The story of happiness von Black-Starshine (Manchmal muss man sein Glück selbst suchen, um es zu finden.) ================================================================================ Kapitel 5: ─ ωσʟʟυsт ─ ----------------------         Die Begierden sind in Wahrheit blind und hätten keinen Nutzen, wenn die Menschen leicht dahin gebracht werden könnten, bloß nach den Geboten der Vernunft zu leben, d.h. das zu tun, was aus der Notwendigkeit unserer Natur an sich folgt. Baruch de Spinoza (1632 - 1677), eigentlich Benedictus d'Espinoza, holländischer Philosoph       ______________________   Das Glühen in ihren Händen prickelte bis hin in ihre Fingerspitzen. Ihre Digivices vibrierten. Licht umhüllte ihre Digimon und ein Sturm von Energie flutete ihre Gemüter. Hoffnung, Mut, Licht… Dass alles durchströmte Mimi, gab ihr Kraft, nach vorne zu sehen und positiv die Welt zu betrachten. Devimon wich zurück, als das helle Licht die Digimon, die Digiritter, fast schon die ganze Umgebung verschluckte. Und dann waren da die Stimmen von Agumon und Palmon.   „Palmon digitiert zu… Sunflowmon!“ „Agumon digitiert zu…GeoGreymon!“   Zwei Augenaufschläge benötigte es, um durch das gleißende Licht, die entstandenen Digimon betrachten zu können. An den Formulierungen hatten Mimi und Taichi bereits herausgehört, dass ihre Digimon eine andere Digitation vollbracht hatten, als bisher. Ihr Blick bestätigte nun die ausgesprochenen Worte. Wie zuvor präsentierte sich Agumon nun in der Gestalt eines majestätischen Dinosauriers. Anders als zuvor, wirkte dieses Wesen aber weitaus bedrohlicher. Eine hervorstechende Körpermusterung, der massive Muskelbau und die vielen Hörner am Körper des Digimons, ließen es bedrohlicher sowie gefährlicher wirken. Doch die warmen Augen von dem kleinem Agumon strahlten nach wie vor Wärme und Sicherheit aus. Palmons Digitation hatte sich dafür weitaus intensiver verändert. Hervor kam nicht mehr ein kaktusähnliches Wesen, sondern eines, das stark an eine Sonnenblume erinnerte. Hier war wohl der Name Programm. Allen in Allem wirkte das Digimon von Mimi noch immer nicht sonderlich gefährlich. Auch Togemon hatte eine harmlos wirkende Erscheinung. Mimi war sich jedoch absolut sicher, dass es genauso kraftgeladen war.   Beeindruckt sahen auch Sora und Yamato zu den neuen Formen der Digimon. Zwischenzeitlich war auch Koushiro zurückgekommen, der das geschwächte Tentomon in den Armen hielt. Verwirrt blickte dieser auf zu den neuen Digimon, sah aber auch die geschockten Gesichter von Sora und Yamato. „W-Was ist denn passiert?“, erklang die Frage aus Koushiros Mund und weckte somit die Aufmerksamkeit von Sora. Diese sah traurig zu dem, was noch übrig von ihren Digivice war. „Aus den…den Splittern unserer Digivices sind kleine Perlen entstanden…die haben sich irgendwie mit den Digivices von Taichi und Mimi verbunden… und so sind sie neu digitiert…“, flüsterte sie. Koushiro sah zu Mimi und Taichi, musterte ihre Haltung, erkannte ihre Hände. Schmerzlich biss er sich auf die Unterlippe, um einen abfälligen Unterton zu vermeiden. Dafür war nicht der richtige Augenblick. Erst jetzt kamen die Worte von Sora direkt in seinen Kopf. „Perlen?“ Sora nickte. „Ja…“ „Vielleicht sind das die Kugeln, von denen Gennai gesprochen hat?