dieses Jahr mit Severus Silvester verbringen wollen, auch wenn er bereits von seinen Freunden zu der alljährlich großen Silvesterfeier der Weasleys eingeladen worden war. Immer noch unruhig lief der Schwarzhaarige umher. Seine Freunde. Sie wussten noch nichts davon. Zumal er mit Ron über die nun endgültige Trennung sprechen musste. Danach hätte sich das mit der Einladung auch erledigt, so dachte Harry bitter. Molly und Arthur würden die Scheidung nicht gut heißen. Entschlossen blieb der Gryffindor stehen. Er wusste nun, was zu tun war. Schließlich wollte er, was auch immer sich mit Severus noch entwickeln könnte und würde, dass dies ohne Last und ohne Vergangenheit geschah. Ein gerader Schlussstrich. Vorher konnte er sich vor dem Snape nicht sehen lassen. Mit wenigen, großen Schritten hatte Harry den Raum durchquert. Neben der Tür hing sein Winterumhang, den er sich nun über legte. Außerdem zog er noch eine, von Mrs.Weasley gestrickte, Mütze auf den Kopf. Es folgten die warmen Winterstiefel und dann verließ der junge Mann auch schon seine Räume. Zielsicher führten die Schritte den Löwen zum Ausgang des großen Schlosses. Er öffnete das große Portal und schloss für einen Moment die Augen. Die Sonne war mittlerweile hinter einer großen, dunklen Wolke aufgetaucht und strahlte ihr Licht auf den frisch gefallenen Schnee. Erst, nachdem sich die grünen Augen des Verteidigungslehrers an das grelle Licht gewöhnt hatten, setzte dieser seinen Weg fort und schritt in Richtung Hogsmeade. Lehrern war es nur in Ausnahmefällen gestattet, den eigenen Kamin für Reisen zu nutzen. Schließlich war noch immer der ein oder andere ehemalige Todesser unterwegs, der Rache geschworen und diese auch umsetzen wollte. Von Hogsmeade aus konnte er den Kamin direkt in die Wohnung seiner besten Freunde nutzen. Hoffentlich waren diese auch da. Schließlich war heute Weihnachten. Harry war sich nicht sicher, ob die zwei nicht mit der Familie Weasley feiern wollten oder ob erst am Feiertag gemeinsam gegessen werden würde. Aber einen Versuch war es wert. Und der junge Mann hatte das dringende Bedürfnis über das Gefühlschaos in seinem Kopf zu sprechen. Allerdings scheute er sich auch ein wenig vor den Reaktionen seiner Freunde. Harry wusste, dass Hermine da noch verständnisvoller wäre, als Ron, der ja schon bei seinem letzten Besuch den Versuch gewagt hatte, die Ehe seiner Schwester und seines besten Freundes zu retten. Es war nicht viel los in dem Drei Besen. Madam Rosmerta putzte gerade den Thresen und sah erstaunt auf, als sich die Tür öffnete und Harry eintrat. Eigentlich hatte die Dame heute nicht mehr mit einem Gast gerechnet, schließlich war Weihnachten. Kurz hob der Potter die Hand zum Gruß, ehe er lächelte und auf den Kamin deutete. „Ich bin nur zur Durchreise hier.“ Sagte er und schritt auf den Kamin zu. Er nahm eine Hand voll von dem grünlich schimmernden Pulver, dann warf er es umgehend in den Kamin. Von blutrot wandelte sich das warme Feuer in stechend grün. Es zischte und brodelte, während der Verteidigungslehrer hineinstieg. „Wohnung von Ronald und Hermine Weasley.“ gab er laut von sich und schaffte es sogar, nicht wie sonst auch, eine Baggerladung Asche zu verschlucken. Die Flammen verschluckten den jungen Mann, während er durch halb geschlossene Augen beobachtete, wie die vielen Kamine an ihm vorbeiflogen. Nach ein paar Sekunden spürte der Schwarzhaarige, wie er langsamer wurde und hielt sich an einem Kaminsims fest, welchen er als Zutritt zum Wohnzimmer seiner besten Freunde erkannte. Ungeschickt stolperte Harry in den Raum und lächelte, als er Ron und Hermine auf deren kleiner, gemütlicher Couch entdeckte. Seine beiden Freunde sahen auf und überrascht sprang die Braunhaarige auf den Potter zu. „Harry.“ Schrie sie freudig und umarmte den Größeren. „Frohe Weihnachten.“, gab der Angesprochene zurück, ehe er auch den Rotschopf umarmte. „Störe ich gerade?“, fragte der Grünäugige anschließend, während Hermine ihn zu der Couch schob und etwas zu Trinken heraufbeschwor. „Nein, gar nicht.“, gab die ehemalige Granger dabei zurück. „Wir müssen erst in ein paar Stunden zu Mollys Weihnachtsfest. Du kommst doch, nicht wahr?“ Der Blick der braunen Augen war fragend und hoffend. „Nein. Das ist auch der Grund, warum ich euch besuche. Ich muss mit euch reden.“ Harrys Herz klopfte schnell und laut und kurz hatte er das Gefühl, dass seine Freunde dies bemerken könnten. Seine Hände waren schwitzig. Er war eindeutig nervös. Dieser spontane Besuch war zwar unbedingt nötig gewesen, doch er hatte keine Worte zu Recht gelegt. Wie sollte er anfangen? Wie sollte er erklären, was er sich kaum selbst eingestehen konnte? Der Rotschopf sah seinen besten Freund fragend an. „Du weißt, dass wir über alles reden können, Kumpel.“ Dann tätschelte der Weasley seinem Freund die Schulter, ehe er sich mit Hermine im Arm zurücklehnte. Seufzend sah Harry in die braunen Augen seiner beiden Freunde. „Es ist schwierig. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“, gab der Potter zu und lächelte schwach. Nun war es an Hermine, dem Grünäugigen die Schulter zu drücken, ehe sie aufmunternd sagte:“Am besten am Anfang, Harry.“ Und dann begann Angesprochener zu erzählen. Erst von der bereits bekannten Geschichte mit Ginny und wie Snape kurz darauf aufgetaucht war. Dann erzählte er von dem zweiten Schachspiel, von dem gescheiterten Essen, von dem gemeinsamen Weihnachtsabend. Auch ließ er den Kuss nicht aus. Allerdings musste der ehemalige Sucher eine längere Pause danach machen, da Ron wie erstarrt auf dem Sofa saß und scheinbar Löcher in die Luft starrte. Entschuldigend sah seine Frau auf ihren besten Freund. „Harry, ehrlich gesagt habe ich mir so etwas schon gedacht, Harry. Aber du musst verstehen, für Ron ist das schon…komisch.“ Müde schloss Harry die Augen und seufzte. Natürlich nahmen es die zwei eher verhalten auf, er selbst konnte ja nur schwer mit all dem umgehen. Aber er wollte endlich alles los werden. Und so gab er seinem besten Freund einen kräftigen Klaps auf den Rücken. Blinzelnd sah Ron zu dem Schwarzhaarigen. „Ich hatte gerade den merkwürdigen Tagtraum. Harry hat erzählt, er hätte Snape geküsst. Und dass es ihm gefallen hätte und… Oh man. Es war kein Traum nicht wahr?“ Der Rotschopf starrte kopfschüttelnd zu seinem besten Freund. Der lächelte matt und legte den Kopf schief. Dann erzählte der Lehrer den Rest der Geschichte. Von Ginnys Auftritt, von ihrem Gespräch, von der Kündigung. Auch hier ließ er kein bisschen aus. Während Hermine immer nachdenklicher wurde, schien Ron mit sich zu kämpfen. Damit hatte der Potter natürlich irgendwie gerechnet und doch traf es ihn, dass der Weasley es schwer aufnahm. „Ich denke, du solltest mit Snape reden, Harry.“, murmelte irgendwann Hermine. „Und ich wünsche dir Glück. Natürlich hoffe ich, dass er dich glücklich macht. Das mit Ginny ist allerdings sehr traurig. Und das zu Weihnachten.“ Seufzend lehnte sich die ehemalige Granger an ihren Mann, der schweigend in den Kamin starrte. „Gib Ron ein wenig Zeit. Er wird dich unterstützen, sobald er es verdaut hat.“ Nur langsam erhob sich der Dunkelhaarige. Er umarmte Hermine und nickte nieder geschlagen. „Es tut mir leid, so wie es gelaufen ist. Ich hoffe das wisst ihr. Ich habe selbst… nicht damit gerechnet, doch je länger ich darüber nachdenke, desto klarer werde ich. Es war die richtige Entscheidung. Und auch wenn Severus vielleicht nicht so erscheint, er ist eigentlich ein wunderbarer Mann. Und ich denke wirklich… dass er mich glücklich machen könnte.“ „Ich weiß.“, erwiderte Hermine sanft und strich über die Wange des Größeren. „Und Ron wird es auch verstehen. Jetzt geh. Wir werden dich bald mal in Hogwarts besuchen kommen. Vielleicht nach Silvester. Und dann hast du hoffentlich dein Glück gefunden.“ Lächelnd warf Harry Flohpulver ins Feuer, ehe er wieder zu den drei Besen reiste. Ein neuer, schwieriger Schritt war nun nötig. Er musste mit McGonagell sprechen und vielleicht konnte er ja so herausfinden, wo sein Tränkemeister hin ist. Der Fußmarsch vom Zaubererdorf war angenehm. Harry nutzte diesen, um sich seiner Gefühle und seiner Taten bewusst zu werden. Sein Herz klopfte wie wild bei dem Gedanken an Severus. Teilweiße aus Scham, teilweiße aus Sehnsucht. Ein großer Stein war dem jungen Mann vom Herzen gefallen, nachdem er mit seinen beiden Freunden gesprochen hatte. Auch wenn der Rothaarige noch an diesen Informationen zu knabbern hatte, so war sich der Sucher sicher, dass dieser auch hinter ihm stehen würde. Und Hermine… Harry lächelte beid em Gedanken an die schlaue Gryffindor. Sie hatte es bereits geahnt… Sie unterstützte ihn, wie immer. Wie schon in der Schule, bei der Suche nach Horcruxen… Eine bessere Freundin konnte der Potter wohl nie finden. Doch auch die Nervosität ließ den Löwen nicht los. Er hatte Angst davor zu erfahren, wo Severus war, hatte Angst, sich dessen Wut zustellen. Gleichzeitig wusste er nicht einmal, ob er von McGonagell die gewünschten Informationen erhalten würde. Es war zum Mäuse melken. Dieser Gefühlssturm in seinem Kopf war doch auf Dauer nicht gut! Vor dem Schloss blieb der Held der Zauberwelt stehen. Er besah sich die Stelle, an dem er in der Nacht zuvor den Kuss von Snape erhalten hat, spürte in diesem Moment erneut, wie die zarten Lippen des Anderen die Seinen liebkosten. Und dann seufzte Harry schwer. Er hatte sich verliebt. Mit einer neuen Last auf dem Herzen betrat Harry das wie ausgestorben wirkende Schloss. Die Erleichterung über das recht gut verlaufene Gespräch mit seinen beiden Freunden war gänzlich verschwunden. Stattdessen war dort eine neue Last. Jetzt wo ihm endgültig klar geworden war, was er empfand, auch wenn er es Stunden zuvor noch geleugnet hatte, wollte er um jeden Preis zu dem Snape, wollte es ihm sagen. Erst das Gespräch mit Ron und Hermine hatte dazu geführt, dass sich Harry mit all dem sicher wurde und er war froh darum, dies getan zu haben. Es wurde bereits dunkel, stellte der Gryffindor fest, während er die bekannten Gänge entlang schritt. Er musste ein paar Stunden bei seinen beiden Freunden gewesen sein. Der Potter seufzte. Wenn er sein Problem mit Severus beseitigt hätte, galt es, sich seinen Schwiegereltern zu stellen. Das nahm er sich vor. Doch vorher wollte der junge Mann unbedingt etwas retten, von dem er nicht einmal wusste, ob es eine Chance darauf gab. Eine Beziehung mit Severus – Fledermaus von Hogwarts – Snape. Wie von selbst hatten die Beine des Löwen ihn zum Büro der Direktorin geführt. Er sagte das Passwort, stieg auf die Treppen und ließ sich nach oben fahren. Vor der Tür blieb der Lehrer stehen, atmete tief durch und klopfte anschließend an das edle Holz. „Herein.