Von streunenden Hunden und verkappten Romantikern von Fusselfiech ================================================================================ Kapitel 1: Von streunenden Hunden und verkappten Romantikern ------------------------------------------------------------ Seufzend starrten seine blauen Augen in den Himmel, kalte Schneeflocken landeten auf seinen vor Kälte geröteten Wangen. Und wieder war er hier, das Dritte? Nein das vierte Jahr in Folge. Als er seinen Blick wieder gen Boden senkte strahlten ihn bunt glitzernde, blinkende Weihnachtsdekorationen an. Sonderpreis Schilder priesen immer noch Weihnachtsangebote Es hatte grade erst begonnen zu schneien, dennoch bleiben die ersten Flocken auf dem Asphalt liegen und bildeten die erste Schneeschicht. Der Beton war noch gut zuerkennen auf dem sich alle Farben des Regenbogens spiegelten. Er schlug die Kapuze seines beigefarbenen Wollmantels über seine brünetten Haare und band den Schal enger. Jetzt musste er sich beeilen, nicht das er zu spät kam. In den lehren Gassen hallten seine schnellen Schritte, noch wurden sie nicht durch den puderartigen Belag auf dem Boden gedämpft. Doch je näher er seinem Ziel kam, umso leiser wurden seine Schritte, denn die Flocken wurden größer und die Schicht auf dem Boden dicker. Die Hände in den Manteltaschen vergrabend lief er zielstrebig die kleinen Gassen entlang, bis er sein Ziel erreicht hatte. Ein kleiner Platz, in dessen Mitte eine Uhr thronte. Ein Blick auf die Uhr an seinem Arm ließ ihn lächeln. Zwei Minuten in einem Jahr, da musste er dem Besitzer wohl wieder auf die Füße treten. Die sonst so vornehme Uhr im Stil des Klassizismus hatte sich in ihr surreales Weihnachtsgewand gehüllt. Eine Verkleidung die so lächerlich war, dass Kaiba ihrem Charme jedes Jahr zur gleichen Zeit erlegen war. Die Uhr selber stellte einen hellgelb leuchtenden Weihnachtsstern dar, dessen kleine LEDs in rhythmischem abstand blinkten, der schmale Pfahl, auf dem sie angebracht war, hüllte sich in tannenzweigähnliche LED Röhren an denen große rote Kugeln hingen. Er schmunzelte erheitert und trat weiter auf die Uhr zu, als er plötzlich eine Bewegung wahrnahm. Auf der anderen Seite des Platzes saß jemand auf einer Treppe. Das Licht der Baumuhr blendete ihn etwas, sodass er an ihr vorbeitreten musste, bevor er die Person erkannte. Wheeler? Der Blonde saß auf einer Treppe, schien vollkommen fasziniert von diesem Konstrukt Baum und hatte Kaiba wohl noch gar nicht bemerkt. Wheeler trug einen zerschlissenen nachtblauen Mantel und braune Schuhe, Seto schmunzelte aufgrund dieses modischen Vergehens, doch Mode war etwas, was dem Blonden sowieso fern war. Vielmehr ging es wohl darum, dass Mantel und Schuhe zweckmäßig waren. Je näher der Brünette kam, umso mehr Details erkannte er. Auf dem Schoss des Mitschülers war ein durchsichtiges Plastik Kästchen und in diesem Kästchen erkannte er einen typischen Weihnachtskuchen, schneeweiß mit leuchtend roten Erdbeeren. Als er nur noch ein paar Schritte entfernt war, sah der Blonde auf, durch seine struppigen Fransen glühten seine honigbraunen Augen. Kaiba sah auf ihn hinab, weniger überheblich als sonst, dennoch arrogant genug um einen gewissen Klassenunterschied beizubehalten. "Ich dachte immer, dass streunende Hunde wie du wenigstens zu Weihnachten ein Zuhause finden.