“ „Sind Kugeln nicht größer?“, erwiderte Yamato Koushiros Überlegungen misstrauisch. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Ich wüsste nicht, dass es dafür einen vorgeschriebenen Maßstab gibt…“ Yamato atmete laut aus. Man merkte ihm an, wie frustriert er doch war. Die gesamte Zeit vermied es der Ältere, darüber nachzudenken, warum ausgerechnet sein Digivice in seine Einzelteile zerfallen war. Jetzt konnte er nicht mehr anders. Mit gesenkten Blick formulierte er die folgenden Worte: „Warum…? Hast du eine Ahnung, warum unsere Digivices-“ „Ist das nicht offensichtlich?“ Koushiro wusste genau, worauf der Musiker hinauswollte. Dieser hob verwundert den Blick, ebenso wie die Rothaarige. Diese schwieg jedoch. Sie ahnte bereits, wohin das führte und irgendwie wollte sie es nicht auch in Worten hören. Insgeheim kannte Yamato auch die Antwort. Trotzdem sprach Koushiro weiter: „Ihr habt beide essenzielle Wappen. Das Wappen der Liebe und Freundschaft. Ihr habt nicht nur Taichi, sondern auch euch selbst betrogen.“ Der Rothaarige ließ seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden. Irgendwie machte ihn diese ganze Situation wütend. Nichts, was vor ihnen lag, würde einfach werden…   Sunflowmon und GeoGreymon stellten sich selbstbewusst ihrem Gegner. Mimi und Taichi standen hinter ihnen, unterstützend und voller Hoffnung. Devimon wirkte im ersten Moment verunsichert, doch schon wenige Augenblicke später gewann sein Hochmut erneut an Kraft. „Ihr lächerlichen Wesen! Ich werde euch vernichten. Als ob ihr mir auch nur entfernt das Wasser reichen könntet. Nur weil ich anders aussieht, heißt das nicht, dass ihr nun stärker seid!“ Arrogant lachte das Digimon, während dessen Gegner unbeeindruckt blieben. Mimis Griff um Taichis Hand verstärkte sich. Er gab ihr Kraft und Mut. Sie würden sich nicht von diesem widerwärtigen Digimon unterkriegen lassen.   „Das werden wir ja sehen!“, erklang das Knurren von GeoGreymon. Der Kampf entbrannte erneut. „Todeskralle!“, hörten sie alle die bekannte Attacke des dunklen Digimons. Doch Sunflowmon und GeoGreymon waren wahnsinnig schnell und wichen der Attacke gekonnt aus. Devimon wirkte verwirrt, waren seine Gegner plötzlich weitaus schneller, als im vorherigen Kampf. Die Digimon von Taichi und Mimi arbeiten perfekt im Team. GeoGreymon stellte sich Devimon gegenüber, während Sunflowmon dessen Rücken abschirmte. „Du wirst keinen unserer Freunde erneut verletzen!“, erklang die Stimme von Sunflowmon. „Ach! Und was wollt ihr dagegen tun?!“, lachte Devimon erneut und viel zu überheblich. „Dir wird dein Lachen schon vergehen!“, rief nun Taichi laut auf und ballte die Hand zur Faust. Mimi sah ihn mit einem Lächeln an, wand ihren Blick dann aber wieder zu den kämpfenden Digimon.   GeoGreymon und Sunflowmon verharrten in ihrer Position. Kraft durchströmte ihre Körper sowie das dazu passende Selbstbewusstsein. „Sonnenstrahl!