“, ertönte es gedämpft. Noch einmal atmete der Potter tief durch, ehe er die Klinke betätigte und das Büro der Schulleiterin betrat. Es sah so anders aus, seit Dumbledore nicht mehr da war. All die merkwürdigen, jedoch garantiert magischen, Artefakte waren verschwunden. Der Raum wirkte nun größer und bei weitem nicht mehr so voll gestopft. Die Bücherregale jedoch waren geblieben. Sie wurden sogar um ein paar Regale mehr erweitert. Ein großer, dunkelbrauner und aus eben so edlem Holz gefertigter Schreibtisch nahm die Mitte des Raumes ein. Dahinter saß McGonagell, in einige Papiere vertieft und von ein paar der ehemaligen Schulleitern beobachtet. Ein paar Andere taten, als würden sie schlafen. Harrys Blick fiel auf Dumbledore, der ihm mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen zuzwinkerte. Wie immer hatte der Potter das Gefühl – und das obwohl er nur auf ein Bild des alten Mannes blickte – dass der ehemalige Schulleiter wieder mehr wusste, als er sollte. Die blauen Augen schienen Harry zu durchschauen und ganz genau zu wissen, was hier vor sich ging. Minerva blickte auf und erstaunt sahen ihre dunklen Augen auf den unerwarteten Gast. „Mr. Potter, was kann ich für Sie tun?“, fragte die ältere Dame freundlich. Mit ihren Händen deutete sie dem Angesprochenen an, Platz zu nehmen. Ihr Blick wurde erwartungsvoll, währen der ehemalige Sucher mit der Suche nach den richtigen Worten kämpfte. „Professor…“, begann er irgendwann unsicher, atmete tief durch und sah der Dame dann geradewegs in die Augen. „Professor McGonagell, ich würde gern Kontakt mit Mister Snape aufnehmen. Seine Kündigung hat mich doch sehr überrascht und….“ Ab hier wusste Harry nicht mehr weiter. „Ich…ich habe noch ein paar Dinge, die dem Professor gehörten.“, hörte er sich schließlich sagen. Ein wenig verdutzt erwiderte McGonagell den festen Blick ihres Gegenübers. Dann seufzte sie. „Ich fürchte, ich kann Ihnen da nicht helfen, Potter. Severus hat mir keine Adresse gegeben. Und die seines Hauses darf ich Ihnen nicht einfach so geben.“ Sie sah ihren Schützling milde an. „Es tut mir leid.“ Harry seufzte. In seinen grünen Augen sah man die Hoffnung verschwinden. Wie sollte er denn jetzt nach Severus suchen, wenn er keinen Anhaltspunkt hatte? Salem war groß und die ganze Stadt abzusuchen würde zu lange dauern. „Ich denke, unser Harry hier verspürt das Bedürfnis nach einem Tee, Minerva, meine Liebe.“, schaltete sich nun Albus Dumbledore ein, der die Szene bisher still schweigend, jedoch mit einem erfreuten Lächeln beobachtet hatte. Erstaunt hob Angesprochene den Blick, ehe sie nickte. „Ich werde einen Tee für Sie holen, Potter.“, erklärte sie dann. Schon lange hatte es die Schulleiterin aufgegeben, sich über ihren Mentor zu wundern. Und wenn dieser wollte, dass sie dem jungen Mann in ihrem Büro einen Tee brachte, so hatte dies höchst wahrscheinlich einen Grund, den sie, wie immer, wohl zu spät bemerken würde.Doch Albus, so wusste die ältere Dame, wollte nur das Beste für Harry. Und auch für alle Anderen. Er tat meist nie etwas ohne Grund und ohne das Wohl der Anderen zu überdenken. Fragend blickte der Potter währenddessen zu seinem ehemaligen Schulleiter. Dieser lächelte ihn nun sanft an. „Severus ist ein schwieriger Charakter, mein Junge.“, hauchte der Mann irgendwann und schüttelte lächelnd den Kopf. „Schon als Schüler fiel es ihm schwer, Gefühle zuzugeben. Aber wenn er sie hatte, dann stand er dazu.“ Der Grünäugige nickte leicht. Er glaubte zu wissen, worauf dieses Gespräch hinaus lief, auch wenn er keine Ahnung hatte, woher Dumbledore schon wieder seine Informationen hatte. „Ich bin mir sicher, so sicher dass ich um eine ganze Packung der besten Bohnen jeglicher Geschmacksrichtung wetten würde, dass der gute Severus keine neue Stelle begonnen hat. Ich denke, etwas oder jemand hat ihn verletzt.“ Wieder dieses Funkeln in den hellen, blauen Augen. Die Wangen des Jüngeren färbten sich rot. „Ich war das wohl, Sir.“, hauchte er leise. „Ich glaube, nein, ich bin mir sicher, dass ich mich in Severus verliebt habe, Professor Dumbledore.“, nuschelte Harry dann und sah mit noch röteren Wangen zu dem fröhlich lächelnden Gemälde. „Ich denke, das solltest du nicht mir sagen, Harry.“, gab dieser nur zurück und zwinkerte. „Denk einfach fest an Spinners End, Harry. Dann wirst du ihn schon finden. Und jetzt entschuldige mich. Mir ist nach einem Schläfchen.“ Bedröppelt sah der junge Potter dabei zu, wie sich Albus Dumbledore auf seinem Stuhl zurecht ruckte und schließlich zufrieden lächelnd die Augen schloss. Kurz darauf war ein leichtes Schnarchen zu vernehmen. Kopfschüttelnd blickte Harry zu der Tür, durch die vor wenigen Minuten McGonagell verschwunden war, ehe er sich schnell erhob. Sein Mentor hatte Recht. Er musste zu Severus. Kapitel 9: Kapitel 9 Spinners End --------------------------------- Halli Hallo Da is das nächste Kapitel. Entschuldigt... Ich bin mit Heiraten und Haus bauen so beschäftigt... Dies ist das 9te Kapitel und langsam geht es aufs Ende zu. Ob Harry und Severus ein Happy End bekommen? Viel Spaß Kapitel 9: Spinner’s End Müde strich sich Harry über die Augen. Es war der Abend vor Silvester. Leichter Schneefall hatte eingesetzt. Der Himmel war bewölkt und es war bitterkalt. Der Potter saß mit einem Buch auf dem Schoß in seinen Räumen, eine Decke um die Füße, doch lesen tat er nicht. Seine Gedanken kreisten um den Tränkemeister. Denn bis heute hatte er es nicht geschafft, zu Severus zu apparieren. Nach dem Gespräch mit Dumbledore war Harry aufgesprungen und gegangen. Er hatte umgehend abreisen wollen, sich dann letztendlich jedoch dagegen entschieden, da er nicht spät am Abend vor der Tür des Tränkemeisters hatte stehen wollen. Und das war dann auch sein Fehler gewesen. Am ersten Weihnachtsfeiertag hatte der Potter einen Brief erhalten. Von Molly. Molly Weasley, die nicht gerade erfreut über die letzten Nachrichten gewesen war und zu einem Gespräch bat. Molly Weasley, die händeringend versuchte, die Ehe ihrer Tochter und ihres Ziehsohnes aufrecht zu erhalten. Eine liebende Mutter, die natürlich nur das Beste für die beiden wollte und noch immer fest davon überzeugt war, dass es sich hierbei um eine schlechte Phase in der gemeinsamen Beziehung handelte. Das Gespräch am Folgetag hatte sich, wie erwartet, als lang und nervenaufreibend erwiesen. Mit Arthur, Molly und Ginny hatte er am Tisch gesessen und über die Eheprobleme gesprochen. Immer wieder hatten die Eltern seiner Exfrau darum gebeten, dass sie sich doch noch einmal aussprechen sollten. Doch Harry war hart geblieben. Und letztendlich hatte auch Ginny zugegeben, dass diese Ehe zu nichts führte. Ihre Eltern mussten sich geschlagen geben, wenn auch sehr traurig. Es war eine komische Situation gewesen, schließlich gehörte Harry dennoch irgendwie zur Familie. Molly hatte weiterhin die Einladung für Silvester aufrechterhalten, doch der Potter hatte sie abgelehnt. Die Trennung war schließlich noch sehr frisch und Ginny, genau wie er selbst, benötigten etwas Freiraum. Abgesehen davon – das jedoch hatte der junge Mann verschwiegen – wollte Harry noch immer Severus aufsuchen und hoffte, dass es noch nicht zu spät wäre. Erneut strich sich der ehemalige Sucher über die grünen Seelenspiegel. Die letzten Tage hatten ihn viele Nerven gekostet. Die Sehnsucht nach dem Snape, nach den gemeinsamen Gesprächen, der tiefen Stimme, dazu die Scham, die der Gryffindor empfand und das lange und sehr gefühlsintensive Gespräch mit seinen Ex-Schwiegereltern. Harry wusste einfach nicht mehr, wo ihm der Kopf stand und war zunehmend unsicher wegen seines Plans geworden. Wie sollte er das Haus von Severus finden. Wie sollte er diesem gegenüber treten. Würde der Snape überhaupt öffnen? War er dort? So viele Fragen, keinerlei Antworten. Das Herz des jungen Mannes zog sich schmerzhaft zusammen. Ja er liebte Severus und der Wunsch, endlich bei diesem zu sein, dazu jedoch die Schuldgefühle waren eine sehr unangenehme Mischung. Und er wusste kaum, damit umzugehen. Seufzend schlug der Löwe das Buch zu, erhob sich und ging in sein Schlafzimmer. Auf der freien Seite des Bettes lag eine kleine Reisetasche, die er mit dem nötigsten gefüllt hatte. Er wollte sie mitnehmen, um für jeden Fall gewappnet zu sein. Vielleicht brauchte er sie auch nicht… Der Potter zog sich aus, ging ins Bad, um dort nur kurz zu duschen, ehe er sich eine Schlafhose anzog und ins Bett schlüpfte. Zwar war der Grünäugige müde, dennoch lag er letztendlich unruhig im Bett, wälzte sich von der einen, auf die andere Seite. Noch nie war er so nervös gewesen und ein wenig fühlte er sich wie ein verliebter Teenager. Es war komisch, denn diese Gefühle waren ihm nie zuvor begegnet. Gleichzeitig empfand es der Lehrer auch als lästig, schließlich war er keine 15 mehr und musste sich doch beherrschen. Dennoch musste Harry feststellen, dass die Sehnsucht nach Leidenschaft, dass das, was ihm vor vielen Monaten noch so schmerzlich gefehlt hatte, nun endlich einen