“ Sagte er spöttisch. Der Blonde senkte den Blick. „Und ich dachte, dass arrogante Ärsche wie du durch die Weihnachtsgeister geläutert werden, aber anscheinend geschehen zu Weihnachten keine Wunder.“ Schmunzelnd setzte Kaiba sich neben Wheeler und sah auf die Uhr eine Minute noch, dann würde sie endlich schlagen. „Was machst du hier?“ Fragte der Brünette den anderen und sah zu ihm herüber. „Wartest du auf jemanden?“ Der Junge neben ihn nickte abwesend. „Hm.. auf ein Wunder, vielleicht?“ Lächelte dieser verlegen und sah den Brünetten an. „Was machst du hier?“ Stellte Wheeler die Gegenfrage. Kaiba senkte den Blick, sah auf den Boden. Ja was machte er eigentlich hier? „Ich…“ Er brach ab. Überlegte noch einen Moment doch dann begann das Glockenspiel. Einmal im Jahr um Punkt zwölf Uhr in der Nacht vom 24 zigsten auf den 25 zigsten Dezember spielte die Uhr ein Weihnachtslied. Der Brünette kannte es nicht, da er sich nie für Weihnachten interessiert hatte, doch seitdem er das erste Mal, in einer dieser Nächte ziellos umhergewandert war, auf der Suche nach … Wonach er gesucht hatte, wusste er gar nicht mehr, doch er wusste, dass er es gefunden hatte in den Klängen dieser Uhr. Bedächtig mit geschlossenen Augen lauschte er dem programmierten Glockenspiel. Als es aufhörte, öffnete er die Augen und lies sie zu dem Blonden wandern, der seine noch immer geschlossen hatte. Kaiba wartete darauf, dass Wheeler die Augen öffnete und ihn ansah. Erst dann sprach er weiter. „Darauf, ich warte darauf.“ Lächelte er und sah wieder auf diese irrwitzige Konstruktion. Der Blonde lachte leise und blinzelte einige wenige Tränen aus den Augen. „Woher wusstest du das?“ Fragte er und rutschte etwas näher. Der Brünette seufzte leise. „Das ist nicht mein erstes Jahr hier.“ Lächelte er und zog die Beine etwas an. „Nicht? Du kommst öfter her?“ „Einmal im Jahr.“ Antwortete er melancholisch. Sein Blick blieb dabei auf den Baum gerichtet. Er war es nicht gewohnt so privat zu sein, so viel preiszugeben, was ging es Wheeler an, was er hier machte oder wie oft er da war, doch dieser Ort schien ihm so surreal, das er sich diesem Zauber nicht entziehen konnte. Wheeler sah ihn an. „Wie hast du diesen Ort gefunden?“ Kaiba sah auf, was war der Blonde denn so neugierig? „Ich war auf der Suche nach etwas und bin zufällig hier vorbeigekommen.“ Antwortete er. „Und die Uhr war so komisch, dass ich einen Moment stehen bleib.“ Er hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war, so fasziniert war er von dem Anblick gewesen. Dann erklang das Glockenspiel und er hatte sich vorgenommen jedes Jahr herzukommen, vielleicht auch um auf ein Wunder zu warten? Kaiba lächelte in sich hinein, bekam plötzlich einen verklärten Blick. Leises Lachen erklang neben ihn. „Hm, so ist es mir auch passiert.“ Bekräftigte der Blonde. Kaiba sah auf und wieder auf den Blonden, dessen lachen nur langsam verhallte. „Hm, sie erinnerte mich irgendwie an Alice im Wunderland.“ Sagte er und streckte sich. „Alice im Wunderland?“ Fragte Wheeler erstaunt. „Ja, kennst das nicht?“ Entgegnete der Brünette skeptisch. „Doch, aber ich hätte nicht gedacht, dass du Märchen kennst.“ Kaiba grinste leicht und stieß den Blonden an. „Meinst du ich erlaube mir so eine große Wissenslücke? Zudem lese ich Mokuba jeden Abend etwas vor.