“, erklang die Attacke von Sunflowmon, dicht gefolgt von einem hell leuchtenden Strahl, der aus dem Maul des Digimons kam. Vom Licht geblendet fiel es dem Gegner schwer, dem Angriff auszuweichen. Auch wenn Sunflowmon kein „Engeldigimon“ war, so war dessen Attacke verhüllt von gleißendem Licht. Eine Macht, welche selbst Devimon fürchtete. Knapp, aber gekonnt war es der Attacke ausgewichen. Doch es machte die Rechnung ohne GeoGreymon. Denn dieses befand sich mit seinem geöffneten Maul nun direkt vor Devimon. Schockiert riss dieses die Augen auf. Doch der folgenden Attacke konnte Devimon kein Einhalt gebieten. Stattdessen traf GeoGreymons Mega-Explosion das Digimon direkt. Eine extrem heiße Feuerladung schoss sich aus seinem Maul direkt auf das Digimon, welches folglich schmerzverzerrt aufschrie. „Ich werde mich nicht von euch besiegen lassen!“, rief es erneut. Doch im nächsten Moment war es umzingelt von den Digimon. „Hornstoß!“, rief Taichis Digimon aus und stieß Devimon gewaltig zurück. Direkt vor Sunflowmon. „Sonnenstrahl!“, erklang erneut die Attacke von Sunflowmon. Diesmal hielt GeoGreymon Devimon fest, so dass es nicht ausweichen konnte. Bevor die Attacke traf, verschwand der Dinosaurier aus dem Schussfeld. Da ein Ausweichen unmöglich war, wurde Devimon direkt von dem Angriff erfasst.   „Was?!! Das ist unmöglich!“, schrie das Digimon auf. Ähnlich wie in der Vergangenheit, begann sich seine Materie in kleine Pixel aufzulösen. Es dauerte nur wenige Augenaufschläge, bis das Digimon verschwand. Übrig blieben verletzte Passanten, unschuldige Opfer, zerstörte Gebäude und verzweifelte Digiritter. Es war ein Sieg. Aber nur ein kleiner Sieg, wenn man die verheerenden Ausmaße und Problematiken betrachtete, die nun vor ihnen lagen.   „Oh Gott! Ich hatte solche Angst!“, brach es nun aus Mimi heraus, die in die Knie sank und ihre Hand auf ihr klopfendes Herz legte. Taichi schien auch erleichtert, doch nicht nur der Kampf, sondern auch die Ursache dafür lag ihm schwer im Magen. Sanft legte er seine Hand auf die Schulter von Mimi und lächelte sie einfühlsam an. „Dafür warst du wirklich mutig!“ Auf den Wangen von der Angesprochenen bildete sich ein rötlicher Filter. Sie senkte den Blick und nuschelte nur zurückhaltend: „D-Danke…“ Daraufhin empfing Taichi sein Digimon, welches er nah an sich drückte. „Du warst großartig!“ Stolz wie Oskar grinste das Digimon, welches nun wieder zu Agumon geworden war. Auch Palmon schritt auf Mimi zu und drückte sich an deren Brust. Diese lächelte sanft. „Du warst toll. Und richtig hübsch!“, zwitscherte Mimi liebreizend und schmuste herzlich mit ihrem Digimon.   Trotzdem fiel es schwer, sich wirklich zu freuen. Dieser Kampf, nein, sogar dieser Tag, hatte an ihren Nerven gezerrt. Taichi hatte schmerzlich entdecken müssen, dass er von seinen besten Freunden betrogen wurde. Koushiro erkannte sehr deutlich, dass zwischen dem Yagami und seiner großen Liebe irgendetwas war. Sora und Yamato hatten ihre Digivices verloren sowie die Fähigkeit, ihren Digimon zu neuer Stärke zu verhelfen. Tja, und übrig blieb nur noch Mimi. Realistisch betrachtet konnte man bei ihr nur sagen, dass sie hoffnungslos überfordert war. Klar, war sie froh darüber, gekämpft bzw. auch gewonnen zu haben. Das erste Mal war sie wirklich zu was zu gebrauchen. Schlussendlich hatte sie sich damals in der Digiwelt immer vor der Verantwortung gedrückt. Trotzdem gefiel ihr der Umstand nicht, nun in diese Rolle gedrängt geworden zu sein. Sie erkannte schließlich, welche Auswirkungen dieser Kampf auf ihre Umgebung hatte. Laute Sirenen klangen von überall her an ihr Ohr und Mimi wollte gar nicht darüber nachdenken, wie sich Taichi fühlen musste. Nicht nur, dass er betrogen worden war. Nein, seine negative Energie war es, die Deemon in ihre Welt geführt hatte.   