Namen hatte. Severus Snape. Der nächste Morgen kam früh. Um ja keine Zeit zu verlieren hatte der Potter extra einen Wecker gestellt. Gähnend erhob sich der junge Mann, wusch sich im Bad und zog anschließend seine schon am Vortag herausgelegten Kleider an. Um den Snape zu gefallen hatte sich der junge Mann für eine schwarze Stoffhose und ein dunkelgrünes Hemd mit silbernen Mustern an den Säumen entschieden. Darüber zog er seinen warmen Winterumhang, Handschuhe Schal. Nachdem er in die warmen Winterstiefel geschlüpft war, schnappte sich der Potter seine Reisetasche, verkleinerte diese und steckte sie ein. Dann verließ er, mit einem nervösen Gefühl im Bauch, seine Räume. ´ Der Weg, der hinter die Appariergrenze von Hogwarts führte war vereist und teilweiße mit hohem Schnee bedeckt. Während der Feiertage hatte es noch einmal kräftig geschneit und man kam gar nicht hinterher, die Wege zu räumen, so schnell waren sie wieder eingeschneit. Harry hinterließ tiefe Spuren auf seinem Pfad, Schnee sammelte sich am unteren Saum seines Umhanges und erschwerte den Weg dadurch ein wenig. So dauerte es etwas länger, als normal, bis der Potter die Grenze erreicht und Hogwarts so hinter sich gelassen hatte. Er atmete noch einmal tief durch, dann konzentrierte er sich auf den Ort, den Dumbledore ihm einige Tage zuvor gesagt hatte und disapparierte. Nur das noch leicht nach hallende Plopp seines Verschwindens deutete jetzt noch darauf hin, dass er vor wenigen Sekunden noch hier gestanden hatte. Spinners End war, wie Harry nun feststellte, kein Ort. Es handelte sich um eine Straße, in einem ärmlich wirkenden Industrieviertel der Muggle. Die am Straßenrand stehenden Backsteinbauten ähnelten sich alle und die Gegend wirkte trist und irgendwie dreckig. Der Gryffindor fühlte sich nicht gerade wohl hier und bezweifelte irgendwie, dass auch Lily einst hier in der Nähe gelebt haben muss. Suchend blickte sich der junge Mann um. Er wusste nicht viel über die Gegend oder darüber, ob und wie Snape hier lebte. Harry erinnerte sich nur daran, dass der Slytherin hier wohl auch schon seine Kindheit verbracht haben musste und bedauerte den Mann ein wenig. Schön war es hier gewiss nicht und für ein Kind schon gar nicht. Um nicht fest zu frieren, denn auch hier waren die Temperaturen weit unter null, schritt der Potter langsam die Straße entlang. Ihm begnete keine Menschenseele, während er sich suchend umsah und versuchte, nach etwas Ausschau zu halten, dass ihm einen Hinweis gab. Schließlich erreichte der junge Mann das Ende des Straße und damit ein einsam stehendes Haus. Von außen wirkte das Gebäude ein wenig anders als die Anderen. Es war kleiner, ein simples Steinhaus. Die Fenster die zur Straße gingen waren nicht beleuchtet. Einfache, dunkle Vorhänge versperrten den Blick für Außenstehende. Ein kleiner Briefkasten hing windschief an der Mauer, die das Grunstück abgrenzte. Als Harry näher trat, konnte er ein verschmutztes Namensschild entdecken. Prince Die Gedanken im Kopf des Löwen fuhren Achterbahn. Wie ein Blitz schlug die Erinnerung in seinem Gedächtnis ein. In seinem sechsten Schuljahr hatte er das Buch des Halbblutprinzen genutzt. Das Buch von Severus. Und Hermine hatte doch herausgefunden, dass mal ein Mädchen an der Schule gewesen sei, die mit Nachnamen Prince hieß. Die Erinnerungen überschwemmten Harry. Das Misstrauen gegenüber Severus, die Anfeindungen. Der kurze Kampf, als er den Mann verfolgt hatte. Dessen Geständnis. Er ist der Halbblutprinz. Der Grünäugige schauderte. Die Angst überkam ihn und ließen ihn an seinem Vorhaben zweifeln. Unsicher blickte er auf das Schild, dann auf die verschlossene Tür. Sein Herz pochte hart gegen seine Brust, während er sich am Tor zum Vorgarten festhielt, als würde er jeden Moment umkippen. Schließlich sammelte der Löwe all seinen Mut zusammen – wie schon so oft, wenn er sich dem Snape zu stellen wagte. Wie schon so oft, zitterten auch jetzt seine Hände, während er das kleine Tor zum Vorgarten öffnete und langsam hindurch trat. Ein Schwall Magie schien den Dunkelhaarigen zu überrollen, als er das Grundstück vollkommen betreten hatte. Sein Instinkt, den er sich als Auror antrainiert hatte, meldete sich und sein Verstand schlug Alarm. Doch da war es bereits zu spät. Severus musste das Grundstück gesichert haben, um einerseits vor ungebetenen Besuchern gewarnt zu werden und andrerseits, Menschen, die ihm vielleicht böses wollten abzuschrecken und schon am Eingang unschädlich zu machen. Denn Harry wurde mit voller Wucht von einem Zauber in den Rücken getroffen und an die nächstgelegene Hauswand gepresst. Magische Pflanzen machten sich selbstständig und fesselten ihn an den Handgelenken und Knöcheln, um ihn daran zu hindern, seinen Zauberstab zu ziehen. Er war wehrlos. Fluchend versuchte der Verteidigungslehrer, sich zu befreien, doch die Pflanzen hielten ihn eisern fest. Sein Kopf brummte durch den Aufprall und er hatte seine Brille verloren. Nur noch unscharf nahm er wahr, was um ihn herum passierte. Neben dem Dunkelhaarigen öffnete sich eine Haustür. Schritte waren zu hören, eilige Schritte, dann die tiefe Stimme des Mannes, zu dem sich Harry die letzten Tage so sehr gesehnt hatte. „Harry.“, zischte der Mann wütend und Angesprochener hörte deutlich, dass die Freude wohl nur auf seiner eigenen Seite lag. „Hey Sev.“, brachte der Jüngere heraus. Er drehte den Kopf zu den schwarzen Schemen, die er erkannte und kniff die Augen zusammen. Es war gut, dass der Potter seine Brille verloren hatte, denn der Snape musste sich, trotz seiner Wut im Bauch, ein kleines, böses Grinsen verkneifen. Er schaffte es nicht. Den ehemaligen Helden der Zauberwelt so zu sehen, machte die Erlebnisse der letzten Tage fast wieder wett. Der Snape genoss den Anblick noch ein paar weitere Sekunden. „Mir ist kalt, Severus. Könntest du mich also bitte runter lassen?“, fragte der Gryffindor irgendwann ungeduldig. Was für ein Reinfall, dachte sich der junge Mann. Er hatte den Tränkemeister überraschen wollen, hatte sich entschuldigen wollen und versöhnen. Und nun? Er hing hier, wie ein Sack Reis, konnte sich nicht bewegen und sah so viel, wie ein Maulwurf. Er hörte Severus grummeln, der wohl noch darüber nachdachte, ob der ihn, Harry, nicht noch länger da hängen lassen sollte. Dann sprach der Slytherin eine kurze Zauberformel. Die Schlingen um Harrys Gelenke zogen sich zurück und so landete der Potter unsanft auf dem harten, vereisten Boden. „Hier.“, hörte er dann die tiefe Stimme des Mannes, den er so vermisst hatte. Verschwommen erkannte der Sucher, dass ihm etwas hingehalten wurde. Es war seine Brille, die Harry dankbar aufsetzte. Endlich konnte er den Snape ansehen, endlich ihn begrüßen. Doch er stockte. Tiefe Ringe waren unter den schwarzen Seelenspiegeln des Anderen. Er sah müde aus und schien wenig geschlafen zu haben. Die schwarzen Haare waren ungewaschen und hingen strähnig um das kantige Gesicht. Kurzum: Severus sah so aus, wie Harry sich die letzten Tage gefühlt hatte. „Sev.“, hauchte er irgendwann leise. Sein ganzer Körper zitterte, nicht nur der Kälte wegen. „Es tut mir leid…Ich bin hier, damit wir reden können.“ Bittend sah der Löwe aus grünen Augen zu dem Älteren. Sein Herz klopfte wie wild, während er seinen Umhang enger um sich zog. Das Gesicht des Anderen war verschlossen. Schwarze, kalte Augen bohrten sich in die Seinen. Severus schien nicht begeistert von dem Besuch. „Es gibt nichts zu besprechen, Potter.“, knurrte der Mann. Es war wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Der Tränkemeister sprach zu ihm, als hätte es die letzten Wochen und Monate nicht gegeben, die ganzen Abende gemeinsam. Verletzt sah Harry den Größeren an. „Das sehe ich anders. Du kannst mich nicht einfach küssen und dann verschwinden.“ Sein Gegenüber schnaubte bei diesen Worten. „Das sagt der Richtige. Du bist weg gelaufen. Du hast mich da stehen lassen, wie ein weg geworfenes Spielzeug, dass nicht mehr so funktioniert, wie es soll.“, zischte er wütend. Die Stimme des Slytherins war nur noch ein tiefes, abschreckendes Grollen. „Ich war überfordert. Bis zu dem Abend habe ich nicht einmal vermutet, dass ich Männer mögen könnte.“, erwiderte Harry und sah flehend zu dem Älteren. „Und dann kam auf einmal Ginny. Ich wollte sich abweisen, aber-“ Der Jüngere brach ab und seufzte. „Du hast gesehen, wie sie mich geküsst hat, nicht wahr?“, fragte er und versuchte sich so endlich Gewissheit zu verschaffen. Der Snape schwieg, was für Harry Antwort genug war. „Ich habe sie weg geschickt. Und wollte dich nicht am selben Abend noch belästigen. Allerdings habe ich umgehend bereut, dass ich nicht sofort zu dir gegangen bin. Am nächsten Tag warst du bereits weg und ich…“ Der Potter wusste nicht, wie er den Satz vollenden sollte. Er hatte so viel zu tun gehabt, so viele Gespräche zu führen und so große Angst. Alles Ausreden, wie er selbst fand, also führte er seine Rede nicht zu Ende. „Es tut mir leid, Severus.“, hauchte er nur erneut und ließ den Kopf hängen. Abschätzend wurde er von seinem Gegenüber betrachtet. Noch immer schien der Snape nicht wirklich zu glauben, was er hörte und so richtig übel nehmen konnte man es ihm nicht. Severus war schon immer der Typ Mensch gewesen, der nur schwer vertraut hat. Nachdem er dann auch noch den falschen Leuten, wie Lucius oder dem dunklen Lord, sein Vertrauen geschenkt hatte, was nun – wie man wusste – gänzlich schief gegangen war, gab es nur noch wenige Leute, die er in seine Nähe ließ. Harry Potter hatte es in den letzten Wochen, nein Monate, geschafft, sein herz zu erobern und dann hatte er ihn einfach stehen lassen. Es tat weh, doch er wollte es nicht zeigen. „Deine Entschuldigungen brauche ich nicht.