“ Doch so war es nicht. Seto mochte Märchen und grade Alice im Wunderland gefiel ihm sehr. „Welcher ist dein Lieblings Charakter?“ Fragte Wheeler neugierig und kam wieder etwas näher, sah den jungen Mann neben sich forschend an. Er wusste selbst nicht, warum er so neugierig war, aber irgendwie gefiel ihm die Konversation und er hatte Angst sie würde sich verlieren, wenn er nicht weiter redete. „Alice.“ Warum Kaiba nicht zögerte, wusste er selbst nicht, auch nicht warum er plötzlich dieses Leuchten im Blick hatte. Doch noch nie hatte er jemanden von dieser Leidenschaft erzählt. Er wendete den Blick ab. „Wirklich.“ Der Klassenkamerad schien skeptisch, so das Kaiba ihn wieder ansah. „Hm… du hast eher die Königin erwartet was?“ Lachte er leise. Überrascht sah Wheeler ihn an und musste auch leise Lachen. „Hm, ja schon eher, oder vielleicht die grinse Katze.“ Alice, warum der Brünette wohl Alice so mochte? Wheeler war sich nicht sicher ob er fragen sollte schließlich war es für Kaiba sicher etwas sehr Privates. Doch dieser schien die Frage in seinem Gesicht zu lesen. „Weil…“ Er zögerte, nur einen Moment, wollte der junge Firmenchef wirklich erklären warum ausgerechnet Alice? „Weil, egal wie öde und trist ihr Alltag ist, sie macht daraus ein Abenteuer.“ Sagte er leise. Wieder wendete er den Blick ab. Betrachtete die als Tannenbaum verkleidete Uhr und schwieg, war sich aber der Blicke des Blonden bewusst. Wheeler war fasziniert, bewegt und irritiert Gleicher maßen. Kaiba bewunderte wirklich eine Tagträumerin und hatte es vor ihm zugegeben? Ein zärtliches Lächeln umspielte seine blassen Lippen, als er dem Brünetten näherkam. „Du bist gar kein arroganter Arsch.“ Grinste er. Der Firmeninhaber sah ihn skeptisch an. „Ach?“ Der Blonde nickte. „Du bist ein verkappter Romantiker.“ Er war was? Ein verkappter Romantiker? Der Blonde lachte wieder und rückte etwas ab. „Ja, irgendwie schon.“ Kaiba fühlte sich unwohl ertappt wollte das Thema wechseln. „Und deiner?“ Fragte er deshalb und versuchte sein Herzklopfen wieder etwas zu beruhigen. „Ich mag Alice im Wunderland nicht.“ Antwortete der Blonde und grinste seinen gegenüber breit an „Ich mag mehr Fantasy, oder Aktion, bei Märchen passiert mir zu wenig.“ Kaiba musste schmunzeln. „Ja, hätte ich mir denken können.“ Eine melancholische Stille breitete sich zwischen ihnen aus und beide hingen ihren Gedanken nach, bis der Blonde wieder das Wort ergriff. „Bist du manchmal einsam?“ Fragte er und Kaiba spürte seine Hand näherkommen, der Blonde trug keine Handschuhe, war ihm nicht kalt? Seto überlegte einen Moment. „Ich weiß nicht.“ gab er zu. War er einsam? Das war eine schwer zu beantwortende Frage. „Wie kann man das nicht wissen?“ Fragte der Junge neben ihm fast empört, das Kaiba wieder schmunzeln musste. „Ich habe nie Zeit darüber nachzudenken.“ Antwortete er schlicht. „Morgens bin ich froh ein paar Minuten für mich zu haben, bevor Mokuba erwacht, wenn ich meinen Kaffee trinke und die Nachrichten lese. Dann beginnt mein Alltag, ich bin Stunden umrundet von Menschen und abends froh noch mal ein paar Minuten für mich zu haben.“ Der Blonde hatte den Blick gesenkt. „Und? An Tagen wie diesen? Warum bist du ziellos durch die Stadt gelaufen und hast nach etwas gesucht?