Das Jubiläum von She-Ra ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Autor: She-Ra Serie: Saber Rider and the Star Sheriffs Disclaimer: Saber Rider and the Star Sheriffs sind Eigentum von WEP Der Saal war hell erleichtet Sämtliche Vorbereitungen für das Bankett anlässlich des 5 jährigen Jubiläums waren unlängst getroffen. Die ersten Würdenträger des KOK waren eingetroffen und weitere Gäste trafen ein. Getränke wurden derweil direkt an die Anwesenden verteilt, während April Eagle sich umsah. Seid sie ihre Freunde das letzte Mal gesehen hatte, waren Jahre vergangen. Zu Colt war der Kontakt als Erstes eingeschlafen. Und zu Saber? Seit dem Ende einer Mission hatte sie nicht mehr von ihm gehört. Ihr Vater hatte einmal etwas von unehrenhafter Entlassung gefaselt, jedoch die Blondine dies nicht glauben können. Dem Commander glaubte sie schon länger nicht mehr. Es war eine harte Zeit für sie gewesen, aber mittlerweile beschränkte sich ihre gemeinsame Konversation auf ein „Guten Tag“ und „Tschüss“. Das Oberhaupt der Sektion West des Kavallerie Oberkommandos steckte mitten in einer ausgewachsenen Midlifecrisis. Zwar hatte April ein Appartement auf dem Gelände des KOK, aber war sie auch gern bei ihrem Vater gewesen. Und an einem Morgen, wo sie ihn mit einem Frühstück überraschen wollte, zerfiel ihre heile, kleine Welt. Ihr Vater, mit deutlich grau gefärbten Schläfen, saß im Kreise einiger vollbusiger Mädchen, die entweder gleichalt oder sogar junger als die Navigatorin waren. Und daran schien sich Charles in keinster Weise daran zu stören. Er drückte die nächste Frau an sich, während er sofort mit einer anderen herum züngelte. Dabei kraulte ihn eine weitere seinen Bart, bevor deren Finger zu seiner Brust glitten, die nur von einem dünnen Morgenmantel verborgen war. Schlagartig fiel April alles aus dem Gesicht, bevor sie kommentarlos auf dem Absatz kehrt machte und die Villa fluchtartig verließ. Seit diesem Tag hatte die Blondine ihren Vater nie alleine angetroffen. Immer war sein Harem bei ihm. Kurz schüttelte sie ihren Kopf, damit die Bilder vor ihrem geistigen Auge verschwanden. Vielleicht würde es ja ein schöner Abend werden. Das hoffte sie jedenfalls tief in sich. Mit der Sektflöte in ihrer zierlichen Hand wandelte sie durch den Saal und sah sich dabei um. „April“, sprach sie jemand an, so dass sie stoppte und sich in ihrem roten Kleid langsam umdrehte. „Ro… Robin“, stammelte sie, als sie die Person nach einigem Blinzeln erkannte. Die blonde Lehrerin lachte glockenhell auf. „Natürlich bin ich es. Aber du schaust mich an, als hättest du einen Geist gesehen.“ Sofort schoss die Röte in die Wangen der anderen Blondine, was ein Kichern bei der Ersten auslöste. „Du… du siehst verändert aus“, brachte Charles Tochter hervor. „Danke. Das nehme ich mal als Kompliment.“ „Das sollte es auch sein.“ Robin hatte sich sichtlich verändert. Ihre Haare schienen länger geworden zu sein. Dies schloss April aus der kunstvoll hochgesteckten Frisur, die mit Perlen und Kristallen verziert war. Und das Kleid stammte von einem der aktuellsten Designer auf Yuma. April hatte sich oft an den Schaufenstern die Nase platt gedrückt. Doch leisten würde sie sich nicht einmal ein Tuch können. „Du siehst einfach… wow aus…“ „Danke“, erwiderte die Lehrerin und drehte sich leicht, um sich der Freundin zu präsentieren. Dabei bemerkte die Navigatorin den Ring an der Hand ihres Gegenübers. „Was sehen meine Guckerchen denn da?“, rutschte es aus ihr heraus. „Der ist schön, nicht wahr?