Dementsprechend wirkte auch der Ausdruck des Brünetten. Schweigend ließ er seinen Blick zu Sora und Yamato schweifen. Sora hatte die Einzelteile ihrer Digivices zusammengesucht und überreichte diese nun Koushiro. Taichi verschränkte die Arme vor der Brust. Es tat ihm leid für die beiden, doch irgendwas sagte ihm, dass sie das selbst zu verantworten hatten. Koushiro bat ihnen zwar an, ihnen neue Digivices herzustellen, doch ob ihm das auch gelingen würde, stand auf einem ganz anderen Blatt Papier geschrieben. Sie hatten ihre Herzen verdunkelt und ihre wichtigsten Eigenschaften hintergangen.   Der Blick der Rothaarigen ging zu Taichi. Sie wirkte traurig, trotzdem ging sie auf ihm zu. Für sie war es erschreckend, in die kalten und abweisenden Worte von Taichi zu blicken. Sein sonst so warmer Ausdruck war verschwunden. Doch wer konnte ihm das schon verübeln? Vor ihm blieb sie stehen, rieb sich den Oberarm. „Es tut mir leid…“, flüsterte sie traurig. Taichi knirschte leicht mit den Zähnen, doch seine Wut blieb verborgen. „Hab ich dich in seine Arme gedrängt…?“, fragte nun Taichi offen heraus. Verwundert hob Sora den Blick. „I-Ich…ich…nein…ich glaube nicht… Taichi. Die Zeit mit dir war unglaublich schön und ich bereue nichts. Wir bewegen uns aber in andere Richtungen…wir haben andere Abzweigungen genommen… Du hast dich verändert. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.“ „Dann lass es einfach…“, flüsterte Taichi mit gesenktem Blick. „Ich kann das noch nicht…Gib mir einfach Zeit, ja?“, erklärte der Yagami. Tränen liefen der Takenouchi über die Wangen, doch sie nickte nur stumm. Taichi ließ seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden und atmete einmal tief durch. „Wir sollten besser verschwinden. Ich will der Polizei nicht unbedingt Rede und Antwort stehen…“, gab er von sich. Sie alle stimmten mit ein und verschwanden vom Ort des Geschehens. Yamato und Sora schritten gemeinsam davon. Taichi brauchte Zeit, über die Geschehnisse hinweg zu kommen. Im Normalfall wäre Yamato derjenige gewesen, der mit ihm nochmal gesprochen hätte. Doch wenn er sich auch nur ansatzweise in die Lage seines besten Freundes versetzte, dann wusste er, dass jedes ausgesprochene Wort zu viel sein würde. Also beschloss auch er zunächst zu schweigen.   „Tja, das mit deinem Laptop sollten wir wohl verschieben…“, flüsterte Koushiro. Mimi sah zum Schulgebäude. Sie seufze. „Ich glaube auch nicht, dass ich ihn in nächster Zeit brauchen werden… wir sollten mit den anderen reden. Und das alles irgendwie verarbeiten…“, flüsterte die junge Frau ebenfalls. Koushiro sah auf den Rücken von Taichi, der sich immer mehr von ihnen entfernte. „Ich weiß nicht, ob es so gut ist, wenn wir ihn alleine lassen.