“ Kaiba sah auf, der Blonde schien sich zu schämen, doch er musste sich nicht schämen. „Wie ist es bei dir? Du hast doch Freunde und eine Schwester.“ Sagte er leise. Er hatte sich nie vorstellen können, dass den Jungen neben ihm solche Gedanken beschäftigten. „Und trotzdem sitze ich an Weihnachten hier und warte auf ein Wunder.“ Antwortete Wheeler leise. Der Brünette rutschte Näher legte seine Hand auf die des Blonden. „Hm.. Ich denke an Tagen wie diesen bin ich auch einsam.“ Gab er zu, spürte wie der Blonde ihre Hände verschränkte. Hand in Hand saßen sie da und starrten in den Himmel. Es war ein angenehmes Gefühl. „Hast du Hunger?“ Vor dem Brünetten tauchte die Torte auf und der Blonde grinste ihn tatsächlich an wie ein grinse Katze. „.Eine Mad Tea Party also?” Fragte er und sah den Klassenkameraden lässig an, der eifrig nickte. „Ich hab nur keinen Tee.“ Gab er geknickt zu. Kaiba seufzte leise und öffnete den Mantel. „Sonst warte ich immer mit einer Tasse Kaffee auf das Glockenspiel, aber diesmal bin ich ja nicht dazu gekommen.“ Joey lachte leise und Seto musste schmunzeln, während der ganzen Zeit hielten sie sich bei der Hand. „Hast du denn eine Gabel?“ Fragte er und holte etwas umständlich den Thermobecher aus dem Mantel um den Blonden nicht loszulassen. Wheeler versuchte das Kästchen zu öffnen was aber nicht so leicht war, mit einer Hand. „In dem Kästchen ist eine Gabel.“ Erklärte er. Einen Moment sah der Brünette sich an wie der Blonde versuchte das Kästchen mit einer Hand zu öffnen. Als er selbst dann ungeduldig wurde, rutschte er etwas Näher und hielt es mit der freien Hand fest, den Thermobecher hatte er zwischen die Knie geklemmt. Zusammen öffneten sie das Ding irgendwie und befreiten den Kuchen. Tatsächlich sah er aus als gehörte er auf den Tisch einer Tee Party. Wheeler fummelte die Gabel raus und pikte die Kandierte rot leuchtende Erdbeere auf. Grinsend sah er den Brünetten an und hielt ihm die Gabel hin. „Hier als mein Gast darfst du die Erdbeere.“ Kaiba ließ sich nicht zweimal bitten und so überraschte er sich und den Blonden damit, dass er die Spitze der Erdbeere abbiss und genüsslich kaute. Er hatte nicht gedacht, dass das rote Zuckerding schmecken würde, aber tatsächlich war es verführerisch lecker und das dumme Gesicht des Blonden würde er wohl nicht mehr vergessen. „Ich bin heute bereit zu teilen, den rast darfst du haben.“ Sagte er süffisant lächelnd und leckte sich über die Lippen, während er sich wieder etwas zurückzog. Wheeler war mal wieder verblüfft, er nahm die Gabel in den Mund und kaute ebenfalls auf dem triefenden Zuckerding, verzog aber das Gesicht. „Süß.“ Murrte er und sah in die blauen Augen seines Gegenübers, mochte Kaiba wirklich solche Sachen? Er sah auf den Kaffee Becher zwischen den Knien des anderen. „Kann man den Trinken?“ Fragte er und zeigte mit der Gabel darauf. Kaiba lachte leise. „Keine sorge er ist völlig jungfräulich, schwarz und herb.