“, entgegnete die anderen und hielt ihr die Finger hin. „Eigentlich fand ich ihn etwas zu groß, aber mein Mann hat darauf bestanden“, erklärte ihr Robin dabei. „Wie sagte er, als er ihn mir schenkte? Er strahlt beinah so schön, wie meine Augen.“ April musste das Ganze erst einmal sacken lassen. „Ich will ja nicht unverschämt sein, Robin. Aber dein Mann… Ich mein, ich war bei Colts und deiner Hochzeit dabei… Er war zwar nicht arm wie eine Kirchenmaus und auch wenn das KOK nicht schlecht bezahlt… so einen Klunker hätte er sich niemals leisten können…“ Robin kicherte erneut. „Also denkst du dir, das ich mich nach einem reichen Schnösel umgesehen habe“; kommentierte sie anschließend die Worte der Navigatorin. „Ja… nein… das meinte ich nicht so… Verzeih mir“, kam es zerknirscht. „Weißt du, ich wollte nicht in einen Topf werfen... Aber mein Vater… seit geraumer Zeit lassen sich viele Frauen geradezu von ihm aushalten…“sprach sie weiter und sah auf den Boden. „Schon ok. Ich bin dir nicht böse. Aber ich bring dich Mal zu meinem Göttergatten.“ Mit Absicht hatte sie vorerst nichts zu dem Schlusssatz von April gesagt. Dafür schob sie die Blondine nun sanft vorwärts in Richtung Bar. Um nicht zu stolpern, blickte diese automatisch nach vorn. Daher kam sie nicht drum herum, sich umzusehen. Sie entdeckte einige bekannte Offiziere, einige Kadetten, zwei Kellner und den Barkeeper. Doch plötzlich stoppte Charles Tochter. Dort stand noch eine weitere Person, die sich langsam zu den beiden Frauen umdrehte. April erstarrte beinah zur Salzsäure, während Robin sich von ihr löste und auf ihn zuging. Dieser legte charmant seinen Arm um ihre schlanke Gestalt. „Hallo Prinzessin“, begrüßte der junge Mann sie, und April war für einen Moment sprachlos. „Colt?“ Dieser nickte. Dabei verbeugte er sich leicht, griff dabei nach ihrer Hand und deutete einen galanten Handkuss an. Nun war April vollkommen neben der Spur. Wo war ihr Raubeiniger, tollpatschiger, keinen Fettnäpfchen ausweichender Cowboy geblieben, der jedem Rock hinterher sah? Ihr Gegenüber war das genaue Gegenteil. Die Jeans und das bequeme Hemd waren einem einreihigen, hochwertigen Maßanzug gewichen. Seine Haare waren kürzer, so dass seine Locken keine wirkliche Chance mehr hatten sich zu kringeln. Und sein Markenzeichen? Bei dem Blaster konnte sie es noch verstehen. Aber Colt ohne seinen heißgeliebten Hut? Das war einfach für die junge Frau zu viel. Daher bemerkte sie nicht, wie ihr ehemaliger Kamerad und dessen Frau sie sanft auf einen Stuhl drückten. Erst dann klärte sich ihr Blick langsam, so dass sie die besorgten Blicke der anderen entdeckte. Zugleich spürte sie das Tätscheln ihrer Hand, was von Robin aus kam. „Alles in Ordnung? Du warst auf einmal so blass.“ „Ich hol ihr eben ein Glas Wasser…“ „Danke Colt. Aber es geht mir gut. Ich war einfach überrascht… du sahst so anders aus, Colt…“ Der mittlerweile Ex-Cowboy lachte freundlich auf. „Nun, leicht gefallen ist es mir nicht, meinen Hut an den Nagel zu hängen“, erklärte er ihr dann. „Aber gänzlich untreu bin ich ihm nicht geworden… „Was ist denn geschehen?“, unterbrach Charles Tochter ihn. „Als wir nichts mehr zu tun hatte, habe ich mein gesamtes Erspartes zusammengekratzt und mir meinen Traum erfüllt. Ich habe eine Ranch mit etwas Land erworben. Jedoch bin ich falsch beraten worden beim Kauf. Mein Boden ist Brachland. Dort kann nichts wachsen. Daher musste ich meinen Tieren das Futter kaufen, da ich nichts anbauen konnte. Ergo kamen immer mehr Kosten auf mich zu, die ich allein nicht stemmen konnte. Auf Robins Gehalt wollten wir eigentlich nicht zurückgreifen. Auch wenn, hätte es uns nur einen geringen Aufschub gegeben. Sonst brachte es uns nur Sorgen und Haarraufen.