“, fauchte er leise und wandte sich ab. Es war viel zu kalt, um hier weiter zu diskutieren. Er wollte rein gehen, sein einsames Dasein fristen und wenn er bereit war, das Ganze hinter sich zu lassen, würde der Slytherin in einem anderen Land neu anfangen. So hätte es der Tränkemeister bereits vor langer Zeit tun sollen. Doch schon damals war ihm der junge Potter einfach nicht aus dem Kopf gegangen. Doch was hatte es Severus gebracht? Schmerz… Der schwarzhaarige Mann stapfte zu seiner Haustür. Es hatte wieder zu schneien begonnen. So leicht allerdings wollte sich Harry nicht abspeißen lassen. Flink griff er mit seinen kalten Händen nach denen des Snapes, die noch herrlich warm waren und sich so richtig zwischen seinen Fingern anfühlten. Allein diese Berührung jagte beiden Männern unabhängig voneinander einen Schauer über den Rücken. Aus grünen, bittenden Augen blickte der Jüngere zu Severus. „Weiße mich nicht ab, Sev. Allein der Gedanke, dass du gegangen bist, hat mir die Augen geöffnet und ich habe umgehend mit McGonagell gesprochen. Nur wegen Dumbledore-“ „Dumbledore hat dir gesagt, wo du mich findest? Verräter.“, fluchte der Snape und verdrehte die Augen. Gegen seinen Willen musste Harry schmunzeln. Langsam überwandte er den Abstand zwischen ihnen, spürte die Wärme, die von Körper des Älteren ausging. Mit der einen Hand hielt er noch immer fest die des Snapes umschlungen, die andere legte er nun vorsichtig auf dessen Brust. Severus starrte den ehemaligen Sucher verschlossen an. Er ließ geschehen, dass dieser ihm näher kam, ihn berührte. Denn auch, wenn das Verhalten Harrys geschmerzt hatte, so zeigte sein Körper deutlich, welche Empfindungen ihn beinahe zu übermannen drohten. „Ich wäre so gern eher hier gewesen, Severus.“, flüsterte Harry leise und kam noch näher. Ihre Körper berührten sich nun und ein wohliger Schauer wanderte über den ganzen Körper des Verteidigungslehrers. Ihre Gesichter waren vielleicht nur noch zwei Hand breit voneinander entfernt und der Herzschlag des Löwen verschnellerte sich mehr und mehr. Für einen Moment glaubte er fast, dass es ihm gleich aus der Brust springen würde. Langsam und stetig überwand Harry den Abstand zwischen ihren Gesichtern, während Severus fast regungslos geschehen ließ, was hier geschah. Und schließlich trafen sich die Lippen beider Männer zu einem zweiten, liebevollen, jedoch nur kurzen Kuss. Für diesen Moment war die Kälte um sie herum vergessen. Stattdessen wurde Harrys Körper von einer Hitze überflutet, die er noch nie zuvor gefühlt hatte. Der Kuss dauerte ein paar Sekunden und doch zeigte er dem jungen Mann, wie schön Liebe sein konnte, welche unglaublichen Gefühle damit verbunden waren. Lächelnd sah Harry zu dem Größeren auf, der ihn mit einer Mischung aus Verwirrung, Erregung, Liebe und Abneigung. Noch nie zuvor hatte der Gryffindor so viele Gefühle in einem einzelnen Blick gesehen und allein das ließ ihn sein Gesicht erneut zu dem Anderen beugen, um dessen Lippen nochmals in Beschlag zu nehmen. Dieses Mal erwiderte der Tränkemeister den Kuss. Seine freie Hand legte sich auf den Rücken des Kleineren, um ihn noch dichter an sich zu drücken. Er öffnete die Lippen, bat um Einlass im Mund des Suchers. Und dieser wurde ihm auch nur all zu freudig gewährt. Sekundenlang fochten die Zungen beider Männer einen langen Kampf aus, den schließlich der Slytherin gewann. Im nächsten Moment jedoch trennte sich der Ältere von Harry. „Nein..“ hauchte er leise und nun war nur noch der Kummer der letzten Tage auf dem markanten Gesicht zu erkennen. „Nein.“, wiederholte der Schwarzhaarige, wandte sich ab und schritt ins Haus. Die Tür fiel ins Schloss, es knallte laut. Enttäuscht und verletzt starrte Harry auf die Tür, unfähig sich zu rühren. Kapitel 10: Hartnäckig ---------------------- Kapitel 10 – Hartnäckigkeit Hallo zusammen, hier ist es nun , Kapitel 10 meiner Story. Severus hat Harry einfach stehen lassen… Na mal sehen ob die beiden Hasen noch zusammen finden. Ich muss ehrlich sagen, dass ich überlegt habe, den klassischen Weg zu gehen. Harry wartet bibbernd vor der Tür, schläft ein usw. Aber das finde ich nun doch irgendwie ausgelutscht… Und für was ist Harry denn nun eigentlich ein ausgebildeter Zauberer? Also lest selbst, wie unser mutiger Löwe versucht, die Gunst seiner Schlange zu gewinnen… Viel Spaß. Es hatte eine Weile gedauert, bis Harry das Widersehen verdaut hatte. Lange hatte er auf die Tür gestarrt, die ihm vor der Nase zugeschlagen worden war, ohne recht etwas zu erkennen. So hatte sich der Löwe das Ganze nicht vorgestellt. Nicht nur, dass er sich erhofft hatte, nach diesen wunderbaren Küssen wenigstens ins Haus gebeten zu werden und mit Severus sprechen zu können, nein er hatte auch die leise Hoffnung verspürt, mit dem Tränkemeister Glück gefunden zu haben. Das Glück, so schien es im Moment, war nun aber in weiter Ferne gerückt. Langsam machte sich die Kälte wieder bemerkbar. Der Schnee, der leise um den Löwen herum fiel, schien dichter zu werden. Harry hob die Hand, um an die Tür zu klopfen, doch schien ein Zauber ihn davon abzuhalten. So sehr sich der junge Mann auch bemühte, er erreichte das Holz der Tür einfach nicht. Seine grünen Augen verengten sich. „Na gut, Severus.“ Zischte er leise. „So schnell wirst du mich nicht los. Wer nicht hören will…“ Die Worte sprudelten aus dem Verteidigungsprofessor heraus, laut genug, dass Severus es hören könnte, wenn der es wollte. In Harrys Stimme war deutlich das zu hören, was er die letzten Momente vermisst hatte. Der alte Gryffindormut und eine gewisse Wut darüber, dass Severus sich in seinen Augen kindisch verhielt. Beide Männer wussten, dass sie Gefühle für den jeweils anderen hatten. Sie hatten Küsse geteilt und die Magie war deutlich zu spüren gewesen. Und doch konnte der Snape – wahrscheinlich aus Angst, erneut verletzt zu werden- nicht über seinen Schatten springen und Harry die Möglichkeit geben, sich zu entschuldigen. Bevor der Tränkemeister verzieh, zog er sich lieber zurück. Doch das war – jedenfalls in Harrys Augen – der falsche Weg mit all dem um zu gehen. Nun… Bevor der Löwe allerdings dieses Problem angehen konnte, musste er es sich erst einmal ein wenig gemütlicher machen. Da er das Grundstück nicht verlassen wollte, aus Angst, dass Severus seine Schutzzauber für den nächsten Besuch verschärfte, konnte er keine Pension oder ein Hotel aufsuchen. Aktuell traute der Gryffindor dem Älteren alles zu. Auch einen Fidelius-Zauber, um das Grundstück unauffindbar zu machen. So entschied der ehemalige Auror, hier zu übernachten. Für was war er denn ein Zauberer? Er konnte es sich schon ein wenig häuslich einrichten hier. Und irgendwann musste Severus sicherlich sein Haus verlassen. Harry würde diesen Moment jedenfalls nicht verpassen. Er wollte die Chance nutzen. Mit jedem Tag, der seit Weihnachten vergangen war, war sich Harry sicherer seiner Gefühle wegen geworden. Für ihn war der Snape eine Art Anker geworden. Der Schwarzhaarige gab ihm halt und eine gewisse Sicherheit, die der Löwe bisher selten verspürt hatte. Auch war dem Potter mehr und mehr bewusst geworden, wie sehr er die gemeinsamen Abende vermisste. Er vermisste das Schach spielen, die hämischen Bemerkungen darüber, dass er andauernd verlor, die kleinen Stichleien oder die Geschichten über seine Mum. Kopfschüttelnd ließ Harry seinen Blick schweifen. Es brachte nichts, jetzt darüber nachzudenken. Schließlich konnte er den Snape auch verstehen. Severus hatte ihn gesehen. Kurz nachdem sie sich geküsst hatten, hatte der Tränkemeister beobachtet, wie er die halbnackte Ginny küsste. Es musste ein schmerzlicher Anblick für den Slytherin gewesen sein, der doch seit langem mal wieder sein Herz geöffnet hatte. Er hatte sich Harry gegenüber legerer gezeigt, hatte sich geöffnet. Harry seufzte. Ob sich Severus verraten gefühlt hatte? Oder vielleicht veralbert? Ob er glaubte, dass der Löwe nur mit ihm spielte? Mit jedem Gedanken darüber entbrannte in dem Gryffindor mehr das Gefühl, das alles klar zu stellen. Er würde jetzt nicht einfach aufgeben. Schließlich hatte auch James Potter nicht aufgegeben, obwohl Lily ihn anfangs immerzu abgewiesen hatte. Also ließ der Löwe den Blick aus grünen Augen erneut schweifen, dieses Mal so, dass er etwas wahrnahm. Am Rande des kleinen Gartens stand eine alte Eiche. Darunter befand sich weniger Schnee, das Gras wirkte trockener. Diese Stelle schien also ein wenig Wetter geschützter. Perfekt für ein Zelt. Natürlich hatte der Potter keines dabei. Er hatte schließlich eher damit gerechnet, dass er mit Severus wie zwei erwachsene sprechen konnte. Und wenn der Gryffindor ehrlich war, so hatte ein kleiner Teil gehofft, noch mehr Küsse teilen zu dürfen. Also musste der Professor ein wenig improvisieren. Er nahm einen Kieselstein, der im Gras herumlag und legte diesen auf das Gras unter dem Baum. Dann schwang er seinen Zauberstab. Verwandlungen waren, auch wenn er durchaus akzeptable Noten darin erhalten hatte, nie ganz sein Freund gewesen. Hermine war viel besser darin. Doch Hermine war nicht hier. Er war auf sich gestellt und das war richtig so. Mit dem dritten Anlauf klappte der Zauber, den er sich vorgestellt hatte. Statt eines Kieselsteines, stand nun ein Zelt vor ihm. Es war in der Mitte hoch genug, damit er darin stehen konnte, regensicher und er könnte darin wohl erst einmal übernachten. Zwei weitere Kieselsteine verwandelte sich der Gryffindor in eine dicke Winterdecke und in ein Kissen. Außerdem verwandelte er ein Blatt in ein großes Einmachglas. Harry betrachtete seine ersten Ergebnisse, wenn auch skeptisch. Er wusste, Hermine hätte das Zelt so verwandeln können, dass er darin eine voll ausgestattete Wohnung vorfand, ähnlich dem Zelt, wie sie es bei ihrer Reise im Kampf gegen den dunklen Lord gehabt hatten. Einmal hatte die Granger gesagt, wenn man den Dreh nur einmal raus hatte, wäre es gar nicht so schwer. In diesem Moment jedoch – so fand der ehemalige Gryffindor – war Hermine mal wieder