“ Mimi rieb sich die Oberarme. Trotz der warmen Jahreszeit zog sich eine Gänsehaut über ihre Arme. Sie seufze. Wie recht Koushiro doch hatte. Es war nicht gut, wenn auch nur einer von ihnen nun Zeit alleine verbringen würde. Taichi war verletzt und wurde von seinem schlechten Gewissen geplagt. Der Blick der Tachikawa ging in die entgegengesetzte Richtung. Auch Yamato und Sora schienen jeweils in eine andere Richtung zu laufen. Das wunderte Mimi, schließlich hätten sie füreinander da sein sollen. Doch sie verstand auch, dass sie beide nun Zeit für sich brauchten, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Wieder sah sie zu Koushiro. „Du wirst bei dir wahrscheinlich direkt Nachforschungen anstellen, nicht wahr?“, fragte sie neugierig. Der Angesprochene nickte und sah in das Taschentuch, welches er kurzerhand in einen Beutel umfunktioniert hatte, um die Reste der Digivices zu transportieren. „Ja, wir sollten keine Zeit verlieren.“ „Und wenn Taichi und ich einfach mitkommen? Wir könnten uns ja unterwegs was zu essen holen und dich seelisch und moralisch unterstützen… Vielleicht ist es sogar sinnvoll, wenn du unsere Digivices begutachtest…“ „Ja, ich wüsste nämlich auch gern, warum ich diesmal nicht zu Togemon digitiert bin!“, wand auch Palmon ein. „Hoffentlich haben ich und Agumon keinen Virus oder so!“, fügte es hinzu. „Mach dir darüber mal keine Sorgen, Palmon.“, grinste Koushiro. „Genau! Bei einem Virus hättest du vielleicht seltsame Hörner oder so bekommen!“, wand nun auch Tentomon ein. Mimi verdrehte die Augen. „Was sagst du denn zu meinem Vorschlag?“ Koushiro zuckte mit den Schultern. Viel lieber wäre er mit Mimi alleine gewesen. Doch sein Freund brauchte ihn und er würde ihn aufgrund seiner Emotionen sicherlich nicht im Stich lassen. „Das hört sich nach einer guten Idee an…“, antwortete er schlussendlich.   Mimi lächelte zufrieden. „Du bist großartig“, säuselte sie und gab ihn einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Sie bemerkte gar nicht, dass sich Koushiros Gesichtsfarbe im nächsten Moment veränderte. Stattdessen rannte sie vor und holte Taichi schnell ein, um ihn von ihrer Idee zu berichten. Koushiro blieb nur zurück und fuhr sich gestresst über den Nasenrücken. „Ich muss wirklich masochistisch veranlagt sein…“, murmelte er. Tentomon flatterte nach oben. „Masochistisch? Kann man das essen? Wenn ja, ich hab‘ wirklich Hunger!“ „Oh ja! Ich auch!“, bestätigte Palmon die Aussage des Insektendigimons.   ______________________     In der Zwischenzeit hatten Takeru und Hikari ihr Ziel bei Hikari zuhause gefunden. Taichi war bereits am Anfangs seines Studiums in eine eigene Wohnung gezogen, so dass sie ihr Zimmer für sich alleine hatte. Nicht, dass das Hikaris primäres Ziel war. Schließlich waren sie und Takeru noch nicht besonders lang zusammen und waren dementsprechend noch nicht den nächsten Schritt gegangen. Natürlich hatte Takeru bereits Anstalten gemacht, diesen bereits mit ihr einzugehen. Doch zu Hikaris Schande würgte sie eine Versuche immer und immer wieder ab. Es war daher immer schwierig, mit ihm allein zu sein. Ihn abzulehnen, fiel ihr selbst schwer. Doch es fühlte sich einfach nicht richtig an.   Zu ihrem Glück – Gott, es war einfach ungerecht, es so zu formulieren – war ihre Mutter zuhause bereits eifrig dabei, ein neues Rezept auszuprobieren. Allein der Geruch, der sich in der Wohnung ausbereitet hatte, sprach eindeutig dafür, dass ihre Mutter wieder herumexperimentierte. Sehr zum Leidwesen der jüngsten Yagami. Denn mit Sicherheit würde sie wieder einmal als Versuchskaninchen herhalten müssen. „Ich bin wieder zu Hause!