“ „Das tut mir leid. Es war doch immer dein Traum. Und du hättest doch etwas sagen können. Wir hätten dir schon irgendwie geholfen“, schlug April ihm vor. „Aber was ist dann geschehen?“ „Schon gut, April. Eure Hilfe hätte ich nicht angenommen, und das weißt du. Jedenfalls wirklich etwas gelernt habe ich nicht. Und ich habe mit Robin lange darüber diskutiert, bis ich wieder als Kopfgeldjäger anfing. So konnte ich wenigstens etwas zu unserer Kasse zusteuern. Zugleich war es unser Glück. Ich nahm einen Auftrag an, an dem schon einige gescheitert waren. Den Gesuchten fand ich nach etwas Mühe und erhielt daraufhin ein sehr gutes Angebot. Namen darf ich natürlich nicht nennen. Aber ich kann Robin nun ein Leben bieten, was sie sich immer verdient hat.“ „Ach Colt“, erwiderte diese lächelnd. „Es klingt, als wärst du so etwas wie ein Geheimagent“, äußerte April schmunzelnd. „Aber nur fast“, erwiderte er mit einem Zwinkern. Nun konnte die Blondine wieder lachen, bis sie bemerkte, dass die Züge des Scharfschützen entglitten. „Was hast du?“, wollte seine Frau von ihm wissen. Kurz schwieg der ehemalige Scout und sein „James Bond Image“, brach kurz in sich zusammen. „Jetzt brat mir einen ‚nen Storch und die Beine schön knusprig“, brachte er hervor. „Ick glob‘, dat krieg ich gar nicht in die Linse…“ Auf diese Worte hin, sah Robin direkt in die Richtung ihres Mannes. „Dort ist Fireball…“ April hatte ihn auch bemerkt, jedoch hatte sie ihm nur einen kurzen Blick über die Schulter geschenkt. „Oh mein Gott“, brachte derweil Colts Frau hervor. „Er ist ja kaum wiederzuerkennen… Er sieht aus…“ „Jedenfalls nicht wie Fireball… Vielleicht nur wie ein Ball… ein sehr runder Ball“, kommentierte es Colt unbewusst. Der Japaner schien die drei nicht bemerkt zu haben. Jedoch das Buffet, welches an einer langen Wand aufgebaut worden war, entdeckte er schon. Auf dieses ging er daher mit zügigen Schritten zu. „Weißt du, was mit ihm geschehen ist?“, fragte Robin die Freundin und zog zugleich auch Colts Blick zurück auf diese. Charles Tochter seufzte. „Es ist schon etwas her…“ „Nun spuck es schon aus. Sonst muss man die doch auch nicht alles aus der Nase ziehen! Da lief doch etwas zwischen euch…“ „Genau, lief“, erwiderte April erstaunlich ruhig und sah nun den Brünetten an. „Wir haben es versucht, aber es hat nicht sollen sein. Ganz einfach.“ „Das erklärt aber nicht sein Aussehen. Er rollt ja regelrecht vorwärts, unsere Rennsemmel…“ April unterdrückte den Drang mit den Fingern durch ihr Haar zu streichen. „Ich bin daran schuld. Reicht das?“, keifte sie ihn dann an. Dafür zog ihr Gegenüber die Augenbraue hoch, so dass seine Frau in die Szene eingriff. „Wir machen uns doch nur Gedanken, April. Etwas muss doch passiert sein und wir geben dir keine Schuld daran. Wir wollen es nur verstehen.“ Ergeben blickte die Navigatorin die beiden an. „Es tut mir leid. Ich wollte euch nicht so angehen. Ihr habt ja mitbekommen, dass Fire nach dem Kriegsende wieder zurück zum Rennzirkus zurück ist. Und ich habe ihn begleitet. Dies auch noch zum Unmut meines Vaters. Aber wir waren verliebt. Daher habe ich Fire bei gewissen Modifikationen an seinem Racer geholfen. Zuerst waren wir auch ein gutes Gespann, doch mit der Zeit blieb das zwischenmenschliche auf der Strecke. Dieses ewige hin und her… Ich wollte doch irgendwann auch einmal Sesshaft werden. So haben wir uns immer wieder gestritten und es hochgepuscht, bis es eskaliert ist. Damals warf ich ihm vor, dass er beratungs- und beziehungsresistent ist…“ Kurz stoppte die Blondine und sah dabei auf ihre Finger. „Verzeiht mir, dass ich nicht ins Detail gehen möchte…“ Das Paar nickte schweigend auf ihre Bitte. „Jedenfalls gingen wir getrennte Wege. Meiner führte mich zurück KOK. Und Fire? Er fuhr weiter. Doch er konnte einfach nicht mehr an seine alten Erfolge anknüpfen. So viele Leute hatten auf ihn gesetzt, jedoch enttäuschte er sie alle…“ „Irgendetwas ging da auch durch die Medien oder?