eine Besserwisserin. Er meinte diesen Gedanken bei Merlin nicht böse… Aber diese Verwandlungen waren für ihn alles, aber nicht einfach. Aber eines, das hatte der Potter durchaus von seiner Freundin gelernt. Nämlich diese tollen, wärmenden grünen Flammen, die sie in der Schulzeit schon immer herauf beschworen hatte. Es war einer der ersten Zauber, die sich Harry hatte bei bringen lassen, als er den Kopf dafür gehabt hatte. Der junge Mann schwenkte also erneut seinen Zauberstab, beschwor eine solche Flamme und buxierte diese in das vorher verwandelte Einmachglas. Dann betrat der Lehrer sein Zelt. Er stellte das Glas mit dem wärmenden und Licht spendeten Feuer in die Mitte, die Decke und das Kissen legte er daneben. Dann griff er in eine Tasche seines Umhangs. Dort befand sich im verkleinerten Zustand die Reisetasche, die er am Vortag gepackt hatte. Nun war der junge Mann dankbar darum, dass er sich ein wenig vorbereitet hatte. Er war schließlich lange genug mit Ron und Hermine durch Groß-Britannien gereist. Natürlich hatte Harry gehofft, Severus würde ihn anhören und der Andere würde ihn ins Haus bitten. Daher hatte er auch weder ein Zelt noch sonst etwas dabei, um irgendwo übernachten zu müssen. Doch er hatte warme Kleidung, sowie diverse Lebensmittel eingepackt. Eigentlich waren sie für ein Essen gewesen, dass er dem Snape hatte kochen wollen. So würde er aber wenigstens heute Abend keinen Hunger leiden. Nur halbwegs zufrieden kuschelte sich der Verteidigungsprofessor in die Decke. Er hatte das Zelt so ausgerichtet, dass er durch einen Spalt des Eingangs auf das Haus seines ehemaligen Tränkelehrers blicken konnte. So hatte er alles im Blick, wenn er es denn wollte. Doch im Moment schien alles ruhig und Severus schmollte wohl eher, als ihn nächster Zeit auf den Gedanken zu kommen, ihn herein zu bitten oder sich wenigstens auf ein Gespräch einzulassen. Daher griff der Löwe erneut in seine Reisetasche, die er zuvor auf normale Größe gezaubert hatte, und zog ein Buch hervor, mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte. Ein letztes Mal glitt sein Blick dabei zu der Haustür des Tränkemeisters. Dieser konnte sich doch nicht ewig verschanzen, oder? Im Haus war die Stimmung angespannt. Severus hatte in den vergangenen Minuten beobachtet, wie Harry sich von einer Schockstarre heraus abgewandt hatte. IN dem Moment hatte der Snape bereits geglaubt, der Andere würde aufgeben und gehen. In seinem innersten hatten die Gefühle verrückt gespielt. Severus war enttäuscht gewesen. Enttäuscht weil er gedacht hatte, dass Harry..nein…Potter ernst gemeint hatte, was er sagte. Dass es ihm leid täte. Und wer wäre nicht enttäuscht, wenn jemand, der so etwas sagt, bereits nach einer Abweisung wieder verschwand? Doch der junge Mann war nicht verschwunden, wie der Snape Sekunden später feststellte, während er da hinter seinen dunklen Vorhängen stand und durch einen Spalt nach draußen blickte. Und das wiederum löste bei dem Tränkemeister nochmal ganz neue Gefühle aus. Sein Herz schlug wild in seiner Brust, teils vor Freude, teils vor Wut. Machte es sich der Gryffindor da wirklich in SEINEM Garten bequem? Entgeistert beobachtete Severus, wie der Bursche aus kleinen Dingen im Garten ein Zelt, eine Decke und ein Kissen verwandelte. Er beobachtete, wie Potter sich ein Einmachglas verwandelte und darin ein grünlich wirkendes Feuer beschwor, nur um dann das Zelt zu beziehen. Ein Zelt, dass eine Öffnung genau in die Richtung seines Hauses aufwies. Der Snape verfluchte seinen ehemaligen Schüler innerlich. Was dachte sich der eigentlich? Dass er hier einziehen könne, um ihn – Severus – dazu zu bewegen nachzugeben? Und tatsächlich überlegte der Slytherin kurz, ob er all dem nachgeben sollte. Eine kleine Stimme in seinem Kopf ermahnte ihn dazu, offen zu sein, auf den Anderen zuzugehen, dem es doch anscheinend so wichtig war, sich auszusöhnen. Schließlich – und das war kein schlechtes Argument dieser nervigen Stimme – wollte Severus endlich nicht mehr allein sein. So viele Jahre hatte der Tränkemeister damit zugebracht, einer unerwiderten Liebe hinterher zu trauern, dann war er als Spion tätig und schließlich… Schließlich hätte er endlich die Ruhe dazu, die Zeit und die Kraft sich auf etwas ein zulassen, dass tiefer ging und doch schreckte der Mann zurück, der schon so viel Leid gesehen hatte. Müde wandte sich der Tränkemeister von seinem Fenster ab und ließ sich auf einen alten Sessel sinken. Er rieb sich über die Augen. Hier allein konnte er die Schwäche zeigen, die er empfand. Zwar hatte diese kleine Stimme womöglich recht, doch sich zu überwinden und über seinen eigenen Schatten zu springen schien dem Snape noch einmal ein ganz anderer Schritt. Ein Schritt, den er offenbar nicht bereit war zu gehen. Zweifel nagten an dem Schwarzhaarigen. Zweifel, die in den letzten Tagen, die er hier einsam verbracht hatte, gewachsen waren und die ihn nun hier auf dem Sessel hielten, anstatt ihn nach draußen gehen zu lassen. Abgesehen davon, dass es schwer war, dem Löwen zu vertrauen, der anscheinend noch überfordert mit all den neuen Gefühlen und Gedanken war, verstand der Snape auch nicht, was Harry auf einmal an ihm finden sollte. Es war so viel älter als der junge Mann. Harry Potter war nicht einmal ganz 22 Jahre alt. Er, Severus, war gute zwanzig Jahre älter. Selbst wenn Severus also nun hinaus gehen würde und den Grünäugigen aus dessen dämlichen Zelt heraus fluchen und nach drinnen bringen würde.. Ja selbst wenn sie miteinander sprachen…Hätten sie dann eine gemeinsame Zukunft? Stirnrunzelnd drehte sich Severus in seinem Sessel so, dass er zum Fenster blicken konnte. Durch einen kleinen Spalt zwischen den Vorhängen konnte er das Zelt sehen. Hatte Potter mit seinen zwanzig Jahren denn nicht ganz andere Ziele? Und doch war da wieder diese kleine Stimme, die ihm sagte, dass es doch egal war. Potter wäre nicht hier, wenn er nicht etwas empfinden würde. Und wenn auf beiden Seiten gewisse Gefühle vorhanden waren, wäre es dann nicht ein leichtes, Dinge die zwischen ihnen standen zu beseitigen? Severus hasste diese kleine Stimme, die in seinem Körper ein Gefühl aufflammen ließ, von dem er geglaubt hatte, es verloren zu haben. Hoffnung… Er bemerkte, dass er dieses Gefühl nur mit Potter spürte. Schon unter Dumbledore gab es immer nur ein Thema, dass Hoffnung gegeben hatte. Potter… Potter der es auf kuriose Art du Weise geschafft hatte, den Stein der Weißen zu retten, der einen Basilisken besiegt und ein trimagisches Turnier gewonnen hatte. So viele Momente, bei denen der junge Mann dem Tot und damit Voldemort gegenüber gestanden war und immer wieder gezeigt hatte, dass er gewinnen konnte. Tatsächlich hatte Severus irgendwann zu glauben begonnen, dass Potter es schaffen konnte… Wieder schwiff der Blick aus den schwarzen Obsidianen zu dem Zelt und wieder einmal war die Angst größer, als der Drang, dem allen auf den Grund zu gehen. Severus blieb in seinem Sessel sitzen, unfähig, über seinen Schatten zu springen… Die Stunden vergingen… Müde starrte Harry auf seine Armbanduhr. Es war mittlerweile zehn Uhr abends und im Haus hatte sich nichts weiter gerührt. Ab und ab war in einem anderen Raum das Licht angegangen, doch nie hatte sich der Snape gezeigt. Und langsam wurde der Löwe wütend. SO hatte sich Harry sein Silvester nicht vorgestellt. Er hatte doch so viel mehr erwartet, so viel mehr gehofft. Und auch, wenn es zu viel verlangt gewesen wäre, ein kleiner Teil von Harry hatte sich darauf gefreut, vielleicht mehr mit Severus teilen zu können, als die zwei scheuen Küsse vom Morgen. Harrys Gedanken huschten zu dem Schachspiel mit Severus vor vielen Monaten. Der Slytherin war einfach im Haus in Schottland aufgetaucht und schon damals hatte Harry wohl schon mehr gefühlt, als einfache Sympathie. Nun, wo die Gefühle gewachsen waren, stetig mehr geworden sind, horchte der Löwe in sich rein und musste schmunzeln. Bei dem Spaziergang vor diesem Aufeinandertreffen hatte er sich gefragt, wie es wäre, wenn man sich einer Person vollkommen hingab, wenn man nur noch Gedanken an diese eine Person hatte… Und nun? Es war genau so… Für niemanden auf der Welt hätte sich der ehemalige Auror wohl so reingehängt. Nicht einmal für Ginny… Er campte hier im Garten von Severus Snape, nur um diesen nahe zu sein…. Und es war schließlich dieser Gedanke, der den Löwen dazu veranlasste, das mittlerweile mollig warme Zelt, in dem er die letzten Stunden verbracht hatte, zu verlassen und zu der Tür zu stürmen, die ihn von Severus trennte. Die Faust des Lehrers knallte gegen das harte Holz, ließ dieses vibrieren, während die harten Schläge im Inneren mit einem kalten Blick zur Kenntnis genommen wurden. BUMM! BUMM! BUMM! „Severus Snape!“ spie Harry aus und all die Gefühle, die sich seit ihrer erneuten Begegnung angesammelt hatten, schienen nun aus ihm heraus zu brechen. „Ich lasse diese Spielchen nicht mehr zu. Erst tauchst du auf, bringst alles durcheinander! Wegen dir bin ich zurück nach Hogwarts gekommen. Wegen dir habe ich wirklich mal angefangen, meinen Kopf zu benutzen!“ Harry wusste nicht, ob es etwas brachte, hier so herum zu schreien, alles zu offenbaren, was in ihm vorging. Er war sich ja nicht einmal sicher, ob der Ältere hören würde, was er hier sagte, doch im Moment war es ihm egal. BUMM! BUMM! BUMM! „Ich habe wegen dir diese Artikel gesammelt. Weil du mich schon immer fasziniert hast und bei Merlin, Severus…“ Harry atmete tief durch. Er sah auf das Holz und schloss für einen Moment müde und gequält die Augen. Er wusste, er hatte tiefe Gefühle für diesen Mann, den er verletzt hatte und der so verschlossen war. BUMM! Bumm. Klopf… „Severus ich…ich wollte es dir doch ins Gesicht sagen.