“, rief Hikari durch die Wohnung. Auch Takeru verzog etwas das Gesicht. „Uhm, deine Mutter probiert anscheinend ein neues Rezept, kann das sein?“, grinste Takeru neckisch. Die Angesprochene verdrehte nur das Gesicht, dann jedoch grinste sie fies. „Ja, aber diesmal muss ich da nicht allein durch!“, lachte sie. „Hey…“, murrte Takeru. „Das ist wirklich nicht fair.“ „Wie jetzt? Du bist mein Freund. Da musst du mich unterstützen und mir beiseite stehen.“ Ja, das stimmte wohl. Er war ihr Freund. Doch irgendwie schien es eher so, als sei er „nur“ ihr Freund, wenn es um bestimmte ging. Es war wirklich nicht so, dass er sie bedrängen wollte. Doch er liebte die junge Frau. Mit all ihren Facetten. Deshalb wünschte er sich auch alles von ihr zu haben. Für den nächsten Schritt war er schon längst bereit. Sie würde seine Erste sein. Aber bisher hatte sie ihn immer und immer wieder abgelehnt. Auch wenn er in vielen Bereichen des Lebens geduldig war. Auch bei ihm stieß die Geduld an seine Grenzen.   „Oh Hikari-chan! Gut, dass du da bist!“, hallte die Stimme der Mutter seiner Freundin wieder. Es riss ihn aus seinen deprimierenden Gedanken, was ihn sogar glücklich machte. Dementsprechend folgte er seiner Freundin in die Küche. Yuuko begrüßte ihn mit einem warmen Lächeln. „Oh, Takeru-kun! Freut mich, dich zu sehen!“ Takeru erwiderte das Lächeln lieb. „Dann könnt ihr ja meine neue Kreation ausprobieren!“ Stolz präsentierte sie ihren Kuchen. Hikari verzog das Gesicht. Allein die Farbe wirkte schon seltsam. Denn ungewöhnlich für einen Kuchen, besaß dieser einer Farbton, der leicht gelblich, vermischt mit etwas Violetten, erschien. „Was ist das denn?“, fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Ein ganz neues Rezept. Ein Heidelbeer-Maracuja-Auberginen-Kuchen!“, erzählte sie stolz. „Wir bist du denn darauf gekommen?“ „Ach, ich wollte mal einen Früchtekuchen ausprobieren und hab gedacht, dass man die die alten Auberginen im Kühlschrank noch verarbeiten könnte!“, erzählte sie mit einem Grinsen. „Hast du die Schalen der Aubergine dran gelassen oder warum ist der so violett?“ Verwundert sah ihre Mutter Hikari an. „Warum denn nicht? In den Schalen von Früchten sind viele Vitamine drin. Wäre doch schade drum!“, erwiderte sie unbekümmert. „Ihr möchtet doch sicher ein Stück probieren, oder?“ Noch bevor die beiden Jugendlichen überhaupt antworten konnten, hatten sie bereits einen Teller, bestückt mit einem großzügigen Stück Kuchen, in den Händen. „Ähm…Danke, Yagami-san…“, sagte Takeru mit einem aufgesetzten Grinsen. „Oh wow, der sieht wirklich lecker aus!“, kam es von Patamon. Anders als die beiden Menschen, schienen deren Digimon wirklich angetan von den Kuchen zu sein. Auch Gatomon betrachtete diesen mit glänzenden Augen. „Oh ja, ich möchte auch ein Stück!“, kam es freudig von dem katzenähnlichem Digimon. Hikari lächelte nur matt. „Wir essen in meinem Zimmer, ist das in Ordnung?“ Yuuko lächelte munter. „Natürlich. Lasst es euch schmecken!“, begann sie. „Ich könnte noch einen neuen Drink machen…“, überlegte sie weiter, kurz bevor Hikari und Takeru davonschlichen. Man konnte noch durch die verschlossene Türe hören, wie die beiden Digimon voller Elan und Motivation sich gemeinsam mit Yuuko neue, abgedrehte Kombinationen überlegten.   