“, kam es unterbrechend von Robin. „Das stimmt. Er nahm seinen Abschied und verschwand in der Versenkung“, stimmte sie ihr zu. „Ich habe etwas zwei Jahre nichts von ihm gehört. Doch dann kehrte der Grand Prix hier nach Yuma zurück. Und etwas neugierig wurde ich schon… Von früher kannte ich ja noch seinen Boss und was ich von ihm erfuhr, konnte bzw. wollte ich nicht glauben. Er sagte mit, dass er hier auf Yuma sesshaft geworden wäre… Und noch so ein paar andere Dinge. Ich musste dem ganzen nachgehen und bin zu Fireball hin. Dort angekommen, erschrak ich bis ins Mark, als ich ihn so sah. Er haust, anders kann man es nicht bezeichnen, in einer schäbigen Einzimmerwohnung. Dort sitzt er scheinbar den ganzen Tag vor der Konsole. Gewiss fährt er noch Rennen, aber diese nur noch auf dem Monitor. Schokolade, Chips etc. sind immer griffbereit in seiner Nähe… Natürlich habe ich versucht an ihn heranzukommen… Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst… und vollkommen verbittert… so hat er mich dann auch hochkant rausgeworfen. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen…“ Es herrschte betretenes Schweigen. „Das ist schon ziemlich harter Tobak“, erwiderte Colt, der seinen ehemaligen Partner die gesamte Zeit beobachtet hatte und mit ansehen musste, wie dieser Essen geradezu in sich hineinstopfte. Ohne dass April hinsah, nickte diese leicht. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass er hier erscheint. Es klang immer so, dass er mit allem abgeschlossen habe…“ „Und was sagt dein Vater dazu? Ich mein, er hat sich immer irgendwie für uns verantwortlich gefühlt“, fragte sie der Scharfschütze und sah nun zu ihr zurück. „Dem ist alles gleich geworden… Solange es ihm selber gut geht“, kam es seufzend. Ihre Worte verstand ihr Gegenüber nicht und blickte daher hilfesuchend zu seiner Frau. Diese öffnete ihren Mund, doch etwas äußern konnte sie nicht mehr, als eine vertraute Stimme erklang. „Wen haben wir denn da?“ Sofort strafften sich Aprils Schultern und sie richtete sich auf. „Du kannst ruhig weitergehen, Vater!“, knurrte sie als sie sich zu ihm umdrehte. Und schon als sie ihn gehört hatte, ahnte sie wie er hier auftrat. Daher blickte sie nicht erschrocken, wie ihre Freunde. Der Commander wirkte nicht ungepflegt oder ähnliches, jedoch an seiner leger getragenen Uniform klebten geradezu seine „Bunnys“ Colt, der sonst wirklich nicht auf den Mund gefallen war, brachte bei dem Anblick wirklich nichts heraus. Robin schwieg zwar auch, jedoch gefiel ihr der Blick, mit dem der Ältere sie bedachte nicht, so dass sie sich hinter ihren Mann schob. Und dieser erwachte aus seiner Starre, als der Bärtige ihr zuzwinkerte. Somit stellte er sich vor sie. „Commander“, sprach er dabei und ergriff die Hand, die dieser ihm gerade entgegenstreckte. Sein Druck war mehr als eindeutig. „Colt“, äußerte er und ignorierte seine Tochter. „Kommt. Ich zeig euch eure Plätze.