“ Der junge Mann war nun etwas leiser geworden, wenn auch noch laut genug, dass der Slytherin auf der anderen Seite alles hörte, schien er nun mehr zu sich selbst zu sprechen, als zu dem Älteren. „Ich wollte dir sagen, dass ich dich li…-„ Die Tür wurde aufgerissen. Ein Blick aus entgeisterten, grünen Smaragden traf auf schwarze Obsidiane, aus denen keinerlei Gefühle zu lesen waren. Severus schlanke Finger umschlossen seinen Umhang und zogen ihn nach drinnen. Harry keuchte auf, spürte, wie er auf einmal von Wärme eingeschlossen wurde. Er hatte gar nicht bemerkt, wie er zu frieren begonnen hatte, als er da draußen gegen die Tür gehämmert hatte. Da standen sie nun… Ein Slytherin und ein Gryffindor, der überrascht zu dem größeren blinzelte. Es war schließlich Severus, der zu sprechen begann. „Bei Merlin, Potter. Bist du denn noch ganz dicht? Schreist hier alles zusammen, als wären wir in einem dämlichen Quidditschstadion.“ , zischte der Tränkemeister leise. „Denkst du, das macht alles wieder wett, hm? Dann hast du dich…“ Doch weiter kam der Älterer dieses Mal nicht. Während Severus versucht hatte, diese Situation unter Kontrolle zu bekommen und einfach drauf los gemeckert hatte, war Harry aus der Starre erwacht. Erst hatte sich ein Lächeln auf die vollen Lippen des Jüngeren geschlichen, dann schließlich war er immer näher gerückt, hatte nach den dunklen Roben gegriffen und sich nach oben gebeugt. Seufzend verschloss er die weichen, dünnen Lippen des Anderen mit den eignen, schloss die grünen Seelenspiegel verzückt. Und Severus? Der konnte nicht anders, als den Kuss zu erwidern. Es würde schwer werden, erneut zuzulassen, dem Löwen zu vertrauen und noch immer plagte ihn die Angst, dass dieser erneut merken würde, was er hier tat und dann verschwinden. Doch diese negativen Gefühle schienen unter dem Kuss hinweg zu schmelzen. Schließlich lösten sich die beiden Männer. Harry grinste nun. „Du bist damals verschwunden, noch bevor ich eine Antwort auf deine Frage hatte…Du hast mich gefragt ob ich glücklich bin. Und ich will dass du weißt, dass du es bist, der mich in letzter Zeit glücklich gemacht hat. Du hast mir Halt gegeben…Und ich wollte dir etwas anderes sagen.“ Der Blick des ehemaligen Aurors war fest, auch wenn in seinem Magen alles verrückt spielte. Alles zog ihn zu Severus du er wusste, sie beide hatten eine Chance. „Ich habe mich in dich verliebt, Severus.“ Kapitel 11: Happy new Year -------------------------- Hallo zusammen, ist es doch schon wieder 3 Moante her, seit ich das letzte Kapitel geladen habe? Es tut mir leid... Ich hoffe da draußen ist noch irgendjemand, der diese Story liest, auch wenn so unregelmässig gepostet wird. :) Viel Spaß damit. Und danke an meine Beta Harry konnte nicht sagen, wie lange sie beide - mitten im Flur des Snapes – so herumgestanden waren. Erst hatten sie sich geküsst, immer und immer wieder. Doch nun, nachdem der Potter seinen Gefühlen freien Lauf gelassen hatte, schien die Stimmung sich ein wenig zu spannen. Severus wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. All das war, auch wenn man es nicht glauben mochte, etwas viel für den Tränkemeister. Gefühle waren für den zurückgezogenen Mann ein Buch mit sieben Siegeln. Er wusste, auch er hegte Zuneigung für den Löwen. Dennoch war es eine Sache, es zu wissen, zu fühlen, eine ganz andere aber, es auch offen auszusprechen. Zumal der stolze Slytherin noch immer verletzt war. Dem Kleineren war bewusst, dass sich all das nicht von selber regeln würde. Severus war eigen, doch gerade deswegen hatte er sich wohl auch in diesen verliebt. Diese Eigenheiten, die Ruhe, die stolze Persönlichkeit. All das zog Harry an, dessen Gesicht noch immer ein Lächeln zeigte. Er legte etwas Abstand ein, auch wenn seine Finger sich mit denen des Älteren verschränkten. „Du…du musst nichts dazu sagen.“, erklärte der Löwe mit fester Stimme. Er wollte den Snape nicht drängen. Wieso auch? Sie hatten Zeit. Sie konnten einander kennen lernen, sich konnten einander nun nahe sein. Alles andere würde von selbst kommen. Noch immer standen sie, wie angewurzelt, in dem engen Flur. Severus schien mit den Gedanken weit weg, vielleicht auch – der Tränkemeister würde es allerdings nie zugeben- ein wenig überfordert mit all dem. Wer rechnete schon damit, am Silvesterabend Besuch von der Person zu bekommen, die einen Tage zuvor noch indirekt abgewiesen hatte? „Wie wäre es, wenn wir einen Tee trinken und ich dir…alles erkläre?“, fragte der Jüngere leise. Seine grünen Augen funkelten voller Hoffnung. Die Angst nagte an ihm, dass sich der Snape trotz des Kusses von ihm abwenden würde, ihn bitten würde zu gehen. Harry hatte lang genug gebraucht, sich das einzugestehen, was hier geschah. Erst die voreilige Heirat mit Ginny. Sie waren damals nach dem Krieg so euphorisiert gewesen. Sie hatten einander gern, sich irgendwie geliebt. Doch mit dem Alltag war die Unzufriedenheit gekommen. Die Weasley, wie auch er selbst, war der eigenen Karriere nachgegangen. Jeder hatte ein wenig für sich gelebt. Und beide wussten doch, dass sie keine Liebe verband. Schließich war Severus aufgetaucht. In Harrys dunkelster Stunde war es wieder einmal der Snape gewesen, der ihn gerettet hatte, auch wenn es dem Anderen sicherlich gar nicht bewusst gewesen war. Es war Severus gewesen, der ihn zum Nachdenken animiert hatte, der ihm Ziele gezeigt hatte. Und die Zeit in Hogwarts, als Lehrer, war zu einer weiteren schönen Erinnerung geworden. Die gemeinsamen Abende mit den Snape waren kurios und auch beruhigend gewesen. Sie hatten ihn geerdet. Und der Kuss des Anderen hatte ihn schließlich gezeigt, wer er wirklich war. Harry lächelte bei dem Gedanken, fuhr instinktiv seine Lippen nach. Sie brannten noch von dem Kuss im Flur und er sehnte sich bereits nach mehr. So war es ihm bei Ginny nicht ergangen. Der Angesprochene schien in die Realität zurück zu kehren. Mit verschlossenem Ausdruck, der Harry in der aktuellen Situation wirklich zur Weißglut trieb, blickte der Mann aus schwarzen, skeptischen Augen auf ihre verschränkten Finger. Schließlich nickte der Tränkemeister leicht. Zur Erleichterung des Gryffindors löste der Slytherin die Verbindung nicht. Stattdessen führte er den Löwen in ein kleines Wohnzimmer. Das Haus wirkte im Großen und Ganzen düster, weniger gemütlich als die Räume des Snapes in Hogwarts. Eine alte Couch und ein Sessel nahmen den Hauptteil des Hauses ein. Ein Feuer flackerte im Kamin, ein Glas mit Whiskey stand unberührt auf dem Tisch. „Setz dich.“, schnarrte der Ältere mit altbekannter Stimme und löste ihre verschlungenen Hände nun doch. Harry nickte leicht, seufzte dann. Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Sicherlich, dass es schwer werden würde. Severus war ein verschlossener Mann, der einen großen Schritt gegangen war, als er ihn – Harry – geküsst hatte. Er hatte sich geöffnet und der Potter hatte ihn verletzt. Dass sich der Andere nun zurück zog, kritisch die Situation beäugend, war klar. Und doch verletzte es den Jüngeren ein wenig, dass Severus kaum sprach, dass er keine Anstalten machte, ein wenig Nähe zu suchen, nun da er um Harrys Gefühle wusste. Ohne zu sprechen ließ der Schwarzhaarige zwei Tassen Tee erscheinen. Außerdem schwebte mit einem Schwung seines Zauberstabes ein Schachbrett auf den Tisch, der Sessel und Couch voneinander trennte. Harry verdrehte die Augen. Natürlich. Schach. Dieses Spiel verband sie beide, seit Severus wieder aufgetaucht war. Harry blickte schweigend auf das Spiel, während der Slytherin ihm gegenüber Platz nahm. Die Figuren bauten sich auf, er bekam natürlich die weißen. Doch ihm war nicht nach Spielen zumute. Er wollte das nicht mehr. Das hier war kein Spiel, es war ernst und dass der Snape nun versuchte, über dieses Spiel Zeit zu gewinnen oder was auch immer, verärgerte den Verteidigungslehrer. Kopfschüttelnd erhob sich der Grünäugige. „So nicht.“, erklärte er mit fester Stimme. Stattdessen umrundete er den kleinen Tisch, setzte sich frech auf den Schoß des Anderen und sah entschlossen in die schwarzen Seelenspiegel des Anderen. „Severus, sprich mit mir. Ich habe keine Lust mehr auf Spielchen. Ich bin hier. Verstehst du? Ich habe alles versucht. Die Scheidung ist wirksam, meine Freunde wissen Bescheid. Ich bin hier her gekommen, damit wir etwas neues beginnen können.“ Sachte strich der Löwe mit seinen Händen über Severus Schultern. Sie wanderten zu dessen Nacken, spielten ein wenig mit den langen schwarzen Haaren, ehe sie sich auf die Wangen des Älteren legten. Mutig beugte sich Harry nach vorn, verschloss die Lippen des Anderen mit den eigenen, versuchte, all seine Gefühle hinein zu legen. Severus war in der Tat überfordert, seit er Harry in sein Haus gezerrt hatte. Den Potter zu sehen, wie dieser ihn hoffnungsvoll anblickte, dessen Worte der Zuneigung zu hören und dieser Kuss…all das war zu viel für den Tränkemeister, der sich schwer tat, überhaupt zuzugeben, Gefühle zu besitzen. Zudem fiel es dem Mann schwer, vertrauen zu fassen. Und Harry hatte seines in dem Moment verloren, als er vor ihrem Kuss geflüchtet war. Severus tat sich daher noch schwerer damit, den Jüngeren auf einmal in seinem Haus zu wissen. Das Schachspiel war für den Tränkemeister eine Art Flucht gewesen. Eine Flucht vor all dem, vor dem er sich stellen müsste. Harrys Worte der Zuneigung, der Kuss, der ihn so schwach gemacht hatte. Sein Körper hatte dem Löwen längst verziehen, der miese Verräter. Harry allerdings schien diese Flucht leid zu sein und ein kleiner Teil in Severus konnte es ihm nicht verdenken. Dennoch tat sich der sture Mann schwer damit, einfach zu verzeihen, auch wenn diese weichen, vollen Lippen und die vorwitzige Zunge in seinem Mund sich herrlich anfühlten und verführerisch süß schmeckten. Instinktiv legte Severus seine Hände auf die Seiten des Jüngeren, strich über den muskulösen Körper. Doch schließlich siegte der Geist doch über den Rest. Der Schwarzhaarige löste sich von dem Anderen, sah ihn halb wütend, halb kühl an. „Was willst du hören von mir, Harry?