Dort angekommen wurden sie bereits von Miezi begrüßt, die miauend um die Beine der jüngeren Yagami herumschlich. Hikari ging neben ihr in die Knie und stellte ihren Teller auf den Boden. Allerdings reagierte die Katze sichtlich beleidigt. Erst schnupperte Miezi neugierig an dem Kuchen, dann stellten sich die Haare auf, dicht gefolgt von einem Fauchen, kurz bevor die Katze auf dem oberen Stockbett des Hochbettes verschwunden war. Hikari verzog das Gesicht leicht zu einer Grimasse. „Scheint, als würde nicht mal Miezi das Essen deiner Mutter mögen.“, lachte Takeru und stellte den Teller mit dem Kuchen auf Hikaris Schreibtisch. Die Angesprochene lächelte schwach. „Ja, scheint wohl so…“ Sie sah hoch zu ihrem Bett. Miezi würdigte der Yagami keines Blickes. Ohje, Katzen konnten wirklich nachtragend sein. „Wie weit bist du denn mit dem Bearbeiten der Bilder gekommen?“, fragte Takeru interessiert. Gemeinsam besuchten sie die Schülerzeitungs-AG in ihrer Schule und arbeiteten dort als das perfekte Team. Takeru schrieb die Berichte, Hikari machte immer die beeindruckenden Fotos dazu. Diese schmunzelte, ging zu ihm rüber und stellte ihren Teller neben seinem. Danach setzte sie sich auf ihren Schreibtischstuhl und schlug ihren Laptop auf. Stolz präsentierte sie ihre Auswahl der gemachten Bilder und die Ergebnisse ihrer Bearbeitung. Takeru stand dabei hinter ihr.   „Wow, die sind wirklich gelungen…!“, kam es beeindruckt von Takeru. Hikari fixierte ihre Werke. Daher bemerkte sie auch nicht, dass Takeru seinen Blick mehr auf ihren Nacken, anstatt ihre Arbeiten gerichtet hatten. Im nächsten Moment zuckte sie merklich zusammen. Takerus Lippen hefteten sich an ihren Hals, liebkosten die zarte Haut der jungen Frau und umspielte einige Passagen mit seiner Zunge. Hikari war im ersten Moment so schockiert, dass sie sich gar nicht rühren konnte. Die Empfindungen, welche Takeru in ihr auslöste, kamen ihr seltsam vor, verunsicherten sie und machten ihr fast schon Angst. Zumal sie genau wusste, in welche Richtung das hier hinauslaufen würde.   Die folgenden Geschehnisse überschlugen sich förmlich. Schlagartig drehte sich Hikari mit ihrem Schreibtischstuhl und schupste folglich Takeru zurück, der nach hinten zurücktaumelte. Sein Gesichtsausdruck wirkte verletzt, was wiederrum bei Hikari Reue auslöste. „Was soll das?! Ich hab‘ dir doch gesagt, dass ich noch nicht soweit bin!“, schrie sie ihn an. Takeru wich einen Schritt zurück. „Aber…aber warum? Vertraust du mir nicht???“, entgegnete er ihr mit zusammengekniffene Augen. Man sah ihm sehr deutlich an, wie sehr ihn das alles wurmte. Wollte sie ihn denn nicht genauso sehr, wie er sie? Ekelte sie sich vor ihm? Liebte sie ihn überhaupt? So oft hatte er schon von ihr geträumt. Geträumt, mit ihr den nächsten Schritt zu gehen. Jedes Mal, wenn er hoffte, sein Traum würde in Erfüllung gehen, wies sie ihn ab. Es wurde allmählich frustrierend. Außerdem machte es ihn auch irgendwie wütend. „Natürlich vertraue ich dir! A-Aber…aber es fühlt sich einfach nicht richtig an!“ „Na toll. Du bist mit mir zusammen und mir näher zu kommen, fühlt sich also falsch an?!