“ Damit drehte er ab und achtete nicht wirklich, ob die drei ihm folgten. „Verzeiht meinem Vater für sein Auftreten“, äußerte April zerknirscht. „Schon gut, Prinzessin. Ich weiß zwar nicht, was mit deinem Vater passiert ist… aber ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich es wirklich wissen möchte“, gab er zu. „Aber lasst uns lieber den Abend genießen“, versuchte er dann seine Begleitungen aufzumuntern. Die Blondinen sahen sich an und nickten beinah zeitgleich. Colt hatte Recht. „Kommt, ich weiß auch, wo unsere Plätze sind“, sprach Charles Tochter dann und setzte sich in Bewegung. Weit bis zu dem runden Tisch war es nicht. April und Robin hatten sich gerade niedergelassen, als eine weitere vertraute Stimme sich in die Situation einmischte, was alle aufblicken ließen. „Matchbox?“, kam es von dem ehemaligen Scout, der seinen Partner mehr oder weniger erkannte. Und die Distanz vorhin und die Beschreibung der Navigatorin waren nur ein kleiner Eindruck gewesen. Aber was er jetzt sah, ließ ihn dann doch schlucken. „Na, du Kuhtreiber? Im edlen Zwirn? Stehst wohl ganz schön unter dem Pantoffel“, äußerte er, bevor er sich auf einem freien Platz hinsetzte. „Ich kann mich im Gegensatz zu dir wenigstens vernünftig anziehen. Zudem habe ich noch Manieren, im Gegensatz zu dir…“ „Hey, was willst du? Ich bin genauso eingeladen wie ihr hier!“, erwiderte dieser und rieb sich kurz seine fettigen Finger an der Tischdecke ab. „Bitte, keinen Streit Jungs“, versuchte April die Situation zu entschärfen. „Halt du dich bitte einfach raus“, äußerte der Japaner direkt mit einem abschätzenden Blick. Charles Tochter holte Luft, um etwas zu erwidern, doch noch bevor nur eine Silbe ihre Lippen verließ, ertönte eine weitere vertraute Stimme. „Hey, Leute. Entspannt euch. Ihr seid doch nicht hier, um euch zu streiten.“ Sofort sahen alle vier hoch und kamen dabei nicht umher, den Neuzugang mit großen Augen anzusehen. Fireballs Anblick war schon ein Schock gewesen, aber Sabers Auftritt schlug dem bekannten Fass den Boden aus. Der ehemalige Anführer stand lässig mit einer Hand in der Hüfte vor ihnen. Er trug eine zerschlissene Jeans und eine abgewetzte Lederjacke mit nicht ganz identifizierbaren Abzeichen. Was am meisten auffiel war jedoch seine Frisur. Während die Seiten kurz rasiert waren, thronte in der Mitte ein Hahnenkamm. Der Highlander schien die Haare hochgeföhnt mit Tonnen von Haarspray fixiert zuhaben. Hinzu kam, dass seine Haare nicht mehr blond sondern bunt wie ein Regenbogen waren. Der erste, der seine Stimme wieder fand, war der Japaner. Dieser fing an zu lachen und schlug sich dabei auf die Schenkel. „Ich wusste gar nicht, dass wir Karneval haben“, brachte er kichernd hervor und rieb sich die ersten Lachtränen aus den Augenwinkeln. Doch sein Gegenüber ließ sich von ihm nicht aus der Ruhe bringen. „Also die Rennsemmel läuft schon hier rum, als wäre er gerade von der Coach gerollt, aber du? Hast du mal in den Spiegel geguckt, Saber? Außerdem was sagt Sincia denn dazu?“, kam es von Colt. „Hey, ich sehe zwar nicht so geleckt aus wie du, aber ich fühl mich in meinen Klamotten wohl!“, fauchte das jüngste Mitglied zurück. „Hey, ganz ruhig. Entspannt euch doch“, mischte sich Saber mit ein. „Sincia ist doch Schnee von gestern. Sie wollte, dass ich lockerer werde. Das bin ich nun und das passte ihr auch nicht. Aber lasst uns doch nun lieber eine Friedenspfeife rauchen“, sprach er und zog scheinbar einen Joint aus der Jackentasche, wo sogar die beiden anderen verstummten, als sie es wahrnahmen. Nun setzte sich langsam das Puzzle in ihrem Hirn zusammen. April erinnerte sich an die Worte ihres Vaters, dass Saber bezüglich seines Verhaltens entlassen worden sei. Im Augenblick kam