“, fragte Severus und konnte einen Hauch Verzweiflung nicht aus seiner Stimme verbannen. Er verfluchte sich dafür. „Dass nun alles wieder in Ordnung ist? Dass ich ebenso fühle wie du und wir von nun an glücklich sind?“ Die Stimme des Snapes hatte sich zu einem Fauchen verwandelt. Er drückte Harry neben sich auf die Couch und erhob sich. Sein Blick lag auf dem Löwen, während er begann, in dem kleinen Zimmer auf und ab zu gehen. „Es ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst. Es ist nicht alles vergessen. Du hast dich benommen, wie ein kleines Kind.“ Entsetzt starrte Angesprochener den Anderen an. Sein Lächeln, welches sich bei dem Kuss gebildet hatte, war verschwunden. Stattdessen zierten die jungen Züge nun Unverständnis, Wut und Verletzung. „Ich habe es eben schon gesagt,“, begann der Grünäugige wütend und erhob sich ebenso, “du musst es nicht erwidern. Aber ich habe erwartet, dass du mir wenigstens eine Chance gibst. Eine Chance, zu zeigen, dass ich es ernst meine. Ich wollte mich erklären.“ Kopfschüttelnd strich der Löwe durch seine Haare. Diesen Tag hatte er sich definitiv anders vorgestellt. Eigentlich wusste er nicht, was er erwartet hatte. Vielleicht einen Severus, der ihn sofort einließ, der mit sich reden ließ. So wie es erwachsene taten, auch wenn man sich gegenseitig verletzt hatte. Doch aktuell schien es dem ehemaligen Sucher, als spräche er mit einem trotzigen Kind. „Und ich finde nicht, dass ICH mich hier wie ein Kind benehme.“, spie der Löwe aus. „Ja, ich habe dich stehen lassen. Und ja, du hast gesehen, wie ich augenscheinlich im Anschluss direkt meiner Exfrau um den Hals gefallen bin. Aber du warst nicht mal da, damit ich mich erklären konnte oder die Situation aufklären. Ginny wollte mich überraschen. Ich habe sie sofort abgewiesen, weil ich nur an dich Sturkopf denken konnte.“ Mit jedem Wort war Harry mehr auf den Anderen zu gegangen, griff fest nach dessen Schultern, um Severus zum Anhalten zu bewegen. Der Blick aus schwarzen Augen traf auf grün, sie funkelten sich an und kurz fühlte sich wohl jeder von ihnen ein wenig an die Vergangenheit erinnert. Dann jedoch wurde Harrys Gesicht milde. „Ist es so schwer, Severus? Mir eine zweite Chance zu geben? Gönnst du dir selbst so wenig Glück?“ Severus war erstaunt wegen des Ausbruchs und auch getroffen. Harry hatte Recht und das war dem Snape bewusst. Er würde es wahrscheinlich nicht aussprechen, aber nun weiter zu streiten, um des Streitens Willen wäre wohl auch nicht richtig. Zumal es sich gut anfühlte, was hier geschah. Die Hände des Potters fühlten sich warm an, trotz der Roben, die er trug. Sie wärmten ihn durch den Stoff hindurch, seine Haut prickelte. Geschlagen schloss der Ältere die Augen, sah nach einem Moment in die grünen des Anderen und nickte langsam. Trotzdem schien sein Ausdruck skeptisch. „Meinetwegen.“, hauchte er leise und das Strahlen, welches er durch dieses simple Wort erhielt, war es wert. Severus spürte, wie sein Herz klopfte, wie sich sein Verstand langsam abschaltete und das frei gab, was er die letzten Tage zu unterdrücken versucht hatte. Einem Drang folgend beugte sich der Größere zu Harry herunter, verschloss dessen Lippen mit einem intensiven Kuss. Dem Potter gefiel das. Er grinste leicht, erwiderte den Kuss jedoch nicht minder intensiv. Seine Hände wanderten über Severus Körper. Es fühlte sich alles so gut an, so neu und doch erregend. Gefühle durchströmten den Körper des Braunhaarigen, wie er sie noch nie gespürt hatte. Alles in ihm schien zu kribbeln und das wurde nur noch mehr, als auch der Snape begann, ihn zu berühren. Die schlanken Hände des Tränkemeisters legten sich in seinen Nacken und auf seinen Rücken, pressten den schlanken Körper näher an den des Größeren. Harry stöhnte leicht. Der Geruch des Slytherins drang ihm in die Nase. Für einen Moment war alles um sie herum vergessen. Es war schließlich Harry, der sich atemlos von seinem ehemaligen Lehrer trennte. Noch immer lag ein breites Lächeln auf seinen Lippen. „Ich habe draußen ein paar…Lebensmittel. Ich wollte eigentlich kochen und… mit dir den Abend verbringen.“, bemerke der Gryffindor. „Ich würde sie holen, sofern du mich dann wieder rein lässt.“ In den grünen Augen tanzte der Schalk, auch wenn ein klitzkleiner Teil in Harry wirklich Angst davor hatte, wieder vor die Tür gesetzt zu werden. Ein kleines Schmunzeln überkam den Snape, dessen Lippen sich amüsiert kräuselten. „Ein Aufstand heute hat mir gereicht.“, erwiderte er und in seinem Ton lag etwas beruhigendes, fast sanftes. Er begleitete Harry in den Flur zurück. „Es erstaunt mich, dass du kochen kannst, aber keinen einzigen Trank fehlerfrei brauen kannst.“, bemerkte Severus dabei spöttisch. Harry drehte sich zu diesem um, eng bei dem Slytherin stehend. Seine Hände wanderten zu dessen Brust, strichen darüber. „Kochen hat so viel mehr mit Intuition zu tun, als Brauen. Wenn ich in einem Heiltrank eine Zutat falsch wähle, könnte er dich töten. Wenn ich beim Kochen ein wenig falsch dosiere, ist das schlimmste was passieren kann, dass es nicht schmeckt.“ Frech stahl sich der Löwe noch einen Kuss, ehe er nach draußen trat, seine Sachen aus dem Zelt heraus holte und dieses mit einem Zauber in seiner Tasche verschwinden ließ. Kurz darauf führte Severus ihn in die Küche des Hauses. Sie war nicht sonderlich modern eingerichtet, wies aber alles auf, was er benötigte. In den folgenden Stunden kochte Harry für den Anderen – einen einfachen Auflauf mit Gemüse -, sie aßen gemeinsam, sprachen sich aus. Harry genoss es sichtlich, dass sie wieder so miteinander sprechen konnten. Dass sich nach und nach alles zu regeln schien. Er fühlte sich an die gemeinsamen Abende erinnert, die nach diesem desaströsen Abendessen statt gefunden hatten. Nur eines war anders. Harry saß dem Tränkemeister nun nicht mehr gegenüber, er saß bei ihm, an ihn gelehnt, eine Hand mit der des Größeren verflochten und er genoss es sichtlich, dass Severus – der unnahbare Slytherin – diese Nähe zu ließ. Denn auch der Snape genoss das hier. Es schien ihm, als war der letzte angenehme Abend mit Harry lange her, als wäre dies in einer entfernten Zeit passiert. Er hatte es, zugegeben, vermisst, den anderen zu Sticheln, dessen verschiedenen Regungen auf seine Worte zu beobachten. Ihr Gespräch war schließlich in ein angenehmes Schweigen verfallen, bis Harry es nicht mehr ausgehalten hatte. Er war näher zu Severus aufgerückt, hatte sich wieder auf dessen Schoß gesetzt. Kaum zu glauben, dass sich dies alles so gut anfühlen konnte. Sie hatten so viele Abende miteinander verbracht. Sie hatten gesprochen über die Vergangenheit, über Harrys Mutter, sie hatten Schach gespielt und Tee getrunken. Und für den jungen Mann war dies eine wunderbare Zeit gewesen, eine entspannte Zeit. Schon da hatte er sich so wohl gefühlt bei Severus, ohne wirklich zu wissen warum, ohne zu bemerken, welche Gefühle sich letztendlich eingeschlichen hatten. Doch nun hier zu sitzen, die starken Arme des anderen um seine Taille, es fühlte sich noch einmal viel besser an. Severus Blick war direkt und doch ruhig. Die Härte war aus dem Gesicht verschwunden. Ein atemberaubender Anblick, der Harry zum Lächeln brachte. Der Tränkemeister runzelte die Stirn. „Was?“, fragte er, fast etwas getroffen. „Machst du dich lustig über mich?“ Die sanfte Stimme von ihrem vergangenen Gespräch war verschwunden. Harry verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Was denkst du von mir? Ich bin einfach zufrieden.“ Er lehnte sich nach vorn, verschloss die Lippen des anderen, bevor dieser noch auf die Idee kam, irgendetwas sarkastisches zu erwidern. Merlin sei Dank stieg Severus auf seinen Kuss ein, intensivierte ihn sogar. Irgendwo in der Ferne schlug die Glocke einer Kirche 11 mal. Die beiden Männer bemerkten es nicht. Ihr Kuss wurde leidenschaftlicher. Die Hände der beiden gingen auf Wanderschaft. Harry machte sich, gleichzeitig gierig und genervt seufzend, an den Roben des anderen zu schaffen. Da hatte es Severus wesentlich einfacher. Der Tränkemeister zog das Hemd des Löwen aus dessen Hose, strich mit einem ungewohnten Lächeln auf den Lippen, über die Haut darunter. Harry keuchte leicht. Dass so eine simple Berührung solche Gefühle bei ihm hinterlassen konnte…Da, wo Severus ihn berührte, schien seine Haut zu prickeln. Es war beflügelnd. Severus Hände wanderten weiter, strichen über die breite Brust seines ehemaligen Schülers, neckten die rosigen Brustwarzen. Ihr Tun verselbständigte sich. Irgendwann saß Harry halbnackt auf seinem, nun wohl Geliebten und auch die Roben des Slytherin standen offen, gaben blasse Haut frei. Ihre gesichter waren gerötet, die Lippen geschwollen. Es war schließlich Severus, der den Anderen stoppte. „Ich…ich weiß nicht, ob ich mich weiter beherrschen kann, Harry.“, raunte der sonst so ruhige Mann. Der Löwe grinste. „Dann tu es nicht.“ Ein einfacher Satz, der so viel auslöste. Der Slytherin schob den Jüngeren von sich, erhob sich. Im ersten Moment war der Gryffindor enttäuscht. Er wollt mehr, spürte deutlich wie seine Erregung gegen seine Hose drückte und auch Severus wirkte nicht so, als hätte ihn all dies kalt gelassen. Und nun schob dieser den Potter doch von sich? Severus allerdings hatte andere Pläne. Er zog den Kleineren auf die Füße, küsste diesen. „Komm mit.“, raunte er gegen diese vollen Lippen, zog ihn mit sich in einen Raum, den Harry nun zum ersten Mal betrat. In sein Schlafzimmer… ------------------------------------------------------------------------------- Etwa eine Stunde später lag ein sehr verausgabter Gryffindor neben einem schmunzeldnen Slytherin. Beide Männer atmeten schnell und schienen gerade erst wieder zu Atem zu kommen. Irgendwo in der Ferne schlug die Glocke einer Kirche 12 Mal. Der Nachthimmel färbte sich bunt, das Platzen von Raketen war zu hören. „Happy New Year, Severus.