“, entgegneter er wütend. „T-Takeru…lass mir doch einfach Zeit…“ „Wie lang soll das sein? Wie lang soll das gehen! Ich habe auch Bedürfnisse!“, sprach er aus, ohne wirklich darüber nachzudenken, wie diese Formulierung bei seinem gegenüber ankommen würde.   Denn bei Hikari kam es genauso an: War er tatsächlich nur darauf aus, mit ihr zu schlafen? Sie wusste, dass es zu einer Beziehung dazu gehörte, aber warum verstand er sie nicht? Es war für sie schließlich das erste Mal. Etwas, wovor sie sich fürchtete. Natürlich vertraute sie Takeru, aber trotzdem hatte sie Angst. Eine Emotion, die man nicht mal eben so in Worte ausformulieren konnte. „Du vertraust mir nicht!“ Frustriert ballte Takeru die Hände zu Fäusten und sah zur Seite. Dabei bemerkte er nicht, wie sich ein dunkler Schatten hinter ihm bildete. Hikari dafür weitete die Augen und stand auf. „Takeru-kun…nicht…Ich vertraue dir. Aber… Aber es ist mein erstes Mal…“ „Willst du mich denn nicht?“ „D-Doch…sicher…ich will jeden Schritt mit dir gehen. Aber wir haben doch Zeit…“, flüsterte sie. Doch die Frustration, der Groll. klammen nicht ab. Stattdessen begann sich die dunkle Materie hinter Takeru zu manifestieren. „Bitte…beruhige dich… Lass uns in Ruhe darüber reden…“ „Ich will alles von dir. Dich spüren, dich küssen, dich mit meinem Leben beschützen…Aber ständig lehnst du mich nur ab! Ich habe darauf wirklich keine Lust. Dabei komme ich mir vor, wie der letzte Trottel!“, sprach er aufrichtig, jedoch verbittert aus. Hikaris Blick wurde traurig.   Doch es gab keine Zeit, sich dieser Emotion hinzugeben. Stattdessen bemerkte die Yagami, wie sich die dunkle Masse hinter Takeru in etwas verwandelte. Schnell nahm sie die Hand ihres Freundes und zog ihn zu sich. Wütend sah er sie an. „Was soll das?!“ Doch die Angesprochene deutete mit ihrem Finger nur auf die schwarze Fläche. Schockiert weiteten sich die Augen von Takeru, als er erkannte, dass sich ausgerechnet hinter ihm Dunkelheit angesammelt hatte. „W-Was? Was ist das?!“, fragte er entrüstet. „Ist das…das wegen mir?!“ Sein Herz setzte eine Sekunde aus. War er dafür verantwortlich, dass sich Dunkelheit in ihrer Umgebung gebildet hatte? Dunkelheit. Durch ihn? Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Körper.   Allerdings war es bereits zu spät. Vor ihn materialisierte sich ein Digimon, welches stark an eine Frau erinnerte. Das weiblich wirkende Digimon trug dunkle Gewänder und sah erstaunlicherweise trotzdem sehr schön aus. Ein widerliches Grinsen zeigte sich auf den Lippen des Digimons wieder. Der Blick richtete sich auf die beiden Jugendliche. Takeru stellte sich vor seine Freundin, um sie im Notfall zu beschützen. „Erstaunlich, dass mich ausgerechnet die Wollust des Hoffnungsträgers der Digiritter hierhergeführt hat.“, lachte das Digimon gehässig. Etwas verängstigt wich Hikari zurück. „Wer…wer bist du?!“, flüsterte sie ehrfürchtige. Respektvoll verbeugte sich das Digimon: „Ich bin Lilithmon. Repräsentantin der Wollust. Ich danke euch, dass ihr mir den Weg in eure Welt gezeigt habt.“         Der Sieg über die eigene Begierde ist das Kennzeichen wahren Glaubens. Eljâs ebn-e Jussef Nizâmî (1140/41 - 1209), hoch gebildeter persischer Epiker, Erzähler und Novellist     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)