“ Eine gewisse Leidenschaft für Süßes konnte der Jungunternehmer nicht abstreiten, doch beim Kaffee war er eigen, nur schonend geröstete frisch gemalten Kaffeebohnen mit weichem Wasser aufgegossen. Zucker oder Milch würden seinen Geschmack nur verfälschen. Er nahm die Tasse und hielt sie dem Blonden hin, der sofort verstand und den Deckel abdrehte. Tatsächlich kannte Wheeler den intensiven Geruch des Kaffes, Kaiba hatte off eine Tasse dabei. Und jedes Mal, wenn er den Deckel abschraubte kam ihm dieser intensive Geruch entgegen. Interessiert nahm er dem Brünetten den Becher ab und trank einen Schluck, tatsächlich war er herb und doch nicht bitter, nach der süßen Erdbeere geradezu eine Wohltat. Der Junge Firmeninhaber hingegen nahm dem Blonden die Gabel ab und stach in den blütenweißen Kuchen. Genüsslich nahm er die Gabel zwischen die Lippen. Die zarte Sahnecreme schmolz auf seiner Zunge und der feine teig verging fast, dazu die leicht säuerlichen Erdbeerstücke. Warum hatte er bisher noch nie diesen Kuchen gegessen? Wheeler beobachtete das nur versteckt hinter dem dampfenden Kaffee Becher. War der andere schon immer so gewesen? Ein Genießer? Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und lässig lehnte er sich etwas vor, während er einen weiteren Schluck Kaffee nahm. Eine angenehme Stille breitete sich zwischen den beiden aus, während sie den Kuchen aßen und den Kaffee tranken. Dabei saßen sie eng beieinander wärmten sich etwas, da es schon recht kalt wurde. Doch grade als der Blonde sich an die Situation gewöhnte holte das Glockenspiel der Uhr sie aus ihrem Wunderland. Er spürte wie die Hand des Brünetten aus seiner glitt, wie diese warme Zärtlichkeit zwischen ihnen zu verschwinden drohte, als Kaiba aufstand und seinen Becher schloss. „Mit dem ersten Glockenschlag?“ Fragte der Blonde fast wehmütig. „Lässt du mir wenigstens deinen gläsernen Schuh Cinderella?“ Scherzte er und lachte leise. Der Jungunternehmer wendete sich um und überlegte einen Moment, dann kramte er einen Zettel aus der Tasche, tatsächlich war es ein Einkaufszettel. Hecktisch suchte er nach einen Stift, er hatte doch sonst immer einen dabei. Leise lachte er als der Blonde ihm einen reichte. „Ob das zur Gewohnheit wird?“ Fragte er seinen Retter, der wohl einen Moment brauchte um zu verstehen was er gemeint hatte. Der Klassenkamerad lachte auf. „Hm, ist doch schön, dass wir uns so ergänzen.“ Kaiba schrieb eine Nummer auf und reichte sie dem Blonden. „Hier, damit findest du mich wieder.“ Sagte er lächelnd, als der Blonde danach griff sahen sie sich noch mal in die Augen. „Aber Wheeler, probiere ihn nicht zu oft, Schuhe nutzen sich ab, je öfter man sie anzieht.“ Joey grinste und zog den Zettel an sich. „Keine Sorge ich weiß wie man Schuhe pflegt. Ich passe gut auf ihn auf.“ Versprach er. Kaiba sah noch mal auf die zitternden Hände des Blonden und seufzte leise. Ohne Kommentar zog er seine Handschuhe aus und gab sie dem Blonden. „Was?“ Fragte der irritiert. „Sie waren mir eh immer zu groß.“ Schnaubte der Brünette und ging. ******************************************************************************* Kaiba zog den Kragen enger und schob die Hände in die Tasche, irgendwie hatte er keine Zeit gefunden sich neue Handschuhe zu kaufen. Mürrisch trat er durch die weißen Gassen und sah in die Lokale, aus denen laute Musik dröhnte. Er hatte Silvester noch nie etwas abgewinnen können. Viele laute Menschen, die fröhlich angeheitert durch die Straßen tanzten in lächerlichen Kostümen und schief singend, dazu das Knallen der billigen Raketen und am Ende der dichte Rauch, der sich noch an Neujahr durch die Straßen zog. Dennoch irrte der Brünette durch die Straßen in der irrationalen Hoffnung erneut auf