es ihr vor, wie ein schlechter Scherz. Der Blonde war gewiss ein guter Schauspieler, aber würde er dies im hier und jetzt wirklich eindeutig durchziehen? Vor seinen alten Freunden? Und auch so über Sincia, die Liebe seines Lebens sprechen? Charles Tochter war verwirrt und schüttelte daher ihren Kopf, während die drei Herren um sie herum sich in ein wahnwitziges Dinge an den Kopf warfen. Irgendwie gelang es ihr, sie auszublenden. Robin sah von einem der Männer zu dem nächsten und blickte dann zu April. Die Kopfschmerzen sah sie ihr deutlich an, daher streckte sie ihre Finger aus, um die Hand der Freundin zu tätscheln. Doch sie gelang nicht soweit. Der Commander war hinter seiner Tochter aufgetaucht. Als er die Streithähne sah, ließ er seinen Harem kurz los und schien zu alter Form aufzulaufen. „Was machst du hier, Saber?“, äußerte er. Eine Chance zum Antworten ließ er jedoch nicht, als er bereits lautstark nach den Wachen rief, um den Highlander abzuführen. Dabei nahm der Tumult um den Tisch immer weiter zu. Fireball sprang auf, oder versuchte es besser gesagt und riss dabei den halben Tisch um. Dabei landeten die nahen Gläser auf Robins teurem Kleid. Ihre Augen weiteten sich, während sie auf das Malheur sah. Gewiss war sie nicht nah am Wasser gebaut, dennoch trieb es ihr die Tränen in die Augen. Colt sah dies und langte nun mit einer geschickten Bewegung nach dem Japaner und versuchte ihn hochzuziehen. „Diese Rechnung wirst du begleichen“, sprach er dabei und kämpfte gegen das Gewicht an. Zugleich zerrten bereits einige Soldaten an dem Highlander, der sich nicht einfach abführen ließ. „Entspannt euch, man“, kam es immer wieder von ihm. Aprils schlimmster Alptraum war eingetroffen. Sie hatte auf einen schönen Abend gehofft und dann geschah dies. Sie kam sich wie in einem sehr schlechten Film vor. Alles an was sie geglaubt hatte, war nun in sich zusammengebrochen. Wäre sie nur nicht hergekommen. Ihre Augen begannen nun feucht zu schimmern, so dass sie ihre Hände sich vor das Gesicht schlug. Daher bemerkte sie nicht, das der Pulk sich auch ihr näherte und sie kurz darauf, ungeplant mitsamt dem Stuhl, auf dem sie saß, umwarf. Schlagartig öffnete sie ihre Augen. Ihr Puls raste. Automatisch glitten ihre Hände zu ihrem Herzen. „Liebes?“, hörte sie eine sanfte Stimme. „Ist alles ok?“, kam es besorgt. Ihr Blick glitt zur Seite und so sah sie in sanfte braune Augen. „Fire?“, hauchte sie und dieser legte seinen Kopf leicht schief und hockte sich neben sie. Vorsichtig legte er seine Hand an ihre Wange. „Ist alles ok? Du siehst so blass aus. Sollen wir heute Abend doch lieber zuhause bleiben? Ich sag deinem Vater Bescheid, dass du dich nicht wohlfühlst“, bot er sich direkt an. Bevor sie antwortete, huschte ihr Kopf hin und her. Sie war in ihrer Wohnung und nicht auf dem Bankett. Der Japaner beobachtete sie dabei weiterhin. „April?“, fragte er und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. „Mir geht es gut. Ich hab wohl nur geträumt“, entgegnete sie und musterte ihn dennoch unauffällig. „Du siehst richtig chic in deinem Anzug aus.“ „Danke für die Blumen, aber gegen dich kommt keiner an, Süße“, kam es galant, bevor er sich aufrichtete. „Aber wenn wir deinen Vater nicht erzürnen wollen, müssen wir langsam los.“ Die Blondine nickte zustimmend und ließ sich aufhelfen. Kurz prüfte sie ihr Kleid, die Frisur und das Make up, bevor sie sich von ihre Stola umhängen ließ. Mit einem kurzen Blick zurück, atmete die Navigatorin auf. Alles war nur ein Traum! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)