“, hauchte Harry leise und lächelte. Epilog: -------- Epilog Es vergingen zwei Jahre. Zwei Jahre, in denen Harry sich nicht nur unglaublich glücklich fühlte, sondern manchmal auch unglaublich gefordert. Die Zeit mit Severus war faszinierend, anstrengend und auf eine gewisse Weise, machte sie den Löwen süchtig. Im ersten Jahr unterrichteten sie beide an Hogwarts. Sie verbrachten die Sommerferien zusammen, bald zog Harry zu Severus in das kleine Häusschen. Die Presse schlachtete ihre Beziehung aus, so sehr, dass der Snape irgendwann kurz davor war, alles zu beenden. Es war eine schwierige Zeit, in der sie beide stritten, kämpften und doch merkten, dass sie ohne einander nicht wirklich konnten. Harry hatte noch nie für jemanden so empfunden, hatte noch nie jemanden so sehr geliebt, wie den Tränkemeister. Auch seine Freunde waren anfangs wenig begeistert gewesen. Vor allem Ron hatte lange gebraucht, um diese neue Beziehung zu akzeptieren. Es war schwer gewesen, hatte viele Gespräche gebraucht und einige Rüffel von Hermine. Aber auch das hatte irgendwann geklappt, wie alles irgendwann funktionierte, solange sie nur zusammen waren. Severus verließ nach dieser Zeit die Schule und zog sich zurück. Er braute Tränke auf Bestellung, widmete sich der Forschung. Etwas, dass ihre Beziehung gleichermaßen entspannte und veränderte. Denn kaum waren die ersten Probleme ihrer wachsenden Beziehung aus dem Weg geschafft, bildeten sich neue. Hatten sie anfangs so viel Zeit verbracht, in Hogwarts, in den Ferien, in den Freistunden, waren sie nun öfter getrennt. Ihre Beziehung änderte sich zu einer Wochenendgeschichte. Harry vermisste seinen Partner, vermisste es, neben diesem aufzuwachen, bei ihm zu schlafen, dessen Geruch in der Nase zu haben, wo immer er sich befand. Aber auch das hatten sie gelöst. Sie hatten ihren Beziehungsrythmus gefunden, kamen miteinander aus. Vor allem als Harry begonnen hatte, von Hogwarts aus zu Severus zu floen. Es war schön gewesen, heim zu kommen, sich mit dem Älteren auf die Couch zu setzen, dort die Aufsätze zu korrigieren und dabei zu hören, was Severus von all dem dachte. Und nun, zwei Jahre später, es war gerade wieder Neujahr, hatte Harry etwas vor, dass ihn mehr Kraft und mehr Mut kostete, als alles bisher zuvor. Sie hatten Weihnachten und Silvester in diesem Jahr in seinem Haus in Schottland gefeiert und, als wäre es ein neues, kleines Ritual, gab es ein gemeinsames Stelldichein um Mitternacht. Anstatt aber, wie sonst, zufrieden in den Armen des Älteren einzuschlafen, strich Harry dieses mal durch das schwarze Haar, blickte in die dunklen Augen. „Wie wäre es mit einer Partie Schach, hm?“, fragte er leise, grinste schief. Severus, der eigentlich die Augen schließen und zufrieden vor sich hin dösen wollte, zog eine Augenbraue hoch. „Du verlierst doch sowieso.“, brummelte er leise, ein ironisches Lächeln zog sich auf seine Lippen. Harry küsste diese sachte, ließ sich von den Worten des Anderen nicht beirren. „Na und? Gegen dich verliere ich gern.“ Motiviert und mit klopfendem Herzen erhob sich der Jüngere, zog seinen Geliebten auf die Füße, der nur vor sich hin murrte. „Es ist nach Mitternacht. Glaubst du, du wirst dadurch gewinnen?“, zog der Tränkemeister seinen geliebten auf, zog diesen lieber an sich, als ihm weiter zu folgen. Die Lippen des Slytherins wanderten am Hals des Löwen entlang. Dieser spürte deutlich, wie eine neue Welle der Erregung durch ihn hindurch spülte, dabei hatten sie sich gerade erst verausgabt. Doch er hatte ein Ziel, er musste es tun, wollte es tun. „Es wird sich lohnen für dich.“, raunte Harry in das Ohr des Älteren, hoffte jedenfalls, dass es stimmte, was er sagte. Harry war nicht klar, wie der Andere reagieren würde auf sein Vorhaben, ob dieser es auch so sehen würde. „Komm..“, hauchte der Löwe dann noch und zog seinen Partner mit sich. Mittlerweile hatte der Potter die Stühle, auf denen sie noch vor etwas mehr als zwei Jahren das erste Mal gemeinsam gespielt hatten, gegen gemütliche Sessel ausgetauscht. Auf einem der Beiden nahm der Jüngere nun Platz, sah auffordernd zu seinem Partner, dessen Lippen ein ironisches, wenn auch nicht böses Lächeln zierte. Nach zwei Jahren der Beziehung hatte Harry gelernt, die einzelnen Facetten von Severus zu durch schauen, wusste, dass dieser seine Gefühle oftmals noch hinter seiner kühlen Fassade versteckte. „Severus..“, begann Harry und grinste schief. „Wie wäre es, wenn wir…mal wieder eine andere Art Schach spielen?“ Angesprochener sah auf, runzelte die Stirn. „Wenn eine Figur geworfen wird, stellen wir dem jeweils anderen eine Frage, die dieser ehrlich beantworten muss.“ Das Lächeln von Harry wurde breiter, während Severus nun eher erstaunt, fast schon skeptisch aussah. Man sah dem Slytherin deutlich an, dass er versuchte, herauszufinden, was hier geschah, was der Hintergrund all dessen war. Und doch schien Severus keine Ahnung zu haben. Das Grinsen von Harry wurde breiter. „Es ist…ein Spiel. Komm schon.“ Während er versuchte, äußerlich cool zu bleiben, sah es in dem Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste ganz anders aus. Sein herz klopfte wie wild, Aufregung war in jeder seiner Poren zu spüren. Er hatte die Figuren präpariert, als Severus im Labor war. Nun…eigentlich nur eine Figur. Langsam nickte der Slytherin, auch wenn er nicht wusste, was hier vor ging. Es schien seinem Geliebten wichtig zu sein, also warum nicht dem Spiel hingeben. Heute war so etwas wie ihr Jahrestag und da der Snape auf Geschenke oder dergleichen keinen Wert legte, wollte er dem Jüngeren wenigstens auf diese Art und Weise zeigen, dass dieser ihm wichtig war. Also spielten sie. Nach zwei Jahren war Harry deutlich besser geworden. Sie waren sich fast ebenbürtig, schenkten sich nichts. Zum Ende hin waren nur noch ihre beiden Könige, sowie Harrys Dame, und ein paar von Severus Figuren auf dem Brett. Severus hatte sich gewundert, denn Harry hatte seine Königin fast ebenso verteidigt, wie seinen König. Sie hatten sich gegenseitig Fragen gestellt, so wie auch damals, wenn auch nicht so pikant. Doch Harrys Fragen waren gezielt gewesen. Wie es Severus die letzten zwei Jahren gefallen hat, ob er ihn liebte und weitere. Fragen, die auf das hinarbeiteten, was nun geschehen sollte. Eine Tatsache, die der Ältere dem Löwen zwar zeigte, aber selten aussprach. Und noch immer schien der Slytherin keine Ahnung zu haben, auf was das alles hier hinaus laufen sollte. Mit seiner Königin schlug Harry einen Turm seines Geliebten, der nun mit gehobener Augenbraue den Jüngeren anblickte. Der war mit einem Mal nun wieder sehr nervös. Hatte er dieses Gefühl während des Spiels vedrängt, preschte es nun auf ihn ein, wie ein Eimer kaltes Wasser. Mit zittrigen Händen erhob sich der Löwe, kniete sich neben den Sessel, nahe an seinen Geliebten. „Severus…Ich…muss für meine Frage ein wenig ausholen. Und jetzt vedrehe nicht so die Augen. Ich..mache es so kurz wie möglich.“ Harry lächelte schief, denn sein Geliebter war alles andere als begeistert und langsam schien auch bei Severus der Groschen gefallen zu sein. „Die letzten zwei Jahre waren…anstrengend. Und doch.. möchte ich keine Minute, die wir miteinander verbracht haben missen. Ich…fühle mit seitdem glücklich und ausgeglichen und…Jetzt sie mich nicht so an…Severus ich…wollte fragen, ob du mir die Ehre erweist, mich zu heiraten?“ Im selben Moment, wie der Löwe diese Frage stellte, veränderte sich seine Dame auf dem Schachbrett. Sie verwandelte sich zu einem simplen, schwarzen Kästchen, dass Harry nun an sich nahm und öffnete. Darin lag, gebettet in schwarzem Samt, ein simpler, silbener Ring. Er war matt, trug weder einen Stein, noch sonst irgendwelche Verzierungen. Harry hatte für die Auswahl lange gebraucht und sich dabei auch Hilfe von Hermine geholt, der er in dieser Hinsicht wohl noch am Meisten vertraute. Da Severus nun mal kein Mensch war, der auf Romantik stand oder große Liebesschwüre, ein Mann, so komplex und doch in seiner Struktur organisiert und simpel, schien es den beiden als der richtige Ring. Als Harry gesprochen hatte, hatte er die Regungen in Severus Gesicht beobachtet. Diese waren von erstaunt, zu entsetzt und schließlich zu sehr verschlossen gewandert. Der Potter befürchtete das schlimmste. „Es scheint mir, als würdest du eine Antwort erwarten. Weglaufen…wäre eine Option nicht wahr?“, schnarrte Severus mit ironischem Unterton. Harry klappte der Unterkiefer herunter. Er hatte mit alle gerechnet, einem Nein, einem „Ich muss nachdenken“ oder sonstigem. Aber nicht damit. Sein Blick glitt von Severus, zu dem Ring und er hatte keine Ahnung, wie er nun reagieren sollte. „Sev…“, hauchte er leise, wollte das Kästchen wieder zuklappen. Doch sein Geliebter griff nach seiner Hand, zog ihn zu sich an den noch immer nackten Leib. Harry folgte dem Ziehen, setzte sich auf den Schoß des Älteren. Die schlanken Finger des Tränkemeisters griffen nach dem Kästchen, zogen den Ring aus dem samtenen Stoff. „Du wirst mich dann nie wieder los, das ist dir bewusst Harry?“, fragte der Slytheirn leise, nun sehr ernst und nachdenklich. Der Jüngere lehnte seinen Kopf an die Schulter des Anderen, schloss die Augen und lächelte. „Das möchte ich auch gar nicht mehr. Und..willst du nun?“, fragte er leise. Ihre Blicke trafen sich und schließlich legte Severus den Ring an seinen Finger, ein kleines Schmunzeln auf den Lippen. Und Harry spürte, wie das Glück durch seinen Körper strömte. Er wusste, Severus war kein Mann großer Worte, würde er wohl auch nie werden und doch war diese Geste Antwort genug, machte ihn glücklicher, als jedes Wort der Freude, als jedes Ja es gekonnt hätte. Und Harry wusste, seine Zukunft konnte nun nur noch besser werden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)