Wheeler zu treffen. Seit Weihnachten hatte sein Handy nicht vibriert. Wheeler wusste anscheinend wirklich, wie man Schuhe pflegte. Doch für den Geschmack des Brünetten pflegte er sie zu gut. Seufzend sah er auf den Boden und grinste unglücklich. Silvester war nun mal nicht Weihnachten. Sicher war Wheeler grade mit seinen Freunden unterwegs, oder auf Dukes Party, er war auch eingeladen gewesen, doch ein Kaiba, sofern er nicht Mokuba hieß, ging nicht auf Partys. Zumindest nicht auf solche, die Duke Devlin ausrichtete. In der Ferne knallten die ersten Böller und zischten einige Heuler durch die Luft. Der Spaß eines jeden Jugendlichen, außer er hieß Kaiba. Er hatte nichts mit Feuerwerk am Hut, dennoch trug er in der Tasche zwei Wunderkerzen spazieren. Wheeler würde ihn wieder einen verkappten Romantiker nennen, das war zwar nicht sehr schmeichelhaft, aber immer noch besser als arroganter Arsch. Plötzlich zischte etwas und blitze auf Kaiba hielt sich die Hand vor die Augen und stolperte etwas zurück. Was zur? Er sah sich um, aber niemand war zu sehen, was unter anderem daran lag, das er etwas geblendet war. Verdammte Kinder. Er schnaufte, doch dann vibrierte sein Handy. Wahrscheinlich war es Mokuba. Doch die Nummer kannte er gar nicht, konnte es wirklich Wheeler sein. >Wo bist du?< Kaiba sah sich noch mal um, doch niemand war zu sehen. >Zu Hause.< Antwortete er wenig wahrheitsgemäß, es musste Wheeler sein, sonnst kannte niemand seine Handynummer, außer Mokuba und der hatte definitiv eine andere Nummer. >Lügner< Seto versteckte sein Gesicht hinter dem Schal. War Wheeler tatsächlich hier. Ein glücklicher Ausdruck trat in seine blauen Augen. >Woher weißt du das?" Fragte er zurück. Noch nie hatte er auf die Antwort einer SMS gewartet, Kaiba wartete nicht auf eine SMS oder E-Mails, doch heute war es anders. In seinem Magen breitete sich eine Aufgeregtheit aus, die er so nicht kannte. Normal schob er das Handy immer in die Tasche und wartete mit dem Antworten mindestens eine halbe Stunde, schließlich war er ein wichtiger Mann. Doch eine Antwort kam nicht. Enttäuscht steckte er das Handy weg und in dem Moment als er seine Hand wieder heraus holte griff jemand nach ihr. Er erkannte seine Handschuhe. Ihre Finger verschränkten sich miteinander und jemand drückte sich von hinten an ihn. "Ich hätte nicht gedacht heute auf einen Romantiker zu treffen." Hauchte Wheeler sanft, sein warmer Atem streifte Kaibas Wange und zauberte eine Gänsehaut auf seinen Körper. "Und ich dachte streunende Hunde findet man an Silvester nur ihm Rudel." Antwortete er geschickt. Er wollte sich umdrehen, doch dann hätte er die vertrauten Hände loslassen müssen. "Du hast gar keine Handschuhe an Kaiba, hast du deine etwa verloren?" Fragte der Mitschüler und zog seine Hände zurück. Kaiba wendete sich um sah in die schelmisch glitzernden Augen des anderen, der in seiner Jackentasche herumwühlte. "Du hast also nicht damit gerechnet einen Romantiker zu finden?" Fragte er und half dem Blonden etwas. "Lügner." Flüsterte Kaiba leise, als er ein Paar Handschuhe aus der Jacke zog. Wheeler lachte leise. "Erwischt." Lächelte er verschmitzt und zog Kaiba die Handschuhe wieder aus der Hand. "Ich hatte gehofft dich hier zu finden." Kaiba senkte den Blick, beobachtete, wie der Blonde die Handschuhe über seine Finger stülpte, dabei stellte er sich etwas ungeschickt an, was kein Wunder war, schließlich war es gar nicht einfach jemand anderem Handschuhe anzuziehen, wenn man selbst welche trug. "Warst du einsam?" Fragte der Brünette leise und sah hinab auf die Blonden zotteln. Doch der Blonde schüttelte mit dem Kopf. "Ich hatte Sehnsucht." Antwortete er. "Nach dem Wunderland?" Wheeler sah auf in die blauen Augen seines Gegenübers. "Hm... nach dem Wunderland." Sie gingen eine Weile nebeneinander, Hand in Hand, durch die Gassen, sahen dem Treiben um sich herum zu. "Hast du Vorsätze?" Fragte der Blonde interessiert und sah den Brünetten an. "Vorsätze?" Fragte Kaiba skeptisch. "Ja, gute Vorsätze, so was wie, netter zu anderen zu sein, oder nicht mehr ganz so arrogant? Oder vielleicht deine Gefühle besser zu zeigen?" Grinste der Blonde frech. "Hm... nein, ich wüsste auch nicht warum, ich bin schließlich perfekt so, wie ich bin, was ist mit dir?" Stellte Kaiba die Gegenfrage. "Ich hab schon Vorsätze, aber die sind meist schon um 5 nach zwölf vergessen." Seto lachte leise und blieb stehen. Musterte den Blonden, der leicht schmollte, aber nicht lange. Verschwörerisch zog der Blonde, den anderen näher. "Aber einen Vorsatz, den werde ich dieses Jahr auf jeden Fall umsetzen." Flüsterte er verschwörerisch. Interessiert sah Kaiba ihn an, doch der Blonde schwieg, also setzten sie ihren Weg fort. "Hast du eigentlich einen Platz, von dem aus du das Feuerwerk guckst Kaiba?" „Nein ich mag Silvester nicht sonderlich.“ Antwortete er. Joey lächelte ihn spitzbübig an. „Warum bist du dann hier Kaiba?“ Der Brünette sah auf und lächelte sanft. „Sehnsucht.“ „Nach dem Wunderland?“ Sanft drückte der Brünette die Hand des Blonden, nickte dann aber. „Ja, nach dem Wunderland.“ Der Blonde drängte sich etwas näher. Sie liefen eng aneinander gekuschelt eine Straße hinab, bis dem Blonden etwas auffiel. „Komm.“ Er zog den überraschten Brünetten über die Straße und blieb an einer Tür stehen. „Was hast du vor? Das Parkhaus ist noch nicht eröffnet.“ Zischte der Brünette. „Jetzt hab dich nicht so, wolltest du nicht Abenteuer?“ „Wer hat das behauptet?“ Knurrte Kaiba mürrisch sah aber zu wie der Blonde geschickt die Tür öffnete. „Jetzt hab dich nicht so, es wird dir gefallen.“ Lachte Wheeler und zog den Größeren mit in die Dunkelheit des Parkhauses. Skeptisch folgte Kaiba dem Blonden hinauf in die oberste Etage, der Schnee war blütenweiß und unberührt die Flöckchen an der Oberfläche glitzerten leicht und unter ihren Füßen knisterte der unberührte Schnee, als sie zum Geländer schritten. Es war windig, sodass einzelne lose Schneeflocken vom Boden gefegt wurden und in kleinen Wirbeln tanzten. Kaiba sah hinab auf die Stände, des Straßenfestes, auf die Menschen und die Lichter, das knallen der frühen Feuerwerkskörper schien so weit weg, das es hier oben nur ein Dumpfes leises Geräusch war. Wheeler lehnte sich gegen ihn beobachtete den Brünetten, der angesträngt auf die Straßen sah. War Kaiba wohl tatschlich wie Alice? Ein Tagträumer, war seine abwesende und unfahrbare Haltung nur dazu da um zu verstecken, dass er eigentlich ein verkappter Romantiker war? Grinsend sah er hinab. „Wie Sterne nicht?“ Fragte er und zeigte auf die Lichter in den Straßen. Kaiba sah überrascht auf. „Erwischt.“ Lachte der Blonde und sah auf die Uhr. „Nicht mehr lange, Zeit dir einen guten Rutsch zu wünschen.“ Grinste der Blonde übermütig, schnappte nach dem Brünetten und warf ihn spielerisch zu Boden. Aufstöhnend kam der Brünette im weichen Schnee auf und funkelte den Blonden an. „Blödmann, du hast was falsch verstanden.“ Joey lachte und drückte Kaiba in den Schnee „Ups, muss ich mich jetzt entschuldigen?“ Kaiba lächelte mürrisch und drückte dem Blonden eine Ladung Schnee ins Gesicht. Daraufhin rauften sie auf dem Dach und rollten über den Boden, bis der Blonde wieder die Oberhand hatte. Sein Blick glitt zu der Spur, die sie hinterlassen hatten und in der Ferne begannen die Glocken zu läuten. „Das ist kein besonders schöner Schnee-Engel.“ Lachte er und setzte sich auf. Der Brünette am Boden atmete schwer und wendete den Kopf um sich das selbst anzusehen. „Das sind nur viele in einer Reihe.“ Flüsterte er atemlos und funkelte schelmisch zu dem Blonden herauf. Der Blonde Lachte und sah hinauf in den Himmel lauschte dem Läuten der Glocken, bis sie verklangen. „Happy new year Kaiba.“ Lächelte er zärtlich. Während hinter ihm die ersten Raketen die Luft in Brand setzten. Blauer, grüner, roter und goldener Flitter erhellte die Nacht. „Happy new year Wheeler.“ Antwortete Kaiba und schloss die Augen. „Was ist jetzt mit deinem Vorsatz?“ Fragte er neugierig und spürte, wie der Blonde näher kam, ihre Hände erneut miteinander verschränkte. „Ich küsse dich jetzt Kaiba.“ Hauchte der Blonde gegen die Lippen des Brünetten. Der öffnete die Augen, sah in die Fragenden braunen des Blonden und schmunzelte. „Das deckt sich mit meinem Vorsatz Wheeler.“ Hauchte er und überbrückte die wenigen Millimeter, die sie getrennt hatten. Es war ihr erster Kuss scheu, zart, fragend und doch überraschend intensiv. Sie lösten die Hände und umschlangen einander drehten sich auf die Seite, zwischen ihren Lippen traten zarte Kondenswölkchen. Über ihnen leuchtete der Himmel in allen Farben, bis ein grauer Dunstschleier sich über die Stadt legte und der Geruch des Rauches sie wieder auseinander trieb. Wheeler lehnte sich an das Geländer und hielt sich den Kopf, hatte er das wirklich Garde Getan? Kaiba stand auf, er war durchnässt und griff in die Manteltasche, die Wunderkerzen waren trocken. „Hast du Feuer Wheeler?“ Fragte er und hielt dem Blonden eine hin. „Hn? Wo hast du die denn her?“ Fragte dieser und stand ebenfalls auf suchte in seiner Jacke nach einem Feuerzeug. „Mokuba hat sie mir gegeben. Zum vertreiben böser Geister.“ Der Blonde sah auf und lachte leise. Er nahm das Feuerzeug und zündete seine an. Dann hielt er sie an Kaibas und kam ihm wieder näher. Sanft trafen sich ihre Lippen erneut, während die Wunderkerzen langsam miteinander verschmolzen und ihr weißer Glimmer zu Boden fiel. Ihre Hände suchten erneut aneinander und die nassen Körper schmiegten sich aneinander. Sie froren und doch war zwischen ihnen eine Hitze, die sie wärmte, erst die Glocke, die verkündete das die erste Stunde des Jahres vergangen war, weckte sie wieder und lies sie auseinanderfahren. „Die Uhr schlägt Eins.“ Flüsterte Wheeler, während der Brünette sich vom Geländer abstieß und den lehrgebrannten Stab fallen ließ. „Gute Nacht Wheeler.“ Sagte der Brünette zum Abschied und ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)